Die verrottete Gesellschaft

 

  ZZ-Edition-16_[b180]

 

 

 

Die verrottete Gesellschaft - Wie schwach sind wir schon?

 

Von Mag. Dr. Rudolf Moser

 

 

 

1950 in Wien geboren, lebt seit 1975 in der Steiermark, Studium von Sozial-, Wirtschafts-, Politikwissenschaften und Psychologie, Dr.phil. et Mag.art., Major d. Res. (Jagdkampf), Ingenieur (Drucktechnik), Verkaufsleiter, Kommunikationstrainer, Fallschirmspringer-, Segelflug- und Motorflugschein, 1. Dan Judo, Weltenbummler, Soziologe, Wanderer und Seefahrer

 

 

 

 

 

Seit 2004 habe ich die Ehre als freier Mitarbeiter in der Wochenzeitschrift „Zur Zeit“ Artikel zu aktuellen politischen und gesellschaftsrelevanten Themen zu publizieren. Historische Betrachtungen, Reiseeindrücke sowie Theaterkritiken runden mein journalistisches Spektrum ab. Nun sind einige dieser Texte (in Klammer ist das jeweilige Erscheinungsdatum angegeben) mit verbindenden Passagen zu den Themenfeldern Militär, Politik, Gesellschaft und Religion als Buch von Herrn Andreas Mölzer, dem ich dafür herzlichst danke, herausgegeben worden. Ich habe versucht meinen Thesen einen Aktualitätsbezug zu geben und auch Zitate anderer Autoren einzubauen, hoffentlich für Sie, geneigte Leserschar spannend, manchmal vielleicht sarkastisch, aufbereitet. Die folgenden Texte sollen als Denkanstoß dienen und auch zu kritischen Debatten anregen. Sollten Sie jedoch zu dem einen oder anderen Thema anderer Meinung sein, ersuche ich um tolerante Nachsicht. Sehr viele Gedanken sind in Gesprächen mit Herrn Ernst Brandl, dem ehemaligen Kulturchef von „Zur Zeit“ entstanden, ihm möchte ich genauso meinen Dank aussprechen wie meiner geduldigen und treuliebenden Gattin Ridi, die immer Verständnis für meine Schreiberei aufbrachte, auch wenn ich mich in ein Thema bis spät abends vertiefte. Sollte die realistische Analyse unseres derzeitigen sozialen Ist-Zustandes sorgenvolle Bedenken hervorrufen, möchte ich dennoch meinen Zukunftsoptimismus eingangs ausdrücklich deponieren  -

 

 

 

nunquam perimus!

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort

 

1. Einleitung                                                                                                                  

 

2. Wertewandel – Zeitenwende

 

3. Die schwache Gesellschaft und ihre Probleme

 

4. Militärisches – am Anfang war die Tat

 

4.1. Grundsätzliches über Kampf, Taktik und Strategie

 

Si vis pacem, para bellum (01/05)

 

Lupus est homo homini (03/06)

 

Vom großen zum kleinen Krieg (35/05)

 

Mut und List spart Blut (45/05)

 

4.2. Historische Beispiele

 

Wo wir sind, da ist vorne! (22/05)

 

Kampf unter Wasser (46/05)

 

Kampf am Polarkreis (03/05)

 

4.3. Was zählt, ist der verlässliche Kamerad – über Treue und Verrat

 

Held oder Feigling? (07/05)

 

Bandenkrieg auf der Koralm (20/05)

 

Er ging an ihrer Seite (07/07)

 

Wenn ein „Fahnenflüchtiger“ seliggesprochen wird (43/07)

 

Für Gott, Zar und Vaterland (01/07)

 

4.4. Der letzte Zapfenstreich - Österreichs Armee im Wandel der Zeit

 

Des Kaisers treue Moslems (18/08)

 

Die Folgen eines Verrates (44/08)

 

Kalter Krieg in Österreich (12/05)

 

Am Rande des Krieges (37/08)

 

Absturz der Jagdflieger (28/07)

 

Flieger für eine Bananenrepublik (22/07)

 

Alle Rechte – keine Pflichten! (13/06)

 

4.5. Auch am Ende steht die Tat

 

 

 

5. Politisches – der Mensch will verwaltet werden

 

5.1. Über Politik, Wahlen und Demokratie als Phänomene des gesellschaftlichen Alltags

 

Wo bist du – Winnetou? (12/05)

 

Durchlaucht lassen bitten (38/05)

 

Eine kleine Kulturgeschichte der Politik (23/05)

 

Politik als Theater (20/04)

 

Besser ein Fürst am Land, als ein Kaiser in der Stadt (08/05)

 

So wählt mich doch bitte (09/05)

 

Mehr direkte Demokratie (09/07)

 

Sage mir, wen Du wählst (25/06)

 

Wer soll das bezahlen? (38/08)

 

5.2. Die Parteien

 

5.2.1. Aufstieg und Fall der Sozialdemokraten

 

Der Köcher ist nun leer (01/06)

 

Eine „g´sunde“ Watschn (10/07)

 

Politik mit Seitenblick (32/07)

 

Wer braucht noch die „rote Krake“? (27/08)

 

1. Mai: Krieg und Spiele (19/09)

 

5.2.2.  Die Christlichsozialen – ein bündisches Sammelsurium

 

Bunt – na und? (05/07)

 

Quo vadis Österreichische Volkspartei? (47/08)

 

5.2.3. Rechtsdemokratisch, patriotisch, freiheitlich

 

Die üblichen Verdächtigen (11/08)

 

Kellernazi oder Austrofaschist (23/09)

 

Die Jungen wählen rechts (26/09)

 

5.3. Skandale, die negative Würze des politischen Alltags

 

Die ewigsauren Wiesen (21/06)

 

Amtliche Narrenfreiheiten (39/05)

 

Freitod nach Politintrige (50/05)

 

5.4. Politische Zukunftslösungen: Bürgerkrieg, Staatsbankrott oder Recht Renaissance?

 

Der gesellschaftliche Supergau (22/09)

 

 

 

6. Soziologisches – die Gesellschaft verlangt nach Rollenspielern

 

In welcher Gesellschaft leben wir?

 

6.1. Von der Horde zur bürgerlichen Gesellschaft

 

Events: Die Götzendienste des Massenmenschen (29/07)

 

Das Versagen der Sozialwissenschaften (14/06)

 

Unbekannte Nachbarn (25/06)

 

Das Ende der Vollkaskogesellschaft (42/07)

 

Das Automobil ist auch eine Waffe (19/07)

 

Akademiker werden ist nicht mehr schwer (18/07)

 

Saufen bis zum Umfallen! (20/07)

 

Unkultur der Zwangsehe (08/05)

 

Überalterung als Alibi (52/05)

 

6.2. Von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft

 

Arbeit macht das Leben süß

 

6.2.1. Erlebnis- und Sportgesellschaft, die kollektive Hektik des homo ludens

 

Unser aller Feind – die Langweil´ (48/05)

 

Spektakel müssen sein (35/04)

 

Sport steht für Kampf, Jagd und reiche Beute (25/07)

 

Die Herren der fünf Ringe (07/10)

 

6.2.2. Von der kontemplativen Sommerfrische zur Urlaubsgesellschaft

 

Status durch Urlaub (28/04)

 

Auf der Jagd nach Erholung (34/07)

 

Tourist im Paradies (25/08)

 

6.2.3. Zeit ist Geld – die rasende Mobilitätsgesellschaft

 

Alles noch schneller (01/09)

 

6.3. Konsumgesellschaft

 

Kaufen, Schenken – Tauschen (51/04)

 

Nehmen ist seliger denn geben (28/07)

 

Der letzte Einkauf (51/08)

 

Moderner „Ablasshandel“ (52/07)

 

Wir Schnäppchenjäger (15/08)

 

6.4. Medien- und Informationsgesellschaft

 

Das Kreuz mit der Masse (13/08)

 

Der gläserne Kunde (50/05)

 

Das Märchen vom Datenschutz (13/09)

 

6.5. Lebenswelten, Bräuche und Rituale

 

6.5.1. Soziale Lebenswelten und ihre Gesetzte

 

Den Kurschatten gibt es nicht auf Kasse (48/04)

 

Vertreibung aus dem Paradies (14/10)

 

Die fünfte Jahreszeit (03/05)

 

Man ist und isst gemeinsam (46/07)

 

6.5.2.Freizeitkultur

 

Lust auf zwei Räder (33/05)

 

Besanschot aaaaan (29/05)

 

Der Tanz um die Goldene Kugel (24/08)

 

Über die Sinnlosigkeit im Kreise zu fahren (13/09)

 

6.5.3. Sozialpsychologische Betrachtungen von Arbeitswelten

 

Piefke – Saga immer aktuell (37/05)

 

Reisende Kaufleute (47/04)

 

Warmduscher oder Macho? (32/05)

 

6.5.4.Deviante Subkulturen und ihre gruppenspezifischen Regeln

 

Unter Häf´n brüdern (04/08)

 

Dein Nachbar, das unbekannte Monster (21/08)

 

Nie als „Gewerbe“ anerkannt (24/09)

 

Götterzorn und Täterschutz (35/07)

 

6.6. Soziologischer Ausblick

 

Am Anfang war die Schöpfung

 

 

 

7. Religiöses – die Erlösung allen Leidens im Jenseits

 

7.1. Gottessuche

 

Die Wege zu Gott (23/04)

 

Im Garten der Madonna (48/04)

 

Endkampf im Jenseits (12/06)

 

Religion oder Ideologie (06/08)

 

7.2. Die vielen Gesichter des Islam

 

7.2.1. Kampf der Kulturen

 

Wir haben uns aufgegeben! (42/06)

 

Unter dem Schatten des Schwertes (14/07)

 

Islamistischer Massen-Wahnsinn (08/06)

 

7.2.2. Frauen und Islam

 

Eine völlig falsch verstandene Toleranz (15/05)

 

Gleiches Recht für Allah! (32/06)

 

Rätsel hinter dem Schleier (10/08)

 

7.3. Vermengung von Politik und Religion

 

Menschenrechte und Scharia (13/08)

 

Mission ohne Wiederkehr (16/07)

 

Die türkische Gefahr (16/08)

 

Christenverfolgung und Islam (17/08)

 

7.4. Religion bleibt das Opium für das Volk

 

 

 

8. Die Zukunft der verrotteten Gesellschaft

 

 

 

9. Literaturhinweise und Internetseiten

 

 

 

Vorwort

 

Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.

 

(Gottfried Benn)

 

 

 

 

 

 

 

Von den gar nicht geschwätzigen Worten eines Kämpfers, Sehers und Wanderers

 

 

 

Immanuel Kant, jener bedeutende deutsche Denker der abendländischen Philosophie und Aufklärung meint in seinem berühmten Aufsatz in den Berliner Monatschriften aus dem Jahre 1784, zur Beantwortung der Frage was den die Aufklärung eigentlich sei sinngemäß, dass Faulheit und Feigheit die Ursachen seien, warum ein so großer Teil der Menschen, „zeitlebens unmündig“ blieben. Und Kant führt weiter aus, dass „der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte : dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.“

 

 

 

Worte der Wahrheit erfordern also Mut und Tatkraft – eine Erfordernis, die sich getrost aus jenen „untertänigen“, absolutistischen Zeiten des späten 18. Jahrhunderts, auch auf die heutige angeblich so „freie“ und vorgeblich „durchdemokratisierte“ Gesellschaft ummünzen ließe.

 

 

 

Dieser nun vorliegende Band von gesammelten Aufsätzen und neuen Betrachtungen zum Zustand unserer „verrotteten“ Gesellschaft meines geschätzten Freundes und Ex-ZZ-Redaktionskollegen, Mag. Major. d. Res. Dr. Rudolf Moser soll deshalb der geneigten Leserschaft verdeutlichen, dass es dem Autor dieses Buches, nicht um wie im vorangestellten Bennschen Zitat „Propaganda“ oder „Geschwätz“ geht, sondern schlichtweg um eine wahrheitsgemäße Zustandsbeschreibung unserer gegenwärtigen Lebensumstände. Und bei diesen Zustandsbeschreibungen ist Mut und Tatkraft wahrlich gefragt, denn die Metternich’schen Zensurbestrebungen – jene Kant’schen „Vormünder“ und „Oberaufseher“ – feiern heutzutage allerorten fröhliche Urständ’.

 

 

 

Es ist einer ebenso mutigen wie tatkräftigen Verleger- und Publizistenpersönlichkeit wie Andreas Mölzer zu verdanken, der es mit „seiner“ Zur Zeit und dem ZZ-Verlag ermöglichte in Österreich jenseits der zweifelhaften Segnungen des „Mainstream-Journalismus“, ein Verlagshaus aufzubauen, das eine freisinnige Wochenzeitung herausgibt, und im Verlag Bücher publiziert, die ganz im Sinne Kants und Benns kein Geschwätz und keine Propaganda sondern unbequeme Wahrheiten festhalten, um letztlich einem identitären, „aufgeklärten“ Grundsatz des Menschseins zu sekundieren: Eben nicht - trotz Tugendterror und Zensurparagraphen - der allzu bequemen „Unmündigkeit“ anheim zu fallen, sondern dem freien Wort und die freien Meinung – diese zentrale Grundierung des selbstbestimmten und mündigen Bürgers – die Bahn zu brechen.

 

 

 

Rudolf Moser bietet mit diesem Sammelband an ZZ-Feuilleton-Texten wortgewaltigen und geschliffenen Widerstand gegen den unsäglichen Zeitgeist, der uns „zeitlebens in Unmündigkeit“ wiegen will, weil es ja so bequem ist, manche Entwicklungen einfach nicht anzusprechen oder einfach nicht erkennen zu wollen.

 

Als ehemaliger ZZ-Feuilleton-Chef möchte ich mich persönlich bei Dir lieber Rudi mit diesen Zeilen auch herzlich bedanken für Deine Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit mit einer in aller Winde zerstreuten Redaktionsmannschaft, die wöchentlich meist nur telephonisch oder per Mail zusammenzuhalten war, Deinen tiefgreifenden soziologisch und analytisch geschulten Blick für Gesellschaftsprobleme und Deinen ebenso hintergründig wie feinsinnigen Wortwitz, den Du in diesen Texten allesamt stets bewiesen hast.

 

 

 

Da jedes Schreiben ja letztlich auch autobiographisch verortet ist, beweisen Deine Texte, lieber Rudi, mir folgendes. Als tapferer Soldat und Jagdkämpfer lerntest Du die Qualität und Tugend des Mutes und der Schneidigkeit zu leben, als erfolgreicher Geschäftsmann weißt Du ob der Wichtigkeit Dinge beim Namen zu nennen und zum Abschluß zu bringen und als neugieriger Weltenbummler – sei es nun als verwegener Pilot der Lüfte, wettergegerbter Seefahrer oder vielreisender und forschender Kulturbebachter – verdeutlichst Du mir und Deiner Leserschaft, dass der Mut zu „unbequemen“ Themen, eine messerscharfe Analyse und ein Blick über den Tellerrand, Kardinaltugenden eines aufrichtigen und wackeren, selbstbestimmtem Bürgers sind. Getreu Deinem höchstpersönlichen Lebensmotto: Nunquam Perimus! – Wir geben niemals auf!

 

 

 

Ich wünsche der Leserschaft dieses Buches kurzweilige Stunden mit Deinen Ausführungen, und mir, dass wir uns noch weiterhin regelmäßig zu „konspirativen“ Treffen im verschlafenen Grazer Kaffeehaus „Weitzer“ zusammenfinden, um zur Erkenntnis zu kommen: „Darüber müsst man mal was schreiben“. Denn Propaganda und Geschwätz sind nur was für unmündige Bürger!

 

 

 

Ernst Brandl, Graz im Juni 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Einleitung

 

"Ich denke schon, dass unsere Zivilgesellschaft sich überlegen muss, wenn sie dem Islam die Türen öffnet, was sie zur eigenen Identität tun soll. Der Islam achtet keine schwache, ausgelaugte Gesellschaft. Ich kenne viele Moslems, die sagen: Der Westen ist kaputt. Keine Kinder, die Ehen zerbrechen, nur noch Technik, eine verrottete Gesellschaft. Die Muslime würden ein lebendigeres Christentum auch mehr achten."

 

(Der steirische Diözesanbischof Kapellari zum Thema „verrottete Gesellschaft“)

 

 

 

Als 1744 ein Haufen landnehmender Kolonialisten den Mingostamm von Häuptling Logan überfiel und seine Familie tötete, wurde ihm bewusst, wie ernst die Lage seiner edlen Indianer geworden war. Ist unsere Situation bald auch ähnlich prekär? Hier seine wunderbare Rede, von meinem Doktorvater, Herrn Univ. Prof. Dr. Roland Girtler, dankenswerterweise zur Verfügung gestellt, aus Clark Wissler: Das Leben und Sterben der Indianer.

 

„Ich fordere jeden weißen Mann auf, mir zu sagen, ob er je hungrig in Logans Hütte gekommen ist und Logan ihm kein Fleisch gereicht hat; ob er je durchfroren und nackt kam und Logan ihn nicht bekleidet hat. Im ganzen Verlauf des letzten langen und blutigen Krieges saß Logan müßig in seinem Blockhaus, als Verfechter des Friedens. So groß war meine Liebe zu den Weißen, dass meine Stammesbrüder im Vorbeigehen auf mich zeigten und sagten: „Logan ist der Freund des Weißen Mannes.“ Ich hatte sogar daran gedacht, unter euch zu leben, aber dann kam das bittere Unrecht, das ein Mann, Colonel Cressap, im letzten Frühling begangen hat, als er ohne Herausforderung kaltblütig alle Verwandten Logans ermordete und nicht einmal meine Frau und Kinder verschonte. Jetzt fließt kein einziger Tropfen meines Blutes mehr in den Adern irgendeines Geschöpfes. Das hat meine Rache herausgefordert. Ich habe mich gerächt, ich habe viele getötet. Ich habe meine Rache voll ausgekostet. Um meiner Landsleute willen freue ich mich über die Strahlen des Friedens. Aber denkt nicht einen Augenblick, dass diese Freude aus der Furcht kommt. Logan hat sich noch nie gefürchtet. Er wird nie kehrtmachen um sein Leben zu retten. Wer lebt denn noch, der um Logan trauern würde. Niemand!“

 

Veränderungen

 

„Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist“ (Karl Valentin)

 

Stellen Sie sich vor -  geneigte Leserin, geschätzter Leser – Sie sind Entwicklungshelfer und können den Moros, einem Stamm in Westafrika, durch Ihr Eingreifen „bessere“ Lebensbedingungen schaffen. Diese Halbnomaden in der Sahelzone ziehen mit ihren Viehherden von Wasserstelle zu Wasserstelle und betreiben nebenbei etwas Hirseanbau. Es geht ihnen nicht so gut wie jenen zwanzig Prozent der Weltbevölkerung, welche über achtzig Prozent aller verfügbaren Resoursen verfügen. Bei den Moros ist die Säuglingssterblichkeit hoch, ihre Lebenserwartung ist gering und es treten auch immer wieder Hungersnöte auf. All das können Sie ändern, materielle Mittel stehen ausreichend zur Verfügung. Viele bestens ausgebildete Spezialisten haben diese Herausforderung bereits dynamisch angenommen, sie meinten es gut mit den Moros. Allerdings war das Endergebnis dieses Planspieles, es ist eine Computersimulation, immer der totale Untergang eines stolzen, an sich autarken Stammes. Jeder Eingriff in das bestehende System mit den daraus resultierenden kurz- mittel- und langfristigen Folgen kann genau hochgerechnet werden. Die Verlängerung der Lebenserwartung und die Reduktion der Säuglingssterblichkeit bedeutete ein Anwachsen der Bevölkerung, verbunden mit einem vermehrten Bedarf an Vieh und Hirse. Tiefbohrungen nach Wasser war die Folge, die Brunnen trockneten jedoch bald aus, das Vieh starb, die Felder vertrockneten. Anstehende Probleme wurden rasch gelöst, aber neue, schwerwiegendere geschaffen. Jeder Eingriff in ein System bedeutet eine Veränderung und die Schaffung nicht vorhersehbarer Risiken. Unsere Welt ist ein System interagierender Teilsysteme geworden und selbst die intelligentesten Menschen mit Computerunterstützung können die Schwierigkeiten beim Umgang mit komplexen, vernetzten Systemen nicht mehr überblicken, geschweige denn verstehen oder beherrschen. Unser Denken ist im Rahmen der Evolution anscheinend nur auf das Lösen von Problemen „ad hoc“ entwickelt worden, nicht auf mögliche Konsequenzen, welche erst später als Folgeerscheinung  des Eingriffes in bestehende Abläufe auftreten. Schwierigkeiten werden meist erst wahrgenommen, wenn der Supergau bereits unumkehrbar geworden ist. Techniker sind in ihre Erfindungen verliebt und es wird gemacht, was machbar ist, die Folgen dieser „Hexenmeisterei“ können bekanntlich unkontrollierbare Eigendynamik gewinnen. Rupert Riedl stellte fest, dass die Menschen mit dem Gehirn der „prähistorischen Zeit“ auf das Industriezeitalter losgelassen wurden. Unser Denken ist immer eingebettet in das gerade gültige Werte- und Motivsystem, deshalb werden Werte auch dem veränderbaren modischen „Mainstream“ angepasst. In Realitäten, in denen sich die Bedingungen ändern, müssen daher auch die Strategien veränderbar sein. Die Motive ihres Handelns sind bei den Moros auf die Bewältigung primärer Lebensbedürfnisse, wie essen, trinken, schlafen, Sicherheit, Fortpflanzung gerichtet. Der humanistisch orientierte, westliche Entwicklungshelfer jedoch hat die hehre Absicht, die Moros auf eine höhere Zivilisationsstufe zu heben, Computer, Handy und Missionierung inbegriffen, denn schließlich tut sich ja auch ein neuer Markt auf. „Die Logik des Misslingens“ nennt das Dieter Dörner: „In komplexen, vernetzten und dynamischen Handlungssituationen macht unser Gehirn Fehler: Wir beschäftigen uns mit ärgerlichen Knoten und sehen nicht das Netz. Wir berücksichtigen nicht, dass man in einem System nicht eine Größe allein modifizieren kann, ohne damit gleichzeitig alle anderen zu beeinflussen. Können wir daran etwas ändern?“

 

Die primäre Herausforderung der kommenden Jahrzehnte wird die Bewältigung solcher „Moro“- Probleme sein, denn täglich wächst die Weltbevölkerung um 213.000 Menschen! Bevölkerten 1960 noch drei Milliarden Menschen den Planeten Erde, so sind es derzeit 6,75 Milliarden und 2050 sollen es schon 9,2 Milliarden sein. Auch Österreich, die Insel der Seligen, spürt bereits die Folgen weltweiter Wanderbewegungen schmerzvoll. Jean Raspail zeigt in seiner beängstigenden Vision „Das Heerlager der Heiligen“ auf, was passiert, wenn die hungrigen Massen (Moros) wie Ameisen in die westlichen Paradiese einfallen: „Von den Philippinen, von Djakarta, Karachi, Conakry und auch von Kalkutta, aus allen diesen erstickenden Häfen der Dritten Welt erschienen weitere große Flotten in Australien, Neuseeland und Europa. Die große Völkerwanderung entrollt ihren Teppich. Und wenn man in die Vergangenheit der Menschheit blickt, so war dies sicher nicht die erste. Andere, sorgsam registrierte Kulturen, die man in unsern Museen studieren kann, haben schon das gleiche Schicksal erlitten. Aber der Mensch hört nur selten auf die Lehren der Vergangenheit…“ Im Standard wurde unter dem Titel „Weltkollaps durch Bevölkerungswachstum“ die Lösung des Problems angeboten: „Auswandern auf einen anderen Planeten und von dort auf die übervölkerte Erde blicken“.

 

Solch verwegene Lösungsvorschläge zu Problemen auf der Metaebene werden in diesem Buch nicht angeboten. Vielmehr geht es um einfache soziale Themen des Alltags. Speziell die Gesellschaftsfelder: Politik, Religion, fremde Kulturen, Militär und sozialer Wandel auf der Mikroebene sollen zu dialektischer Auseinandersetzung anregen und aus historischen Rückblicken sollten wir Erfahrungen sammeln. Veränderungen im Staate Österreich sind unvermeidbar, wenn unsere Heimat auch in Zukunft lebens- und liebenswert bleiben soll. Das dumme Sprichwort: „Der Klügere gibt nach“ darf nicht zur Maxime des Handelns werden, denn das würde bedeuten, dass die Dümmeren das Sagen haben. Es gibt bereits genug Menetekel, welche das Nahen der Apokalyptischen Reiter ankündigen, aber ganz leise und biedermaierhaft beginnt das Volk zu murren und zu erwachen, „ja dürfen`s das?“ Auf das die Prophezeiung aus Offenbarung 20. Kapitel nicht eintreten möge: „Die Zeit der tausend Jahre vollendet sich. Es werden die Völker von den vier Enden der Erde ausgehen, und ihre Zahl ist wie der Sand am Meer. Sie werden heraufziehen auf der Breite der Erde und das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt umringen.“

 

Das erste Jahrzehnt des dritten Jahrtausends steht unter intensivsten Veränderungen - sowohl in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, wie in politischen Entwicklungen. Nach der Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs in den westlichen-kapitalistischen Gesellschaften, dem Zusammenbruch der staatssozialistischen Systeme Osteuropas und der Sowjetunion steht heute das vereinte Europa den Problemen der Globalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen gegenüber. Österreich, als neutraler Kleinstaat, lag seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen den östlichen und westlichen Blöcken und spielt heute, als EU-Mitglied, eine gänzlich andere Rolle auf dem Weg zu einem gesamteuropäischen Staatenbund. Diese Veränderungsprozesse verlangen eine flexible, rasche Anpassung an die neuen Situationen und beinhalten sowohl Chancen wie Risken. Bestehende traditionelle Werte werden fraglich, speziell die Lebensbereiche Arbeit und Freizeit sind großen Veränderungen unterworfen. Neue Informations- und Kommunikationstechniken, neue Formen der Automatisierung lassen den ohnehin bereits geschrumpften Anteil der Industriearbeit und Landwirtschaft weiter in Richtung Dienstleistungsarbeit kleiner werden, aber auch Rationalisierungen im Dienstleistungsbereich, sowie weltweite Verlagerung von geringqualifizierter Arbeit in Billiglohnländer lassen weite Teile der Bevölkerung skeptisch bis pessimistisch die Zukunft beurteilen. Wie haben sich nun in Österreich selbst die Einstellungsmuster unter den historischen und wirtschaftlichen Veränderungen gewandelt? Der Grazer Soziologe Haller stellt die Frage provokant: „Haben sie sich angesichts einer dramatisch umstrukturierten Umwelt verändert? Und wenn ja - vollzog sich dieser Wandel ähnlich dramatisch wie dies die europäische oder die globale Umgebung nahe legt? Oder kann von Änderungen großen Stils innerhalb einer Insel konstanter Glückseligkeit gar nicht gesprochen werden?“ Beobachtungen und Messungen von Wertewandel in Österreich sind eher spärlich vorhanden. Die Statistik Austria, sowie im Auftrag von Konzernen und politischen Parteien durchgeführte, eher tagesaktuelle Thematisierungen privater Meinungsforschungsinstitute, sowie Soziale Survey Untersuchungen und die letzte StudieDie Österreicher/-innen: Wertewandel 1990-2008“ von Friesl, Polak und Hamacher-Zuba geben Rückschlüsse auf merkbare Einstellungs- und Verhaltensänderungen im Schatten der Wirtschaftskrise und damit verbunden mit einer täglich spürbaren Verunsicherung der einheimischen Bevölkerung in Alltagssituationen. Das geringe Informationsmaterial wird von Haller mit der Inselmentalität Österreichs begründet: „Österreich bildet hingegen, als eine der wenigen europäischen Inseln der Verdrängung, kaum ernsthafte Anstrengungen aus, zu einer regelmäßigen Beobachtung von sozial relevanten Themenfeldern aus einer Querschnitts- oder aus einer Längsschnittsperspektive herauszugelangen“  Zentrale gesellschaftliche Bereiche in den Veränderungen der sozialen Werte und Einstellung bilden Arbeit, Beruf, Familie und Freizeitverhalten. „Da Arbeit und Beruf als eines der wichtigsten Mittel der gesellschaftlichen Integration gelten, kann gefolgert werden, dass Änderungen im Bereich der Arbeit, wie auch der Bedeutung Arbeit und der Arbeitsmotivation, weitreichende Folgen auch über den zentralen Bereich der Arbeitswelt hinaus haben. Thesen, wonach die Arbeit ihre zentrale Stellung heute im Vergleich zur Freizeit und anderen Lebensbereichen eingebüßt habe, konnte bereits mit den Befunden früherer Sozialen Survey Studien entgegengehalten werden, dass Arbeit und Beruf, zusammen mit dem Bereich Familie und Kinder, nach wie vor in Österreich als zentraler Lebensbereich angesehen werden“  folgert Haller. Verschoben haben sich allerdings die Ansprüche an die Arbeit. Waren in einer Studie aus dem Jahre 1986,  noch „Selbstverwirklichung und Selbstverantwortung“ wichtige Faktoren, so gilt heute, in einer Zeit wirtschaftlicher Verunsicherung, diese Priorität nicht mehr, denn Kurzarbeit und Firmenschließungen haben ein Umdenken in Richtung traditionelle Werte bewirkt. Das Resümee im Zeitvergleich bedeutet, dass von 1986 auf 2009 eine stärkere Zunahme von wieder materiellen Interessensorientierungen den nichtmaterellen  Arbeitsinhalten und sozialen Merkmalen der Arbeit gewichen ist. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, warum verlorene, traditionelle Werte wieder auftauchten und warum Werte, welche zu ungehemmter materieller Raffgier führten, derzeit sogar verteufelt werden. Die Entwicklung nach  dem verlorenen Krieg war gekennzeichnet vom Wiederaufbau. Ein ungeheurer Nachholbedarf an allen Gütern führte zu einer gigantischen Ausweitung der Produktion und zu nie für möglich gehaltenem Wohlstand. Jetzt ist diese Nachholphase abgeschlossen, geblieben sind industrielle Überkapazitäten und ein pessimistischer Zukunftsglaube, fixiert auf das Wirtschaftswachstum vergangener Jahre. Noch nie war unsere Gesellschaft so reich wie heute, und doch gibt es Zukunftsängste - das Problem der Arbeitslosigkeit beschäftigt zur Zeit nicht nur Politiker und Medien, das Thema  betrifft alle Staatsbürger. Als Folge mancher Überschätzung von weiterer ungehemmter Aufwärtsentwicklung sind in Österreich die Staatsschulden angewachsen und Sozialsysteme ausgedünnt worden. Kurzfristige Lösungen, bedingt durch kurzsichtige politische Eingriffe, denn irgendeine Wahl ist immer zu schlagen, verhinderten vernunftgesteuerte langfristig zufrieden stellende Problemlösungen. Der Bereich „Wertewandel“ ist ein Kernbereich der Soziologie, da Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen, Wandlungen in den Werteorientierungen der Bevölkerung, bereits im ausgehenden 19.Jahrhundert das theoretische Interesse der Begründer und Klassiker der Soziologie erweckten. Gerade heute ist das Thema von außerordentlicher Aktualität. Entwickelt sich Österreich von einer Erlebnis-, Überfluss-, ja Überdrussgesellschaft hedonistischer Individuen wieder zu einem Volk, welches sich seiner jahrtausende alten Kultur und Traditionen besinnt oder trieftet unsere Heimat Richtung „Schwächlingsgesellschaft“ in die Bedeutungslosigkeit ab? Galt Österreich doch bis vor kurzem noch als Parade-Wohlfahrtsstaat, als neutrales Land, in dem Flüchtlinge Zuflucht finden konnten, als Staat, welcher sich um Vermittlung zwischen den Blöcken bemühte. Heute wird diese Gastfreundschaft von kriminellen Mafiabanden und zügellos zuwandernden Scheinasylanten missbraucht. All diese Veränderungen werden den Bürgern schmerzlich bewusst, denn schon überlegen jene Politiker, welche alleine durch jährliche Zinsen der Staatsschuldenbelastung jedem Österreicher jährlich 2000.- Euro abverlangen, neue Steuern einzuführen. Auf Schritt und Tritt begegnet der Bürger Bettlern oder kopftuchtragenden orientalischen Frauen und in den Schulen, auf Spielplätzen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln werden alteingesessene Österreicher daran erinnert, dass sie bald zur Minderheit im eigenen Land werden könnten. Selbstverständlich müssen solche gesellschaftliche Veränderungen zu einem Wandel der Werteorientierung führen, den alten, etablierten politischen Akteuren ist das gar nicht genehm, denn das kann nur bedeuten, dass mit dem Bewusstwerden anstehender Probleme auch neue Lösungsansätze gesucht werden müssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Wertewandel – Zeitenwende

 

 

 

„O gutes Land! O Vaterland! Inmitten
Dem Kind Italien und dem Manne Deutschland,
liegst du, der wangenrote Jüngling, da:
Erhalte Gott dir deinen Jugendsinn
Und mache gut, was andere verdarben." (Franz Grillparzer: König Ottokars Glück und Ende)

 

 

 

Historischer Rückblick

 

 

 

Wie ist die Welt so groß und weit und voller Sonnenschein,
Das allerschönste Stück davon ist doch die Heimat mein.
Dort wo aus steiler Felsenwand der Eisack rauscht heraus
Von Sigmunds Thron der Etsch entlang bis zur Salurner Klaus.
Heidi, heidi.........

 

 

 

Nach der bedingungslosen Kapitulation 1945 und der Besetzung Österreichs durch fremde Truppen, verführte der amerikanische Lebensstil in seiner materiellen Totalität die verarmte Bevölkerung zu einer Übernahme manch transatlantischer Bräuche. Dieser moderne Lebensstil war ausschließlich konsumorientiert. Nach den furchtbaren Notzeiten des Krieges und der Besatzungszeit waren Wohlstand und hoher Lebensstandart die dominierenden Wert- und Zielvorstellungen. Der Mythos der Warenwelt beherrschte die sich ausbildende Konsumgesellschaft. Das Problem der leeren Bäuche wich dem Wohlstandsproblem der vollen Bäuche. Der moderne Mensch bezahlte seinen Triumph über die „äußere Not“ mit wachsender „innerer Not“. Der Wandel sämtlicher Werte in diesem Jahrhundert war vielfältig und zum Teil unglaublich dramatisch - wie ist es dazu gekommen?

 

- Der Rest ist Österreich

 

Über Jahrhunderte war die Österreich-Ungarische Habsburgermonarchie ein Großreich - ein Vielvölkerstaat. Mit Ende des verlorenen 1. Weltkrieges melden sich diese Völker Österreich-Ungarns ab. „Jedes einzelne von ihnen kann sich auf eine Heimat berufen, mit so genannten historischen Grenzen, die es nun für sein neues Staatsgebilde beansprucht" berichtet Hugo Portisch in seiner Dokumentation über die Geschichte Österreichs. Nun, das heutige Österreich ist ein Kunstprodukt - im Friedensvertrag von Saint-Germain, 1919, wurde es ausgesprochen: „Der Rest ist Österreich“. Niemand glaubte daran, dass dieser „Rest“ überleben kann, und tatsächlich ist diese 1.Republik von Not und Bürgerkrieg geprägt. Österreich-Ungarn war mit seinen 51 Millionen Einwohnern der drittgrößte Staat Europas, die Republik Österreich zählte 1920 nur noch sechseinhalb Millionen Einwohner. Die österreichische Landwirtschaft deckte nicht einmal mehr die Hälfte des Lebensmittelbedarfs der Bevölkerung, Kohle als notwendige Energiequelle fehlte fast zur Gänze, deshalb sank die Produktion der Betriebe auf unter 50% der Gütermenge vergangener Jahresproduktionen. Es mangelte an Devisen, daher war es nicht möglich fehlende Waren im Ausland einzukaufen. Kredite wurden nicht gewährt, und die zunehmende Geldentwertung führte zum katastrophalen Börsenzusammenbruch. Am Höhepunkt der Inflation kam es zu den schwersten Hunger- und Teuerungsunruhen die Österreich je erlebte. Plünderungen und Zerstörungen waren die Folge. „Von Mai bis September 1922 stieg der Index der Lebenshaltungskosten von 1.364 auf 14.153 an. Der Außenwert der Krone betrug im Mai 1913 bereits 15.123. Für einen Laib Brot, der vor Kriegsausbruch 46 Heller gekostet hatte, musste im September 1922 schon 5.700 Kronen bezahlt werden, für ein Kilogramm Schweinefleisch 40.000 Kronen, für ein Kilogramm Zucker 21.000 Kronen. Die Geldscheine, die die Notenpresse Tag und Nacht ausspuckte, lauteten auf immer höhere Werte: 10.000 Kronen, dann 5.000 Kronen“ berichtet Portisch. Am 24. 10. 1929 kam es zum großen Bankenkrach in New York. Als Folge dieser großen Wirtschaftskrise stieg die Arbeitslosigkeit in Österreich auf 600.000 Menschen an. Diese Entwicklung war der Nährboden für eine politische Radikalisierung. Im Februar 1934 begann der erste Bürgerkrieg. Sozialisten kämpften gegen Christlichsoziale - von diesen Kämpfen sind bis heute Narben zurückgeblieben. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich am 19. Juni 1933 versuchten Mitglieder der SS-Brigade 89 das Bundeskanzleramt zu besetzen, dabei wurde der Österreichische Bundeskanzler Dollfuß getötet, der Putsch allerdings niedergeschlagen. Nun war Österreich in drei Lager gespalten, die Krise war nicht mehr bewältigbar und 1938 wurde Österreich von der Deutschen Wehrmacht besetzt.

 

-  Gott schütze Österreich

 

Bundeskanzler Schuschnigg sprach vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht das letzte Mal das Wort „Österreich“ offiziell aus: „So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem Österreichischen Volk mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich!“ Die Bedürfnisse in dieser Zeit waren gekennzeichnet von Mangel an Lebensmittel, Kohle, Medikamenten, schlechter Wohnqualität und überwiegend von der Chancenlosigkeit zu arbeiten. Der Anschluss an Deutschland schien diese Mängel anfangs zu beheben, durch den verlorenen Krieg allerdings blieb eine materielle Zerstörung sondergleichen zurück. Der erste Österreichische Staatskanzler der Zweiten Republik, Karl Renner, wandte sich in einer Radiorede mit einer bemerkenswerten Proklamation an das wiedererstandene Österreich: „Männer und Frauen von Österreich! In den Tagen größter Bedrängnis durch Krieg und Kriegsfolgen richten wir an Euch alle unser Wort! Rafft Euch auf! Wirkt zusammen zu unser aller Befreiung!“ Nur Solidarität des gesamten Volkes als oberste Wertenorm kann das Überleben sichern, denn es herrscht totaler Mangel an allen lebenswichtigen Gütern. Portisch schildert dies besonders eindrucksvoll: „Auf der Wiener Ringstraße beim Burgtor fährt ein sowjetischer Lastkraftwagen vorbei: Auf dem Wagen waren Säcke mit Teigwaren, kleine Sternchen als Suppeneinlage. Von diesen Säcken war wohl einer geplatzt. Eine Handvoll der Teigsternchen ist, als der LKW über eines der damaligen zahlreichen Löcher auf der Straße fährt, aus dem Wagen verstreut worden. Das bemerkten einige Passanten, stürzten sich auf die Straße und beginnen die Teigsternchen aufzulesen. Männer und Frauen knien auf der Ringstraße, in ihren verfallenen Gesichtern hungrige Augen, deren Blick ununterbrochen wechselt, vom Boden zum Nachbarn, vom Nachbarn zum Boden, wie Hühner, die einander das Futter wegzunehmen drohen“. Aber immerhin lebten diese Passanten noch, denn von den mehr als 1,2 Millionen Österreicher, welche in die Deutschen Wehrmacht einrücken mussten, fielen im Kampf und starben in Kriegsgefangenschaft rund 250.000. Noch viel höher war die Zahl der Leicht- und Schwerverwundeten. Fast 13.000 Zivilisten starben im Bombenhagel daheim. Nach dem Krieg wurden 112.976 Frauen als Kriegswitwen registriert und 136.721 Kinder als Halbwaisen, da sie ihre Väter im Krieg verloren hatten. Bei Kriegsende befanden sich rund eine halbe Million Österreicher in den verschiedensten Kriegsgefangenschaften und rund 120.000 in den verschiedensten Emigrationen“, berichtet Hugo Portisch in seiner packenden Dokumentation Österreich II.

 

- Glaubt an dieses Österreich

 

Die Hauptlast des Wiederaufbaues hatten also die Frauen zu leisten,  denn erst später, es dauerte bis 1955, kehrten die Männer aus den Kriegsgefangenenlagern heim. Und diesen „Trümmerfrauen“ hatte am 24. Dezember 1945 Bundeskanzler Leopold Figl keine materiellen Güter anzubieten: „Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!“ Was dieses „nichts“ war, möge folgendes Beispiel zeigen: „In der Wiener Molkerei gab es ein abgebranntes Kesselhaus. Wir hatten nur noch Milch von den Wiener Milchmeiereien. Das waren im Tag etwa 4.000 Liter Milch. Heute braucht der Wiener Milchmarkt 700.000 Liter im Winter und eine Million Liter im Sommer - und wir hatten damals 4.000 Liter Milch! Das hieß, dass pro Kind bestenfalls ein achtel Liter Milch zur Verfügung stand“. Statt der benötigten 1.500 Kalorien pro Tag, gab es nur noch 700 Kalorien. „Der Winter 1946/47 ist der härteste seit langem. Die Zahl der Arbeitslosen schnellt in die Höhe, in Schlangen stellt man sich um die Unterstützung an. Wo von alliierten Lastkraftwagen ein paar Stück Kohle fallen, werden sie gierig aufgelesen. Das Land versinkt im Schnee und Eis“ Der Wiederaufbau Österreichs wurde mit zirka 100 Milliarden Schillingen, eine ungeheure Summe, durch den Marschallplan sichergestellt. Die erste materielle Not konnte so gelindert werden. Aber Österreich war viergeteilt, es gab eine russische, französische, englische und amerikanische Besatzungszone. Das nächste große Ziel war die Wiedererlangung der staatlichen Souveränität. Deutschland wurde geteilt in einen westlichen und einen östlichen Staat. Diesem Schicksal wollten die Österreicher entgehen und durch Neutralität die Freiheit wiederherstellen. Nach dem Tode Stalins stimmten die Sowjets zu. Der neutrale Riegel Schweiz-Österreich wurde zwischen die beiden Militärblöcke NATO und Warschauer Pakt geschoben.

 

- Österreich ist frei

 

Am 15. Mai 1955 sprach der Österreichische Außenminister Leopold Figl vom Balkon des Schlosses Belvedere: „Ein 17 Jahre dauernder dornenvoller Weg der Unfreiheit ist beendet.  Mit dem Dank an den Allmächtigen wollen wir die Unterschrift setzen und mit Freude rufen wir aus: Österreich ist frei!“. Die Werte hatten sich innerhalb kürzester Zeit oft verändert, die Menschen mussten sich den äußeren Umständen anpassen, denn sehr oft galt die Priorität dem physischen Überleben, dann wieder der Freiheit. In raschester Folge wechselten politische Ideologien, den Menschen waren diese oft gleichgültig, denn sie mussten hart arbeiten, um das Überlebensnotwendige für ihre Familie zu beschaffen, das wird heute oft vergessen.

 

- Ökonomische Entwicklung

 

Der Wiederaufbau sowohl in Österreich wie in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit einem „goldenen Zeitalter“ (1950-1973). Anfang der sechziger Jahre war die Wirtschaftswelt noch in Ordnung: Österreich produzierte Güter und Leistungen im Wert von 181 Milliarden Schilling. Die Bundesrepublik im Wert von 331 Milliarden DM. Die USA im Wert von 525 Milliarden Dollar. Die Zeit des Wirtschaftswunders war angebrochen. Bedingt durch eine teilweise Sättigung der Bedürfnisse war in den darauf folgenden Jahren logischerweise eine geringere Wachstumsrate zu verzeichnen - man sprach bereits von Krise. 1981 produzierte Österreich Güter und Leistungen im Wert von 1.060 Milliarden Schilling. Die BRD im Wert von 1.552 Milliarden DM, die USA im Wert von 2.922 Milliarden Dollar. Inflationsbereinigt bedeutet dies: Alle westlichen Volkswirtschaften haben ihre Wertschöpfung seit Beginn des Wirtschaftswunders mehr als verdoppelt. Die Wirtschaft ist ununterbrochen gewachsen. Diese beständige gigantische Ausweitung der Produktion war nur deshalb möglich, weil vor allem in Europa ein ungeheurer Nachholbedarf an Gütern und der Wunsch nach Wohlstand herrschten. Diese Nachholphase ist längst abgeschlossen - übrig geblieben sind Überkapazitäten. Aber die Österreicher sind auch wohlhabend geworden, denn das Privatvermögen war noch nie so groß wie heute. Die Arbeiterkammer hat 1996 das Privatvermögen der Österreicher auf 6.000 Milliarden Schilling geschätzt. Im Durchschnitt verfügte damals jeder österreichische Haushalt über ein Privatvermögen von 1,8 Millionen Schilling. 1993 hatten die Österreicher, lt. einer Studie der Arbeiterkammer Wien, schätzungsweise 6.313 Milliarden Schilling an Haus- und Grundbesitz, Spareinlagen und sonstigem Vermögen angehäuft. Diese Besitzsteigerung seit 1945 ist gigantisch, und eigentlich müsste Zufriedenheit und Glück als Ergebnis dieses materiellen Wohlstandes vorherrschen. Ängste und Skepsis überwiegen jedoch! Wenn man die Wirtschaftsdaten im Zeitvergleich der Statistik Austria betrachtet, dann kann man eigentlich für Österreich nur eine positive Entwicklung feststellen. Österreich zählt zu den reichsten, den stabilsten, den sichersten Ländern dieser Erde, trotzdem ist ein gewisser Pessimismus deutlich spürbar.

 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die wirtschaftliche Entwicklung gekennzeichnet war durch die Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Oberstes Ziel war es, Wohnräume, Nahrungsmittel, Energie und Arbeitsplätze zu schaffen, um das physische Überleben der Bevölkerung zu sichern. In der anschließenden „Wirtschaftswunderphase“ konnte Massenwohlstand erwirtschaftet werden - Kühlschrank, Waschmaschine, Radio, Fernsehen, Auto und Urlaubsreise wurden für breite Bevölkerungsschichten selbstverständlich. In immer rascherer Folge wurden neue Produkte erzeugt und gekauft. Die junge Generation wußte mit den Grundwerten der protestantischen Ethik nichts mehr anfangen - Bedürfnisbefriedigung war durch das Kreditsystem sofort möglich, gearbeitet wird später. Neue Technologien und Massenbildung waren auch Ursache, dass es zu Verschiebungen in der gesellschaftlichen Struktur kam. Heute gibt es keine proletarischen Massen mehr, Herr und Frau Österreicher sind noble Bürger geworden, doch wird und kann das so bleiben? Egal welche kurzfristigen Modeerscheinungen in der Zukunft Werte verändern können, letztendlich bestimmt das materielle Sein das gesellschaftliche Bewusstsein. Die Abhängigkeit von Importen zur Deckung der Grundversorgung nimmt beängstigende Ausmaße an, etwa von Gaslieferungen aus Russland, die Abhängigkeit von Öl aus Krisenstaaten, aber auch die Versorgung mit Lebensmittel kann, bedingt durch heimische  Monokulturen, Gentechnologie, Auslagerungen und Spezialisierung  von der österreichischen Agrarindustrie nur mehr bedingt sicher gestellt werden. Verstärkt wird diese Abhängigkeit auch durch Monopole multinationaler Saatgut- und Düngemittelproduzenten. In manchen Ländern der Dritten Welt wurden Bauern durch falsche Beratung dieser Konzerne bis in den Selbstmord getrieben. Die Agrarsubventionspolitik der Europäischen Union verzerrt ebenfalls den angeblich freien Handelsverkehr, denn wie ist es zu erklären, dass afrikanische Bauern ihre Produkte auf den lokalen Märkten teurer anbieten müssen als subventionierte europäische Waren gleicher Art? Ein Wertewandel in Richtung regionale Versorgung und lokalem „klein, aber fein“ wäre ein erster Schritt den Wahnsinn von Importen, wie chinesischem Knoblauch oder australischem Rotwein, zu verhindern, von den Umweltschäden durch gigantische Transportflotten ganz zu schweigen.

 

Die materielle Gier der Menschen hat den ganzen Globus erschüttert, die Folgen dieser weltweiten Wirtschafts- Finanz- und Gesellschaftskrise sind überhaupt nicht abzuschätzen, denn die gigantischen Schulden müssen zurückgezahlt werden, es gibt nichts umsonst, irgendjemand bezahlt immer die Zeche. Frühere Generationen vererbten ihren Nachfolgern den erwirtschafteten Familienbesitz, welche Schuldenberge und Umweltschäden erben unsere Kinder? Welche Werte werden ihre Handlungen leiten? Heraklits „panta rhei“ hat heute mehr tiefen Sinn als je zuvor, denn „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt“, der Fluss der Zeit fließt ohne Möglichkeit der Umkehr: „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“

 

 

 

Alles ist relativ

 

 

 

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“

 

(Aus: Tractatus Logico-Philosophicus, dem ersten Hauptwerk des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein)

 

 

 

Vor über zwanzig Jahren hat der charismatische Psychologe Erwin Ringl der „Österreichischen Seele“ Eigenschaften zugeschrieben, welche angeblich keinem Wandel unterliegen, er hat sozusagen die Archetypen des eingeborenen Kakaniers diagnostiziert. In einer „Neuen Rede über Österreich“ stellte er trefflich einige Thesen auf, etwa das der gelernte Österreicher nur wahrnehmen will, was ihm gerade in den Kram passt. Österreich als Verdrängungsgesellschaft, frei nach der Straußschen „Fledermaus“: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“. Daraus resultiert eine selektive Wahrnehmung und Verarbeitung der alltäglichen Erfahrungen - es muss etwas geschehen, wird einerseits geraunzt und gleichzeitig resignierend verdrängt, da kann man halt nichts machen. Der biedermeierhafte Rückzug führt zu Isolation und Selbstentfremdung, selbst Ehepaare sprechen täglich, laut Ringel, maximal sieben Minuten miteinander. Die Grenzen der Sprache sind, nach Wittgenstein, die Grenzen der Welt, auch der eigenen Innenwelt. Ferdinand Raimund formulierte dieses Problem des nicht wahrhaben wollens in seinem „Alpenkönig und Menschenfeind“ tiefenpsychologisch: „Du begehst die größte Sünde die es gibt: du erkennst dich selbst nicht!“ Anscheinend erschrecken Ehepaare besonders intensiv, wenn sie sich dann doch erkennen, denn die Konsequenzen sind noch nie dagewesene Scheidungsraten, in Wien bereits vierundsechzig Prozent. Der Meinungsforscher Rudolf Brettschneider meint jedoch, Erwin Ringel hat sich geirrt, es gibt gar keine „Österreichische Seele“, höchstens typische Mentalitäten, Grundhaltungen, aber oft auch nur klischeehafte Vorurteile. Was ist nun wirklich typisch österreichisch? Die GfK-Gruppe hat in 15 europäischen Ländern eine Lebensstil-Studie durchgeführt und die Österreicher erscheinen dabei als vergleichsweise: sparsam, pflichtbewusst, wertkonservativ, arbeitsam auf. Auch ein gewisser Hang zu Ruhe, zum Status quo, kann festgestellt werden, denn allzu radikale Veränderungen lieben die Österreicher nicht. Manchen Menschen fallen neue Werte oder Trends gar nicht auf, sie erleben den Wandel ohne ihn wahrzunehmen. „…im Wohnzimmer ist der Fernseher Konstante und hat den Herrgottswinkel aus früheren Tagen verdrängt.“ Revolutionen finden in Österreich nicht statt, auch die 68iger waren mit ihrem lächerlichen Aktionismus, im Vergleich zu den deutschen und französischen Rabauken, geradezu witzige Clowns. Der Historiker Herwig Rumpler beschreibt die Angst des Bürgers vor der eigenen Courage bei der 1848er Revolution: „Kaum war die Revolution ausgebrochen, galt die Hauptsorge des Bürgertums eigentlich schon wieder deren Beendigung“. Gegenrevolution und aufgeklärter Absolutismus sind bis heute stärker verinnerlicht als der Drang zu einer „Bürgergesellschaft“. Direktdemokratische Mitentscheidung bewundert man bei den Schweizern, in Österreich wird Politik bis heute mit Gefühlen wie Ärger, Misstrauen und Widerwillen assoziiert. Das hat zur Folge, dass sich der Parteienstaat zur Cliquenwirtschaft entwickelt hat.  Franz Witzeling, Chef des Humaninstitutes in Klagenfurt, glaubt, dass sich die Österreichische Seele zwischen Fortschritt und Vorsicht gegenüber neuen gesellschaftlichen Entwicklungen "im mentalen Tangoschritt" bewegt. Der Beitritt zur EU und die Globalisierung hätten manch mentales Erdbeben ausgelöst. Als Beispiel nennt Witzeling die Politik: "Kräfte, die sich bisher im sozialpartnerschaftlichen Paarlauf so manches richten konnten, suchen nach neuen Allianzen und politischen Partnerschaften". Die Österreicher schätzen sich auch selbst als eher statisch ein: das Humaninstitut hat bei einer Befragung über die Österreichische Seele bei 42 Prozent der Befragten Nostalgiker gefunden und nur zwölf Prozent Modernisten. Bei der Frage nach der eigenen Mentalität gewinnt die Bequemlichkeit (32%), dicht gefolgt von der Genussfähigkeit (30%). Nur zwölf Prozent halten die Österreicher für risikobereit. Eher konservativ fällt auch das Ergebnis zur Frage nach Österreichs Image aus. 52 Prozent der Befragten gab an, dass Österreichs Image durch historische Tradition geprägt sei, nur 19 Prozent glauben, dass das Image durch neue Trends bestimmt wird. Diese Biedermeiermentalität impliziert logischerweise mehr Pessimismus in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und es ist nicht verwunderlich, wenn das Meinungsforschungsinstitut IMAS erhob, dass die Zukunft von 30% „mit Skepsis“ und von 29% „mit Sorge“ gesehen wird, nur 34% sind zuversichtlich. Solche Zukunftseinschätzungen wurden letztmalig in den frühen 80er Jahren festgestellt. So ist Nestroys Feststellung: „Warum aber diese neue Zeit die Zeit des Fortschritts genannt wird, das ist die einzige Frag, auf die ich keine Antwort weiß“ hochaktuell. Auch die Jugend rebelliert nicht. Laut einer aktuellen Spiegel-Umfrage sind die 20-35 jährigen: vernetzt, global und angepasst, denn gute Jobs gibt es nur bei totaler Flexibilität und Mobilität. Sie empfinden sich nicht als Generation, sie sind nur Einzelne, die sich gleichen. Kein „Wir“ nur mehr ein „Ich“. Der Soziologe Klaus Hurrelmann, Autor der letzten Shell-Jugendstudie: „Die Unruhe eventuell nicht an der Gesellschaft teilhaben zu können, führt zu einem latenten oder offenen Krisengefühl.“ Dreißig Prozent der Jugendlichen zwischen 20-35 Jahren glauben, dass sie wegen der Wirtschaftskrise Probleme haben werden und achtundfünfzig Prozent befürchten eine politische Instabilität, aber keine existentielle Krise, sie wollen einen Job und sich kleine Träume erfüllen. Der Soziologe Ulrich Beck nennt diese Kohorten „Generation Prekär“ – eine pragmatische Generation, Ideologien sind unbekannt. Das deckt sich auch mit einer Mädchenstudie des IFES-Instituts: „Mädchen wollen Uni-Diplom statt Traumprinzen“, denn die junge Wienerin ist selbstbewusst, „goschert“ und weiß, was sie will. Die traditionellen Rollenmodelle wurden durch linkspropagandistische Selbstverwirklichungsutopien aufgeweicht. Das Ziel für gegenderte Mädchen soll lauten: zuerst Job und Karriere, dann erst Familie und Kinder. Doch in Zeiten von Arbeitsplatzverlust und Kurzarbeit scheint auch die Selbstverwirklichung an der Billakasse ihren strahlenden Reiz zu verlieren. Nur, wer wird in Zukunft all die angehäuften Altlasten zurückzahlen? Wo sind noch Steuereinnahmen einzutreiben, um all die „Künstler“ im Nestroyschen Sinn zu erhalten: „Ich bin ein Künstler, das kann mir kein Mensch abstreiten. Ich betreibe die Kunst, auf Kosten anderer Leute zu leben.“ Rudolf Brettschneider, ein erfahrener Hinterfrager der Österreichischen Mentalität und Werteeinstellungen meint, dass etwas fehlen würde, wenn es den österreichischen Komplex an Sprachen, Denkfloskeln, Reflexen und Lebensstilmustern nicht gäbe: „Was würde fehlen, wenn es dieses Österreich nicht gäbe oder wenn Österreich genauso wäre wie andere europäische Länder auch? Wenn seine Besonderheit aufginge in der relativen Ausprägung von ein paar ökologischen, materiellen und demographischen Kennzahlen? Oder ist es vielleicht schon wieder österreichisch, sich den Wert dieses Landes durch die Vorstellung seines Fehlens und seiner Abwesenheit wachzurufen? – A.E.I.O.U. – Allen Ernstes Ist Oesterreich Unermesslich“ Kein Sozialwissenschaftler kann all diese vielschichtigen Erkenntnisse besser zusammenfassen als der wahrscheinlich intimste Kenner der so genannten Österreichischen Seele – Johann Nepomuk Nestroy: „So gibt`s viele gute Mensch´n, aber grundschlechte Leut“ oder wie der Soziologe Roland Girtler gerne zitiert: „Auf der ganzen Welt sind die Leute falsch, nur in Österreich sind sie liebenswert falsch.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Die schwache Gesellschaft und ihre Probleme

 

 

 

Eine grosse Zivilisation kann erst von außen erobert werden,

 

wenn sie sich von innen bereits zerstört hat.“   W. Durant

 

 

 

In Österreich hat sich längst ein sozialer Wandel, von einer einst selbstbewussten, starken Gesellschaft, auf der Grundlage von christlichen Werten, zu einer individualisierten, schwachen, ja verrotteten Gesellschaft vollzogen. Laut Spiegel-Umfrage  wird Heimat von der Mehrheit der 20 bis 35 jährigen heute nicht mehr als der Ort in dem sie aufgewachsen sind definiert, sondern Heimat liegt dort, wo sie wohnen, wo ihr Partner und die besten Freunde leben. Heimat scheint verschiebbar geworden zu sein. Flexibilität, Mobilität, Globalität, das ist die neue heilige Dreieinigkeit. „Wir wollen nicht so sein, wie unsere Eltern mal waren. Wir wollen wissen, wie man ein gutes Leben führt. Wir sind frei, weil uns keine Ideologie das Denken verbietet“, ist, laut Spiegel-Spezial 1/2009, der wichtigste individualisierte Wert dieser rastlosen Generation mit maximaler ökonomischer Anpassung. Das meiste was früher einmal erstrebenswert, ja glanzvoll und großartig war, erscheint heute alt und verstaubt. Unsere alten Götter, um Heinrich Heine zu zitieren, sind durch ihren Sturz zu Dämonen geworden, und wir erkennen ihre neue Gestalt nicht mehr wieder. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da durfte Humphrey Bogart im Kinoklassiker „Casablanca“ noch genussvoll ein Zigaretterl rauchen, heute wird die Tabakkultur als satanisches Ritual dämonisiert. Früher war die spannende Lektüre der „Germanischen Heldensagen“ eine Selbstverständlichkeit für heranwachsende Jugendliche, heute werden die „Nibelungen“ als Nazivorbilder diffamiert, wie überhaupt jede heimatbezogene Äußerung als neofaschstisch gebranntmarkt wird. Unsere Vorfahren waren überhaupt alle Nazis, meinen selbstherrlich die Verehrer und Anhänger jener Fäkalschweine der Wiener Aktionisten „Kunst und Revolution“, welche im Juni 1968 im Hörsaal 1 der Wiener Universität den Grundstein für künftiges linkes gutmenschliches Gedankengut legten. Diese marxistischen Rattenfänger haben es trefflich verstanden Politik, Bürokratie und Massenmedien zu infiltrieren, um gezielt mittels manipulierter Veröffentlichungen, Umerziehung und Gehirnwäsche die soziale Kontrolle über ein einst stolzes Volk auszuüben. War es nach 1945 keinesfalls eine Schande die abendländische Kultur und Werte wie Solidarität, Gemeinsinn, Heimat und Volk der nächsten Generation zu vermitteln, so wird heute der Lehrplan zensuriert, ja Kommissionen schnüffeln nach politisch unkorrekten Werken und Worten, denn die Freiheit der Lehre wird durch Verbote ad absurdum geführt. Die Verbotsgesellschaft hat den „Zehn kleinen Negerlein“ längst verboten in den Wald zu gehen, das „Zigeunerschnitzel“ darf nicht mehr schmecken, das Machwerk „Mein Kampf“ ist verboten – päpstlicher als der Papst, denn nicht einmal der vatikanische Index verbietet diese Lektüre aus dem vergangenen Jahrtausend. Wissenschaftliche Beweise von „Offenkundigem“ sind verboten, ja kritischen Hinterfragern von historischen „Offenkundigkeiten“ droht bis zu 20 Jahren Kerker. Wie geistig schwach muss solch eine Verbotsgesellschaft bereits sein, wenn die Fortschritte der Aufklärung in Frage gestellt werden und Schillers Marquis von Posa die Mächtigen wieder herausfordern muss: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“ – aber mit gesetzlich festgeschriebenen Verboten ist das unmöglich. Die EU als „Rechtsgemeinschaft“, keinesfalls als „Wertegemeinschaft“, wacht und Abweichler werden entmündigt und mit Sanktionen bestraft, wie dies Österreich im Jahre 2000 entwürdigend erleben durfte. Eine starke Gesellschaft wäre nicht so gedemütigt worden, denn Italiens „faschistische“ Trends wurden nicht einmal ansatzweise kritisiert. Antidiskriminierungs- und ein sogenanntes Antiterrorgesetzte sorgen dafür, dass die Erkenntnisse Darwins genauso weggewischt werden, wie dies einst die Heilige Inquisition mit Galileo Galilei machte, denn die Sonne muss sich genauso um die Erde drehen, wie alle Menschen gleich sein müssen. Die Umerziehung – „Appeasement“ – macht’s möglich, die schwache Gesellschaft hofft durch Unterwerfung und Nachgeben Ruhe und Frieden einzutauschen, ein schwerer Irrtum, denn auch „Biedermann“ reicht den „Brandstiftern“ noch die Streichhölzer, wie dies von Max Frisch trefflich analysiert wurde. Auf dem Weg in die „Eine Welt“ werden die Lauen unterworfen und untergehen, die sozialistische–marxistische Indoktrination ebnet den Weg für den Untergang des  schwächelnden Abendlandes und den Aufstieg der strategisch geplanten Zuwanderer aus dem Morgenland. Der Islam scheint eine starke Gesellschaft zu sein und das Kalifat Eurabia durchaus ein erreichbares Eroberungsziel zu werden. Bereits 2004 sagte dies ganz offen der SPD Europaparlamentarier Vural Öger, Mitglied der Zuwanderungskommission unter Rita Süßmuth: „Im Jahr 2100 wird es in Deutschland 35 Millionen Türken geben. Die Einwohnerzahl der Deutschen wird dann bei ca. 20 Millionen liegen. Das was Sultan Süleyman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwanderer, mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen.“ Im Kosovo ist das bereits geschehen, 1929 stellten die Serben noch 61% der Bevölkerung, 1993 waren es nur mehr 7%, die albanische, islamische Unterschicht übernahm, mit NATO und EU Hilfe die Macht, sie hatte sich auf 88% der Gesamtbevölkerung entwickelt. Es ist eine einfache mathematische Berechnung: Hat eine Volksgruppe 10% Bevölkerungsanteil aber doppelt so viele Kinder wie eine andere, so hat sie nach drei Generationen fast die Hälfte aller Kinder – und eine Generation später überwältigende zwei Drittel. Prof. Miegel bewies in seinen Studien, dass kinderarme Imperien untergehen müssen, wenn gleichzeitig Völker einwandern, welche sich nicht assimilieren. Genau diese Situation ist derzeit in Österreich gegeben, Kinderarmut und Überalterung der autochthonen Bevölkerung werden nicht nur zu einer Übernahme des Landes durch zugewanderte Fremde führen, es wird auch zu einem bürgerkriegsähnlichen Kampf der Kulturen kommen. Nach Analyse durch den amerikanischen Geheimdienst spätestens 2020, denn der Islam ist keine friedliche Religion, er ist eine Ideologie mit absolutem Machtanspruch, da Religion und Staat nicht getrennt werden. Die Scharia schreibt das Verhalten der Menschen in jeder Lebenslage vor und die gewaltsame Eroberung der „Ungläubigen“ durch den „Heiligen Krieg“ wird täglich in den Nachrichtensendungen dokumentiert. Dass der Islam keine politische Religion ist und die Moslems friedlich und tolerant sind, kann durch das Studium des Korans als naive Illusion bewiesen werden: Sure 9, Vers 123: „Oh, die ihr glaubt, kämpfet wider die Ungläubigen an euren Grenzen, und wahrlich, lasset sie Härte spüren. Und wisset, dass Allah mit den Gottesfürchtigen ist.“ Wie lange hat in Europa noch das demokratische Gesetzt Vorrang vor der Scharia, wenn auf Grund der demografischen Entwicklung legal die Verfassung durch die Zuwanderer geändert werden kann? In unserer Demokratie fehlen die direktdemokratischen Möglichkeiten einer Volksabstimmung, denn die überwältigende Mehrheit der Österreicher distanziert sich von fremdbestimmten Zukunftaussichten. Keine EU-Mitgliedschaft der Türkei, keine weitere Zuwanderung, Abschiebung aller Scheinasylanten und kriminellen Ausländer, kein weitere Familienzuzug sondern Gastarbeiter mit limitierter Aufenthaltgenehmigung und Rotationsprinzip – in starken Gesellschaften, wie Japan, Australien, Israel, Saudi Arabien usw. eine Selbstverständlichkeit in unserer schwachen Gesellschaft jedoch wird diese Selbstverständlichkeit von politischen Mandataren verhindert. Diese Leute werden als Volksvertreter ins Parlament gewählt, weil die Parteien sie nominieren, das Volk, welches von diesen Volksverrätern „vertreten“ wird, hat auf die Personen keinen Einfluss. Es ist wie im Märchen von Georg Orwells „Die Farm der Tiere“ – dort führen die an die Macht gekommenen Tiere ihre eigenen Artgenossen zur Schlachtbank! Unsere schwache Gesellschaft hat also das Problem durch Kinderarmut von zuwandernden, kinderreichen, fremden Völkern eine Minderheit im eigenen Land zu werden. Der Staat mit seiner ausufernden Bürokratie und den abgehoben regierenden Politikern setzt die Wünsche seines Wahlvolkes nicht um, ja Österreich wird auch noch in den wirtschaftlichen Ruin geführt, denn die Staatsschuldentilgung wird in einigen Jahren alle Finanznettoeinnahmen verschlingen, die nächsten Generationen müssen zudem noch eine überalternde Bevölkerung ernähren, Schulden abarbeiten und im Kampf der Kulturen ihre angestammten Rechte verteidigen. Wird das überhaupt möglich sein, oder wird Mitteleuropa, wie einst das Römische Reich, den Weg in den Untergang gehen? Kaiser Valenz ließ die Westgoten ungehindert einwandern, der Rest ist traurige Geschichte, die sich bei allen Hochkulturen weltweit wiederholte. Die Dekadenz unserer schwachen Gesellschaft findet auch körperlich statt. Der humanistische Leitspruch „mens sana in corpore sano“ wurde bereits als behindertenfeindlich kritisiert und fällt daher unter die Rubrik politisch nicht korrekt. War es bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts noch Ehrensache, dass Jugendliche körperlich fit waren und das ÖSTA, das Österreichische Sport- und Turnabzeichen, erwarben, so ist das heute nicht mehr der Fall. Sport wird vor dem Computer oder Fernseher passiv zelebriert und das konsumierte Bier und Knabbergebäck fördert nicht die Kondition sondern das Übergewicht. Brot und Spiele, sowie das amerikanische Vorbild der McDonaldisierten Gesellschaft schaffen eine satte und träge Wohlstandsverwahrlosung, jeder Ausbildner beim Bundesheer kann dies leidvoll bestätigen, denn die Hälfte der Österreichischen Bevölkerung ist Übergewichtig.

