Malta

 Der Schild Europas – Malta

 Bereits beim Anflug auf die zwischen Sizilien und Tunesien liegende Mittelmeerinsel sieht man, wie klein dieser neue EU-Mitgliedsstaat ist. Aber die ca. 350 000 Einwohner sind selbstbewusst, sympathisch und gastfreundlich. Sie sind stolz auf ihre Heimat und ihre Geschichte. Man merkt sofort, dass keine von außen verordneten Sanktionen ihre Tradition verfälschen oder verjelinekisieren konnte.

Die Insel hat trotz einer Größe von nur 27 km Länge und 14 km Breite dem kulturinteressierten Besucher viel zu bieten. Kraftvoll thronen die Steinquader der megalitischen Tempelanlagen von magischen Orten über Land und Meer. Diese etwa 6000 Jahre alten Kultstätten sind die besterhaltendsten Europas und das Hypogäum, eine unterirdische Sakralanlage, wurde zum Weltkulturerbe erklärt. Besucher müssen sich anmelden, da nur 8 Personen pro Führung eingelassen werden.

Phönizier, Karthager, Römer besetzten diese militärstrategisch wichtige Insel, um sich die Seeherrschaft im Mittelmeer zu sichern. Im Jahre 60 n. Chr. strandete der Apostel Paulus an der Nordküste Maltas und bis heute ist der beherrschende Einfluss christlicher Kultur deutlich sichtbar. So findet man nahezu in jedem noch so kleinen Dorf eine prachtvolle Kathedrale. Die Kirche im Städtchen Mostar krönt die weithin sichtbare, viertmächtigste Kuppel Europas mit einem Durchmesser von 53 m.  Unter dem Johanniter-Ritterorden wird Malta 268 Jahre lang ein selbständiger Ordensstaat und ein christliches Kulturzentrum des Abendlandes. Die Johanniter betrieben ursprünglich im Heiligen Land zahlreiche Spitäler und Pilgerherbergen. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Muselmanen mussten sich die Ritter nach Akka und weiter über Zypern nach Rhodos zurückziehen. Im Jahr 1522 nahmen die Türken Rhodos ein und Kaiser Karl V belehnte die Ritter mit Malta, um das weitere Vordringen des Islam zu verhindern. Der Ritterorden befestigte in aller Eile den großen Naturhafen rund um die heutige Hauptstadt Valletta. Im Jahre 1565 erschien eine übermächtige türkische Armada mit 200 Schiffen und 48 000 Soldaten, um sich diesen wichtigen Stützpunkt als Ausgangsbasis für weitere gierige Ausbreitung zu sichern. 700 Ritter des Johanniterordens und 9000 Einwohner verteidigten heldenhaft, unter Führung des legendären Großmeisters Jean de La Vallette, ihre Festung. Wie brutal hier Christen und Muselmanen im Namen ihrer Religionen fochten, darüber berichtet Erle BRADFORD: „Der türkische Oberbefehlshaber war schon immer für seine Grausamkeit bekannt gewesen, aber der lange Widerstand St. Elmos hatte ihn in helle Wut versetzt. Den gefangenen Rittern wurde noch lebend das Zeichen des Kreuzes in die Brust geschnitten, dann habe man ihnen das Herz aus dem Leib gerissen, ehe man ihnen die Köpfe abschlug.“ Schließlich mussten die Türken unverrichteter Dinge abziehen. Die Großmeister des Malteser-Ritterordens sind in der prachtvollen St. John´s Cathedral begraben. Der Mosaikfußboden zeigt ihre Insignien und Waffen, auch die des Türkenbezwingers: „Hier ruht La Vallette, ewiger Ehren würdig. Er, einst die Zuchtrute Afrikas und Asiens und der Schild Europas, als er die Barbaren mit heiligen Waffen vertrieb, wurde als erster in dieser geliebten Stadt begraben, die er gründete.“

1571 nahmen die Malteser-Ritter an der Seeschlacht bei Lepanto unter dem Oberbefehl des Österreichers Don Juan d`Austria teil. Die Türken konnten nochmals vernichtend abgewehrt werden, die Gefahr der Islamisierung Europas wurde vorerst abgewendet. Nach kurzer Besetzung durch Napoleons Truppen blieb Malta von 1800 – 1964 englische Kolonie. Im zweiten Weltkrieg operierte die englische Luftwaffe und Flotte von der strategisch bestens gelegenen Insel gegen die italienischen und deutschen Nachschublinien von Rommels Afrikakorps. Die Engländer zogen dadurch Malta in die Kämpfe im Mittelmeer hinein. Als Dank für diesen Opfergang wurde der gesamten Insel das Viktoria Kreuz verliehen. An die englischen Besatzer erinnert heute noch der Links-Straßenverkehr, die Autobusse und Briefkästen. Neben der Landessprache Maltesisch, eine Mischung von Arabisch und Hebräisch, wird überall die englische Sprache gesprochen.

In den großen Ferienhotelanlagen feiern die Engländer ihren Ballamann. Aber es gibt für den Individualisten viele kleine versteckte Badebuchten und romantische Fischerdörfer, abseits der Touristenburgen. Besonders erwähnenswert ist der kleine Hafen Marsaxlokk. Kleine bunte Boote haben am Bug die inseltypischen Augen, zur Abwehr von Unheil, aufgemalt. Auf der kleinen aber feinen Nachbarinsel Gozo können Landhäuser für stillen Urlaubsgenuss gemietet werden. Tauchbasen erschließen dem Unterwassersportler die noch intakte Meeresflora und Fauna.

Allerdings werden weiter große Hotelanlagen gebaut. Ob dann die Wasserversorgung und ökologische Abwasserentsorgung funktionieren wird, ist abzuwarten.

Empfehlenswert ist eine Reise auf jeden Fall, besonders in der klimatisch angenehmen Vor- und Nachsaison. Es ist zu hoffen, dass die Tradition von Jean La Vallette in der künftigen EU-Politik ihren Niederschlag findet und Malta auch künftig eine christliche Bastion, ein Schild Europas, bleibt.