Seyschellen

Seychellen – Urlaubstraumziel im Indischen Ozean kritisch betrachtet

Weiße, einsame und unberührte Palmenstrände, üppiger Tropenwald, Riesenschildkröten, duftende Gewürze, eine farbenprächtige Unterwasserwelt und die gastfreundliche kreolische Bevölkerung – all das versprechen geschäftstüchtige Reiseveranstalter, wenn sie um Urlaubsreisende, mit Ziel Seychellen, werben. Nichts ist übertrieben, es stimmt, alles, denn unglaublich erfreuliche Eindrücke erwarten den Fremden auf den ca.115 Inseln des Archipels vor der afrikanischen Küste. Aber meist bleibt der Tourist ein Fremder, denn wer Erholung und Abenteuer sucht, wird sich nicht sonderlich um Sorgen und Nöte der einheimischen Bevölkerung kümmern, geschweige sich Gedanken machen, wohin die politische und wirtschaftliche Entwicklung die etwa 90.000 Inselbewohner führen wird. Die meisten ankommenden Gäste werden nach etwa zehn Flugstunden gleich zu ihrem gebuchten Ressort gebracht und dort bleiben sie dann ein oder zwei Wochen, denn wer „all inclusive“ vom Feinsten und meist nicht gerade billig, gebucht hat, warum soll er die Ferienanlage verlassen? Spa, organisierte Ausflüge zu nahen Nachbarinseln oder Schnorchel- und Tauchgänge, sowie eine Radtour auf La Digue sind höchstens kleine Abwechslungen.

Die schönsten Plätze auf den Hauptinseln Mahe, Praslin, La Digue und einigen nur mit Hubschrauber erreichbaren Nobeleilande sind im Besitz des Scheichs von Abu Dhabi, der Russen oder Chinesen. Sie partizipieren am Tourismus, der Haupteinnahmequelle der Republik Sexel, profitabel mit. Natürlich wollen die Betreiber der Tourismusbetriebe möglichst günstig kalkulieren und so wurden in letzter Zeit etwa 5.000 indische Arbeitskräfte ins Land geholt, welche zu Billigstlöhnen (ca. 500.- Dollar im Monat) das Lohnniveau herunterdrücken und für soziale Unruhen sorgen. Die Situation für die einheimische Bevölkerung ist prekär, denn bei einem durchschnittlichen Lebensalter von jungen 26 Jahren, ist die Vermehrungsrate naturgemäß sehr hoch. Nur – wohin mit der wachsenden Inselbevölkerung? Der bebaubare Raum ist nahezu ausgereizt und welche Zukunftsaussichten haben sie zu erwarten? Die Situation ist bereits heute angespannt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist es nicht ratsam, sich außerhalb der bewachten Areale aufzuhalten. Kriminalität, Alkoholismus und Drogenkonsum verschärfen die Sicherheitslage. Viele Jahre sponserten UdSSR und DDR die strategisch wichtige Inselgruppe. Ganz marxistisch „kostenlos“ sind bis heute ärztliche Versorgung, Schulen, Altersversorgung und die Hälfte aller Jobs, etwa 30.000, werden vom Staat gesichert. Bedingt durch den damit verbundenen Devisenmangel wurden private Unternehmensgründungen gefördert. Die preisgünstigste Urlaubsvariante ist daher eines der zahlreichen privaten Gästehäuser über Internet zu buchen. Klein aber fein und der direkte, gastfreundliche Kontakt zur Bevölkerung ist gesichert. Auch in zahlreichen Garküchen werden billigst frische Fische am Straßenrand gegrillt und wer es wagt mit den alten, aber rasant chauffierten öffentlichen Bussen zu fahren, schont sein Reisebudget und erlebt die Seychellen abenteuerlich hautnah. Kleine Mietautos gibt es überall, aber Achtung –  schlechte Straßen und ein dichtes Verkehrsaufkommen verlangen gute Nerven. Ebenso das britische Erbe – der Linksverkehr. 1811 annektierten die Briten die Inseln und 1833 wurde die Sklaverei verboten, aber erst 1976 erfolgte die Unabhängigkeit. Bedingt durch den finanziellen Einfluss der Emirate gewinnt auch der Islam immer mehr Anhänger. Noch ist die Bevölkerungsmehrheit katholisch, allerdings pflegen viele Seychellois insgeheim ihre Vorliebe für Aberglaube, Mystik und Zauberei, deren Grundlagen an den westafrikanischen Voodookult erinnern – ein Synkretismus, wie er typisch ist für ehemalige Sklavengebiete. Noch herrschen keine radikalislamischen Zustände, wie in einem anderen Inselparadies, dem Schariastaat Malediven. So berichtet die Presse am 1.3.2016: „Malediven: Jihadisten im Urlaubsparadies“ – dies sei nur am Rande deshalb erwähnt, weil viele Urlauber die radikalen Entwicklungen in scheinbaren Traumdestinationen gar nicht wahrnehmen.

Eine individuelle Seychellenreise kann nur empfohlen werden, denn noch überwältigt den Europäer die satte tropische Vegetation, die geschützte Tier- und Pflanzenwelt und die lebenslustigen Kreolen. Der Flug mit Äthiopien Airlines kostet ca. 600.- Euro und eine private Unterkunft mit einem hervorragenden Frühstück zwischen 30.- und 50.- Euro pro Person.  Geheimtipp: Danielas Bungalows – Bel-ombre auf Mahe! Vielleicht findet auch ein Glücklicher den Schatz des legendären Piraten Oliver Levasseur, der sich „La Buse“, der Bussard, nannte. Er soll vor seinem Tod durch den Strang auf Mahe einen Schatz vergraben haben – er wird heute noch gesucht.