 

Starke Gesellschaften verfügen über traditionelle Werte, welche ohne Duckmäusertum nach außen vertreten werden. So hat die Schweiz ihre direktdemokratische Tradition und eine abgespeckte Verwaltung, verbunden mit niederen Steuersätzen. In Israel dürfen Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft selbst ihre Ehepartner nicht mehr mit nach Israel bringen, das Notstandsgesetz sorgt für Rassenbereinigung. Neuseeland und Australien bewahren ebenfalls mit Stärke ihre aufgebaute Kultur. Dass Australien eine starke Gesellschaft ist, zeigte Premier John Howard eindeutig, als er Muslime, die unter dem Islamischen Gesetz der Sharia leben wollen, aufforderte Australien zu verlassen, da die Regierung in ihnen Radikale sieht, die mögliche Terroranschläge vorbereiten. Außerdem zog sich Howard den Zorn von einigen australischen Muslimen zu, da er unterstrich, geheimdienstliche Aktivitäten zum Ausspionieren der Hassprediger in Moscheen zu unterstützen. Wörtlich sagte er: „Einwanderer, nicht Australier, müssen sich anpassen. Akzeptieren sie es, oder verlassen sie das Land. Ich habe es satt, dass diese Nation sich ständig Sorgen machen muss, ob sie einige Individuen oder deren Land beleidigt. Seit den terroristischen Anschlägen auf Bali spüren wir einen zunehmenden Patriotismus bei der Mehrheit der Australier. Diese Kultur ist in über zwei Jahrhunderten gewachsen, geprägt von Gefechten, Prozessen und Siegen von Millionen von Frauen und Männern, die alle nur Frieden gesucht und gewollt haben. Wir sprechen überwiegend Englisch, nicht Spanisch, Libanesisch, Chinesisch, Japanisch, Russisch, Italienisch, Deutsch oder andere Sprachen. Deswegen, wenn ihr Teil unserer Gesellschaft werden wollt, dann lernt unsere Sprache! Die meisten Australier glauben an Gott. Es sind nicht einige wenige Christen, es ist kein politisch rechter Flügel, es ist kein politisch motivierter Zwang, nein – es ist eine Tatsache, denn christliche Frauen und Männer, mit christlichen Prinzipien, haben diese Nation gegründet, und dies ist ganz klar dokumentiert. Und es ist sicherlich angemessen, dies an den Wänden unserer Schulen zum Ausdruck zu bringen. Wenn Gott euch beleidigt, dann schlage ich euch vor, einen anderen Teil dieser Welt als eure neue Heimat zu betrachten, denn Gott ist Teil unserer Kultur. Wir werden eure Glaubensrichtungen akzeptieren, und werden sie nicht in Frage stellen. Alles was wir verlangen ist, dass ihr unseren Glauben akzeptiert, und in Harmonie, Friede und Freude mit uns lebt. Dies ist unsere Nation, unser Land und unser Lebensstil, und wir räumen euch jede Möglichkeit ein, all diese Errungenschaften mit uns zu genießen und zu teilen. Aber wenn ihr euch ständig beschwert, Mitleid sucht, unsere Fahnen verbrennt, unseren Glauben verurteilt, unsere christlichen Werte missachtet, unseren Lebensstil verurteilt, dann ermutige ich euch einen weiteren Vorteil unserer großartigen australischen Demokratie und Gesellschaft zu nutzen: dem Recht das Land zu verlassen! Wenn ihr hier nicht glücklich seid, dann geht! Wir haben euch nicht gezwungen hierher zu kommen. Ihr habt gebeten hier sein zu dürfen. Also akzeptiert das Land, das euch akzeptiert hat.“ Wahrscheinlich beruht diese stolze Geisteshaltung primär auf militärische Erfolge in der Vergangenheit, denn Kriegsgewinner schreiben Geschichte, Werte und Gesetzte unbeeinflusst von fremden Besatzungsmächten. „Vaterlandsliebe ist erweiterte Familienliebe“ stellte treffend bereits Marie von Ebner-Eschenbach fest, die österreichische Linke hingegen schämt sich nicht, öffentlich mit folgendem Spruch zu demonstrieren: „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn“. Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, welche Schwächlinge Österreich weiter in den Abgrund führen. Beim Untergang der Titanic spielte das Orchester für die lustigen Passagiere bis zum eisigen Tode, Jean Marie le Pen brachte dies auf den Punkt: „Das deutsche Volk ist tot, nur hat es das noch nicht gemerkt, weil der Leichenwagen so prächtig ist.“ Der Soziologe Andreas Schuller nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund, wenn er seine Gesellschaftsstudien zusammenfasst: „Ja wir verblöden! Die klugen wandern aus, die Dummen wandern ein. Zwei von fünf Akademikerinnen haben keine Kinder. So beschleunigt sich die Verblödung, weil die Intelligenz vererbt und anerzogen wird. Aus einem Volk von Dichtern und Denkern wird eines von Doofen und Deppen.“ Es ist zum Verzweifeln, alle Fakten, wie sich die Österreichische Gesellschaft in den nächsten Jahren entwickeln wird, sind bekannt, es gibt jedoch keine Elite, welche das Ruder des Staatsschiffes herumreißen will, um den drohenden Untergang zu verhindern. Nichts wurde aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und so traurig es ist, Le Bons „Psychologie der Massen“ aus dem Jahre 1895 hat auch heute noch Gültigkeit: „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“ Alles wird zum Spiel, zum Theater, es geht um schnöden Kommerz im Sinne der Beeinflussung von Interessengruppen und Lobbies. Prof. Meinhard Miegel sieht diese Entwicklung folgendermaßen: „Zu Beginn jeder Kultur steht der Kollektivismus. Das Überleben des Menschen im Rudel, im Stamm, im Volk gelingt nur durch die Gemeinschaft. Die Neigung zur Individualität wird als Stolz gegenüber den Göttern und damit als frevelhaft angesehen. Die Gemeinschaft, insbesondere die Familie, ist der zentrale gesellschaftliche Wert. Der Individualismus jedoch zwingt dazu, mit anderen zu konkurrieren, wodurch große wirtschaftliche und kulturelle Leistungen hervorgebracht werden. Die gemeinschaftsbezogenen Ideale werden von den individuellen Bedürfnissen überlagert. Ehe und Familie werden zunehmend als Last angesehen.“ Der Wandel von einem starken Kollektiv zu einer verrotteten Schwächlingsgesellschaft ist eingeleitet, denn individualistische Kulturen zerstören sich selbst. Der Mensch wird lenkbar, abhängig und führungsgläubig. Die Bürokratie zieht alle Absicherungsmaßnahmen an sich und erhält so eine ungeheure Verteilungsmacht im Nehmen und im Geben. Ein Moloch mit nimmersatten Krakenarmen zieht immer mehr Aufgaben an sich und greift hemmungslos in die Taschen der immer weniger werdenden produktionsorientierten Leistungsträger. Dieser Machtapparat nennt sich gnädig „Wohlfahrtsstaat“, Verbände, Gewerkschaften, Parteien, Künstler, Medien und tausende entbehrliche NGOs bedienen sich schamlos auf Kosten der nächsten Generationen aus den Verteilungtöpfen dieser „Esel streck dich“ Wundertüte. Eine verantwortungslose Minderheit hat es geschafft, ihre partikularen Interessen als allgemeine Interessen der gesamten Bevölkerung darzustellen und dadurch alle Staatsbürger zu unterjochen, es gab keine Volksabstimmung, welche dies verhindern hätte können. Nach Zwentendorf wurde der Souverän entmündigt! Das Volk erduldet dies untertänig, regt doch ein Fußballspiel mehr auf als eine Wahl der Volksvertreter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Militärisches – am Anfang war die Tat

 

 

 

„Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“

 

(Der Schweizer Rütlischwur in Schillers Drama Wilhelm Tell)

 

 

 

Und willst du nicht mein Bruder sein...

 

Über Konflikt, Aggression, Gewalt und Krieg

 

 

 

„Brüder kämpfen und bringen sich Tod,

 

Brudersöhne brechen die Sippe;

 

arg ist die Welt, Ehbruch furchtbar,

 

Schwertzeit, Blutzeit, Schilde bersten,

 

Windzeit, Wolfzeit, bis die Welt vergeht –

 

Nicht einer will des anderen schonen.“

 

Edda, Götterdichtung – Der Seherin Gedicht

 

 

 

Vor den ersten Menschen kämpften die Götter um Machtpositionen. In nahezu allen Mythen der Hochkulturen waren die Schöpfer des Lebens negative, aggressive Vorbilder, zumindest rechtfertigten die religiösen und weltlichen Führer damit ihre eigenen Kämpfe um Ressourcen, Territorien oder Vermehrungspartner, denn seit es Lebewesen mit historischem Nachweis gibt, prägen Kämpfe und Kriege die Geschichte. In Homers Ilias und Odyssee, eine der ältesten überlieferten Erzählungen, mischten sich die Götter tatkräftig in das Schicksal der kriegführenden Parteien ein und erfreuten sich am Schlachtengetümmel, waren sie doch selbst blutigen Ursprungs, wie die griechischen Göttersagen berichten: Die Titanen sind Kinder der Gaia und des Uranos. Kronos entmannte seinen Vater Uranos und wurde so zum Herrscher der Welt. Er wurde später seinerseits von seinem Sohn Zeus entmachtet. Schon bei den Göttern gab es eine Art von evolutionärer Selektion. Auch die Bibel berichtet über blutige Taten bei der ersten Menschenfamilie: Nachdem Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, hatten sie zwei Söhne, Kain und Abel. Kain tötete aus Eifersucht zu Gott Abel: „Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?  Der Herr sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden. So bist du verflucht, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Ackerboden bestellst, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein.“  Gott zeichnete den ersten Mörder mit dem so genannten „Kainsmal“. Die christliche Mystikerin Anna Katharina Emmerick beschrieb Kain als Stammvater der farbigen Menschen, wobei sie die dunkle Hautfarbe als das Kainsmal beschreibt, das auf den ganzen Leib überging. Solche Erklärungen göttlicher Mythen waren immer wieder Anlass von religiös motivierten Gewalttaten. Heute versuchen asiatische Völker, motiviert von der Ideologie des Islamismus, die Weltherrschaft zu erobern. Der klassische, konservative und fundamentalistische Islam sieht Frieden nämlich erst nach der Eroberung des gesamten Dar al-Harb (Gebiet der Nichtmuslime) vor. Danach soll die gesamte Erde unter der Scharia in einer „pax islamica“ leben. Die Welteroberung geschieht mittels kriegerischem Dschihad, mit dem Ziel eines „Paradieses“ unter dem Schwert des Islam.

 

So ist der Mensch ein „zwiespältiges“ Wesen: einerseits träumt er vom friedlichen Paradies, andererseits ist der Weg dorthin nur mit Krieg und Aggression gegen Andersgläubige zu erreichen. Das bedeutet aber auch, dass eine wehrlose, friedliche Kultur leicht zur Beute einer kriegerischen Horde werden kann, wenn der Wille zum Überleben der eigenen Art durch dekadente Entwicklungen verloren geht. Europa scheint heute solch eine leichte Beute der Islamisten zu werden. Besonders Österreich dürfte die evolutionäre Fitness verloren haben, und der Illusion des ewigen Friedens verhaftet sein. Bundeskanzler und Verteidigungsminister sind Zivildiener und die Armee wird systematisch ausgehungert, so dass die Sicherheit der Staatsbürger in Zukunft kaum mehr gewährleistet werden kann. Dabei ist Terror und Gewalt der Muslime allgegenwärtig, gehört ihnen, dank ihres Aggressionspotentials die Zukunft? Das Kapitel über die natürliche Selektion überschreibt der Evolutionsforscher Charles Darwin mit: „Natural Selection; or The Survival of the Fittest“ und Konrad Lorenz spricht vom „Aggressionsinstinkt“ bei siegreich überlebenden Kämpfern. Das Wort „Krieg“ bedeutet ursprünglich „Hartnäckigkeit“, „Anstrengung“, „Streit“. Das Verb „kriegen“ heißt einerseits „Krieg führen“, andererseits „bekommen, erhalten“. Der Stärkere bekommt was er erobert, der Schwächere wird zur Beute des Siegers, so sieht die Verhaltensforschung ganz natürlich die ewige Auseinandersetzung von Gruppen unterschiedlicher Interessen, stammesgeschichtlichen Ursprungs, Religionen oder Ideologien. Konflikte sind unvermeidbar, wenn Zielsetzungen und Wertvorstellungen gesellschaftlicher Gruppen oder Staaten unvereinbar sind und ein Modus vivendi nicht erzielbar ist. Die Menschheitsgeschichte wird geschrieben von solchen Unvereinbarkeiten, aber immer nur von den „guten“ Siegern. Die „bösen“ Besiegten hatten nie eine Chance ihre Position nach einer kriegerischen Niederlage glaubhaft zu vertreten. Auch nach der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht 1945 werden alle Taten der Siegermächte in den Geschichtsbüchern glorifiziert, sogar im Krieg gefallenen Hunde und Pferde haben in Londons Hyde Park ein Kriegerdenkmal, vom geadelten Massenschlächter „Bomber Harris“ ganz zu schweigen.  Den besiegten deutschen Soldaten werden nur Mahnmale zugestanden und die Nachkommen dieser geopferten Generation schämen sich nicht, das Andenken an ihre Väter und Grosseltern auch noch öffentlich zu besudeln. Wehe den Besiegten!

 

Gewalt ist gleichbedeutend mit Macht, Herrschaft und Zwang. Der Wille dessen, über den Gewalt ausgeübt wird, wird missachtet oder gebrochen. Der Soziologe Max Weber definiert Macht als Chance „innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“  Heinrich Popitzs Soziologie der Gewalt sieht anthropologisch Gewalt als besondere Form von Machtausübung: „Der Mensch muss nie, kann aber immer gewaltsam handeln, er muss nie, kann aber immer töten - jedermann. Gewalt überhaupt und Gewalt des Töten im besonderen ist kein bloßer Betriebsunfall sozialer Beziehungen, keine Randerscheinung sozialer Ordnungen und nicht lediglich ein Extremfall oder eine ultima ratio. Gewalt ist in der Tat eine Option menschlichen Handelns, die ständig präsent ist. Keine umfassende soziale Ordnung beruht auf der Prämisse der Gewaltlosigkeit. Die Macht zu töten und die Ohnmacht des Opfers sind latent oder manifest Bestimmungsgründe der Struktur sozialen Zusammenlebens.“ Hans Magnus Enzensberger spricht von der Universalität der Gewalt: „Der Mensch ist der einzige unter den Primaten, der die Tötung seiner Artgenossen planvoll, in größerem Maßstab und enthusiastisch betreibt. Der Krieg gehört zu seinen wichtigsten Erfindungen.“ Aus der Tatsache, dass wir nur in Gruppen überleben können, wurde aus dem “bellum omnium contra omnes“, dem Krieg aller gegen alle, das Gewaltmonopol an den Nationalstaat delegiert und zu einer politischen Kategorie. Der preußische Militärtheoretiker Clausewitz sah Krieg als Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“. Weil diese Gewalt von einem souveränen Staatswesen ausgeht, definierte er sie als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“: „So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloß ein politischer Akt, sondern ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln. Was dem Kriege nun noch eigentümlich bleibt, bezieht sich bloß auf die eigentümliche Natur seiner Mittel.“ Die Eigentümlichkeit reicht heute von der Möglichkeit den gesamten Erdball mehrfach atomar zu atomisieren bis zur primitivsten Kleinkriegstaktik, mit den Atommächten immerhin in Vietnam und Afghanistan besiegt wurden. Eine andere Form der möglichen Auseinandersetzung ist der Bürgerkrieg, weltweit tagtägliche Realität und auch in unseren Breiten möglich, wie dies der renommierte Orientalist Peter Scholl–Latour so treffend formuliert: „Auch der Zuzug von Angehörigen, wenn das Familienoberhaupt die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, vor allem aber die hohe Geburtenrate, werden dafür sorgen, dass binnen weniger Jahre Deutschland mit einer islamischen Gemeinde von fünf bis acht Millionen Menschen leben wird und dieser kompakten Bevölkerungsgruppe kulturell wie politisch Rechnung getragen werden muss. Im Falle einer vollwertigen Aufnahme der Türkei in die Europäische Union würde das dann geltende Niederlassungsrecht die Zahl der Neuzuwanderer nachdrücklich multiplizieren, ja explodieren lassen. In dieser Eventualität könnte von einer in sich geschlossenen Identität der deutschen Nation nicht mehr die Rede sein. Die multikulturellen Utopien weltfremder Ideologen liefe Gefahr, in Mord und Totschlag, in offenen Bürgerkrieg einzumünden.“ Das gilt selbstverständlich auch für Österreich, welches auf solch ein Szenario vollkommen unvorbereitet wäre. Verbunden mit der explodierenden illegalen Asylantenflut aus Afrika braut sich ein Konfliktpotential zusammen, wie dies einst Jugoslawien in Stücke riss. Auch dort lebten friedlich viele Jahre unterschiedlichste Nationalitäten nebeneinander, bis ein Funke das Pulverfass entzündete. Den Sozialwissenschaftlern ist dies längst bekannt, nur Multikultiutopisten, getarnt als politisch korrekte Gutmenschen, sehen die Zeichen, die bereits auf Sturm stehen, wieder einmal nicht. James Hillmann schreibt in seinem Buch: „Die erschreckende Liebe zum Krieg“, dass der Kriegsgott Mars und die Liebesgöttin Venus im Krieg untrennbar zusammengehören. „Religion ist Krieg“ stellt der jungianische Analytiker fest und hat er nicht Recht? Was glaubt denn ein islamischer Selbstmordattentäter, was ihn im Paradies erwartet? Zweiundsiebzig Jungfrauen! Eros und Tanatos haben sich auch im Gehirn des homo sapiens im dritten Jahrtausend manifestiert und sind Handlungsauslöser, wie einst beim Neandertaler! Goethe lässt seinen Dr. Faust die Bibel übersetzten: „Geschrieben steht: "Im Anfang war das Wort!" Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muß es anders übersetzen… Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat. Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!“

 

 

 

4.1. Grundsätzliches über Kampf, Taktik und Strategie

 

 

 

„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sagen die Engländer, sondern die Kapitulation. Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“

 

(Aus der Sportpalastrede, die der deutsche Reichspropagandaministers Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast hielt)

 

 

 

Das nukleare Waffenpotential der Großmächte schreckt nicht mehr ab, wohl aber der Gedanke, dass Massenvernichtungswaffen in die Hände von Fanatikern fallen könnten. Die entscheidende Panzerschlacht wird auch nicht mehr stattfinden, Krieg wird zunehmend zwischen sozial, ethnisch oder religiös definierten Bevölkerungsteilen, zwischen Partisanen oder Banden ausgetragen. Regionale Kriegsherrn und internationale Söldnerfirmen spielen dabei die entscheidende Rolle. Die Kriege zwischen Staaten nehmen ab, Bürgerkriege zu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Si vis pacem, para bellum (01/05)

 

Willst Du  Frieden, bereite dich auf den Kampf vor!

 

 

 

Ist Österreich, ist das Österreichische Bundesheer heute gerüstet den Frieden zu sichern, indem es auf alle gewaltsamen Aggressionen vorbereitet ist, die das Land treffen könnten? Terrorismus, Masseneinwanderung, aber auch Kampf um Resoursen kann auch morgen aus friedlichen Nachbarn gewaltbereite Eroberer machen. Fachleute sagen, Österreich ist ziemlich wehrlos und schwach – nein – Friede durch Stärke, das ist dem Österreichischen Heer derzeit nicht zu attestieren. Dabei war die Freude echt, als 1955 endlich die fremden Besatzungssoldaten abzogen. Österreich wollte seine wiedergewonnene Freiheit, nach schweizerischem Vorbild, auch mit eigenen Soldaten sichern und der erste Einsatz kam rasch.

 

1956 musste das schlecht ausgerüstete und personell im Aufbau befindliche Heer die Grenze zu Ungarn überwachen. Die Angst, dass die Russen wieder in Österreich einmarschieren könnten, war groß, der Idealismus unserer Soldaten aber gewaltig. Mit Idealismus alleine lassen sich aber auf Dauer bestehende materielle Engpässe nicht kompensieren. Die Chance, ein Heer nach dem Vorbild der Schweiz aufzubauen, wurde vertan. Die politische Führung war nicht in der Lage, das Österreichische Bundesheer als notwendigen und selbstverständlichen Stabilitätsfaktor zu positionieren. Das Heeresbudget war mit einer Zuwendung von unter einem Prozent des BIP das geringste weltweit. Als 1968 die Tschechoslowakei von ihren eigenen „Brudertruppen“ besetzt wurde, stand Österreich am Rande eines Krieges. Die politische Führung setzte ihr Sicherheitsinstrument jedoch hilflos zwischen Donau und weit südlich der tschechischen Grenze ein. Das Bundesheer durfte die eigene Grenze nicht sichern. Nur ein kleiner Kreis wusste: Österreich stand am Rande des Krieges. Ein Signal, die Neutralität zu verteidigen, wurde nicht gesetzt.

 

Der Auftrag an das Österreichische Bundesheer ist in der Verfassung verankert, aber die eigene Regierung, nämlich jene unter dem Sozialisten Kreisky, realisierte ein Wahlkampfzuckerl und schwächte das ohnehin ausgehungerte Heer weiter. Um eine solide Ausbildung zu vermitteln, sind sechs Monate selbstverständlich nicht genug. Wer würde, um einen zivilen Vergleich zu bemühen, sein Auto von einem in sechs Monaten ausgebildeten Mechaniker reparieren lassen? Ziel aller die Ausbildungszeit betreffender Überlegungen darf nur die Auftragserfüllungskompetenz sein. Als 1991 die Südgrenze geschützt werden musste, wurden zur Erfüllung dieses Auftrags deshalb auch einige nicht ausreichend ausgebildete Soldaten in den Einsatz geschickt. Der Sicherungsauftrag wurde auf Grund der Kenntnisse und Einsatzbereitschaft der im grenznahen Raum stationierten Kräfte trotzdem bewältigt.

 

Auch der Österreichische Luftraum wurde erfolgreich gegen einfliegende jugoslawische Kampfflugzeuge gesichert. Die Grundlage, der Landesverteidigungsplan 1985, blieb theoretische Makulatur, eine Umsetzung der geplanten Truppenstärke auf dreihunderttausend Mann Illusion. Die Schweiz kann zum Schutz ihrer Bevölkerung eine 580.000 starke Milizarmee und 45.000 Mann bei den Luftstreitkräften mobilisieren. Die Hoffnung auf dauerhaften Frieden in Europa ist eine wunderbare Vision, aber leider Illusion. Überdehnung der EU-Außengrenze bis Asien, sowie die Entwicklung gewaltbereiter Parallelgesellschaften, lassen Konfliktpotentiale unkalkulierbarer Dimension entstehen. Ziel der österreichischen Sicherheitspolitik ist der Schutz der Bürger und der Grundwerte dieses Staates gegenüber allen Bedrohungen. Dazu bedarf es eines gut ausgerüsteten Heeres mit bestausgebildeten Soldaten, damit in Zukunft auch Österreich, wie das Vorbild Schweiz, aus einer Position der eigenen Stärke, alle Bedrohungen aus eigener Kraft abwehren kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lupus est homo homini (03/06)

 

Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen

 

 

 

Unsere Zeitgeistritter und Biedermänner müssten eigentlich längst erkannt haben, dass sich die Brandstifter bereits europaweit gastlich ausgebreitet haben. Die Ethnologie kennt solche Entwicklungsphänomene längst, immerhin gab es in der Menschheitsgeschichte über zehntausend Kriege. Der bekannte Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeld analysiert die Zwiespältigkeit und das Spannungsfeld unterschiedlicher sozialer Gruppen: „Wird eine friedliche Kultur nicht bald die Beute der weniger friedlichen?“

 

Die Geschichtsforschung berichtet kaum von friedlichen Epochen, sondern lehrt uns Kriegsgeschichte, meist von den Siegern überliefert. Deshalb werden manche Ereignisse auch nicht aufgearbeitet, wie etwa die Völkermorde des auch bei EU-Verhandlungen aggressiv auftretenden „Eroberer Europas“, der Türkei an den Armeniern, Bulgaren, Griechen und Kurden.

 

Die Armenier, monotheistische Christen, waren neben den Griechen die kulturell bedeutendste Minderheit des Osmanischen Reiches. Die eigens für diesen Genozid aufgestellte Spezialeinheit „Cete“, führte penibel geplante Zwangsislamisierungen, Zwangs­türkisierungen sowie Vertreibung und Tötung von über zwei Millionen Armeniern durch. Duckett Z.Ferriman prägte für diese Megatötungen den Begriff „Holocaust“(G.Heinsohn: Lexikon der Völkermorde). Da die türkischen Regierungen bis heute diese Verbrechen leugneten, gibt es auch, im Sinne Ferrimans, kein echtes Holocaustmahnmal in der Türkei, von Reparationszahlungen und sich demütig niederknien ganz zu schweigen.

 

Die Spannungsfelder gewaltsamer Auseinandersetzungen sind weder räumlich noch zeitlich begrenzt, auch innerhalb der EU, wie die Bürgerkriege in Nordirland, dem Baskenland oder der Insel Korsika zeigen. Speziell die multikulturellen Ghettos der Städte beherbergen ein unkalkulierbares Gewaltpotential. Realistisch planende Strategen leiten schon heute Manöver mit der Lage: „Bürgerkrieg im ehemals multikulturellen X-Staat“ ein. Der Terrorexperte Udo Ulfkotte fast warnend zusammen: „Der Krieg der Zukunft wird in unseren Städten stattfinden, und er wird eine Vielzahl von zivilen Opfern fordern“. Die verantwortlichen Sicherheitspolitiker jedoch haben die Entwicklungsprognosen allzu lange ignoriert. Bestorganisierte, weltweit aufgebaute Mafiastrukturen, ungebremste Zuwanderung und die ungestörte Entwicklung von Parallelgesellschaften einerseits, sowie Überdehnung und damit Zerfall der EU andererseits, lassen eine Entwicklung in europäischer Dimension befürchten, wie im multikulturellen Jugoslawien bereits geschehen.

 

Österreich, nie eine Insel der Seligen, wäre von solch einer Entwicklung stark betroffen. Es bleibt die Hoffnung, dass die verantwortlichen Politiker bei ihren Entscheidungen primär die innere und äußere Sicherheit Österreichs garantieren wollen und nicht das Wohlergehen Anatoliens als vorrangig betrachten.

 

Alle Überlegungen müssen worst-case Entwicklungen beinhalten, nur dann können entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um das wirtschaftliche Wohlergehen, Friede und Sicherheit sowie Freiheit und Unabhängigkeit der angestammten Bevölkerung langfristig abzusichern, wie das in der Schweiz seit etwa zweihundert Jahren mit Erfolg praktiziert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom großen zum kleinen Krieg (35/05)

 

Die „neuen Kriege“ ohne Schlachtfelder

 

 

 

Nach Clausewitz war die Entscheidungsschlacht „der eigentliche Schwerpunkt des Krieges“. Die klassischen Waffengattungen – Artillerie, Kavallerie (nachfolgend die Panzertruppe), Infanterie, unterstützt von Pionieren und Luftwaffe, prallten im Kampf der verbundenen Waffen aufeinander. Angriff und Verteidigung forderten hundertausende Menschenleben und einen gigantischen Materialeinsatz, nur um einen Geländestreifen zu halten oder zu erobern.

 

Spätestens seit dem letzten Irakkrieg weiß jeder Truppenführer, dass es in Zukunft nahezu unmöglich sein wird, große Schlachten zu schlagen. Die elektronischen Aufklärungsmöglichkeiten sowie die auf Satelliten abgestützte Kommunikation macht es zu einer Selbstvernichtungsaktion, größere Truppenverbände unbemerkt bereitstellen zu wollen. Marschflugkörper können weltweit Ziele bekämpfen, startende Kampfjets werden erkannt und sofort gejagt.

 

Manfred Münklers Untersuchung über „Die neuen Kriege“ führt zum Ergebnis, dass das Zeitalter der zwischenstaatlichen Kriege offenbar zu Ende geht. Allerdings bedeutet das keinesfalls, dass in Zukunft Friede der Normalzustand sein wird. Der Krieg hat nur seine Erscheinungsform verändert: „In den neuen Kriegen spielen nicht mehr Staaten die Hauptrolle, sondern „Warlords“, Söldner und Terroristen. Die Gewalt richtet sich vor allem gegen die Zivilbevölkerung; Hochhäuser werden zu Schlachtfeldern, Fernsehbilder zu Waffen.“ Die Folgen dieser Entwicklung sind beunruhigend, da die Unterscheidung von Krieg und Frieden brüchig geworden ist. Staaten verfügen nicht mehr über das Gewaltmonopol. Lokale Stammesführer und weltweit tätige Terrornetze agieren mit äußerster Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Konfliktgründe sind nicht mehr primär Gebietseroberungen, sondern ethnisch-kulturelle Spannungen und religiöser Fanatismus. Gewalt bricht auch vermehrt dort aus, wo das Zusammenleben in multikulturellen und multiethnischen Gemeinschaften über viele Jahre scheinbar problemlos funktioniert hat. Kurze Staatenkriege werden von langen innergesellschaftlichen Bürgerkriegen abgelöst, wobei sich die Akteure keinesfalls an international übliche Menschenrechte halten. Zwischen Front und Hinterland ist nicht mehr zu unterscheiden, Kampfhandlungen können überall aufflackern. Terroristen, Guerillagruppen bis zu Selbstmordattentätern bestimmen das Gesetz des Handelns und zwingen ihre Gegner zu eher passiven Gegenreaktionen.

 

Die globale Gewaltentwicklung ließ Huntigtons These vom „Kampf der Kulturen“ längst Realität werden. Die Grenzen zwischen den Religionskulturen sind die neuen Fronten internationaler Spannungen. Auch noch so idealistische, ökumenische Friedensbemühungen können die normative Kraft des Faktischen nicht überbrücken.

 

Was bedeutet Huntingtons Analyse für Österreich? Selbstverständlich müssen alle Vorbereitungen getroffen werden, um die Bevölkerung zu schützen. Dazu gehört  eine realistische Ausbildung unserer Soldaten, um den neuen Bedrohungen gewachsen zu sein. Eine perfekte Infanterieschulung muss vor der Spezialisierung für alle Soldaten obligatorisch sein. Der Soldat muss sich als Einzelkämpfer durchschlagen können, aber auch im Team seinen Auftrag bewältigen können. Wenn Geiselnahme eine realistische Bedrohung darstellt, muss diese auch realistisch geübt werden, die Soldaten wissen das besser als der Verteidigungsminister!

 

Solche umfangreichen Ausbildungsinhalte in sechs Monaten unterzubringen ist unmöglich. Der Weg, den die politisch motivierte Heeresreform geht, ist zwar ein Wahlzuckerl, wird jedoch der tatsächlichen Lagebeurteilung keinesfalls gerecht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mut und List spart Blut (45/05)

 

Der Kleinkrieg – Der Kampf der „verdeckten“ Kämpfer

 

 

 

„Es leuchten die roten Hosen und hellblauen Waffenröcke der Kavalleristen, und die blank gezogenen Säbel senden blitzartige Strahlen, Gott Mars glitzert im Kriegsschmuck“. Solch bunte Adjustierung wäre für jeden Jagdkämpfer, Partisanen, Guerillero oder wie immer  gut getarnt kämpfende Kleinkrieger genannt werden, schlichtweg selbstmörderisch. Der Kleinkrieg ist ein Kampf des Schwachen gegen einen militärisch stärkeren Gegner.

 

Deshalb hat nur der Kämpfer Aussicht erfolgreich zu kämpfen, der vollkommen überraschend zuschlägt, Ort und Zeit seiner Aktionen selbst bestimmt und nach erfolgtem Kampf wieder unauffindbar im Dunkel verschwindet. Bereits 1936 spricht Arthur Erhardt von dieser Art des kleinen Krieges als der „gegebenen Kampfform schwacher Verbände gegen einen überlegenen Gegner, dem sie im gewöhnlichen Verfahren der Abwehr nicht gewachsen wären.“ Damit ist auch der idealtypische Jagdkämpfer charakterisiert: Kein Rambo, sondern der schlaue, listige, von seiner Mission ideologisch überzeugte Einzelkämpfer. Er muß physisch und psychisch weit über die Norm belastbar sein und sich auch diszipliniert dem Gruppenziel unterordnen.

 

Der moderne Kleinkrieg ist die ultima ratio der Notwehr des Schwachen gegen einen starken Aggressor. Weltmächte wurden mit dieser Taktik besiegt. In Vietnam gingen die USA unter, die UdSSR mußte nach jahrelanger Materialschlacht Afghanistan unehrenhaft räumen. Auch Kolonialmächte wurden von örtlichen Widerstandsgruppen erfolgreich bekämpft, wie z.B. die Briten durch Oberst Grivas-Dighenis auf Zypern oder in Palästina durch die jüdischen Verbände der Haganah und Irgum. In Südafrika setzten sich die Buren nach der konventionellen Niederlage, unkonventionell zur Wehr und landeten dafür in den ersten Konzentrationslagern der Geschichte.  Die Franzosen räumten nach verlustreichem, jahrelangem Partisanenkrieg Algerien und die Weltmacht China entstand aus den über zwanzig Jahre dauernden Kleinkriegskämpfen unter Mao Tse-tung.

 

Dessen Doktrin „der Partisan muß im Volk schwimmen wie ein Fisch im Wasser“ hat die marxistischen Kampflehren Ernesto „Che“ Guevaras entscheidend beeinflußt und so mancher revolutionäre Aufstand wurde von kubanischen Militärberatern nach dieser Kleinkriegsstrategie geführt. „Der Guerillero kann im Dienste jeder Idee oder jedes Landes, jeder Gesellschaftsordnung stehen“ faßt Freiherr von der Heydte die möglichen aufständischen Gruppierungen zusammen. Das Völkerrecht unterscheidet jedoch genau zwischen Soldaten und Verbrechern, denn radikale Gotteskrieger und zivile Freischärler stehen außerhalb des Kriegsrechtes.

 

Heute verfügt jede reguläre Armee über Spezialkräfte für Aufgaben des unkonventionellen Kleinkrieges, der geheimen, unbemerkten Infiltration, Guerillakampfführung sowie der Durchführung verdeckter und subversiver Aktionen. Das Bundesheer der 2. Republik begann in den sechziger Jahren im Rahmen der HSNS (Heeres Sport- und Nahkampfschule) Jagdkommandosoldaten auszubilden. Diese hatten den Auftrag, im Hinterland des möglicherweise besetzten Staatsgebietes in kleinen Verbänden mittels Hinterhalt, Überfall und Störaktion den Kampf der Armee zu unterstützen bzw. diesen Kampf nach erzwungener Aufgabe von eigenem Gebiet selbständig fortzusetzen. Im Rahmen der „Spannocchi-Doktrin“ wurden zusätzlich Jagdkampfverbände in den grenznahen Raumsicherungszonen aufgestellt. Diese Jagdkämpfer verfügten über beste Ortskenntnisse und hätten unter Ausnutzung des Geländes, planmäßig zurückgelassen, die Versorgung, Führung und Kommunikation des Feindes stören können sowie aktuelle Feindlageentwicklungen an die Armeeführung gemeldet. In den neunziger Jahren wurden diese Verbände im Rahmen einer der zahlreichen Bundesheerreformen wieder aufgelöst, sodass das Heer heute nur mehr über die Berufssoldaten des Ausbildungszentrums Jagdkampf für Sondereinsätze verfügt. Ob im hochtechnisierten Europa ein klassischer Kleinkrieg überhaupt möglich wäre, ist eine Glaubensfrage. Die eher skeptische Einstellung in Österreich unterscheidet sich von der unseres Nachbarstaates Schweiz jedoch grundlegend.

 

Neben ihrer Ausrüstung haben hunderttausende Schweizer Soldaten auch Waffe und Munition zuhause, sodass sie sofort für Kampfeinsätze verfügbar wären. Major von Dach dazu in seiner „Kleinkriegsanleitung für jedermann: Der totale Widerstand“: „Es ist anzunehmen, dass bei der anerkannten großen Freiheitsliebe der Schweizer Bevölkerung einerseits und der erwiesenen großen Rücksichtslosigkeit des möglichen Gegners andererseits es über kurz oder lang zwangsläufig zu Zusammenstößen zwischen Besatzungsmacht und Besiegten kommen wird. Es dürfte deshalb nicht völlig unnütz sein, Atmosphäre, Technik und Taktik des Kleinkrieges festzuhalten.“

 

Künftige bewaffnete Konflikte werden fast ausschließlich den Charakter des „Kleinen Krieges“ haben. Daher werden Spezialeinheiten auch die Hauptlast des Kampfes tragen müssen. Ob diese Verbände Jagdkommando, Ranger, SAS, Fremdenlegion, Marines oder wie immer heißen, der Nimbus des Abenteuers im Frieden wird im brutalen Einsatz durch die blutige Realität des „schmutzigen Krieges“ rasch revidiert werden. Der Leitspruch „kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“, wird im Einsatz allerdings bittere Realität.

 

 

 

4.2. Historische Beispiele

 

 

 

„Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ (Berthold Brecht)

 

 

 

Die Geschichte der Menschheit wird dominiert von Gewalt und Krieg, überliefert und manipuliert von den Siegern. Den Besiegten wurde und wird die Religion, Ideologie und Kultur der Eroberer genauso aufgezwungen, wie die Kriegsschuld – vae victis. Doch nicht alle Geschlagenen waren im Unrecht, sehr oft kämpften sie mit dem tapferen Mute der Verzweiflung und Aufopferung, wie etwa Leonidas mit seinen Getreuen bei der Enge der Thermopylen.  Noch heute erinnert dort eine Siegesstele an den heroischen Kampf der Spartaner gegen die eindringenden Perser: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl“

 

Auch in Kärnten erinnert ein Mahnmal an den erfolgreichen Abwehrkampf der heimischen Bevölkerung gegen die Türkenplage. Unter der Figur ist folgender Text zu lesen: „Die Bewandtnis des Tatarmandl´s: Zweimal -1476 und 1487– wurde Sirnitz von den Türkenhorden heimgesucht. Bei uns hier erinnert die Holzfigur des „Tatarmandl´s“ an das weiteste Vordringen eines Tatarenhaufens.“

 

 

 

 

 

 

 

Wo wir sind, da ist vorne! (22/05)

 

Die Kommandotrupps der Brandenburger: Das „trojanische Pferd“ des Admiral Canaris

 

 

 

Als sich Leutnant Röseke zackig, mit Hackenknallen bei Hauptmann von Hippel als Neuzugang beim Lehrregiment  z.b.V. 800 in Brandenburg meldete, dämpfte dieser Rösekes Eifer mit den Worten: „Um Gottes Willen, machen Sie mir bloß keinen Kommiß. Ihr sollt wie ein Räuberhaufen werden mit dem man den Teufel aus der Hölle holen kann.“

 

Ein verwegener Einsatz war etwa das Unternehmen „Rösselsprung“, der Versuch, den jugoslawischen Partisanenführer Tito mittels einer Kommandoaktion weit im Hinterland der Partisanen, gefangenzunehmen. Berthold berichtet, wie Brandenburger in das Höhlenversteck Titos eindringen: „…findet den Raum, riecht den Rauch, sieht die Uniform. Titos Generalsuniform. Der Partisanenchef selbst ist in Unterhosen durch den Notausgang getürmt…“ Vielleicht rächten sich deshalb nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht die Titopartisanen brutalst an gefangenen Küstenjägern der Division Brandenburg. In Jablanac massakrierten die Partisanen die Gefangenen, diese wurden ohne Gerichtsurteil sofort erschossen – auch das geschah vor sechzig Jahren und auch daran soll, zumindest an dieser Stelle, gedacht werden! Vae victis!

 

Was waren das für Männer und wieso erhielten sie die höchsten Auszeichnungen, erlitten die größten Verluste und wurden am seltensten im Wehrmachtsbericht erwähnt?

 

Neben den konventionellen Schlachten gab es immer schon Ansätze des sogenannten Kleinkrieges, indem personell schwache, aber tollkühn entschlossene Kampfeinheiten überraschend einen überlegenen Gegner attackierten und sich sofort wieder zurückzogen. Etwa die antinapoleonischen spanischen Guerillas 1806 bis 1814 oder der Südtiroler Aufstand unter Andreas Hofer gegen die bayerische Besatzungsmacht des Jahres 1809. Diese historischen Beispiele hatte der Chef der Deutschen Abwehr, Admiral Canaris, vor Augen, als er seine Haustruppe, die Brandenburger, aufstellte. Wie sein Vorgesetzter Canaris ist auch sein Stellvertreter Oberst Hans Oster aus einer nationalkonservativen Haltung heraus ein Gegner Adolf Hitlers. Die beiden Abwehroffiziere beteiligten sich während der Sudetenkrise an Umsturzplänen innerhalb der militärischen Führung unter der Federführung  General von Witzlebens, um einen Krieg zu verhindern. Die Brandenburger hätten dabei eine bedeutende Rolle spielen sollen. Canaris und Oster wurden noch 1945 in Flossenburg hingerichtet.

 

Die Brandenburger wurden zu Kommandounternehmen nahezu weltweit eingesetzt. Viele Auslandsdeutsche schlugen sich bei Kriegsbeginn  in ihre Heimat durch, um mit einem hohen Maß an Opferbereitschaft ihre Fähigkeiten bei der Abwehrtruppe freiwillig einzubringen.  Aber auch Einheimische aus den von den Engländern besetzten Staaten erhofften sich von Deutschland Unterstützung im Kampf um ihre Unabhängigkeit. So gab es eine Persische Kompanie, eine Indische Legion, Afghanische Freiwillige. Brandenburger waren im Irak und in Syrien im Einsatz. Ganze Einheiten, die gegen die Bolschewiken kämpfen wollten, wie Tschetschenen, Tscherkessen, Kalmücken und Kirgisen wurden in der Division Brandenburg formiert. Kaukasische Legionäre unter der Führung von Brandenburg wurden mit Fallschirmen über ihrer Heimat im Unternehmen „Schamyl“ abgesetzt, um einheimische Bergstämme gegen die Besatzungsmacht Russland zu organisieren.

 

Die Brandenburger kämpften dort, wo reguläre Verbände noch nicht oder nicht mehr eingesetzt werden konnten. Ihre Stärke war der überraschende Handstreich. Sie verhinderten, vor den Angriffspitzen, Brückensprengungen, wie etwa im Balkanfeldzug  die Inbesitznahme der Vardarbrücke. Der erste Offizier bei Brandenburg, Hptm. Grabert, führte dieses Unternehmen und ich möchte hier ehrenvoll meines Schwiegervaters gedenken, der an diesem Einsatz teilnahm. Andere tollkühne Aktionen wurden sogar verfilmt, wie etwa im „Englischen Patient“ die 3.000km lange Fernaufklärung „Salaam“ des Hptm. Laszlo Graf Almasy durch die Wüste bis zum Nil. Die Montenegrinische Legion führte gemeinsam mit serbischen, königstreuen Cetnici Geheimaktionen gegen Titopartisanen durch. In Rumänien wehrten Brandenburger englische Sabotagetrupps ab und sicherten die Erdölfelder bei Ploesti und den Schiffstransport auf der Donau. Viele Unternehmen sind geheimnisumwittert, da fast sämtliche Unterlagen über diese Einheit vernichtet wurden. Ihr erster Einsatz allerdings ist Legende, denn sie begannen den Krieg vor dem Krieg. 70 Mann sollten bei Beginn des Polenfeldzuges den Jablunka-Pass sichern. Das tat die Gruppe Dr. Herzner auch und machte dabei 2.000 Gefangene. Der Angriffsbeginn wurde jedoch verschoben, da machten die Brandenburger kehrt, ließen ihre Gefangenen wieder frei und marschierten wieder zurück – ohne eigene Verluste.

 

Die Erfahrungen aus diesen Einsätzen flossen in die Spezialverbände der britischen Commandos, amerikanischen Rangers, der Special Regimenter de Gaulles und des österreichischen Jagdkommandos ein. Oberst d.G. Lang, ein kampferprobter Brandenburger, stellte im Rahmen der Heeressport- und Nahkampfschule die Schulkompanie Kleinkrieg auf, und heute führt kein Einsatz des Österreichischen Bundesheeres an diesen Elitesoldaten vorbei. Die Zeit konventioneller Kriegsführung ist vorüber, die Zukunft gehört flexiblen Sonderformationen, die lautlos und spurlos agieren und verschwunden sind, bevor sie entdeckt werden.

 

Getarnt, getäuscht und doch getreu, waren die geheimnisvollen Brandenburger. 30.000 idealistische deutsche Kommandosoldaten erlebten das bittere Ende nicht mehr.

 

Dazu Franz Kurowitz: „dass dieses Geschehen in einer Zeit vor sich ging, in der fast ausnahmslos jeder Deutsche im In- und Ausland stolz darauf war, in der Deutschen Wehrmacht zu dienen. Sie haben gekämpft, sie siegten und – verloren.“

 

 

 

Kampf unter Wasser (46/05)

 

Kampfschwimmer – Soldaten unter der (Wasser-) Oberfläche

 

 

 

Militärische Spezialeinheiten umgibt der elitäre Nimbus des Geheimnisvollen. Besonders jene Einzelkämpfer, die aus dem Wasser auftauchen, ihren Sabotageauftrag lautlos erfüllen und wieder im Nichts des Abgrundes verschwinden, beflügeln die Phantasie des neugierigen Beobachters. Bereits 450 v. Chr. berichtet der griechische Geschichtsschreiber Herodot, dass der Taucher Skyllias aus Skione die Ankertaue der persischen Kriegsschiffe währen eines Sturmes beim Pelion kappte. Ein kühner Mann ließ eine Flotte zerschellen!

 

Speziell Italien erkannte die Möglichkeit, mittels Unterwassersaboteuren auch große Schiffe zu vernichten. Am 31.Oktober 1918 drangen die italienischen Offiziere Rafaele Rossetti und Rafaele Paolucci in den Hafen von Pula ein und versenkten mittels Haftminen den Stolz der österreichischen Kriegsmarine, das Schlachtschiff „Viribus Unitis“. Die italienische Marine schulte Meereskämpfer und entwickelte spezielle Unterwasserausrüstung sowie Bekleidung. Wichtigste Ausrüstungsgegenstände, waren unter Wasser funktionierende Kampfmittel, Kompaß, Uhr und Tiefenmesser für die schwierige Navigation,
wärmeisolierende Bekleidung und ein blasenfrei funktionierendes Atemgerät. Eingesetzt wurden diese Froschmänner der „Decima Mas“ bereits im Äthiopienkrieg und bei Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg.

 

Relativ spät, erst 1943, begann sich auch die Deutsche Wehrmacht für Kleinkampfaktionen unter Wasser zu interessieren. Es war vor allem Alfred von Wurzian, der Unterwasserfilmer von Hans Haas, der die Idee des militärischen Tauchens der Abwehr 2, zuständig für Kommandounternehmen, näherbrachte. Michael Jung erklärt in seiner Dokumentation „Sabotage unter Wasser“, warum Einzelkämpfer dem preußischen Kriegswesen suspekt waren: „Die Gründe für die deutsche Zurückhaltung bei der Kleinkriegführung sind wohl psychologischer Art. Der Glaube an die Wirkung der großen Zahl und der Masse, verbunden mit der Vernachlässigung der Individualität, scheint mir überhaupt ein Charakteristikum unserer Zeitepoche zu sein. So begriff man erst in dem Moment das Problem der Einzelkämpfer und Kleinkampfverbände, als der Zenit der Blitzkriegserfolge im Sinken war.“ Bei allen Kommandoeinheiten steht daher die kompromißlose Kameradschaft der kleinen, verschworenen Gemeinschaft vor dem militärischen Dienstgrad. Das ist das Geheimnis des Erfolges. Der Kommandant der italienischen Kampfschwimmer, Borghese, faßt diese Charaktereigenschaften der Elitesoldaten zusammen: „Unbeugsamer Wille, Entschlußkraft und Ausdauer, Nichtachtung der Gefahr, unwandelbare Festigkeit und bedingungsloser Einsatz des eigenen Lebens für das Vaterland. Die wichtigste Eigenschaft aber ist Verschwiegenheit, nicht nur in Bezug auf Waffen, Ausbildung, Größe und Standort der Abteilung oder die Namen von Kameraden und Vorgesetzten, sondern auch in Bezug auf die eigene Zugehörigkeit zur Abteilung.“ Laut Jung bildete die Deutsche Wehrmacht bis Kriegsende im Lehrkommando 700 nur etwa 400 Kampfschwimmer aus. Davon führten ca. 90 Mann wenige, dafür umso spektakulärere Einsätze durch. Bekannt sind Sprengeinsätze im Orne-Fluß, auf der Oder und gegen die Brücken von Nijmegen, sowie diverse Schiffsversenkungen mittels Torpedoträger, Sprengbooten und Kleinst-U-Booten.

 

Nur wenig dringt heute über diese Verbände an die Öffentlichkeit, sie agieren im Dunkeln.  Die britische „Special Boat Squadron“ (SBS) wurde im Falklandkrieg durch Fernspäh- und Kommandoeinsätze berühmt. Die geheimnisvollste Einheit, die US-„Navy Seals“ wird weltweit im Antiterrorkampf eingesetzt und das „Seal Team 6“ wurde bei der Entführung des Kreuzfahrtschiffes „Achille Lauro“ durch palästinensische Terroristen 1985 ins Mittelmeer verlegt. Das Motto der BRD–Kampfschwimmer: „Lerne leiden, ohne zu klagen“, gilt auch für die Taucher des Österreichischen Bundesheeres.

 

Am 14. Mai 1964 berichtete die „Arbeiterzeitung“: „Bundesheer bekommt Taucher“. Die ersten Soldaten dieser kleinen Einheit waren Stabswachtmeister Ernst Koizar, hoch dekorierter Kampfschwimmer der Deutschen Wehrmacht, Oberleutnant Zechner, Leutnant Dworak und andere Angehörige der Pioniertruppe sowie der HSNS. Bei den Pionieren kommen primär Arbeitstaucher zum Einsatz, im Rahmen des Jagdkommandos werden Kampftaucher ausgebildet. Der Weg zum Heerestaucher führt über den erfolgreich absolvierten Jagdkommando-Grundkurs zum Grundtauchkurs. Über diverse aufwendige Zusatzqualifikationen kann die höchste Stufe, der Heerestauchlehrer, erreicht werden.

 

Im Einsatzfall steht dem Bundesheer ein Kampfschwimmerzug zur Verfügung, der in Flüssen und Seen für Spezialeinsätze ausgebildet ist. Die spezielle Ausrüstung und Ausbildung wird bei militärischen Waffenschauen gerne gezeigt, so auch während der Parade am Nationalfeiertag.

 

 

 

Kampf am Polarkreis (03/05)

 

Finnland in seinem Freiheitskampf 1939 bis 1944

 

 

 

Sowjetische Truppen überfallen am 30.11.1939 den kleinen demokratischen Staat Finnland. Eine Terrorbombardierung auf Helsinkis Wohn- und Geschäftsviertel leitet den 105 Tage dauernden, ungleichen Winterkrieg ein. Der Widerstand von knapp 4 Millionen Finnen gegen übermächtige 180 Millionen Russen ist heroisch und trotz militärischer Niederlage wird der tollkühne, beherzte Freiheitskampf der Finnen international beachtet. Auch der damalige Journalist Willy Brand sympathisierte mit dem Kampf der Finnen, nachdem Stalin durch sein brutales Verhalten Brands Zuneigung zum roten Moskau abgekühlt hatte.

 

Die finnische Armee operierte mit der „Motti-Taktik“. Schnelle, bewegliche Skistoßtrupps bewegten sich lautlos durch die wilden Wälder, dem ungewöhnlich kalten Winter trotzend, überfielen Versorgungseinheiten, Stäbe, Funkstationen und setzten sich sofort wieder ab, ehe die Rote Armee ihre überlegenen Menschenmassen einsetzten konnten. Die Moral der russischen Soldaten sank, angesichts der beherzten finnischen „Spukpatrouillen“, sehr rasch. Die roten Offiziere, sehr oft nur Politoffiziere, führten mangelhaft, da in den Jahren 1936 – 1938 die Führungskader der Roten Armee von Stalin liquidiert worden waren. Im Frieden verlor die Rote Armee mehr Generäle und Offiziere als während des gesamten deutsch–sowjetischen Krieges. In London und Paris jedoch war die Reaktion auf den Freiheitskampf der Finnen von Gleichgültigkeit geprägt. Churchill war nur an der Zerschlagung Deutschlands interessiert, die nordischen Kleinstaaten waren für ihn bedeutungslos. Schon am 19. September 1939 schlug er, unter Missachtung des Völkerrechtes vor, die norwegischen Hoheitsgewässer zu verminen. Seine begehrlichen Blicke nach Norwegen waren vom Wunsch nach Unterbindung der schwedischen Erzlieferungen an Deutschland motiviert. Zwar hatte die Annexion Polens, beginnend am 1. September 1939, durch die Deutsche Wehrmacht die Kriegserklärung Englands und Frankreichs an das Deutsche Reich zur Folge, die Okkupation Ostpolens durch die Sowjetunion am 17.September 1939, die Einverleibung der baltischen Staaten sowie der Überfall Finnlands führte paradoxerweise zur Partnerschaft Churchills mit Stalin. Am 13. März 1940 musste Finnland das unverschämte Friedensdiktat Stalins unterfertigen und Gebiete abtreten, sowie riesige Reparationszahlungen an Moskau bezahlen. Fünfhunderttausend Karelier, 13% der finnischen Bevölkerung, verließen lieber freiwillig ihre Heimat, als sich in die Fänge Stalins zu begeben. In der traurigen Opferbilanz stehen 22.451 gefallene Finnen 273.000 toten Sowjets gegenüber! Aber alle Friedensdiktate im 20. Jahrhundert hatten nur zur Folge, dass die gedemütigten Verlierer auf Revanche hofften, um die geraubten Gebiete zurückzuerhalten und sichere Außengrenzen herzustellen. Für Finnland kam diese Gelegenheit nach dem 21. Juni 1941, nach Beginn der Operation „Barbarossa“, dem Beginn des Kampfes gegen den Bolschewismus.

 

Wieder eröffneten die sowjetischen Terrorflieger die Kampfhandlungen mit Bombardierungen von Wohnvierteln und Verkehrsanlagen. Erst nach diesem Aggressionsakt gestattete Finnland der Deutschen Luftwaffe die Benutzung ihrer Flugplätze. Die finnische Armee zog motiviert zu Felde, und Allan Sanderström berichtet in seinem lesenwerten Buch: „Krieg unter der Mitternachtssonne“: „Die Feldprediger sahen den Krieg als einen Kräftevergleich der christlichen Kultur mit dem kommunistischen Atheismus“. Es entwickelte sich eine deutsch–finnische Waffenbruderschaft, wobei Generaloberst Nikolaus von Falkenhorst die Operationen gegen den eisfreien Hafen von Murmansk plante, um die Versorgung mit alliierten Nachschubgütern über die Murman–Bahn zu unterbinden. Mit seiner Skrupellosigkeit war Stalin, den von moralischen Bedenken beseelten Staatsmännern der westlichen Demokratien überlegen. Die Rote Armee wurde durch Geleitzüge über die Barentsee mit kriegswichtigen Gütern versorgt, von jenen Staaten, welche wegen der Polenfrage Deutschland den Krieg erklärt hatten. Die sowjetische Besetzung von Ostpolen hingegen wurde mit Waffenhilfe belohnt.  Der konventionelle Angriff des Armeekorps von General Siilasvou kommt 40 km vor der Murmanbahn zum erliegen. Luftangriffe sind relativ wirkungslos und so führen 138 Mann des Lehrregimentes Brandenburg und 30 Finnen eines der spektakulärsten Kommandounternehmen des 2. Weltkrieges durch. Mit 100 Faltbooten überwinden diese Elitesoldaten fast 200 km feindkontrollierten Raum und unterbinden mittels Sprengung der Geleise vorübergehend den Nachschubverkehr der Sowjets. Auch die gefürchteten finnischen Frontaufklärungsverbände führen tief im Feindesland Sabotageaktionen durch. Bis zu 450 km dringen sie vor und sind dabei sogar 56 Tage hinter den sowjetischen Linien. „Zwischen Finnland und Deutschland bestand keine politische Allianz, allerdings eine ideologische, tragende Säule im Kreuzzug gegen den Bolschewismus“, charakterisiert Sanderström das Verhältnis der Waffenbrüder. Finnland trat, als demokratischer Staat, neben Deutschland, Japan, Italien, Spanien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Slowakei, Nanking–China, Dänemark und Finnland am 24.11.1941 dem Antikominternpakt bei. Ziel dieser Staaten war der Kampf gegen den Weltkommunismus.

 

Bekämpften die Finnen ausschließlich militärische Ziele, so überfielen die Russen, gesteuert von der Komintern oder 3. Internationale, ungeschützte Dörfer und ermordeten dabei unschuldige Zivilisten. Dafür setzten nach Beendigung des Krieges die Sowjets einen Volksgerichtshof ein, der die Verlierer bestrafte. Niemand ahndete, bis heute, den russischen Völkermord an der Volksgruppe der Inger und russischer Verbrechen in Ingermanland und in Ostkarelien. Der Freiheitskampf der Finnen ging verloren, sie musste nicht nur die Willkürurteile einer Siegerjustiz hinnehmen, auch Gebiete abtreten, Reparationszahlungen leisten und ihre Streitkräfte reduzieren. Die deutschen Waffenbrüder verließen das Land und der beliebte „Marschall von Finnland“ Mannerheim, verabschiedete seine Verbündeten mit lobenden Worten: “Die Erinnerung an unsere deutschen Waffenbrüder wird weiterleben. In Finnland waren die Deutschen gewiss nicht die Vertreter einer fremden Gewaltherrschaft, sondern Helfer und Waffenbrüder. Ich kann Ihnen bezeugen, dass während der vergangenen Jahre in Finnland auch nichts geschah, was uns dazu hätte verleiten können, in den deutschen Truppen Eindringlinge oder Unterdrücker zu sehen.“

 

Der Freiheitskampf Finnlands ist letztendlich gescheitert. Ein kleines Volk hat sich jedoch nicht einschüchtern lassen und versucht, seine Freiheit zu bewahren. Hätten England und Frankreich währen des Winterkrieges nicht feige ausschließlich ihre eigenen Interessen vertreten, sondern gegen den Aggressor Sowjetunion Stellung bezogen, die Geschichte hätte einen anderen Ausgang genommen.

 

 

 

4.3. Was zählt, ist der verlässliche Kamerad – über Treue und Verrat

 

Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.

Das Lied vom guten Kameraden sagt alles aus, was Kameradschaft kennzeichnet: die unbedingte Solidarität, die Verlässlichkeit auf Leben und Tod und die vielgeschmähte Treue zu seinen Gefährten. Ob Bergkamerad oder Kamerad im Kampfeinsatz, kein Mensch kann alleine alle Gefahren bewältigen und schwierige Situationen meistern, nur im Zusammenwirken Aller liegt die Stärke einer Gruppe. Fällt nun ein Mitglied einer Kameradschaft aus, schwächt dies die Gesamtheit entscheidend, besonders wenn Verrat oder Untreue im Spiel ist. Zeitgeistige Strömungen verherrlichen solche Verräter, speziell bei Deserteuren der Deutschen Wehrmacht. Wahr ist, dass gerade in kleinen Kampfgruppen Ideologie oder Indoktrinierung keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, das eigene Überleben jedoch vom Kamerad nebenan abhängt. Nur wer selbst Kameradschaft erleben durfte weiß, welch unschätzbarer Wert in dieser Form der Gemeinschaft liegt. Im Zweiten Weltkrieg gab es für Soldaten der Deutschen Wehrmacht keine Parteimitgliedschaft. Die heute oft gebrauchte Schmähbezeichnung für unsere Väter und Großväter als „Nazisoldaten“ ist daher sachlich unrichtig. Heute sind Hedonismus und austauschbare Ziele modern, Treue, Ehre und Gemeinschaft jedoch werden als konservative Werte diffamiert.

 

Held oder Feigling? (07/05)

 

Deserteure – Vom guten zum schlechten Kameraden

 

 

 

Selbstverständlich wird das Phänomen „Fahnenflucht“ in allen Armeen untersucht, und wissenschaftlich besonders gut dokumentiert sind die Fälle innerhalb der Deutschen Wehrmacht dargestellt worden.

 

Die Ausgangssituation ist einfach und brutal: Millionen junger Männer werden zu einem zweijährigen Wehrdienst eingezogen und in einen Krieg geschickt. In dieser Zeit bildet sich eine Kameradschaft speziell innerhalb der kleinen Gruppe, meist so um die zehn Mann, der man als Teil angehört, aber auch der größere Kampfverband festigt das Zugehörigkeitsgefühl, den Stolz einem ganz speziellen Verband anzugehören, entscheidend. Das „Wir“ Gefühl ist bei jeder Gruppenzugehörigkeit gegeben und wird auch nach außen sichtbar durch Abzeichen und Symbole gezeigt. Bei Soldaten heißt das aber viel mehr, nämlich auch für den Kameraden „an meiner Seite“ in Gefahrensituationen mit dem Leben einzustehen. Dieser totale Mikrokosmos bestimmt den ganzen Lebenszyklus, der Kamerad, heute „Body“ genannt, ist Familienersatz. Weltpolitische, globale Zusammenhänge waren für einen einfachen Soldaten kaum zu beurteilen, da als Informationsquellen nur Radio, Presse und Film zensuriert verfügbar waren. Auch in modernen Kriegen scheint sich daran nichts geändert zuhaben, der Kriegsherr Bush wurde ebenfalls demokratisch wiedergewählt.

 

Wenn einst Ignatz Bubis empfahl,  „Deserteure als Vorbild“  hinzustellen, so müsste das Lied vom guten Kamerad künftig das Lied vom schlechten Kamerad heißen.

 

Die erforschten, wahren Fluchtmotive sind nämlich politisch kaum verwertbar und eher peinlich. Bodo Scheurig fasste bereits 1979 in den Frankfurter Heften seine Forschungsergebnisse in der simplen Tatsache zusammen: „Ursache der Desertion blieb zunächst und zu jeder Zeit: Furcht vor dem Tode.“  Interessant sind auch die Erkenntnisse des Historikers Norbert Haase, der bei Biographieverläufen von Wehrmachtsdeserteuren typische Gemeinsamkeiten feststellte. So spricht er von auffälligen Häufungen des Scheiterns bei oft jungen, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Männern. Auch sind viele wegen Bettelei und Diebstahl  vorbestraft und können sich nicht in eine Gemeinschaft einfügen, religiöse Fanatiker sind hier ebenfalls anzuführen. Dieses ausgeprägte Einzelgängertum erklärt auch, warum kaum ganze Einheiten desertierten, sondern überwiegend einzelne Soldaten zum Feind überliefen. Selbstverständlich wurden alle Deserteure verhört, so dass bei Verrat von militärischen Einzelheiten die verratenen Kameraden auch noch gefährdet oder getötet wurden. Darum war nach 1945 das gesellschaftliche Ansehen der Deserteure eher gering,  speziell jener Personengruppe, welche gemeinsam mit Partisanen gegen ihre ehemaligen Kameraden kämpfte. Das Wüten von Stalins Roter Armee in den besetzten Gebieten lässt auch kaum eine Erklärung von Deserteuren plausibel erscheinen, dass sie eigentlich nur die Souveränität Österreichs herstellen wollten. Diesen angeblichen politischen Weitblick relativiert auch Paul in seiner Untersuchung vom ungehorsamen Soldaten: „Ein großer Anteil der Fahnenflüchtigen handelte - nach heutigem Wissensstand - nicht aus einer politisch-ethischen Grundhaltung, sondern aus einem individuellen, opportunistisch motiviertem Verhaltensmuster.“ Heute wagt es nur die lettische Staatschefin Vaira Vike-Freiberga offen auszusprechen: „Befreit von der Roten Armee? Unerhört!“ Daher gab es in der Deutschen Wehrmacht auch keine Meuterei, sehr wohl aber bei alliierten Verbänden. So lief zum Beispiel Anfang April 1941 eine geschlossene Einheit aus der 3. Indischen motorisierten Brigade zu den deutschen Afrikatruppen über. Diese indischen Soldaten wurden von der englischen Kolonialmacht in die Armee gepresst, waren aber in der antibritischen Heimatbewegung zur Unabhängigkeit Indiens aktiv.

 

In unserer wertelosen Konsumgesellschaft ist es leicht, Kameradschaft, Treue, Mut, Pflicht oder ähnliche „altmodische“ Ideale anzuprangern und durch Beliebigkeiten zu ersetzen, allerdings greift jede Armee der Welt auf diese Tugenden zurück, wenn es gilt tatsächlich zu kämpfen. So ist es unglaublich faszinierend zu erfahren, dass der Mensch in allen Gefahrensituationen eigentlich nur zwei handlungsleitende Antriebsmotive kennt: Flucht oder Kampf. Die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis fasst Elmar Dinter in seiner Untersuchung „Held oder Feigling – Die körperlichen und seelischen Belastungen des Soldaten im Krieg.“ zusammen: „Die Führung auf allen Ebenen hat die Pflicht, die ihnen anvertrauten Soldaten auf die Schrecknisse eines möglichen Krieges vorzubereiten. Ohne die Bereitschaft eines jeden Soldaten, sich erforderlichenfalls tapfer zu schlagen, kann eine Nation nicht in Freiheit bestehen.“

 

Deshalb möchte ich abschließend in Ehrfurcht meines Großvaters gedenken, der, obwohl von einer Verwundung noch nicht genesen, zu seinen Kameraden freiwillig zurückkehrte. Er fiel in einer blutigen Isonzoschlacht, seine Kameradenpflicht erfüllend, sicherlich nicht für den Kaiser und das Haus Habsburg. Ihm und seinen treuen Kameraden seien Herodots Verse gewidmet. Leonidas, der Held der Thermopylen, war noch ein Oberbefehlshaber, der durch sein vorbildliches Handeln führte:

 

„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten,

 

Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“

 

 

 

Bandenkrieg auf der Koralm (20/05)

 

Österreichische Kommunisten und Wehrmachtsdeserteure im Dienste Titos

 

 

Auch im vierten Kriegsjahr lag das liebliche Grenzland Slowenien-Kärnten-Steiermark mit den bewaldeten Bergketten der Soboth und Koralpe friedlich im Hinterland der Frontgebiete des Zweiten Weltkrieges. Die traditionell konservative, bäuerliche Bevölkerung konnte ihrem gewohnten Alltagsleben, von einigen Terrorangriffen alliierter Flugzeuge abgesehen, nahezu ungehindert nachgehen. Ausgerechnet in dieses friedliche Gebiet trugen Angehörige des „österreichischen“ Bataillons der Titopartisanen Tod und Schreckensherrschaft, indem sie ihre eigenen Landsleute terrorisierten. Sie nannten sich „Avantgardisten“, waren großteils Sozialisten, welche 1934 nach Moskau geflüchtet waren, zu den Kommunisten wechselten  und sich dort unter Honner und Fürnberg der Roten Armee anschlossen. Ihr Auftrag lautete: Mittels Unterstützung der einheimischen Bevölkerung die abgerissenen KPÖ-Kontakte wieder herzustellen und Widerstandsgruppen zu organisieren. Allerdings war die bäuerliche Bevölkerung in keiner Weise daran interessiert mit den Partisanen zusammenzuarbeiten und so begannen die Kommunisten, verstärkt durch angeworbene Wehrmachtsdeserteure, einen irregulären Kampf in den stark zerklüfteten Bergen der Südweststeiermark.

 

Carl Schmidt unterscheidet in seiner „Theorie des Partisanen“ genau zwischen von der Haager Landkriegsordnung den regulären Streitkräften gleichgestellten Kombattanten und den geltendes Kriegsrecht verletzenden Partisanen. Geschützt sind Kombattanten, wenn die Regeln und Gebräuche des Kriegsrechtes eingehalten werden, ein verantwortlicher Vorgesetzter ernannt wurde, die Kämpfer offen Waffen und ein einheitliches Zeichen tragen. Der Partisan ist ein Verbrecher nach gemeinem Recht und darf mit summarischen Strafen und repressiven Maßnahmen unschädlich gemacht werden. Das ist auch in den Nürnberger Prozessen grundsätzlich anerkannt worden. Das Wort Partisan kommt von Partei und heißt Parteigänger (ital. partigiano) und das kommunistische, parteipolitische Engagement der Koralmpartisanen ist in diversen Untersuchungen eindeutig dokumentiert. So berichten Zeitzeugen in Herbert Blatniks gleichnamigem Buch, dass Plünderungen und willkürliche Erschießungen ohne Gerichtsurteil an der Tagesordnung waren. Die Partisanen kämpften auch in deutschen Uniformen, so dass die Bevölkerung oft nicht wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Der Terror richtete sich ausschließlich gegen zivile Personen und oft wurden private Abrechnungen unter dem Deckmantel eines sogenannten „Befreiungskampfes“ durchgeführt. Diverse Überfälle sind in den „Bandenmeldungen“ überliefert und sind in ihrer Vielzahl und Brutalität erschreckend. Einer der unzähligen Vorfälle – 4. Oktober 1944 nahe Eibiswald: „Partisanenüberfall auf Kornriegl, die Bauern Partl vlg. Bergweiß und Paulitsch vlg. Strutzwastl verschleppt und ermordet.“ Über die Ermordung eines Försters am 19. November 1944, der nicht mit den Banditen kooperieren wollte, berichtet die Pfarrchronik von Glashütten. Die Aktivitäten der ­österreichischen Titopartisanen wurden nach und nach räumlich ausgedehnt, da diese durch Deserteure der Deutschen Wehrmacht verstärkt wurden. Die Untersuchungen von Christian Fleck über abweichende Karrieren der Koralmpartisanen zeigen die Motive eindeutig auf: „Sie rechneten mit besseren Chancen, das Kriegsende heil zu erleben und der Gefangenschaft zu entgehen (…) Das Fehlen politisch gefestigter Überzeugungen bei den Deserteuren wird auch von den Mitgliedern der Kampfgruppe berichtet.“

 

Die Fehlbeurteilung der kommunistischen Kommandostäbe, dass die österreichische Bevölkerung die Partisanen willkommen heißen würde, führte zu einem absoluten Scheitern der Zielvorstellungen. Auch die drohende Niederlage der Deutschen Wehrmacht änderte nichts am Verhalten der einheimischen Bauern und Arbeiter. Den Partisanen fehlte die Sympathie des Volkes, jene Unterstützung, welche in Maos Guerillatheorie die notwendige Voraussetzung des Kampferfolges darstellt. Die „Fische“ schwammen nicht im Wasser.

 

Einige schwach besetzte Gendarmerieposten konnten die Bevölkerung nicht schützen, da sie selbst angegriffen wurden, und ursprünglich nicht damit gerechnet wurde, dass ausgerechnet Österreicher ein friedliches Hinterland terrorisieren würden. Erst als Angehörige des Reichsarbeitsdienstes und Wlassow-Einheiten bereitgestellt wurden, konnte auch offensiv gegen diese Banden vorgegangen werden.

 

Nach der Kapitulation allerdings wurde an der Bevölkerung blutige Vergeltung und atavistische Rache geübt. Vergeltungstötungen, meist an vollkommen unschuldigen Personen, waren an der Tagesordnung.

 

Hätten die Koralmpartisanen wirklich ein Interesse daran gehabt, ein freies demokratisches Österreich wiederherzustellen, so hätten sie die von ihnen „befreiten“ Gebiete nicht verlassen dürfen. Genau das aber taten sie, um in Moskau die weitere Agitation der KPÖ zu organisieren.

 

Die Weststeiermark wurde nacheinander von der Roten Armee, bulgarischen Verbänden, Tito-Partisanen und Engländern besetzt. Die „Titos“ versuchten sofort, grenznahe Gebiete an Jugoslawien anzuschließen. Eibiswald hieß sofort „Ivnik“, aus Leutschach wurde „Lucane“, aber zum Glück für Österreich wurden diese Pläne vereitelt  – keinesfalls aber von den österreichischen Partisanen! Diese wurden teilweise von der Zweiten Republik mit „Befreiungsmedaillen“ bedacht, manche „Freiheitskämpfer“ wurden wegen ihrer Verbrechen von ordentlichen Gerichten zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Die ansässigen Bewohner allerdings haben bis heute kein Verständnis dafür, dass Österreicher gegen Österreicher gewaltsam und irregulär vorgingen.

 

Aber auch nach Kriegsende terrorisierten jugoslawische Banden die grenznahen Bauern weiter. Wer heute in der anmutigen südsteirischen Weingegend wandert, kommt vielleicht zu jenem Gedenkstein, der darauf verweist, dass die Grenze mit Blut geschrieben wurde: „Tapfer und treu, in Erfüllung ihrer beschworenen Pflicht“ wurden in Großwalz, Gemeinde Schlossberg, am 27. Juni 1947, drei österreichische Gendarmen von Nachkriegspartisanen erschossen. Bis in die 70er Jahre verübte der UDBA, der jugoslawische Geheimdienst, auf Österreichischem Hoheitsgebiet, nämlich in Kärnten, Sprengstoffanschläge und Bombenattentate. Österreichische Politiker aber verschwiegen dies und heimattreue Kärntner wurden auch noch verdächtigt diese Anschläge ausgeführt zu haben.

 

 

 

Er ging an ihrer Seite (07/07)

 

Über einen guten Kameraden: Generaloberst Alexander Löhr

 

 

 

„Kinder, es ist maßlos traurig, aber ich bringe euch nach Hause“ versprach Generaloberst Alexander Löhr, Chef der Heeresgruppe E in einer letzten Ansprache seinen Mitarbeitern, bevor er am 13.Oktober 1944 den geordneten Rückzug aus Griechenland antrat. Aber das Ende war bitter, auch für den ehemaligen k.u.k. Offizier, er wurde vor 60 Jahren, nach einem Schauprozeß vor einem jugoslawischen Militärtribunal zum Tode verurteilt. Die Siegerlynchjustiz vollstreckte das Todesurteil an ihm und sechs Generälen und einem Oberst am 16. Februar 1947 in Belgrad. Löhr lehnte ein Gnadenersuchen ab und starb in stolzer, aufrechter Soldatenhaltung.

