Oman

Das Sultanat Oman

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Wüste, Öl und Dattelpalmen

Mit den Märchen aus tausendundeiner Nacht, Sindbad dem Seefahrer, der Weihrauchstraße und den Heiligen Drei Königen verbindet sich in unserer Phantasie der Name Oman. Die Kultur dieses Wüstenstaates ist geprägt durch 5.000 Jahre Seehandel und dem teuersten Luxusgut der Antike – Weihrauch. Er wurde von Griechen und Römern mit Gold aufgewogen und noch heute ist Weihrauch im Alltag Omans allgegenwärtig. Speziell in den orientalischen Märkten, den malerischen Suks, kann der heutige Reisende noch mit all seinen Sinnen in die alte arabische Welt eintauchen. Duftende Essenzen, bunte Gewürze, edle Stoffe und eben Weihrauch unterschiedlichster Qualität und Preise, sowie Datteln und die traditionellen Krummdolche der Männer werden bei Tee mit großem Palaver gehandelt, denn ohne Handel ist ein Geschäftsabschluss undenkbar. Die Männer in blütenweißen Gewändern, dem Dischdascha, bekleidet, sind ein unübersehbarer Gegensatz zu den total in Schwarz vermummten weiblichen Gestalten, welche aber ebenfalls in einigen Geschäften dem Handel nachgehen. Heute ist der Oman eine gelungene Entwicklung aus Tradition und Moderne, der interessierte Reisende kann in diesem orientalischen Land ohne Probleme mit einem Mietwagen das Land befahren, wenn er sich an die Regeln eines islamischen Schariastaates hält. Das war nicht immer möglich, denn bis 1970 hat sich der Oman von der Außenwelt abgeschottet. Im ganzen Land gab es nur eine kurze asphaltierte Strasse, ein einziges Postamt und nur eine Krankenstation sowie drei Grundschulen. Erst als der in Europa ausgebildete dreißigjährige Thronfolger Qabus seinen Vater, Sultan Said ibn Taimur stürzte und ins Exil schickte, begann eine rasante moderne Entwicklung, finanziert durch gigantische Einnahmen aus dem Ölgeschäft. In Rekordzeit wurden flächendeckend Strassen, Schulen und eine Universität sowie Spitäler und Flughäfen errichtet. Der moderne Hafen von Salalah verfügt über die größten Verladekräne der Welt und Frachtschiffe bis zu 6000 Container Kapazität laufen vermehrt omanische Gewässer an, denn dies erspart die gefährlichere Durchfahrt der Enge von Hormus. All diese Entwicklungen waren aber nur durch ausländische Arbeitskräfte möglich. Wie in allen arabischen Staaten sind diese unabdingbar notwendigen Hilfs- und Facharbeiter ohne soziale Absicherung nur solange geduldet, solange sie im Arbeitsprozess eingegliedert sind, wenn nicht, müssen sie umgehend das Land verlassen. Fremde müssen arbeiten oder als Touristen zahlen. Bis zu 80% der Gesamtbevölkerung waren arbeitende Ausländer, jetzt soll eine „Omanisierung“ stattfinden und der Zuzug der Gastarbeiter auf 50% reduziert werden – allerdings müssen dann Einheimische tatsächlich auch vermehrt arbeiten und nicht nur handeln oder Kamelzucht betreiben. Die Ölmilliarden erlauben auch Luxusgüter der Superlative zu importieren. So wurden beim Bau der gigantischen Sultan Qabus – Moschee in der Hauptstadt Muskat für 20.000 Betende ein riesiger Lüster aus Österreich mit Swarowski – Kristallen und ein 21 Tonnen schwerer Perserteppich angeschafft. Nur drei Moscheen im Oman dürfen von „Ungläubigen“ zu speziellen Stunden besichtigt werden, Sittenwächter überwachen penibel, dass Frauen ja kein Fleckchen Haut zeigen. Generell gibt es aber angeblich nur wenige radikale Moslems im Oman, da 70% gemäßigte Idabiten, eine Mischung aus Sunniten und Schiiten, sind. Bei dieser religiösen Strömung des Islam ist der Imam selbstverständlich auch sowohl weltliches als auch religiöses Führer, aber die Umma, die moslemische Gemeinschaft, wählt ihr Oberhaupt – also eine Art „Fundamentaldemokratie“. Ob das so bleibt ist abzuwarten, denn der beim Volk äußerst beliebt, gemäßigte Sultan Qabus hat keinen Thronfolger und liegt seit einem halben Jahr schwerkrank in einem deutschen Spital. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Nachbarstaat Yemen kommt, wo Stammesclans kriegerisch um die Staatsmacht kämpfen und der Islam immer radikaler praktiziert wird.

Der Tourist, der sich im arabischen Disneyland Dubai nicht langweilen will, dem sei eine Reise in den Oman empfohlen. Die Modernisierung erfolgte sanft, es gibt keine Hochhäuser und keinen Massentourismus, wohl aber kleine und feine Hotelanlagen an der 1700 km langen Meeresküste und in den fantastischen Wadis, denn die wasserreichen Täler sind die Lebensadern des Oman. Die Omanis sind stolz auf ihre Jahrtausende alte Bewässerungstechnik, welche auch heute in den Oasen und in den Gebirgsterrassen den Anbau von Lebensmittel sichert. Spektakulär sind etwa die Terrassen im Djebal Akhadar oder die Wüsten - Burgen im Hajargebirge.

Wir könnten viel lernen von den Omanis, etwa im Umgang mit fremden Gastarbeitern oder im Stolz auf alte Traditionen, gilt doch bei allen Bevölkerungsschichten der Sultanspruch: „Wer keine Vergangenheit hat, hat weder Gegenwart noch Zukunft.“ – Felix Arabia!