 

Löhr wurde am 20. Mai 1885 geboren, schlug bereits früh die Offizierslaufbahn ein und diente als Leutnant der Infanterie in Herzegowina, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte. 1913 wurde er in den Generalstab kommandiert, von dem aus er 1914/1915 Bataillonskommandeur wurde. 1916 erfolgte Löhrs Versetzung in die Luftwaffenabteilung des österreichischen Generalstabs. Nach 1918 war er mit dem Aufbau einer österreichischen Luftverteidigung betraut; als Oberstleutnant war er Organisator des Zivilluftschutzes. Seine Erfolge brachten ihm schließlich den Rang eines Generalmajors und den Posten des Leiters im Luftverteidigungsministerium ein. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich wurde Löhr in die Wehrmacht übernommen und zum Befehlshaber des Luftwaffenkommandos Österreichs bzw. der „Ostmark“ bestellt. Im März 1939 erfolgte seine Beförderung zum General der Flieger und Oberbefehlshaber der neu aufgestellten Luftflotte 4, mit der er am Polenfeldzug teilnahm. Dann verschlug es ihn in den nicht geplanten Angriff auf Jugoslawien. Das Königreich Jugoslawien hatte in der Zeit von 1929–1941 insgesamt 39 Regierungen und die Einheit der südslawischen Völker war bereits damals eine Fiktion. So putschte General Simovic mit britischer und sowjetischer Unterstützung gegen den Prinzregenten Paul, als dieser sich nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien dem Dreimächtepakt anschloß und eine Garantie der Grenzen und Souveränität Jugoslawiens damit sicherstellen wollte. Dieser Putsch erforderte jedoch eine Intervention der Deutschen Wehrmacht, welche den Fall Barbarossa verzögerte. Am 27. März 1941 marschierte die Deutsche Wehrmacht in Jugoslawien ein. Im Rahmen dieser Kampfhandlungen griffen am 6.April 1941 deutsche Flugzeuge Belgrad an. Der Oberbefehlshaber der Luftflotte 4, Generaloberst Löhr, suchte die Ziele persönlich aus – ausschließlich militärische Objekte, trotzdem gab es zivile Opfer, etwa 1.000. Dies war der einzige Anklagepunkt beim Siegertribunal gegen Löhr! Allein der Terror-Luftangriff auf Dresden, ausschließlich gegen die Deutsche Zivilbevölkerung gerichtet, kostete hunderttausende Tote. Die Verantwortlichen für dieses Massaker werden bis heute als Helden geehrt. Löhr hingegen wurde ermordet, eine eklatante Verletzung des Kriegsvölkerrechtes und der Haager Landkriegsordnung. 1942 wurde Löhr zum Wehrmachtbefehlshaber Südost und Oberbefehlshaber der auf dem Balkan stationierten 12. Armee ernannt, ab 1943 bis zur deutschen Kapitulation war er Oberbefehlshaber Südost und Chef der Heeresgruppe E.

 

Die schwersten Tage im Soldatenleben des Generalobersten waren zweifellos die Ereignisse im Jahre 1945. Von den 400.000 Männern der Heeresgruppe E befanden sich am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, noch 150.000 Soldaten in Jugoslawien. Ein gewaltsamer Durchbruch nach Österreich wäre möglich gewesen, Löhr fuhr jedoch nach Griffen und verhandelte mit den Briten über eine Überführung der noch auf jugoslawischem Gebiet stehenden Teile der Heeresgruppe nach Kärnten in britischen Gewahrsam, was diese jedoch ablehnten. Daraufhin gab Löhr den Befehl zur Kapitulation gegenüber den Jugoslawen. Ein Fehler? Löhr handelte als verantwortungsvoller Kommandant, der die Spielregeln des Kriegsvölkerrechtes einhielt, vertrauend, daß auch der Gegner seine besiegten Gefangenen fair behandeln würde. Eine eklatante Fehleinschätzung! Die Briten lieferten nicht nur die Kosaken an die Sowjets aus, sie ermöglichten auch den Tito-Partisanen einen grausamen Völkermord an der deutschen und der deutschfreundlich gesinnten Zivilbevölkerung, sowie den deutschen Kriegsgefangenen. Löhr, der bereits in Österreich war, begab sich am 15. Mai 1945 freiwillig nach Marburg in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. „Er befürchtete das Schlimmste und wollte das Schicksal der 150.000 deutschen Soldaten seiner Heeresgruppe teilen. Er bezahlte seine mutige Haltung mit dem Tod.“ berichtet der Arbeitskreis Dokumentation in seiner Untersuchung über die Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944–1948. In diesen „Stationen eines Völkermordes“ sind auch die unglaublichen Opferzahlen und Greueltaten nach der Kapitulation Deutschlands nachzulesen: „Erschießungsaktionen – die erste Station des Völkermordes. Deportation in die Sowjetunion – die zweite Station des Völkermordes. Ermordung von Kriegsgefangenen – die dritte Station des Völkermordes: Unmittelbar nach Kriegsende setzten die Racheaktionen der kommunistischen Partisanen Titos an den kroatischen, slowenischen und deutschen Kriegsgefangenen ein, dies vor allem im Raum Slowenien. Man schätzt die Zahl der Ermordeten auf 100.000. Die Vernichtungslager (Lager mit Sonderstatus) – nach so genannten Todesmärschen durch ganz Jugoslawien – die vierte Station des Völkermordes.“ Berüchtigt das Kriegsgefangenenlager Werschetz -  „die Hölle auf Erden: Die jugoslawischen Folterknechte im Lager Werschetz hatten feste Normen zu erfüllen. Je höher die Zahl der angeblich von Deutschen Ermordeten stieg, desto gerechtfertigter mußten die Forderungen erscheinen, die Jugoslawien an die Bundesrepublik richtete.“ Aus dem Bericht der wissenschaftlichen Kommission: „Ein Oberleutnant – Wir mußten mitansehen, daß einem Kameraden, der sich entkleiden mußte, ein Eimer an den Hodensack mit einem Bindfaden gebunden wurde und der Vernehmer einen Stein nach dem anderen in den Eimer warf. Nach einigen Minuten war der Gefolterte bereit, alle von ihm gewünschten Aussagen zu machen.“

 

Der Historiker Manfried Rauchensteiner macht in seiner Darstellung „Der Krieg in Österreich 45“ auf die von den Briten ungenutzten Möglichkeiten aufmerksam, welche durch das Angebot von Generaloberst Löhr für ein Nachkriegsszenario entstehen hätte können. Er bezeichnet diese als „Österreich-Tendenzen“: Löhr schrieb am 5. Mai an Dönitz „Den Fall des Großdeutschen Reiches aufzuhalten, sei unmöglich, die Schaffung eines österreichischen Staates durch den Gegner, unaufhaltsam. Er, Löhr, habe die Absicht, der Etablierung des Bolschewismus in Österreich entgegenzuwirken und plane, Feldmarschall Alexander seine Hilfe bei der Schaffung Österreichs vor allem dadurch anzubieten, daß er ihm die Heeresgruppe E zur Aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung stelle.“ Aber auch dieser Vorschlag wurde von den Briten abgelehnt: „Bei der Besprechung in Graz am 6. Mai war General Ringel die Kontaktaufnahme mit den Engländern übertragen worden. Eine Gelegenheit dazu hätte sich ergeben, doch Ringel wurde beim englischen Kommandanten nicht einmal vorgelassen. Das Projekt war gescheitert.“  Eine Erinnerungstafel an diesen Österreicher, der als Bundesheeroffizier der 1. Republik unfreiwillig in einer Besatzungsarmee dienen mußte, zerstörten dem ach so unfehlbaren Zeitgeist verpflichtete Moralisten. Das ändert aber an der Tatsache nichts, daß Generaloberst Alexander Löhr ein Kamerad und Österreicher war. Dazu abschließend nochmals Rauchensteiner: „Anders als so mancher Kommandeur, Kommandierende General oder Oberbefehlshaber verzichtete er darauf, sich selbst in Sicherheit zu bringen und wollte das Schicksal jener rund 150.000 Mann seiner Heeresgruppe teilen, denen der rechtzeitige Übertritt in die britische Besatzungszone nicht mehr geglückt war. Löhr hatte den Tod vor Augen.“

 

 

 

Wenn ein Fahnenflüchtling seliggesprochen wird (43/07)

 

Das Ansehen des Soldaten ist im Wandel begriffen: Der Gipfel der Umkehr soldatischer Werte ist durch die Seligsprechung des Wehrdienstverweigererers Jägerstätter erreicht

 

 

 

Bis heute entscheiden Kriege und Gewalt das Schicksal von Völkern und Nationen. Die Geschichtsschreibungen der Sieger markieren die Entwicklung der Menschheit anhand von siegreichen Feldherren, ihren Eroberungen und Vernichtungsschlachten. Der kriegerisch Erfolgreiche wird belohnt, der Unterlegene geächtet, oft als Opfer des Siegertribunals getötet, meist unterjocht. Der Traum vom „Weltfrieden“ ist eine Utopie, und Kulturen, welche sich solchen Phantasien hingeben, werden eine Beute der kriegerischen Gesellschaften.

 

Der spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz stellte 1963 die These auf, daß aggressives Verhalten Funktionen im Sinne der Arterhaltung erfülle. Jäger und Soldaten vollziehen seit der Altsteinzeit diese Aufgabe und je nachdem, ob sie Sieger oder Verlierer waren, überlebte ihre Gruppe. Ein fester Zusammenhalt aller Gruppenmitglieder sowie ein gewisses Mißtrauen dem Fremden gegenüber begünstigten das Überleben des Stärkeren. Der Untergang unzähliger Kulturen wurde seit Jahrtausenden dadurch eingeläutet, daß der Wehrwille schwächer wurde. Das dekadente und bequeme Leben macht eine Gesellschaft wehrlos, den wehrhaften Eroberern haben solche Kulturen nichts entgegenzusetzen.

 

So resümiert der Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt das Phänomen des Stammesbewußtseins: „Ohne den Angriffsgeist des Menschen gäbe es sicherlich weder auf geistigem noch sozialem Gebiet nennenswerte Fortschritte. Alle Zivilisationen verdanken ihren Ursprung dem Krieg. Eine Kultur ernährt jeweils die Krieger, die sie verteidigen, und die zwischen den Kulturen bestehenden Unterschiede sorgen dafür, daß sich die Kriegsführung der einen schon rein äußerlich stark von der anderen Seite unterscheidet.“

 

Der Anthropologe Franz Boas wies nach, daß Kampf das Mittel der Veränderung darstellt, wobei eine Kultur nur auf ihren eigenen Fortbestand bedacht nehmen kann. Zwischen der jeweiligen Gesellschaft und seiner Einstellung zu seinen Soldaten gibt es eine Wechselwirkung. Jedes System militärischer Organisation drückt die gesellschaftliche Ordnung aus, der es entspringt.

 

Der Soziologe Stanislaw Andreski veröffentlichte eine „militärische Verhältnisgleichung“ (Military Participatio Ratio – MPR), an der sich der Grad der Militarisierung einer Gesellschaft ablesen lässt. Die Buren etwa, die um ihre Unabhängigkeit von England kämpften, hatten einen hohen MPR, da jeder junge Mann ein berittener Schütze war. Über einen hohen MPR verfügt auch Israel, dort ist jede Frau und jeder Mann Soldat. In Österreich geht der MPR kontinuierlich zurück, da unter einem Zivildiener als Verteidigungsminister der „Friedens-Hilfslosigleit“ als Illusion gehuldigt wird.

 

Das war nicht immer so. Waren die ersten Einrückungsjahrgänge, nach dem Abzug der Besatzungstruppen, noch stolz, als vollwertige Männer ihr Recht die Heimat zu schützen erfüllen zu dürfen, so zerstörten die sozialistischen Wahlprogramme bald diese Vaterlandsliebe. Der ursprüngliche Gedanke die Neutralität, nach Schweizer Vorbild, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen, wurde um den Preis der politischen Machtübernahme schamlos geopfert. In den sechziger Jahren schloß die geistige Landesverteidigung noch die Traditionspflege mit ein. Auch österreichische Soldaten, welche in der Wehrmacht dienen mußten, wurden geehrt, wie etwa General Löhr oder der Luftwaffenmajor Novotny. Allerdings hatten linke Vaterlandsbeschmutzer nichts anderes zu tun, als diese tapfere Soldaten zu entehren, gehörten sie doch zu den Verlierern. Im Gegenzug verlieh man gesetzlosen Titopartisanen und Deserteuren Orden und eine ganze Generation von Soldaten wurde in der sogenannten „Wehrmachtsausstellung“, diffamiert. Das alles unter dem Beifall der politisch Korrekten.

 

Der Gipfel dieser Umkehr soldatischen Werte, wie Kameradschaft, Treue, Disziplin, Heimat- und Familienliebe, wurde durch die Seligsprechung des Wehrdienstverweigerers Jägerstätter erreicht. Alle wehrfähigen Männer der ehemaligen Ostmark mußten einrücken, jede Weigerung wurde disziplinär geahndet. Trotzdem ließ der nun Selige seine vielköpfige Familie alleine zurück, um dem angeblichem Ruf Gottes zu folgen. Daß alleine dieser Tatbestand eine medienwirksame Seligsprechung nach sich zieht, ist auch nur in unserer Republik denkbar. Keine Siegermacht hat ihre Fahnenflüchtigen geehrt, ganz im Gegenteil, Kriegsverbrecher werden sogar heroisiert: Der Chef des Bomber Command, Air Marshal Arthur Harris, perfektionierte mit seinen Terrorfliegern die Ermordung von hunderttausenden Kindern, Frauen und Greisen ausschließlich, um die Moral der Zivilbevölkerung zu brechen. Dieser Massenmörder wurde nicht nur geadelt, noch heute verherrlicht ein Denkmal in London diese „glorreichen Heldentaten“.

 

Frontwechsel: Wen kümmert es, daß das größte Massengrab Europas (!)
erst jetzt in der Nähe von Marburg entdeckt wurde? Dort fielen mindesten 15.000 Menschen (Volksdeutsche und Anti-Kommunisten) den Titopartisanen zum Opfer. Ohne Gerichtsurteil wurden diese armen Seelen gefoltert, ermordet und verscharrt. Da sich Titos Schergen als Sieger fühlten, brauchten sie sich vor Konsequenzen für ihre verbrecherischen Taten nicht zu fürchten. Erst 60 Jahre nach den kommunistischen Greueltaten darf man über die mörderischen Seiten der Siegerjustiz publizieren. Aproppos Opferzahlen: Immer wieder versuchen Wissenschafter, die als „offenkundig“ geschützten Zahlen der NS-Opfer zu „verifizieren“. Ein Narr, der glaubt, es gehe um „wie es gewesen ist“. Wer es wagt, NS-Opferzahlen zu hinterfragen, wird mit jahrelangen Arreststrafen bedroht. Der britische Militärhistoriker John Keegan bereitet in seiner Dokumentation „Die Kultur des Krieges“ die historische Entwicklung von Kampf, Sieg und Ehre, Niederlage und Untergang lesenswert auf. Er stellt fest, daß bis heute – mit Ausnahme unserer dekadenten Staaten – das volle Bürgerrecht nur der genießt, der wehrhaft ist. Im Orient gilt dieses Prinzip heute noch. „Bürgerliche Freiheiten“ gelten nur für „waffentragende“ Männer, darum gibt es dort auch soviel Krummdolche und Kalaschnikows. Der Unterschied Orient–Okzident manifestiert sich auch in der permanenten Gewaltbereitschaft der Islamisten. Die „erfolgreichen“ Krieger des Djihad werden als „Märtyrer verehrt“ – wie müssen die Anhänger der Scharia die Wehrdienstverweigerer-Gesellen doch verachten!

 

Der militärische Tugendkatalog, die Pflicht-, Kampf- und Hingabegesinnung, von der Kameradschaft des Soldaten gekrönt, war auch in Österreich vom Nimbus ewiger Gültigkeit umgeben. Der Mannes- und Soldatenmut fällt längst schon unter Diskriminierungsverdacht der dekadenten Zeitgeistapologeten. Orden und Denkmäler gibt es für die „Verweigerer“. Heutzutage scheint der Wehrwille offensichtlich ausgedient zu haben.

 

 

 

Für Gott, Zar und Vaterland (01/07)

 

General Pannwitz und „seine“ Kosaken: Von den Briten verraten und in den Tod getrieben. Die Auslieferung an die Sowjets bedeutete für die 30.000 Kosaken einen Marsch in die Todeslager.

 

 

 

Lienz in den letzten Maitagen 1945: Die Täler am Gebirgsfluß Drau bieten in diesen Tagen ein ungewohntes Bild. Szenen, wie man sie eher an Wolga oder Don vermuten würde: Pferdefuhrwerke und Zelte bilden große Lager, dazwischen schleichen bärtige Popen in langen Kutten umher. Frauen bereiten Essen zu, Kinder spielen, überall brennen Lagerfeuer, darüber hängen große, dampfende Kessel. Auf den Wiesen grasen unzählige der kleinen Donpferde –­ eine Rasse, deren Ausdauer einst schon Napoleons Große Armee zermürbte.

 

Knapp eineinhalb Jahre später, am  17. Jänner 1947, wird Generalleutnant Helmuth von Pannwitz, Kommandeur des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps, gemeinsam mit vier Kosaken-Atamanen in Moskau, im berüchtigten Lubjanka-Gefängnis, nach einem Schauprozeß gehängt.

 

Die Kosaken, Nachfahren der Goten, waren seit den Tagen der Oktoberrevolution Feinde des Bolschewismus. Sie hofften, mit Hilfe der Deutschen Wehrmacht, welche sie als Bollwerk gegen Stalins menschenverachtendes Regime betrachteten, wieder ihre alten Unabhängigkeitsrechte und ihre orthodoxe Religionsfreiheit zu erhalten. Mit der Aufstellung der 1. Kosaken-Kavallerie-Division 1943 konnten sie aktiv an der Befreiung ihrer Heimat vom Bolschewismus teilnehmen. Frauen, Kinder und alle nicht kämpfenden Männer siedelten sich, bedingt durch den Rückzug der Wehrmacht, in „Kosakia“, einem Siedlungsgebiet für die Kosaken in der oberitalienischen Provinz Friaul, an. Unter dem Druck italienischer Partisanenbewegungen und um sich mit den nach Österreich ausweichenden Kosakeneinheiten ihres Kavallerie-Korps zu vereinigen, flüchteten die Kosaken-Stans 1945 in riesigen Trecks mit Pferd und Wagen nach Norden in das Gebiet von Kärnten und Osttirol, wo sie vom Zusammenbruch des Deutschen Reiches eingeholt werden sollten.

 

Hugo Portisch berichtet in seiner  legendären ORF-Dokumentation „Österreich II“ über den nun folgenden Wortbruch der Engländer, welche versprachen, die Kosaken keinesfalls an Stalin auszuliefern: „Auf den Feldern am Nordufer der Drau schlagen die Kosaken ihre Zelte auf. Rund 50.000 Männer, Frauen und Kinder. Dann kommt der Befehl zur Abgabe der Waffen. Die Kosaken folgen dem Befehl, und doch wird zum erstenmal Mißtrauen in ihnen wach: Würden die Briten ihre Zusage halten, sie nicht an die Sowjetunion auszuliefern? Denn für die Sowjets sind die Kosaken Vaterlandsverräter.“

 

Sie hofften nach Kanada, USA oder Australien auswandern zu können, denn viele Kosaken hatten britische Auszeichnungen, sie kämpften gemeinsam mit dem anglo-amerikanischen Expeditionskorps während des Bürgerkrieges gegen die Bolschewiken. Verliehen hatte diese Orden der britische Offizier Alexander, jener Alexander, der nun den Oberbefehl der britischen Truppen in Österreich hatte. Er hatte keine Skrupel, seine ehemaligen Kampfgefährten an Stalin auszuliefern.

 

Neue Hoffnung keimt auf, als die Engländer alle Kosaken-Offiziere für den 28. Mai in ihr Hauptquartier einladen. Die Popen mutmaßen, es gehe um Details der Auswanderung nach Kanada und Australien. Nur wenige fliehen in weiser Voraussicht in die umliegenden Berge. Und tatsächlich kommt es zur Katastrophe: das „Treffen“ entpuppt sich als Falle. Handstreichartig wird die gesamte Führung, über 1.500 Offiziere, inhaftiert, auf Lastwagen verbracht und nach Judenburg gefahren. Dort, jenseits des Flusses Mur, beginnt der Machtbereich der Sowjets, die die „Verräter“ bereits auf der Brücke erwarten.

 

Bei den zurückgebliebenen Angehörigen in den Lagern an der Drau herrscht große Konfusion. Am 30. Mai werden die Lager erstmals von bewaffneten britischen Soldaten umstellt. Dramatische Szenen spielen sich in der Folge im Lienzer Ortsteil Peggetz ab, wo 4.000 Kosaken campieren. Ein Großteil der Kosaken hat sich dort um einen Altar versammelt, betet. Junge Männer bilden einen schützenden Kreis um Alte, Frauen und Kinder. Man hakt sich unter, übt passiven Widerstand. Doch die Briten kennen keine Gnade, gehen mit Knüppeln, Gewehrkolben und Bajonetten brutal gegen die verzweifelten Menschen vor. Hunderte Kosaken, auch Frauen und Kinder, stürmen die Drau-Brücke, auf der britische Posten in Stellung gegangen sind. Ein Teil der verzweifelten Menschen stürzt sich von der Brücke in den Fluß, der in diesen Tagen Hochwasser führt. Augenzeugen berichten später, Kosaken-Gruppen hätten sich das schwere Zaumzeug ihrer Pferde umgebunden und kollektiv Selbstmord verübt.

 

Die Engländer brachen ihr Ehrenwort, das ein britischer Offizier gegeben hatte: „Meine Herren, bleiben Sie ruhig. Bis jetzt hat es noch nie den Fall gegeben, daß Kriegsgefangene, die unter der Obhut der britischen Krone stehen, an einen anderen Staat ausgeliefert worden wären.“

 

Lieber sterben als in Stalins Gulag - dazu nochmals Portisch mit dem Bericht eines Zeitzeugen: „Ich konnte sehen, wie sich viele Leute zur Brücke drängten. Als ich näherkam, bemerkte ich zwei Kosakenfrauen, eine hatte etwas in der Hand, was aussah wie ein Kleiderbündel, mit dem sie plötzlich heftig gegen das Brückengeländer schlug. Dann drückte sie das Bündel an sich und sprang in den Fluß. Da begriff ich, daß es ein Baby war, das sie soeben erschlagen hatte, um danach Selbstmord zu verüben. Und ich sah eine andere Mutter mit einem etwa fünf Jahre alten Buben. Auch sie nahm das Kind in die Arme und sprang mit ihm in den Fluß.“

 

Die Selbstmorde gingen weiter, bis Judenburg, wo die verratenen Kosaken an der Murbrücke der Roten Armee ausgeliefert wurden. Laut Genfer Konvention hätten die Briten die Kosaken nicht an Stalin ausliefern dürfen. Selbst die Sowjets zeigen sich überrascht, wer ihnen da alles von den Engländern serviert wird, denn allein 68 Prozent der überstellten Kosaken-Offiziere waren zuvor nie Bürger der Sowjetunion gewesen, kamen aus dem westlichen Exil. Sie hätten nach dem Völkerrecht nie den Sowjets überstellt werden dürfen. Die Engländer sprachen mit der Auslieferung für zehntausende Menschen das Todesurteil aus, auch für jene Kroaten, Slowenen, Domobranzen und Tschetniks, welche sie an Titos Schärgen auslieferten. „Eine Auslieferung an ihre Heimatländer wäre zweifellos verhängnisvoll für ihre Gesundheit“ heißt es zynisch in einem britischen Telegramm.

 

General Pannwitz begleitete in ehrenvoller Treue schließlich die Kosaken auf ihrem Weg bis in den Tod. Als der Krieg vorüber war, entband von Pannwitz seine Offiziere, darunter viele Österreicher, von der Dienstpflicht, indem er sagte, sie hätten ihren Treueid erfüllt und könnten jetzt nach Hause gehen. Was ihn selbst betraf, so sagte er: „Solange das Schicksal unserer Freunde, der Kosaken, ungewiß ist, halte ich es für meine Pflicht, bei ihnen zu bleiben.“ Nach diesen Worten schlossen sich die deutschen Offiziere ihrem Kommandierenden an, und wenig später teilten sie das Los der Kosaken, die am Leben geblieben waren, in Stalins GULAG.

 

Die Ermordung von General Pannwitz war ein Willkürakt reinster Siegerlynchjustiz. Knapp ein halbes Jahrhundert später, im April 1996, wurde der deutsche Kosakenführer von der Moskauer Generalstaatsanwaltschaft offiziell rehabilitiert. In dem Beschluß hieß es: „Es liegen keine Beweise vor, daß von Pannwitz oder die ihm unterstellten Einheiten Greueltaten gegen die Zivilbevölkerung und die gefangengenommenen Rotarmisten zugelassen haben“.

 

In Lienz erinnert heute der Kosakenfriedhof in der Peggetz und ein Gedenkstein für General Helmuth von Pannwitz und das XV. Kosakenkavallerie-Korps in Tristach an das damalige tragische Geschehen. Jährlich finden dort Gedenkfeiern der Überlebenden und der Nachkommen statt, die das Schicksal in die ganze Welt verstreut hat.

 

Die damaligen Ereignisse werden Schritt für Schritt im Buch des Grafen Nikolai Tolstoy „Die Verratenen von Jalta, Englands Schuld vor der Geschichte“ nachgezeichnet, welches bald darauf und lange vor der Wende durch A. Solschenizyn auch in Russisch publiziert wurde.

 

 

 

4.4. Der letzte Zapfenstreich - Österreichs Armee im Wandel der Zeit

 

 

 

„Nichts bessers weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen,
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrey,
Wenn hinten, weit, in der Türkey,
Die Völker auf einander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried’ und Friedenszeiten.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

 

 

 

Seit 1866, der Schlacht bei Königgrätz, war den Österreichern das Soldatenglück nicht mehr hold. „So schnell schießen die Preußen“ nicht, sollte sich jedoch auch in der Waffenbrüderschaft des 1. und 2. Weltkrieges Bewahrheiten. Nicht nur das Zündnadelgewehr trug zum Untergang der bunten kaiserlichen Armee bei, auch mit genialen Generälen und Verteidigungsministern war Österreichs Armee selten gesegnet. Von „Benedek, dem Trottel“, wie Kaiser franz Joseph seinen Feldherrn nannte, bis zum Zivildiener Darabosch galt Fortune nicht als Merkmal für rot-weiß-rote militärische Führer und Verwalter. Besonders in der 2. Republik jagte eine Bundesheerreform bereits die Nächste. Anfangs probte noch eine Miniwehrmacht die große Panzerschlacht im Donautal, dann sollten 300.000 Mann in einem großen Guerillakampf den „Raum“ sichern. Spannocchi-Doktrin, sowie Westeuropäische „Gladio“ und „Pilgrim“-Pläne, blieben nicht viel mehr als eben Planspiele. Die alte Österreichische Krankheit „Auf halbem Weg–zu halben Zielen“ verfolgte das Österreichische Bundesheer in allen Phasen seiner permanenten Verkleinerung und Demontage. Das zu Tode sparen zeigt heute endgültige letale Konsequenzen, denn das Heer kann seinen Verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen und setzt ausschließlich auf Auslandseinsätze. Doch was soll schon passieren, der „Insel der Seeligen“ konnte weder der Ungarnaufstand, die Suezkrise, das Südtiroldrama, die Niederwerfung der CSSR noch der Zerfall Jugoslawien etwas anhaben, die Österreicher nehmen all das lethargisch hin. Und die Analyse des Amerikanischen Geheimdienstes, dass spätestens 2020 flächendeckende Bürgerkriegsunruhen weite Teile Europas heimsuchen werden? „Der Österreicher denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden“ denn bereits Franz Grillparzer konnte nur diagnostizieren: „Es ist ein gutes Land“ – aber doch wohl Wert mit allen Mitteln verteidigt zu werden!

 

 

 

 

 

 

 

Des Kaisers treue Moslems (18/08)

 

Die „Bosniaken“ tapfer und treu – für Gott, Kaiser und Vaterland

 

 

 

Österreich hätte eine lange Tradition mit dem Islam, bereits in der Habsburgmonarchie wäre diese Religion anerkannt worden, so klingt laufend das Lied vom braven Vielvölkerstaat, der jedoch mit Multikulti heutiger Illusion nichts zu tun hatte. 1879 unterzeichnete Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich das sog. Novi-Pazar-Abkommen. Darin wurden die Sitten und Bräuche der bosnischen sunnitischen Muslime formal anerkannt, jedoch keinesfalls alle islamischen „Spielarten“ vom Dschihad bis zur Scharia. Die bosnischen Untertanen des Habsburgerreiches praktizierten nämlich einen „gemäßigten Islam“ mit heidnischen Elementen, der eher einer Volksreligion vergleichbar war. Diese Besonderheit ist nur aus der historischen Rückblende erklärbar und sicherlich kein Freibrief, alle islamischen Glaubensrichtungen in Österreich aus historischer Tradition zu akzeptieren.

 

Spätestens mit dem Ausbruch des Bruderkrieges der jugoslawischen Völker 1992–1995, auch in Bosnien und Herzegowina, stellte sich die Vorstellung einer friedlichen multiethnischen Gesellschaft als Utopie heraus. Die drei in Bosnien lebenden Nationalitäten – bosnische Muslime, katholische Kroaten und orthodoxe Serben – leben heute getrennt voneinander. Das erzwungene Zusammenleben, die kommunistische „Pax Sovietica“, am Balkan durch den Partisanenführer Tito vollzogen, stellte sich als totale Fehlentwicklung heraus. Die unterschiedlichen Nationen und Völker sind sich ihrer verschiedenen Identität und Rasse durchaus bewußt, wie dies Samuel Huntington als Ursache des Kampfes der Kulturen treffend erkennt: „In der Welt nach dem Kalten Krieg sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Völkern nicht mehr ideologischer, politischer oder ökonomischer Art. Sie sind kultureller Art. Die Menschen definieren sich über Herkunft, Religion, Sprache, Geschichte, Werte, Sitten und Gebräuche, Institutionen.“ Genau diese Besonderheit der Bosniaken wurde von Österreich-Ungarn anerkannt, denn die Ursprünge liegen in illyrischen Stammeswanderungen im 1. Jahrtausend v. Chr. Der Balkan war und ist ein strategisch zentraler Raum zwischen Ost und West und wurde nach der Teilung des Christentums 395 zu einer Grenzregion der griechisch-byzantinischen Orthodoxie und des  europäischen Katholizismus’.

 

Die Identität der bosnischen Muslime wird geprägt von der Crkva Bosanska, der Bosnischen Kirche und deren angeblicher Verbindung zur häretischen Glaubenslehre der Bogumilen. Die Bogumilen, benannt nach dem Begründer Bogumil, d. h. Gottlieb, vertraten eine manichäistsche, dualistische Theologie aus christlichen und orientalischen Elementen mit volkstümlichen Motiven. Das Bogumilentum spiegelte ein gnostisches Welt- und Lebensgefühl wider. Nach der osmanischen Besetzung Bosniens setzte eine Zwangsislamisierung ein, denn „Ungläubige“ wurden systematisch entrechtet. Adelige, welche versuchten, sich gegen die Unterdrückung aufzulehnen, wurden ermordet oder versklavt. Die Bosnier waren den Osmanen bedingungslos ausgeliefert, nur wer zum Islam konvertierte, konnte ein einigermaßen menschliches Leben führen. Im 15. Jht. war ein Großteil der bosnischen Bevölkerung noch katholisch, die Übertritte zum Islam geschahen jedoch kontinuierlich. Der sunnitische Glaube hat den Anreiz, Grundbesitz und Privilegien zu erhalten. Dieser oberflächliche Islamisierungsprozeß brachte sogenannte „Poturen“ (Halbmuslime) hervor, für die Religion reine Lippenbekenntnisse bedeuteten. Dieses „Poturentum“ war ein reiner Formalakt und eine Überlebensstrategie, denn Söhne christlicher Familien wurden oft Opfer der „Knabenlese“, einer systematischen Verschleppungsstrategie der Osmanen.

 

Die Bosnier kämpften bekanntlich 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld als Verbündete der Serben. Die siegreichen Osmanen drückten die Verlierer ins Vasallentum und bestimmten auf dem Balkan das militärische und politische Geschehen. Nach der Niederlage bei Wien 1683 und dem Frieden von Karlowitz 1699 begann der Niedergang der Osmanen. Anfang des 19. Jh. stellte sich die muslimische Oberschicht Bosniens erstmalig offen gegen das Sultanat. 1875 brach ein Bauernaufstand aus, die bosnischen Katholiken suchten Unterstützung durch Österreich-Ungarn, und nach dem türkisch-russischen Krieg wurde auf dem Berliner Kongreß die Verwaltung Bosniens an die Habsburgermonarchie übertragen. Die k.u.k. Monarchie förderte ein völkerübergreifendes Gemeinschaftsgefühl, um  ein nationales Bosniakentums zu verhindern.

 

Die Mehrheit der bosnischen Muslime arrangierte sich mit Österreich-Ungarn, denn der Kaiser als Integrationsfigur, die Symbole der Monarchie, das Schulwesen und, nicht zu vergessen, die Zugehörigkeit zur k.u.k. Armee schufen ein Gefühl der Zugehörigkeit zum habsburgischen Vielvölkerreich. Allerdings ließ der aufkeimende Panslawismus den Balkan zu einem Pulverfaß werden. Hinter Serbien stand Rußland, und was als Balkankrieg 1912/13 begann, endete mit dem Mord am Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 und dem anschließenden Ersten Weltkrieg. Die bosnischen Muslime kämpften für Gott (nicht Allah), Kaiser und Vaterland an der Seite Österreich-Ungarns. Nur ganz wenige Bosniaken unterstützten die Serben gegen das osmanische Reich. Auch die bosnischen Kroaten schlossen sich den k.u.k. Truppen an, darunter ein gewisser Josip Broz, später Tito genannt. Die Bosniaken waren eine Elitetruppe der k.u.k. Armee, und man verwendete sie für die schwierigsten militärischen Aufgaben. Ihr besonderes Merkmal war der Fez – ihre spezielle Kopfbedeckung. Man durfte auf ihre fraglose Treue rechnen, auf eine strikte bedingungslose Erfüllung der Befehle. Sie waren gefürchtet bei den italienischen Gegnern, da sie keinerlei Erbarmen kannten und bis zum Letzten auch noch schwerstverletzt kämpften. Die heldenhafte Erstürmung des stark befestigten und verteidigten Berggipfels von Meletta Fior an der italienischen Südfront am 7. Juni 1916 durch die von Oberstleutnant Stevo Duic angeführten Soldaten des 2. bosnisch-herzegowinischen Regiments war an Tapferkeit ein Musterbeispiel dieser Elitetruppe. Das „zweite Grazer“ steht heute für alle vier bosnisch-herzegowinisch Regimenter, die in vorbildlicher Treue zu ihrem Eid, sowie zum Kaiser und König unter schwersten Verlusten, aber mit unverminderter Tapferkeit und Wirksamkeit bis zum letzten Tag der kriegerischen Auseinandersetzung und der Existenz der österreichischen Monarchie gedient haben.

 

Der Begriff Muslim erhielt für die Bosniaken zunehmend eine volkstümliche Bedeutung, da die Religionszugehörigkeit kein primärer Identifikationsfaktor wurde. Es ist daher eine Wunschvorstellung, daß Österreich-Ungarn in liberaler Utopie den Islam bereits vor über 100 Jahren als Weltreligion anerkannt hat. Den damals etwa zwei Millionen Bosniaken stehen heute an die 1,5 Milliarden Muslime gegenüber, niemals wäre der heutige radikale Islamismus in der Habsburgermonarchie anerkannt worden. Dies blieb den blauäugigen Utopisten der Zweiten Republik überlassen. Mögen alle Muslime, welche die Ehre haben, heute österreichische Staatsbürger zu sein, die Bosniaken als Vorbild sehen und ihnen nacheifern, denn sonst muß die Frage gestattet sein: Warum will ein Muslim unbedingt in Österreich leben, wenn er nicht Öster­reicher sein will?

 

Die „Exoten des Kaisers“

 

Das Grazer Landwehrstammregiment 54 gedenkt in soldatischer Tradition alljährlich des 2. bosniakisch-herzegowinischen Regimentes, dessen Stammsitz sich ebenfalls in der steirischen Hauptstadt befand. Die Bosniaken dankten der Habsburger Monarchie mit ihrem soldatischen Einsatz, denn nach 400jähriger türkischer Unterdrückung begann, wenn auch nur für 40 Jahre, ein materieller und kultureller Aufbruch des Fortschritts auf allen Gebieten der modernen Aufschließung des Landes, nicht zuletzt durch eine Bildungsoffensive. Die Bosniaken wurden Europäer mit traditionellen Werten.

 

Die Integration Bosniens und der Herzegowina in den Völkerverband der Doppelmonarchie wurde zu einer Glanzleistung dieser alten mitteleuropäischen Großmacht. Bosnien wurde im größeren Vaterland geachtet. Schon 1882 wurden die ersten Bosniakenkompanien aufgestellt.

 

Die Kommandosprache war – wie in der ganzen k.u.k. Armee – Deutsch, und für den 20jährigen Rekruten betrug die Dienstpflicht drei Jahre in der Linie und neun Jahre in der Reserve. Die notwendigen Ausbildner, damals „Abrichter“ genannt, sowie das notwendige Kaderpersonal wurden aus dem stehenden Heer übernommen. Später absolvierten auch bosnische Aspiranten die Kadettenschulen. Die Eidesformel der Bosniaken lautete: „Ich schwöre zu GOTT dem Allmächtigen, daß ich treu sein werde Sr. Majestät dem Kaiser und König Franz Joseph dem Ersten und allen Befehlen meiner Vorgesetzten und Höheren gehorche, selbst auf die Gefahr meines Lebens.“

 

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch im 2. Weltkrieg einundzwanzigtausend Bosnier in der islamischen SS-Division „Handschar“ an der Seite Deutschlands kämpften. Aufgestellt wurde diese Einheit vom Großmufti von Jerusalem, Mohamed Amin al-Husseini, der eine „große Ähnlichkeit zwischen dem Nationalsozialismus und dem Islamismus“ festgestellt hat (Oriana Fallaci: Die Kraft der Vernunft).

 

Der Neffe des Großmuftis war Yassir Arrafat, der auch europäische Terroristen ausbilden ließ, um der Ideologie seines Onkels gegen „Ungläubige“ zum Siege zu verhelfen. Viele nützliche Idioten ließen sich für die Ziele Arafats vereinnahmen. Der gemäßigte Islam der Bosniaken in der k.u.k. Monarchie wurde von radikalen Moslems untergraben, heute treten auch in Bosnien vermehrt Haßprediger auf, finanziert von arabischen Ländern, speziell Saudi-Arabien. Ihr Ziel ist es, auch in Europa ein „echtes“ muslimisches Land zu etablieren, mit dem Ziel einen europäischen Gottesstaat zu errichten, von dem aus weitere christliche Staaten infiltriert und destabilisiert werden können.

 

 

 

Die Folgen eines Verrates (44/08)

 

Erst als Österreich-Ungarn einen einseitigen Waffenstillstand ausrief, begann der „Sieg“ der Italiener über eine unbesiegte Österreichische Armee

 

 

 

Millionen sonnenhungrige und naturbegeisterte Reisende überqueren alljährlich die Alpen, um an den Stränden der Adria zu entspannen oder in den Bergen Südtirols und der Julischen Alpen Erholung zu finden. Auch ich fahre gerne über den Plöckenpaß, den Predil Richtung Isonzo oder durch das Kanaltal ins alte Gebiet der ehemaligen Habsburgermonarchie. Nicht ganz unbelastet, gedenke ich doch immer meines ehrenwerten Großvaters, der in den letzten Kriegstagen 1918 für „Gott, Kaiser und Vaterland“ sein Leben geben mußte. Als Soldat zu sterben, hat eine besondere Qualität – es ist kein privater Tod, sondern ein öffentlicher, ein politischer Opfergang für die Heimat, die Nation, das Vaterland, und dieses wurde schändlich von den verräterischen Italienern, den ehemaligen Waffenbrüdern Österreichs und Deutschlands, hintergangen. Vielen Österreichern ist dieses dunkle Kapitel Zeitgeschichte des 1. Weltkrieges nicht bekannt, verschweigen doch unsere Geschichtsbücher die Gründe des Angriffskrieges Italiens gegen Österreich nicht nur, dieser Dolchstoß wird sogar noch beschönigt. Warum also mußte, wie hunderttausende andere Soldaten des k.u.k. Heeres, der Kaiserjäger Alois Moser im heutigen Italien sterben?

 

Auf Betreiben Italiens war 1882 ein geheimes Verteidigungsbündnis abgeschlossen worden, der so genannte „Dreibund“, bestehend aus Deutschland, Österreich-Ungarn und dem unsicheren Kantonisten Italien. Es wurde sogar vereinbart, daß Italien mit 200.000 Mann an der französischen Alpenfront aufmarschieren solle, doch Graf Schlieffen schätzte Italien richtig ein, – er bezeichnete diese papierene Waffenhilfe als „Illusion“. Zuerst erklärte Italien am 2. August 1914 den Mittelmächten gegenüber seine wohlwollende Neutralität, welche der deutsche Kaiser mit Kraftausdrücken wie Lump, Schuft und ähnlichem kommentierte. Es war klar, nachdem Italien den Zusammenbruch der Deutschen Offensive an der Westfront abgewartet hatte, daß die Westmächte den Verrat Italiens mit Zugeständnissen erkaufen würden. Der Judaslohn bestand aus ganz Südtirol bis zum Brenner, das rechte Ufer des Isonzo, einige Inseln vor der dalmatinischen Küste und freie Hand in Albanien, die Umwandlung von Triest in eine freie Stadt sowie eine Anleihe über 50 Mill. Pfund Sterling, laufende Zuwendungen an Geld, Kohle, Lebensmittel und Waffen. Der italienische Beutefeldzug wurde im Londoner Vertrag besiegelt, und am 23. Mai 1915 erklärte Italien Österreich-Ungarn den Krieg. Das hatte auch später zur Folge, daß am 7. Dezember 1917 die USA dem Habsburgerreich den Krieg erklärten, mit der Begründung, Italien beistehen zu müssen. In Wahrheit sah man fette wirtschaftliche Beute in Sicht, wenn das blühende Großreich filetiert werden würde.

 

Die Worte Kaiser Franz Josephs zeigen das Entsetzen, daß ein ehemaliger Verbündeter sich als käuflicher Landräuber entpuppte: „An meine Völker! Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treuebruch dessen gleichen die Geschichte nicht kennt…“ Ingomar Pust schildert in seinem lesenswerten Buch „Die steinerne Front“ die nun folgende Tragödie bis November 1918. „Als der Kriegszustand eingetreten war, kamen beim Verteidiger an der rund 700 Kilometer langen Front nur an die 110 Gewehre auf einen Kilometer. Die Verteidigung bestand aus Landsturmformationen, noch nicht wehrpflichtigen Jungschützen in Kärnten und aus Standschützen in Tirol.“ Aber trotz drückender Übermacht konnten italienischen Soldaten den befürchteten Durchbruch durch die österreichischen Linien nicht schaffen. Generaloberst Conrad von Hötzendorf, der österr.-ungarische Generalstabschef, befürchtete, daß die Italiener nach Eroberung der Linie Marburg–Klagenfurt in vier Wochen in Wien sein könnten.

 

Erbitterte Kämpfe um jeden Meter Alpenfront an Col di Lana, Falzarego, Tofana, Marmolata, Monte Grappa und unzähligen anderen legendären Alpenkriegsschauplätzen sahen kein Wanken der Österreicher. So rannten die Italiener in elf blutigen Schlachten am Isonzo nur in ihre eigene Niederlage, denn in der 12. Isonzoschlacht 1917 gelang den durch deutsche Truppen verstärkten Österreichern in der Aktion „Waffentreue“ im ersten Ansturm die Inbesitznahme der Gebiete Flitsch–Tolmein–Karfreit. Den 238 italienischen Bataillonen standen nur 171 „waffentreue“ Bataillone gegenüber, auch der Einsatz von zusätzlichen 144 italienischen Reservebataillonen konnte nicht verhindern, daß den Truppen Deutschlands und Österreichs der Durchbruch bis zum Piave gelang. Trotz des Sieges zerbrach in den folgenden Monaten die stolze österreichische Armee. Karl Kraus in „Die letzten Tage der Menschheit“: „Extraausgabe – varnichtende Niedalage der Italiena…Tagblad! Unwidastehliches Vurdringen unsara Truppen…der Erfolg der Offensive!“

 

Was nun folgte, war eine Auflösung des einstigen habsburgischen Vielvölkerstaates in seine einzelnen Nationen. Diese Situation wollten die Italiener ausnutzen und sie griffen am 28. Oktober 1918 bei Vittorio Veneto an und scheiterten erneut, trotz Auflösungserscheinungen der k.u.k. Armee. Am Morgen des 29. Oktober 1918 meuterten die Truppen, die zum Gegenangriff antreten sollten, es waren die ungarischen Abteilungen, sie wollten ihre Heimat gegen die Tschechen verteidigen, welche bereits Ungarn in ihrem begehrlichen Blick hatten. Aber auch die Slowaken, die Rumänen und die Kroaten wollten nicht unter ungarischer Herrschaft leben. Das waren die Folgen des Manifestes vom 17. Oktober, in dem Kaiser Karl den Völkern Habsburgs ihre nationale Unabhängigkeit versprach. Nachdem sich eine nationale tschechische Regierung gebildet hatte, war klar, daß alle slawischen Nationen von Österreich abfallen werden.

 

Als Österreich-Ungarn einen einseitigen Waffenstillstand ausrief, die Waffen also schwiegen, begann der „heldenhafte Sieg“ der Italiener! Der Zusammenbruch war keine Folge des italienischen Durchbruches, sondern der italienische Durchbruch war eine Folge des Zusammenbruches der Front. 1933 berichtet die französische Zeitung „Le Crapouillot“: „Die Italiener vermochten nur deshalb vorzurücken, weil der Krieg virtuell zu Ende war, und die Österreicher selbst den Rückzug angetreten haben – worauf die Italiener ihre ‚fieberwahnsinnigen‘ Siegesberichte veröffentlicht haben.“ Die italienischen Berichte meldeten bis zum 3. November, dem Zeitpunkt, da die Waffen auf österreichischer Seite schwiegen, 30.000 Gefangene. Den Österreichern war beim Rückzug jede Kampfhandlung untersagt, so daß schwache motorisierte italienische Abteilungen ungehindert vorrücken konnten und alles für gefangen erklärte, was von ihnen bis zum 4. November überholt wurde. 436.674 Mann gingen in Gefangenschaft, davon kamen über 30.000 in italienischen Lagern um.

 

Die „glorreichen Sieger“ – in Wahrheit Verbrecher – berichten von „furchtbaren Schlachten“, und diese Lügen von „militärischen Siegen“ stärkte ihre Position bei der „Friedenskonferenz“ in Paris. Aber auch vor siebzig Jahren hat Italien Österreich wieder verkauft und verraten. Mussolini gab bekannt, daß die „Schutzmacht“ Österreichs seine zugesagte Garantie der Unabhängigkeit nicht mehr garantiert, falls Truppen der Deutschen Wehrmacht in Österreich einmarschieren würden. Im Zweiten Weltkrieg wiederholte sich das soldatische Unvermögen Italiens. Nicht einmal in Nordafrika und am Balkan war man ohne deutsche Hilfe in der Lage, den angefangenen Konflikt aus eigener Kraft zu bewältigen, wohl aber war man 1945 wieder auf seiten der Sieger. Südtirol blieb weiter italienisch besetzt, und die italienischen Uniformen glänzen wie eh und je – aber nur bei Paraden im tiefsten Frieden!

 

 

 

Kalter Krieg in Österreich (12/05)

 

Der „Dritte Mann“ war nur ein kleiner Lehrbub

 

 

 

Der gemeinsame Feind Deutschland einte auf den Konferenzen von Teheran und Jalta noch die „Grossen Drei“. Der kranke US- Präsidenten Roosevelt,  Churchill, der bombende Deutschlandhasser und ein machtgieriger Stalin markierten 1944  in trauter Eintracht ihre Reviere für die Nachkriegszeit und teilten die zu erwartende  Beute unter sich auf.   Aber bereits im Sommer 1945, in Potsdamm, wurde aus der ursprünglich „gewaltigsten Konzentration von Weltmächten, die es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat“, die größte Konfrontation der ehemaligen Waffenbrüder. Die Rote Armee war weit nach Zentraleuropa vorgestoßen und Bolschewisten standen den westlichen Armeen waffenstarrend gegenüber. Churchill erkannte zu spät das „falsche Schwein“ geschlachtet zu haben und die Konsequenz aus dieser Aufteilung Europas war die Vorbereitung auf den dritten Weltkrieg, der sogenannte „Kalte Krieg“.

 

Die Siegermächte zögerten keine Sekunde, ihre ehemaligen Feinde  in die strategischen Überlegungen einzubeziehen. So wurden etwa die Raketenexperten von Peenemünde, mit Wernher von Braun an der Spitze, ehrenvoll von den Amerikanern übernommen. Auch General Reinhard Gehlen mit seiner Abteilung „Fremde Heere Ost“ war eine Verstärkung der westlichen Geheimdienste. Die Franzosen wiederum scheuten sich nicht, in der Zeit von 1946 bis 1954, etwa 35.000 Deutsche und Österreicher in die Fremdenlegion zu integrieren. Ganze Wehrmachtsverbände lud man freundlich ein, indem die Alternative zwischen 20 Jahren Arbeitslager oder Legion gestellt wurde. Der Autor Marc Frey stellt fest, dass der Kampf gegen den Kommunismus in Asien hauptsächlich von deutschen Verbänden geführt wurde und in Dien Bien Phu die Waffen–SS ihre letzte Schlacht gefochten hat.

 

Die Sowjets kannten in den von ihnen besetzten Gebieten ebenfalls keinerlei Skrupel Menschen und Material für ihre Pläne, die Weltherrschaft des Kommunismus zu erkämpfen, gewaltsam zu vereinnahmen. Als am 14. Mai 1955 in Warschau die UdSSR, DDR, Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn und die Tschechoslowakei den „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“ unterzeichneten, wurden alle von der  Sowjetunion besetzten Länder Frontstaaten Richtung NATO.

 

Einen Tag später, am 15. Mai 1955, wurde der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet und die Schweiz und Österreich lagen als neutrale Pufferzone zwischen NATO und WAPA. Viele naive Zeitgenossen glauben bis heute, dass die Neutralität Österreich, im Falle einer militärischen Eskalation zwischen Ost und West, geschützt hätte. Das ist natürlich bequemster, dilettantischer Zweckoptimismus. Nur eine starke, entschlossene Verteidigungsbereitschaft hätte vielleicht vor einer Einbindung bei einer militärischen Konfrontation geschützt. Das österreichische Staatsgebiet wurde selbstverständlich immer als Durchmarschgebiet in die operativen Planungen miteinbezogen.

 

Unter dem Decknamen „Gladio“ planten westliche Nachrichtendienste in ganz Europa, bei Besetzung durch Truppen des Warschauer Paktes, den Kampf mittels Sabotage und Guerillakrieg fortzusetzen. Verantwortlicher Planer war der 1. Direktor des neugegründeten CIA, Allen Dulles. Es wurden Handfeuerwaffen, Munition, Handgranaten und Sprengmittel in gut ausgebauten und getarnten Erdverstecken angelegt. Eine SS-Division erhielt in England den Status „free setteler“ und die Gesamtstärke der „Gladio“ Guerillatruppe wird auf etwa 15.000 Mann geschätzt. Bekannt wurden diese geheimdienstlichen Machenschaften in Verbindung mit der italienischen Geheimloge „P2“. Udo Ulfkotte berichtet, dass in Deutschland 1981 33 Erddepots entdeckt wurden. Man behauptete, diese Waffenverstecke seien von dem Rechtsextremisten Lembke angelegt worden, in Wirklichkeit steckte jedoch die Organisation „Gladio“ dahinter.

 

Aber auch der sowjetische KGB legte für seine Terrortruppen Waffenlager in Österreich an. Das letzte Depot wurde im Mai 1997 gefunden. Die Ostagenten waren in Österreich reichlich vertreten, ganz im Stil des „Dritten Mannes“ trieben sie hier ihr Unwesen. Es gab kein Bundesheermanöver, bei dem nicht zufällig ein russischer LKW in der Nähe beobachtet wurden oder antennengespickte Schleppkähne, unter der Flagge eines WAPA Staates, die Donau befuhren. Russische Panzerfahrer lenkten zivile Transporter, um über die Geländeverhältnisse ihrer möglichen Angriffsziele aufgeklärt zu sein. Tozzer/Kallinger berichten über Geheimdienstaktivitäten des KGB im Rahmen der Invasion der WAPA Truppen 1968 in der CSSR. Agenten reisten als Touristen getarnt nach Österreich ein, Waffen wurden auf sowjetischen Schleppschiffen transportiert und: „Unter Zollverschluß lagen auch rund 1000 Tonnen Fleisch, mögliche Verpflegung für eine Invasionstruppe.“ Österreich wurde vom „Kalten Krieg“ nicht ausgespart, im Gegenteil, die Breschnjew–Doktrin verlangte offensive Planungen. Als der jugoslawische Diktator Tito einen blockfreien Weg eingeschlagen hatte, plante die UdSSR eine Besetzung unseres südlichen Nachbarstaates, um sich ihre Interessen am Balkan und den Zugang zur Adria zu sichern. Der Hauptangriff sollte über Ungarn erfolgen, begleitet von einem flankierenden Vorstoß über Österreich. Dieser Plan - „Polarka“ ­– sah vor, dass Truppen des Warschauer Paktes aus der CSSR antretend, die Donaubrücken innerhalb von drei Stunden in Besitz bringen würden. In Graz hätte das Hauptquartier der Invasionstruppen errichtet werde sollen und für die gesamte Operation war ein Zeitrahmen von 48 Stunden vorgesehen. Die „Schlachtenbummler“ in den Bussen, die 1963 zum Fußballspiel von Dukla–Prag nach Italien fuhren, waren Armeekommandanten, welche die Strecke der Invasionsarmee „Polarka“ befuhren, um sich über ihr Angriffsgelände persönlich ein Bild zu machen.

 

Die Bewohner der „Insel der Seligen“ glaubten jedoch an die Unantastbarkeit der Neutralität.

 

Mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten und dem Ende des planwirtschaftlichen Systems, wurden die sowjetischen Truppen 1994 aus dem Vorfeld zurückgezogen und die Gefahr eines 3.Weltkrieges war vorerst gebannt. Gott hatte diesmal Österreich wirklich geschützt.

 

 

 

Am Rande des Krieges (37/08)

 

Österreich 1968: Die Rote Armee steht an der Grenze

 

 

 

Der „Prager Frühling“, der dem „Kommunismus ein menschliches Antlitz geben wollte, der Hoffnung gab, den „kalten Krieg“ zu beenden, dauerte nur vierzehn Monate. Er begann mit dem Schriftstellerkongreß am 27. Juni 1967 und endete am 20. August 1968, als 650.000 Soldaten des Warschauer Paktes die wahre Fratze des „Panzerkommunismus“ zeigten und in die CSSR einmarschierten.

 

Die Anzahl der eingesetzten Truppen war wesentlich höher, als für die Niederwerfung der Reformbewegung in der Tschechoslowakei notwendig gewesen wäre, der Kreml hatte ein wesentlich weiter gestrecktes strategisches Ziel angepeilt: Sollte die tschechoslowakische Volksarmee Widerstand leisten, würde der, bereits 1965 ausgearbeitete, Plan „Polarka“, der Durchstoß zur Adria unter gleichzeitiger Besetzung Österreichs und Jugoslawiens, von den Ostarmeen in die Tat umgesetzt werden. Der Einmarsch nach Österreich wurde vom Sowjet-Marschall Jablonski, dem Oberkommandierenden der Warschauer-Pakt-Truppen, persönlich geplant. Beim Unternehmen „Donau“ wären Panzer- und Grenadierverbände von Ungarn südlich der Donau bis Linz vorgestoßen, und ein weiterer Verband hätte über Graz und Villach, das von der Sowjetlinie abgekommene, blockfreie Jugoslawien „befreit“. Dieser Operationsplan wurde später vom CSSR-Major Jan Sejna an den Westen verraten, ebenso berichtete 1997 ein ungarischer Historiker, daß die ungarische Armee 50–70 Stück Atommunition und 40–50 herkömmliche Raketen mitgeführt hatte. Weder die „Wunderwaffe Neutralität“ noch die NATO hätten Österreich schützen können, denn eine Neutralität ohne starke Armee war für die strategischen Planungen der Roten Armee bedeutungslos.

 

Dreißig Jahre nach der von den meisten Österreichern gar nicht so ernst genommenen Bedrohungslage analysierte der „Kurier“ am 17. August 1998: „Die österreichische Regierung kannte das Ausmaß der Bedrohung, aber sie reagierte alpenländisch und entschwand in den Urlaub. Das Bundesheer wurde mitten im Aufmarsch gestoppt und in kampfunfähigen Zustand versetzt.“ Tatsächlich war fast ganz Österreich am 20.August 1968 auf Urlaub, auch die entscheidungsbefugten Politiker inklusive des Verteidigungsministers Georg Prader, und so ist nur Brigadier Johann Freihsler, der Leiter der Gruppe „Operation“ im Verteidigungsministerium, anwesend, der den Beginn des Einmarsches der WAPA-Truppen in unseren nördlichen Nachbarstaat als ernstzunehmende Bedrohung Österreichs beurteilt. Um drei Uhr früh löst er einen Voralarm für das Bundesheer aus und um vier Uhr kommt das Losungswort „Urgestein“ zu den Truppen, die Einsatzvorbereitungen im Bedrohungsfall Nord, die Geheimbefehle mit dem Tarnnamen „Glockenspiel für Marschmusik“ werden aus den Panzerschränken geholt. Der Aufmarsch des Heeres und der Luftwaffe beginnt.

 

Die österreichischen Generalstabsplanungen sahen vor, die Truppen direkt an die Grenze heranzuführen und den Grenzschutz sowie territoriale Sicherungskräfte aufzubieten, um den bedrohten Raum nördlich der Donau so zu überwachen, daß fremde Soldaten sofort entwaffnet und interniert werden können. Gemäß §2a des Wehrgesetzes unterschrieb Verteidigungsminister Dr. Georg Prader am 24. Juli 1968 den Akt Zl.331-strgeh/STB/68, der genau diese genannten Maßnahmen im Bedrohungsfall Nord vorsah. Aber der gleiche Verteidigungsminister, der endlich in seinem Urlaubsort ausgeforscht wird, stoppt acht Stunden nach Auslösung von „Urgestein“ den bereits voll angelaufenen Aufmarsch des Bundesheeres, da die Sowjets Österreich drohen, daß Soldaten an der Grenze als „unfreundlicher Akt“ gesehen  würden. Der bedrohliche Krisenfall soll nur von der Gendarmerie und Zollwache bewältigt werden, Dr.Prader zieht mit Befehl vom 21.August 1968 alle Heereskräfte dreißig Kilometer hinter die Staatsgrenze zurück, mit der Donau im Rücken - eine militärische Mausefalle.

 

Die Linie Zwettl–Horn–Allensteig–Hollabrunn–Mistelbach darf von keinem Soldaten überschritten werden, die Kaserne Weitra wird sogar geräumt. Zwanzig Reservisten, welche mit ihrer militärischen Ausrüstung freiwillig in die Kaserne Horn  einrücken wollen, werden wieder nach Hause geschickt. Die Bevölkerung des Grenzgebietes sieht sich schutzlos möglichen Übergriffen der Roten Armee ausgeliefert, nur allzu bitter sind die Erinnerungen an die „Befreier“ von 1945. Dazu Tozzer/Kalliger in ihrem Buch über 1968 „Österreich am Rande des Krieges“: „Die Menschen im Grenzgebiet zur Tschechoslowakei haben sich verlassen gefühlt, die Leute waren damals empört. Man hat gesagt, was brauchen wir ein Bundesheer, wenn es uns nicht schützt. Noch dazu, wo wir damals schon eine Grenzschutztruppe aufgestellt hatten, die auch einsatzbereit war.“ Auch die verantwortlichen Offiziere verstehen diese politischen Entscheidungen nicht, ihre Gefechtsstände befinden sich vor ihren Truppen, der Verfassungsauftrag an das Bundesheer „Schutz der Grenzen der Republik“ kann nicht erfüllt werden. Tozzer/Kalliger: „Militärisch und operativ gesehen ein Wahnsinn. Wäre es zu einer aktiven oder passiven Bedrohung des österreichischen Raumes gekommen, wären die Gefechtsstände verloren gewesen und die Truppen  ohne Befehlshaber untergegangen.“

 

Das Verteidigungsministerium scheut auch vor einem generellen Ausgangsverbot für Heeresangehörige zurück, niemand soll beunruhigt werden. Lediglich die Garnisonen im bedrohten Raum wurden verstärkt, und die Einjährig-Freiwilligen mussten ihr Waffenübungsmonat an das Ende des Präsenzdienstes anhängen. General Siegbert Kreuter erinnert sich resignierend: „Das Schlimmste war, daß das Bundesheer nicht an die Grenze durfte. Es war, wie wenn man Einbrecher erwartet, jedoch nicht weiß, wann sie kommen.“  1956 hatte der damalige Bundeskanzler Julius Raab die Sowjet-Intervention in Ungarn verurteilt – Kanzler Klaus 1968 jedoch betonte nur die strikte Wahrung der österreichischen Neutralität. Die Überlegung der österreichischen Politiker klammerte sich an die Hoffnung, daß, solange der russische Bär nicht gereizt wird, nichts passieren kann – eine blauäugige Naivität, denn in Österreich waren bereits Saboteure vor Ort, Spione an wichtigen Schaltstellen aktiv und Versorgung, Munition und Waffen bereits auf österreichischem Staatsgebiet. Im Kanzleramt saß ein Spion, wie Karl Pisa, der damalige Informations-Staatssekretär, dreißig Jahre später eingestand, der alle Entscheidungen der österreichischen Regierung umgehend nach Moskau meldete. Der FPÖ-Abgeordnete Zeilinger berichtete später, daß allein im Jahre 1968 in 238 Spionagefällen ermittelt wurde. Der bekannteste österr. Ostspion war Alois Euler, er schrieb später einen „Roman nach Tatsachen“. Als er seinem Führungsoffizier berichtet, daß das österreichische Heer 30 km von der Grenze entfern steht, fragt dieser ungläubig: „Du scherzt wohl“ – darauf Euler: „Du kennst Österreich nicht, denn wir scherzen nicht und wenn wir scherzen, meinen wir es bitter ernst.“ In Österreich werden, über eine ungarische Handelsfirma, in den Kühlhäusern der Zollfreizonen hunderte Tonnen Schweinefleisch eingelagert. Auf der Wasserstraße Donau sind insgesamt 301 Schleppkähne aus Oststaaten unterwegs, die Frachtpapiere lauten auf „Maschinenteile“, in Wahrheit sind es Versorgungsgüter, Waffen und Munition sowie Funkspionageeinheiten. In der Nähe wichtiger Verkehrswege, Energieanlagen und Wasserwerke findet man noch Jahrzehnte später Sprengstoff und Zündmittel. Auffallend auch die vermehrten Grenzüberquerungen von Touristenbussen und LKW aus diversen Oststaaten, tatsächlich sind dies KGB-Einheiten der siebenten Abteilung, welche bereits 1963 als Schlachtenbummler zu einem Match von Dukla Prag fuhren, um in Österreich ihre Einsatzorte zu erkunden. Allerdings waren die Österreicher bestens informiert. Die Funkaufklärer der „Königswarte“ bei Berg/NÖ lieferten ein aktuelles Bild der Lageentwicklung im Nachbarstaat. Auch konnten Spionageaktionen, wie der Versuch, die Dechiffriermaschine MFF1 durch eine Kommandoaktion in der Maria Theresia Kaserne zu erbeuten, durch Heeresnachrichtendienst und Staatspolizei verhindert werden. Ein Katz-und-Maus-Spiel der Propaganda und Nachrichtendienste begleitete die militärischen Aktionen, wobei die Ostdienste sogar behaupteten, die Brudertruppen des Warschauer-Paktes wollten die Tschechen vor Angriffen aus Österreich beschützen.

 

Die geistige Landesverteidigung Österreichs wird jedoch vom Chefredakteur des „Kurier“, Eberhard Strohal, als hübsches Sandkastenspiel für den Frieden bezeichnet – im Ernstfall nicht zu gebrauchen. Der Einsatz des Heeres in den Garnisonen nördlich der Donau endete Ende September. Die unterschiedliche Auffassung der militärischen Führung und der politischen Entscheidungsträger bei der Bewältigung der CSSR-Krise 1968 hat allerdings zum langsamen Untergang des Österreichischen Bundesheeres geführt. Während der Sonderbericht Nr.26/69 vom 18.Juli 1969 als Fazit des CSSR-Einsatzes lautet: „Die derzeitige Wehrdienstzeit von 9 bis 16 Monaten stellt die untere Grenze des Vertretbaren dar“, gewinnen die Sozialisten die Nationalratswahl im März 1970 mit dem Slogan „Sechs Monate sind genug“. Bruno Kreisky behauptete, daß das Bundesheer nicht in der Lage war, die Grenzen zu schützen, wohl wissend, daß das Heer einem politischen Auftrag gehorchen mußte. General Spannochi entwarf, dem politischen Diktat der Sozialisten folgend, ein alternatives Raumverteidigungskonzept, stellte jedoch kritisch in seinem Buch „Verteidigung ohne Schlacht“ fest: „Wir sollten uns im klaren sein, daß neben einer vorbereiteten Armee auch noch eine politische Führungsstruktur Voraussetzung für eine erfolgreiche Taktik ist. Sie ist derart auszubauen, daß in unserem Land statt der Prädominanz absolutistischer Parteidiktaturen die Zusammenarbeit aller zum gemeinsamen Ziel durch Verwaltungs- und Führungshierarchien sichergestellt wird.“ Die Folgen sprechen für sich: auch bei der Jugoslawienkrise wurde die Miliz nicht mobilisiert, wurden schlecht ausgebildete Soldaten eingesetzt. Die politische Führung hatte nichts dazugelernt, wie sollte sie auch – kommen doch bei den Sozialisten alle aus der SPÖ-Jugend, und die Dummheit des roten Pöbels wurden lautstark hinausgeschrieen: „Bundesheer ist ungeheuer – erstens Scheiße, zweitens teuer“, was weiter folgte, war die Auflösung der Miliz, und als letzter Akt dieser Tragödie: Ein Zivildiener spielt Verteidigungsminister. Heute bestimmen längst außerösterreichische Schaltstellen über Auslandseinsätze und kompatible Geräteanschaffungen. Die Zeit in der an militärischen Fragen ohnehin desinteressiertem Volk vorgegaukelt werden konnte, daß wir Herr im eigenen Hause seien, gehört endgültig der Vergangenheit an. Brüssel befiehl – wir folgen dir!

 

 

 

Absturz der Jagdflieger (28/07)

 

Heutzutage sind Schwurverweigerer Minister und unsere staatliche Souveränität kann das Heer längst nicht mehr garantieren

 

 

 

Unbeschreibbar groß war die Freude der heimischen Bevölkerung – russische Propellerflugzeuge vom Typ Yakolev Yak 18 fliegen mit österreichischen Hoheitsabzeichen und sichern, nach dem Abzug unserer „Befreier“, die Souveränität der jungen 2. Republik! Kein fremder Soldat mehr auf österreichischem Hoheitsgebiet, die Lufthoheit sichert die neue Luftwaffe. Souveränität bedeutete damals noch Wehrwille und Identität.

 

Der Auftrag der Politik an Heer und Luftwaffe ist in der Verfassung verankert, jeder Minister muß einen Eid daruf schwören,diese Gesetzt zu achten. Ein ministerieller Schwur, der zum Wohle der Republik die Politiker in ihre gottverdammte Pflicht nehmen soll, die ersten Diener des Staates zu sein. Über sechzig Jahre später haben sich die Befindlichkeiten total verkehrt. Heutzutage sind Schwurverweigerer Minister, und unsere staatliche Souveränität kann das Heer längst nicht mehr garantieren.

 

Der Beschaffungsvorgang „Eurofighter“, der die  Sicherung des Österreichischen Luftraumes auch für die Zukunft garantieren sollte, artete in ein politisches Schmierentheater übelster Provenienz aus. Geplant war die Beschaffung von 30 modernen Flugzeugen, daraus wurden zuerst 24, dann 18 und zu guterletzt 15 Stück, zum Teil wieder alte bzw. gebrauchte Eurofighter – auf halbem Weg, zu halben Taten!

 

Der Schweizer Luftwaffen-Kommandant Knutti bringt es auf den Punkt: „Unsere Modellrechnungen zeigen, daß für die Schweiz eine Flottengröße von rund 66 modernen Flugzeuge notwendig ist.“ Wohlgemerkt, die Schweiz ist nur halb so groß wie Österreich und verfügt über 200 Militärflugzeuge. Einer der „Karo-As“-Piloten, Oberst Dieter Szolar, argumentiert sachlich, daß „von einer Kampfjet-Flotte in der Regel zwei Drittel der Flugzeuge flugklar, ein Drittel auf Grund von planmäßigen und außerplanmäßigen Wartungsarbeiten nicht einsatzfähig sind“. Er spricht jedoch das wahre Übel an: „Ich habe mehr als 42 Jahre am Aufbau der österreichischen Fliegerkräfte mitgearbeitet. Es tut mir nun sehr weh, daß von einem Wehrdienstverweigerer in seiner Rolle als Verteidigungsminister alles zunichte gemacht wird. Wo bleibt der Herr Bundespräsident als Oberbefehlshaber?“

 

Das Bundesheer ist für Österreich  die einzige sicherheitspolitische Versicherung. Sobald Gefahr droht, ruft man nach dieser Assekuranz, Sicherheit und Schutz einfordernd. Doch mit welchen Mitteln soll der verfassungsmäßige Auftrag erfüllt werden? Die Antwort ist eine typisch österreichische: Die Luftwaffe kann in Zukunft nur mehr zu Bürozeiten abheben: Während der übrigen Zeit heißt es dann – wartets a bisserl!

 

 

 

Flieger für eine Bananenrepublik (22/07)

 

Wer gut schmiert, der fliegt nicht immer besser!

 

 

 

Fliegeralarm!! Freitag, 29. Juni 1991, 11.10 Uhr. Ein jugoslawischer Kampfjet im Tiefflug über Graz! Gleichzeitig greifen drei MIG-Jäger der Volksarmee, von österreichischem Hoheitsgebiet aus anfliegend, Slowenien an. Eine MIG 21 fliegt aus Richtung Leibnitz nach Sentilj und wirft Bomben auf Fernlaster. In einem dieser Angriffsobjekte der Österreicher Stefan Stagl. Über Funk hört Brigadier Friedrich Sparrer, der mit einer Saab 105 von Zeltweg kommend im Landeanflug auf Graz ist: „Jugo-MIG über Thalerhof!“ Obwohl seine 105er nur ein Düsentrainer und kein Kampfflugzeug ist, stürzt sich der mutige Bundesheerpilot der feindlichen Militärmaschine entgegen. Die Saab 105 ist jedoch viel zu langsam – „dann“ so Sparrer „hat er mich erkannt und nach oben abgedreht“.

 

Der Geschwaderkommodore be­richtete in der „Kleinen Zeitung“ über seinen Einsatz und die folgenden dramatischen Ereignisse während der Jugoslawien-Krise und er enthüllte auch, daß der österreichische Luftraum damals bereits regelmäßig verletzt wurde „zwei- bis dreimal im Monat“. Auf Grund der dramatischen Ereignisse an der österreichischen Südgrenze, zu Lande und in der Luft, verlangte der damalige steirische Landeshauptmann Dr. Josef Krainer den sofortigen Einsatz der österreichischen Luftwaffe zur Sicherung der Lufthoheit und der österreichischen Souveränität. Alle 24 Draken Abfangjäger, mit nur neun Einsatzpiloten, standen zur Erfüllung dieser Notwendigkeit bereit. Es sicherte immer eine Rotte in der Luft und eine Alarmrotte stand startbereit am Fliegerhorst Nitter für den nächsten Einsatz zur Verfügung. Erfolgreich, keine MIG wagte sich mehr auf österreichisches Hoheitsgebiet! Unsere Soldaten setzten ihr Leben ein, vielfach unbedankt, denn so mancher hochqualifizierte Militärpilot resignierte und verließ die Luftwaffe. Daß ausgerechnet jener Dr. Josef Krainer um den Einsatz der Draken ansuchen mußte, war die Antwort der realen Geschichte auf seine populistische Wahlkampfparole: „Kein Draken in die Steiermark“. Obwohl das Österreichische Bundesheer ein Instrument der demokratisch gewählten Bundesregierung mit Verfassungsauftrag ist, wird es in Friedenszeiten immer als Wahlkampfobjekt schamlos mißbraucht. Die Erinnerung an Einsätze des Bundesheeres in der Zweiten Republik ist bei Politikern und bei der Bevölkerung nur von kurzer Dauer, denn sonst wären weder die „Antidraken-Initiative“ noch das derzeitige Trauerspiel in Sachen „Eurofighter“ denkbar. Bereits Prinz Eugen von Savoyen stellte 1704 fest: „Sie schreien nach uns um Hilfe, wenn ihnen das Wasser in das Maul rinnt, und sie wünschen uns vom Hals, kaum als einen Augenblick dasselbe verschwunden.“ Blicken wir zurück auf andere dramatische Ereignisse seit 1955 und die nahezu an Kindesweglegung erinnernden politischen Halbherzigkeiten, das Österreichische Bundesheer betreffend.

 

Im Jahre 1955 legten die Signa­tar­staaten des Staatsvertrages die Ver­ant­wortung für die Wahrung der Souveränität in die Hände der österreichischen Bundesregierung. Die angestrebte „Neutralität nach Schweizer Vorbild“ verlangte, daß Österreich die ungehinderte Nutzung des Luftraumes Dritten gegenüber verhindern mußte. Die Schweiz und Schweden bauten ihre Luftstreitkräfte so auf, daß sie diese völkerrechtliche Forderung erfüllen konnten, ja, Schweden hatte danach mit 55 Einsatzstaffeln sogar die viertgrößte Luftwaffe der Welt. Allein Österreich stand zu diesem Zeitpunkt ohne jegliches Instrumentarium dar, welches eine auch nur demonstrative Wahrung der Lufthoheit ermöglicht hätte. Das sicherheitspolitische Risiko war dementsprechend hoch, und im Zuge der Suez-Krise 1956 und der Libanon-Krise 1958 verletzten die Westmächte kontinuierlich mit Transportflugzeugen den österreichischen Luftraum. Das Bundesheer war nicht in der Lage, die neutralitätspolitisch bedeutsame Kernkompetenz der Wahrung der Lufthoheit wahrzunehmen. Dies hatte außenpolitische Konsequenzen, die ebenso peinlich wie gefährlich waren. Österreich verfügte weder über Mittel, um diese Luftraumverletzungen zu dokumentieren noch um darauf zu reagieren. Die Sowjetunion wollte russische Flugzeuge, inklusive Radar- und Wartungsanlagen in Österreich stationieren. 1960 erklärte Chruschtschow: „Es ist ja nur eine Annahme, daß die österreichische Neutralität verletzt wird. Sollte dies aber der Falle sein, dann wird die gegebene Situation bestimmen, welche Mittel die Sowjetunion ergreifen würde. Jedenfalls aber wird, das möchte ich unterstreichen, die Sowjetunion nicht untätig bleiben...“  Während des Sechstagekrieges 1967 und in der gefährlichen Situation 1968 an der tschechischen Grenze wurde der österreichische Luftraum ungeniert verletzt. Aber immerhin konnten durch die Radaranlage „Goldhaube“ dieses Eindringen in Österreichisches Hoheitsgebiet dokumentiert werden. Welch erbärmliche Reaktion im Vergleich zu den Möglichkeiten der angrenzenden Eidgenossen. Die Schweiz verfügt über etwa 200 Kampfflugzeuge zur Wahrung ihrer Lufthoheit. Als 1993 34 F/A-18 Jets gekauft wurden, meinte der damalige Schweizer Verteidigungsminister ganz trocken: „Wir brauchen diese Flugzeuge nicht. Aber wenn wir sie brauchen, dann haben wir sie!“

 

Wohin torkelt dieses Bundesheer? Kein Geld, veraltete Geräte, demoralisierte, frustrierte und ausgehöhlte Kader, einige verwaltende, pragmatisierte Karrierebeamte, eine nicht mehr vorhandene Miliz, und von zukunftsweisender Strategie nichts zu sehen. Er wird es leicht haben, der Herr Zivildienstminister, in Zusammenarbeit mit dem Heeresfeind Pilz unsere Landesverteidigung restlos zu vernichten. Denn die Eliminierung der Luftwaffe ist nur der erste Schritt. Mit der Umsetzung von „sechs Monate sind genug“ wird die Schule der Nation restlos aufhören, den Auftrag „Schutz und Hilfe“ erfüllen zu können. In einer Stellungnahme zu dieser Entwicklung stellt die Offiziersgesellschaft fest: „Abfangjäger im Vordergrund - Selbstpreisgabe im Hintergrund! Heute die Abfangjäger, morgen die Panzer, und übermorgen das gesamte Bundesheer abschaffen. Dem ewigen Traum der Friedensutopisten und Realitätsverweigerern soll wieder einmal Leben eingehaucht werden - und manche scheinen ihnen auf den Leim zu gehen. Wider besseres Wissen und gegen jede Vernunft soll ein Eckpfeiler jeder Verteidigung herausgebrochen werden. Der Einsturz des gesamten Gebäudes (Verteidigung und Krisenmanagement) bleibt dann nur mehr eine Frage der Zeit. Wenn schon wehrlos und handlungsunfähig, dann aber ordentlich! Bitte den Schlüssel für Österreich bei Realisten und Handlungsfähigen zu deponieren.“

 

Aber wer soll uns schon böse gesinnt sein, uns lieben und naiven Eingeborenen auf der Insel der Seligen? Ist ja ohnehin immer alles gut gegangen - alles Reblaus – oder was?!

 

 

 

Alle Rechte – keine Pflichten (13/06)

 

Muslime im österreichischen Bundesheer

 

 

 

Der österreichischen Ostgrenze näherten sich im Morgengrauen drei Schlepper der türkischen Mafia mit zehn Wirtschaftsflüchtlingen aus schwarzafrikanischen Staaten. Die Türken kannten die Schleichpfade bestens und auch der Zeitpunkt ihres geplanten Grenzübertrittes in den Paradiesstaat Österreich war wohlüberlegt. Der Führer der Gruppe hob kurz die Hand, die illegalen Eindringlinge glitten lautlos zu Boden und verharrten etwa zehn Minuten in ihrer Lauerstellung. Plötzlich sahen sie Bewegung bei den die Grenze bewachenden österreichischen Soldaten. Alle Grenzschützer nahmen aus ihrem „Gepäck“ die feldgrauen Gefechtsgebetsteppiche heraus, der Anführer, erkennbar an einem grünen Fes, richtete seine Mannschaft mit einem speziellen Kompaß Richtung Mekka aus, und der sie begleitende Imam begann die erste Sure des Korans zu singen. Das sich um diese Zeit in allen Kasernen und Einsatzorten der Republik Österreich abspielende Gebetsritual gab den wartenden Schleppern ungehindert die Möglichkeit, wie jeden Tag, gefahrlos illegale Wirtschaftsflüchtlinge nach Österreich zu schleusen.

 

So etwa könnte ein künftiges Szenario beschrieben werden, wenn sich der weiche, undisziplinierte Trend im Österreichischen Heer den Muslimen gegenüber fortsetzt. Die rot-weiß-rote Fahne wird nicht gegrüßt, da mit der Religion nicht vereinbar, statt militärischer Ausbildung meldet sich der Gotteskrieger zum Gebet ab, und der Rat der islamischen Glaubensgemeinschaft bestätigt all dies als glaubensnotwendig. Dabei, so berichtet „Die Presse“, trinken viele dieser „strenggläubigen“ Moslems Alkohol, essen Schweinefleisch und wurden auch schon positiv auf Drogen getestet.

 

Selbstverständlich muß jeder Österreichische Staatsbürger seine Pflichten erfüllen, er genießt auch seine Rechte, die Trennung von Staat und Religion gilt für alle Bürger, welche in unserem Vaterland leben wollen – ohne Ausnahme. Diese Regel haben speziell neue multikulturellen Zuwanderer, auch wenn sie eine Doppelstaatsbürgerschaft besitzen, zu befolgen, ansonsten ist die Staatsbürgerschaft sofort zu entziehen. Wie treu manche Neo-Österreicher zu ihrer Neo-Heimat stehen, läßt sich bei Fußballspielen bestens beobachten. Da war etwa im letzten Länderspiel Österreich gegen die Türkei zu sehen, wie verläßlich sich Türken mit österreichischer Staatsbürgerschaft gegen ihre neuen Heimat stellen. Das Stadion bebte vom Schlachtruf der Horden aus Anatolien, außer blutroten türkischen Fahnen waren keine anderen Schlachtenbummlersymbole zu sehen, sodaß wir das seltene Vergnügen eines Auswärtsspiels im eigenen Stadion hatten. Das Herz der Neo-Österreicher schlug also nicht für Österreich – und da sollen sie diese ihre neue Heimat unser Einsatz ihres Lebens verteidigen? Die Verläßlichkeit dieser Zuwanderer sei hiermit angezweifelt, auch wenn einige Utopisten hier historische Vergleiche bemühen, welche in einem gänzlich anderen Kontext zu sehen sind.

 

Die Bosniaken der k.u.k. Armee waren eine Eliteeinheit des Hauses Habsburg. Als Teil des Vielvölkerstaates waren sie ihrem Kaiser treu ergeben, hatten sie doch Anteil am Schicksal ihres Vaterlandes Österreich. Im Ersten Weltkrieg kämpften sie als kompakte, geschlossene Formation tapfer an allen Fronten. Aber vielleicht hat den „Gendarm von Tirol“ jener Teil von Werner Schachingers Buch: „Die Bosniaken kommen“ beeindruckt, in dem es heißt: „Nun gilt es noch, ein Loblied auf unsere bosnischen Pferde anzustimmen. Es gab keine Gebirgsfront, an der diese kleinen, zierlichen Pferdchen nicht unermüdlich für Nachschub gearbeitet hätten.“ Es wäre  geradezu fahrlässig, das Wehrgesetz ändern zu wollen, um Imame im Heer zu installieren. Vielleicht folgen auch noch Voodoo-Zauberer und Medizinmänner, wir haben alle möglichen „Österreicher“, welche beim Heer verwöhnt werden wollen, auch kulinarisch mit landesüblicher Verpflegung. Statt Gulaschkanone – Dönnerbude!

 

Vom militärischen Standpunkt bedeuten alle Elemente, welche eine Einheit destabilisieren, eine Reduktion der Kampfkraft. Auch Sprachprobleme können folgenschwere Fehler nach sich ziehen.  Disziplin und Kameradschaft, sowie beste Ausbildung sind die Voraussetzung, um den Auftrag erfüllen zu können und Verletzungen oder den Tod von Kameraden zu vermeiden. Wenn also religiöse Sonderstellungen diese Kameradschaft spalten, ist es besser zu überlegen, extrem gläubige Muslime zu anderen Diensten heranzuziehen, etwa der Pflege und Mahnmalwache bei Holocaustdenkmälern. Anhand der aufbrechenden Probleme mit Islamisten zeigt sich erneut, dass der Islam, auch in Österreich, eine brennende Lunte ist. Für das Österreichische Bundesheer sind solche Spaltpilze keinesfalls eine Bereicherung, sondern sie gefährden den homogenen Zusammenhalt und die Kameradschaft. Disziplinäre und rechtliche Maßnahmen sind im Sinne der Glaubwürdigkeit unserer Landesverteidigung dringendst geboten. Imame im Heer sollen ein historischer Faktor bleiben! Historisch, aber noch gar nicht lange her, ist eine Angelobungsfeier in der Kaserne Feldbach, an der ich, als junger Oberleutnant, teilnahm. Damals bezeichnete uns ein mutiger Militärsuperior als „letztes Bollwerk gegen den Antichrist aus dem Osten“. Wer würde es wohl heute noch wagen, solche Feststellungen zu treffen? Mutige, echte österreichische Patrioten sind wieder gefordert – Österreich erwache!

 

 

 

4.5. Auch am Ende steht die Tat

 

 

 

„An nescis, mi fili, quantilla prudentia mundus regatur?“

 

„Weißt du denn nicht, mein Sohn, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird?“

 

(Oxenstierna soll dies seinem Sohn geschrieben haben, der in Münster an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden teilnehmen sollte und sich der Aufgabe nicht gewachsen sah)

 

 

 

Unzählig sind die Endzeitszenarien und diese Prophezeiungen enden meist in härtesten Gewaltexzessen. Ob sich die Menschheit atomar fünfzig fach selbst in die Luft sprengt, sich mittels biologischer oder chemischer Kampfstoffe ausrotten oder letztendlich im Krieg „Aller gegen Alle“ eliminieren wird, bleibt Spekulation. Faktum jedoch ist, dass die materielle Gier und die Explosion der Weltbevölkerung zu einer unaufhaltsamen und gewaltigen Umweltkatastrophe und damit verbunden, einer dramatischen Verknappung der vorhandenen Ressourcen, sowie zu globalen Verteilungskämpfen führen werden. Die apokalyptischen Reiter der Offenbarungen des Johannes bereiten sich vor und Armageddon scheint nahe zu sein.

 

Eine der vielen möglichen Entwicklungen: Finanz- und Wirtschaftskrise, sowie politische Destabilisierung sind die Voraussetzungen für hohe Arbeitslosigkeit, den Abbau von Sozialleistungen und die damit verbundene Verteuerung der lebensnotwendigen Güter. Immense Steuererhöhungen stärken im politischen Bereich die Linke, die ein neues Selbstbewusstsein entwickelt und eine extreme, gewaltbereite Richtung einschlägt. Der Mittelstand von heute sinkt bis zur oder unter die Armutsgrenze, die private und nationale Verschuldung nimmt weiterhin rapide zu. Das Wirtschaftssystem bricht zusammen, was wiederum einen weltweiten Börsencrash und einen Währungssturz zur Folge hat. Infolge des sinkenden Lebensstandards kommt es immer häufiger zu sozialen Spannungen. Radikal-linke Agitation, sowie Proteste von Arbeitslosen, fremden Zuwanderern und Asylanten, führen in ganz Europa zu Straßenschlachten und Plünderungen. In den Megastädten Nordamerikas rebellieren die Schwarzen in den Armenvierteln. In Europa bewaffnen sich die islamischen Subkulturen und errichten Kalifate. Diese Konflikte werden zum Teil auch von Agenten und religiösen Fanatikern initiiert und vorangetrieben, um die politische Lage immer mehr zu destabilisieren. In der letzten Phase der Vorkriegszeit kommt eine große Zahl von Flüchtlingen und Auswanderern nach Mitteleuropa und nährt die Unruhen noch mehr. Die Krise in den Industriestaaten der »Ersten Welt« wirkt sich auch auf die Länder der »Zweiten« und »Dritten Welt« aus. Afrika wird von Unruhen und Bürgerkriegen geschüttelt. Schließlich eskalieren in ganz Europa die sozialen Spannungen. Vielerorts werden nicht nur Geschäfte und Banken geplündert, sondern auch Kirchen und Klöster gestürmt, Priester und Ordensleute verfolgt, inhaftiert und umgebracht. Nach dem Zusammenbruch der Versorgung herrscht das Faustrecht. Städter bewaffnen sich, rotten sich zusammen und unternehmen Raubfahrten aufs Land, dorthin, wo es noch Lebensmittel gibt. Paris wird in Brand  gesteckt und geht größtenteils in Flammen auf. In Europa erreicht der Bürgerkrieg seinen Höhepunkt. Genau zu diesem Zeitpunkt  starten die russischen Streitkräfte völlig unerwartet einen Überraschungsangriff  mit konventionellen Waffen auf Nord-, Mittel- und Westeuropa.

 

Utopischer Horror? Keinesfalls, denn mit solchen oder ähnlichen Entwicklungen rechnen die großen Geheimdienste längst.

 

Das Kriegsgeschehen in den letzten drei Jahrzehnten hat sich tief greifend verändert. Dazu einige Zahlen: Von den weltweit geführten Kriegen des letzten Jahrzehnts gelten nur neun Prozent als Staatenkriege im klassischen Sinn, 41 Prozent als so genannte Antiregimekriege und 32 Prozent als Autonomie- beziehungsweise Sezessionskriege. Der Trend ist eindeutig: Die Kriege zwischen Staaten nehmen ab, Bürgerkriege zu. Der Staat ist nicht mehr der selbstverständliche Monopolist des Krieges, als der er vor allem im 18. und 19. Jahrhundert aufgetreten ist. Dem entspricht auch eine dramatische Veränderung der Kriegsopfer: Bei den klassischen Staatenkriegen, zu denen auch noch der Erste Weltkrieg gezählt werden kann, handelte es sich um etwa 90 Prozent Kombattanten und 10 Prozent Zivilisten. Nun hat sich diese Relation in ihr Gegenteil verkehrt: Etwa 80 Prozent der in den jüngsten Kriegen Getöteten waren Zivilisten. Im 20. Jahrhundert ist der Krieg der Kontrolle des Staates mehr und mehr entglitten. Verantwortlich hierfür war unter anderem die grenzenlose Mobilisierung aller Ressourcen für die Zwecke der Kriegführung. So näherte sich der verstaatlichte dem totalen Krieg.

 

In Zukunft werden kaum menschenrechtliche Argumentationen oder gar die Idee eines Weltbürgerrechts Konflikte und Kriege verhindern. Die reichen Staaten werden nicht mehr zu bewaffneten Interventionen in Bürgerkriege der dritten Welt bereit sein, sondern nur bei Bedrohung ihrer Ökonomie und Interessen militärisch intervenieren. Dabei ist freilich eine wachsende Neigung des Westens zu beobachten, auf die Entstaatlichung des Krieges an den Rändern seines Einflussgebiets mit umfassenden Strategien der Privatisierung zu reagieren und statt eigener Truppen auf Söldner zurückzugreifen, die wirtschaftlich und politisch geringere Kosten verursachen. Sollte sich dies durchsetzen, dann wird der Krieg auch in den Zentren privatisiert. Dies wird das Ende einer Ordnung sein, in der die Staaten als Monopolisten der Kriege auch Adressaten rechtlicher und moralischer Ansprüche waren. Dann wird keine neue Weltfriedensordnung beginnen, sondern ein Zustand, in dem der Krieg keinen Regeln mehr unterworfen sein wird. Gegenwärtig gliedern alle westlichen Staaten ihre Streitkräfte um, damit militärische Interventionsfähigkeit nicht nur mit der Luftwaffe, sondern auch mit Bodentruppen hergestellt werden kann. Das ist vielleicht die letzte Möglichkeit, die Privatisierung der Kriegsgewalt wenigstens in den Zentren zu stoppen und den Krieg unter staatlicher Kontrolle zu halten. Scheitert diese Reform, so dürfte einer umfassenden Reprivatisierung des Kriegswesens mit aktiennotierten Söldnerfirmen nichts mehr im Wege stehen.

 

Das Kriegsdenken des 21. Jahrhunderts ist mehr denn je davon entfernt, heroische Tugenden oder gar moralische Qualitäten der Kombattanten einzufordern. Kriege sollen nicht nur so blutleer, distanziert und präzise wie möglich geführt werden. An die Stelle von Heldenmut und Aufopferungsgeist rücken entsinnlichte Funktionen und virtuelle Schlachtfelder, die digital beherrscht werden sollen. Die Wahrnehmung des Feindes soll gleich bedeutend mit seinem Tod sein. Gerade der spätmoderne Wahrnehmungskrieg, dessen Vernichtungssysteme maschinengesteuert immer präziser auf Licht, Wärme, Magnetismus reagieren, dessen Globalkontrolle durch GPS-Systeme den klassischen Feldherrenhügel als Anachronismus erledigt, steckt in der Paradoxie, dass menschliche Protagonisten diese Wahrnehmungen nur noch als abstrakte Vernichtungsparameter registrieren. Moralisch, aber auch phänomenologisch ist es höchst beunruhigend, dass virtuelle und reale Szenarien auf Monitoren, wie bei virtuellen Spielen, aufscheinen.

 

All diese Szenarien verheißen keine schöne neue Welt. Sie schildern vielmehr eine Welt, die zu spät erwacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Politisches – der Mensch will verwaltet werden

 

 

 

Faust, auf der Suche, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, kommt mit Mephisto in Auerbachs Keller und begegnet dort zechenden Studenten (Goethe, Faust I):

 

Frosch:

 

„Die Kehlen sind gestimmt. (Singt):
Das liebe Heil'ge Röm'sche Reich,
Wie hält's nur noch zusammen?“

 

Brandner:
„Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied
Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen,
Dass ihr nicht braucht fürs Röm'sche Reich zu sorgen!
Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn,
Dass ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
Doch muss auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
Wir wollen einen Papst erwählen.
Ihr wisst, welch eine Qualität
Den Ausschlag gibt, den Mann erhöht.“

 

 

 

Am Anfang war – die Politik

 

 

 

„Wir sind das Volk“ (Ferdinand Freiligrath  aus: "Trotz alledem!", 1844)

 

 

 

Nicht einmal zwei Menschen können miteinander leben, ohne das sie ihren Tagesablauf organisieren, gestalten, verwalten, planen und finanzieren müssen. Macht und Herrschaft, Konflikte und deren Lösungen, Konsens, Hierarchie und Ordnung werden den Alltag ihrer Interaktionsprobleme hauptsächlich bestimmen. Wie kann ein Staat, wie können Staaten miteinander ihre Probleme lösen, wenn dies bei zwei Menschen schon so schwierig ist, wird doch jede zweite Ehe heute wieder geschieden? Unzählige ideologische Modelle wurden unter dem Titel „Politik“ geschrieben, in die praktische Staatsverwaltung umgesetzt und doch wieder verworfen.

 

„Von den Menschen kann man im Allgemeinen sagen, dass sie undankbar, wankelmütig, verlogen, heuchlerisch, ängstlich und raffgierig sind. Solange du ihnen Vorteile verschaffst, sind sie dir ergeben und bieten dir Blut, Habe, Leben und ihre Söhne an, aber nur, wenn die Not ferne ist. Rückt sie aber näher, so empören sie sich. Ein Herrscher, der ganz auf ihre Versprechen baut und sonst keine Vorkehrungen trifft, ist verloren; denn Freundschaften, die man nur mit Geld und nicht durch Großherzigkeit und edle Gesinnung gewinnt, erwirbt man zwar, doch man besitzt sie nicht und kann in Notzeiten nicht auf sie rechnen. Auch haben die Menschen weniger Scheu, gegen einen beliebigen Herrscher vorzugehen als gegen einen gefürchteten; denn Liebe wird durch das Band der Dankbarkeit erhalten, das die Menschen infolge ihrer Schlechtigkeit bei jeder Gelegenheit aus Eigennutz zerreißen. Furcht dagegen beruht auf der Angst vor Strafe, die den Menschen nie verlässt.“ Niccolo Machiavelli: „Der Fürst“ 1513 verfaßt und noch heute Lehrbuch für demagogische Politiker.

 

Viele Politikphilosophen stellen daher auch den Begriff „Macht“ in das Zentrum ihrer Theorien. Machterhalt, auch mit Mittel der gewaltsamen Unterdrückung der Staatsbürger, ist daher das kennzeichnende Merkmal der absoluten Herrscher und Diktatoren, bis in die Gegenwart. Ganz konträr stellt sich eine demokratische Haltung mit der Maxime: „Alle Macht, alles Recht geht vom Volke aus.“, dar. Der Ursprung dieser Staatsform findet sich im antiken Griechenland, in der „polis“, der Gemeinschaft der Bürger, deren politische Entscheidungen öffentlich und rational begründet werden mussten. Der Bürger konnte erstmals um 600 v.Chr., unter dem Staatsmann Solon, an den öffentlichen Versammlungen der Gesetzgebung in Athen teilnehmen. Perikles schließlich prägte im Jahre 462 v.Chr. die demokratische Ordnung, durch Gründung der ekklesia, der Volksversammlung, welche in ihren Grundsatzüberlegungen bis heute westliche Demokratiegedanken beeinflusst. Platons „Politheia“, seine Philosophie des gerechten Staates wurde in der christlich-platonischen Tradition argumentativ weiterentwickelt. Römisches Recht wird bis heute an den Universitäten gelehrt und ist Grundlage der unabhängigen Justiz. Im Mittelalter war Politik meist kriegerische Machtpolitik, auch die katholische Kirche bediente sich solch totalitärer Instrumente. Feudalherrschaftliche Systeme etablierten sich mit festen Grenzen, abgestützt auf militärische Macht, Handel und Geldwirtschaft. Absolutistische Herrscher und konstitutionelle Monarchien vererbten ihre Reiche und in der Zeit der Aufklärung wurden neue politische Gedanken zur Staatskunst angedacht. John Lockes Überlegungen zur Gewaltenteilung, Thomas Hobbes Werk „Leviathan“ über Gewalt und Ordnung sowie Thomas Jeffersons Menschenrechtserklärung und die französische Revolution prägten die politischen Verfassungen der Neuzeit. Durch die Gründung politischer Parteien entstanden Interessensvertretungen der Klassen und Stände und die Ideologien von Marxismus, Sozialismus und Faschismus ließen das zwanzigste Jahrhundert zu einer Epoche der Gewalt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten die Nationalstaaten überregionale Zusammenschlüsse, Kriege konnten jedoch trotzdem nicht verhindert werden und nationalstaatlichen Gegensätze sind geblieben.  Der Staatsbürger ist sehr oft von den heutigen politischen Parteien enttäuscht, denn einst idealistische Parteiprogramme wichen populistischen Strategien, einzig mit dem Ziel Wahlen zu gewinnen. Der ideologiefreie Wechselwähler dominiert heute, aber auch der enttäuschte Anhänger einer Ideologierichtung wendet sich sehr oft von seiner vermeintlichen politischen Heimat ab, wie dies auch Sir Karl Popper mit sozialistischen Gedanken tat: „Und wenn es so etwas geben würde wie einen Sozialismus verbunden mit persönlicher Freiheit, dann wäre ich auch heute noch Sozialist. Denn ich kann mir nichts Besseres denken, als ein bescheidenes, einfaches und freies Leben in einer egalitären Gesellschaft. Ich brauchte einige Zeit, bevor ich erkannte, dass das nur ein schöner Traum war; dass die Freiheit wichtiger ist als die Gleichheit; dass der Versuch, Gleichheit zu schaffen, die Freiheit gefährdet; und dass, wenn die Freiheit verloren ist, es unter den Unfreien auch keine Gleichheit geben kann.“

 

Der Typus des modernen Karrierepolitikers, dem nichts Staatsmännisches anhaftet, trägt vermehrt zu einer weit verbreiteten Politikerverdrossenheit bei. Ebenfalls sind die unübersichtlichen und weitverzweigten Verwaltungsebenen längst reformbedürftig, aber wohin mit all den zum Teil schlecht qualifizierten Amtsinhabern auf Gemeinde-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene, von den Sozialpartnern, Kammern und den unzähligen subventionierten NGOs, mit ihrem, von diversen politischen Parteien abgeschobenem Personal gar nicht zu reden. In der Zweiten Republik wucherte eine derartige Freunderlwirtschaft, dass die verseuchten Bereiche gar nicht vollständig überblickt werden können; Autofahrerclubs, Sportvereine, Blasmusik, Feuerwehren, ja nahezu alle das öffentliche Leben berührende Vereine sind einer politischen Richtung zuzuordnen, schließlich wird jeder Sportler, Künstler und sonstiger Gaukler mit öffentlichem Geld geködert. Unser derzeitiges politisches System ist elitenfeindlich und Eliten sollten eigentlich die Staatslenkung innehaben, nachzulesen im „Tao der Politik“, dem klassischen Lehrbuch der politischen Kultur aus dem alten China. Politik, das war für die alten Chinesen selbstverständlich, ist ein Geschäft für die edelsten Menschen des Landes. Für eine Führungsrolle in Staat und Gesellschaft qualifizierte man sich nicht durch Machthunger, Schläue und Rücksichtslosigkeit, sondern durch Menschlichkeit, Klarblick, Weisheit und ein von persönlichen Interessen losgelöstes Über-den-Dingen-Stehen. Auf dieser Grundlage entwickelten die Denker des alten China eine politische Philosophie, deren Leitlinien noch heute beispielhaft sind: „Ist die Gesellschaft wohlgeordnet, dann kann ein Tor allein sie nicht stören; herrscht Chaos in einer Gesellschaft, dann kann ein Weiser alleine sie nicht ordnen.“

 

Eine Gesellschaft ist dann gesund, wenn Gleichgewicht und Harmonie zwischen allen Ebenen besteht, angefangen von der Art und Weise, wie die individuelle menschliche Ganzheit von Körper und Geist sich selbst erfährt, bis hin zu dem, wie sie die Interaktion mit ihrem natürlichen und sozialen Umfeld erlebt. Die zerstörerischsten Faktoren sind Habgier und Aggression, deshalb darf nur ein weiser und ausgeglichener Mensch ein politisches Amt ausüben: „Wer qualifiziert ist zum Führen, der muss sich mit Siegern umgeben können. Wer den Sieg über einen starken Gegner davontragen kann, muss stark sein. Wer stark sein kann, ist imstande, sich die Macht anderer Menschen zunutze zu machen. Will man sich die Macht anderer Menschen zunutze machen, muss man zuerst die Herzen der Menschen gewinnen. Will man die Herzen der Menschen gewinnen, muss man Meister über sich selbst sein. Will man Meister über sich selbst werden, muss man biegsam sein.“

 

Tiefe Weisheiten wurden über Politiker und Politik im Laufe der Menschheitsgeschichte geschrieben. Der ideale Staat ließe sich in die Tat umsetzten, wenn all diese Erfahrungen in das Wissen unserer Staatslenker einfließen würde, nur – wo sind diese weisen Politiker heute?

 

 

 

5.1. Über Politik, Wahlen und Demokratie als Phänomene des gesellschaftlichen Alltags

 

 

 

„Und immer wieder schickt ihr mir Briefe, in denen ihr, dick unterstreicht, schreibt:

 

„Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“

 

Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.“ (Erich Kästner aus: „Ein Mann gibt Auskunft“)

 

 

 

Als Grundlage der demokratischen Staatsform bezeichnet Aristoteles die Freiheit. Demokraten sollten sich daher nicht regieren lassen und auch nicht selbst regieren, aber das ist unmöglich, daher gehört zur Freiheit, dass man abwechselnd regiert und regiert wird: „Alle Ämter werden aus allen besetzt, alle herrschen über jeden und jeder abwechselnd über alle.“ Die Ämter sind also kurzfristiger Natur, das Scherbengericht entschied, ob jemand sein Amt zum Gemeinwohl genutzt hat oder nicht. Die Folgen bei Amtsmissbrauch allerdings waren furchtbar – sie endeten mit dem Tod desjenigen, der Eigennutz vor Gemeinnutz stellte.

 

Heute hat sich der Politiker nach einigen Jahren zur Wiederwahl zu stellen und das Volk soll dann, genauso wie im antiken Griechenland entscheiden, ob der Amtsinhaber gut oder schlecht regiert hat. Diese politische Wahl ist die Entscheidung der Wahlberechtigten über die Auswahl einer Person oder einer Partei für einen bestimmten Zeitraum für ein bestimmtes Amt. In unserer Repräsentativen Demokratie werden die zur Wahl stehenden Kandidaten von Vereinen, den politischen Parteien nominiert. Sie lassen sich idealtypisch durch die Volkswahl legitimieren, stellen sich der Kontrolle, repräsentieren ihre Interessensgruppen, sind in der Bevölkerung integriert und sind eine personelle und programmatische Alternative zu konkurrierenden anderen politischen Gruppen.

 

Das Wahlrecht hat in Österreich seine verfassungsrechtliche Grundlage in den Artikeln 1 („Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“) und Artikel 26 Abs.1 („Der Nationalrat wird vom Bundesvolk auf Grund des gleichen, unmittelbaren, persönlichen, freien und geheimen Wahlrechts der Männer und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt.“) des Bundes–Verfassungsgesetztes von 1920. Es handelt sich dabei um ein demokratisches Grundrecht. Demokratie ist somit eine Herrschaftsform des gesamten Volkes und jeder mündige und großjährige Staatsbürger hat das Recht an allgemeinen, gleichen, freien und geheimen Wahlen von seinem Stimmrecht gebrauch zu machen. Nicht nur das Wahlrecht ist ein Grundrecht, auch Meinungs- und Pressefreiheit, die Freiheit Parteien zu bilden, der freie Zugang zu allen Informationen, genannt Rezipientenfreiheit.

 

Im Jahre 1900 gab es weltweit 55 souveräne Staaten, von denen keiner eine Demokratie war. Im Jahre 1950 gab es unter den damaligen 80 souveränen Staaten bereits 22 Demokratien und im Jahre 2000 zählte Freedom House 192 souveräne Staaten mit einem Anteil von 85 Demokratien. Entscheidend sind zwei Kriterien: Politische Rechte und Bürgerfreiheit. Eine ideale Demokratie ist die Schweiz mit starken direktdemokratischen Möglichkeiten. In Österreich sind demokratische Entscheidungprozesse mitunter undurchschaubar, weil Sozialpartner, NGOs und unterschiedlichste Interessensgruppen Einfluss nehmen, denn der Primat der Politik wurde längst vom Primat der Ökonomie abgelöst.

 

Wo bist du – Winnetou? (12/05)

 

Die feine Gesellschaft - Leistungseliten und Machtpolitiker

 

 

 

Karl May Leser haben es gut. Die Braven, die Bösen und die Hässlichen sind in seinen, bis heute unerreichten, Erzählungen lebendig geblieben. Winnetou, der edle Häuptling, ist tapfer, stark, klug und sein Charakter makellos. Wer würde sich nicht bedenkenlos solch einem Führer anvertrauen? Die Sehnsucht nach einem wunderbaren Vorbild, unseren Jugendträumen entsprechend, bleibt in der illusionslosen Gegenwart unerfüllt. Erhoffte Tugenden vom „gesunden Geist im gesunden Körper“ entsprechen nicht dem Zeitgeist der Medienwelt und der Anabolikacharakter des austro-amerikanischen Gouverneurs kann mit einem Old Shatterhand wohl nicht verglichen werden. Dafür entspricht mancher mächtige Stammeskrieger des einundzwanzigsten Jahrhunderts eher dem Typus von Mays Bösewichten. Auch ein vornehmer Idealist, leicht ideell verträumt, wie Don Quijote, ist 400 Jahre alt geworden. Trotzdem werden solche Romanhelden, romantisch idealisiert, noch heute von Millionen Lesern bewundert und vergebens in der Realität unserer öffentlich agierenden Eliten gesucht.

 

In allen Kulturen und zu allen Zeiten gab es Herrscher und Untertanen, Elite und Masse, es gab weise und diplomatische Anführer, welche ihrem Volk Wohlstand und Sicherheit brachten und es gab demagogische Verführer, die Verderben und Not heraufbeschworen. Le Bon spricht von der „unheimlichen Beeinflussung der Masse“ und dass das Volk nicht fähig ist, sich selbst zu führen. Es herrscht das „Lustprinzip“, wenn keine Werte und Normen von den Machteliten vorgegeben werden.

 

In der Antike mussten sich die Besten – aristoi – durch besondere Tugenden bewähren, ihr Verhalten  und Handeln war dem Gemeinwohl verpflichtet, Verstöße wurden durch das Scherbengericht mit Verbannung geahndet. In vielen Kulturen bestimmte der Geburtsadel über seine Untertanen. Schichtspezifische Erziehung sollte alle notwendigen Kenntnisse des militärischen und zivilen Führens vermitteln. Auch in den kapitalistischen Demokratien setzt sich die Zweiklassengesellschaft der Mächtigen und der Machtlosen fort, nur die Form der Rekrutierung von Eliten hat sich geändert. Heute zählen  die Stars aus Sport, Musik, Politik, Wirtschaft und von den Medien präsentierte Adabeis zur Elite. Das bedeutet aber, um Pareto zu zitieren, dass auch die großen Gauner und bekanntesten Kurtisanen zu dieser Spezies gehören.

 

Bei diversen Wahlen treten, speziell im kommunalen Bereich, österreichweit zehntausende (!) Personen an, die glauben über die notwendigen Fähigkeiten zu verfügen, um in einer demokratischen Struktur verantwortlich zu agieren. Sie fühlen sich der Machtelite zugehörig - das heißt, Durchsetzung des eigenen Wollens, auch gegen den Willen anderer Mitmenschen.  Beziehungen und die Einbindung in Netzwerke, wie etwa den berüchtigten Club 45, können hier hilfreich sein. Zur Werteelite zählen Politiker nicht mehr, denn die ideologische Gesinnung wird meist schamvoll verschwiegen. Wichtig ist nur mehr, dass der Kandidat den Wählern gefällt. Das hat jedoch zur Folge, wie schon Karl Mannheim Ende der dreißiger Jahre feststellte, dass nicht die Fähigsten bevorzugt, sondern die Unerwünschten abgedrängt werden.

 

Gesellschaftliche Werte zu vermitteln hat man längst den Massenmedien überlassen und diese agieren hier flexibel, entsprechend der Erhöhung von Auflagen und Einschaltquoten. Mausis und Schnischnaschnapis belästigen den Bürger auf Schritt und Tritt. Wo bleiben die positiven Vorbilder?

 

Wie angenehm muss die Kommunikation mit dem „edlen Wilden“, mit Winnetou, gewesen sein – still am Lagerfeuer die Friedenspfeife rauchen und nur reden, wenn man auch etwas zu sagen hat.

 

 

 

Durchlaucht lassen bitten (38/05)

 

Raub Dir ein Land, und Du wirst Fürst genannt

 

 

 

Die österreichischen Bundesländer, mit Ausnahme des Burgenlandes, gehen auf mittelalterliche Fürstentümer und Grafschaften zurück. Diese historische Entwicklung hat bis heute, auch in der Zweiten Republik, ihre Spuren hinterlassen. Die gewählten Volksvertreter regieren in der Tradition alter Adelsgeschlechter mit feudalherrschaftlicher Abgehobenheit im großzügigen Stil von Landesfürsten. Die Aufdeckung von „fürstlich“ und steuerschonend veranlagten roten Stiftungsgeldern in der Steiermark erinnern an das alte Sprichwort: „Stiehl ein Sieb, du hängst als Dieb – raub dir ein Land, du wirst Fürst genannt.“

 

Zwar wurden mit dem „Gesetz über die Aufhebung des Adels“ am 3. April 1919 republikanische Zustände hergestellt, doch der alte monarchistische Glanz lebt. Der Soziologe Roland Girtler war bei vielen „Feinen Leuten“ diverser Schichtzugehörigkeit eingeladen. Er sieht zwischen Adeligen und noblen Gaunern Gemeinsamkeiten: „Ähnlich verhalten sich große Ganoven wie einst Piraten oder brave Christen, Sozialdemokraten und andere Leute, die fein sein wollen.“

 

Die politischen Parvenüs kopierten den noblen Lebensstil des Adels und auch heute verbeugt sich der untertänige Bürger vor mächtigen Landespolitikern und einflussreichen Politmagnaten. Diese Untertanenhaltung wird erwartet, denn schließlich residiert der Landesfürst in einer „Burg“ – wie etwa in der Steiermark, mit eigenem herrschaftlichen „Burggarten“, der mit Millionenaufwand renoviert wurde. Der Präsident der Republik, seine „Exzellenz“, darf sogar in der Hofburg Hof halten – alles sehr kaisergleich. Nach der Wahl erhalten dann die „verdienten“ Weggefährten und Freunderln ihre Posten. Ganz in der Tradition der Lehensvergabe werden ganze Sipp- und Seilschaften mit „Amterln“ belohnt. Diese geben wiederum ihren Unterläufern „Afterlehen“ weiter. Kein Außenstehender darf diese eingespielten Rituale stören, denn „geh nie zum Fürst, wenn du nicht gerufen würst!“  Die Frage nach der Qualifikation der sich anbiedernden Politiker darf nach dieser Analyse wohl gestellt werden. Die Antwort: „Meine Matura ist das Leben“ überzeugt, mit Verlaub, nicht wirklich. Werden Sachprobleme nicht hinter der Heiligung der eigenen Person geschickt verdrängt? Der Verdacht drängt sich auf, dass bei Auflösung zumindest einer Verwaltungsebene die dort agierenden Politiker niemandem abgehen würden. Wer kennt schon seinen Landes-, Bundes- oder Nationalrat persönlich? Zumeist sind nicht einmal die Namen geläufig.

 

Die Überbürokratisierung auf EU-, Bund-, Länder-, Bezirks- und Gemeindeebene  ist längst reformbedürftig. Die Länder nehmen an wichtigen Entscheidungsprozessen des Bundes ohnehin kaum teil und sind zu reinen Vollzugsorganen reduziert. Das einzige was trefflich allerorts vollzogen wird, ist die Perpetuierung der politischen Vetternwirtschaft. Zum Wohle der Partei versteht sich.

 

Man sollte einmal das aufgeblähte Polit-Proporzsystem Österreichs, mit der direktdemokratischen Politpraxis der Schweiz vergleichen. Eine republikanische Qualität wird in Zukunft mehr denn je gefragt sein. Die ausufernde Reglementierungswut aller Lebensbereiche ist da ein schlechtes Signal, wie Hans-Dieter Jürgen meint: „Es gibt für alles Gesetze, doch kein Recht mehr. Ein chinesisches Sprichwort gibt da die Antwort: Es sind die untergehenden Reiche, die die meisten Gesetze haben.“

 

Eine kleine Kulturgeschichte der Politik (23/05)

 

Ziel dieser Kunst (der Politik) war es, das Gemeinwohl zu fördern

 

 

 

Wo Menschen zusammenleben, werden politische Entscheidungen getroffen. Nicht zu verwechseln mit Parteipolitik! Bereits Platon und Aristoteles beschäftigten sich philosophisch mit der „Kunst der Staatsverwaltung“. Ziel dieser Kunst war es, das „bene vivere“, das Gemeinwohl, zu fördern. Die griechischen Philosophen unterschieden zwischen „politeuein“ und „idioteuin“. Politeuein bedeutete, an den Angelegenheiten der polis, also der Stadt, aktiv teilzuhaben, idioteuein hingegen, sich nur um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Bürger, welche nicht am öffentlichen Leben teilnahmen, wurden idiotes genannt, unser Wort „Idiot“ leitet sich daraus ab. Die Ansprüche an politische Verantwortungsträger waren elitär, sowohl in moralischer, als auch in philosophisch-geistiger Dimension. Cicero definierte erstmals ein Moralsystem, das bis heute mit der christlichen Ethik verknüpft ist. Das Problem des Politikers ist es, ob er den Ansprüchen der Moral und damit seiner Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber, gerecht werden kann. Je größer allerdings die Masse der „idiotes“ wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass Politik auch von verantwortungslosen, unmoralischen Personen zur Befriedigung persönlicher Eitelkeiten und Karrieren mißbraucht wird. Solchen minderqualifizierten Demagogen liefert das um 1500 geschriebene, aber bis heute gültige Buch Machiavellis, „Der Fürst“ eine treffliche Handlungsanleitung. Auch in demokratischen Strukturen beherrschen manche Oligarchen die Kunst, ihren Machtwillen gegen Andersdenkende diktatorisch durchzusetzen.

 

Diese Entwicklung hat bei vielen Bürgern zu Politikverdrossenheit und Desinteresse an politischen Entscheidungsprozessen geführt. Nach dem Wahlgang sieht der „kleine Mann“ wieder die Realität seiner Ohnmacht gegenüber undurchschaubaren, anonymen Bürokratien. Manche Volksvertreter agieren, wie Orwell in seiner Parabel „Farm der Tiere“ so treffend beschreibt: „Kameraden, Kameraden! riefen sie, führt doch euren eigenen Bruder nicht zur Schlachtbank! – Doch die blöden Tiere waren zu ahnungslos, um zu begreifen, was vorging.“

 

Die letzte OGM-Jugendstudie zeigt besonders bei Jugendlichen eine Politikenttäuschung: „75 Prozent meinen, dass sich Politik nicht um ihre Anliegen kümmert.“ Das hat zur Folge, dass Politik zur seichten Theaterveranstaltung verkommt, wie auch Rudolf Brettschneider registriert: „traurige Beiträge zur Selbstverblödung. Schließlich geht es nicht um Politainment (Unterhaltung durch Politik) und um Schauspielkunst, sondern um die Frage, wer das Land in schwierigen Zeiten führen soll (und einfacher wird die Weltlage und die unsere in ihr mit Sicherheit nicht).“ Die politischen Hauptprobleme werden, auch in den ORF Nachrichtensendungen, im Stil der „Bild“-Zeitung banalisiert. Wer gewinnt, ist die Frage, nicht wie gewählte Mandatare Probleme bewältigen. Theater mit Gladiatorencharakter, die Masse der „idiotes“ schaut einfach nur zu, wie beim Fußball, auch wenn foul gespielt wird, wie etwa in Bad Gams., jenem lieblichen Ort in der Toskana Österreichs. Dort wurde, wie berichtet, ein gewählter Mandatar zum Rücktritt gezwungen. Der durch diesen ehrenwerten Akt an die Macht gelangte Ortskaiser meinte nach seiner Wahl treffend, dass jetzt Schluß mit dem „Zirkus“ ist. Treffender kann man die politische Nichtigkeit wohl nicht formulieren – ein Provinzpolitiker als Zirkusdirektor! Vielleicht gewinnt man mit solchen Problemlösungsstrategien Wahlen oder man steigt als Macher in der großen linken Partei zu höheren Weihen auf. Diese diktatorische Praxis haben sich unsere klassischen Vordenker sicherlich nicht vorgestellt, als sie den idealen Politikertyp, welcher dem Gemeinwohl aller Bürger verpflichtet ist, philosophisch bis heute gültig, prägten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Politik als Theater (20/04)

 

Wenn Politiker an den Fäden ihrer Berater hängen

 

 

 

Wieder einmal wurden der oft geschmähte „Kleine Mann“ und die wahrscheinlich ebenso „Kleine Frau“ umworben, eine wichtige politische Entscheidung zu treffen. Wählen oder Nichtwählen bzw. wem die Stimme geben, war die Frage, da die Auswahl an Kandidaten für den Posten eines Ersatzkaisers minimaler nicht sein konnte.

 

Um den, angeblich mündigen, Stimmbürger die Qual der Wahl zu erleichtern, überlegten bereits seit Monaten, vom Steuerzahler teuer entlohnte Medien- PR- Marketing- Verkaufsspezialisten, wie sie diese ca. 6 Millionen stimmberechtigten Österreicher manipulieren und zur Bevorzugung ihres Kandidaten überreden könnten. Schließlich geht es  schlicht und einfach um die Besetzung einer politischen Machtposition. Politik ist die „Kunst der Staatsverwaltung“ und jede Besetzung eines Herrschaftsamtes bedeutet „die Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“ (Max Weber). Um dieses Ziel zu erreichen, ist jedes Mittel gestattet!

 

Berichtet zwar die Zeitschrift „Psychologie heute“, dass das Wahlverhalten bereits durch vererbte Gene angeboren ist, wird trotzdem der umfassende Apparat aufgeboten, das Wählerverhalten zu beeinflussen, damit der eigene Kandidat die politische Kampfbühne als strahlender Sieger und Held verlassen kann. Es werden alle denkbaren Motive diverser Zielgruppen mittels genauester wissenschaftlicher Umfragemethode erhoben und die Wahlkampfstrategie so aufgebaut, dass der Kandidat wie ein Markenartikel der Konsumgüterindustrie den Wählern präsentiert und verkauft werden kann. Da scheut man auch nicht die Peinlichkeit, einen greisen Marxisten als jugendlich vorzustellen. Sachinhalte spielen kaum eine Rolle. Gesagt wird, was das geschätzte Publikum hören will, auch wenn es falsch ist, oder gar keine Möglichkeit der Umsetzung besteht. Da Botschaften ohnehin nur selektiv wahrgenommen werden, ist für jeden sicherlich irgendetwas dabei. „Mundus vult decipi – ergo decipiatur!” könnte man hier angewandt übersetzen mit: “Der Wähler will betrogen werden, also sei er betrogen“.

 

Wahlkampf spielt sich als Theaterinzenierung ab, im Hintergrund ziehen die Beraterregisseure die Fäden und auf der Bühne tanzt der flexible Kandidat in der jeweiligen Kostümierung dem Publikum etwas vor. Der Wähler ist dabei nur Statist. Verstärkt wird dieses sich zur Schau stellen durch die immer präsenten Massenmedien. Das ergibt eine doppelte Verstärkung: Der scheinagierende Politiker erhöht die Einschaltquoten und Auflagenstärke der Medien, diese wieder transportieren den politischen Gladiator millionenfach verstärkt in jeden Haushalt und erhöhen damit seinen Bekanntheitsgrad. So entsteht sehr schnell das Markenprodukt. „HeiFi“ und der Wähler, als Käufer dieses Produktes, kann, wie im Supermarkt, seine Kaufentscheidung treffen. Natürlich geht es nicht um Inhalte, sondern um Verpackung und Vermarktung, denn nicht der Verstand soll angesprochen werden, sondern eine Entscheidung aus dem Bauch heraus wird angestrebt. Emotio vor Ratio, lautet die Maxime der Wahlstrategie. Denn wissen die Leute, eben die angeblich mündigen Wähler, was sie wollen? Die Wahlkampfmanager wissen es genau: Gewählt wird, was gefällt!

 

Nach dem Wahltag weiß doch ohnehin niemand mehr genau, wer welche Aussagen gemacht hat, die Theatervorstellung ist vorbei, die Masken fallen, die nächste Vorstellung, die nächste Wahl, soll wieder unterhaltend sein.

 

Gab es früher meist den traditionsgeleiteten, von innerer ideologischer Überzeugung geprägten Wählertypus, so dominieren heute die sogenannten Wechselwähler. Dieser außengeleitete Typ ist angeblich flexibel, denn er macht jeden modischen Zeitgeistunfug mit und identifiziert sich mit der auftretenden Spitzenpersönlichkeit einer wahlwerbenden Gruppe. Oft projiziert er seine unerfüllten Wünsche in einen politischen Siegertyp. Deshalb gibt es knapp vor der Wahl auch immer Umfragewerte, welche einen Sieg des eigenen Kandidaten möglich erscheinen lassen, um unentschlossene Wähler zu animieren, nicht auf einen Verlierer zu setzen.

 

Da die Informationsflut in unserer Mediengesellschaft unüberschaubar ist, werden komplizierte Politikvorhaben in einfachste, infantile Kurzbotschaften verpackt, damit wenigstens Reste von „Als–ob Politikaussagen“ transportiert werden.

 

Vielleicht sollte in Zukunft von einem Politiker gefordert werden, dass er stets so handeln soll, dass die Maxime seines Handelns jederzeit mit den allgemein gültigen Normen eines guten Gewissens vereinbar sein kann! Ein politischer Imperativ ist gefragt!

 

 

 

Besser ein Fürst am Land, als ein Kaiser in der Stadt (08/05)

 

Politik in der Provinz: Über die mehr oder weniger vornehmen Dorfpolitiker

 

 

 

Die EU-Hauptstadt kennt man aus Medienberichten, nach Wien, der Bundeshauptstadt, führte die Landschulwochenexpedition und in der Landeshauptstadt  besucht man regelmäßig den Christkindlmarkt, in der Bezirkshauptstadt gibt es ein neues Einkaufszentrum.  In all diesen Metropolen aber sitzen sie nun, die Politiker und geheimnisvollen Regierungen, sowie unzählige Verwaltungsbehörden, welche jedes Jahr Rekorde an Gesetzen und Verwaltungsverordnungen aufstellen. Immer wieder werden die unterschiedlichsten Wahlen abgehalten, damit all diese verschiedenen Bürogebäude auch mit Mandataren gefüllt werden können. Nahezu in jedem Jahr darf der Bürger seine Pflicht erfüllen und auf mindestens einer Liste ein Kreuzerl machen. Aber was tun diese vielgewählten Politiker wirklich? Wer hat eigentlich was versprochen, war da nicht ein besonders fescher oder forscher Quereinsteiger, von dem man, nachdem er wie ein Rattenfänger durch das Land gezogen war, nichts mehr hörte? Unwillkürlich fällt einem der etwas schrullige, aber politphilosophisch unschlagbare ehemalige burgenländische Ex-Bundeskanzler mit seinen Sagern: „Alles ist sehr kompliziert“ und „Ohne die Partei sind wir nichts“ ein. In der dörflichen Idylle der Provinz ist  alles viel unkomplizierter. Der geheimnisvolle Gemeinderat regelt alle anfallenden Probleme – schließlich kontrolliert man sich auch noch selbst und die Verantwortung liegt schließlich beim  Gemeindesekretär, der hat  Seminare besuchen müssen.

 

Welche gesetzlich zulässigen Befugnisse dieses Gremium hat, ist selbst langjährig dort ratenden Räten meist unbekannt, da pro Fraktion oft nur ein ungelesenes Exemplar der Gemeinderatsordnung vorhanden ist. Österreich leistet sich diese teure Gemeindeselbstverwaltung nach dem Subsidiaritätsgrundsatz, mit dem angeblichen Schwergewicht Bürgerservice, fast zweitausendfünfhundertmal.

 

In Vorwahlzeiten jedoch sind die handlungsauslösenden Motive der Kandidaten beim rituellen Kampf um die Lufthoheit über den Stammtischen leicht erkennbar. Ganz in der Tradition des alten Landadels wird die Herrschaft angestrebt, die Kontrolle über Macht, Einfluss, Geld und Postenvergabe. Da Sachthemen in den modernen Wahlduellen kaum eine Rolle spielen, präsentieren sich die Platzhirsche bei inszenierten Auftritten mit einstudierter Imponierdramaturgie – ein quasi religiöser Akt mit dem Testosteronspiegel von paarungsbereiten Pavianen. War die Strategie der Selbstpräsentation erfolgreich, steht der Inthronisation, also der Angelobung und dem Einzug in die heiligen Räume des Gemeindeamtes  nichts mehr im Wege. Das klassische Symbol dörflicher Macht, der Bürgermeistersessel, kann in Besitz genommen werden. Der so geheiligte Volksvertreter kann nun, nach genau festgelegtem Ritual, die Wünsche und Bitten seines Volkes entgegennehmen.

 

Die Faszination des würdigen Ehrentitels „Gemeinderat“ oder gar „Bürgermeister“ ist für manche Leute immer noch verlockend, schließlich braucht man nur gewählt zu werden, eine besondere Qualifikation ist nicht notwendig. Die ehemalige ÖVP-Nationalrätin, Frau Dr. Cordula F. forderte bereits vor vielen Jahren einen Intelligenztest für Nationalratsabgeordnete. Umsonst, in der Provinz ist das nicht notwenig, dort entscheidet mitunter die Trinkfestigkeit. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum sich, laut IMAS-Studie, nur mehr zehn Prozent der Österreicher ernsthaft für Politik interessieren. Als Kompensation sollen die Sechzehnjährigen wählen, aber diese Jungwähler durchschauen das Polittheater ebenfalls ganz genau.

 

Die Gemeindemandatare haben jedoch schwere Aufgaben zu bewältigen. Bei Abstimmungen müssen sie immer mit ihrer Fraktion stimmen, bei Festen ist es wichtig, die „Ehrengäste“ richtig zu begrüßen. Besonders sensibel müssen alle Entscheidungen bedacht werden, welche mit der Vergabe der Gemeindejagd zusammenhängen, da die noble Jagdgesellschaft keinen Spaß versteht, wenn es um ihre Reviere geht. Aber auch Änderungen des Flächenwidmungsplanes müssen wohlüberlegt sein, keine Intervention darf vergessen werden, schließlich muss bis zur nächsten Wahl gedacht werden. Da wird auch fleißig spekuliert, auch wenn 80% der Gemeinden quasi pleite sind – „hinter uns die Sintflut“ lautet die Devise.

 

Politik ist eine nichtproduktive Tätigkeit, ganz in der Tradition des Müßigganges alter Adelszeiten. Der Politiker zelebriert in diesem Sinne sein Amt, gibt huldvoll Feste, gibt großzügig Bedarfszuweisungen an ihm wohlgesonnene Vereine und baut mit Steuergeld Mehrzweckhallen, Freizeitzentren, Fußballplätze und all die schönen Denkmäler, auch wenn im nur vier Kilometer weit entfernten Nachbarort genau solche, selten benutzte Einrichtungen, bereits vorhanden sind. Effizienzerhöhung ist nur möglich, wenn Abschied vom Kirchturmdenken genommen wird und durch Gemeindekooperationen und Interessengemeinschaften Strukturen großräumig genutzt werden können. Die hohen Kosten der Verwaltung kleiner Gemeinden verlangen, dass auch das Tabuthema Gemeindezusammenlegungen, wie in Deutschland, diskutiert wird. Jede Gemeinde beschäftigt, da alles sehr kompliziert ist, Raumplaner, Anwälte und diverse externe Fachleute. Das ist teuer. Die Vorgabe sollte sein, dass ein Politiker, bevor er sich einer Wahl stellt, auch jene Qualifikationen aufweist, welche sein Amt erfordern. Bei Bürgermeisterbezügen bis über hunderttausend Euro pro Jahr ist das wohl nicht zu viel verlangt. Selbstverständlich gibt es immer wieder Idealisten, die in ihrer Gemeinde aktiv werden wollen. Sie haben es oft sehr schwer, da die sachliche Ebene vom nächsten Wahltermin eingeengt wird.

 

Die nächsten Wahlen kommen sicher - mögen uns wieder Wahlversprechen und amüsante Politspektakel für kurze Zeit an jene Herrschaften erinnern, welche eigentlich nicht ihre eigenen, sondern die Wünsche der Wähler zu vertreten hätten. Aber in fünf Jahren können wir uns genauso wenig an die schönen Worte unserer Interessensvertreter erinnern, wie heute an die Wahlversprechen der letzten Wahlen.

 

 

 

So wählt mich doch bitte (09/05)

 

Am Kreuz, das man in der Wahlzelle macht, hat man lange zu tragen

 

 

 

Vor allen vier Gasthäusern des lieblichen Örtchens in der „steirischen Toskana“, stehen bis weit nach Mitternacht auffallend viele Autos. Gemeinderatswahlen stehen vor der Türe und die üblichen drei Parteien und eine Bürgerliste beraten ihre Wahlkampfstrategie. Zuerst muss natürlich die listeninterne Hackordnung, festgelegt werden, um dann den externen Gegner attackieren zu können.

 

Wahlplakate werden an allen nur denkbar unübersehbaren Orten aufgeklebt, der Wähler soll ja den startbereiten Gesichtern wochenlang nicht entkommen können. Postwurfsendungen füllen zuerst Briefkästen und dann die Abfalleimer, unschuldigen Passanten wird aufgelauert, um sie mit billigen Kugelschreibern zu beglücken. Dabei stellen sich die Kandidaten namentlich vor, denn manche sind seit der letzten Wahl in der Öffentlichkeit nicht mehr aufgetaucht oder irgendein Bürger spürte die  nahezu gottgewollte Berufung Politiker zu werden. Andere Beglücker der Marktgemeinde haben die Fraktion  gewechselt. Von einer Partei wurden gleich drei Gemeinderäte ausgeschlossen. Diese missverstandenen Propheten wollen in der nächsten Legislaturperiode all das verwirklichen, wozu sie bereits fünf Jahre Zeit gehabt hätten.

 

Dieser Drang, endlich von anderen Mitbürgern geachtet zu werden, hängt damit zusammen, dass jeder Mensch nach Anerkennung und Einmaligkeit strebt. Der Kulturforscher Roland Girtler bezeichnet den nach Ehre, Gunst und Beifall und somit nach Vornehmheit strebenden Menschen als „animal ambitiosum“.

 

Dabei fühlt sich mancher zum Dorfkaiser berufen, der persönlich eigentlich bisher auf der Verliererseite gestanden hat. Die Hoffnung, mit Steuergeld, ohne eigenes Risiko, berühmt zu werden, beflügelt den Pioniergeist so mancher Erscheinung aus dem Dunkel der Unbedeutendheit.

 

Die weite Welt kennt man aus dem Fernsehen, der Tellerrand des dörflichen Mikrokosmos’ genügt als Qualifikationsnachweis. Die Symbole der Wahlplakate und Werbegeschenke lassen die Fraktionszugehörigkeit eindeutig erkennen. Wenn vordergründig von Parteiunabhängigkeit gesprochen wird, so kommt das Erwachen spätestens dann, wenn man Geld zur Realisierung der Wahlversprechen braucht.

 

Es herrscht die „Goldene Regel“, wie uns der austrokanadische Dagobert Duck in einer Fernsehsendung wissen ließ – „wer das Gold hat, macht die ­Regeln“, ließ er den verdutzten Grün-Professor wissen. Das Primat der Politik ist längst gefallen.

 

Für den an Politik desinteressierten Durchschnittsbürger ist solch ein Geplänkel ein unterhaltsames Gladiatorenspiel. Man hat seine Favoriten – wer dann das Kreuzerl wirklich bekommt, bleibt selbst für manche Wähler bis in die Einsamkeit der Wahlzelle noch ein Ratespiel. Vielleicht ringt man dem einen oder anderen Volksvertreter noch eine kleine Zusage ab.

 

Der Hof könnte bei der nächsten Straßensanierung mitasphaltiert werden, eine Schotterladung könnte man auch brauchen, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Kleine Geschenke auf fremde Kosten erhalten bekanntlich die Freundschaft. Diese Feinheiten werden bei Hausbesuchen besprochen; dabei darf auch die feine Klinge der Gerüchteböse eingesetzt werden.

 

Ein paar Halbwahrheiten, Verdrehungen oder gar erfundene Geschichten, unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit erzählt, sind das Salz in der Suppe der politischen Gemeinheiten.

 

Mehr direkte Demokratie (09/07)

 

Unsere repräsentative Demokratie hätte eine „Verschweizerung“ nötig

 

 

 

Der Begriff Demokratie – Volksherrschaft (griech. demos – Volk, kratein – herrschen), ist etwa zweieinhalb Jahrtausende alt und hat seinen Ausgangspunkt in Athen. Um 594 v. Chr. begann der weise Staatsmann Solon eine politische und soziale Verfassung, Eunomie, umzusetzen. Diese Bürgerrechte sicherten Gleichheit, Freiheit und Eigentum des einzelnen Atheners. Das Volk hatte erstmals durch aktives Wahlrecht Einflußmöglichkeiten auf gemeinsame Entscheidungsprozesse – ein Staat der Bürger, die Polis der Politen, konstituierte sich. Der Verfassungspolitiker Kleistheres setzte Solons Reformkurs fort, die Bürger konnten in der Volksversammlung gleichwertig mitbestimmen. Unter Perikles wurde 451 v.Chr. das Bürgerrechtsgesetz beschlossen – athenischer Bürger konnte künftig nur sein, dessen beide Elternteile von Athen abstammten. Die Demokratie Athens beruhte auf der Homogenität der Bürgerschaft, ein wahrlich vorbildhaftes Gesetz! Nach den Reformen von Ephialtes und Perikles, 462 v. Chr., ging auch die exekutive Macht auf die Bürger in der Volksversammlung, der Ekklesia, über. Ein System regressiver Kontrollen sicherte die demokratischen Beschlüsse vor persönlichem Machtmißbrauch, das Damoklesschwert hing über jedem, der die individuellen Interessen vor die des Volkes reihte. Durch die Aufhebung der sozialen Schranken wurde eine starke Politisierung der Massen erreicht, die direkte Demokratie schuf eine Gesellschaft von politisch gleichberechtigten Bürgern. Eine solch intensive politische Öffentlichkeit wurde bis zum heutigen Tage nicht mehr erreicht.

 

Direkt demokratische Prozesse waren auch bei den Germanen zu beobachten. Das „Thing“– die germanische Volks- Heer- und Gerichtsversammlung, welche bis zu drei Tage dauerte – vereinte alle Freien zum Ratsschluß. Die heute übliche Form der Demokratie, die repräsentative Demokratie, entmündigt eigentlich den einzelnen Bürger, da er nur aus einem sich selbst reproduzierenden Parteikader alle fünf Jahre auswählen kann. Diese sogenannten Volksvertreter erlassen dann im Parlament Gesetze, welche die Bürokratie der unterschiedlichsten Verwaltungsebenen regeln soll.

 

In der plebiszitären Demokratie, welche auf nationalstaatlicher Ebene gegenwärtig nur in der Schweiz realisiert ist, kann der Souverän, also das Volk, direkt über die Volksabstimmung eine gesetzgebende Entscheidung herbeiführen. Die Landsgemeinde ist eine der ältesten und einfachsten Formen der schweizerischen Demokratie: die wahl- und stimmfähigen Bürger eines Kantons versammeln sich an einem bestimmten Tag unter freiem Himmel, um die Regierung zu wählen, über Gesetze und Ausgaben zu entscheiden. Jeder kann zu einer Frage das Wort ergreifen. Beim Abstimmen (Fachausdruck mehren, von Mehr) erhebt die Hand, wer zustimmt.

 

Da nicht immer alle stimmberechtigten Bürger zusammengerufen werden können, wurde im Kanton Zürich bereits mittels E-Voting, SMS und Internet direktdemokratisch „online“ abgestimmt. Konflikte werden nicht durch Mehrheitsbeschlüsse, sondern durch ein breites Aushandeln von Kompromissen reguliert. Keine Konkurrenz-,
sondern eine Konkordanzdemokratie ist in der direkten Demokratie das Ergebnis.

 

Darum sollten wir uns an der Schweiz ein Beispiel nehmen, um der EU Diktatur unseren Willen zu zeigen. „Österreich bleib frei!“ aufwachen – bevor es zu spät ist!

 

 

 

Sage mir, wen Du wählst (25/06)

 

Wählerverhalten wird zusehends konsumorientiert

 

 

 

Karl Farkas, ein Kenner der österreichischen Seele, meinte einmal kabarettistisch, daß der typische Österreicher links ein rotes und rechts ein schwarzes Parteibuch eingesteckt hat. Die jeweils richtige Farbe am richtigen Ort vorgezeigt, garantiere eine Karriere mit Pensionsberechtigung. Ein blaues Parteibuch wäre nicht notwendig, denn die richtigen Nationalen trifft man ohnehin bei ÖVP und SPÖ an. Soweit der Simpel.

 

Auch heute noch, im Freud-Jahr 2006 ist der Politjanuskopf allgegenwärtig, sehr zum Mißvergnügen der Meinungsforscher, deren delphische Prognosen eher wahlwerbende Aufmunterungswirkung haben. Liegt doch jene Partei immer voran, welche die Umfrage bezahlt. Warum ist das Wahlgeheimnis für den Stimmbürger so heilig?

 

Nehmen wir an, einem jungen, aufstrebenden Angestellten der BAWAG wird von einer netten, aber unbekannten Meinungsforscherin telephonisch die Sonntagsfrage: „Welche Partei würden sie wählen, wenn morgen Nationalratswahl wäre?“ gestellt. Nach einer Schrecksekunde bedenkt der karrierebewußte Manager die Folgen seiner Antwort – wer könnte eventuell hinter dieser Frage stecken, welche persönlichen Folgen ergeben sich aus einer ehrlichen Antwort und wo wird dies dokumentiert, registriert, eventuell hinterfragt, ob er wohl wirklich „einer von uns“ ist? Eigentlich kann er in der Wahlzelle, nach dem Kriminalfall BAWAG/ÖGB, wie jeder nachdenkende Sozialist die SPÖ nicht mehr wählen. Aber dies gleich kundtun?

 

Unser Banker ist leistungsorientiert, besitzt ein nettes Häuschen (noch kein Penthaus), liebt seine Heimat, ehrt das Erbe seiner Vorfahren – er wird FPÖ wählen, aber die Studie von Traar/Birk sagt aus, daß FPÖ-Wähler dazu neigen, ihre Wahlentscheidung zu verschleiern. Soll daher unser Banker ehrlich verraten, welche Partei er wählen wird, seine Karriere gefährden. Nein! Die Umfrage verbucht ein neuerliches Kreuzerl bei der SPÖ. Selbstverständlich, denn Macht und Einfluß liegen immer noch in den Händen der Apparatschiks und Bürokraten, das Risiko, nicht gruppenkonform zu antworten, kann unser Mann nicht eingehen, denn jede Abweichung würde bestraft werden. In Österreich hat das Tradition. Bereits Nestroy wurde von Metternichs Geheimpolizei direkt auf der Bühne verhaftet, und die heutigen Gesinnungsschnüffler scheuten nicht davor zurück, die Abonnenten der „Aula“ zu verdächtigen, mit dem Briefbomber Fuchs zu kooperieren.

 

Der sich öffentlich deklarierende Stammwähler mit gefestigtem Charakter und ideologischer Überzeugung, egal welcher Partei, stirbt langsam aus. Der dem kurzlebigen, modischen Zeitgeist unterworfene Wechselwähler tritt an seine Stelle. Da die Wahlwerbung ein Gladiatorentheater mit Supermarktcharakter bietet, wird die Ware Politik wie ein Konsumgut gehandelt. Allerdings wird bei den Wahlspektakeln immer mehr versprochen als dann umgesetzt werden kann. Die so genarrten Bürger werden dann zu Protestwählern. Aber wer kann sich schon wirklich an all die schönen Worte der Wahlkämpfer erinnern?

 

Durch die Abnahme der Lagerbindung kommt den Medien eine entscheidende, meinungsbildende Funktion zu. Redakteure, welche traditionelle Anspruchsbegriffe, wie Heimat, Familie, Grund und Boden, Volk, Brauchtum, Muttersprache verteufeln, begünstigen natürlich linke Parteien. Sogar der anerkannte CDU-Politiker Heiner Geißler meinte einmal: „Für manche ist einer schon rechtsradikal, wenn er nur pünktlich zur Arbeit kommt.“ Dieser Wertewandel von der Verantwortungsgesellschaft zur Spaß- und Beliebigkeitsgesellschaft verhindert, daß der Wähler anstehende Probleme ernsthaft durchdenkt und jene Partei wählt, welche zukunftsweisende Problemlösungen anbietet.

 

Ideal wäre, wenn das Wahlverhalten einerseits in soziale und ökonomische Strukturen eingebettet und andererseits von politischen Themen (Kompetenz und Leistung einer Partei) geprägt wäre. Da könnte der verantwortungsbewußte Wähler abwägen und entscheiden. Denn, obwohl eher versteckt, spiegeln die politischen Parteien immer noch auf der ideologischen Ebene die Interessen der von ihnen vertretenen Klasse wider. Allerdings hat das „class-voting“ der Sozialstrukturen abnehmende Bedeutung. Vielleicht wird das in naher Zukunft von einer „Türkenpartei“ wieder belebt. Eine Studie von Christian Härpfer zeigt für Österreich, daß das Wahlverhalten über die sozio-kulturellen Faktoren (soziale Zugehörigkeit oder religiöse Bindung) immer unzureichender erklärt werden kann. Heute ist eine Wahlentscheidung meist eine Konsumentscheidung. Wie sonst ist es erklärbar, daß in der Steiermark Kommunisten modern sind und daß einige ausländerfreundliche Grüne – repräsentative österreichische Volksvertreter – eher wie Volksverräter agieren?

 

Die Abnahme der Lagerbindung zeigt Verluste der Kernschichten und ein Auseinanderdriften einzelner gesellschaftlicher Gruppen.

 

Das Land darf nicht den Verzetnitschs und den Neo­österreichern überlassen werden! – Farbe zeigen, Farbe bekennen – nur Mut! Demokratie muß offene Meinungsfreiheit vertragen, auch wenn das die etablierten Pfründenbezieher mit allen, auch undemokratischen Mitteln verhindern wollen.

 

 

 

Wer soll das bezahlen? (38/08)

 

Manche Bürger meinen, eine Milliarde Euro sei einfach nur eine Zahl

 

 

 

Wer bezahlt wirklich alle Staatsaufwendungen? Dumme Frage – Sie natürlich, geehrter Leser von „Zur Zeit“, denn Sie gehören noch zu den aufrechten Leistungsträgern dieses Landes, bezahlen brav Ihre Steuern, haben etwas Kapital angespart, der begehrliche Blick des nächsten Finanzministers hat Sie bereits im Visier! Welche unsinnigen Staatsausgaben Sie jedoch bezahlen werden, darauf haben Sie keinen Einfluß, denn diejenigen, welche an die Macht drängen, wollen primär die Gunst der käuflichen Masse gewinnen. Die Fugger konnten noch durch ihre Finanzierung der Habsburger Einfluss auf die Reichspolitik ausüben, mit der Unterstützung Maximilians I. war er ihr abhängiger Schuldner. Nur heute hat der Staat bereits bei seinen Staatsbürgern 161,3 Mrd Euro Schulden gemacht, allein an Zinsen sind jährlich 7,9 Mrd. aufzubringen.

 

Was ist denn überhaupt so eine Milliarde Euro? Damit könnten 10.000 Wohnungen zu einem Wert von je 100.000 Euro gebaut werden. Daß bei den geldvernichtenden Rattenfängern in den Parteien die Alarmglocken läuten müßten, ist wohl klar, wenn die Bilanz künftiger Finanzjahre wie folgt ausschaut – Belastungen: 104 Milliarden, Einnahmen: 69,4 Mrd. Ausgaben: 72,3 Mrd. Bundeshaftung: 85,1 Mrd. Und die Wahlversprechen werden all diese Verpflichtungen weiter ansteigen lassen und das bei schlechten Konjunkturprognosen und turbulenten Finanzmärkten. „Eine idiotische Politik für ein Volk von Idioten“ titelte kürzlich der Soziologe Prisching seine kritische Analyse der politischen Hemmungslosigkeit.

 

Dabei ist die Zahl der Leistungsträger gering, leben doch rund 3,2 Millionen Österreicher überhaupt nicht von selbst verdienten Einkünften, 450.000 Beamte verwalten uns, etwa 2,55 Mill. Österreicher zahlen überhaupt keine Lohnsteuer und die wenigen verbleibenden Systemfinanzierer werden auch von der versprochenen Steuerreform nicht profitieren, da innerhalb von Stunden im Chaos einer Wahlkampfparlamentssitzung das dafür veranschlagte Kapital im Gießkannenprinzip verpulvert werden wird. Bereits Kreisky, der ein nahezu schuldenfreies Staatsbudget übernahm, kaufte sich seinen Wahlsieg mit Schulden, welche heute noch zurückzuzahlen sind. Selbst die Schwellenländer haben nach der Asien-Krise 1998 Budgetüberschüsse erwirtschaftet und ihre Bilanzen in Ordnung gebracht, nur in Österreich frönt man ungeniert der Lust am Untergang, ganz in der Tradition des Wienerliedes: „Verkaufts mei Gwand, i fahr in Himmel“. Trinken wir noch ein Achterl und singen „Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld, wer hat soviel Binkebinke, wer hat das bestellt!“ Prost – auf die nächste Generation, die all das nicht bestellt hat, aber die Rechnung bezahlen wird müssen!

 

 

 

5.2. Die Parteien

 

 

 

„Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

 

(Berthold Brecht nach dem Gedicht "Die Lösung" aus den Buckower Elegien)

 

 

 

Das Wesen der österreichischen Verfassung bringt es mit sich, dass politische Parteien zwar in der Bundesverfassung erwähnt werden, aber dort nicht definiert sind. Dies geschieht im Parteiengesetz (BGBl. Nr. 404/1975), dessen erster Artikel Verfassungsrang hat. Die Absätze 1-3 lauten wie folgt:

 

„Die Existenz und Vielfalt politischer Parteien sind wesentliche Bestandteile der demokratischen Ordnung der Republik Österreich. Zu den Aufgaben der politischen Parteien gehört die Mitwirkung an der politischen Willensbildung. Die Gründung politischer Parteien ist frei, sofern bundesverfassungsgesetzlich nichts anderes bestimmt ist. Ihre Tätigkeit darf keiner Beschränkung durch besondere Rechtsvorschriften unterworfen werden.“

 

Im Parteiengesetz ist ebenfalls festgelegt, dass Parteien eine Satzung haben müssen, um Rechtspersönlichkeit zu erlangen. Eine wesentliche Einschränkung besteht allerdings, die Partei darf nicht dem Verbotsgesetzt von 1947 zuwiderlaufen.

 

Ziel einer politischen Partei ist das Streben nach politischer Macht. Der organisierte Zusammenschluss möglichst gleichgesinnter Menschen kann nur in politische Entscheidungsprozesse eingreifen, wenn seine Mitglieder und Sympathisanten entsprechende Positionen besetzten, um ihre eigenen sachlichen und ideellen Ziele zu verwirklichen und daraus persönlichen Vorteil zu ziehen. In einem Einparteiensystem mit totalitärem Charakter hat die Einheitspartei diktatorische Strukturen, in einem Mehrparteiensystem findet hingegen ein demokratischer Konkurrenzkampf um Macht und Einfluss statt. Parteien sollten ein Parteiprogramm vorweisen können, indem ihre Ziele definiert sind, Eliten und Führungs- und Nachwuchspersonal sollte aus charismatischen Persönlichkeiten rekrutiert werden und die Wechselbeziehung mit den Staatsbürgern hergestellt werden. Eine demokratische Partei sollte auch ihre Wahlversprechen einlösen, um glaubwürdig für ihre Wähler zu bleiben – keinesfalls selbstverständlich, wie vergangene Regierungen anschaulich bewiesen. Österreich ist, bedingt durch das föderale Prinzip, politisch überverwaltet und mit hierarchischen Parteistrukturen bis zum hintersten Wirtshausstammtisch durchorganisiert. EU – Bund – Länder – Bezirke – Gemeinden, aber auch Sportvereine wie ASKÖ, Union oder die Autofahrerorganisationen ARBÖ und ÖAMTC lassen nahezu alle Bereiche der Verwaltung und des öffentlichen Lebens durch politische Einflussnahme und Regulierung total reglementiert erscheinen. Die Altparteien haben sich Österreich aufgeteilt, ohne das berüchtigte „Vitamin–B“ geht nichts. Kleinere Oppositionsparteien, ohne diese teuren flächendeckenden Parteistrukturen, haben es nicht einfach ihre Interessen umzusetzen, am Schwerste jedoch hat es der leistungsorientierte Bürger, dessen Hilferuf „weniger Staat, mehr privat“ im Sumpf der Großparteien ungehört verhallt.

 

 

 

5.2.1. Aufstieg und Fall der Sozialdemokraten

 

„Ohne die Partei sind wir nichts“ Fred Sinowatz, ehemaliger SPÖ Parteivorsitzender

 

 

 

Die Sozialdemokratische Partei Österreichs hat sich im Jahre 1991 umetikettiert und versucht aus der alten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ein Art Volkspartei zu formen, vergebens, denn der unaufhaltsame Abstieg, bedingt durch laufende Wahlniederlagen, scheint unumkehrbar zu sein. In ihrem neuen Grundsatzprogramm werden selbstverständliche Werte angeführt, wie: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Vollbeschäftigung und andere Allerweltsfloskeln, verbunden mit der Forderung nach Veränderung durch Liberalität und politischer Modernisierung. Die österreichische sozialdemokratische Partei, entstand 1874 bei einer Zusammenkunft von Delegierten gewerkschaftlicher Arbeitervereine im burgenländischen, damals ungarischen, Neudörfl und wurde als SDAP – Sozialdemokratische Arbeiterpartei – 1988/89 im niederösterreichischen Hainburg gegründet. Festzuhalten ist, dass die österreichische Arbeiterpartei kein Kind der Revolution von 1848 ist. Damals gab es noch kein Klassenbewusstsein der Arbeiterschaft, erst 1869 wurde das Eisenacher Programm, das auf dem Kommunistischen Manifest beruht, übernommen. Heute will man selbstverständlich von den marxistischen Grundsätzen nichts mehr wissen, vielleicht ist das auch mit ein Grund des Niedergangs der SPÖ, wenn sie ihre Wurzeln verleugnet und zu einer austauschbaren Allerweltspartei wird, mit zum Teil höchst eigenartigem Kaderpersonal.

 

Der Köcher ist nun leer (01/06)

 

Der Sozialismus als Theorie, wie die Welt funktioniert, ist überholt

 

 

 

In der christlich orientierten MKV-Verbindungszeitschrift „Couleur“ fand in der Ausgabe 4/2005 eine interessante Abrechnung mit der Utopie „Sozialismus“ statt. Das Resümee vorweggenommen: „während gegen den Rechtsextremismus gekämpft wird, besteht die Gefahr, dass wir plötzlich in einer Gesellschaft aufwachen, in der ein Linksextremismus salonfähig ist.“

 

Der bekannte Historiker Universitätsprofessor Lothar Höbelt argumentiert in unwiderlegbarer Logik, dass die Illusion einer klassenlosen Gesellschaft, in welcher – „jeder nach seinen Fähigkeiten (arbeitet), jeder nach seinen Bedürfnissen (bekommt)“ – eine säkulare Version des Paradieses darstellt und vollkommen realitätsfremd ist. Der „reale Sozialismus“ hat in der Vergangenheit leidvoll bewiesen, dass weder Wohlstand noch Zufriedenheit mit den marxistischen Praktiken erreicht werden können.

 

Die SPÖ gibt sich, zumindest nach Umbenennung, (sozial-) demokratisch. Höbelt abschließend: „Der Sozialismus als Theorie, wie die Welt funktioniert, ist überholt. Die Stärke des Sozialismus könnte aber in genau diesem Absterben der Ideologie liegen, weil sie nicht mehr ganz ernst genommen wird und man keine reale politische Gefahr mehr damit verbindet. Also: Nicht Fortschritt oder gar Revolution, sondern Nostalgie nach dem Sonnenkönig Bruno und der guten, alten Zeit.“

 

Im nachfolgenden Artikel über linke Täter wird aufgezeigt, dass diese alte Zeit alles andere als gut war! Die marxistischen Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels forderten, „… bescheidenen Schätzungen zufolge mindestens 80 Millionen Menschenleben. Stalin, Lenin, Mao und Co war jedes Mittel recht.“ War doch Karl Marx, ein glühender, deutschnationaler Burschenschafter, in seinen antisemitischen und rassistischen Meinungsäußerungen nicht gerade zimperlich. Beispielsweise schrieb er: „Das Judentum ist indessen noch zehnmal niederträchtiger als das westeuropäische Bourgeoistum“, oder „In Wien erwürgen Kroaten, Tschechen und ähnliches Lumpengesindel die germanische Freiheit“ beziehungsweise „… so in Österreich die panslawischen Südslawen, die weiter nichts sind als der Völkerabfall einer höchst verworrenen tausendjährigen Entwicklung“. Viele seiner Briefe beendete Marx mit dem Horaz-Zitat „Odi profanum vulgus et aeceo“ („Ich hasse den gemeinen Pöbel und wehre ihn ab“). Aber alleine seine Aussage: „Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht. Schlimm, daß mit solchen Leuten Weltgeschichte gemacht werden soll“, spricht wohl eher dagegen, dass Marx aus Solidarität mit den leidenden, unterdrückten Proletariern aller Länder philosophierte.

 

Es gibt sie aber trotzdem noch immer – die ewiggestrigen Linken! Couleur empfiehlt seinen Lesern: „Was bleibt, ist aber auch der Auftrag an uns alle, jenen Unbelehrbaren, die heute den theoretischen und praktischen Horror ihrer Utopien verharmlosen, entschieden entgegenzutreten.“ – Vielleicht mittels eines Strafgesetzes zur Verhinderung von Linksextremismus, überwacht durch NGOs mit Bespitzelungserfahrung?

 

Eine „g´sunde“ Watschn (10/07)

 

Die SPÖ-Frauenministerin Bures bastelt an einer Kindesweglegungs-Milliarde

 

 

 

„Sie haben kein Herz für Familien, Sie haben kein Herz für Kinder, Sie können Familie offensichtlich auch selbst nicht leben, wie ein Interview der Kollegin Bures zeigt, in dem sie selbst erzählt hat – da ging es um die "g’sunde Watschen" –, dass ihr sehr wohl auch schon die Hand ausgekommen ist und sie ihrer Tochter eine "g’sunde Watschen" aufgelegt hat. Da muss ich sagen, meine Damen und Herren: Das ist keine Vorzeige-Politik, und das ist auch keine glaubwürdige Politik.“ (Stenographisches Nationalratsprotokoll 72.Sitzung, Seite50!)

 

Es geht nicht darum, dass die allein erziehende Mutter Bures ihrer Tochter eine „g´sunde Watschn“ aufgelegt hat, wie sogar in der 72. Sitzung des Österreichischen Nationalrates besprochen wurde, nein, es geht um die künftige linke Familiepolitik. In einem Interview stellte sie die gefährliche Drohung in den Raum, sich überall einzumischen. Was sie dazu befähigt, bleibt freilich rätselhaft. Profilierte sie sich in der Vergangenheit ausschließlich als aggressive Agitprop-Zentralsekretärin und treue Kampfgefährtin des Moskau-Erdeküssers. Einen Psychotest für eine Waffenbesitzkarte hätte sie allerdings nicht bestanden, denn verbale- und Watschen-Aggressivität hätten bei jedem Psychologen die Alarmglocken läuten lassen. Nur, ein Ministerposten wird bekanntlich ohne Psychotest, als Belohnung sozusagen für brave Parteisoldaten, vergeben. Das die Frau Bures nicht Teil einer intakten Familie ist, das ist bedauerlich, aber gleich die normalen Wünschen der meisten Jugendlichen negieren, grenzt an tiefenpsychologische Kompensationsstrategie. Denn es ist der Wunsch der Mehrzahl österreichischer Jugendlicher eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen. Die beiden Studienautorinnen Frigga Haug und Ulrike Gschwandtner untersuchten die Zukunftserwartungen von Schuljugend und mussten erstaunt feststellen, dass der Traum von einer eigenen Familie dominiert. Die Autorinnen von „Sternschnuppen“ sind Vertreterinnen der kämpferischen Frauenbewegung und sichtlich über den Ausgang ihrer Studie verwirrt: „..vor allem der Wunsch nach Familie, am besten mit zwei Kindern.“ Diese Wunschvorstellungen wären Anlass genug, die bewährte, traditionelle Familie primär zu fördern, aber anscheinend bedeutet linke Familienpolitik Förderung von kinderfeindlichen Babyabgabeanstalten, Abtreibung, Homoehe, Singlekarriere und Patchwork-Lebensabschnittsbeliebigkeiten. Ein heranwachsendes Kind braucht Familie, das heißt Vater und Mutter, die emotionale Bezugsgruppe in der Phase der Primärsozialisation. Da das Kleinkind den Reizen der Umwelt schutzlos ausgeliefert ist, muss die Familie in dieser wichtigsten Prägungsperiode alle notwendigen Lebensbausteine vermitteln, damit später die schwierigen Anforderungen an den heranwachsenden Menschen bewältigt werden können. Es ist im Rahmen des Generationenvertrages auch die wunderbar erfüllende Pflichtaufgabe den eigenen Nachwuchs zu prägen. Nicht Kindesweglegung sondern Liebeszuwendung ist normal. Die alternden Eltern können im Gegenzug damit rechnen, von ihren Kindern betreut zu werden. Nicht alle Familienaufgaben darf der Vollkaskostaat teuer und die Familie entmündigend erfüllen wollen. Verantwortung jedes Einzelnen ist gefragt. Wie schauen nun die gefährlichen Drohungen der Frau Minister aus? Dazu aus dem Programm der SPÖ: „Wesentlich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Frage der Kinderbetreuung. Hier fehlt es an 100.000 Plätzen. Darum will die SPÖ eine neue "Kindergartenmilliarde": Würde man fünf Jahre lang je 72 Millionen Euro investieren, könnte man Kinderbetreuungsplätze flächendeckend anbieten.“ Geld soll dazu eingesetzt werden neue Abgabeplätze für Kinder zu schaffen. Ab dem ersten Lebensjahr will die SPÖ Kinder in fremde Hände legen, das ist entwicklungspsychologischer Wahnsinn! Die emanzipierte Menschin soll Geld verdienen, um den Krippenplatz zu bezahlen oder die Raten für das Zweitauto zu überweisen, welches notwendig ist, den Arbeitsplatz zu erreichen. In unserer konsumistischen Gesellschaft wird weiterhin Geld und Spaß gefördert. Verantwortung, Liebe und auch eheliche Treue und Pflichterfüllung sowie gemeinsame Familienplanung scheinen unbedeutend zu sein. Auch Kinder werden als Ware taxiert und ökonomisch behandelt, die Kindesweglegungsmilliarde! Die Eigenständigkeit der Frau steht bei den Maßnahmen der SPÖ im Mittelpunkt, nicht die Gemeinsamkeit im Familieverband. Steuergeld hat es verdient den Familien zugute zu kommen, nicht Weglegeplätze sind die Priorität, die als altmodisch abqualifizierte Familie ist der Wunsch der Jugend. Das die Scheidungsrate fünfzig Prozent erreicht, ist auch auf ein oberflächlich vermitteltes Familienbild der linken Emanzen, der Menschinnen zurückzuführen. Positive Vorbilder sind in der Politik gefragt, welche der Jugend zeigen, dass es glücklich macht, Kinder heranwachsen zu sehen, dass eine Familie Geborgenheit vermittelt. Zeit einem Kind zu schenken bringt mehr positive Gefühle, als Geld für Familienersatz zu bezahlen. Die Folgen solcher Politik bedeutet auch, dass heranwachsende Jugendliche in Alkohol und diverse Süchte abgleiten.  Die Jugend hat ein Recht darauf ihre Illusionen zu verwirklichen. Die Familie hat Zukunft, auch wenn linke Politik bereits Babys mit staatlichen Zwangszuwendungen entmündigen will.

 

 

 

Politik mit Seitenblick (32/07)

 

Ein Sommer voller Erkenntnisse: Wenn der Klügere nachgibt, regieren uns die „Dummerln“

 

 

 

Sommerzeit ist Festspielzeit. Die beste Zeit also für Adabeis, Seitenblickekasperln und natürlich Politiker von Mörbisch bis zum Bodensee, diverse Kulturspektakel medienwirksam zu besuchen. Keine Premiere ohne das Exzellenzenpaar Fischer und den immer in den Himmel zeigenden Herrn Kanzler, umgeben von diversen Speichelleckern und modisch gekleidetem Damenflor. Die Reporter füllen belanglos das Sommerloch, die Politiker stehen zwar nicht auf der Festspielbühne, aber sie spielen ihre Rolle als selbstgefällige Politstars in der sich ewig drehenden Politshow. Ungeniert, hemmungslos und eitel präsentieren sie sich ihrem Wahlvolk, auf des Steuerzahlers Kosten - natürlich!

 

Dabei hätten sie allen Grund, Demut vor dem Souverän zu zeigen, wurden doch nahezu alle Wahlversprechen der letzten Nationalratswahl hemmungslos gebrochen, die roten Manager der einst mächtigen SPÖ-Gewerkschaftsbank standen wegen kapitalistischer Spekulationsvergehen vor Gericht und die Politakzeptanz beim sogenannten „Kleinen Mann“ ist in unzähligen wütenden Leserbriefen erforschbar. Politiker rangieren bei aktuellen Umfragen in ihrer Beliebtheit nach Gaunern und Zuhältern! Das Untertanenvolk aber will ihre Vertreter nicht im ideologielosen Populismus der Seitenblickeberichte sehen, sondern es will verantwortungsvoll agierende Parlamentarier, Minister, Landeshauptleute, Bürgermeister etc. an zukunftsweisenden Taten messen können. Dazu kommt noch, daß all diese Damen und Herren gar nicht mehr exakt einer Partei zuzuordnen sind, sie wurden beliebig austauschbar in ihrem nach Bekanntheit strebenden öffentlichen Auftreten und sind keine Vorbilder für die bereits mit sechzehn Jahren wahlberechtigten Jungwähler. Dabei diagnostiziert der Marktforscher Heinzlmaier: „Das politische Interesse der Jugend steigt, weil sie sich von politischen Entscheidungen zunehmend betroffen fühlt.“ Allerdings, es mangelt an objektiven Informationen und politischer Bildung. Da zieht sich der Jungwähler lieber zu seinen Freunden zurück, vergnügt sich in der Disco, bei Sport, Drinks sowie Eventspektakeln und widmet sich höchstens am Wahltag seiner neuen Pflicht, oder ist Wählen doch eher ein Recht?

 

Zukunftssorgen, speziell die Umweltverschmutzung, Arbeitsplatzängste, Überfremdung der Heimat sowie aktuelle Themen werden in 30-Sekunden-Statements vom ORF in die Wohnzimmer transportiert. Die Untertanen sollen gar nicht so detailliert informiert werden, scheint es. Das Marktforschungsinstitut EMNID hat folgende Werteskala erhoben: am Wichtigsten ist den Menschen Ehrlichkeit und Familie, gefolgt von Gerechtigkeit und dem Respekt vor anderen. Das sind die politischen Themen und Aufgaben, die den Wähler interessieren. Stattdessen versuchte der Gusi, seinen Busenfreund zum Staatsoperndirektor zu protegieren. Politikverdrossenheit und sinkende Wahlbeteiligung sind die Folgen, Politik bleibt für den durchschnittlichen Staatsbürger eine eher „schmutzige“ Nebensache.

 

Wahrscheinlich ist eine der Haupt­ursachen dieser Entwicklung die Entideologisierung der Politik. Der heutige Prototyp eines Politikers der Großparteien könnte mit „Lifestyle-Typ ohne Profil“ charakterisiert werden, mit totaler Beliebigkeit und Individualisierung der Wertestruktur. Politiker jedoch, welche sich auf ein definiertes Wertemuster beziehen, werden berechenbarer.

 

Die Werte-Kategorien einer Partei sollten deshalb primär für die Wahlentscheidung ausschlaggebend sein, denn nur eine homogene Gruppe kann die Wählerwünsche wirkungsvoll vertreten. Der prägende Charakter von Werten oder Ideologien manifestiert sich in einem alten chinesischen Sprichwort: „Die Tat folgt dem Gedanken, wie der Karren dem Ochsen“. Mit dem Scheitern des realen Sozialismus hat jedoch der Begriff Ideologie einen unangenehmen Nachgeschmack erhalten, deshalb spricht eine politische Bewegung heute, wenn überhaupt, eher von Motiven. Allerdings sind religiös-fundamentalistische Bewegungen weniger schamhaft, solche Gruppierungen leben ihre Grundsätze offen aus und werden, obwohl manchmal nahezu faschistisch-totalitär, toleriert. Der Islamismus etwa bekennt sich keinesfalls zu demokratischen Grundwerten, die Religion als Ideologie ist das Maß aller Dinge.

 

Daß der Mensch des 21. Jahrhunderts Werte braucht, an denen er sich orientieren kann, zeigt der Zulauf zu Gruppierungen mit einem Programm, egal ob religiös, esoterisch, sportlich, ökonomisch oder ökologisch. Ein gefestigtes Weltbild vermittelt Entscheidungshilfen in alltäglichen Lebenssituationen, darum sollten auch die politischen Parteien in ihrem Buhlen um die Wählergunst ihr „Produkt“ ehrlich verkaufen. Anscheinend wird lieber dem Zug zur Simplifizierung nachgegeben, anstatt den Mut aufzubringen, die Inhalte eines Parteiprogramms offen zu diskutieren, oder mangelt es gar an intelligenten Parteifunktionären, welche eine dialektische Grundsatzdebatte nicht scheuen? In einer ÖVP-Broschüre fand sich folgende nachdenkenswerte Feststellung: „Immer mehr Gescheite verlassen die Großparteien!“

 

Heißt das, das österreichische Volk wird nicht von einer geistigen Elite repräsentiert? Eher ja – denn wer kennt sie nicht, die trinkfesten Gemeinderäte ohne Kenntnis der Gemeindeordnung, den Bürgermeister, Hansdampf auf allen Festen ohne Kenntnis der Bauordnung und überhaupt, welcher Politiker hat zumindest eine Grundahnung des Verwaltungsrechts? Ein Zivildiener als Verteidigungsminister und ein Kanzler, der einst im Sandkasten Politiker werden wollte, bevor er Moskaus Erde küsste! So präsentiert sich eine neuadelige, feudalherrschaftliche Kaste.

 

Zumindest ein Intelligenztest für Politiker wäre gefragt, wenn man schon unsere Kindergartenkinder auf spezielle Anforderungen überprüfen will.

 

Das Interesse der Bürger, speziell der Jungwähler, an politischen Aktivitäten ist nur zu heben, wenn der Beruf des Politikers gewisse Voraussetzungen erfüllt: Zum Anforderungsprofil eines Nachwuchspolitikers sollten Ehrlichkeit und Verantwortungsfähigkeit gehören. Kein staatsmännisches Amt für Parteiapparatschiks, ungebildete Dilettanten und moralisch ungefestigte Wendehälse. Grundsätze geben die notwendige Sicherheit bei Entscheidungen Das österreichische Volk hat ein Recht, von Politikern vertreten zu werden, deren Maxime lautet: Österreich zuerst! Nur wer solide Werte und Sicherheit vermittelt, schafft Vertrauen und hat ein Recht, dem Wähler, dem Souverän, zu dienen!

 

Eine Frage zum Abschluß: Glauben Sie, geneigter Leser, wirklich, daß all die Festspielprominenz von den dargebotenen sommerlichen Event- und Kulturgenüssen etwas versteht?

 

 

 

Wer braucht noch die „rote Krake“? (27/08)

 

SPÖ: Aufstieg und Fall der einst stolzen und mächtigen Arbeiterpartei Österreichs

 

 

 

„Die SPÖ ringt ums nackte Überleben. Sie lässt die Hüllen fallen und kennt keine Scham mehr. Sie streift ab, woran sie geglaubt hat. Sie entkleidet sich ihrer Grundsätze in der Hoffnung, die Gunst der Wähler wieder zu erlangen. Die Parteispitze – man muß es so sagen – geht politisch auf den Strich.“ Diese aktuelle Analyse, von Hubert Patterer in der „Kleinen Zeitung“, beschreibt den verzweifelten Todeskampf einer einst geachteten, ideologisch gefestigten und anfangs von charakterlich starken Funktionären geführten Arbeiterpartei, in der ganzen Dramatik der dekadenten Endphase ihres politischen Niederganges.

 

Selbstverständlich hatte nach der ersten industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts der Versuch, die verelendeten Proletariermassen aus ihrer Fremdbestimmung und Ausbeutung zu befreien, durch Gründung einer Arbeiterbewegung, seine absolute Berechtigung. Kinder- und Frauenschwerstarbeit, bis zu sechzehn Stunden tägliches Schuften, keinerlei soziale Absicherung und Altersversorgung waren traurige Normalität. Nach Inkrafttreten des liberalen Staatsgrundgesetzes 1867 gab es erste Ansätze die Interessen der rechtlosen Arbeiter, durch Gründung einer Arbeiterpartei, organisatorisch wahrzunehmen. Der Parteitag 1874 in Neudörfl und der „Einigungsparteitag“ 1888/89 in Hainfeld waren die Anfänge des Aufstieges und Siegeszuges der Sozialistischen Arbeiterpartei Österreichs als Massenpartei, welche die „Katharsis der gesamten Gesellschaft“ erreichen wollte. Der Austromarxismus erkämpfte entscheidende Arbeits- und Sozialrechte und die Lebensqualität wurde nicht nur durch geregelte Arbeitszeiten, das geheime und gleiche Wahlrecht, sowie gewerkschaftliche Vertretung verbessert, Victor Adler gab als eigentliches Ziel der Sozialdemokratie die „Revolution der Gehirne“ vor. Der 1. Mai, der „heilige“ Tag der Sozialdemokratie, wurde als Machtdemonstration der Arbeitermassen zelebriert, die Drohung mit Streik, ja Generalstreik, unterstrich manche Forderungen und der republikanische „Schutzbund“ war als paramilitärische Formation ein Gewaltinstrument des Klassenkampfes in der Ersten Republik.

 

Nach 1945 setzten die „Sozialisten und Revolutionäre Sozialisten“ ihre marxistischen Bestrebungen der Errichtung einer gesamtsozialistischen Gesellschaft fort, aber der Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder machten aus den einstigen Proletariern sehr rasch satte, kapitalistische Wohlstandsbürger. Jene braven Parteimitglieder, welche von den idealistischen Funktionären monatlich persönlich beim „Parteimarkenkleben“ betreut wurden, bröckelten ab. Der neue Typus Wechselwähler orientierte sich bereits in den 1970er Jahren nicht mehr so stark nach ideologischen Parteiprogrammen, sondern an mehr oder weniger sympathischen, populistischen Spitzenkandidaten.

 

Als Bruno Kreisky, der erste großbürgerliche „Nadelstreifsozialist“, 1970 eine Minderheits- und ein Jahr später eine Alleinregierung bilden konnte, war eigentlich der Höhepunkt der Arbeiterbewegung erreicht.

 

In der Folgezeit war die SPÖ eine Partei der Skandale und selbstverliebte, machtgierige Funktionäre bedienten sich selbst und ihre Seilschaften völlig ungeniert durch Postenschacher in arroganter – primus inter pares – Überheblichkeit: „Der Staat sind wir“. Der Einzug in Walhall – den Ballhausplatz, war der Beginn der linken Götterdämmerung und der eher peinliche SPÖ-Kanzler Sinowatz bekannte das Dilemma seiner Genossen und Machthaberer auch offen ein: „Ohne die Partei sind wir nichts.“

 

Doch wie konnte aus den einst mächtigen „Sozialisten“ die Entzauberung der heutigen „Sozialdemokraten“ so rasch und demütigend erfolgen?

 

Es ist die Summe aller Fehler, welche die SPÖ, sowohl in personeller, ökonomischer als auch gesellschaftspolitischer Hinsicht in die Krise führte. Da sind die roten Skandale und die ungeheure Vernichtung von milliardenschwerem Volksvermögen, die von roten Apparatschiks in den Untergang geführte verstaatlichte Industrie und die hemmungslose Staatsverschuldung, die Konsumpleite, die Schließung des Zentralorgans der SP – der Arbeiterzeitung und die Verspekulierung der Gewerkschaftsgelder samt BAWAG-Pleite. Die Mitglieder des roten Geheimbundes „Club 45“ waren bereits derart verbürgerlicht, daß sie keinen „großen Proletariernachweis“ mehr brauchten, um als Elite von SPÖ-Gnaden die Republik als Selbstbedienungsladen zu sehen. Dazu der ehemalige Paradesozialist und ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch, den heute kein Sozi mehr kennen will: „Heute haben wir es mit Eliten zu tun, die aus politischer Überlegung entstehen.“

 

Welche Anmaßung, SPÖ-Kader ersetzten Bildung durch narzißtische Einbildung, ganz gegen die Elitendefinition von Univ.-Prof. Marian Heitger: „Elite ist durch hervorragende Fähigkeiten und Leistungen ausgezeichnet, durch eine besondere Wertigkeit seines Menschseins.“ – nur solche Persönlichkeiten sucht man in roten Kreisen vergebens, wenn sogar der Ex-SPÖ Geschäftsführer Andreas Rudas über die linke Nationalratspräsidentin Prammer meint: „Sie kann nicht einmal fehlerlos guten Tag sagen.“ Aber das Streben nach Macht und Einfluß war das nahezu suchtartige Antriebsmotiv all jener Sozialisten, welche dem sinowatschen politischen Imperativ „ohne die Partei sind wir nichts“ entsprachen.

 

Als die Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten bevorstand, scheuten sich die Sozialisten nicht, Österreich weltweit anzuschwärzen, das Gleiche machten sie im Jahr 2000, als sie endlich nicht mehr regieren durften. Damals „champanisierte“ ein heute als „Lügenkanzler“ titulierter Herr mit den Feinden Österreichs und begrüßte demütigende Sanktionen der Gesinnungspolizei in Brüssel.

 

Daß die SPÖ ein Sammelbecken von sogenannten „Ehemaligen“ ist, störte die Landesverräter und Austromasochisten dabei nicht, auch der Ausspruch ihres Säulenheiligen Karl Renner 1938 zum Anschluß Österreichs an Deutschland: „Die glücklichste Stunde meines Lebens“ hinderte sie nicht daran, unsere Heimat als Nazistaat zu diffamieren. Aber die wohl schlimmsten Übeltaten der roten Freundschafts-Gesinnungsgemeinschaft wurden in der Veränderung traditioneller, bewährter Grundwerte im Sinne des Zeitgeistes begangen. Die Fundamente der Gesellschaftsordnung wurden vernichtet. Die Gefahr sozialistischer Gesellschaftspolitik besteht in der Zerstörung fundamentaler Institutionen, wie etwa der Familie oder der straffreien Ermordung ungeborener Kinder, sowie in der Nivellierung des Bildungswesens nach unten, der ungehemmte Zuzug fremder Elemente in unsere Heimat und die Festsetzung der politisch „korrekten“ Normen und Gesetze.  Längst werden Rechte höher bewertet als Pflichten und wo ist ein SPÖ-Politiker, der nicht danach fragt, was unser Land für ihn tun kann, sondern was er für Österreich tun soll. Der proletarische homo politicus mutierte zum bourgeoisen  homo oeconomicus.

 

Wenn heute der fescheste SPÖler Parteivorsitzender ist, dann spekuliert man damit, daß Parteiprogramme keine Wahl beeinflussen, sondern einzig der schöne Schein der Theatermaske des Politikers auf der Seitenblickebühne Aufmerksamkeit erzielt. Der politische Event ersetzt das, was früher einmal Ideologie genannt wurde, ja genau das Gegenteil ehemaliger marxistischer Grundsätze ist im „Zukunftsmanifest“ der Sozialisten Blair und Schröder nachzulesen: „Wir werden nicht zögern Effizienz-, Wettbewerbs- und Leistungsdenken einzuführen.“

 

Womit sich die Frage stellt: Wer braucht die Sozis noch? Keinesfalls links-ideologisch ausgerichtete Intellektuelle. Auch durch Höchststeuern ausgepresste Lohnbezieher des in den Mittelstand aufgestiegenen ehemaligen Proletariats können gerne auf die umverteilenden Genossen verzichten. Wer bleibt da noch übrig? All jene, welche mit dem beglückt werden, was leistungsorientierte Steuerpflichtige erarbeitet haben, etwa eine Wohnung für Scheinasylanten oder Intervention bei Postenvergaben und Karriereschub mittels roten Parteibuchs. Also alle, welche als Umverteilungsgewinner am Topf der Leistungsgesellschaft naschen, wie multikulti- Zuwanderer und andere Sozialschmarotzer. Dazu Thomas Chorherr in seiner Analyse „Die roten Bürger“: „Die brutale Machtpolitik der SPÖ ist am Ende angelangt. Sie hat sich durch alle dreißig Jahre sozialdemokratischer Herrschaft in diesem Land gezogen. Ihre Bannerträger können es nicht fassen. Sie schalten und walten wie eh und je.“

 

Zukunftsvisionen sind von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs keine zu erwarten. Meinte doch der Nadelstreifsozialist Vranitzky: „Wer Visionen hat gehört zum Arzt“. Die logische Konsequenz kann nur sein: Keine sozialistische Entmündigung des Bürgers, sondern Österreich zuerst, das Recht auf Ungleichheit, Eigenverantwortung und Leistung.

 

 

 

1. Mai: Krieg und Spiele (19/09)

 

Wo sind heute die Proletarier

 

 

 

Vielen arbeitsfreien Festtagen ist längst der Anlass zur traditionellen Feierstunde abhanden gekommen. Weiß doch kaum noch ein Christ warum zu „Fronleichnam“ nicht gearbeitet werden darf, ja geradezu pervers muten solche religiösen Besinnungstage den Mitgliedern anderer Konfessionen an - aber Hauptsache: arbeitsfrei! Genauso geht es heute all jenen, welche den marxistisch-religiös verbrämten „Tag der Arbeit“ feiern sollen. Wer kennt schon die historische Entwicklung dieses arbeitsfreien Tages der Arbeit? Am 1.Mai 1886 rief die amerikanische Arbeiterbewegung den Generalstreik zur Durchsetzung des Achtstundentages aus, damals wurden die Werktätigen ausgebeutet und solch eine Aktion war absolut berechtigt. Im Gedenken an diese mutigen Streikenden wurde 1889 auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationale der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen und 1890 erstmals weltweit mit Massenstreiks und Massenaufmärschen gefeiert. Gesetzlicher Feiertag wurde der 1. Mai ab 1933 durch die Nationalsozialisten, das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als „Feiertag der nationalen Arbeit“ und seither ist dieser Maifeiertag in Österreich und Deutschland gesetzlicher Feiertag. Wer allerdings die heutigen 1. Maifeiern in den Massenmedien kritisch betrachtet, der darf schon die Frage stellen: ist dieser Feiertag noch zeitgemäß? Da lauern bürgerkriegsbereite, arbeitsscheue Chaoten nur darauf an diesem Arbeiterkampftag der Polizei Straßenschlachten zu liefern, ja erstmals klagt die Staatsanwaltschaft Berlin vier Gewalttäter wegen Mordversuches an. Alleine in Kreuzberg wurden 273 Polizisten verletzt und 44 Haftbefehle erlassen. Das ist die kriegerische Seite dieser Traditionsentwicklung, in Österreich frönt man eher dem 1. Mai-Spiel. Victor Adler beschrieb dieses Spektakel treffend in der, einst stolzen, linken Arbeiterzeitung: „Er ist sehr schön, der 1. Mai, und die Tausende von Bourgeois und Kleinbürgern werden es den Hunderttausenden von Proletariern gewiss gerne vergönnen, sich auch einmal das berühmte Erwachen der Natur, das alle Dichter preisen und wovon der Fabrikszwängling so wenig bemerkt, in der Nähe zu besehen.“ Nur – wo sind heute die Proletarier? Der Arbeiterbewegung sind die Arbeiter abhanden gekommen und fast jeder Angestellte oder Beamte wurde zum Bourgeois und Kleinbürger. Trotzdem stellen sich die selbst schwerverdiendenden sozialistischen „Arbeitervertreter“ auf ein Podest, lassen sich rote Nelken anstecken und winken mit roten Schneutztüchln den letzten noch mobil zumachenden Massen gönnerhaft aus ihrer erhöhten Position wohlwollend zu. Welch eine Bühne! Speziell bei schönem Wetter feiert man sich selbst und hält „Büttenreden“, welche bereits am nächst folgenden Arbeitstag mit ihren lächerlichen Klassenkampfinhalten peinlich wirken. Da will ein Eishockeyspieler, der irgendwie Steirischer Landeshauptmann wurde, tatsächlich die „Reichen“ abzocken, der Möchtegern Maximilien Marie Isidore de Robespierre, dabei ist er selbst ein Spitzenverdiener und versteckt Parteigelder in einer Stiftung steuerschonend!  Ganz zu schweigen von den roten Häuptlingen, welche am Wiener Rathausplatz ihre Untertanen auf Umverteilungskämpfe einschwören. Arm gegen Reich? Warum suchen die Genossen immer Feinde und keine Partner? Diejenigen, welche mit ihrem Besitz Arbeitsplätze in Österreich geschaffen haben und jetzt als potentielle Melkkühe tituliert werden, sind in der Schweiz jederzeit willkommen, je wohlhabender umso lieber. Können sie sich doch, dank der Steuerhoheit der Kantone, ihren Steuersatz mit der Behörde aushandeln, denn in der Schweiz weiß man seit über hundert Jahren das Kapital als Grundlage des Wohlstandes zu schätzen. Konsum, Produktion und Handel werden so mit neuer Nahrung versorgt, zum Wohle der Lebensqualität. Nur die linken Austromarxisten, auch Neidgenossen genannt, gießen immer wieder Öl ins Feuer des sozialen Friedens, bis aus der 1. Mai-Faschingskomödie auch in Österreich die Tragödie der Zweiten Französischen Revolution wird.

 

 

 

5.2.2.  Die Christlichsozialen – ein bündisches Sammelsurium

 

Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, bezeichnete die Bürgerlichen als „Nützliche Idioten“

 

 

 

Als bürgerliche Partei verstand sich die 1945 gegründete Österreichische Volkspartei. Ihre ideologischen Wurzeln basieren auf der Christlichen Soziallehre, dem Konservatismus und Liberalismus. Von ihrer Vorgängerpartei, der Christlichsozialen Partei der 1. Republik, unterscheidet sie sich im Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie und zur österreichischen Nation, eine Aufarbeitung und Distanzierung zum Austrofaschismus und dem ehemaligen Bundeskanzler Dollfuß erfolgte jedoch nicht. Im aktuellen Parteiprogramm werden Werte wie Freiheit, Verantwortung, Leistung, Sicherheit und Subsidiarität vertreten. Die Betonung liegt heute auf  christdemokratischer Partei, Partei des liberalen Rechtsstaates und der offenen Gesellschaft, ökosoziale Marktwirtschaft und Europapartei. Es stellt sich dabei die Frage ob Europa oder Österreich zuerst kommt und wen diese Partei wirklich vertritt, denn das Ideologie- und Meinungsspektrum umfasst,  aufgrund der föderalen Ausrichtung, eigentlich jeden oder auch keinen Staatsbürger. Einheitliche Standpunkte zu wirtschaftlichen, ökologischen oder gesellschaftlichen Fragen sind auf Grund der bündischen Zerteilung nahezu unmöglich. Wirtschafts- Bauern- und Arbeiter und Angestelltenbund haben naturgemäß zum Teil gravierende Meinungsverschiedenheiten. Ebenso sind Senioren-, Jugend-, und Frauenbewegung sich bei ihren Problemlösungen oft selbst im Wege. Um Führungspositionen wird richtiggehend gefeilscht, denn die einst mächtigen Bauern machen nur mehr 4% der Österreichischen Bevölkerung aus, sie stellen aber die meisten Führungsfunktionäre, sehr zum Leidwesen ihrer anderen Bündekollegen. Raiffeisen und die Industriellenvereinigung ziehen im Hintergrund die Fäden und Frank Stronachs „Goldene Regel“ trifft bei der ÖVP sicherlich ins Schwarze: „Wer das Gold hat, macht die Regeln“, denn eine Partei im klassischen Sinne ist die ÖVP nie gewesen.

 

Ob die Volkspartei zu ihrem Versprechen stehen wird, dass vor dem EU Beitritt der Türkei eine verbindliche Volksabstimmung durchzuführen ist, bleibt jedenfalls abzuwarten.

 

 

 

Bunt – na und? (05/07)

 

Lustig muß es sein

 

 

 

Vielfältig, flexibel und offen für alle und alles, so will die einst von der katholischen Soziallehre und den Grundsätzen des Konservativismus geprägte Volkspartei in Zukunft auf Wählerfang gehen. Homos, Lesben, Singles, Patchwork-Lebensabschnittspartner und vielleicht auch Familien sollen bei den sich nun „bunt“ gebenden „Schwarzen“ eine politische Heimat finden. Dafür gibt es in der VP schon eigene Denkwerkstätten. Die neuen schwarzen Hoffnungen Pröll, Kdolsky dürfen sich dort als ChefInnenberaterInnen üben. Bei Schweinsbraten und einem Zigaretterl wird dabei alles gleich und gültig und damit letzlich gleichgültig.

 

Heimat und Familie, das war einmal. Heute ist das heilige Sakrament der Ehe, verbunden mit dem Gelöbnis, dem Partner treu bis in den Tod zu sein, ja gar so traditionell. Hedonistischer Wertewandel, vorgelebt von der ÖVP Spitze. Die einstige Bürgerpartei verkommt zur „Konsumismustruppe“ ohne politisches Programm. Das ist reinste Dekadenz, denn anatolische Zuwanderer füllen mit ihrem Nachwuchs gerne die Lücken unserer kinderlosen Spaßgesellschaft. Bei einer Fertilität von 1,4 höhnen die Islamisten: „Wir gebären euch zu Tode“. Das Ende der „Umvolkung“ ist mathematisch vorprogrammiert.  Begonnen hat dieser Untergang der Österreicher unter Kreiskys Frauenriege und dem links-linken Justizminister Broda. Die Staatssekretärin und ehemalige Hilfsarbeiterin Franziska Fast freute sich diebisch, als endlich in Österreich straffrei abgetrieben werden konnte. Heute werden etwa gleich viele Kinder im Mutterleib ermordet, wie geboren werden.

 

Sollte im Alter die Einsamkeit nachdenklich machen, na dann kauft man sich halt ein liebes Hunderl, so nachzulesen im Bücherl der „Kommunikationsberaterin“ Birgit Kofler, für die ja auch unsere neue schwarze Familienministerin eine „Nachwuchsverweigerungs-Wortspende“ parat hatte. Und wenn die Verbesserung der Bevölkerungsbilanz durch Migration scheitern sollte, dann bleibt uns ja noch die Adoption. Und die gleich für alle, egal ob Hetero oder Homo. Hauptsach’, aus Afrika! Denn ganz Hollywood macht das ja schon. Und dort regiert bekanntlich auch ein bunt-schillernder „schwarzer“ Gouvernator.

 

 

 

Quo vadis Österreichische Volkspartei? (47/08)

 

In der „Mitte“ wird es immer enger

 

 

 

Bei der Nationalratswahl 2008 erreichte die christlich–soziale ÖVP, welche sich dem bürgerlich–konservativem Lager zugehörig versteht und als Grundsatzprogramm Katholische Soziallehre, Konservativismus und Liberalismus vereint, nur mehr 26% der gültigen Wählerstimmen. Die Talfahrt, begonnen 1970 mit dem Ende der ÖVP-Alleinregierung, zur Mittel-, wenn nicht gar Kleinpartei, setzte sich rasant fort. Innerhalb eines Zeitraumes von nur zwei Jahren verlor diese einst stolze Großpartei 8,3% ihrer Wähler, und zwar speziell ihrer Kernschichten. Laut Standard gingen etwa 7% der regelmäßigen Kirchgänger, im Vergleich zur NRW 2006, fremd. Gerade die soziale Mobilität einst eindeutig zuordbarer Gesellschaftsgruppen, wie Bauern, Beamte, Angestellte, Katholiken, Gewerbetreibende, also jene Leistungsträger, welche mit Werten wie Freiheit, Verantwortung, Sicherheit, Subsidiarität ansprechbar waren, begünstigt heute die Wechselwählermentalität.  Das Ideologie- und Meinungsspektrum innerhalb der Österreichischen Volkspartei ist aufgrund ihrer territorialen und funktionalen Gliederung traditionell breit. Eine Vereinheitlichung der Standpunkte in wirtschaftlichen, ökologischen oder gesellschaftlich-kulturellen Fragen ist fast unmöglich, denn wer alle Bevölkerungsgruppen vertreten will, stößt zwangsläufig auf divergierende Interessen. Die bündische Struktur der sechs Teilorganisationen, selbständige Vereine, zeigt dieses Dilemma eindeutig auf, denn jeder Bund ist bestrebt seine Interessen politisch umzusetzen und seine Kader in den jeweiligen Wahllisten an vordere Plätze zu positionieren, Konflikte innerhalb des Parteigefüges sind daher unvermeidbar. Das bedeutet aber in vielen Fällen, dass sich etwa Arbeitnehmer bei der SPÖ oder FPÖ besser vertreten fühlen und daher nicht dem ÖAAB ihr Vertrauen schenken. Generell hat das Lagerdenken und die Treue zu einer Partei abgenommen und das Charisma des Spitzenkandidaten beeinflusst die Wahlentscheidung nicht unbedeutend, wer liest heute noch Parteiprogramme und die blasse Erscheinung Molterers bei der NR-Wahl 2008 war vielleicht auch mitverantwortlich, dass die ÖVP so gravierend absackte, der Schaumschläger Feymann konnte besser bluffen. Aber auch einst landesfürstlich ÖVP dominierte Bundesländer wurden „umgefärbt“, wie die Steiermark und Salzburg. Es ist nicht nur die Persönlichkeit des jeweiligen Spitzenkandidaten der die Veränderung des politischen Machtgefüges auslöst, gesellschaftliche Veränderungen und der soziale Wertewandel begünstigt oder benachteiligt nachweislich das jeweilige Wahlverhalten entscheidend. In der Ersten Republik konnte sich die Christlichsoziale Partei,  auf ein breites Kernpotential an Bauern, Bürgerlichen und Unternehmern abstützen. Die Fronten waren klar: den kapitalistischen „Schwarzen“ Austrofaschisten auf der einen Seite standen die proletarischen „Roten“ Arbeitermassen des Austrokommunismus gegenüber. Nach 1955 nahmen, auf Grund des technischen Fortschrittes, diese sozialen Gruppen quantitativ dramatisch ab und eine Erosion des bürgerlichen Wertesystems konnte soziologisch als Folge der beruflichen und damit verbunden, der sozialen Mobilität verortet werden. Der gesellschaftliche Strukturwandel wird dramatisch sichtbar, wenn man die wirtschaftliche Gliederung der Berufstätigen vergleicht: Im primären Sektor, also der Landwirtschaft, waren 1951 noch 22% aller Erwerbstätigen beschäftigt – heute nur mehr ca. 4%. In der Industrie, dem sekundären Sektor, waren es 1951 noch 35% - heute etwas über 20%  und der tertiäre Sektor, die Dienstleistungssparte, zeigt eine derartige Dynamik, dass alle im primären und sekundären Sektor verlorenen Arbeitsplätze dort, oft nur in Form von kurzfristigen Arbeitsverhältnissen, kompensiert werden müssen. Weiters ist die demographische Entwicklung, die religiöse Problematik der Zuwanderer und der Beliebigkeitsfaktor im Wertegefüge zu erwähnen. Wie sollen sich bei solch dramatischen Veränderungen des Gesellschaftsbildes und des Beschäftigungsmarktes politische Zugehörigkeiten festigen, geschweige politische Familientraditionen fortgesetzt werden? Die Zukunft von Groß- oder Volksparteien ist daher ungewiss und je nach individueller Interessenslage wandern Wähler zu jenen Volksvertretern ab, welche ihnen gerade die Lösung ihrer persönlichen Probleme versprechen, leider sehr oft in Form von unsachlichen, rattenfängerischen Schalmaienklängen. Die ÖVP verfügt immer noch über ein dichtes, praktisch flächendeckendes Netzwerk an Vorfeld- und Lokalorganisationen: im katholischen Umfeld, den Unions-Sportklubs, Akademikerbund und Kartellverband. Die Rekrutierung von politischen Eliten, welche staatsmännische Fähigkeiten ausstrahlen, gestaltet sich in Zeiten politischen Desinteresses schwierig, das Mittelmaß dominiert. Ungewiss ist auch das Wahlverhalten der aus Asien und Afrika kommenden Neoösterreicher. Warum sollen Mohammedaner eine christliche Partei wählen, welche der gesellschaftlichen Abwertung von Familie, der Abtreibung und Homoehe nichts entgegensetzten konnte. Auch die absolute EU-Fixiertheit und die Aufgabe heimattreuer Grundsätze werden in weiten Teilen der Bevölkerung nicht goutiert. Der Wähler wendet sich enttäuscht jener Gruppierung zu, welche ein nationaleres Österreichbild zeichnet. Die Zukunftsperspektiven der ÖVP sind wahrscheinlich nicht allzu rosig, denn der Trend nach unten dürfte sich fortsetzten. Die großen internen Interessengegensätze und Konflikte könnten eine Auflösung oder ein Wegbrechen einzelner Organisationen oder Bünde zur Folge haben. Die Bruchlinien laufen entlang der Schwachstellen von Politikinhalten bzw. der Programmatik, im Personalangebot, in der Parteiorganisation und in der Position innerhalb des Parteiensystems. Die Zeiten, als nur zwei Großparteien sich der Wahl stellten sind endgültig vorbei. Ein breites Angebot unterschiedlichster Gruppierungen hat die Parteienlandschaft bunter gemacht, aber alle wahlwerbenden politischen Parteien buhlen um die Gunst desselben Wählerklientels, die eindeutige Etikettierung von Links, Rechts und Mitte ist längst nicht mehr überall eindeutig zuordbar, alle Parteien drängen zur Mitte und dort wird es für die ÖVP in Zukunft noch enger als bisher werden.

 

 

 

5.2.3. Rechtsdemokratisch, patriotisch, freiheitlich

 

Abg. Dr. Gorbach, ÖVP zu den österreichischen Kommunisten:

 

„Wer ist aber nach oft bewährter russischer Auffassung, nach kommunistischer Auslegung Faschist – Jeder, der nicht kommunistisch und moskauhörig ist, ist faschistisch, vom Papst angefangen bis Trotzki und Beria!“ (Heiterkeit und lebhafter Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

 

33. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

 

 

Die Parteiprogramme von SPÖ und ÖVP deckten 1945 die Interessen nicht aller Österreicher ab und so wurde von ehemaligen Landbündlern, Angehörigen der jüngeren Kriegsgeneration sowie Intellektuellen, welche sich den revolutionären Ideen von 1848 verbunden fühlten, der Verband der Unabhängigen (VdU) als drittes politisches Lager gegründet. 1956 wurde der VdU aufgelöst und die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) gegründet. Der erster Parteiobmann Anton Reinthaller stellte in seiner Antrittsrede fest: „Der nationale Gedanke bedeutet in seinem Wesen nichts anderes als das Bekenntnis der Zugehörigkeit zum deutschen Volk.“ Die dritte Kraft wurde 1970 Königsmacher des Sonnenkönigs Kreisky, als der damalige Obmann der FPÖ, Friedrich Peter, eine SPÖ–Minderheitsregierung stützte. Nach der Nationalratswahl 1983 stellte die FPÖ mit Norbert Steger den Vizekanzler in einer SPÖ-FPÖ Koalition. Steger bemühte sich das nationale Image der FPÖ durch ein liberales zu ergänzen. Als 1986 Jörg Haider in einer spektakulären Kampfabstimmung auf dem Innsbrucker Parteitag zum Obmann gewählt wurde, beendete der SPÖ Kanzler Vranitzky den demokratisch verhandelten Koalitionsvertrag einseitig. Unter Jörg Haider wurde ein erfolgreiches Volksbegehren „Österreich zuerst“ gestartet und die FPÖ konnte durch ein Thematisieren der Wünsche und Ängste breiter Bevölkerungsschichten ihr Profil schärfen. 1993 spalteten sich, unter Führung von Heide Schmidt, fünf Abgeordnete ab und gründeten das Liberale Forum.  Trotz dieses Intrigenspiels erlebte die FPÖ als Oppositionspartei einen enormen Wählerzuwachs und wurde bei den Nationalratswahlen 1999 mit 26,9% Stimmenanteil die zweitstärkste politische Kraft in Österreich. Im Jahre 2000 konstituierte sich eine Reformkoalition unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ). Diese Regierung wurde in der Folge entgegen jeder demokratischen Spielregel von linken Gruppen sogar im Ausland diffamiert und Österreich wurde von seinen „EU-Freunden“ nicht nur geächtet, sonder mit Sanktionen belegt. Erst die beschämende Begutachtung durch drei „EU–Weise“ brachte die selbstverständliche Feststellung, dass Österreich doch kein Nazistaat sei. Dieser Aufstieg wurde wieder durch innerparteiliche Streitereien beendet, indem sich in der Knittelfelder FPÖ-Vollversammlung 2002 erneut eine Parteispaltung anbahnte. Die daraufhin vorgezogenen Neuwahlen ließen die FPÖ auf 10% Stimmenanteil abstürzen und von den 52 Nationalratssitzen blieben nur mehr 18 übrig. Bei den Wahlen zum Europaparlament 2004 stürzte die FPÖ von 23,4% (1999) auf 6,3% ab und stellte nur mehr einen Abgeordneten im Europaparlament, nämlich Andreas Mölzer. Er wurde auf Grund eines spektakulären Vorzugsstimmenanteils als FPÖ Mandatar nach Brüssel entsandt. Die sich bereits in Knittelfeld abgezeichnete Spaltung wurde 2005 formell vollzogen, als sich die bisherige FPÖ Spitze mit Jörg Haider, Ursula Haubner, Hubert Gorbach, Herbert Scheibner als „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) als neue Partei konstituierte. Am 23. April 2005 wurde Heinz-Christian Strache zum neuen FPÖ Obmann gewählt. Unter seiner Obmannschaft erstarkte die FPÖ erneut und konnte bei den Nationalratswahlen 2006 den Stimmenanteil auf 11% erhöhen, bei den vorgezogenen Nationalratswahlen 2008 bereits auf 17,5% steigern. Die Wahlkämpfe gegen die FPÖ werden mit unglaublichem Hass und Diffamierung geführt, wie etwa die Kampagnen gegen die Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz zeigten, denn die Altparteien fürchten um ihre Macht, Einfluss und Pfründe. Ein Erstarken der FPÖ allerdings dürfte nicht zu verhindern sein, wie dies auch ein europaweiter Trend für patriotische, nationaldemokratische Bewegungen auf breiter Basis zeigt.

 

 

 

Die üblichen Verdächtigen (11/08)

 

In Graz macht sich eine Verdächtigungspraxis nach Hans Weigl breit

 

 

 

Nach einem verheerenden Brand in einem Ludwigshafener Wohnhaus mit neun türkischstämmigen Todesopfern, sagten zwei türkische Mädchen aus, sie hätten einen mit Feuer hantierenden Mann am Brandort gesehen, außerdem sei an dem von türkischen Familien bewohnten Haus zweimal das Wort "Hass" mit SS-Runen auf die Wand geschmiert worden. Sofort wusste die türkische Presse, daß in Deutschland ein Krieg gegen Türken  stattfindet. Sogar der türkische Premierminister erschien mit medialem Getöse am Tatort und beschwor türkische Geschlossenheit. Die BRD verzichtete auf ihr alleiniges nationales Recht Ermittlungen durchzuführen und türkische Sachverständige wurden zu den Untersuchungen zugelassen. Nun ist es still geworden um diese Vorverurteilungen. Die Mädchen nahmen ihre Beschuldigungen zurück und die „Bild-Zeitung“ berichtete, unter Berufung auf Ermittlerkreise, eine Brandstiftung gelte als immer unwahrscheinlicher. Wenn irgendein unbekannter Täter im islamischen Umfeld einen Gesetzesbruch begeht, werden sofort so genannte rechte Verdächtige in den Medien vorschnell angeprangert, wie auch in Graz. Nachdem der SPÖ-Politiker und Chef der ägyptischen Gemeinde (!) Soleiman Ali einen anonymen Drohbrief erhalten hat, waren auch hier die üblichen rechten Verdächtigen sofort verortet. Personenschutz wurde angeordnet, da „Menschenverachtung und Fremdenfeindlichkeit“ natürlich nur vom rechten Narrensaum ausgehen kann. War da nicht einmal eine Hetzjagd auf die pauschal verdächtigen Abonnenten der Aula initiiert worden, mit staatlich angeordneten Hausdurchsuchungen? Ebergassing lässt grüssen, dabei findet gerade im islamischen Milieu derzeit auf österreichischen Boden eine gewaltsame, bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung statt. Da kämpfen Türken gegen Kurden, Serben gegen Kosovoalbaner und im Untergrund schüren ägyptische Moslembrüder und irakische Separatisten den Hass, von islamfaschistischen Al Kaida-Zellen ganz zu schweigen. Aber wer wagt schon solche gewaltbereite Gruppen vorzuverurteilen? Da ist es doch wesentlich einfacher auf die üblichen Verdächtigen zurückzugreifen. „Der Hofer woar´s, vom zwanzger Haus, der schaut´ ma so verdächtig aus!“ sang einst Wolfgang Ambross, bis der Vorverurteilende Mob erkannte, „..das die Leich´da Hofer is´“.

 

Hat Hans Weigl, mit seiner Anweisung Gerüchte zu verbreiten, wieder einmal gelehrige Psychokriegsschüler gefunden?

 

„WENN ICH KOMMUNIST WÄRE

 

... egal, ob euro- oder anarchistisch-linksradikal, wenn ich Kommunist wäre, würde ich nachts heimlich an eine gut sichtbare Stelle im Zentrum einer Großstadt ein Hakenkreuz malen.

 

Das bringt mehr Publizität als eine mit Rotfrontparolen von oben bis unten beschmierte Universitäten.

 

Außerdem könnten Rotfrontparolen dort, wo sie nicht hingehören, bei der Bevölkerung meinen Freunden schaden. Hakenkreuze aber meinen Feinden. Wenn ich Kommunist wäre, würde ich in aller Öffentlichkeit das Horst-Wessel-Lied oder den Badenweiler-Marsch anstimmen, ich würde im Wirtshaus Lobreden auf die NS-Zeit von mir geben und anschließend, möglichst im Chor, Soldatenlieder aus der Wehrmachtszeit absingen. Wenn ich Kommunist wäre, hätte ich die Hitler-Welle erfunden. Und wenn ich schon nicht so gescheit gewesen wäre, sie zu erfinden, würde ich sie, wenn ich Kommunist wäre, nach Kräften fördern. Ich würde blonde, blauäugige, junge Großgewachsene, gegen gute Honorare, öffentlich Juden beschimpfen lassen.

 

Und ich würde das alles, was ich heimlich angezettelt habe, publizistisch aufwerten, groß herausstellen, aufblähen: als Wiedergeburt des Nationalsozialismus. Immer gerade dann, wenn die öffentliche Meinung sich über linksradikale Exzesse besonders empört, würde ich, wenn ich Kommunist wäre, eifrig dafür sorgen, daß rechtsradikale Aktivitäten zumindest ein Gleichgewicht herstellen, noch besser: im Presse-Echo dominieren.

 

Als italienischer Kommunist würde ich veranlassen, daß bei Unruhen Linksradikale schwer verletzt oder getötet werden; in der Bundesrepublik Deutschland würde ich mich auf jüdische Friedhöfe spezialisieren, in Österreich würde ich eine Sigmund-Freud-Gedenktafel besudeln.

 

Durch alle die erwähnten und andere, gleichgerichtete Aktivitäten ist es mit geringer Mühe möglich, die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs vor aller Welt zu diskreditieren und die beiden Staaten politisch zu schädigen. Ich bin kein Kommunist. Also tu' ich das alles, was ich hier vorgeschlagen habe, natürlich nicht. Ich plaudere nur so vor mich hin, ich schreibe für meine Leser auf, was ich mir als Nichtkommunist über die Kommunisten denke.

 

Und vielleicht bringe ich sie dadurch auf eine gute Idee. Nicht die Kommunisten- die brauchen mich nicht dazu-, sondern die Nichtkommunisten.“

 

Hans Weigel, erschienen in "AD ABSURD UM, Satiren, Attacken, Parodien aus drei Jahrzehnten", 1977, Verlag Styria.

 

 

 

Kellernazi oder Austrofaschist (11/08)

 

Links ist gut alle anderen sind böse

 

 

 

Der Neandertaler tat es, Einbrecher und Soldaten tun es und unsere linken Genossen machen es gerne – ohne denken zu müssen triebgesteuert handeln. Die Urhorde hatte bei einer Begegnung mit wilden Tieren die Alternative Kampf oder Flucht, Soldaten im Gefecht können zu Helden oder Feiglingen werden und die linken Emanzen, der Zwangslächler und ein Wichtigmachender Kultuschef etikettieren in primitivster Weise politisch Andersdenkende nur mehr in zwei Kategorien: Austrofaschisten oder Kellernazis. Das ist nicht nur simpel, es spart das mühsame reflektierende Denken und für die Medien sind solche schwarz/weiß Botschaften leicht zu publizieren, denn wer die schlechteren Sachargumente hat, flüchtet in klischeehafte persönliche Attacken, ohne Beweise für die Ehrabschneidung antreten zu müssen. Da werden im Internet unbescholtene Bürger „angekreidet“, diffamiert, stigmatisiert, Unwahrheiten straflos verbreitet, der Tenor ist immer der Gleiche: links ist gut, alle anderen sind böse. Ein kabarettreifer Muzicantenstadl bedient sich des psychologischen Untergriffes „labeling aproach“: Personen werden eingestuft, etikettiert und ihr Handeln als deviant, also von der Norm abweichend, angeprangert. Wohl weislich wird verschwiegen, dass diese Normen und Werte keinerlei Allgemeingültigkeit besitzen, sondern genau von jenen „haltete den Dieb“ Schreiern aufgestellt wurden, welche nun behaupten, ihre Regeln müssen von allen Staatsbürgern unwidersprochen befolgt werden. Wer sich nicht unterordnet wird mit allen Mitteln stigmatisiert, also als Kellernazi, Austrofaschist und was sonst noch zeitgeistlos erscheint gebrandmarkt. Er muss mundtot gemacht werden, koste es was es wolle, auch wenn die EU Österreich wieder entmündigen und mit Sanktionen belegen sollte. Linke Eitelkeit und Machterhaltung zuerst: „Und willst du nicht meiner Meinung sein, dann hau ich dir den Schädel ein“ - diese Maxime praktiziert der linke Mob ja bereits fleißig bei diversen Antifa-Demos! Der verleumdete Delinquente selbst kann an seinem Status als vermeintlicher sozialer Abweichler nichts ändern, weil er ja das Opfer linker gesellschaftlicher Rollenzuweisung ist, er muss sich verteidigen und ist damit in der Defensive. Vorurteil, also vorab wertende Urteile, Vorverurteilungen und kritiklose Verallgemeinerungen sind die Folge der gebetsmühlenartig verbreiteten Unsachlichkeiten. Nachdenken und Prüfen der Aussagen entfällt, linke Propagandisten wollen mit einer Art Gehirnwäsche den mündigen Bürger umschulen. Entweder – oder, nur zwei Möglichkeiten, genauso werden Computer programmiert. Warum Menschen, welche nach 1945 als Nazis bezeichnet werden und was eigentlich ein Kellernazi sein soll bleibt rätselhaft, haben sich doch unsere nationalen Sozialisten vor noch nicht allzu langer Zeit von einem echten SS-Mann zu Regierungsehren verhelfen lassen! „Lernen sie Geschichte“ meinte der damalige Kanzler und packelte fleißig mit ehemaligen NSDAP Mitgliedern, ja er installierte sogar einen echten NAPOLA-Schüler zum Verteidigungsminister. Das wahre Motiv jedoch scheint wesentlich subtiler zu sein, nämlich auch künftige Generationen so zu beeinflussen, dass sie ihre Väter- und Großvätergeneration weiterhin als Verbrecher ansehen, eben als Nazis! Da müssen ganze Schulklassen nach Auschwitz fahren, nicht nach Huda Jama, den slowenischen killing fields Europas. Auch im Geschichtsunterricht dominiert die Einseitigkeit, denn mehrdimensionales Wissen ist nicht erwünscht, kein Schüler kann daher den Autor folgendes Zitates erkennen: „Die Gefangenen sind in großen Gehegen untergebracht worden und dort finden sie seit 18 Monaten Ruhe und Frieden. Ein elektrisch geladener Drahtgitter bildet die gesündeste und zugleich sicherste Umzäunung. Dies gestattet den Gefangenen freien Ausblick und sie genießen so die Illusion der Freiheit“ Geschrieben von einem Hochverehrten Staatsmann: Winston Churchill, amtlicher Bericht aus dem Burenkrieg. Also wer ist jetzt wirklich ein Nazi? Churchill oder die jungen österreichischen Politiker, welche sich dem Zeitgeistdiktat nicht beugen?

 

 

 

Die Jungen wählen rechts (26/09)

 

Renaissance der alten Werte: Österreichs Jugend erwacht aus dem multikulturellen Traum der 68er Generation

 

 

 

Jugend bedeutet einerseits eine subjektive biographische Lebensphase, andererseits eine gesellschaftlich bestimmte Lebenslage zwischen abhängiger Kindheit und dem Leben als eigenverantwortlicher Erwachsener. In dieser Übergangsphase werden soziale Normen und Werte internalisiert, welche im weiteren Leben Denken und Handeln prägend bestimmen. Seit 1945 fand aber ein außengesteuerter Wertewandel in diesem Sozialisationsprozess statt, dessen Fehlentwicklung heute ernüchternd festgestellt werden muss, und zwar von den betroffenen Jugendlichen selbst, welche tagtäglich in ihrem Alltagsleben mit Überfremdung, Kriminalität, Verkommen der Muttersprache sowie Bildungs- und Kulturdefiziten, Auslaugen des Sozialstaates, Arbeitsplatz- und Umweltproblemen konfrontiert werden. Der Beginn des neuen Jahrtausends sieht unser Volk in seinem geistigen und biologischen Bestand substantiell bedroht. Begleitend wird der heranwachsenden Jugend noch immer ein manipuliertes Geschichtsbild der Siegermächte, ausgehend vom Hooton-Plan, vorgesetzt und familienfeindliche, multikulturelle Illusionen sowie austauschbare Beliebigkeiten einer Spaß- und Konsumgesellschaft, die vielzitierte „Fun-Generation“ eben,  werden verführerisch propagiert. Willfährige Handlanger dieses Volks- und Heimatvernichtungsplanes war die anarchistisch-marxistische 68er Generation. Diese „Möchtegern–Revoluzzer“ besudelten ungeniert ihre Vorfahren, wollten alle Autoritäten abbauen, propagierten ungehemmten sexuellen Partnertausch, die Auflösung von Familie und des Staates. Sie lehnten altbewährte Traditionen und Tugenden wie Pflichterfüllung, Treue, Uneigennützigkeit oder gar Ehre kategorisch ab und setzten dafür das Streben nach größtem hedonistischem Lustgewinn als erstrebenswert ein. Heute erkennt die Jugend, dass Heimat, Volk und von vielen Generationen geschaffene Grundlagen, wie Sozialsysteme, kulturelle Werte oder nationale Eigenständigkeit leichtfertig verspielt wurden und altmodische Werte durchaus ihre Berechtigung haben. Welchen Status hat heute ein Jugendlicher, dessen Eltern geschieden sind, in dessen Schulklasse unbekannte Fremde unterschiedlichster Kulturen und Religionen in der Mehrheit sind und wo von Albanisch bis zu diversen Zuludialekten eine babylonische Sprachenverwirrung herrscht? Sowohl die 14. als auch 15. Jugendstudie von Shell Deutschland als auch die Österreichische Jugend-Wertestudie von B. Heinzlmaier zeigen eine Renaissance von postmaterialistischen Werten wie Fleiß, Ehrgeiz, Sicherheit, Ehrlichkeit, Familie, Gemeinschaft, soziales Engagement kombiniert mit Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein und Kreativität. Allerdings werden diese durchaus optimistischen Einstellungen gedämpft. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag von Stern diagnostizierte Zukunftsskepsis in Bezug auf politische Lösungskompetenz der herrschenden politischen Altparteien und damit verbunden zunehmende Politikverdrossenheit. Demnach sind 85% der befragten Jugendlichen überzeugt, dass die herrschenden Politiker „auf die Interessen des Volkes keine Rücksicht nehmen“. Damit wird auch die Einstellung der heute bereits mit sechzehn Jahren wahlberechtigten Jugendlichen klar: die derzeit regierenden Altparteien können keine plausiblen Lösungskonzepte der brisanten Zukunftsprobleme präsentieren. Speziell wenn ehemalige sozialistische Minister an der Vernichtung von Arbeitsplätzen beteiligt sind, wenn in der bürgerlichen Grünpartei zugewanderte Ausländer politische Ämter bekleiden und wenn eine katholische Volkspartei den moslemischen Zuwanderern alle christlichen Werte opfert. Wenn aber das politische Establishment versagt, suchen eben auch die Jugendlichen nach Alternativen. Ein so genannter „Rechtsruck“ bei Jugendlichen ist daher schlüssig nachvollziehbar – schließlich verorten sich gerade „Rechtsparteien“ als Parteien, die ein Gegenprogramm anbieten können. Österreichs Jugendliche etwa trauen der freiheitlichen Heimatpartei eine Lösung der anstehenden gesellschaftlichen Problemstellungen zu. Wählerpräferenzen der Jungwähler für die FPÖ jenseits der 40 Prozent-Marke, bestätigen die Meinungsforschungsinstitute GfK und OGM, publiziert im links-linken News vom 20. Mai 2009. Das lässt bei der systemhörigen Journaille und den machtgewohnten Altparteien die Alarmglocken klingeln, denn immer weniger vertrauen der „verfilzten“ Demokratie. Die autochthone Jugend hat ein Recht auf Glück, Zufriedenheit und eine sozial abgesicherte Zukunft. Die Wertewandelsstudie 1990-2008 von Polak, Hamachers-Zuba und Friesl zeigt, dass die Mehrheit der Österreicher endlich wieder klare Verhältnisse wünscht: „Wo strenge Autorität ist, dort ist auch Gerechtigkeit“. Und laut Jugendwertestudie 2006 des Österr. Instituts für Jugendforschung, wünschen sich 82% eine Partei, welche die Interessen der Jugendlichen vertritt, denn über 60% sehen in der derzeitigen Konstellation eine Politik, welche ihnen ihre Zukunft verbaut. Auch zeigen alle neuen Studien ein klares Bekenntnis zur altbewährten Familie, denn 72% der Jugendlichen sind der Meinung, dass „man eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben zu können“. Die Jugend ist, trotz ihrer täglichen Konfrontation mit kriminellen ausländischen Banden, Überfremdung und pessimistischer Nachrichten laut dem Leiter der Shell-Jugendstudie, dem Soziologen Klaus Hurrelmann, durchaus bereit sich den Anforderungen der Zukunft zu stellen: „Sie sind duldsam und überraschend konstruktiv. Es ist auffällig, dass sie sich nicht beklagen und dass sie ganz realistisch zu Protokoll geben, dass sie ihre Pension selbst werden zahlen müssen. Von einer Aufkündigung der Solidarität kann keine Rede sein.“ Dieser Befund ist ein Auftrag an die politischen Entscheidungsträger wieder dafür zu sorgen, dass der österreichischen Jugend ihre Heimat nicht gestohlen wird, dass weibliche Jugendliche nicht Freiwild für moslemische und afrikanische Machos werden, dass das Eigentum der Familien geschützt wird und dass das Bildungssystem nicht weiter zur Volksverblödung mittels „Re-Education“ missbraucht wird. Es ist nicht rassistisch oder diskriminierend, wenn Österreichs Jugend mit der Forderung „Österreich den Österreichern“ und „wir zuerst“ endlich aus dem multikulturellen Utopietraum der 68er Generation erwacht, denn wer täglich mit gesellschaftlichen Selbstbehauptungsansprüchen und der kriminellen Energie der ungebetenen „Gäste“ konfrontiert wird, stellt berechtigterweise die ultimative Forderung an die Politik, den Missbrauch der vorherrschenden multikulturellen Toleranz endlich abzustellen und die naive „Gastfreundschaft“ des gelernten Österreichers zu beenden.

 

 

 

5.3. Skandale, die negative Würze des politischen Alltags

 

 

 

„‚Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand‘, ist ein alter Scherz, den man wohl in unsern Zeiten nicht gar für Ernst wird behaupten wollen.“ (Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

 

„Wem Gott ein Amt gibt, dem raubt er den Verstand.“ (Erich Kästner)

 

„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Nur werden die Ämter leider nicht von Gott vergeben.“ (Gerhard Uhlenbruck)

 

 

 

Von seinen demokratisch gewählten Politikern erwartet das Volk, dass diese Mandatare zum Wohle der Gemeinschaft die Gesetzte, Regeln, Normen- und Wertvorstellungen der Gesellschaft genauestens einhalten und moralische Vorbildwirkung in der Öffentlichkeit repräsentieren. Handelt ein Politiker eigennützig und begeht auch noch strafrechtsrelevante Taten, dann gibt das einen handfesten Skandal, eine politische Affäre. Medien, auch als vierte Macht im Staate bezeichnet, stürzen sich auf skandalöse Ereignisse, denn die Berichterstattung über Korruption, Bestechung, Bankenskandale und ähnliche spektakuläre Verfehlungen, versprechen Auflagen- und Quotensteigerung. Besonders bei der Aufdeckung und der Aufklärung von nicht gesetzteskonformen Verhalten oder persönlicher Vorteilsnahme politischer Gruppen oder Einzelpersonen, spielt der investigative Journalismus eine bedeutende Rolle. Manche Geschichten werden auch skandalisiert, je nach Sympathie der Leser bilden sich dann Gruppen pro und contra, bestens verfolgbar in Leserbriefen oder Internetforen. Die „Watergate-Affäre“ war eine der ersten großen politischen Skandale, welche von den Medien aufgedeckt wurde. Der damalige amerikanische Präsident Nixon war nach bekannt werden seines ungesetzlichen Handelns untragbar geworden. Auch in Österreich gab es in der 2. Republik handfeste politische Skandale, besonders die rote Reichshälfte war mit skandalösen Politikern reich gesegnet, sehr viele wurden auch rechtskräftig verurteilt.

 

Die Frage stellt sich, ob Minister oder gar ein Bundeskanzler, der sich nicht an die Gesetzte hält, Vorbildwirkung hat, also ob der sprichwörtliche Fisch beim Kopf zu stinken beginnt. „Zur Zeit“ deckte einen Politskandal in der weststeirischen Provinz auf, die Verfolgung der Angelegenheit ging bis zur parlamentarischen Anfrage durch den Nationalratsabgeordneten Zanger (FPÖ) an Justiz- und Innenministerin. Der in diese Affäre verwickelte SPÖ-Gemeinderat musste zurücktreten und für ihn gab es disziplinäre Folgen. Der involvierte SPÖ-Bürgermeister stritt alles ab, obwohl der „Erfolg“ seiner Intervention: „wenn du nicht zurücktritts, verliert deine Freundin ihren Arbeitsplatz“, ganz öffentlich in Gasthäusern gefeiert wurde. Er wurde bei den Gemeinderatswahlen 2010 mit Stimmenzuwachs wieder gewählt, nachdem er sich vor dieser Wahl in einer „Amtlichen Mitteilung“ selbst fünfundfünfzigmal abbilden ließ. Auch über das Problem „Amtliche Mitteilung“ rechergierte  „Zur Zeit“ – die Stellungnahme der Gemeindeaufsichtsbehörde verblüffte und wurde veröffentlicht. Die ZZ-Berichte sind anschließend zu lesen, selbstverständlich gilt für alle angeführten Personen die Unschuldsvermutung.

 

Fazit: das Volk vergisst sehr schnell, die Parteien schützen auch ihre schwarzen Schafe nach dem Motto: wir lassen keinen von uns herausschießen. Selbst ein rechtskräftig verurteilter SPÖ-Bundeskanzler wurde SPÖ-Ehrenvorsitzender und ein ebenfalls rechtskräftig verurteilter SPÖ-Ex-Minister wurde beklatschter SPÖ-Pensionistenchef.

 

Das Volk vergisst nicht nur rasch, denn ein Skandal löst den nächsten ab, es ist auch wankelmütig. Wohl eine der besten Reden der Weltliteratur, die Ansprache Marc Antonius nach der Ermordung von Cäsar in Shakespeares Drama „Julius Cäsar“ zeigt dies deutlich:
„Mitbürger! Freunde! Römer! Hört mich an: Begraben will ich Cäsar, nicht ihn preisen. Was Menschen Übles tun, das überlebt sie; das Gute wird mit ihnen oft begraben. So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus hat Euch gesagt, dass er voll Herrschsucht war; und war es das, so war’s ein schweres Vergehen, und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt. Hier, mit des Brutus Willen und der andern

 

- denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, denn ehrenwert, das sind sie alle“

 

Schließlich wendet sich das Volk gegen Brutus, Cäsar habe es angeblich testamentarisch bedacht – die Käuflichkeit der Massen und ihre Formbarkeit sind ein zentrales Thema der Massenpsychologie. Le Bon ist auch heute noch Pflichtlektüre für jeden Demagogen, die Massenmedien transportieren jede gut verpackte Botschaft willig zu den reizüberfluteten Massen, welche Wahrheit und Fiktion nicht unterscheiden können. Die „Grünen“ benutzen gerne die Skandalisierung, um Medienpräsenz zu erlangen. Viele Skandale könnten vermieden werden, wenn demokratische Kontrollorgane, wie der Rechnungshof, die Möglichkeit der begleitenden Kontrolle hätten und nicht erst nachträglich Verfehlungen aufzeigen, aber wie sagte schon Marc Antonius so treffend:

 

-          denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, das sind sie alle, alle ehrenwert

 

Die ewigsauren Wiesen (21/06)

 

Die Skandale der Republik – eine unendliche Geschichte mit ständig linken Wiederholungen

 

 

 

Die Geschichte der 2. Republik strotzt nur so von Skandalen sozialistischer Politiker. Norbert Leser charakterisierte den Hochmut dieser linken Parvenus und Selbstdarsteller damit, daß Emporkömmlinge eben „die Leere der eigenen Existenz durch äußeren Prunk zu übertünchen“ versuchen. Es fehlt ihnen die Demut, dem österreichischen Volke zu dienen, statt dessen bedienen sich die Mitglieder der roten Parallelgesellschaft, dieser Diktatur der Bankrotteure, aus den hart erarbeiteten Abgaben ihrer Wähler. Moral und Redlichkeit scheinen Fremdworte im marxistischen Wortschatz zu sein, obwohl auch die linken „Verantwortungsträger“ auf die Gesetze der Republik vereidigt wurden. Trotzdem stehen SPÖ-Minister, -Abgeordnete aller Ebenen und -Funktionäre immer wieder als Angeklagte vor Gericht oder im Mittelpunkt von Untersuchungsausschüssen und Skandalberichten.

 

Bereits 1980 forderte der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, die „Sümpfe“ und „sauren Wiesen“ trockenzulegen, doch die weiteren Skandale um Konsum, Verstaatlichte, BAWAG, ÖGB, ARBÖ etc. sind nur eine logische Fortsetzung des morastigen, linken Größenwahns. Ob einst Villa des Erbonkels oder Banker-Penthouse, ob die Briefkastenfirmen der BAWAG, die Scheinfirmen „Plantech“ und „Geproma“ in Lichtenstein – die Skandale gleichen sich. Kein Wunder, die alte Garde hat Vorbildwirkung. So tritt in diversen Medien immer wieder moralisierend und belehrend der noch heute von ewiggestrigen Linken hofierte, ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes A. auf, ein intimer Kenner mancher skandalöser Vorkommnisse, wie Christian Dichinger in seiner Reportage: „Die Skandale der Republik“ dokumentiert: „Androsch´s Konflikt mit seinem Nachfolger Salcher, der darin gipfelte, daß dieser am 2. August 1984 dem Leiter der Staatsanwaltschaft Wien persönlich eine Anzeige wegen des Verdachtes der Abgabenverkürzung übergab, die Geschäfte der „Consultatio“, deren kolportierte Querverbindung zu der in den AKH-Skandal verwickelten Firma „Ökodata“, die Finanzierung der 1975 angeschafften „Androsch-Villa“, die Selbstanzeige seines sogenannten „Wahlonkels“ bei der Finanzbehörde oder beanstandete Geldtransfers zwischen anonymen Konten und schwer durchschaubaren Firmenkonstrukten…“  Kreisky verachtete den Habitus dieser „Aufsteiger-Klasse“, denn diese Sozialisten stellten ihren großbürgerlichen Lebensstil im „Club 45“ protzig zur Schau. Auch der Ehrengrabinhaber Leopold Gratz wird von Dichinger dieser Partie zugeordnet: „Für die ihrer proletarischen Herkunft entfremdeten Funktionäre der Sozialdemokratie verkörperte der Club 45 den Traum vom Aufstieg unter die „Oberen Zehntausend“.

 

Leopold Gratz, der im Seidenhemd von Lacoste einen Oldtimer von Jaguar chauffierte…, hielt den Club 45, in dem man sich über die Provisionen aus dem Bau des AKH einigte, allen Ernstes für einen jener englischen Clubs, in denen Lords und Marxisten Einigkeit über die Qualität von irischem Whisky erzielten. All diese linken Lichtgestalten haben Vorbildcharakter, auch der SPÖ-Ehrenvorsitzende, der ehemalige Bundeskanzler Fred Sinowatz, dem der parlamentarische Noricum-Untersuchungsausschuß die Verletzung der politischen Verantwortung in zahlreichen Punkten bescheinigte: „…durch die wahrheitswidrige Beantwortung parlamentarischer Anfragen und unrichtige Erklärungen dem Parlament gegenüber…“ Nicht zu vergessen der ehemalige SPÖ Minister und jetzige Chef der roten Pensionisten Charly Blecha. Er war nicht zimperlich, als es galt, Genossen in Not zu helfen. Das brachte ihm eine auf drei Jahre befristete Freiheitsstrafe von neun Monaten ein.

 

Wenn es allerdings darum geht, Verantwortung bei Milliardenverlusten zu übernehmen, dann will von den Möchtegernkapitalisten keiner als Verursacher haften, schon gar nicht materiell. Gerade jetzt erleben wir dieses unwürdige Schauspiel erneut. Die SPÖ will mit der BAWAG und dem ÖGB nichts zu tun haben, dabei saßen die handelnden Funktionäre nicht nur in den Parteigremien, sondern zum Teil auch als SPÖ-Mandatare im Nationalrat. Der Herr „Präsident“ Verzetnitsch, ein gelernter Installateur, bemüht nun ÖGB-Anwälte gegen den ÖGB, um seine „wohlerworbenen“ Millionenansprüche durchzusetzen. Für wie blöd lassen sich die kleinen Sparer, die das alles finanzieren müssen, noch verkaufen? Viele Fragen sind offen, etwa – wer hat eigentlich jetzt die verschwundenen Milliarden? Geld löst sich bekanntlich nicht auf, es wechselt nur den Besitzer.

 

Wenn Handwerker und linke Apparatschiks über Milliardendeals entscheiden dürfen, wird es weiterhin rote Skandale ohne Ende geben. Statt endlich eine SPÖ Götterdämmerung einzuläuten, wird es auch bei den nächsten Wahlen ewiggestrige Linke geben, die ihr Kreuzerl bei der Liste „Rot, bis in den Tod“ machen werden. Wie lange wollen wir uns diesen Luxus der verantwortungslosen Vergeudung von Volksvermögen und Arbeitsertrag eigentlich noch leisten?

 

Amtliche Narrenfreiheiten (39/05)

 

Ich bin´s, der Bürgermeister, oder: Das Amt bin ich

 

 

 

Der brave, obrigkeitshörige Bürger, der annimmt, dass eine „Amtliche Mitteilung“ eine verbindliche amtliche Verlautbarung beinhaltet, muss enttäuscht werden. Nicht wichtige, wertfreie Informationen bezüglich kommunaler Verwaltungsmaßnahmen, wie etwa Müllabfuhr, schulische Belange oder ähnliche Amtsnotwendigkeiten stehen im Mittelpunkt solcher Aussendungen – nein, versteckte Parteipropaganda wird „amtlich“ auf Steuerzahlerkosten verschickt.

 

In inflationärer Weise – ganz zufällig nimmt das „amtliche Mitteilungsbedürfnis“ zu Wahlzeiten zu – beglückt solch subjektive „Amtlichkeiten“ jeden Haushalt, auch wenn Werbezusendungen prinzipiell abbestellt wurden. (Dies umgeht man ja geschickt, da man die Politwerbung als „Amtliche Mitteilungen“ tarnt)

 

So geschehen etwa auch in Bad Gams, jenem lieblichen Ort in der Steirischen Toskana, in dem die Bürgermeisterwahl nicht ohne „amtlichen“ Nachdruck vonstatten ging. Der SPÖ-Bürgermeister hatte zuvor einen mißliebigen Gegenkandidaten aus der eigenen Partei zum Rücktritt gezwungen: „Sonst verliert Deine Freundin den Job“, berichtete damals die „Kleine Zeitung“ über die Inthronisierungsmethoden des Ortskaisers.

 

Selbiger ist nun auch bei den anstehenden Landtagswahlen mit „amtlichen Mitteilungen“ fürs biedere Gemeindevolk rasch zur Hand. „Seien sie versichert, unser Anliegen ist es, mit aller Kraft für Bad Gams zu arbeiten, unsere ganze Energie werden wir positiv für unseren Ort einsetzen“, läßt er amtlicherseits verlauten. Mit der ganzen SPÖ-Energie, die SPÖ-Anliegen im SPÖ-Besitz umsetzen, könnte man auch sagen. Das wäre freilich weniger „amtlich“.

 

Vom bunten Titelbild der amtlichen Mitteilung lacht der sozialistische Bürgermeister mit dem sozialistischen „Landes-Troubadour“ Voves. Im Blattinneren sind die beiden Herren bei einer Geschenkannahme zu sehen, anonyme Leserbriefe, versteckte Produktwerbung, alles anscheinend „amtlich“.

 

Die Gemeindeaufsicht der Steiermärkischen Landesregierung kontrolliert die Bürgermeister in „bewährter“ Proporzmethode: Zu deren „amtlicher“ Verantwortung meint Herr Hofrat Dr. Karl Paier: „Seitens der Fachabteilung 7A darf festgehalten werden, dass die Gemeindeordnung und auch kein anderes Verwaltungsgesetz Regelungen über Amtliche Mitteilungen beinhaltet. Natürlich sind Aussendungen der politischen Parteien von diesen selbst zu finanzieren. Eine Amtliche Mitteilung wird grundsätzlich durch Gemeindemittel finanziert. Erfahrungsgemäß fließen in diese Mitteilungen oft auch persönlich „gefärbte“ Meinungen des jeweiligen Gemeindeoberhauptes ein; dies kann sowohl bei ÖVP, als auch bei SPÖ-Gemeinden und auch bei solchen Gemeinden, denen ein Bürgermeister einer anderen Fraktion vorsteht, festgestellt werden.“

 

„Amtlich“ ist also, was der Amtsinhaber für amtlich erklärt. Die Staatsmaxime, in der Tradition des Sonnenkönigs, lautet anscheinend heute: „Was amtlich ist, bestimme Ich“. Da die Parteien keinen Richter brauchen, müssen die jeweiligen Politiker auch nicht befürchten, zur Verantwortung gezogen zu werden. Da bleibt als einzige Konsequenz, im Sinne demokratischer Gewaltenteilung, die Auflösung der Selbstkontrolle durch Bürokraten der Landesregierung.

 

Die Gemeindekontrolle müßte von weisungsfreien, unabhängigen Juristen erfolgen. Amtsmißbrauch und Amtsanmaßung, mißbräuchliche Verwendung von Steuergeld und andere „amtliche“ Kavaliersdelikte dürfen nicht länger ungestraft erfolgen, denn letztlich bedeutet die willkürliche Festlegung von „Amtlichkeit“ eine Aufweichung der demokratischen Spielregeln.

 

Freitod nach Politintrige (50/05)

 

Es folgte ein „Angebot“, das man nicht ablehnen kann…

 

 

 

Wenn ein junger Mensch Selbstmord begeht, stellt sich immer die Frage: warum dieser unumkehrbare Schritt? Jeder, der einmal eine Vorlesung von Professor Erwin Ringel gehört hat, hat dessen intensive Mahnung im Ohr, dass solch eine Verzweiflungstat auch immer mit einem vorangehenden Hilferuf verbunden ist, einem „präsuizidalem Syndrom“. Was bei Hr. Gert M. den psychischen Druck so weit ansteigen ließ, dass er keinen Ausweg mehr sah, als freiwillig aus dem Leben zu scheiden, wird Spekulation bleiben. War seine notariell beglaubigte Sachverhaltsdarstellung einer politischen Intrige, an alle Haushalte von Bad Gams verschickt, vielleicht der erste Hilferuf, der aber ungehört blieb? Der politische Abschuß von Hr. Gert M. nach der letzten Gemeinderatswahl war mehr als kränkend – „Zur Zeit“ berichtete damals bereits über diese unglaublich kaltblütigen Vorgänge. Was geschah damals?

 

Da bereits die Sechzehnjährigen wählen durften, suchten die Bad Gamser Sozialisten einen jungen Mann, der diese Stimmen gewinnen sollte. Hr. Gert M. stellte sich, parteifrei, den Sozialisten, „zum Wohle der Jugend“, wie er glaubte, zur Verfügung. Ein Jugendzentrum war sein Wahlversprechen. Mit ganzen neun Stimmen Vorsprung gewannen daraufhin die Sozialisten die Wahl, die Wahlversprechen des Herrn M. allerdings wurden von der SPÖ rasch vergessen. Nun sagte die ÖVP die Realisierung der Versprechen des Hr. Gert M. zu, wenn er bei der konstituierenden Sitzung den Kandidaten der Volkspartei wählen würde. Sein Wort, der Jugend gegeben, war Hr. M. wichtiger, als den Sozialisten die Macht zu sichern. Jetzt aber begann eine Intrige der Sozialisten, die ihresgleichen sucht: „SP-Mandatar soll zum Rücktritt gezwungen worden sein. Herr M. wurde von seiner Fraktion dazu gedrängt, auf sein Mandat zu verzichten. Ihm wurde damit gedroht, dass seine Freundin ansonsten ihre Arbeit verlieren könnte“, berichtete die Kleine Zeitung am 17. April 2005. Selbst die ORF-Nachrichten brachten einen Bericht über diese schäbige  Politintrige in Bad Gams.

 

Erhärtet wurde das vermutlich strafrechtsrelevante Vorgehen der Bad Gamser Sozialisten durch eine notariell beglaubigte Niederschrift der Vorkommnisse, welche an alle Bad Gamser Haushalte verschickt wurde. Die darin genannten Sozialisten Senekowitsch und Sengwein haben diese Darstellung unwidersprochen zur Kenntnis genommen. Zitate aus dieser, am 27. April 2005 von Notar Mag. Markus Hofmann in Stainz beglaubigten Sachverhaltsdarstellung: „Telefonat ca. 19.00 Uhr: Senekowitsch/Mandl: Unter anderem ist folgende Aussage von Hr. Senekowitsch getätigt worden: Du brauchst nicht zu glauben, dass du am Freitag die Wahl hast – sonst ziehen wir andere Geschütze auf.“ Telefonat ca. 15.00 Uhr: Sengwein/Mandl: Hr. Sengwein hat bei diesem Telefonat um einen Termin gebeten, weil angeblich „etwas im Laufen sei, dass ihm privat und beruflich schaden könnte“. Aufgrund des aufgebauten Drucks hat sich Hr. Gert M. dazu entschlossen, dem „Rat“ von Hr. Sengwein nachzukommen und auf sein Mandat zu verzichten. Praktischerweise hatte Hr. Sengwein eine bereits vorgefertigte Verzichtserklärung mitgehabt, welche Herrn M. vorgelegt wurde.

 

Im Oktober erfolgte eine Aussendung einiger Jugendlicher, welche sich durch die sozialistischen Versprechen betrogen fühlten: „Es gab einige Unstimmigkeiten zwischen der Partei und Gert M., bis sich die SPÖ aufs Tiefste herabließ und mit Drohungen in sein Privatleben eingriff, um ihn zum Rückzug zu zwingen. Dies gelang, und die SPÖ ging als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen am 13. März hervor, und Peter Senekowitsch wurde Bürgermeister.“

 

Das ist die traurige Geschichte eines jungen Mannes, der an das Gute in der Politik glaubte, nur hat er sich nicht genau angeschaut, mit wem er sich eingelassen hat. Marlon Brando, als Mark Anton, würde wohl hinausschreien: „Doch Brutus ist ein ehrenwerter Mann – ja, ehrenwert, das sind sie alle!“ Aber hat Marlon Brando nicht auch als ehrenwerter Pate Angebote gemacht, die man nicht ablehnen kann?

 

Selbstverständlich gilt für alle Überlebenden dieser Affaire die Unschuldsvermutung.

 

 

 

5.4. Politische Zukunftslösungen: Bürgerkrieg, Staatsbankrott oder Rechte Renaissnace?

 

 

 

„Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu,
Daß immer noch auf Erden für euch ein Fähnlein sei.
Gefährten unsrer Jugend, ihr Bilder beßrer Zeit,
Die uns zu Männertugend und Liebestod geweiht.“ (Die Auftaktzeile eines bekannten deutschen Volks- und Studentenliedes von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1814)

 

 

 

Der gesellschaftliche Supergau (22/09)

 

Über den längst verlorenen Kampf Österreichs und Europas um ihre kulturelle und identitäre Souveränität und drohende Bürgerkriege

 

 

 

Nach dem Völkerrecht gilt ein Bürgerkrieg als innere Angelegenheit eines Staates, denn die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen mehreren inländischen Gruppen finden auf dem souveränen Staatsgebiet eines Nationalstaates statt. Die Gründe sind meist politischer, ethnischer, religiöser oder sozialer Natur, und die Aufständischen haben das Ziel, die Herrschaft über das Staatsgebiet zu erlangen, um eine Neugestaltung der staatlichen Ordnung zu erreichen. Häufig werden die Umstürzler aus dem Ausland logistisch, ideologisch und militärisch unterstützt.

 

Ein Bürgerkrieg wird meist ohne Rücksicht auf humanitäre Grundsätze oder völkerrechtliche Regeln auf das Brutalste geführt. In der Nachbarschaft Österreichs, im Ex-Jugoslawien, bekämpften sich von 1991 beginnend zehn Jahre lang ehemalige Nachbarn aus ethnischen und religiösen Gründen bis zum Massenmord. Katholiken, Orthodoxe und Muslime vergaßen all die vielen gemeinsamen Jahre im Vielvölkerstaat. In Österreich selbst fand 1934 ein bewaffneter Klassenkampf zwischen dem sozialistischen Schutzbund und der bürgerlichen Heimwehr statt. Heute gibt es keine sozialen Klassen oder Stände mehr, aber trotzdem steigt in Österreich, sowie im europäischen Raum, die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkrieges und zwar, wie dies der Soziologe Samuel Huntington als „Kampf der Kulturen“ bezeichnet, aus religiös-ideologisch motivierten Motiven der zugewanderten Islamisten.

 

Eine CIA-Studie, veröffentlicht in der Washington Post am 30. April 2008, sagt voraus, daß es bis spätestens 2020 in vielen europäischen Ballungsgebieten mit einem Bürgerkrieg zu rechnen sein wird. CIA-Chef Michael Hayden selbst sprach anläßlich einer Rede an der Kansas State University von den Gefahren in den von Migranten beherrschten Teilen der Bundesrepublik Deutschland, speziell dem Ruhrgebiet, Berlin und Teilen des Rhein-Main Gebietes. Von den dort ansässigen, gewaltbereiten Muslimen würde der Bürgerkrieg auch auf Österreich, sowie Schweden, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Italien, überspringen und Teile der EU unregierbar machen. Militante, islamideologisch motivierte Zuwanderer würden sich mit Waffengewalt rechtsfreie Räume schaffen.

 

Die CIA geht davon aus, daß Teile Europas in sich zusammenbrechen werden und in ihrer heutigen Form dann nicht mehr existieren werden. Schwere Unruhen seitens Jugendlicher, wie sie sich in letzter Zeit in den Pariser Vororten, den Niederlanden, Griechenland, Dänemark zugetragen haben, sind erste Anzeichen der bevorstehenden religiös motivierten Revolte. Auslöser werden steigende Arbeitslosigkeit und abnehmende staatliche Sozialleistungen sein, welche den Flächenbrand Bürgerkrieg auslösen werden – soweit die CIA-Analyse. Ähnlich sieht dies auch Alfred Ellinger, Präsident der Vereinigung Österreichischer Kriminalisten, in seinem Artikel in der Zeitschrift „Kriminalpolizei, Februarausgabe 2007: „Geben wir uns keinen Illusionen hin. Europa wird das Schlachtfeld für einen großen Kampf zwischen der Ordnung des Islam und ihren Feinden.

 

An den meisten Europäern ist bisher vorübergegangen, daß durch die Überalterung Europas und die gleichzeitige Bevölkerungsexplosion im Nahen Osten und in Nordafrika auf der einen Seite, und die Tatsache, daß bereits 15 Millionen Muslime in der Europäischen Union leben andererseits, der Islam zu einem durchaus explosiven Importartikel geworden ist. Dem neuen Land, so meinen sie, schuldet man keine Loyalität, die Sozialleistungen, das Asylrecht, Internet und Funktelephone allerdings werden durchaus geschätzt. Integration oder Assimilation sind Worte, die ihnen unbekannt sind.

 

Die Vorstellung der Europäer, daß der Pluralismus und die Vielfalt der offenen europäischen Welt zu einem anderen Verständnis des Islam führen müßte, hat sich nicht verwirklicht.“ Die rasante „Landnahme“ der zugewanderten Muslime und ihre Geisteshaltung zu ihrer neuen Heimat Österreich, läßt das schlimmste Szenario befürchten. Von 8,2 Millionen Menschen des Landes bekennen sich heute rund 400.000 zum Islam, 1964 waren es 8.000 von damals sieben Millionen Staatsbürgern! Das Gallup-Institut hat erhoben, daß diese Entwicklung für 57 Prozent der Österreicher eine gefährliche  Entwicklung des Islam bedeutet. Der Rest dürfte noch nicht wissen, daß laut einer Studie des Innenministeriums 45 Prozent der zugewanderten Muslime nicht integrationswillig sind.

 

Der Islamkenner Udo Ulfkotte hat in seiner Studie über die schleichende Islamisierung Europas „SOS Abendland“ unglaubliche Fakten über die Besatzermentalität der Muslime und ihrer Gewalttaten, penibel belegt zusammengetragen. Andere Journalisten wagen solche ehrliche Berichterstattung nicht, Ulfkotte wurde von den Muslimen dafür mit dem Tode bedroht und „zur Verfolgung freigegeben“, er mußte mit seiner Familie untertauchen – so sieht in Europa bereits die von unseren Vorfahren hart erkämpfte Freiheit des Wortes aus! Auch Österreich behandelt der Islamkenner und er deckt unglaubliche Fakten auf – z. B., daß im Islamunterricht auch die Scharia gelehrt wird; daß im Wiener „Haus der Begegnung“ im März 2008 öffentlich zur Vernichtung des Staates Israel und zur Wiedererrichtung des Kalifats, der islamischen Religionsdiktatur, durch den eingeladenen radikalen Islamisten Shaker Assem aufgerufen wurde; daß der „Moslem-Führer“ Anas Shakfeh islamische Fundamentalisten als Militär-Muftis installieren wollte; daß die sozialistische Politikerin Yilmas friedliche Demonstranten als „Mob, der Moscheen anzünden wolle“ bezeichnet hat; daß steirische Muslime Autokennzeichen fälschen, indem sie das Kreuz im Landeswappen entfernen, bzw. durch Halbmonde ersetzten; daß Mischehen mit dem Argument „ein soziales Verbrechen, weil dadurch fremdes Blut in unsere Nachkommen gelange“ verhindert werden usw.

 

Alle Ausführungen sind bewiesen, auch die „Wiener Zeitung“ berichtet unglaubliche Vorkommnisse. Unter dem Titel: „Scharia in Österreich“ über den Islam-Unterricht in Österreich, dort wird auf Kosten der Steuerzahler gelehrt: „Der Koran verbietet Muslims, mit Christen oder Juden befreundet zu sein; der Islam verbietet Frauen das Händeschütteln mit Männern; die Bemühungen um einen Dialog zwischen den Religionen und Integration sind nicht vereinbar mit dem Islam.“

 

Der Nährboden für einen Bürgerkrieg ist gelegt, die Saat wird, laut CIA bis 2020 aufgehen. Und unwissende Politiker schützen die einheimische Bevölkerung vor dieser Entwicklung nicht, im Gegenteil, der Wiener Bürgermeister Häupl (laut Amir Zaidan, „Muslimische Allgemeine Zeitung“, 1. Ausgabe, Oktober 2006) zu geladenen Muselmanen: „Das ist euer Rathaus, eure Stadt, ihr seid Wien, ihr seid Wiener!“ die Muslime antworteten: „­Allahu akhbar, allahu akhbar…“ (Allah ist größer). Übrigens – die „Kamel-Fatwa“ gilt auch in Österreich, sie besagt, daß sich eine Frau von ihren männlichen „Bewachern“ nur 81 Kilometer weit entfernen darf, das ist Strecke, die ein Kamel an einem Tag in der Wüste zurücklegt. Ungehindert breitet sich der Islam in Österreich aus, als ob es das Jahr 1683 nie gegeben hätte.

 

Es blieben uns, dank der damalige Abwehr der heranstürmenden Antichristen aus dem Osten, Zustände erspart, wie sie in islamischen Kulturen eben traditionell an der Tagesordnung sind: Ein Richter in Saudi-Arabien hat sich zum zweiten Mal geweigert, dem Scheidungsantrag einer Achtjährigen stattzugeben. Das Mädchen war von seinem Vater mit einem Mann verheiratet worden, der etwa 50 Jahre älter ist als sie. Der Ehemann sieht die Viertklässlerin als seine rechtmäßige Ehefrau. Der Prozeß soll Anfang Februar fortgesetzt werden. Das zehnjährige jemenitische Mädchen Nujood Ali konnte aus einer Zwangsehe freigekauft werden, der Ehemann wurde für den Mißbrauch der damals Neunjährigen „entschädigt“. Das US-Magazin „Glamour“ wählte das Mädchen zur „Frau des Jahres“.

 

Der deutschen Professorin Christine Schirrmacher wurde im Jahre 2008 ein Vortrag in Österreich über „Die Frauen und die Scharia“ auf Druck des „Integrationsbeauftragten“ Omar Al-Rawi, untersagt. Er verwies auf folgende Passagen, welche die Orientalistin veröffentlicht hatte: „Im Namen der Scharia werden Frauen beschnitten, zwangsverheiratet, vergewaltigt, eingesperrt, gesteinigt oder für die Ehre ermordet.“ Jedem gewaltsamen Konflikt geht eine psychologische Kampferöffnung voraus. Österreich und Europa haben diesen Kampf um die geistige Souveränität längst verloren und kapituliert. Die erste Runde, die ideologische Unterjochung des Abendlandes, ist durch die Aufhebung von Meinungs- und Gedankenfreiheit und Durchsetzung von Zensurmaßnahmen an die Islamisten gegangen. Wann werden sie die zweite Runde, die physische Unterjochung der Ungläubigen, einläuten?

 

 

 

Die Österreicher wollen wieder traditionelle Heimatwerte und intakte Familien

 

 

 

„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ (Aus: Rainer Maria Rilke, Herbsttag, 1902)

 

 

 

Die Politik der Zukunft wird Schwerpunktprojekte als Priorität setzen müssen, keine Beglückung aller mit der Geld-Gießkanne, vorausgesetzt der Staat, somit der leistungsorientierte Staatsbürger, ist dafür auch finanziell in der Lage. Derzeit erhalten in Österreich zwei Millionen Nettozahler sechs Millionen Nettoempfänger, das österreichische Umverteilungssystem schröpft die Tüchtigen und fördert Sozialschmarotzer. Diese Leistungsfeindlichkeit kann nur durch radikale Ausgabenreduktion gemäß dem Motto: nicht jede staatliche Leistung ist gratis, bereinigt werden. Die Statistik Austria hat berechnet, dass von 3,9 Millionen Erwerbstätigen insgesamt 1,8 Millionen mehr an Transferleistungen erhalten, als sie an Lohn- und Einkommenssteuer abführen. Ein Leistungsträger finanziert die Sozialleistungen von drei Empfängern und seine eigenen dazu. Monetäre Ströme sollten in Sachleistungen umgewandelt werden, denn die bisherige gieskannenartige Umverteilung kann in Zukunft nicht aus Steuereinnahmen alleine finanziert werden, es müssen weitere Staatsschulden aufgetürmt werden. Der Republik Österreich fehlen bereits 27 Millionen Euro – täglich! Ex-Wifo Chef Kramer sieht eine dramatische Entwicklung, denn die Schuldenquote wird sich verdoppeln. Bis 2035 werden die Staatsschulden auf 128% des BIP ansteigen. Derzeit liegt Österreich mit 60% Schuldenquote auf BIP Basis bei 180 Milliarden Euro Staatsschulden, 128% würden jedoch 400 Milliarden bedeuten, ein glatter Konkursfall. Alleine der Zinsendienst würde von derzeit 750 Euro pro Österreicher (vom Baby bis zum Urgroßvater!) auf 1200 Euro pro Jahr anwachsen. Pessimisten behaupten nun, all diese Zahlen sind weit untertrieben, denn mittels Auslagerungen, Cross-border-leasing und anderer budgetärer Kunstgriffe werden defizitäre Kostenträger versteckt. Das gilt nicht nur für den Bund sondern auch für Länder und Gemeinden. Eine radikale Verwaltungsreform müsste die politischen Verwaltungsebenen ersatzlos auflösen, reduzieren und vereinfachen. Die Bundesländer sind teuer, reformresistent und überflüssig. Durch den EU Beitritt ist das föderale Prinzip ein folkloristischer Luxus, denn neun Bau-, Jagd-, Hundehalter-, Kleingartengesetzte und alle anderen Doppelgleisigkeiten sinnloser Vorschriften sind für den Bürger ein Ärgernis im täglichen Leben. Beim Kirchturmdenken der Kommunen ist das nicht anders. Unter 20.000 Einwohnern ist eine eigene Gemeindeverwaltung pure Geldverschwendung, nicht umsonst sind nahezu 80% aller Gemeinden tief verschuldet oder konkursreif. Die Bundesverwaltung ist, laut ehemaligem Föderalismusminister Jürgen Weiss, aufgebläht: 64 Bundes-, 77 Landesräte und 448 Landtagsabgeordnete verwalten doppelt und dreifach die Bürger. Der Bund beschäftigt 133.000, die Länder 141.000, die Gemeinden nochmals 74.000 Beamte. Alleine in Wien gehen zwei Drittel der Landesbeamten in Frühpension und dieser Personalaufwand trägt neben den Bereiche Bildung und Gesundheit zu explodierenden Staatsausgaben bei. Bernhard Felderer, der Vorsitzende des Staatsschuldenausschusses hofft, „dass der Budgetdruck auf Bund, Länder und Gemeinden zu Reformen zwingt.“ Die Menschen werden immer älter: war im Jahre 1970 noch die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen 78,8 und das der Männer 74,9 Jahre, so stieg im Jahre 2008 dieser Durchschnitt auf 85,1 und 81,3 Jahre, Tendenz steigend. Die Ausgaben des Staates für die Sozialausgaben treiben Österreich in die Pleite, die verantwortlichen Politiker verschweigen diese existentiellen Probleme aus Angst vor Wahlniederlagen. Herbert Paierl, der Chef des Management-Clubs: „Für Beliebtheitswettbewerbe ist die Zeit abgelaufen. Das Budget lässt keinen Spielraum mehr“ und das EU weit: Im EU-Durchschnitt rechnen die Experten der Kommission für 2020 mit einem Schuldenstand von etwa 125 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der EU-Stabilitätspakt setzt den Regierungen eigentlich eine Obergrenze von 60 Prozent. Österreich leistet sich, trotz Finanzkrise, weiterhin eine schlaraffenlandartige Versorgung von Scheinasylanten und Wirtschaftsflüchtlingen. Nicht mehr beschäftigte Gastarbeiter genießen mitsamt ihren nachgeholten Familien, alle Sozialleistungen, welche die autochthone Bevölkerung über Generationen aufgebaut hat. Im Vergleich dazu Dubai: Arbeitslos gewordene Fremdarbeiter müssen, bei Arbeitslosigkeit innerhalb von 30 Tagen Dubai verlassen, das Visum erlischt, der Aufenthalt wird illegal, denn „arbeitslose Fremde“ sind in diesem islamische Staat nicht vorgesehen. Die Kosten für die Bekämpfung von Kriminaltouristen und kriminellen Ausländerbanden verschlingt ebenfalls Unsummen. Schlepperbanden lukrieren, laut einem Formatbericht, bis zu 15.000 Euro pro illegal nach Österreich eingereisten Migranten. Eine Georgische Mafiabande, allesamt Asylanten, verübte 4000 Einbrüche pro Jahr und deren strategisches Netzwerk konnte nur nach mühevoller Kriminalarbeit in ganz Europa zerschlagen werden. Das ist nur die Spitze eines gigantischen Eisberges, die Österreicher fürchten zu 47% Opfer von solchen Verbrechern zu werden, nur die finanziellen Zukunftssorgen und generelle Sicherheitsbefürchtungen - 74%, übertreffen diese Angst. Der Kurier vom 25.10.2009 stellt dem an „sehr wichtigen Werten“ für Österreicher gegenüber: gutes Familienleben 73%, erfülltes Beziehungsleben 58%, Sicherheit 57%, gute Freundschaften 55%, finanzielle Unabhängigkeit 48%, Umweltbewusstsein 25%, beruflicher Erfolg 17%, anregende und neue Erlebnisse 9%. Politiker sollten sich mehr an den Wünschen und Ängsten ihres Volkes orientieren, denn die Umfragen zeichnen vom Durchschnittsösterreicher ein konservatives, patriotisches und beständiges Bild. Doch die Scheidungsrate in Österreich ist mit 50% im Durchschnitt extrem gestiegen, in Ballungsräumen werden Spitzen von über 60% erreicht. Intakte Familien werden von 73% der Österreicher gewünscht, es liegt daher ein soziales Versagen in der Familienpolitik vor. Bedingt durch familienfeindliche und genderwahnsinnige linke Politik, wurden in der Vergangenheit Frauen zu Menschinnen degradiert und Lesben und Schwule hofiert. Der Soziologe Klaus Hurrelmann stellt fest: „Den Frauen gehen die passenden Männer aus“, denn die Rolle des Mannes wurde von linken Emanzen und Feministinnen auf ein gegendertes, also soziales Konstrukt, reduziert. Die Folge von solchen 68er Utopien ist eine Abwertung der Familie. In Österreich leben 514.800 Frauen zwischen 15 und 35 Jahren alleine und jede fünfte Frau lebt, laut „Genderations und Gender Survey“ getennt von ihrem Partner. Die Krise der Eltern reflektiert den komplexen Wandel der Gesellschaft, wobei auch die Kinder die Folgen leidvoll erfahren müssen – Scheidungskinder, Patchworkfamilien, Kinderabgabe bereits im Babyalter. Da die heutige Kleinfamilie relativ isoliert lebt und ein Familienideal fehlt, werden Krisen seltener im Familienverband bewältigt, sondern externe Paarberater oder Scheidungsanwälte beschäftigt. Eltern in der Krise, das bedeutet auch ein Erziehungsdilemma und für die heranwachsenden Kinder ebenfalls eine schwere Entwicklungsstörung, denn wer vermittelt ihnen die Werte der Gesellschaft, in der sie heranwachsen? Soll nach dem „Mutter–Kind–Pass“ ein verbindlicher „Elternführerschein“ kommen? Die Politik ist angesichts dieser Entwicklungen gefordert, fast scheint es, dass die derzeit agierenden Volksverwalter stark überfordert sind. Politiker der Altparteien sehen sich nämlich primär als Interessensvertreter der EU, der Migranten und Asylanten, also nicht als österreichische Volksvertreter. Patriotische, rechtsdemokratische Parteien jedoch sehen in der Interessensvertretung ihrer Wähler den Auftrag die Zukunftserwartungen dieser autochthonen Bürger zu erfüllen. Politik muss wieder das werden, was es bedeutet: Einflussnahme und Gestaltung, sowie die Durchsetzung von Forderungen und Zielen, die den Staat, das Gemeinwesen betreffen. Der mensch ist dabei das Maß aller Dinge und die Freiheit das höchste Gut. Die politischen Eliten und Akteure müssen über die dazu notwendigen fachlichen Qualifikationen verfügen und moralisch und charakterlich geeignet sein, als echte Volksvertreter zu agieren und die Wünsche des Volkes erfüllen, denn: „alle Macht geht vom Volke aus“, die Frage ist nur – wo geht sie hin, die Macht?

 

 

 

 

 

6. Soziologisches – Am Anfang war – die Familie

 

„Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie jedoch ist auf ihre besondere Weise unglücklich.“ – (Leo Tolstoi, Anna Karenina, 1877)

 

 

 

Die Gesellschaft verlangt nach Rollenspielern - In welcher Gesellschaft leben wir?

 

 

 

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Frauen und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und gehen wieder ab,
Sein Leben lang spielt einer manche Rollen ..."
(William Shakespeare: "Wie es euch gefällt", II, 7)

 

 

 

Wer seine Rollen als Gutmensch brav spielt, wird belohnt, mit Posten, Orden und was es sonst noch für funktionierende Bürger alles an erstrebenswerten außengesteuerten Belanglosigkeiten gibt. Die Bösmenschen jedoch werden bestraft, bekommen keine prestigeträchtigen Rollen und können sich auch keine Statussymbole kaufen, werden nicht in Seitenblickesendungen präsentiert und kein Ehrengrab krönt ihr unangepasstes Dasein. Aber es gibt nicht nur eine „Normalgesellschaft“, im Staate Österreich haben sich bereits diverse „Parallelgesellschaften“, Randgruppen und skurrile Subkulturen etabliert, dort sind Orden und Ehrengrab keine Belohnungsanreize mehr. Eine homogene Gesellschaft mit klar getrennten Klassen, Ständen und Normallebenslauf – Ausbildung, Erwerb, Alter – gibt es nicht mehr. Das Leben der Menschen hat sich individualisiert, die heiligen Sakramente – Taufe, Kommunion, Firmung, Ehe und letzte Ölung – markieren längst nicht mehr die einzelnen Lebensabschnitte. Die autochthone, also die altehrwürdige, eingeborene Bevölkerung der Alpenrepublik mit heimatbezogenem Stammbaum, wird von multikulturellen Zuwanderern des globalisierten Dorfes Erde langsam aber sicher verdrängt. In welcher Gesellschaft leben also die Österreicher und solche die es unvermeidbar wurden und noch werden wollen? Eindeutig in einer „mehrdimensionalen Gesellschaft“ mit unterschiedlichsten Werten und sozialen Normen, inklusive vorprogrammierter Interessenkonflikte. Im letzten Jahrhundert fanden historische, technische, soziale und ökonomische Veränderungen und Entwicklungen ungeheurer Dimensionen statt. „Der Rest ist Österreich“ reduzierte 1919 den Vielvölkerstaat der Habsburger auf einen Ministaat, den fast alle Restösterreicher an Deutschland angeschlossen sehen wollten. 1938 erfolgte der Anschluss mit dem Stoßgebet „Gott schütze Österreich“ und als die Zweite Republik 1945 entstand, forderte deren erster Bundeskanzler Leopold Figl seine Landsleute auf „Glaubt an diese Österreich“. Diese dezimierte, gedemütigte und besiegte Bevölkerung glaubte an Österreich und  baute aus den Trümmern des Bomben- und Besatzungsterrors wieder einen funktionierenden und wohlhabenden Staat auf, mit ungeheurer Kraftanstrengung. Innerhalb der letzten fünfzig Jahre veränderte sich jedoch das soziale Wertesystem rasant. Bedingt durch die Zuwanderung fremder Kulturen und die Gedankenlosigkeit wohlstandsverwahrloster 68iger Idioten, wurden einstige sinnstiftende Werte, wie Heimat, Treue, Familie durch Slogans aus linken, heimatverräterischen Kreisen wie „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn“, zerstört und eine „fast-food Gesellschaft“ etablierte sich. Die schnelle Bedürfnisbefriedigung, keine Bildung sondern Ausbildung, nicht Wissen sondern Information, keine politische Diskussion sondern die zwei Worte Slogans, keine Ehe auf Lebenszeit sondern Lebensabschnittspartnerschaft, Flüchtigkeit und Unverbindlichkeit kennzeichnen diese „Beliebigkeitsgesellschaft“. Individualisierung ohne Heimat, mit der Tendenz zur Welteinheitskultur auf Supermarktniveau, die McDonaldisierung der Gesellschaft, hielt in allen Lebensbereichen Einzug. „Informations-, Wissens-, und Kommunikationsgesellschaft“ auf höchstem technischem, aber geistig niedrigstem Niveau ist das Endziel, denn der Fachmann soll ein guter Jurist oder Ingenieur sein, der von wenig viel weiß, möglichst von nichts alles. Das restliche Wissen reicht für die Millionenshow oder ein Kreuzworträtsel. Wissen muss verwertbar sein und Geld einbringen, Bildung könnte vielleicht ein revolutionäres Weltbild schaffen und dazu braucht die „Neidgesellschaft“ keine Eliten. Die „Freizeit-, Konsum- und Erlebnisgesellschaft“ will Spaß haben und keinen philosophischen Disput. Die Totalität des Konsumismus bestimmt die Produktion, denn die „Wohlstandsgesellschaft“ überflutet den süchtigen Konsumenten mit Waren, deren Gebrauchswert sekundär ist, im Vordergrund steht der Identitätswert. Eine Marke soll die Persönlichkeit ersetzten, sie markiert Gleichgesinnte. Zwei Dimensionen der heutigen Gesellschaft dominieren in allen Spielarten, nämlich Geld und Spaß. Die hedonistische „Spaßgesellschaft“ kann nur ruhig gestellt werden, wenn die Erträge einer hohen ökonomischen Produktivität die hohe Konsumproduktivität sicherstellt, denn der Fachmensch ohne Geist und der Genussmensch ohne Herz, definieren sich primär über den Güterverbrauch, Sättigung darf niemals eintreten. Dinge prägen die „Besitz- und massenkonsumistische Gesellschaft“, welche durch Käuflichkeit, Mobilität, Flexibilität und Langeweile immer rascher nach neuen Handys, Computerspielen, Kreuzfahrten, schnelleren Skiliften, Navigationsgeräten und sonstigen Sinnlosigkeiten, giert. Die Konsummuster sind weltweit gleichgeschaltet, Trendforscher stellen sicher, dass „Brot und Spiele“  die „transkulturelle Gesellschaft“ weiter am Funktionieren hält. Der Grazer Soziologe Prisching über das Wesen des Konsumismus: „Konsumgesellschaft, consumer society, consumer capitalism, Gesellschaft des consumptionism – damit sind folgende Charakteristika der Gesellschaft angesprochen: eine Lebensphilosophie, welche die Menschen zur Produktion von immer mehr Gütern ermuntert, anreizt, ja – wie manche sagen würden – zwingt; eine vorherrschende Auffassung, welche den Lebensstandard zu einem Wert macht, der höher steht als alle anderen Werte; eine Grundhaltung, die das Konsumieren, Kaufen, Verbrauchen zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Alltagslebens, zu einem Zeitvertreib, ja zu einem Grundrecht und zu einer Glücksvoraussetzung erhebt; eine Haltung, die das Geld als Brennpunkt der modernen Weltkultur sieht.“ Wo sind die Grenzen solcher Verschwendung von Ressourcen und Rohstoffen bei einer explosionsartig wachsenden Weltbevölkerung? Sind diese Grenzen mit der kolportierten Wirtschaftskrise derzeit erreicht und was kann in Zukunft für eine Entwicklung erwartet werden? Den Ökonomischen Aufwärtsbewegungen folgen  zyklische Abwärtstendenzen, welche meist mit der Besinnung auf traditionelle soziale Werte gekoppelt sind. Folgt eine Renaissance von „small is beautiful“ bis hin zu nationalstaatlicher Abgrenzung? Wenn weniger Geld zur Verfügung steht, könnte eine „Bürgergesellschaft“ Aufschwung erhalten. Staatliche Zuwendungen und Bevormundung weichen eigenverantwortlichen und überschaubaren Projekten. In manchen Wiener Grätzeln wurden bereits Bürgerselbstschutzorganisationen gegründet, denn die Zunahme von Kriminalität im Europa ohne Grenzen, wird weiter voranschreiten und die Exekutive kann mit den vorhandenen Mitteln den Schutz seiner Bürger nur mangelhaft garantieren. Der Soziologe Ulrich Beck sah in einer „Zweiten Moderne“ eine „Risikogesellschaft“ entstehen, in der das Individuum aus den vormals traditionellen Lebenszusammenhängen freigesetzt wird und sich ungeahnten Freiheits- und Entfaltungsmöglichkeiten alleine und ohne Gruppenunterstützung in seiner Lebensgestaltung gegenübersieht. Dem Risiko des Alleinseins sind jedoch viele Menschen nicht gewachsen. Wird in Zukunft wieder vermehrt der Familienverband, die soziale Bezugsgruppe und letztendlich sein Volk dem jetzt als Singel planlos herumirrenden Menschen Sicherheit geben können? Vielleicht bricht eine „Dritte Moderne“ aus, denn nur gemeinsam sind Gleichgesinnte stark. Die Neugestaltung der Gesellschaft hat Samuel Huntington in seinem Werk „Kampf der Kulturen“ ja bereits trefflich skizziert: „Kulturelle Identität bedeutet ein gründliches Bewusstsein von kulturellen Unterschieden und von der Notwendigkeit, das zu schützen, was „uns“ von „ihnen“ unterscheidet“. Wenn heute in europäischen Städten fremde, asiatische oder afrikanische Zuwanderer gewaltsam demonstrieren, Autos in Brand setzten und ganze Gebiete zu „besetzten Zonen“ erklären, um Stellvertreterkonflikte weitab ihrer tatsächlichen Heimat auszutragen, dann ist Huntingtons Prophezeiung: „künftige Konflikte werden sich nicht an wirtschaftlichen oder ideologischen, sondern an kulturellen Faktoren entzünden“, längst Realität geworden. Die Spaßgesellschaft wird erkenne müssen, dass längst „Schluss mit Lustig“ angesagt ist und das einzelne Individuum zu seinen Wurzeln zurück finden wird müssen. Das „Gleichheit“ der französischen Revolution ist eine leere Worthülse, denn bedeutet „Egalite“ nicht egal, also gleich gültig und damit gleichgültig? Von „Brüderlichkeit“ und „Freiheit“ ganz zu schweigen, denn der Starke schleppt den Unterlegenen zur Guillotine und wenn die Schwachen eliminiert sind, frisst die Revolution immer auch ihre eigenen Kinder, nachzulesen in jedem noch so manipulierten Geschichtsbuch. Die Gesellschaft von Morgen braucht starke Persönlichkeiten in einem starken Gruppenverband,  welche im „Kampf der Kulturen“ bestehen können, denn sonst wird diese zu Dekadenz neigende westliche Gesellschaft unweigerlich untergehen, genauso wie dies Oswald Spengler in seinem monumentalen Werk „der Untergang des Abendlandes“ diagnostiziert hat. Treffender als Huntington kann dies niemand beschreiben, dem ist auch nichts mehr hinzuzufügen: „Wenn eine Kultur erstmals entsteht, sind die Menschen für gewöhnlich kraftvoll, dynamisch, gemein, brutal, mobil und expansionistisch. Sie sind relativ unzivilisiert. In dem Maße, wie die Kultur sich weiterentwickelt, wird sie sesshaft und entwickelt die Techniken und Fertigkeiten, die sie zivilisierter machen. Sobald der Konkurrenzkampf zwischen ihren konstituierenden Elementen nachlässt und ein universaler Staat entsteht, erreicht die Kultur ihren höchsten Zivilisationsgrad, ihr „goldenes Zeitalter“ mit einer Hochblüte von Moral, Kunst, Literatur, Philosophie, Technologie und kriegerischer, wirtschaftlicher und politischer Kompetenz. Sobald sie als Kultur ihren Niedergang antritt, geht auch ihre Zivilisiertheit zurück, bis sie dem Ansturm einer anderen aufstrebenden Kultur von ebenfalls geringer Zivilisiertheit erliegt.“

 

 

 

6.1. Von der Horde zur bürgerlichen Gesellschaft

 

 

 

"Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben. Nur dem Starken, dem Fleißigen und dem Mutigen gebührt ein Sitz hinieden." (Abwandlung des 2.Paulusbriefes an die Thessalonicher: „Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.)

 

 

 

„Gleich und gleich gesellt sich gern“ – Gesellschaft bedeutet daher, dass Menschen gleicher Werte, Normen, Rechte, Symbole räumlich vereint miteinander leben. Die ersten Gesellschaftsformen bezeichnet man als „Horde“, meist mobile Jäger- und Sammlergemeinschaften mit bis zu 100 Mitgliedern. Die Bindung in diesen Großfamilien war sehr eng und aufgabenteilig gegliedert. Auch heute gibt es solche soziale Formen bei den Inuit, den australischen Aborigines oder den südafrikanischen San. Horden schlossen sich zu Stämmen, mit bis zu 1000 Mitgliedern zusammen und hier trat erstmals die Teilung in sesshafte Bauern und nomadisierende Viehhalter ein. Führungsstrukturen sowie religiöse Rituale und Totenkulte begannen das Leben in diesen Stammesgesellschaften zu reglementieren. Die Unterschiede in der sozialen Hierarchie wurden ausgeprägter, der soziale Status in den sich entwickelnden Stammesfürstentümer umfasste, vom Häuptling bis zum Arbeitssklaven, alle Individuen. Rang und Status bestimmten den Alltag, die Beziehungen der  etwa 5.000 bis 20.000 Mitglieder könnte man bereits mit bürokratisch und feudalistisch beschreiben. Durch die Beziehung und Zusammenschlüsse von Fürstentümern entstanden komplexe Organisationsformen von Gesellschaften – die Staaten. Solche Gesellschaftsformen gliedern ihre sozialen Beziehungen durch die Bildung von Klassen: Arbeiter, Bauern, Händler, Soldaten, Verwaltung und religiöse sowie politische Führung. Das Territorium besitzt die herrschende Klasse und verpachtet es gegen Steuern an treu ergebene Adelsverwandte. Urbane Strukturen der Verwaltung und Verteidigung entstehen und zentrale sowie provinzielle Erschließungen aller Teile des Hoheitsgebietes lassen moderne Formen der Organisation und Mobilität wachsen. Alle modernen Staaten sind so entstanden, das Imperium Romanum sei hier nur als Beispiel genannt. Die Ideen der Aufklärung ließen den Begriff der civil society, die „bürgerliche Gesellschaft“ entstehen. Das Bürgertum als Gegenbegriff zum absolutistischen Fürstenstaat mit dem Begriffsdualismus Staat und Gesellschaft und der politischen Philosophie des Liberalismus bildet die Grundlage unserer derzeitigen bürgerlichen Gesellschaftsstruktur.

 

Gesellschaft ist ein zentraler Begriff der Soziologie, jedoch schwer allgemein zu definieren. Zu unterschiedlich sind Formen der Gemeinsamkeit von Individuen. Soziologisch unbestritten jedoch ist, dass unsere bürgerliche Gesellschaft auch eine Überfluss-, Arbeits-, Freizeit-, Konsum-, Medien-, Kommunikations-, Wegwerf-, Dienstleistung-, und anderer unzähliger Gesellschaftsformen ist. Jeder Mensch spielt in seinem Leben nicht nur unterschiedliche Rollen, er ist auch Mitglied in verschiedensten Gesellschaften mit all den zugeordneten Normen und Werten. Das kann jedoch auch zu Interessenskonflikten führen, denn  „zwei Seelen wohnen in meiner Brust“ gilt heute für fast alle Menschen und bekanntlich führen mindesten zwei Wege zum Ziel.

 

 

 

Events: Die Götzendienste des Massenmenschen (29/07)

 

Die Event-Welten des 21. Jhts. sind die Wallfahrtsorte der erlebnisgeilen Postmoderne

 

 

 

In den meisten westlichen, kapitalistisch orientierten Industriestaaten wurden so ziemlich alle Wohlstandsziele erreicht, die kürzesten Arbeitszeiten durchgesetzt und ein soziales Sicherungssystem ohnegleichen installiert. Trotz bestehender Einkommensunterschiede verfügt ein Großt­­eil der Bevölkerung über mehr Mittel als zur Existenzsicherung nötig ist. Die Suche nach persönlichem Glück hat die Sorge um das materielle Überleben abgelöst, das Leben wurde zum Erlebnisprojekt in einer Spaß- und Eventgesellschaft. Imagination, Illusion, die Sucht, die Suche von außergewöhnlichen Scheinwelten in Gemeinschaft mit anonymen Menschenmassen zu erleben, steht im Vordergrund der Lebensziele der Menschen des 21. Jahrhunderts.

 

Die stetige Streben nach immer größeren von Menschenhand geschaffenen Megawelten, etwa die Olympiade in Peking, das Projekt von Sotschi, erinnern an den Turmbau zu Babel. Der Mensch will die Schöpfung Gottes übertrumpfen, der nächste Event wird wieder das Maß aller Dinge sein, nur übertroffen vom übernächsten, und Millionen von gesichtslosen Menschenmassen verlangen bereits heute nach dem Mega-Event bei der über-übernächsten Veranstaltung. Die Knappheitsgesellschaft wurde von der maßlosen Überflußgesellschaft abgelöst. Der Lebensstil des rast- und ruhelosen Genußnomaden, geprägt von der permanenten Suche nach Glück und Befriedigung seiner uferlosen Sehnsüchte, erinnert an Goethes suchenden Dr. Faust. Der Homo Consumens findet unter Millionen Besuchern des Donauinselfestes, unter den Schönen und Reichen am Wörthersee oder bei aller sexuellen Offenheit der größten „Loveparade“ aller Zeiten keine dauerhafte Befriedigung. Wie bei allen Süchten ist das Ziel bereits die nächste Show. Mephisto – also die Veranstalter weltweit inszenierter Erlebniswelten – muß immer neue Gladiatorenspektakel herbeischaffen, ohne Aussicht, jemals die erlösenden Worte zu hören: „Zum Augenblicke möchte ich sagen, verweile doch, du bist so schön.“ Wer seine Seele der Eventgesellschaft verschrieben hat, wird keine Erlösung finden, denken wir nur an das peinliche Seitenblickepaar „Mörtel und Mausi“, an den alternden schönen Jörgl und an die unzähligen, omnipräsenten Politiker und Adabeis bei noch so verrückten und sinnlosen Events. Dabeisein ist das Ziel, in den Seitenblickemagazinen genannt zu werden, die Maxime, Akteur zu sein in der künstlichen Scheinwelt, ein Traum. Listige Reporter „schleppen“ dabei gerne die eitlen, mediengeilen Schickis und Mickis, wie neulich das neue Kanzlerpärchen. Das Kleid der Kanzlergefährtin hätte eine zu lange „Schärpe“, meinte Gusi, grinste und war schon ein Seitenblickestar. So trivial funktioniert das Eventdabeisein. „Don’t worry, be happy…“.

 

Bereit 1958 hat Jürgen Habermas den gegenwärtigen Entwicklungsstand gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse in den westlichen Industrieländern als „neue Unübersichtlichkeit“ gekennzeichnet, doch es war ein langer Weg, bis unsere Gesellschaft derart unübersichtlich wurde. War bis zur ersten industriellen Revolution, 1780–1830 in England, die gesellschaftliche Position des Individuums im sozialen System fast aus­schließlich durch Geburt in eine soziale Schicht bestimmt, etwa Adel, Bürger­tum, Bauernstand, so entstand nach der Auflösung der agrarischen und handwerklichen Produktionsweisen des Feudalsystems die industrielle kapitalistische Massenerzeugung, und damit verbunden die Trennung von Haushalt und Produktion. Im Gefolge der zweiten industriellen Revolu­tion, Ende der 1880er Jahre, bilde­ten sich riesige Arbeitermassen heraus. Durch diesen raschen technischen und sozialen Wandel bedingt, kam es zu einem, laut Ortega y Gasset, „Aufstand der Massen“: „Das öffentliche Leben ist nicht nur politisch, es ist zugleich, ja zuvor geistig, sittlich und wirtschaftlich, religiös; es umfaßt alle Kollektivbräu­che und schließt die Art der Kleidung wie des Genießens ein.“

 

Waren früher Müßiggang, Kulturereignisse, Rei­sen und ähnliche Genüsse ausschließlich dem Adel bzw. der Oberschicht vorbehalten, so eigneten sich die Massen der Mittel- und Unterschicht jetzt nach und nach alle Bereiche außerhalb der Arbeitswelt an. „Die Städte sind überfüllt mit Menschen, die Häuser mit Mietern, die Hotels mit Gästen, die Züge mit Reisenden, die Cafés mit Besuchern; Theater und Kinos wimmeln von Zuschauern, die Badeorte von Sommer­frischlern. Was früher kein Problem war, ist es jetzt unausgesetzt: einen Platz zu finden. Der Massen­mensch ist der Mensch, der ohne Ziel lebt und im Winde treibt. Und dieser Typus Mensch entscheidet in unserer Zeit.“ Wie treffend Ortega y Gasset bereits 1930 die Probleme ge­schildert hat, welche in vermehrtem Maße nach der 3. industriellen Revo­lution heute zutreffen, verblüfft. Arbeitszeit – trotz Verkürzungen – ist zwar nach wie vor der größte Block unserer Tätigkeit, gefolgt von der Schla­fenszeit, die freie Zeit nimmt den kleinsten Teil ein. Die wirkliche Freizeit beträgt vier Stunden täglich einschließlich zwei Stunden freie Zeit zur Erledigung von per­sönlichen Bedürfnissen wie Waschen, Essen, Einkaufen etc. – aber die Freizeit dominiert unser Leben!

 

Der moderne Mensch hatte also noch nie so viel Freizeit wie heute. Be­dingt durch Urlaub, Feiertage, Wochenende usw. arbeitet der Mensch auch nur mehr an ca. 200 Tagen im Jahr. Wir haben uns von einer Arbeitsgesellschaft zu einer Freizeitgesellschaft gewandelt. „In der modernen So­ziologie umschreibt Lebensstil empirisch feststellbare Merkmale, die einer Gruppe von Menschen gemeinsam sind. Weil die Freizeitorientierung des Lebens in den letzten dreißig Jahren auf breiter Ebene und bei fast allen Bevölkerungsschichten kontinuierlich zugenommen hat, werden sich „Lebensstil“ und „Freizeitstil“ immer ähnlicher, ja fast deckungsgleich!“ stellt der Freizeitforscher Opaschowski zusammenfassend fest.

 

Womit beschäftigt sich, wie verbringt der „moderne“ Erlebniskonsument also konkret seine Freizeit? Freizeit ist heute All­tag und Illusion zugleich. Viele Menschen brauchen die bunte Illusion, um die Alltagswirklichkeit ertragen zu können. Keine Rede also mehr von traditionaler, schöngeistiger Beschäftigung? – Nur mehr mo­derner, egoistischer „HOMO CONSUMENS“? Der Freizeitmensch definiert sich zunehmend als Genußmensch und ver­langt nach immer stärkeren Genuß-Reizen. Über allem schwebt das Damoklesschwert der Langeweile. Erhält das Individuum zu wenig Stimulierungen, wird das Leben langweilig, ein Zuviel an Reizen führt allerdings zu Streß. Mehr, schneller, weniger intensiv ist die Devise. Die Schnelligkeit hat Oberflächlichkeit zur Folge.

 

Der Medienkonsum ist da­von am meisten betroffen. Fernsehkonsum etwa läßt sich nicht weiter steigern, hat vielleicht sogar schon seinen Sättigungsgrad erreicht. Die elektronischen Medien verdrängen das Buch. Bis zum Jahre 2010 ist mit einem dramatischen Anstieg von Nicht-Lesern und Nicht-Buchkäufern zu rechnen. Damit ver­bunden wird auch die Zahl der passiven Analphabeten steigen. Diese er­schreckende Tendenz wird durch verschiedene Erhebungen bestätigt.

 

Das Konsumverhalten ist großteils außengesteuert, man läßt sich berie­seln, lenken und anregen, möglichst interessant organisiert – der Rahmen ist hier somit gewohnt und sicher. Die traditionale Beschäftigung Lesen nimmt ab – die moderne, fremdgesteuerte Manipulation nimmt da­gegen zu. Konsumtrip und Freizeitkonsum in vollen Zügen zu genießen, ist das markante Kennzeichen der modernen sozialen Gruppe. Modern deshalb, weil früher die Familie als staatstragende Kleingruppe die soziale Norm war. Heute lebt in jedem dritten Haushalt ein Single im Alter von 25 bis 49 Jahren. Der Unterhaltungskonsum ist zwar vielfältig, aber oberflächlich, da die meisten freiwilligen Singles Angst vor zuviel sozialer Nähe haben. Sehnsucht nach emotionaler Wärme und sexueller Partnerschaft werden durch „Affären auf Zeit“ befriedigt. Diese Art von Lebenslustigkeit kann allerdings auch eine Maske sein. Die Konsum- und Freizeitwelt übt eine Sogwirkung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Soziale Kontakte werden zur käuflichen Ware.

 

Event-Singleparties verhelfen paarungsbereiten Menschen jeden Alters zur raschen, lustvollen Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten. Infolgedessen ist das Konsum- und Unterhaltungsden­ken bei den Singles, neben den Jugendlichen, am stärksten ausgeprägt: „Sie haben nicht nur viele Konsumwünsche – sie leisten sie sich auch“, stellt das B.A.T. Institut Hamburg fest. „Brot und Spiele“ – sind diese beiden Kriterien in einer Gesellschaft vor­handen, gibt es meist keine Aufstände der so beglückten Massen gegen das herrschende, treffender: sie beherrschende System. Daß behäbige Sattheit träge macht, wußten schon die römischen Kaiser, denn sie wollten revolutionsmüde, wohlbeleibte Männer um sich scharen. In unserer modernen Industriegesellschaft mit oft bewegungsarmen Beru­fen hat Sport eine große Bedeutung als Ventilfunktion – einerseits als aktive Betätigung im Rahmen des gesunden Bewegungsausgleiches oder Übertreibung im Leistungsdenken, andererseits als passiver Aggressions-Abbau, gleichsam Gladiatorenspiele. Sport ist daher Massenbewegung und Modeerscheinung, Lebensstil und Lebensgefühl. ein Massenphänomen der Wohlstandsgesellschaft mit gigantischen Umsätzen, ebenso wie Reisen oder Konsum.

 

Die Freizeitausgaben halten die Wirtschaft am Laufen. Erlebniswelten dominieren alle Freizeitaktivitäten mit gigantischen Arenen, den modernen Kathedralen des 21. Jahrhunderts. Dort finden die „Events“ statt – aus dem Alltag herausragend, verdichtet, mit hoher Anziehungskraft, da ein „Spaß-Erlebnis“ versprochen wird. Dort finden vorprogrammierte Ereignisse statt, um sich massenhaft selbst zu inszenieren, dort findet die Suche nach dem besonderen Leben statt. Strukturierten früher Feste den Jahreszyklus, so finden Events ohne besonderen Anlaß statt, sie sind deinstitutionalisiert, entstrukturiert, profanisiert, kommerzialisiert und veralltäglicht – mit einem Wort keine „echten“ Erlebnisse. Früher waren Religion und Kirche für Heilsversprechen und Paradiesvorstellungen zuständig, heute sorgen Traumwelten und künstliche Paradiese einer mächtigen Freizeitindustrie für den Himmel auf Erden. Bereits Jean-Jacques Rousseau stellte 1762 fest: „Nicht wer am ältesten wird, hat am längsten gelebt, sondern wer am stärksten erlebt hat.“ Die Protestantische Ethik wurde von der Konsum-Ethik abgelöst. Nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu Leben, ist heute die Handlungsmaxime. In einem Leben muß viel erlebt werden, Themenrestaurants und Freizeitparks sind zu besuchen, ebenfalls locken Showprogramme und Shopping Malls, Freilichtspiele, Weltausstellungen, der kollektive Rausch beim Oktoberfest und unzählige andere McDonaldisierte Erlebniswelten. Die Plastik-Retortenwelt von Disneyland wird einem Naturerlebnis vorgezogen, und künstliche Tiere sehen wie in Wirklichkeit aus, nur computergesteuert. Wird Natur langweilig, sind simulierte Nachbildungen und Imitationen faszinierender?

 

Die Reproduktionskultur führt zur Krise des Originals, in Las Vegas ist Venedig wesentlich sauberer bestaunbar als in Italien, und der Krokodilroboter von Disney kriecht ungefährlicher aus dem Wasser als das wilde Original. Droht mit der Eventisierung aller Lebensbereiche ein Realitätsverlust? Diese Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, glaubt doch so manches Kind, daß nur die blaue Milkakuh aus der Fernsehwerbung eine echte Kuh ist. Andererseits gibt es die Sehnsucht nach Echtheit, nach unberührter Natur, aber auch das läßt sich, da von viel zu vielen gewünscht, nur organisiert erleben, mit tausend anderen Sehnsüchtigen auf Kreuzfahrt zu den Galapagos-Inseln etwa. So ist die Begeisterung und Faszination neuer Illusionswelten der Erlebniskonsumenten den Sehnsüchten nach Realem und Originalem gegenüberzustellen. Das Authentische muß neu definiert werden, unecht Scheinendes kann real werden, wenn etwa Disneyland zum authentischen Ausdruck amerikanischer Kulturtradition wird. Hinter allen menschlichen Träumen verbirgt sich letztendlich die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. Neue Paradiese ergeben immer auch neue Märkte, Illusionen und Sehnsüchte wollen vermarktet und verkauft werden, denn leben heißt erleben, immer auf der Suche nach dem wahren Glück.

 

Die Erlebnisgesellschaft hat seine gedanklichen Wurzeln bei Rousseau: „Erlebe dein Leben – oder stirb!“ die Monokultur weicht der Vielfalt. Diese totale Vermarktung erlebt ein Kinobesucher in der Kunstwelt von „Multiplex-, Omnimax- und Cineplex“-Kinos. Nicht nur unzählige Kinosäle bieten für alle Altersgruppen und Themengeschmäcker Filme an, es gibt Restaurants, Spielecken, Einkaufsmöglichkeiten aller Art – der Besucher soll diesen Freizeittempel nicht mehr verlassen müssen, er bekommt alle Wünsche erfüllt, das Geld des Konsumenten darf nicht abwandern. Diese Marketingkonzepte werden bei Openair-Events ebenso durchgezogen wie bei Erlebnisbadelandschaften, Musicals oder Einkauferlebniscenters. „Wo ist am meisten los?“. Nicht der Gebrauchswert entscheidet, sondern der Erlebniswert. Die Grenzen zwischen „Shopping Centern“ und „Entertainment Centern“ werden immer fließender, sodaß Marken- und Unternehmenswelten entstehen, wie „Swarowski Kristallwelt“ oder „World of Coca Cola“. Diese neuen Erlebniswelten werden von Reisebüros angefahren, helfen beim Markenaufbau und stützen unternehmenskulturelle Identität: „von einem grauen Erzeuger zu einem bunten Unternehmer“ heißt die Werbezauberformel.

 

All diese Trends werden bereits in jedem kleinen Dorf praktiziert. Wo gibt es noch keine Sommerspiel? Die Region um den Wörthersee vermarktet so ziemlich alle erdenklichen Spektakel, kein Lärm ist zu laut, kein Alkohol zu hochprozentig, kein Star zu teuer, um nicht aus Steuergeld subventioniert zu werden. Und sie kommen, die eigenartigen GTI-Fans, die noblen Oldtimerfahrer, die durchgestylten Harley-Biker. Die Touristikunternehmer freut‘s, Anrainer weniger, und Politiker sind immer dabei. Sport, Kultur und Unkultur verdrängen alte Bräuche und volkskundliche Traditionen. Aber es gibt sie noch, die Goldhaubenfrauen neben neumodischer Tracht, zu bewundern bei so manchem Kirchtag, eigentlich auch ein Event, jedoch in der kirchlichen Tradition. In den Erlebniswelten kündigt sich oftmals eine Wiederkehr der Symbole und Rituale alter Bräuche an, wenn auch neu verpackt, in anderer, zeitgeistiger Form.

 

Die Erlebnisinszenierungen bekommen Kultcharakter und die Reisen zu diesen Events gleichen Wallfahrten der Moderne. Werden die neuen Kultstätten, die Kathedralen des 21. Jahrhunderts, zum Heiligtum der erlebnissüchtigen Menschen? Zelebrieren die Erlebnismacher ihre Art von Götzendienst, die Massen von Menschen ums Goldene Kalb tanzen lassen? Die Erlebniswelten im 21. Jahrhundert sind Wallfahrtsorte und Unterhaltungsstätten, die religiöse Gemeinde wird zur Weltgemeinde der Unterhaltungsbranche. Opaschowski zur Hybris der Gottähnlichkeit: „Der Millennium Dome will Shows und Ausstellungen, virtuelle Spielereien und echte Shoppingmöglichkeiten bieten sowie per Infotainment Antworten auf die Frage geben: wer wir sind, wo wir sind und wohin wir gehen werden. Ein vermessener Anspruch, der zwischen Lebenssinn und Wahnsinn angesiedelt war, weil er selbst einen Vergleich mit dem Petersdom in Rom nicht scheut. Der Turmbau zu Babel läßt auch im 21. Jahrhundert grüßen.“

 

 

 

Das Versagen der Sozialwissenschaften (14/06)

 

Zu Fragen der Migration schweigen sich die Kulturwissenschafter beharrlich aus

 

 

 

Plötzlich wird in Deutschland festgestellt, daß wir „am Ende der Sackgasse“ sind, in den Schulen „Kriminelle und Terroristen großgezogen würden“ und „das der Kiez eines Tages brennen wird“ (Die Presse vom 1. April 2006). All das ist seit vielen Jahren wissenschaftlich prognostiziert worden. Vor über zehn Jahren untersuchten französische Soziologen die Zustände in den Pariser Vororten. Sehr wohl wurde erkannt, dass hier eine soziale Bombe tickt. Da kein Politiker irgendwelche Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen zog, wurde die Studie archiviert. Der Bielefelder Univ. Prof. Wilhelm Heitmeyer präsentierte 1997 erschreckende Erkenntnisse bezüglich Gewaltbereitschaft türkischer Jugendlicher in Einwanderungsgesellschaften – etwa, daß 28,5 Prozent der Befragten folgende Frage bejahten: „Gewalt ist gerechtfertigt, wenn es um die Durchsetzung des islamischen Glaubens geht.“ Auch hier – kein Aufschrei der Volksvertreter, keine gesetzlichen Maßnahmen, der Gewaltspirale entgegenzutreten.

 

Die Sozialwissenschafter verfolgten diese brisanten Themen nicht weiter. War damit doch kein Geld zu verdienen, und zusätzlich erkannten die im akademischen Elfenbeinturm sitzenden, karrierebewußten Professoren, daß man sich den Unmut der linken Subventionsverteiler zuzog, wenn vielleicht ein potentieller Wähler beleidigt wird. Man widmete sich wieder, äußerst bequem, den beliebten Aufarbeitungsthemen. Forschungsprojekte über die gesellschaftliche Mißentwicklung unserer Elterngeneration zwischen 1938 - 1945 etwa werden großzügig gefördert. Ganze Bibliotheken enthüllen die sozialen Zustände Nicaraguas und in der Österreichischen Zeitschrift für Soziologie findet man stets geschraubte Abhandlungen à la: „Zur Eigenlogik, zu den Strukturbedingungen und zum Wandel der Werbung als medienkommunikativer Gattung“.

 

In Zukunft sind alle mit sozialen Fragen beschäftigten Feldforscher aufgerufen, selbständig ihre Warnungen vor sozialen Fehlentwicklungen immer wieder zu publizieren, um Politiker zu zwingen, nicht wie die drei Affen, nichts zu sehen, nichts zu hören und nichts zu sagen.

 

Es ist eine Schande, daß kein europäischer Soziologe jene Analyse publizierte, welche eine arabische Psychologin, Frau Wafa Sultan über den geschmähten Sender Al Jazeera mutig über ihre eigene Kultur wagte: „Wir haben in der Welt keinen Zusammenstoß der Religionen oder Zivilisationen sondern zweier Zeitalter: zwischen Mittelalter und 21. Jahrhundert, zwischen Primitivität und Vernunft, zwischen Unterdrückung und Freiheit, zwischen Diktatur und Demokratie, zwischen Barbarei und Menschenrechten, zwischen jenen, die Frauen wie Vieh und jenen, die sie als menschliche Wesen behandeln....“. Soziologen und Politologen Europas – schreit endlich hinaus, daß wir in eine Bürgerkriegsgesellschaft absinken, wenn nicht sofort politische Gegenmaßnahmen getroffen werden.

 

 

 

Unbekannte Nachbarn (25/06)

 

Woran die Sozialwissenschaft scheitert: Wie kann man ethnische Kolonien untersuchen, die in geschlossenen Systemen leben?

 

 

 

Das Telephon läutet. Freundlich wird Dir offenbart, daß Du zu einer „repräsentativen Gruppe“ gehörst und die folgenden Fragen mit „ja,  eher ja, eher nein, nein oder – weiß nicht“ beantworten darfst. Vorausgesetzt, der so Auserkorene versteht die Fragen (es sollen ja auch schon nicht Deutsch sprechende Ausländer gefragt worden sein, ob sie Deutsch lernen wollen), werden hoffentlich richtig zugeordnete Kreuzerl von der Telephonistin gesammelt, möglichst rasch, die Bezahlung erfolgt nach Anzahl abgelieferter Fragebögen. Das Statistikprogramm eines Computers zählt die Kreuzerln und spuckt wunderbare Prozentangaben und Graphiken aus.

 

In letzter Zeit wurde der erstaunte Bürger mit dieser quantitativen Meßmethode zum Thema „Integrationswilligkeit zugewanderter Ausländer“ verwirrt. Das Innenministerium erforschte, daß 45 Prozent der Zuzügler nicht integrationswillig seien. Stimmt nicht, meinten flugs ausländerfreundliche, aber österreichfeindliche Volksvertreter und unsere „Resi“ von den Grünen zitierte ihre Haussoziologin, eine satrurierte Universitätsprofessorin, die bereits andere Prozentsätze in ihrer Schreibtischschublade bereit hatte. Ein anderer linker Wahrsager trat auch im Fernsehen auf und seine Zahlenspielerei gipfelte letztlich bei 95 Prozent doch integrationswilliger Fremder – wer bietet mehr?

 

Selbstverständlich werden solche Studien bestens honoriert und die federführenden, in ihren universitären Elfenbeintürmen sitzenden Wissenschafter untermauern diese Statistiken mit entsprechender Weisheit, allerdings scheinbar nicht verifizierbar, denn sonst gäbe es nicht gravierende Unterschiede im Endergebnis. Wahrscheinlich haben diese Verandasoziologen noch nie persönlich mit einem integrationsunwilligen Türken persönlich gesprochen!

 

Stanislav Andreski bezeichnet diese Spezies als „Hexenmeister der Sozialwissenschaften“ und untersuchte ausführlich Mißbrauch, Mode und Manipulation im Namen der Wissenschaft. Es ist natürlich wesentlich einfacher, rascher und auch ungefährlicher, Zahlenspiel-erei im Büro zu betreiben, als persönlich in die Lebenswelt, etwa von Islamisten, vorzudringen. Der international bekannte Soziologe der Wiener Universität, Roland Girtler, hat mit der „qualitativen“ Feldforschungsmethode schwierigste Randkulturen durchleuchtet. Ein Soziologe muß neugierig sein, auf die Menschen zugehen, deren Sprache sprechen, er muss am Leben der zu untersuchenden Gruppe teilnehmen, Rituale, Alltagshandeln beobachten, soziale Strukturen, Schichten, Machtrituale, Symbole, Normen und Werte ihres Lebens erkennen und beschreiben. Girtler hat seine Erfahrungen in den „10 Geboten der Feldforschung“ dargestellt und als verwegener, unerschrockener teilnehmender Beobachter die Methode des „ero-epischen“ Gespräches angewandt, das heißt, keine vorgefertigten Fragen ankreuzeln zu lassen, sondern miteinander offene, situationsabhängige Gespräche führen.

 

Speziell bei der Gruppe moslemischer Zuwanderer stellte  etwa der deutsche Politikwissenschafter und Stadtsoziologe Hans Gerd Jaschke in einem 3sat-Interview anläßlich der horriblen Vorfälle in einer Berliner Schule nüchtern fest, daß „wir eigentlich über keine Kenntnisse der Lebenswelten von Migrantenfamilien verfügen. Wir haben uns bis jetzt schlichtweg damit nicht beschäftigt.“

 

Das Resümee des Wissenschafters ist freilich auch an der Tatsache gekoppelt, daß sich der Alltag zugewanderter Moslems vielfach in geschlossenen Gesellschaftsstrukturen von Parallelwelten abspielt. Hier bietet sich für echte Sozialwissenschafter ein weites Forschungsfeld, denn die sich europaweit abzeichnenden Problemfelder haben auch für Österreich Relevanz. Mit betroffenen Menschen persönlich zu sprechen, nicht herumzutelephonieren bringt objektive Erkenntnisse, aus denen man die politisch notwendigen Konsequenzen ziehen kann. Also neben den Fremden auch mit den Österreichern, die im gleichen Haus wohnen, mit den Nachbarkindern, den Mitschülern, den Arbeitgebern, der Fremdenpolizei usw. sprechen und nochmals sprechen. Der freie Feldforscher liefert keine Prozentzahlen nach seiner Untersuchung, er zeigt aber auf, „wie“ das soziale Handeln und „wie“ die Regeln, Normen und Werte das Handeln beeinflussen. Ein Königsweg, schwierig, nachzulesen bereits bei Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel: „Die Arbeitslosen von Mariental“.

 

Für den mutigen Soziologen gäbe es bei der Migrationsforschung interessante Themen. Arbeits-, Kriminal-, Stadt- und Kommunikationssoziologie böten breite „Betätigungsfelder“. Allerdings ist fraglich, ob die Wahrheiten der politisch korrekten Gesellschaft auch zumutbar wären. Ein paar Beispiele aus den genannten Gebieten.

 

Arbeitssoziologie: Brauchen wir überhaupt diese großteils unqualifizierten Zuwanderer und deren Nachkommen? 5,2 Prozent der Österreicher sind arbeitslos, aber 11,6 Prozent der Ausländer ebenfalls. Bei den 25 bis 27jährigen haben 12,4 Prozent der Österreicher, aber 49,4 Prozent der Ausländer maximal einen Pflichtschulabschluß. Diese Situation verschärft sich dramatisch, da eine katholische Österreicherin nur 1,32 Kinder aufzieht, eine Muslima jedoch 2,34. Diese Reproduktion ungebildeter Zuwanderer ist eine soziale Zeitbombe, da diese Leute alle finanziellen Zuschüsse des Sozialstaates konsumieren. Diese Abhängigkeit ist kein Leistungsanreiz selbst produktiv tätig zu werden. (dazu Milli Görüs: „Wir gebären euch zu Tode – wir sind die neuen Österreicher“)

 

Kriminalsoziologie: Das radikale muslimische Weltbild behindert eine Akzeptanz des österreichischen Rechtsstaates, da ein echter Muslim kein Teil der nichtmuslimischen Gesellschaft sein kann. In Wien sind von 65.667 Straftätern bereits 26.230 Ausländer. Wie geht diese Entwicklung weiter, wenn immer mehr ungebildete Zuwanderer an unserer Konsumgesellschaft partizipieren wollen, jedoch keine Arbeitsstelle finden und sich einfach nehmen, was sie wollen?

 

Sozialisation: Wie kann sich ein Kind in einem Kindergarten weiterentwickeln, wenn in der Gruppe von 25 nur drei Deutsch sprechen, und die Kindergartentante sich nur mittels „Pantomime“ verständigen kann? Resultat: Immer mehr Kinder sind verhaltensauffällig, da religiöse und kulturelle Barrieren eine Gruppenkonformität verhindern.

 

Stadtsoziologie: Im 15. Wiener Gemeindebezirk ist jeder Dritte bereits Ausländer, in Hallein wird die Altstadt „Klein-Istanbul“ genannt. In geschlossenen Gesellschaftssystemen reproduzieren sich die Strukturen nur mehr selbst, eine Anpassung an das Gastland ist gar nicht mehr notwendig. Wann explodiert diese „Verjugoslawisierung“ ethnischer Kleinzellen in Gewaltausbrüchen, wie wir sie in den Vororten von Paris immer öfter sehen?

 

Kommunikationssoziologie: türkische Zeitungen, arabische Fernsehsender, pakistanische Internetseiten – all das ist auch in Ottakring verfügbar. Die Neoösterreicher bleiben daher weiter geistig in ihrer „Heimat“. Es besteht kein Zwang sich zu integrieren. Die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek bestätigt, daß auch die 3. Zuwanderergeneration nicht aus der Parallelgesellschaft ausbricht.

 

Ein weites Betätigungsfeld tut sich dem echten Feldforscher auf. Aber wer wagt es, in den Parallelgesellschaften zu forschen, um eventuell herauszufinden, daß hier ein Gefahrenpotential ungeahnten Ausmaßes lauert, und wir weder diese Zuwanderer brauchen noch sie integrieren können, geschweige eine Finanzierung durch den Sozialstaat möglich ist, solange die Zwangsjacke der politischen Korrektheit solche Schlußfolgerungen von vorhinein untersagt?

 

 

 

Das Ende der Vollkaskogesellschaft (42/07)

 

Der allgegenwärtige Versorgungs- und Wohlfahrtsstaat hat zu Mentalitäten geführt, die inzwischen fast alle Lebensbereiche durchdringen

 

 

 

Der allgegenwärtige Versorgungs- und Wohlfahrtsstaat hat zu Mentalitäten geführt, die inzwischen fast alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft durchdringen. Die Vorstellung von der totalen Sicherheit ist eine Erscheinung, die vor allem in den „Wohlfahrtsstaaten“ zu beobachten ist. Nur, die staatliche Absicherung in vielen Lebensbereichen führt nicht etwa zur Beruhigung, sondern läßt die Tatsache als beunruhigend erscheinen, daß es immer noch Lebensbereiche gibt, die sich dieser Absicherung entziehen.

 

Wo ist er, der mündige, erwachsene Bürger des 21. Jahrhunderts, der für sein Handeln voll verantwortlich ist? Der auch die Kosten bei selbstverschuldetem, fahrlässigem Verhalten trägt und nicht die Solidargemeinschaft zur Kasse bittet? Dieser Typus des erwachsenen, mündigen „Citoyens“, mit Rechten und Pflichten, unterscheidet sich von den verwalteten Massenmenschen des 20. Jahrhunderts dadurch, daß seine Biographie individualisiert wurde. Mobilität, Flexibilität, die Pluralität der Lebensstile und die Bereitschaft, neue Herausforderungen lernend anzunehmen, verändern den bisher meist vorprogrammierten Lebensverlauf derart, daß es an der Zeit ist, daß Politik und Bürokratie die Bevormundung des Untertanen beenden.

 

Die ÖVP wird sich bei ihrem Zukunftskonzept an diese richtungweisenden Entwicklungen orientieren müssen und das kostet Wählerstimmen. Die bündische Struktur einer „Volkspartei“ will es allen sozialen Gruppen Recht machen, aber bei echter sozialökonomischer Gerechtigkeit kann das nur bedeuten, Abschied nehmen von den lieb gewonnenen „wohlerworbenen“ Rechten. Aber wer wagt schon Reformen, welche nicht nur die direkte Demokratie fördern sollten, sondern den Staatsbürgern auch individuelle Wahlmöglichkeiten etwa bei Kranken- und Pensionsversicherungen einräumen könnten? Wer konsumiert, soll selbst bezahlen, er ist eben selbstverantwortlich. Schluß mit alles gratis, alles umsonst, denn das bedeutet letztendlich nur, daß andere Zahler die Zeche begleichen müssen. Das Ende des Zeitalters der Sozialschmarotzer ist gekommen.

 

Betrachten wir zu Beginn dieser utopischen Überlegungen den in der Verfassung festgeschriebenen Gleichheitsgrundsatz im Geschlechterverhältnis. Frauen haben keine Wehr- oder Wehrersatzdienstpflicht. Das sogenannte schwache Geschlecht darf um fünf Jahre früher den wohlverdienten Ruhestand antreten, dafür ist die durchschnittliche weibliche Lebenserwartung auch um mehr als fünf Jahren den Männern überlegen – Tendenz steigend. Wäre es bei dieser Ungleichheit nicht angebracht, sowohl einen „Bürgerdienst für Frauen“ einzuführen, das Pensionsantrittsalter an das der Männer anzupassen, als auch die Kosten von Pension- und Krankenkassen, etwa Pflegekosten, in der Dimension Lebensalter quantitativ zu betrachten? Wer wagt aber, solche theoretischen Überlegungen in die Praxis umzusetzen? Höchstens die Scharia könnte diese verwegenen Ideen umsetzen.

 

Ein erster Schritt der Sensibilisierung wäre eine Änderung der Gehaltsauszahlung. Der Arbeitnehmer soll seinen Bruttoverdienst, inklusive Arbeitgeberanteil, überwiesen bekommen. Dafür könnte er die Abdeckung seiner Krankenkassenversicherung frei wählen, auch im freien Markt der Assekuranzen, denn eine Trennung von Angestellten, Selbständigen, Bauern – die Eisenbahner nicht zu vergessen – ist ein Relikt des vergangenen Jahrtausends. Fast jeder Erwerbstätige muß in Zukunft damit rechnen, einmal angestellt, dann wieder selbständig oder auch „projektbezogen“ sein Brot zu verdienen. Nun zur Wahl der Versicherungsart.

 

Ein Alkoholiker, Nikotinsüchtiger oder Extremsportler wird die teure Vollkaskodeckung nehmen, ein Gesundheitsbewusster Abstinenzler, der täglich eine Stunde spazieren geht, die Minimalvariante. Jede unverschuldete Erkrankung bzw. jeder Unfall wäre damit abgedeckt. Alle zwei Jahre müßte der Versicherte zur Gesundenuntersuchung, das wäre eine logische Fortsetzung des Mutter-Kind-Passes. Der Befund zeigt, ob die gewählte Versicherungsvariante die persönlichen Risiken abdeckt. Wie bei der Kfz-Versicherung würde ein Bonus-Malus-System die Kostengerechtigkeit sicherstellen. Heute haften alle Beitragszahler für alle Risiken, auch für selbstverschuldete und grob fahrlässige. Wie kommen aber gesundheitsbewußte Menschen dazu, für dreihunderttausend Alkoholiker und nahezu eine Million Nikotinsüchtige die Folgen ihres unverantwortlichen Lebenswandels zu bezahlen, von den steigenden Freizeitunfällen ganz zu schweigen. Der erwachsene Mensch soll mündig und alleine für sein Handeln und Tun haften. Selbstverständlich darf das Prinzip Eigenverantwortung nicht nur auf österreichische Staatsbürger angewandt werden. Auch Zuwanderer sind nach diesem Grundsatz in die Pflicht zu nehmen. Das bedeutet, daß jeder, der in Österreich arbeiten oder leben will, die Landessprache können muß, bevor er sich bei uns niederläßt. Sollten trotzdem Integrationslehrer benötigt werden, hat dies derjenige zu bezahlen, der diese Dienste in Anspruch nimmt. Warum sollen Steuerzahler für jene Kosten aufkommen, welche ignorante Zuwanderer verursachen? Wie überall, soll auch in solchen Fällen das Verursacherprinzip gelten.

 

Viele Bereiche gäbe es noch zu durchforsten, etwa den riesigen Bereich der Subventionen. Warum soll jede noch so banale „Kunst“ gefördert werden? Der Kunst ihre Freiheit, und Freiheit in unserer kapitalistischen Gesellschaft findet mittels Angebot und Nachfrage am freien Markt statt. All diese utopischen Überlegungen sind natürlich in einem überregulierten Staat wie der Republik Österreich nicht umsetzbar, obwohl damit der Steuerzahler zu entlasten wäre, die Staatsquote sinken und die Staatsverschuldung reduziert würde.

 

Darüber hinaus, wird Österreich in Brüssel inzwischen regiert, die restlichen zehn Prozent Eigenverantwortung teilen sich Parlament, Regierung, neun Bundesländerverwaltungsapparate, nahezu 2.500 Gemeinden, die NGOs, außerparlamentarische Sozialpartner, diverse Pensions- und Krankenkassen und andere, zum Teil undurchschaubare bürokratische Institutionen. Dabei muß noch festgehalten werden, daß die sogenannte demokratische Gewaltenteilung parteipolitisch von einigen wenigen  handelnden Personen intern aufgeteilt wird. Die meisten Gesetzesvorlagen werden von der Exekutive eingebracht, die dafür zuständige Legislative nickt dazu. Ministerweisungen engen die angeblich unabhängige Justiz ein, und die vierte Säule der Demokratie, die freie Presse, ist, gut subventioniert, nahezu gleichgeschaltet in regierungsuntertaner Hand.

 

Nun, geneigter Leser, wo bitte ist Platz für den mündigen Bürger der Zukunft? Vielleicht der Herr oder die Dame von nebenan? Richtig, dort, in weiter Ferne, war ganz zaghaft der Ruf „bitte zahlen“ zu hören. Es ist nicht ratsam, Utopien anzudenken, schon Thomas Morus bezahlte dafür mit seinem Leben. Politische Parteien wollen Wahlen gewinnen, nicht Geld ihrer Untertanen einsparen, und das Denken, das hat schon unser wohlbeleibter Herr Kanzler festgelegt, möge man ihm überlassen.

 

 

 

Das Automobil ist auch eine Waffe (19/07)

 

Warum eigentlich nicht auch ein Waffenschein für alle Autofahrer

 

 

 

Wenn heute ein Flugzeug abstürzt, sich ein Terrorist in die Luft sprengt oder ein wahnsinniger Student ein Massaker anrichtet, berichten weltweit die Medien, nahezu in Echtzeit, über all diese tragischen Ereignisse. Diskussionen werden wochenlang darüber geführt, wie man in Zukunft verhindern könnte, daß solche unfaßbaren Vorkommnisse wieder passieren. Speziell wenn Schußwaffen zu Todesfällen führen, scheinen alle Verhinderungstheoretiker einer Meinung zu sein: verbieten! Aber vielleicht hätte eine legale Schußwaffe in der Hand eines Professors das Massaker an der Virginia Tech Universität in Blacksburg vorzeitig beenden können. Wer weiß?

 

Niemand wird so streng überprüft, wie ein legaler Waffenbesitzer in Österreich – Psychotest, Waffenführerschein, Unbescholtenheit und alle fünf Jahre Erneuerung der Lizenz. Das Recht, eine Waffe zu besitzen, wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist Bürgerrecht. Ein mündiger Bürger hat Pflichten und Rechte! Auch die Pflicht, sich selbst zu schützen. Anders schaut es allerdings bei Führerscheininhabern aus.

 

Man kann behaupten, daß jeder Psychopath problemlos die tödlichste Waffe der Welt kaufen und betreiben darf – das Auto. Medienberichte über Verkehrsunfälle sind selten. Das Massaker auf den Straßen ist Alltag geworden – alle 30 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch im Straßenverkehr. Laut WHO verlieren dreimal so viele Männer wie Frauen ihr Leben auf der Straße, und jedes vierte Opfer ist ein Jugendlicher. Und bei der Hälfte aller tödlichen Verkehrsunfälle ist Aggression im Spiel. Eine Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Stadt-Ethnologie belegt das „Steinzeitjägerverhalten“ am Steuer eines Autos. Wettbewerbsorientiertheit, Dominanz und Kompensation von Komplexen führen zu aggressivem Fahrverhalten, wobei Regeln und Gesetze gebrochen werden, ohne Rücksicht auf mögliche tödliche Folgen.

 

Daher sollten nicht Waffenbesitzer geächtet werden, sondern Führerscheininhaber müßten sich den gleichen strengen Prüfungen unterziehen wie Waffenscheininhaber. Aber am Statussymbol Auto zu rütteln wagt kein Politiker, und wenn noch so viele Unfälle passieren.

 

 

 

Akademiker werden ist nicht mehr schwer (18/07)

 

Mit dem Internet ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten des „Abkupferns“

 

 

 

Wissenschaft ist dann, wenn man aus drei Büchern ein viertes zusammenschreibt. Das ist eine alte, vielleicht eine zynische akademische Wahrheit. Ein bißchen was ist schon wahr dran, wenn man den neu entstandenen Experten in Sachen „Plagiatsjagd“ glauben darf. Die einschlägigen Ethik-Kommissionen an den Unis und die Spezialisten für das Aufspüren abgeschriebener bzw. mangelhaft zitierender Diplomarbeiten und Dissertationen haben ja in  letzter Zeit Hochbetrieb. Denn zitieren muß man als Wissenschaftler korrekt – die Anmerkungen, woher man seine Informationen bekommen hat, machen den Unterschied zum gestohlenen Wissen erst aus, lernt man für gewöhnlich in den ersten Proseminarstunden.

 

Übrigens: Besonders betroffen von der „Abschreiberei“ sind die sogenannten Buchwissenschaften, wo es eben aufs Schreiben ankommt: Geistes-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften, weniger die Naturwissenschaften. Fachleute schätzen, daß bis zu 30 Prozent aller Abschlußarbeiten so zustande kommen.

 

„Zu den legitimen Nachfolgern der alten Propheten, Priester und Geheimgelehrten gehören heute Wissenschaftler und hochachtbare Universitätsgelehrte. … Sie alle stehen in dem Ruf, den sie auch pflegen, Geheimnisse des Lebens zu kennen und über Wahrheiten berichten zu können. Ihr Ansehen ist daher traditionell hoch“. Der Soziologe Roland Girtler stellt bei seinen Berufskollegen allerdings fest, daß Eitelkeiten der Selbstdarstellung und Karrierezwänge die Reinheit der Lehre und Forschung negativ beeinflussen. So deckte erst vor kurzem der Plagiatsjäger Stefan Weber auf, daß der Vizerektor der Montanuniversität Leoben bei seiner Habilitationsarbeit „vergessen hatte“ Primärquellen akademisch korrekt zu zitieren. Was bei „Seiner Magnifizenz“ doch auch eine Frage der Ehre ist, dürfte im normalen studentischen Alltag durchaus übliche Praxis geworden sein.

 

Die „FAZ“ berichtet, daß jeder vierte Student abschreibt, aber nur jeder dreiunddreißigste Versuch bemerkt wird. Das neue Programm „Docoloc“ soll gegen das Abkupfern geistigen Eigentums im akademischen Studienbetrieb Abhilfe schaffen.

 

Die Verführung im Internet ist für Studenten jedoch groß, bieten doch weltweit Ghostwriter und Datenbanken ihre Dienste an, wie etwa eine Dr. Richter Consulting unter ­­­­
www.doktor-richter.de  an, oder „Hausarbeiten.de“ mit etwa 40.000 Arbeiten aus 383 Fächern. Ursache für die Plagiatshäufungen  ist also nicht zuletzt das Internet. Die Kombination von Internet und „Copy & Paste“ Funktion macht alles viel einfacher im Vergleich zu früher, als man noch aus Büchern recht arbeitsintensiv „abschreiben“ mußte.

 

Diese Mogel-Epidemie wird begünstigt durch den politischen Wunsch, die Akademikerquote zu erhöhen und daher auch eigentlich unfähigen „Studenten light“ einen Volksakademikergrad amerikanischer Prägung aufzuzwingen. Massenuniversität fördert eben keinesfalls Eliten. Zusätzlich zu der in Österreich durchaus üblichen Praxis der „Promotion am Standesamt“ befriedigt auch ein käuflich erworbener Titel die Sucht des noblen Bürgers nach adelsgleicher Erhöhung seiner Person. Das Geschäft mit der Eitelkeit floriert prächtig.

 

Über Werbeeinschaltungen kann mit Titelhändlern Kontakt aufgenommen werden: „Möchten Sie einen Doktortitel führen? Sie wollen diskret, schnell und legal einen Titel erwerben, der Ihnen zu mehr Prestige und Ansehen verhilft? Dann helfen wir ihnen, auch ohne Abitur und Studium.“ Ohne Spanischkenntnisse können Professorentitel, Doktorate an Universitäten in Bolivien, Ecuador oder über die „Universidad Nacional Frederico-Villareal“ in Peru erworben werden. Titel, in den neuen EU-Ostländern erworben, werden auch anerkannt, und sogar in der Schweiz bietet die „Freie Universität Teufen“ noble Titel als Symbole für feine Leute zum günstigen Inskriptionspreis an.

 

In Österreich ist die klassische pseudoakademische Heiligung einer Person die Titelverleihung „h.c.“. Im überaus lesenswerten Buch von Sepp Tatzel „Wien stirbt anders“ wird Professor Fritz Muliar dazu zitiert: „Professor ist heut schon jedes Oaschloch“ (Seite 79). Vielleicht sollte man den Studenten und Professoren die alten akademischen Werte wieder nahebringen, schwört doch bei der Promotion jeder Doktor, oder was da so heute an Titeln verliehen wird, nach akademischen Grundsätzen ehrenvoll zu handeln – „pro collato honore et dignitate gradus gratias innumeras agimus“   – „Spondeo!“. Georg Sorel wurde einmal nach der wesentlichsten wissenschaftlichen Methode gefragt. Seine Antwort war entwaffnend: „Ehrlichkeit!“

 

Wie ist das übrigens mit Ihrem Arzt, Rechtsanwalt, Pfarrer oder Lehrer? Denn wie meinte schon der nörgelnde Bruno Kreisky über Simon Wiesenthal skeptisch? „… angeblich Ingenieur!“

 

 

 

Saufen bis zum Umfallen! (20/07)

 

Wenn Eltern ihre Verantwortung auf den Sozialstaat wälzen

 

 

 

Die Aufregung eskaliert – unsere Jugend säuft bis zur Bewußtlosigkeit! Im Fernsehen treten entsetzte Eltern und Politiker auf, die Boulevardpresse fordert Verbote, strengere Kontrollen und härtere Bestrafung. Dabei ist seit vielen Jahren bekannt, daß sich Österreichs Jugendliche durch Flucht in diverse Süchte der oft für sie sinnlosen und leeren Lebensrealität zu entziehen versuchen.

 

Im „Jugendradar 2003“ des Sozialministeriums jubelte man schon, daß „immerhin 28 % der Mädchen und 17% der Burschen abstinent sind.“ Großartige Konsequenzen wurden aus dem Wissen, daß bereits 9,6% der Unter-Sechsjährigen und 31,5 % der sieben- bis zehnjährigen Kinder mit der Volksdroge Alkohol Bekanntschaft gemacht haben, keine gezogen. Das Institut für Kinderrechte informiert, daß rund 40 % der Unter-16jährigen wöchentlich Alkohol konsumiert und das Einstiegsalter jetzt bei durchschnittlich 12 Jahren liegt, 1975 wartete man immerhin noch bis zum siebzehnten Lebensjahr mit dem Saufen. Verbote alleine werden das Problem allerdings nicht lösen, die Ursachen liegen viel tiefer. Da ist einmal die negative Vorbildwirkung der Erwachsenen. Der Konsum beherrscht das Leben. Diese Sinnleere wird mit Alkohol, aber auch Spiel-, Sex-, Internet-, Handy-, Computer-, Kauf- und Tabaksucht kompensiert. Diese flüchtigen Scheinwelten dienen als Entlastungszustand vor der Realität. Süchte stellen eine mißlungene Konfliktlösung im sinnlos gewordenen Alltag dar. Die Jugendlichen sehen, laut der Agenturuntersuchung „tfactory“, ihre Hauptbeschäftigung im Treffen von Freunden (97,4 %), Musik hören (93,2 %) und Fernsehen (86,5 %). In dieser Werteskala liegt auch das Problem der Gruppenzugehörigkeit. Sauft man nicht mit, gehört man nicht dazu, und „Neinsager“ werden ausgeschlossen, ja, sie schaffen durch ihre Verweigerung auch den Übergang vom Kind(Sein) zum Jugendlichen nicht. Abhilfe kann die Gesellschaft nur schaffen, wenn Alternativen beim Sinnsuchen angeboten werden, etwa verstärkte Sport- und Kulturangebote. Am wichtigsten aber sind für Jugendliche intakte Familien. Dort können Probleme besprochen und gelöst werden. Saufen bis der Notarzt kommt? Wenn das passiert, müssen die Verursacher auch für die Kosten aufkommen, denn Eltern dürfen ihre Verantwortung nicht auf den Sozialstaat abwälzen dürfen.

 

Unkultur der Zwangsehe (08/05)

 

Mohammeds Kinder in den Fängen der Kuppelindustrie. Die Sippe als totale Institution

 

 

 

Ein Fremder kommt, nach längerer Abwesenheit nach Graz angereist. Er spaziert vom Bahnhof durch die Annenstraße ins Stadtzentrum und staunt, welchen Wandel diese einst noble Geschäftsstraße erleiden musste. Die kleinen aber feinen alteingesessenen Handelsfirmen mussten dem multikulturellen Flair des Balkans weichen. Die Annenstrasse wurde, wie unzählige andere, einst prächtige Einkaufsstraßen in unseren Städten, zu einer ziemlich verkommenen Orientmeile mit Basarcharakter.

 

Falls unser Reisender eine Auskunft erfragen möchte, wird er große Geduld brauchen, bis er einen Passanten findet, der noch der Landessprache mächtig ist. Er erfährt aus einer Stadtpostille, dass in den Grazer Schulen fünfzig Sprachen ertönen und diese spannende Multikulturalität das Leben bunt macht. Er ahnt, dass so der ehrenvolle olympische Gedanke, einfach nur „dabei gewesen zu sein“, beim nächsten sportlichen Pisa-Wissensspiel garantiert prolongiert wird. Während England aus dem Multi-Kulti-Traum erwacht und der Soziologe David Goodhart in der Tagespresse zitiert wird, dass er die „ethnische Mixtur“ schädlich finde, träumen unsere Phantasten vom Land Utopia, indem es keine verkommenen Ghettos und soziokulturellen Reservate gibt.

 

Aber wie konnte es überhaupt zu dieser Entwicklung kommen, wieso sind Kinder der dritten und vierten Einwanderergeneration noch immer Fremde in Mitteleuropa geblieben? In letzter Zeit häufen sich Berichte Betroffener, welche über unglaubliche Bräuche und Sippentraditionen berichten. So erzählen islamische Frauen etwa in Fernsehreportagen von „WDR“ oder „Phönix“, dass sie von ihren Vätern gezwungen wurden, wildfremde Männer aus Anatolien zu ehelichen. Eine großangelegte Kuppelindustrie vermittelt Männer und Frauen aus weit entfernten asiatischen Provinzen, die in Österreich heiraten und dann, ohne Sprachkenntnisse oder Wissen über unsere Heimat einfach eingebürgert werden. In der „arte“ Sendung vom 8. Februar 2005 wurde recherchiert, dass jede vierte junge türkische Frau ihren Ehemann vor der Hochzeit noch nie gesehen hat und jede zweite Ehe von den Familien ausgehandelt wird.

 

Der Soziologe Erwin Goffmann hat den Begriff „Totale Institution“ geprägt.  Seine wissenschaftlichen Schlussfolgerungen lassen sich genau auf das Phänomen „Zwangsehe“ anwenden. Totale Institutionen sind soziale Gruppen, welche Gedanken und Handlungen ihrer Mitglieder durch strenge Regeln und Gesetze beherrschen. Jede Abweichung von der Gruppennorm wird bestraft, bei islamischen Stammessippen im Extremfall mit einem „Ehrenmord“. Junge Frauen flehten ihre Väter an: „Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre!“, aber die Männer üben mit dem Recht des Stärkeren Besitz und Macht über die Frauen aus.

 

Der Patriarch kontrolliert alle Ressourcen, er ist das Zentrum des Familiennetzwerkes, Frauen sind in diesem Abhängigkeitsbeziehungsgeflecht zweitrangig. Die Scharia gebietet der Frau sich von nichtislamischen Orten abzugrenzen, weil sie auch im islamischen Raum den Privatbereich traditionell nur verlassen darf, wenn sie verhüllt ist. Die emotionale, geistige und physische Isolation zur Kultur der neuen Heimat wird auch von Nichtfamiliemitgliedern beobachtet und kontrolliert. Totale Institutionen erzwingen die psychische Regression: Sie fördern kindliche Gefühle der Hilflosigkeit und Abhängigkeit. Die weiblichen Mitglieder der Einwandererfamilien werden ihrer Selbstentscheidungsmöglichkeit beraubt, sie können sich als Individuum nicht abgrenzen, eine Minderung des Selbstwertgefühls ist die Folge dieses Unterwerfungsprozesses. Durch Verzicht auf Individualisierung und Wertepluralismus ist ihre Lebensqualität eingeengt, da sie am vielfältigen kulturellen Leben ihrer neuen Wahlheimat nicht teilnehmen können. Eine schichtspezifische Gruppeneinengung wird dadurch bewusst herbeigeführt.

 

Dieser „Tribalismus“ wird den Kindern im primären Sozialisationsprozess prägend weitergegeben, da in der Familie nur türkische Sprache und Bräuche vermittelt werden. Eine Integration ist nicht erwünscht, radikale Sprüche, wie „wir gebären euch zu Tode“ lassen keine Verhaltensänderungen im viel gepriesenen Dialogprozess erkennen. Kinder erwerben in der Familie die Kultur einer Gesellschaft, dieses Milieu bestimmt die weitere lebenslange Entwicklung entscheidend.  Familien verkuppeln ihre Kinder an Vermehrungspartner aus dem Katalog! Eine schlimmere Form von Fremdbestimmung und Menschenrechtsverletzung ist kaum vorstellbar. Solche Praktiken des real existierenden Islam sind weder tolerant noch liberal und haben in unserer Republik keine Existenzberechtigung.

 

Unser Spaziergänger ist wenig überrascht, wenn er beobachtet, dass auch in Graz das Stadtbild von grau verhüllten Gestalten, meist schwanger, einen Kinderwagen schiebend und an jeder Hand ein Kind führend, geprägt ist. Der Fremde besteigt den Schlossberg und bewundert träumend die schöne Stadt im Tal. Hoffentlich verkündet nicht im Superbedenkjahr 2045 der Kalif von Graz: „Österreich war frei“.

 

 

 

Überalterung als Alibi (52/05)

 

Auslagern, abwandern, kündigen – braucht die Wirtschaft wirklich Zuwanderung?

 

 

 

Im Jahr 2050 soll die Bevölkerung ­Österreichs auf neun Millionen Menschen angewachsen sein –  primär durch Zuwanderung fremder Völker. Erfreulicherweise werden die Menschen immer älter, der entscheidende Zuwachs soll jedoch durch Migration erfolgen, damit der kontinuierliche Arbeitsprozeß aufrechterhalten werden kann. Das jedenfalls versucht man uns einzureden. Stimmt das, oder wird nur ein Arbeitslosenheer herangezüchtet, um die Ware Arbeit noch selektiver verteilen zu können? Wächst mit dem Zuzug von Migranten nicht auch das soziale Konfliktpotential ins Unkalkulierbare?

 

Giarini und Liedtke halten in ihrem Bericht an den Club of Rome fest: „Um die Altersabhängigkeit in den Industrieländern auf dem heutigen Stand zu halten, wäre in den kommenden zehn Jahren eine Nettoeinwanderung von nahezu 200 Millionen Einwanderern im Arbeitsalter erforderlich, etwa ein Fünftel der gegenwärtigen Bevölkerung der OECD-Länder. Die sozialen Probleme, die sich daraus ergeben würden, sind kaum vorstellbar.“ Das Schreckgespenst einer alternden Gesellschaft ist nur ein Druckmittel der globalisierten Kapitalgesellschaften, um aus dem Arbeitslosenheer die für sie besten Arbeitskräfte rekrutieren zu können. Die demographische Zukunftsentwicklung kann auch als eine Gesellschaft der reiferen Menschen interpretiert werden. Mit mehr Eigenverantwortung.

 

Da die westliche Arbeitsgesellschaft, laut Jeremy Rifkin, in absehbarer Zukunft nur mehr für 20% der Beschäftigten stabile Arbeitsplätze anbieten kann, ist ein weiterer Zuzug von Gastarbeitern gar nicht notwendig. Die bestehenden Ressourcen des Humankapitals müssen nur optimal genutzt werden. Die Ausbildung in Berufe mit Anstellungschancen muß durch genaueste Beratung erfolgen, auch Automechaniker werden nicht immer benötigt, hingegen mangelt es ­­z.B. an Hörgeräte­akustikern oder Physiotherapeuten.  Zu hoffen, dass arbeitslose Jugendliche in Ghettos fremder Kulturen irgendwie irgendeine Beschäftigung erhalten werden, ist Illusion.

 

Diskussionen um Sprachkenntnisse sind müßig, die Beherrschung der Landessprache, sowie mindestens einer zusätzlichen  internationalen Fremdsprache sind Voraussetzung, um sich erst die Qualifikationen aneignen zu können, die notwendig sind, sich um eine freie Arbeitstelle bewerben zu können. Das Elternhaus ist für die Kinder verantwortlich, nicht eine anonyme, staatliche Institution. Lebenslanges Lernen, Mobilität, Flexibilität und die Bereitschaft, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, sind die Qualifikationskriterien der künftigen Arbeitsgesellschaft. Eine leistungsbezogene Bezahlung, ohne gewerkschaftliche Kampfrhetorik und Pochen auf wohlerworbene Rechte, wird auch wieder Investoren anlocken und neue Arbeitsplätze entstehen lassen.

 

Der Staat muß den Bürger in die Mündigkeit entlassen und keine falschen Hoffnungen in staatliche Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen erwecken. „Die Regierung kann die realen Variablen wie Produktionsmenge, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit auf lange Sicht nicht wirklich beeinflussen.“ resümiert Peter Opitz in „Weltprobleme im 21. Jahrhundert“.

 

Deregulierung bedeutet aber nicht nur ein freies Spiel der Marktkräfte, also auch des Arbeitsmarktes, sondern ebenfalls Eigenverantwortung in der Vorsorge, wie Kapitalinvestitionen für die Altersversorgung und Zuschläge für kinderlose Bürger; Maluszahlungen für Risikogruppen bei der Krankenversicherung, etwa bei Rauchern, Alkoholikern, oder Süchtigen.

 

Eine Vollkasko-Mentalität, wie sie etwa Sozialisten und Grüne fordern, wird auf Dauer nicht finanzierbar sein – in Deutschland sind die Folgen deutlichst sichtbar. Reformen im Wohlfahrts- und Sozialsystem nicht rechtzeitig in Angriff zu nehmen hieße, diese Systeme durch eine neue Verschuldung aufrechtzuerhalten. Alle Leistungen müssen bezahlt werden und das will auch verdient sein. Mut, den Menschen künftige Entwicklungen wahrheitsgemäß aufzuzeigen, ist gefragt, die Zeit des „alles gratis“ ist vorbei.

 

Die Entwicklung der Drei-Sektoren-Hypothese von Fourastie zeigt die Arbeitsmarktsituation deutlich auf. Waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts im primären Sektor, der Landwirtschaft, noch 40% der Arbeitsbevölkerung beschäftigt, sind es heute nur mehr etwa 3%. Im Sekundärsektor, der Industrie, sank die Beschäftigung von 40% auf 20% und heute sind daher im tertiären Bereich – der Dienstleistung, Information und Kommunikation – 75 %  aller Arbeitnehmer beschäftigt.

 

Neue Technologien, welche bereits einsatzbereit sind, sowie die globale Verlagerung von Betrieben nach Osteuropa und Asien werden für neuerliche, zum Teil dramatische Entlassungswellen in Europa verantwortlich sein. Miniatur-Chips, die per Funk kommunizieren, werden das gesamte Wirtschaftsleben durchdringen. Berührungslos wird im Supermarkt die Ware registriert, keine Kasse muß angefahren werden, da die Funketiketten auch den Zahlungsvorgang steuern. RFID, so heißt diese Technologie, wird zu einer Effizienzsteigerung in Industrie, Handel, Gewerbe, Tourismus und Freizeit mit minimalem Personalstand führen. Im EDV-Bereich, so Karl Schmitz von der Gesellschaft für Technologieberatung und Systementwicklung, werden von 200.000 Arbeitsplätzen in der deutschen Software-Industrie ganze 2.000 übrigbleiben. Siemens kündigt zehntausende Mitarbeiter, die Aktie steigt sofort, der Kapitalmarkt honoriert jede Personalreduktion.

 

Auslagern, vereinfachen, streichen oder kündigen – kein Job wird in Zukunft mehr sicher sein. Die Personalchefs werden „just-in-time-worker“, Arbeiter auf Abruf, rekrutieren und am Arbeitsmarkt „brain-shopping“ – Gehirnschmalz einkaufen – gehen.

 

 

 

6.2. Von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft

 

„Während einst berufsbezogener, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aufstieg mit individualpsychologischem Glücksempfinden harmonierte, werden für viele Menschen neben- und außerberufliche Rollen künftig noch wichtiger werden. In diesem nuancierten Sinne mag der Terminus Freizeitgesellschaft eine Bedeutung haben; genauer wäre: Gesellschaft weniger berufsbezogener Werthaltungen.

 

– Helmut Krupp (1984)

 

Arbeit macht das Leben süß

 

Leben wir, um zu arbeiten, oder haben wir die Kunst des Müßigganges verlernt? – Eine Bestandsaufnahme im Zeichen der Krise

 

 

 

Im Paradies waren Adam und Eva unbeschwert glücklich, sie mußten nicht arbeiten. Heute steigt die Anzahl der Menschen, welche keine Arbeit haben in Deutschland auf fünf Millionen, in Österreich über 500.000 an, doch ist darüber niemand glücklich. Warum streben dann diese homo sapiens, welcher sich nach irdischer Arbeit sehnt, im Jenseits nach dem arbeitslosen Paradies? Dem Streben nach Erkenntnis folgte die Strafe Gottes, daß die Menschen im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brot verdienen mussten. Die Agrargesellschaft beschäftigte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts über 80 % der Bevölkerung tatsächlich im primären Sektor mit der Beschaffung von „Brot“ – also Nahrung und zum Überleben notwendige Produkte.

 

Erst mit den technischen Erfindungen, wie der Dampfmaschine und der Elektrizität, sank im Zuge der ersten industriellen Revolution der bäuerliche Bevölkerungsanteil auf 20 %, das Industrieproletariat stieg rasant auf über 50 % der abhängig Erwerbstätigen an und laut der „Drei-Sektoren-Hypothese“ von Fourastié veränderte sich der Anteil erst wieder entscheidend, als Mitte des 20. Jahrhunderts die Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft wurde. Die Elektronik- und Computerinnovationen revolutionierten die Arbeitsabläufe derart, daß sich in Österreich der Bauernstand auf 3 bis maximal 5 % reduzierte, die Angestellten und restlichen Arbeiter im Industriebereich auf 20 % sanken und der Anteil der in den Dienstleistungsfirmen Beschäftigten auf etwa 70 % aller Erwerbstätigen stieg.

 

Fourastié sah diese Entwicklung überaus optimistisch und er sprach in seinem Buch „Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts“ über den steigenden Wohlstand, soziale Sicherheit, Aufblühen von Bildung und Kultur, höherem Qualifikationsniveau, Humanisierung der Arbeit und der Vermeidung von Arbeitslosigkeit: „..damit der Mensch von knechtischer Arbeit und für komplizierte Beschäftigungen der geistigen, künstlerischen und menschlichen Bildung frei werde.“ Nach dem enormen Wirtschaftswachstum, auch Wirtschaftswunder genannt, folgte jedoch die Ernüchterung, daß den aufgebauten Überkapazitäten der Güterproduktion die zahlungskräftigen Konsumenten abhanden kamen.

 

Die derzeitige Wirtschafts-, Finanz- und Gesellschaftskrise, verbunden mit immer mehr Firmeninsolvenzen und einer steigenden Arbeitslosenzahl ist die Folge. Ausgelöst durch eine maßlose Gier führender Wirtschaftsmanager, aber auch von Millionen Konsumenten, welche ihre Einkäufe über Kredite finanzierten und, speziell in Amerika, gigantische Hypotheken auf ihre Häuser aufnahmen. Lebte doch der Staat mit seiner Schuldenpolitik ein anscheinend grenzenloses Wachstum mit Fremdkapital vor – die Folge: jeder Österreicher hat heute 24.661.- Euro Schulden, da kommt auf jeden Erwerbstätigen die wahrscheinlich niemals rückzahlbare Summe von 45.084.- und jedes Jahr resultieren daraus Zinszahlungen in der Höhe von 1.834.- Euro.

 

Über viele Erwerbsgenerationen lang wurde ein soziales Netz aufgebaut. Die Folge von überdurchschnittlichen Entnahmen in Form von Arbeitslosengeld, Pensionen, Zuschüssen für Wirtschaftsflüchtlinge und tausenden anderen erfundenen Zuwendungsarten war die jedoch die Aufzehrung dieses Notgroschens. Diese Pleitepolitik müsste logischerweise zur Folge haben, daß sowohl Arbeit, als auch staatliche Absicherungsmaßnahmen neu überdacht und ein sozialer Paradigmenwechsel eingeleitet werden müßte, und zwar sofort. Stattdessen werden alte Systeme durch noch mehr Staatsschulden gestützt und künstlich am Leben gehalten. Das hat zur Folge, daß sich auch die Werteeinstellung der Gesellschaft nicht verändert und Arbeit weiterhin als alleine identitätsstiftende Komponente betrachtet wird. Status, und damit verbunden Prestige, hat nur jemand, der im Arbeitsprozeß integriert ist, ein Arbeitsloser genießt kein soziales Ansehen, er verliert seine Kontakte zu Freunden und Gleichgesinnten, sein Leben wird leer, langweilig, sinn- und nutzlos.

 

Bereits 1933 untersuchten Maria Jahoda und Paul Lazarsfeld in Mariental die Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffener. Vier Typen wurden empirisch verortet: der innerlich Ungebrochene, der Verzweifelte, der Resignierte, und der verwahrloste Apathische – wobei lediglich der erste Typus noch „Pläne und Hoffnungen für die Zukunft“ kannte, während die Resignation, Verzweiflung und Apathie der drei anderen Typen „zum Verzicht auf eine Zukunft führte, die nicht einmal mehr in der Phantasie als Plan eine Rolle spielt“. Als entscheidende Dimension erwies sich die Fähigkeit, „für die Zukunft Pläne und Hoffnungen“ bewahren und entwickeln zu können, also eine grundlegende Dimension humanen Gestaltungsvermögens nicht zu verlieren: die Antizipation möglicher Entwicklungen. Obwohl diese Erkenntnisse vor siebzig Jahren gewonnen wurden, hat sich an den psychischen und sozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit bis heute nichts verändert. Arbeit ist für jeden Menschen nicht nur für die Deckung seiner materiellen Bedürfnisse unverzichtbar, sondern eine sinnstiftende Lebensnotwendigkeit. Daran ändert auch eine perfekt durchorganisierte Freizeit nichts, denn immer Tennis spielen oder im Thermalbad sitzen langweilt und bringt keine Lebenserfüllung. Obwohl im Arbeitsprozeß oft der Wunsch nach Freizeit und Freiheit keimt, läßt die Erfüllung dieses Traumes keine Glücksgefühle aufkommen. Der Philosoph Frithjof Bergmann zeichnet ein Bild von der Lohnarbeit als milder Krankheit: „..eine Zeit, in der man nicht wirklich lebt, man zählt nur die Wochen und Monate, bis es vorbei ist.“

 

Wie viel Sinn Arbeit tatsächlich bedeutet, zeigt Albert Camus in seinem „Mythos von Sisyphos“: „Die Arbeit des Sisyphus bestand in vergeblicher Steinewälzerei, eine Strafe, wie sie nutz- und sinnloser nicht sein konnte. Trotzdem müssen wir uns Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen. Gerade weil seine Arbeit so absurd ist wie das Leben selbst, machen ihm Leben und Tod keine Angst mehr. Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphus. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache, denn der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“

 

Es kommt darauf an, das Absurde zu akzeptieren und in unser Leben zu integrieren. Allerdings wird eine Veränderung der Arbeitsabläufe und der generellen Werteorientierung dazu unvermeidbar werden, denn derzeit bestimmen Maschinen, wie das Statussymbol Auto, Computer und Mobiltelephon, und andere Versklavungsinstrumente, über den Menschen. Holm Friebe und Sascha Lobo zeigen in ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“ Alternativen auf – „Die digitale Boheme oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“ nennen sie ihre Erfahrungen in einer neuen Arbeitsgesellschaft.

 

Diese Anleitung zum selbständigen Glücklichwerden setzt auf Eigeninitiative und nicht auf die Hoffnungslosigkeit am Arbeitsamt, aber wahrscheinlich muß alles erst noch schlimmer werden, damit es besser wird!

 

6.2.1. Erlebnis- und Sportgesellschaft, die kollektive Hektik des homo ludens

 

 

 

„Was macht der Meier am Himalaja
Was macht der Meier
Der kleine Meier auf dem großen Himalaja
Rauf ja da kunnt er
Doch wie kommt er runter
Ich hab so Angst um den Meier
Es gibt nen Rutsch und er ist futsch“ (der Anfang eines Unsinn-Schlagers von Fritz Rotter)

 

 

 

Unser aller Feind – die Langweil (48/05)

 

Schneller und riskanter zur Wagnisgesellschaft

 

 

 

Der römische Dichter Lucius Livius berichtet bereits um 200 v. Chr. vom „kaum noch erträglichen Wahnsinn“ der Gladiatorenspiel. Die politische Strategie „panem et circenses“ hielt das Volk bei Laune und es ertrug, gesättigt durch Brot und Spiele, wie auch heute, all die närrischen Eskapaden der politischen Kaste. Der eher langweilige Alltag des Menschen braucht ein Ventil, ein Spannungserlebnis, welches im Körper Beta–Endorphine freisetzt, hormonelle Überlebensreaktionen des Körpers aus archaischen Kampfzeiten. Auch Lord Byron bringt diese Sensationssuche bereits Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Punkt: „Es ist diese sehnsuchtsvolle Leere, die uns antreibt zum Spielen, zu Schlachten, zu Reisen, zu zügellosen, aber heftig empfundenen Unternehmungen.“

 

Eine Umfrage hat aufgezeigt, dass 26% der Bevölkerung zu Weihnachten Sportartikel schenkt. Nicht nur markenbewusste Bekleidung für harmlose Freizeitsportler ist in, auch Ausrüstungsartikel für Extremabenteurer, welche den ultimativen Kick in Angstlust, Spannungsreiz, dem Wagnis und Nervenkitzel suchen. Diese Zielgruppe, die einen zahlungskräftigen Wirtschaftsfaktor darstellt, wird immer größer, da die Herausforderungen des normalen, alltäglichen Routinelebens immer geringer werden. Die verbreitete Risikoarmut, der Mangel an interessanten Reizen, muss künstlich, durch eine Flucht vor der Langeweile, kompensiert werden. Der Mensch braucht Erfolgserlebnisse, die er „satt, verwöhnt und durch ein halbes Dutzend Policen gegen alle Risiken und Wechselfälle des Lebens weitgehend abgesichert“, wie der Soziologe H.A. Hartmann analysiert, in unserer Wohlstandsgesellschaft nicht mehr so einfach findet. Risiken (lat. risicare = Klippen umschiffen) werden nicht mehr durch kriegerische Ereignisse dem Menschen unserer Gesellschaft abverlangt, er selbst sucht die Ich–Bewährung in der Grenzerfahrung von ausgefallenen und extremen Betätigungen. Die Tourismusindustrie vermittelt das scheinbar  individuelle Freizeitabenteuer mit Spannung in Form von immer neuen Überlebensangeboten. Gebucht werden Vulkan–Trekking, Überlebensseminare, U–Bootfahrt in der Ostsee, Off–Road–Touren, manchmal sogar mit echter Terroristenbegegnung. Den Zivilisationsdeserteuren auf Zeit werden No–Limit–Erlebnisse aller Art geboten. Das Grazer Berg- und Abenteuerfestival zeigt dem interessierten Publikum alljährlich extreme Abenteuermöglichkeiten in wunderbaren Berichten. Das Ereignis des Nichtalltäglichens und Außergewöhnlichen zählt und wird nachgemacht. Aber was passiert, wenn der unstillbare Erlebnishunger zur Sucht wird, wenn nach jedem „Thrill“ erneut die Langeweile vorherrscht? Den Adrenalin-Junkies stillt kein Ironman–Event ihre Sucht nach immer härter, immer extremer, immer gefährlicher. Thrillseekers, so heißen die Adventure–Touristen pilgern nach Neuseeland, wie der Freizeitforscher Opaschowski berichtet: „Im Helikopter zur Bungeebrücke fliegen, hinabstürzen, mit dem Jetboot weiter flussaufwärts jagen, um dann die ganze Strecke mit dem Schlauchboot wieder ins Tal zu rauschen.“ Der mentale Thrill scheint die letzte Rettung aus der Angst, nicht mehr gefordert zu werden.

 

Die Suche nach der eigenen Identität, verbunden mit der Frage: „bin ich glücklich?“ ist heute schwieriger denn je zu beantworten. Sennet sieht bei den Menschen, welche vereinzelt keine sozialen Werte mehr haben, ein zielloses Dahintreiben, eine Gesellschaft von „Driftern“. Soziale Gemeinsamkeiten und Verpflichtungen, sowie  moralische Normen scheinen nicht mehr wichtig zu sein. Die Balance zwischen Überforderung und Unterforderung ist gestört. Der Psychologe Csikszentmihalyi sieht im „Flow–Erlebnis“, dem Tun jenseits von Angst und Langeweile den goldenen Schnitt zwischen Herausforderung und Fähigkeiten.

 

Mit einem Struktur- und Wertewandel der Arbeit ist auch ein Bedeutungswandel der Freizeitkultur verbunden. Die Leistungsgesellschaft sucht für ihre Mitglieder Betätigungsfelder, es fehlt an Zielen. Speziell Jugendliche wollen ihre Grenzen testen, Sport wird daher immer wichtiger. Nicht nur die aktive Sportausübung wird entinstitutionalisiert, auch als Unterhaltung (lat. disportare = sich zerstreuen) sind moderne Gladiatorenspiele in allen Medien, rund um die Uhr, im stillen Kämmerlein zu sehen. Fußball, Skirennen, Autorennzirkus regen zur Nachahmung an. Teilweise werden dabei Aggressionen freigesetzt und ausgelebt. Lebensbewältigung scheint nur mehr durch außengesteuerte Ablenkung zu gelingen. Diese Entwicklung führt auch zu vermehrten Unfällen. So sterben, laut WHO–Bilanz, jährlich weltweit etwa 1,2 Millionen Menschen im Straßenverkehr. Freizeitunfälle müssen immer kostenintensiver behandelt werden und belasten somit auch solidarisch haftende Nichtrisikogruppen finanziell empfindlich. Nicht die Sehnsucht nach dem Wahnsinn des ultimativen Kicks ist gesellschaftlich als Norm  anzustreben, sondern eine möglichst breit gelebte Philosophie des: „mens sana in corpore sano“.

 

Und Blair Pascal meint, dass die Erlebniskonsumenten von heute wieder lernen müssen, mit sich alleine sein zu können, da „alles Unglück der Menschen einem entstammt, nämlich dass sie unfähig sind, allein in ihrem Zimmer bleiben zu können.“

 

 

 

Spektakel müssen sein (35/04)

 

Olympias fragwürdiges Bild des Spitzensports

 

 

 

Am 22. Juni 1941 verkündet „Der Montag mit dem Sport-Montag“ stolz: „Rapid – Deutscher Fußballmeister“. Erst an zweiter Stelle wurde über den Beginn des Russlandfeldzuges berichtet. Der symbolische Sieg Österreichs (damals Ostmark) über Deutschland zeigt den Stellenwert sportlicher Veranstaltungen im politischen Kontext. Auch das dramatische Eishockeyspiel 1968, UdSSR – CSSR, war ein sportlicher Triumph der Unterjochten über die russischen Okkupanten. Sowohl Spieler als auch Zuschauer können sich bei solchen sportlichen Wettkämpfen mit ihrer Heimat identifizieren.

 

Heute jedoch hören die Österreicher befremdet, dass ein „Team Afghan“ mit rot-weiß-roten Ersatz-Pässen zur „Homeless-WM“ fährt und diese Leute nicht ihre Heimat, sondern Österreich vertreten! Dabei bräuchte unser Vaterland wieder ehrliche und überzeugende sportliche Vorbilder wie dies z. B. das „Wunderteam“ mit dem legendären Sindelar war. Sport wurde als identitätsstiftendes Spiel, als Initiationsritual, als Kampf, als Lust an der Leistung gesehen. Dopingskandale, Geschlechtsumwandelungen Hormonstörungen, Sportkrüppel, hohe Preisgelder für Sportler, welche damit zu Marionetten der Sportartikelfirmen, der Autoindustrie, manchmal auch politischer Parteien oder Medien werden, erzeugen ein fragwürdiges Bild des Spitzensports. Österreich bürgert alle greifbaren Medaillenanwärter unterschiedlichster Nationen wahllos ein und es entsteht ein Sportsöldnermarkt mit Gladiatorencharakter. Vorbilder sind rar – das wirkt sich im gesundheitsfördernden Breitensport negativ aus. Das Linzer „Spectra“ Meinungsforschungsinstitut eruierte, das 40 Prozent der Österreicher überhaupt keinen Sport betreiben. Fettleibigkeit, Haltungsschäden, aber auch psychische Beschwerden nehmen schon bei Jugendlichen zu, da der Schulsport jenen Fächern weichen muss, welche die Wirtschaft reklamiert.. „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ – dieser klassische Idealzustand kann nur durch dynamische Aktivitäten erreicht werden, wie z. B. dem guten alten Wandern! Stattdessen wird der Konsument mit pausenlosem medialem Trommelfeuer in Form von fast 24stündigen Berieselungen über diverse Sportgroßveranstaltungen in Atem gehalten. Von den gerade stattfindenden XXVIII. Olympischen Spielen berichten ca. 20.000 Journalisten über 10.000 Sportler aus 202 Nationen. Diese angebliche Erlebnisvermehrung ist in Wahrheit eine Erlebnisverarmung.

 

Als 1896 Baron de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit aus der Taufe hob, kämpften 250 Sportler aus 14 Nationen um die Ehre, dabei zu sein. Der letzte Held der Olympischen Spiele war Abebe Bikila. Er lief 1960 in Rom die Marathonstrecke barfuss und gewann! Vier Jahre später hat ihn die Markenartikelfirma, mit dem Raubtier als Logo, gekauft, was ihn allerdings nicht hinderte, nochmals zu siegen. Heute dient der Sport nicht mehr als Vorbereitung für den Krieg, sondern ist für viele Schlachtenbummler Kriegsersatz. Bemalt und uniformiert, von fürchterlichen Lärmgeräten unterstüzte, bilden sie eine, für die gegnerische Mannschaft furchteinflößende Kulisse. Sport ist ein perpetuum mobile – ohne Anfang und ohne Ende jagt eine Veranstaltung die andere. Die Sportler sind Marken-Werbeträger und der Fan kauft genau diese Marken, damit er sich mit seinem Idol identifizieren kann.

 

Die klassische „Brot und Spiele“-Philosophie wird auch in unserer Freizeit- und Erlebniswelt erfolgreich umgesetzt, denn die Konsumenten besuchen jedes Spektakel, auch wenn es sich jährlich wiederholt und damit eigentlich längst langweilig wird.

 

 

 

Sport steht für Kampf, Jagd und reiche Beute (25/07)

 

In unserer Freizeit- und Erlebnisgesellschaft dient der Sportwahnsinn offensichtlich als Ventil der Frustabfuhr

 

 

 

Wer heute über Muße und Zeit verfügt, kann diese raren Ressourcen dazu benutzen, einer an sich sinnlosen Tätigkeit zu frönen – dem Sport. Im Zuge einer Debatte um die mögliche Aufnahme des Sports als Staatsziel in das deutsche Grundgesetz, faßte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm die gesellschaftlichen Auswirkungen des Sports folgendermaßen zusammen: „Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairneß an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten.

 

Da es im Sport längst nicht mehr nur um Ruhm, sondern auch um Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist nur die sichtbarste.“ In dieser Zusammenfassung sind alle Felder der aktiven und passiven Sportproblematik angesprochen. In Meyers Konversationslexikon von 1888 war noch nachzulesen: „Als ein wesentliches Merkmal des Sports ist endlich anzuführen, daß dessen Ausübung nicht um des Gelderwerbs wegen geschieht“, so kann dies heute wegen der Existenz von professionellen, gladiatorenähnlichen Wettkämpfern keinesfalls mehr gesehen werden. Eine industrielle Vermarktung durch mächtige Großkonzerne als Sponsoren, Imagetransfer von Sportlern auf Politiker, Medien oder Wirtschaft schaffen eine totale Verknüpfung mit sozialen Strukturen.

 

Medien transportieren laufend weltweit stattfindende Spektakel und schaffen sowohl religiöse wie kriegerische Subkulturen, alles mit kommerziellem Hintergrund, ja zum Teil sogar ins Kriminelle abgleitend. Aktive Sportausübung dient dem physischen und psychischen Wohlbefinden und war einst philosophischer Bestandteil der Einheit von Geist, Körper und Seele. Heute jedoch betreiben nur etwa 45% der Bevölkerung herz- und kreislaufstärkende Bewegung. Wichtiger scheint die passive Sportbetrachtung über Medien von Wettkämpfen. Leistungssportler oder Mannschaften werden dabei nicht selten als gottähnliche Idole verehrt und mutieren zu Vor- und Leitbildern der eigenen Lebensträume.

 

Die extreme Identifikation mit Sportlern oder Mannschaften führt zum Phänomen des Sport-Fans. Dieses Phänomen ist besonders ausgeprägt im Bereich des Fußball-Sports, in dessen Umfeld sich verschiedene Arten eines Passiv-Sport-Kultes formiert haben. In extremster Form praktizieren „Ultras“ und „Hooligans“ kriegsähnliche Rituale und kehren so zu den eigentlichen Wurzeln des Sports als Vorbereitung zum Kampf zurück.

 

Sozialgeschichtliche Entwicklung – Sport ist stets im sozialen Kontext zu sehen, jede körperliche Betätigung ist Verhalten eines Individuums in der jeweiligen kulturellen Umwelt. Die Ursprünge sind bei kriegerischen Übungen zu finden. Die Verteidigung des Gemeinwesens war Aufgabe der männlichen Bürger, daher trägt Sport starke wehrpolitische Züge und war in der antiken Polis auch immer religiös verankert, wie die Entstehung der Olympischen Spiele zeigt. Was Olympias Ruhm begründete, waren nicht die Spiele, sondern war das Orakel am Opferaltar des Zeus’. Es war kein gewöhnliches Orakel, und nur wenige Zeugnisse berichten von Gesandtschaften zu seiner Befragung. Dagegen waren Olympias Orakelpriester auf allen wichtigen Schlachtfeldern der Griechen als Berater anzutreffen: Sie waren Spezialisten in Kriegsangelegenheiten und offenkundig sehr erfolgreich in diesem Metier. Als das Interesse an den Spielen zunahm, wurden aus den wehrhaften Adeligen Berufsathleten, und ein unterhaltungsbedürftiges Publikum erzwang die Aufnahme der bekannten Disziplinen ins olympische Programm: Ringen und Faustkampf, Diskus- und Speerwurf, Waffenlauf, Wagen- und Pferderennen. Bereits in der Antike waren erfolgreiche Athleten Helden ihres Stadtstaates, wurden mit materiellen Gaben und Verehrung belohnt. Bei den Römern steigerte sich das Spektakel, das Volk wurde mit Spielen von innerpolitischen Problemen abgelenkt, und die Devise „Brot und Spiele“ wird heute noch als politisches Opium eingesetzt. Als höfischer Zeitvertreib, dann als Bestandteil der Internatserziehung wurde Sport stärker regelgebunden und entwickelte auch eine eigene Form des Anstandes. Mit dem Aufkommen der Nationalstaaten wurde er ein Mittel der Propaganda, mit den Massenmedien ein Bestandteil des Show-Business und eine Form des Konsums.

 

Der Soziologe Thorstein Veblen beschreibt Sport als einen Überrest der Tapferkeit alter barbarischer Lebensweise im modernen Leben. Und tatsächlich findet man etwa den Ritter des Mittelalters im Autorennsport wieder. Der Panzer – ein 40 Kilogramm schwerer Monocoquerahmen aus Kohlefaser schützt auch bei einem Aufprall der Formel1-Geschosse bei 250 km/h. War Sport einst eine noble Tätigkeit für feine Leute, so gelten heute Tennis, Golf und was sonst noch vermarktet wird bereits als Massensport. Nur mehr wenige exklusive Clubs garantieren den Promis noch letzte Reservate mit pseudosportlicher Tätigkeit, wo man unter sich bleiben kann.

 

Sport und Politik – Sport und Politik sind eng miteinander verknüpft. Sportliche Wettkämpfe haben immer auch eine symbolische und politische Bedeutung. So artete das Eishockymatch UdSSR gegen CSSR im Jahre 1968 zu einer Kriegsabrechnung der Tschechen gegen die Besatzungsmacht Rußland aus, oder als nahezu religiöses „Wunder von Bern“ wird das Fußball-WM-Endspiel 1954 Deutschland gegen Ungarn bezeichnet. Mit dem Schlagwort Olympiaboykott bezeichnet man die Entscheidung einzelner Länder oder Ländergruppen, nicht an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Die Olympischen Spiele der Neuzeit wurden mehrmals aus politischen Gründen von einem oder mehreren Staaten boykottiert. Die größten Boykotte fanden bei den Olympischen Spielen 1972, 1976, 1980 und 1984 statt. Die nächsten Olympischen Spiele in Peking werfen bereits heute ihre Schatten – wie ist etwa der Olympische Gedanke mit den Menschenrechtsverletzungen Chinas vereinbar? – voraus. Ist Sport also auch die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln?

 

Das legendäre Qualtinger-Zitat: „Simmering gegen Kapfenberg, das ist Brutalität“ wurde und wird von noch viel brutaleren Schlachten bei Sportveranstaltungen übertroffen. Bereits ein Jahr vor der Fußball-Europameisterschaft 2008 werden Einsätze von Polizei und Luftwaffe grenzüberschreitend geplant, um gegen den Ansturm der gewaltbereiten „Schlachten“bummler gerüstet zu sein. Der Kommandant der Schweizer Luftwaffe General Knutti rügt bereits Österreichs Luftraumüberwachung: „Die Zeit drängt“ – aber die heimische Luftsouveränität ist erst in der Planungsphase. Auch der Heldenplatz als „Fanmeile“ könnte den Wiener Stadtverkehr fast ein Monat lang lahm legen. Bürgerinteressen müssen eben Wirtschaftsgewinnen und Gladiatorenspektakeln weichen.

 

Sport im 21. Jahrhundert hat Steinzeitwurzeln – Kampf, Jagd und reiche Beute. Kampfmannschaften werden mit Legionären verstärkt, um den eigenen Sieg und die Vernichtung des Gegners herbeizuführen. Die martialisch bemalten, von Kampftrommeln aufgeputschten Schlachtenbummler lassen die „Sau“ raus, schreien aggressiv ihren Alltagsfrust heraus, und Alkohol läßt die letzten Hemmschwellen sinken, bevor es auch außerhalb der heiligen Kampfstätten zur Sache geht. „Narrische“ Sportreporter werden Helden küren und Versager brandmarken, und der gläubige Zuschauer wird ein Monat lang keine Revolutionen planen. Nach der Euro 2008 wird auf den modernen Sportlersklavenmärkten der Spielerverkauf mit Millionentransfers beginnen. Schwarzgeld und andere Gaunereien werden nicht verhindert werden können. Auch gedopt und aufgeputscht wird weiter werden, der Zuseher will schließlich keine menschlichen Grenzen sehen, dazu sind die Eintrittspreise zu teuer! All das hat sich vom ursprünglichen Gedanken „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ weit entfernt.

 

Turnvater Jahns „reiner“ Sport – In diesem Zusammenhang sei an einen „echten“ Sportidealisten gedacht. Turnvater Jahn war ein deutscher Nationalist, der das Deutsche Turnen schuf und der die körperliche Ertüchtigung der jungen Generation für den Freiheitskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft mit einer nationalstaatlichen Erziehung verband. Jahn entwickelte das Turnen weiter zur „patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg”.

 

Er sah die Entwicklung des Turnens in engem Zusammenhang mit politischen Zielen: die Befreiung Deutschlands von Napoleonischer Herrschaft, die Idee eines künftigen deutschen Reiches unter preußischer Führung und die Teilnahme der einzelnen Staatsbürger am Wohl und Weh des Ganzen. Auch das Turnen ordnete er politischen Gesichtspunkten unter. Jahn wollte die Jugend für den Kampf gegen Frankreich trainieren. 1813, in der Zeit der Völkerschlacht bei Leipzig forderte Jahn: „…freie Rede, Verfassung, Einheit des Vaterlandes…“. 1819 wurde im Zuge der „Demagogenverfolgung” dem Turner und Burschenschafter Jahn die Wiederaufnahme des Turnens auf der Hasenheide untersagt, da die Turnübungen im Rahmen des Unterrichts stattfanden und der Schulbehörde untergeordnet werden sollten. Fast hat es auch heute wieder den Anschein, als ob Turnen oder Leibesübungen verboten seien. Fastfood, Alkoholkonsum, Süchte und Spektakelschauen haben Priorität vor eigenen sportlichen Betätigungen.

 

Mehr Schulsport, Körperertüchtigung beim Heer und in diversen Vereinen sollten wieder attraktiver gestaltet werden. Nicht die Funktionäre in politisch verwalteten Gremien wie ASKÖ oder UNION sollen gefördert werden, sondern unpolitische echte Leistungsträger, welche unpolitischen Jugendsport anbieten.

 

Sport und Gesellschaft – Der kalkulierte und manipulierte Sportwahnsinn ist für Menschen der Freizeit- und Erlebnisgesellschaft ein Ventil der Frustbereinigung im modernen Berufsalltag geworden. Der befreiende Schrei, die Suche nach dem Kick beim Dabeisein in einer gleichgeschalteten Masse von anderen „Adrenalin-Junkies“. Diesen Nervenkitzel kannten bereits die Römer. Der Dichter Lucius Livius sprach um 250v.Chr. vom „kaum noch erträglichen Wahnsinn“ der Gladiatorenkämpfe in der Arena. Waren es einst Sklaven, welche zum Gaudium der Massen ihre Gesundheit und ihr Leben zu Markte trugen, sind es heute höchstbezahlte Profiakteure, welche je nach Angebot und Nachfrage den Besitzer, sprich Verein oder Nation wechseln. Solche Leute haben aber Vorbildwirkung! Oft nicht einmal der jeweiligen Landessprache mächtig, werden sie zu allen möglichen Banalitäten auch noch in den Medien vorgeführt. Solche Pseudoidole entsprechen nicht dem Grundsatz „mens sana in corpore sano“. Es wäre eine Illusion zu glauben, daß in Zukunft die Sportindustrie nicht primär als eine lukrative Scheinwelt vermarktet werden wird, im Gegenteil, die Abhängigkeit von Sponsoren und Medien wird intensiver werden.

 

Alleine in Deutschland beträgt der jährliche Umsatz in der Sportindustrie etwa 250 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Zur Umsatzsteigerung werden Sportveranstaltungen bewußt spektakularisiert. In den vergangenen Phasen der Menschheitsgeschichte wurde der gleichförmige Zeitablauf durch Feste, Spiele oder Feiertage unterbrochen, um für kurze Zeit Außeralltägliches zu zelebrieren. Heute gibt es keine Pausen bei Sportevents, eine Welt-Europa-Nationalligameisterschaft jagt die andere. Der Freizeitpapst Opaschowski bezeichnet die Erlebniswelt Sport als „die schönste Nebensache der Welt“: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde so viel Zeit und Geld in den Sport investiert. Die Erlebniswelt Sport ist zum Konsumartikel geworden. Sport ist ein Phänomen. Sport ist Massenbewegung und Modeerscheinung. Lebensstil und Lebensgefühl, Kommunikation und Kommerz. In dem Maße, in dem die technologische Entwicklung körperliche Anstrengung in der Arbeit immer entbehrlicher macht, steigt die Attraktivität sportlicher Freizeitaktivität. Nicht von ungefähr spielt Sport in den Industrieländern eine größere Rolle als dort, wo man für das Überleben noch hart arbeiten muß. Sport als Massenbewegung setzt relativen Wohlstand und genügend Freizeit voraus.“

 

 

 

Die Herren der fünf Ringe (07/10)

 

Herr und Frau Österreicher wollen wenigstens vor dem Fernsehkastl noch rot-weiß-rote Ersatzgefühle ausleben dürfen und sehnen sich nach Sporthelden

 

 

 

Nicht nur die römischen Kaiser nutzten Massenunterhaltungen im Stile einer „Manipulation von oben“ als Mittel der Herrschaftspolitik und zur Ablenkung von politischen Fragen. Verführung durch Großzügigkeit war und ist bis heute angesagt, beinahe perfektioniert zu einem System der politischen Einschläferung.

 

Die erste Strophe der olympischen Hymne, uraufgeführt am 1. August 1936 während der Eröffnungsveranstaltung im Olympiastadion Berlin, hat längst seine hehre Bedeutung verloren: „Völker! Seid des Volkes Gäste, kommt durchs offne Tor herein!/ Friede sei dem Völkerfeste! Ehre soll der Kampfspruch sein./ Junge Kraft will Mut beweisen, heißes Spiel Olympia! Deinen Glanz in Taten preisen, reines Ziel: Olympia“.

 

Kein Friede herrscht während der Spiele im 21. Jahrhundert, wie Schillers Ballade einstmals verkündete: „Zum Kampf der Wagen und Gesänge, der auf Korinthus Landesenge der Griechen Stämme froh vereint“. Ehre wurde längst durch erbitterte Kämpfe um Macht und Geld ersetzt. Kraft und Mut stehen unter Dopingverdacht und wessen sportliche Ziele sind rein geblieben? Was bleibt, ist auch heute noch der politische Versuch, die Bevölkerung von aktuellen Problemen, wie die ausufernde Staatsverschuldung, die steigende Arbeitslosigkeit oder die Unfinanzierbarkeit des Sozialsystems, abzulenken, indem man mit eindrucksvoll inszenierten Großereignissen die allgemeine Stimmung zu heben versucht.

 

Die Organisatoren nutzen gezielt die „niederen Gelüste“ des Volks nach solchen Maßnahmen, als Zeichen von Dekadenz und politischer Ignoranz aus. Herr und Frau Österreicher wollen wenigstens vor dem Fernsehkastl noch rot-weiß-rote patriotische Ersatzgefühle ausleben dürfen und sehnen sich nach Sporthelden, welche ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit um eine Tausendstelsekunde schneller irgendwo hinunterrasen als ein Nichtösterreicher. Längst entscheidet das Material darüber, ob „wir“ wieder Olympiasieger sind, denn unsere Sinnesorgane wurden durch Atomuhren ersetzt, welche zwischen Sieg und Niederlage entscheiden. Sie entscheiden auch, wie lukrativ die künftigen Sponsorverträge abgeschlossen werden können, denn der patriotisch befriedigte Österreicher will natürlich sein Sparbuch bei der Bank des Siegers eröffnen.

 

Für seine „Helden“ geht der Sportpatriot sogar ganz aggressiv auf die Barrikaden. Selbst der Medienkanzler Kreisky hatte ein mulmiges Gefühl, als ein riesiger Volksauflauf den von den Olympischen Spielen 1972 ausgeschlossenen Karl Schranz feierte. Der damalige Held der Berge berät heute die Russen, denn in einem Naturschutzgebiet in Sotschi, am Schwarzen Meer, finden die nächsten winterlichen Spektakel statt. (Daß dort riesige Wälder abgeholzt werden müssen, um all die Bahnen und Stadien zu errichten, stört niemanden.) Schranz verstieß damals angeblich gegen das Amateurgesetz, weil er auf einem Photo mit Kaffeewerbung zu sehen war – an solch ein Werbeverbot fühlt sich Jahrzehnte später freilich kein Sportler mehr gebunden. Am wenigsten das Internationale Olympische Komitee (IOC), dessen damaliger Präsident Avery Brundage zum Österreichischen Staatsfeind Nummer 1 wurde.

 

Der olympische Sumpf des IOC, der die Spiele monopolistisch ausrichten darf, hat selbst mit seinen dunklen Geschäftspraktiken Probleme. Die Glitzerwelt der Olympischen Spiele ist ein Riesengeschäft! Die „Washington Post“ deckte unter dem Titel „Olympiagate“ Geschichten über Betrug und Bestechung auf. Das Kürzel IOC hat seit Zein El Mohammed Ahmed Abdel Gadir, dem Inbegriff des korrupten Sportfunktionärs, keinen guten Klang mehr. Zwar werden, speziell bei der Bewerbung um die Austragung von Olympischen Spielen, Sach- und Geldzuwendungen als übliche Transaktionen gehandelt, landläufig jedoch fallen solche Freundschaftsgeschenke unter den Begriff Bestechung. Als der Kurzzeitkanzler Gusenbauer Österreich bei der Bewerbung der Winterspiele gegen die Russen antrat, erklärte er, man werde dem Komitee mit „Salzburger Mozartkugeln“ Sympathiegeschenke bringen – geholfen hat´s bekanntlich nichts.

 

Auch die Seil- und Freundschaften, gerne als Casinomentalität bezeichnet, haben dem Österreichischen Olympischen Komitee bekanntlich zu einem handfesten Skandal mit spektakulären Rücktritten verholfen. In einem „Online“-Interview einer Blogger-Homepage mit dem treffenden Namen „Heiße Tasten“ nahm sich Karl Stoss, Generaldirektor der Casinos Austria und Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees, kein Blatt vor dem Mund. Frage: „Leo Wallner, Ihr Vorgänger als Casino-General, war auch Ihr Vorgänger als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees. Welche Lehren ziehen Sie aus dem unrühmlichen Ende seiner Amtszeit?“ Stoss: „Schauen Sie, was heißt unrühmlich? Man darf nicht vergessen, daß Leo Wallner über zwei Jahrzehnte unglaublich viel für den österreichischen Sport und das ÖOC geleistet hat. Aber die Zeit hat sich weiterentwickelt, alles ist komplexer geworden und man hat mit mehr Geld zu tun. Eine einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung wie in einem kleinen Hasenzüchterverein reicht nicht mehr. Man muß das System professionalisieren, das heißt für uns, die Finanzen außer Haus in die Hände eines Steuerberaters bzw. einer Wirtschaftsprüfungskanzlei zu geben.“ Viel Glück – denn was wurde nicht schon alles von einer Wirtschaftskanzlei geprüft und für gut befunden!

 

Ja, man muß Prioritäten setzen, und irgendein Sportspektakel findet garantiert immer irgendwo statt, der nächste „Circus Maximus“ wartet schon!

 

 

 

6.2.2. Von der kontemplativen Sommerfrische zur Urlaubsgesellschaft

 

 

 

Wenn Jemand eine Reise thut,
So kann er was erzählen;
Drum nahm ich meinen Stock und Hut
Und thät das Reisen wählen.“ (Matthias Claudius)

 

 

 

Status durch Urlaub (28/04)

 

Der „Konsummensch“ verortet sich dem Verbrauch von Freizeit.

 

 

 

„In München steht ein Hofbräuhaus und dicht dahinter liegt Venedig Der als besonders schaffensdurstig bekannte Deutsche schafft die Strecke München – Venedig und zurück, inklusive Besichtigung, Postkarten schreiben und Andenkenkauf spielend in zwei  Tagen.“ So treffend beschrieb Manfred Schmidt  in seinen Reiseerzählungen „Frau Maier in der Wüste“ bereits in den sechziger Jahren die Lust des Urlaubers, Qualen der Mobilität auf sich zu nehmen.

 

Pünktlich zu Ferienbeginn starten alljährlich in ganz Europa Millionen Menschen gleichzeitig zu der größten Völkerwanderung des Jahres. Hunderttausende Autos streben den trostlos grauen Betonbändern der Autobahnen zu und dort treffen sich in kilometerlangen Staus die erholungssuchenden werktätigen Massen, um bereits total fertig in ihre gebuchten Touristenaufbewahrungsanstalten zu kommen. „All inclusive“ heißt das Zauberwort. Kaum angekommen, gibt es von den Animateuren Programme für die ganze Urlaubszeit – rund um die Uhr essen, trinken und organisierten Spaß. Und das weltweit mit wöchentlichem Touristenwechsel! Denn selbstverständlich kann man sich auch mit Flugzeugen zu den gleich gestalteten Urlaubsanlagen in Asien, Afrika und sonst wohin transportieren lassen, um dort als würdiger Nachfolger der Kolonialmächte die Verwestlichung und McDonaldisierung einst stolzer Völker fortzusetzen.

 

Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist die größte Industriesparte dieser Welt und da die Urlaubsreise längst zu einem menschlichen Grundbedürfnis geworden ist, wird zielgruppenorientiert für jeden Typ etwas angeboten. Die größte Gruppe sind noch immer „die Strandurlauber“, welche sich passiv am „Teutonengrill“ rösten lassen und den leiblichen Genüssen bis zum „Ballermann“-Exzess fröhnen.Selbstverständlich gibt es auch den Bildungsreisenden, der echtes Interesse an neuen Eindrücken in fremden Ländern, bei Menschen und Kulturen sucht. Er hat es schwer, da umfangreichste Reiseliteratur interessante Plätze so publik macht, dass meist ganze Autobusladungen Gleichgesinnter einen Bildungsgenuß verhindert. Unsere Maturanten gehören anscheinend nicht zur Bildungselite. Sie lassen sich lieber zu Freß- Sauf- und Sexevents in eigens dafür geschaffene Gettos transportieren. Damit sind sie gut vorbereitet, ihre künftigen Urlaube in gesichtslosen „All inclusiv“-Clubs zu verbringen. Eine immer größer werdende Gruppe sind die Abenteuerurlauber. Sie suchen bei ihrer Flucht aus dem Alltag den Nervenkitzel. Immer neue, riskantere Sportarten werden probiert. Rafting, Paragleiten, Tauchen oder Antarktisexpeditionen bucht man um viel Geld. Die Illusion, ein Held auf Zeit zu sein, muß bis zur nächsten Auszeit anhalten. Modische „Wellness“-Angebote versprechen ewige Schönheit ja sogar Jugend bis ins hohe Alter und sind eine Erweiterung zu den traditionellen Kuraufenthalten geworden. Hier wird ein zahlungskräftiges und oft leichtgläubiges Publikum geködert. Durch die Ostöffnung vermehren sich die wandernden Massen und auch die Kriminaltouristen beglücken einst friedliche Gegenden vermehrt. Selbstverständlich gibt es noch wirkliche Oasen im Massenbetrieb Tourismusindustrie. In der Tradition der guten alten Sommerfrische kann der Individualreisende in Orten des „sanften Tourismus“ Ruhe und Erholung finden. In Österreich haben sich z.B. Lesach- Defereggen- und Villgratental bisher erfolgreich mit „stillen Attraktionen, sanften Aktivitäten“ ihre ursprüngliche bäuerliche Struktur und Identität bewahren können. Keine künstlichen folkloristischen Tourismusinszenierungen, sondern echtes, traditionelles Volksbrauchtum wird gepflegt. Die Einheimischen werden nicht zu Fotoobjekten degradiert, denn eines wird oft nicht bedacht – der Massentourismus bringt in die Dienstleistungsberufe der Gastronomie große menschliche Probleme. Felix Mitterers „Piefke-Saga“ hat das ganz realistisch aufgezeigt. Die Probleme Alkohol, Familienzerrüttung, finanzieller Abstieg, Prostitution sind Negativfolgen im Tourismusgewerbe und zerstören gewachsene soziale und ökonomische Strukturen.

 

War früher der Müßiggang dem Kaiser, dem Adel und der Oberschicht vorbehalten, so unternahm der religiöse Reisende bereits im 12. Jahrhundert Wallfahrten und Pilgerreisen. Damals kam der fremde Wanderer als Gast, heute wird die lärmende Touristenplage aus monetären Gründen notgedrungen ertragen. Erst in der Nachkriegszeit entwickelte der Massentourismus eine rasante Eigendynamik.

 

Die Massen der Mittel- und Unterschicht eroberten alle Bereiche außerhalb der Arbeitswelt und Ortega y Gasset sagt es ganz präzise: „Die Städte sind überfüllt mit Menschen, die Hotels mit Gästen, die Züge mit Reisenden, die Cafes mit Besuchern, die Badeorte von Sommerfrischlern. Was früher kein Problem war, ist es jetzt unausgesetzt: einen Platz zu finden. Der Massenmensch ist der Mensch, der ohne Ziel lebt und im Winde treibt. Und dieser Typus Mensch entscheidet in unserer Zeit.“ Die prestigeträchtige Traumreise entpuppt sich oft als Tausch von Arbeits- gegen Urlaubsstreß und manche Paare trennen sich nach der Reise, da ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Bunte Reiseprospekte sollen nicht verführen, der Mensch muß genau und ehrlich seine Wünsche und Vorstellungen von der „schönsten Zeit des Jahres“ kennen und das entsprechende Ziel, seinen wirklichen Bedürfnissen angepasst, auswählen. Nur so kann man den Massenbeglückern entkommen und auch am Urlaubsort stolz behaupten: „Hier bin ich Mensch, hier kann ich’s sein.“

 

 

 

Auf der Jagd nach Erholung (34/07)

 

Von der Sommerfrische zum all-inclusiv Urlaub

 

 

 

Die schönen Sommertage sind nun bald vorbei. Streßgeplagt werden die meisten Urlauber wieder in ihre streßerzeugende, frustrierende Arbeitswelt zurückkehren. Ich gestehe, das trifft nicht auf mich zu, denn ich liebe den Müßiggang, das süße Nichtstun, das Flanieren in fremden Städten, den Spaziergang in unberührter Natur und den philosophischen Kaffeehaus-Disput. Als leidenschaftlicher Kaffeehaussitzer weiß ich konspirativ-anregende Treffen mit philosophisch-disputativen Nachschlag zu schätzen. Wo läßt sich schon trefflicher diskutieren? Wo ist das freie Wort noch freier? Nur – Mitglieder der schreibenden Zunft sollte man nicht treffen – denn dann ist’s vorbei mit dem Müßiggang.

 

„Ich vermute stark“, eröffnete ich meinem journalistisch verorteten Gegenüber im Grazer Café Weitzer meine allerneuesten soziologischen Fremdenverkehrstheoreme, „daß ich jene japanischen Photo- und Videotouristen, welche ich vor etwa zwei Jahren in Kambodscha traf, diesen Sommer sowohl in der Getreidegasse als auch am Vorderen Gosausee wiedersehen werde. Und in Kambodscha lauern sie derweilen sicherlich wie jedes Jahr selbst bei strömenden Regen hinter ihren Stativen auf den ultimativen asiatischen Sonnenuntergang, vor Mozarts Geburtshaus probieren sie weiße Perücken, und die Naturschönheit des Dachsteinmassivs wird auch in diesem Sommer von Heerscharen von Schnappschuß-Touristen heimgesucht, die den steirischsten Berge aller steirischen Berge als formatfüllenden Hintergrund für ihre kaum therapierbare Sight-Seeing-Sucht mißbrauchen.“

 

„Schreiben‘s was drüber“, meinte daraufhin leichthin der ZZ-Texte-Scout und Redakteur des Feuilletons, „so um die 6.000 Zeichen, ein klasses Photo, und ihre nachgerade tourismuskritischen und standortfeindlichen Fremdenverkehrsthesen erfahren die untrügerische Überprüfung durch die ZZ-Leserschaft!“ Sprach’s und hinterließ mir die ZZ-Redaktionsadresse.

 

Doch wie beginnt ein Philosoph über den Wandel im Reiseverhalten der Menschheit zu schreiben? Am besten bei Aristoteles, dann wird das skurrile Handeln heutiger Touristenmassen schon irgendwie plausibel erklärbar erscheinen. In der Antike nämlich galt die Muße, die arbeitsfreier Zeit, erstmals als erstrebenswertes Ideal. Aristoteles hebt in seiner Nikomachischen Ethik die vollkommene Glückseligkeit im kontemplativen Leben als Voraussetzung eines erfüllten Lebens, hervor. Die persönliche Verfügbarkeit von arbeitsfreie Zeit war jedoch bis ins zwanzigste Jahrhundert nur einer kleinen Elite von Adeligen, Großbürgern und über materiellen Besitz verfügenden Schichten vorbehalten.

 

Nur soziale Randgruppen wie Vagabunden, welche ihre Zeit mit Herumtreiben verbrachten, wie etwa Hausierer, Pilger, Handwerksburschen auf der Stör, Studenten und Söldner – schlicht das fahrende Volk – wandelte auf müßigängerischen Pfaden. Diese Gruppen überwanden enge Grenzen, brachten verschiedene Kulturen und Leute völkerverständigend näher und erforschten fremde Welten. Vagabundierende Reisende waren echte Abenteurer, wurden sie doch noch von keinem Reise­büro vermittelt und von keiner Assekuranz abgesichert.

 

Erst durch die christliche Strukturierung des Jahresablaufes, der Erholung von der Arbeit durch freie Zeit, der Entkoppelung von Arbeitsplatz und Lebensraum, wurden Freizeitaktivitäten, Reisen und Sommerfrische möglich. Müßiggang jedoch war und ist auch heute noch verpönt, denn Zeit, auch freie Zeit, muß „produktiv“ genutzt werden. Jeder Nichtarbeiter, etwa der genießende Spaziergänger, ist suspekt, gilt doch für den kapitalistischen Erfolgsmenschen die berufliche Karriere, hohes Einkommen, grenzenloser Konsum, also die Durchdringung aller Lebensbereiche unter dem Primat der Ökonomie, als einzig legitimes Lebensziel. Leben ist gleich Leistung ist gleich Arbeit pro Zeiteinheit!

 

Speziell bei touristischen Aktivitäten ist daher ein Gegensatz von Genuß/Leistung, Stille/Lärm, Langsamkeit/Raserei feststellbar. Die Strategie der Beschleunigung steht der Verlangsamung gegenüber und die Überflutung der Bewußtseinskapazität wird zur anthropologischen Bedrohung. Wer alle Kirchen von Salzburg anschaut, wem dabei noch die umfassende historische Geschichte näher gebracht wird und der als Draufgabe alle Trapp-Familiengeschichterln mit Musik und Kugeln von Mozart inklusive „Jedermann“-Aufführung aufgezwungen werden, der ist wahrscheinlich wirklich reif für das Irrenhaus – aber das scheint im heutigen All-inclusive-Tourismus Norm zu sein. Neckermann macht‘s möglich!

 

Jährlich besuchen über 25 Millionen fremde Reisende Österreich. Die Entwicklung der Tourismusindustrie war so rasant und unkoordiniert, daß der Tanz um die goldene Melkkuh Fremdenverkehr als nicht reparierbarer Sündenfall diagnostiziert werden kann. Der Literat Felix Mitterer sprach nicht umsonst von „Invasoren“ und „Leibeigenen“: „Es war einmal ein kleines Gebirgsland, in diesem fand regelmäßig eine Invasion ausländischer Mächte statt. Zweimal im Jahr kamen die Invasoren, einmal im Sommer, einmal im Winter. Die Besatzer – zusammengesetzt aus unterschiedlichen Nationen – kamen unbewaffnet und scheinbar ohne feindliche Absichten. Die Invasoren wurden übrigens natürlich nicht als solche bezeichnet, sondern man nannte sie in den Anfängen „Herrische“, später „Fremde“ bzw. branchenintern „Touristen“. Die Vorteile des sich anbahnenden Wohlstandes brachten aber auch sehr schnell schwerwiegende Nachteile mit sich. Um die Invasoren auf jeden Fall zur Wiederkehr im nächsten Jahr zu veranlassen, machte man sich zum Diener der Invasoren, zum Leibeigenen, man merkte es selbst lange Zeit nicht. Da nun aber die Besatzer rund um die Uhr Freundlichkeit, Fröhlichkeit zu verlangen schienen, setzten sich die Bewohner des kleinen Landes allesamt immerfort lächelnde, grinsende, urtümliche Witze, Anekdoten und Lieder von sich gebende Masken auf.

 

Dahinter verbarg man sein wahres Gesicht, das oft abgespannt war vor Müdigkeit, verärgert und empört auch über die Ansprüche, manchmal sogar schmerzverzerrt nach tausend und abertausendmal Bettenmachen, Bodenputzen, Frühstücksdecken. So nahmen die Dinge also ihren Lauf. Immer mehr Invasoren kamen, immer mehr, wie eine Heuschreckenplage brachen sie herein. In jenen Monaten, in denen die Invasoren sich fernhielten, pflegten die Einheimischen ihre lächelnden Masken abzunehmen und nun selbst in andere Weltgegenden aufzubrechen, vorwiegend in warme Küstenregionen und unterjochten dort ihrerseits die Einheimischen, die sich das ebenfalls gerne gefallen ließen hinter ebenso lächelnden Masken. So unterjochte schließlich eine Weltgegend die andere, und alle schätzen sich glücklich (…)  Das war eine schöne Zeit für alle. Sie währte etwa zweihundert Jahre lang. Dann kann etwas anderes.“

 

Hier wird der Literat also zum Soziologen. Daß sich der Tourismus parallel zur Entwicklung der bürgerlichen und der Industriegesellschaft entfaltete, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Tourismustheoretiker wie Hans Magnus Enzensberger sprechen davon, daß die Touristen vor der Disziplinierung des Alltags in der Industriegesellschaft flöhen.

 

Freilich ist dieser Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt, denn der Tourismus als „Befreiung von der industriellen Welt hat sich selbst als Industrie etabliert, die Reise aus der Warenwelt ist ihrerseits zur Ware geworden“.

 

Insgeheim ist sich der Tourist also seines Scheiterns bewußt. Daß er „im Grunde von der Vergeblichkeit seiner Flucht“ weiß, noch ehe er sie unternimmt«, mache seine „Trostlosigkeit“ aus, so Enzenberger. Doch kann der Tourist seine Enttäuschung nicht eingestehen, denn neben der Freiheitsverheißung ist die Hebung des Sozialprestiges der zweite Hauptgrund des Reisens. Der Urlauber sucht nämlich nicht nur die Geschichte als Museum, nicht nur die Natur als Botanischen Garten, sondern auch die gesellschaftliche Erhöhung, wenn er einmal im Jahr ein luxuriöses Hotel bucht oder auf Safari geht.

 

Apropos Safari. Die Photosafari ist ein spezielles massentouristisches Phänomen: Zuhause dienen die Photos und Mitbringsel zum Beweis des Reiseerfolgs gegenüber den Daheimgebliebenen. Gleichzeitig bestätigten die selbst geschossenen Bilder die bunte Reklame der Tourismusindustrie.

 

Touristen sind in allen Kulturen damit beschäftigt, „typische“ Zeichen und Symbole zu sammeln. Die Tourismuswirtschaft braucht diese klar definierten, regelmäßig planbaren „Blicke“. Und damit die Touristen auch wissen, wann, wie und wohin sie ‚blicken‘ müssen, werden touristische Attraktionen auch als Attraktionen gekennzeichnet. Bei mancher Attraktion – etwa dem Geburtshaus Mozarts in der Salzburger Getreidegasse – wird letztlich sogar der Schriftzug zur eigentlichen Sehenswürdigkeit.

 

 

 

Tourist im Paradies (25/08)

 

Der Traum vom Urlaubsparadies: die alljährlich geschickt inszenierte Illusion der Massentouristen

 

 

 

Die Urlaubsreise bleibt ein Fluchtphänomen der werktätigen Massen, manipuliert und vermarktet von professionellen Erlebnismachern und Reiseveranstaltern, welche wohlerworbene Lebenswerte zu Konsumwerten umformen. Die Folgen der Umweltbelastung werden dabei nicht thematisiert, sehr wohl die Treibstoffkosten, denn zwischen Moral und Verhalten klafft beim Urlaubskonsum eine tiefe Kluft, und ein Ende der wachsenden Freizeit- und Urlaubsmobilität ist nicht in Sicht.

 

Die Urlaubsindustrie schafft zwar einerseits Arbeitsplätze und ist ein willkommener Devisenbringer, aber andererseits kein Garant für mehr Wohlbefinden der einheimischen Bevölkerung. Professionelle, dienende Gastfreundschaft gilt schließlich als sichere Einnahmequelle, der Preis der materiellen Zuwendungen ist jedoch sowohl eine Zerstörung intakter Umwelt als auch der Verlust kultureller Identität, denn der Urlaubsgast ist unerbittlich: er verlangt die Erfüllung seiner Träume vom Paradies auf Erden. Dabei werden Einheimische zu Statisten degradiert. „Joe“ ist im Winter Skilehrer und im Sommer Bergführer, in der Zwischensaison kümmert er sich um seine Familie und den Bauernhof. Er legt, je nachdem, welche Rolle er gerade auf Gästewunsch hin zu spielen hat, seine Masken an, da sein Verhalten die Klischeevorstellungen der zahlenden Invasoren befriedigen muß, sonst bleiben sie in der nächsten Saison aus.

 

Ob „Ski-Heil“ oder „Bergsteigen ist schööön“, ob „juchhe“ beim Schuhplattln oder flirten mit Naturburschenhabitus, schon längst wird die gespielte Heiterkeit zur Qual, welche nur mit Alkohol und monetärer Abgeltung erträglich gehalten werden kann. Das ist nicht nur in den Alpen längst berufsbedingte Notwendigkeit, weltweit werden Gastvölker zu Bettlern und Almosenempfänger erniedrigt, speziell in Ländern der Dritten Welt schenken karitativ naive Reisende den einheimischen Kindern Bonbons oder Kugelschreiber und der Kameltreiber vor den ägyptischen Pyramiden kassiert nach dem Motto: „one photo – one Dollar“.

 

Es ist die Illusion des Glücks in einer Ersatzwelt, welche die Menschen in die Ferne, in eine ihnen fremde Umgebung treibt. Arbeit und alltägliche Routine in der „unfreien“ Zeit steht die karg bemessene „freie“ Zeit gegenüber und damit das, bereits ebenfalls zur Routine gewordene, moderne Phänomen Tourismus. Ganze Völkerwanderungen suchen nach einer „ganz anderen“ Gegenwelt zu ihrem Alltagsstreß mit den langweiligen und zur Pflicht gewordenen tagtäglichen Zwängen.

 

Der „Urlaub vom Ich“ soll den eingefahrenen Trott vergessen lassen, der jährlich wiederkehrende Aufbruch und Ausbruch zum Tapetenwechsel wird zur kollektiven Flucht, bei der keiner Massentourist sein will, sondern Individualreisender, nur – wohin mit Millionen Individualisten, wenn sie aus den Autos steigen? Der neueste Boom ist die „Kreuzfahrt“, nicht ins heilige Land, sondern dorthin, wo noch genügend Platz ist, auf den Weltmeeren. Die riesigen Schiffe bieten den Vorteil, daß man in nahezu gewohnter und bekannter Atmosphäre reisen kann, der Tischnachbar ist vielleicht auch der Nachbar von nebenan und bei den spärlichen Landgängen, wenn gleichzeitig tausende Passagiere zum Phototermin eines touristischen „Muß-Zieles“ transportiert werden, kann man gleich auch noch Ansichtskarten verschicken. Böse Zungen behaupten ja, gereist würde überhaupt nur, um mittels bunter Grüße aus der Ferne bei den zuhausegebliebenen Bekannten Neid zu wecken. Interessant ist jedoch, daß meist die gewohnten Alltagsrituale nur mit einer anderen Umgebung vertauscht werden, der Mensch bleibt seinen Gewohnheiten auch im Urlaub treu. Der Tourist zelebriert das ewig Gleiche, er nimmt seine internalisierten Rituale überall hin mit, sein Lebensstil wird sich kaum ändern, eigentlich reist er, ohne wegzufahren. Er selbst steht immer im Zentrum seiner kleinen Welt, alles Fremde beunruhigt, auch bei der Großwildjagd in Namibia gibt es ein „kontinentales“ Frühstück, und in der Savanne wird eine Duschkabine aufgebaut – alles inklusive, mit Abschußgarantie von Antilope, Springbock und, wenn es sein muß, auch eines Elefanten. Der Phantasie, die „schönsten Tage des Jahres“ zu verbringen, sind keine Grenzen gesetzt, die Reisebüros erfüllen alle Wünsche, ob Kulturreise zu den Kopfjägern von Neuguinea oder Wüstengolf in Libyen, alles ist möglich. Die Ware Urlaub wird konsumiert und Waren rangierter bekanntlich vor Werten. Der britische Ethnologe Nigel Barlay über die Spezies reiselüsterner Massen: „Der typische Mensch des 21. Jhts. entpuppt sich als verhaßter Tourist, der Kultur und Umgebung geringschätzt, der Lebensstile wie Hüte ausprobiert und in seiner Konturlosigkeit und Oberflächlichkeit die Kreditkarte dem Parteibuch vorzieht.“

 

Apropos Kreditkarte: Der Tourismus zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. Rund 11 Pro­zent der Konsumausgaben der westlichen Industriestaaten haften am Tourismus. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten ist er der größte Arbeitgeber unter allen Branchen.

 

6.2.3. Zeit ist Geld – die rasende Mobilitätsgesellschaft

 

 

 

„Wie lange dauert denn Gegenwart: Die Vergangenheit ist nicht mehr, die Zukunft ist noch nicht, wir haben nur die Gegenwart, umzingelt von zwei Nichtigkeiten.“ (Augustinus)

 

 

 

Alles noch schneller (01/09)

 

Die zeitbesessene Gesellschaft: Der Vorsatzaktivismus zu Neujahr führt zu Scheinlösungen

 

 

 

Die „vorsatzschwangere“ Silvesternacht ist längst vorbei, der ersten Zigarette im neuen Jahr folgten bereits hunderte nach, dabei wollte man noch in mitternächtlicher Sektlaune „ganz, ganz sicher“ sein Leben im neuen Jahr 2009 ändern.

 

Was soll’s, nächstes Jahr wird alles anders, bestimmt, denn eines ist gewiß, die Zeit bleibt nicht stehen und einem nächsten Silvesterschwipserl wird auch ein übernächster Neujahrskater ernüchternd folgen. Bis dahin heißt es in altem Trott die Zeit vertreiben, diese fließt unaufhaltsam, scheinbar gegenwärtig, von der Vergangenheit in Richtung Zukunft. Zeit kann nicht stillstehen und den Faustschen Wunsch: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön!“ konnte nicht einmal Mephisto erfüllen.

 

Die Jäger- und Sammlerkulturen kannten freilich unseren abstrakten Zeitbegriff noch nicht, andere Überlebensprobleme waren zu lösen. Mondphasen und Sonnenjahre bestimmten den immer wiederkehrenden Zyklus von Fruchtbarkeit und Ernte jahrtausendelang.

 

Erst in der griechischen Mythologie wurde mit der Vergötterung der Zeit begonnen. Kairos, der jüngste Sohn des Zeus, stand für die Subjektivität des günstigen Augenblicks, Chronos jedoch versinnbildlichte den kontinuierlichen, objektiv zu messenden Ablauf der Zeit, auch der Lebenszeit. Diese Plage, die Zeit als verwaltbare Ressource in Form von Zeitmanagement, mit dem Ziel, in möglichst wenig Zeit möglichst viel zu tun, führte bis heute zu einer pathologischen Beschleunigung des Lebens. Das „moderne“ Übel aller materialistischen Arbeits- und Freizeitaktivitäten mündet in stressigem Zeitdruck und damit verbunden in Zeitnot. Zeit, heißt es, in unserer heutigen Gesellschaft daher, ist Geld.

 

Das eigentliche Leben wird mittels Filofax-Zeitplansystem nur mehr verwaltet. Der Stolz der Vielbeschäftigten, wie albern deren Tun auch sein mag, gipfelt in der narzisstischen Selbstdarstellung, keine Zeit mehr für irgendetwas zu haben.  Dabei warnte bereits vor fast 2000 Jahren der römische Philosoph Seneca in seinem Essay „De brevitate vitae“ seine Zeitgenossen davor, das Leben aufzuschieben: „Du bist beschäftigt, das Leben eilt dahin; inzwischen stellt sich der Tod ein, für den du, ob du willst oder nicht, Zeit haben mußt.“

 

Denn Zeit ist eine Illusion, in unserem Gehirn konzipiert, und Immanuel Kant diagnostizierte philosophisch, daß Zeit und Raum eine „reine Anschauungssache“ seien, der Zugang zu unserer Welt, eine subjektiv-menschliche Bedingung der Welterkenntnis. In seinem monumentalen Werk: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, läßt Marcel Proust einen Wissenschafter verkünden, daß die Welt untergehen werde: „Wie würden sich die Menschen ihrer Meinung nach zwischen dem Zeitpunkt, da sie diese Gewißheit erlangen, und dem Zeitpunkt der Katastrophe verhalten?“ Eine gewichtige Frage – wie also die Restzeit, die dem Leben verbleibt, vertreiben – ob mit oder ohne nestroyscher Kometeneinschlagtheorie?

 

Der Mensch ist, und wird es vermutlich auch im Angesicht seines drohenden Unterganges bleiben, ein „animal symbolikum“, also, wie Ernst Cassierer dies ausdrückt, ein Wesen, welches seine soziale Stellung über Symbole definiert. Er stellt seine Besitztümer zur Schau, will besser sein, als der Nachbar, und der Lebensstil mußs Status und Prestige ausstrahlen.

 

Die Fremdwahrnehmung dominiert bis zum Grabe die individuellen Handlungsmuster des Imponiergehabens. Dafür wird Lebenszeit geopfert, der volle Terminkalender ersetzt ein erfülltes Leben. Nur wenigen Menschen gelingt es, sich von diesem Zwang zu lösen, wie etwa dem nach Kontemplation strebendem Athospilger. Im „Garten der Madonna“ gelten andere Werte, auch eine andere Zeit, kein noch so prestigeträchtiger Chronograph kann die täglich unterschiedliche Tageseinteilung messen.

 

Die Athosklöster öffnen bei Sonnenaufgang ihre Pforten, die erste Stunde des Tages beginnt. Bei Sonnenuntergang sind zwölf Stunden vergangen, die erste Nachtstunde wird eingeläutet, niemandem wird mehr Einlaß gewährt, Menschen und Dämonen müssen außerhalb der Klostermauern die zwölf Stunden der Finsternis verbringen. Mit der aufgehenden Sonne beginnt ein neuer Zeitzyklus, täglich anders eingeteilt, 365 verschiedene Tagesstrukturierungen jährlich. Solchen Naturgesetzen folgend, müßte auch ein neues Jahr dann beginnen, wenn die Winterstürme dem Wonnemond weichen und die Grundlagen für neues Wachstum gesät werden. Aber unser Jahreswechsel findet mitten im Winter statt. Ist es nicht ein Wahnsinn, daß wir Zeitbeschleunigung betreiben, gerade nach Überwindung von Entbehrungen und Not vergangener Zeiten? Wir könnten uns erlauben, Zeit und Muße zum Genußs der Früchte unserer Arbeit aufzuwenden, statt dessen jagen wir dem Glück hinterher, ohne jemals ans Ziel unserer Wünsche zu gelangen, eine Sisyphosgesellschaft – die Utopie vom zufriedenen Leben wird von Silvester zu Silvester verschoben.

 

Der 1990 vom Klagenfurter Universitätsprofessor Peter Heintel gegründete Verein zur Verzögerung der Zeit „Tempus“ prangt diese Fehlentwicklungen in unserer Überflußsgesellschaft an und propagiert einen neuen Typ Mensch, den „Slobby“, den langsam aber besser Schaffenden, den erfolgsorientierten Aufsteiger mit Sinn fürs Leben, gemäß ihrer Kultfibel: „Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny. Vielleicht wäre ein Vorsatz im neuen Jahr, Gleichgesinnte in Verein „Tempus“ zu treffen, (www.zeitverein.com) Statuten: „Die Mitglieder im Verein zur Verzögerung der Zeit verpflichten sich zum Innehalten, zur Aufforderung zum Nachdenken dort, wo blinder Aktivismus und partikulares Interesse Scheinlösungen produziert.“

 

 

 

6.3. Konsumgesellschaft

 

 

 

„Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen,
Ihr klein Häuschen, ihr klein Häuschen.
Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen
Und die erste und die zweite Hypothek.“ (Schlagertext von Robert Steidl)

 

Der Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb 1922 in der Zeitschrift „Die Weltbühne“ über dieses Lied unter der Überschrift: „Ein deutsches Volkslied“:

 

„In deutschen Landen ist augenblicklich ein Lied im Schwange, das den vollendetsten Ausdruck der Volksseele enthält, den man sich denken kann – ja, mehr: das so recht zeigt, in welcher Zeit wir leben, wie diese Zeit beschaffen ist, und wie wir uns zu ihr zu stellen haben. Das Lied will also besagen: ‚Wir, die Sänger, sind fest entschlossen, das Hab und Gut unsrer verehrten Großmutter, insbesondere ihre Immobilien, zu Gelde zu machen und die so gewonnene Summe in spirituösen Getränken anzulegen.‘ Wie dies –? Das kleine Lied enthält klipp und klar die augenblickliche volkswirtschaftliche Lage: Wir leben von der Substanz.“

 

 

 

Wie ist es zur konsumtiven Lebensweise in unserer Gesellschaft gekommen? Bedingt durch die technischen Entwicklungen und die industrielle Revolution ist diese Konsumgesellschaft vor allem durch das Wechselverhältnis von Konsumtion und Produktion entstanden: ohne Produktion keine Konsumtion und ohne Konsumtion keine Produktion. Erst im 20. Jahrhundert aber kann man von einer Konsumgesellschaft sprechen, da im Verlaufe dieses Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung zunehmend ein Einkommen erzielen konnte, das deutlich über dem lag, was für die Befriedigung der Grundbedürfnisse notwendig war. Erst jetzt konnte die Mehrheit der Bevölkerung an neuen Konsumformen teilhaben, sodass dem Konsum herausragende kulturelle, soziale und ökonomische Bedeutung zukam. Den Beginn der Konsumgesellschaft könnte man für die USA in der Zwischenkriegszeit und für Österreich in den 1960er Jahren ansetzten. In diesen Jahren wurde in Europa das Konsumniveau der USA erreicht. In der Konsumgesellschaft stehen neuartige, kulturell geprägte Konsumformen im Mittelpunkt, wie der ubiquitäre und omnitemporale Verzehr industriell hergestellter Lebensmittel, die Bekleidung mit modischer Massenkonfektion, das Wohnen in technisierten Haushalten, eine dramatisch gestiegene Mobilität und eine medial gestaltete Freizeit. Voraussetzungen für das Entstehen einer Konsumgesellschaft sind: zunehmende Freizeit, steigendes disponibles Einkommen, Aufkommen von Kreditkarten, veränderte Produktionsbedingungen wie Rationalisierung und Massenproduktion sowie neue Handels- und Vertriebsformen. Verpackung, Substitute, Surrogate, Imitate, Moden und Wegwerfprodukte, Marketing und Marktforschung sind allerdings sowohl als Fortschritt zu betrachten, wie aber auch Ursache von Umweltschäden und individueller psychischer und physischer Belastung. Wird in der Konsumgesellschaft Goethes Zauberlehrling die Geister, die er rief nicht mehr los? Fast scheint es so, denn weltweit wollen Milliarden Menschen am Konsum teilhaben, nur, die Rohstoffe unseres ausgebeuteten Planeten werden dazu nicht ausreichen! Allein die USA mit nur 5% der Weltbevölkerung verbrauchen 40 % aller weltweit geförderten Rohstoffe und 25% der kommerziellen Energie. Ein Bürger aus einem industrialisierten Land bedeutet für die Biosphäre eine weit größere Belastung als ein armer Einwohner eines Entwicklungslandes. Der durchschnittliche Verbrauch an kommerzieller Energie pro Kopf betrug in Afrika 14, in Asien 20, in Lateinamerika 37, in den ehemaligen Staaten mit zentraler Planwirtschaft 167 und in den Industriestaaten 185 Gigajoules. Auf ein Auto kommen in Asien 121, in Afrika 75, in Lateinamerika 15, in Westeuropa 3 und in den USA 2 Einwohner. Auf die USA und Westeuropa entfallen allein 65% der weltweit genutzten Autos. Doch eine Konsumgesellschaft giert nach Wachstum und erhöhtes Wachstum verlangt nach vermehrtem Konsum, dies bedeutet wiederum mehr Rohstoff- und Energiebedarf….ein sich selbst immer schneller drehender Teufelskreis.

 

 

 

Kaufen, Schenken – Tauschen (51/04)

 

Die Kulturgeschichte des Umtauschwahnsinns muss erst geschrieben werden

 

 

 

Angeblich schenken einander Frau und Herr Österreicher zu Weihnachten gegenseitig Gaben im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Oft eine Fehlinvestition, denn ungefähr 30 bis 40 Prozent der Gaben sind für die Beschenkten wertlos. Damit setzen wir die Tradition der Potlatschfeste bei den Kwakiutl-Indianern fort.

 

Diese Indianer kamen alle paar Jahre mit ihren Booten zu bestimmten Plätzen, um mit ihrem Reichtum zu prahlen – ein Ringen um Ansehen und Würde begann. Eigentlich war es ein Ritual des Tauschhandels, so wie heute, denn jedes Geschenk ist ein Warenkredit. Der Schenkende erhält, so will es das ungeschriebene Tauschgesetz, ein mindestens gleichwertiges Gegengeschenk zurück.  Eine gewisse Geltungssucht beim Warentausch findet sich weltweit – auch noch heute.

 

Es gibt keinen Grund, Geschenke nicht anzunehmen, da dies zu Feindschaften führen würde. Schenken hat auch viel mit Handel zu tun, denn der erste bedeutende Warenaustausch reisender Kaufleute war der Geschenkehandel. Der Fremde brachte ein Gastgeschenk, um seine friedliche Absicht zu demonstrieren, dafür wurde ihm die Gastfreundschaft gewährt. Prestige und Machtdenken spielen bei den Festen mit Geschenkegaben eine entscheidende Rolle. Bereits die beiden Mönche Johann Plano de Carpini und Wilhelm Rubuch berichteten im 13. Jahrhundert, dass bei Besuchen am Hofe von Dschingis Kahn Geschenke als Symbol der Unterwerfung erwartet wurden. Die Gegengabe fiel aber umso verschwenderischer aus, da ein kleines Geschenk unter der Würde des Kahns gewesen wäre und beide Seiten waren zufrieden.

 

Und heute? Sind wir  zufrieden? Gleitet nicht unser heutiges Geschenkedenken in Handelstätigkeiten totalen materiellen Ursprungs ab? Warum muss immer quantitativ und nicht qualitativ gedacht werden? Weil wir keine Zeit haben, da wir von Termin zu Termin jagen, um das Geld für den Einkauf von Geschenken zu verdienen? Der Handel erwartet Umsatzsteigerungen, die Wirtschaft muss wachsen, das Rad dreht sich immer schneller. Genügt es nicht, Zeit zu schenken? Zeit, die wir gemeinsam mit spielen, wandern und einfach gemeinsamen Tätigkeiten verbringen können? Zuneigung, Liebe und echte Freundschaft verlangen nach gemeinsamen Erlebnissen und nicht nach immer mehr und teureren Einkäufen.  Speziell Kinder brauchen im Sozialisationsprozess Familie und Freunde. Es gibt keine Möglichkeit, diese Grundbedürfnisse durch materielle Geschenke zu kompensieren! Die neuesten elektronischen Spielzeuge können niemals ein gutes Buch ersetzen; doch wer hat schon Zeit zu lesen? Pisa hin oder her, laufen wir schnell und kaufen wir schnell, am Ende sind gar die Geschäfte geschlossen und umtauschen ist auch noch möglich! Schließlich heißt das moderne Zauberwort Kredit!

 

Der wahre und echte Zauber jedoch ist das Leuchten der Augen, wenn die Familie am Weihnachtsabend gemeinsam ein besinnliches Fest feiert! In diesem Sinne, frohe und glückliche Festtage!

 

 

 

Nehmen ist seliger denn geben (28/07)

 

Moral und Ökonomie verschmelzen zur Verpflichtung, sich zu revanchieren

 

 

 

Jeder Gabe folgt eine Gegengabe, denn der Austausch von Zuwendungen ist nichts anderes als eine verdeckte Form von Machtausübung. Der Soziologe Marcel Maus beschäftigte sich 1925 intensiv mit der Interaktionsform des Gebens und Nehmens. Er folgerte, daß jedes Geschenk eine Kreditform darstellt und mit Zinsen zu gegebener Zeit, in welcher Form auch immer, zurückerstattet werden muß. Kraft-Kravanec geht sogar noch weiter, er behauptet schenken sei ein aggressiver Akt. Moral und Ökonomie verschmelzen zur Verpflichtung, sich zu revanchieren, selbst bei rituellen Festen. Bei wirtschaftlichen Transaktionen wird der kultursoziologische Zwang zur „Revanche“ – zum Rückfluß freilich ein bisserl problematischer. Monetäre Rückflüsse haben stets den Beigeschmack der Korruption.

 

Korruption ist gemeinhin der Mißbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen und Vorteil, „corrumpere“ – lateinisch – bedeutet „verderben, vernichten, herrschen“. Weltweit werden jährlich etwa 80 Milliarden Dollar an Schmiergeld bezahlt, um Entscheidungsträger so zu beeinflussen, daß legale Vorgänge zugunsten des Bestechers manipuliert werden. „Transparency International“, eine weltweit agierende Bewegung gegen Bestechung, behauptet, daß die Bauwirtschaft und die öffentliche Infrastruktur mit 46 Prozent aller gekauften Entscheidungen die Hitliste der korrupten Branchen anführt. Untermauert wird diese Reihung auch von der italienischen Zeitung „La Republika“, welche publizierte, daß in Italien „nur ein Zehntel der öffentlichen Aufträge ehrlich ausgeschrieben werden“. An zweiter Stelle der korrupten Geschäftemacher rangieren die Waffenhändler. Diese Branche liegt im Dunstkreis von Mafia und Kriminalität, wie zahllose mysteriöse Todesfälle belegen. Aber auch der rote „Club 45“ baute geheime Netzwerke und Seilschaften auf, deren Machenschaften lange Zeit im Dunkeln blieben, geschützt von höchsten sozialistischen Machtträgern. Im internationalen Vergleich stehen die Österreichischen Sozialisten nicht alleine da, so soll der britische Eurofighter Partner BAE eine Milliarde Pfund an den saudischen Prinzen Bandar bezahlt haben. Im Orient nennt man das „die Palmen ölen“. Saudi-Arabien will immerhin um 20 Milliarden Pfund 72 Stück Eurofighter kaufen. Der britische Ex-Verteidigungsminister Denis Healy: „ohne Schmiergeld gibt es keine Waffengeschäfte“.

 

Das weiß auch der im Waffengeschäft international tätige Alfons Mensdorf-Pouilly, der als offizielle Berufsbezeichnung angibt, Bauer zu sein. Der Ex-Gatte von Ex-ÖVP-Ministerin Rauch-Kallat verhalf den schwedischen Saab-Werken in Ungarn und Tschechien zu lukrativen Geschäften. Österreich bestellte allerdings, trotz des Einsatzes bedeutender Geldmittel, den roten Gripen nicht. Selbstverständlich hätten alle Verträge, wie bei Waffengeschäften üblich, diskret abgewickelt werden sollen, und so dementiert auch Mensdorfts Büro gegenüber der Austria Presseagentur: „eine geheime Vereinbarung vom März 2002, in welcher Provisionszahlungen in Höhe von acht Millionen Dollar angeführt werden, existiert unseres Wissens nicht.“ Der „einfache Bauer“ Mensdorf verwaltet über seine ungarische Firma die restituierten Güter, welche seine Mutter nach dem Fall des kommunistischen Regimes zurückerhielt und so besitzt er selbst auch in Schottland kein Schloß, sondern nur seine Firma MPA Budapest tut das, welche dort „die in Ungarn verdienten Gelder investiert“ – ja, Besitz belastet!

 

In Österreich haben kleine Zuwendungen eine lange kulturelle Tradition. Waren doch Geschäftsanbahnungskosten bis vor kurzen sogar noch steuerlich absetzbar. Die Kleinkorruption blüht, man richtet sich’s eben. Der Mann mit dem Koffer sponserte die ÖVP, das gefüllte Kuvert ebnet mühevolle Amtswege, und wenn der Vorschlag linker Utopisten Wirklichkeit wird, daß Migranten aus Moldawien, Georgien, Rumänien etc. bei der Polizei aufgenommen werden, na dann gibt es auf Organstrafmandate ohne Beleg bald eben 50 Prozent Rabatt. Das englische Wort „gift“ zeigt den Doppelsinn deutlich – Gabe einerseits und Gift andererseits. Peter Eigner untersuchte „Das Netz der Korruption“ und er stellt fest: „Von den Top-1000 Wirtschaftsunternehmen haben vielleicht 100 einen Verhaltenskodex. Nicht einmal 20 davon haben eine Unternehmenspolitik und einen Leitfaden, der das Unternehmen davon abhält, Bestechungsgelder zu zahlen.“

 

Solange der Grundsatz „wer gut schmiert, fährt auch gut“ als Kavaliersdelikt wahrgenommen wird, wird weiter diese Form der kleinen, zwischenmenschlichen Wechselwirkung von Gabe und Gegengabe blühen. Denn wer ist schon ein so gläubiger Mensch, daß er ein unmoralisches Angebot mit dem biblischen Grundsatz ablehnt „geben ist seliger denn nehmen?“. Alles hat seinen Preis, es kommt nur auf Summe an.

 

 

 

Der letzte Einkauf (51/08)

 

Luxus: Der Neid als Motor der Gesellschaft

 

 

 

Die Wochen vor Weihnachten, die besinnliche Adventzeit, ist wieder einmal ein riesiges Konsum- und Einkaufsfest, keine Spur von innerer Einkehr und Ruhe, trotz Finanzkrise. Man gönnt sich ja sonst nichts, auch wenn das Konto überzogen wird,  schnell laufen und kaufen, wer weiß was nächstes Jahr sein wird. „Verkauft’s mei G’wand, i foahr in Himmel“, diese Lebensweisheit in einem alten Wienerlied nehmen sich viele Konsumenten zu Herzen und verschulden sich bis zum Privatkonkurs. Wenn schon, denn schon, warum nicht einen letzten großen Einkauf tätigen? Darf’s vielleicht ein 42,28karätiger blauer Saphir sein?

 

Das Auktionshaus Christie’s in Genf versteigert dieses Prachtexemplar um etwa drei Millionen Euro. Doch es gibt auch günstigere Schnäppchen, ausgestellt in der Wiener Hofburg. Ein hellblauer Ferrari, ein schwarzer Maybach um 600.000 Euro, ein diamantenbesetztes Handy um eine Million oder darf es ein mit Schlangenleder bezogener Küchenblock sein? Oder einfach nur eine Rolex, ein Original natürlich, keine Imitation aus Fernost, obwohl die tausendmal billigere Kopie auch nur die aktuelle Zeit mißt. Die Luxusmesse will Gusto machen auf Schönes und einer neuen Haltung Rechnung tragen, sagt Veranstalter Gerhard Krispl. Doch so neu ist der Trend zum unnötigen teuren Tand nicht. „Luxus braucht Bewunderer und Mitwisser“ so beschrieb der römische Philosoph Seneca bereits den demonstrativen Prunk vieler seiner Zeitgenossen. Luxus benötigt eine Bühne, auf der er sich entfalten kann. Luxus und Dekadenz gehen Hand in Hand, wie es die Reichen und Schönen, jene bedauernswerten, in allen Seitenblickevents und Medien präsenten Vorbilder unserer Konsumgesellschaft, vorleben.

 

Die Auftritte werden zelebriert, und manche öffentlichkeitsgierige Promis kompensieren ihre psychischen Probleme sogar mittels durchinszenierter Shows, wie dies ein ehemaliger Maurer alljährlich beim Opernball publikumswirksam vorführt. Status und Prestige glaubt man über materielle Werte definieren zu können, doch diese Psychokrücken verschaffen nur kurzzeitig Befriedigung und verlangen nach immer mehr Luxusgütern. „Luxuria“, die Wollust, ist eine der sieben Todsünden und die Höllenstrafe für Frevler: im Feuer gegrillt werden. Heute sind die sieben Todsünden längst Staats- und Lebensform geworden, denn der Konsumismus braucht Lüste, Begierden und Süchte des Einzelnen, die auf Besitz, Bequemlichkeit und Genuß gerichtet sind. Das System muß funktionieren, der Konsum angekurbelt werden, Bedürfnisse wollen neu entfacht werden, um die grenzenlose Nachfrage nach immer mehr am Kochen zu erhalten. „Das muß ich haben“ ist das Leitmotiv unserer Wirtschaftsordnung, Krise hin oder her.

 

Auf den Märkten der westlichen Welt wird um Kunden geworben, die im Grunde schon alles haben, was sie brauchen. Der Kapitalismus ist überhaupt aus dem Geist der Verschwendung entstanden, so die These des Soziologen Werner Sombart. Die zentrale Rolle dabei spielt der Begriff Luxus, dem stets das Nicht-Notwendige, verbunden mit etwas Müßigem, anhaftet. Diese Lust an kapitalistischer Luxuskultur, an der Gier des über den alltäglichen Bedarf hinausgehenden Notwendigen, trieb Handel und Produktion derart an, daß nur mehr exzessive Ausbeutung der Kolonien die Nachfrage an Seide, Edelsteinen, Gold, Baumwolle, Pfeffer, Weihrauch, Porzellan etc. decken konnte. In seinem Werk „Liebe, Luxus und Kapitalismus“ rechnet Sombart den Preis für diese Entwicklung aus: „Von der Ausdehnung der Plantagenwirtschaft selbst und ihrer Massenbedeutung machen wir uns am ehesten eine richtige Vorstellung, wenn wir die Menge der in ihr verbrauchten Sklaven in Erfahrung zu bringen suchen. 1778 gab es in den englisch-westindischen Besitzungen 663.899 Negersklaven.“

 

Und heute? Wie wird in sogenannten Billiglohnländern gearbeitet? Vielleicht sollte einmal darüber nachgedacht werden, was die Produktion von Überflüssigem weltweit bedeutet, denn  Luxus ist ein Aufwand, der über das Normalmaß weit hinausgeht. Dabei gibt es noch ein zentrales Motiv, ebenfalls eine der sieben Todsünden, das die Gier nach solchen Luxusgütern noch beflügelt: den Neid – Invidia. Jemand anderer besitzt ein Gut, das ich begehre, schon beneide ich ihn darum. Neid gehört zu den aggressivsten menschlichen Gefühlen, Motiven und Persönlichkeitseigenschaften. Ein Gut wird dabei nicht um des Gutes wegen begehrt, sondern vorrangig wegen der Ungleichheit, unabhängig von der Nützlichkeit. Kein Neid daher ohne sozialen Vergleich. Die individuelle Identitätsbildung lautet daher: Wer ich bin, weiß ich nur in Abgrenzung zu anderen, von denen ich mich unterscheide. Das Antriebsmotiv, unter Gleichartigen einzigartig zu sein, impliziert daher, daß, weniger zu besitzen, den Selbstwert schwächt, mehr zu besitzen, ihn dagegen stärkt. Politische Parteien spielen gerne mit Ungleichheit und Gleichmacherei, ja Rolf Haubl stellt in seiner Untersuchung „Neidisch sind immer die anderen“ fest: „…Neid ist geradezu ein sozialistisches Gefühl, so daß Neiderregung auch zum Standardrepertoire politischer Machtkämpfe gehört.“ Somit sei die gesamte Weltgeschichte als eine Abfolge von Klassenkämpfen zu sehen, es gehe primär um die Umverteilung knapper Güter und den Luxus für einige wenige. Nur zufrieden oder glücklich haben all diese Kämpfe niemanden gemacht, denn das wohl knappste Gut, welches auch zufrieden machen könnte, liegt im Ermessen jeden Einzelnen – die Zeit. Luxusgeschenke zur Weihnachtszeit sind daher eindeutig gemeinsam mit der Familie und Freunden verbrachte Zeitzuwendungen. Denn nicht Haben, sondern Sein bestimmen letztendlich über das Wohlbefinden, speziell wenn man bedenkt: „Wer bin ich, wenn ich bin, was ich habe, und dann verliere, was ich besitze.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Moderner „Ablasshandel“ (52/07)

 

Strategien der edlen Verschwendung: Mit dem schlechten Gewissen machen karitative Organisationen gute Geschäfte

 

 

 

Etwa achtzig Prozent der österreichischen Massenkonsumenten betäuben ihr schlechtes Moralgewissen mit jährlich mehr als 400 Millionen Euro an Geldspenden für – ja wofür eigentlich? Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: „Wenn du einen armen Menschen für einen Tag glücklich machen willst, dann schenke ihm einen Fisch. Willst du ihn ein Leben lang glücklich machen, dann lehre ihn fischen.“

 

Eingedenk dieses Grundsatzes dürften daher überhaupt keine Sachleistungen in angeblich bedürftige Länder gebracht, sondern ausschließlich Wissens- transfer organisiert werden. Aber die Eitelkeit manch öffentlichkeitssüchtiger Charity-Partylöwen reicht nur bis zum Event des tollen TV-Einspielergebnisses, der Ersatzkaiser oder ein anderer Herr Wichtig verdoppelt dann – mit fremdem Steuergeld – ganz obermoralistisch, den gesammelten Betrag. Wie die nicht unbedeutenden Geldbeträge tatsächlich eingesetzt werden, bleibt meist ohne Licht im Dunkeln verborgen. Andere Staaten agieren da ganz anders.

 

Wir spenden nach Afrika, doch China bereitet systematische Wirtschaftsbeziehungen mit dem schwarzen Kontinent vor, ganz ohne Mitleidsmasche. Auch Kapitalfonds legen ihre Gelder in den Märkten sogenannter Drittländer an und lukrieren interessante Gewinne. Wäre es da nicht an der Zeit, die Verantwortung für bedürftige Menschen an die jeweiligen Regierungen vor Ort abzugeben und nur mehr beratend Wissen zu vermitteln? Ein Staat, der millionenschwere Waffenkäufe tätigt, dessen Diktator sein Volk verhungern läßt darf nicht in seinem Tun noch mit Spendengeldern belohnt werden.

 

Dabei hat die Gabe in allen Kulturen eine lange zurückreichende Tradition, ja nahezu weltweit gab es eine Pflicht des Gebens, um die Götter und Menschen friedlich zu stimmen.

 

Das christliche Almosengebot „Geben ist seliger denn Nehmen“ hat Zwangscharakter, denn es verpflichtet zum Opfer, zur milden Gabe. Benefizveranstaltungen (lat. beneficio = „Wohltat“) bieten den Spendern persönliche Befriedigung und unterbrechen den Zyklus, daß jede Gabe eine Gegengabe herausfordert, da die Empfänger anonym bleiben, die institutionalisierte Spendenindustrie macht das möglich. Der Almosenempfänger muß sich nicht revanchieren, die Gegenleistung, so hoffen die Spender der Mildtätigkeit, möge einfach nur dankbar sein und nicht rebellieren.

 

Mit der Wohltätigkeit findet heute in der verweltlichten Zeit neben den gesetzlich vorgeschriebenen Steuerabgaben eine zusätzliche Umverteilung von den Vermögenden zu den angeblich sozial Schwächeren statt. Schenken ist allerdings auch ein Ausdruck von Herrschaftsbeziehung, da der Schenkende Macht über den Beschenkten gewinnt, die soziale Hierarchie und die Abhängigkeitsstrukturen werden aufgedeckt.

 

Die Gabe von Almosen beruht auf altruistischen Beweggründen und wird zur Alltagspflicht. Marcel Mauss spricht vom „fait social total“, einem totalen sozialem Phänomen, das alle Mitglieder einer Gesellschaft zueinander in Beziehung setzt. Jedes Jahr gibt es im Zeitalter des Turbokapitalismus’ neue Spendenrekorde, gemessen in Millionen Euro, zusätzlich kommen Horden von Bettlern in der Vorweihnachtszeit nach Österreich, mafiös organisiert, wie dies bereits Berthold Brecht in seiner „Beggar’s Opera“ beschreibt.

 

Bettler waren früher Landstreicher, erbettelten in Klöstern ihre Suppe oder erhielten in den Städten eine befristete Aufenthaltsgenehmigung, meist für drei Tage, den sogenannten Bettelbrief. Verstießen sie gegen das Gesetz wurden sie öffentlich gezeichnet, etwa durch Abschneiden eines Ohres – daher die Bezeichnung „Schlitzohr“.

 

Heute steht „Betteln“ überhaupt unter dem Schutz von Pfarrern, welche anscheinend noch wegen der Gaunereien des Ablaßhandels über ein schlechtes Gewissen verfügen und diverse Bettler mit frommen Tricks auf den erschreckten Bürger hetzen. Besitz wird und wurde als „Malefiz“ gepredigt, nur durch „Benefiz“ gibt es daher einen Platz im Paradies. „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher ins Himmelreich kommt“ – schon der Ablaßhändler Johann Tetzel zog im Namen von Papst Leo X. durch die Lande, um Geld gegen Sündenvergebung einzutauschen. Die Berufung auf Gott, der im Jenseits einlöst, was im Diesseits bezahlt wurde, ist wohl die edelste und hinterlistigste Strategie, eine Gabe zu lukrieren. „Sobald der Gülden im Becken klingt / im huy die Seel im Himmel springt“ soll Johann Tetzel in der Art eines Marktschreiers den Ablaßhandel eröffnet haben. Die katholische Kirche gewährt noch heute Ablässe, von Papst Paul VI. 1967 neu festgelegt. Die Angst des Sünders, daß im Jenseits eventuell doch über alle schlechten Taten eine göttliche Buchhaltung richtet und die Seele ins Fegefeuer oder gar in die Hölle verbannen könnte, läßt das Geld auch im dritten Jahrtausend nach Christus im Kasten klingen. Magie, Zauber und Abwehrzauber sind tief im heidnischen Urgrund des homo sapiens verwurzelt.

 

Der Kaufrausch, der die vorweihnachtliche Besinnung verdrängt hat, und das Weihnachtsfest als Geschenkeaustausch erzeugen daher den Drang, wenigstens eine scheinbar gute Tat zu tun. Jede Gabe ist nur ein Kredit, der vom Beschenkten eine Gegengabe, mit Zins und Zinseszins bewertet, zurückverlangt. So ist die Spende zu einem Ablaß geworden, eine Gabe, welche Gott mit der Gegengabe des ewigen Heils erwidern möge. Der moderne, verdinglichte Mensch bereut nicht, er will sich freikaufen - „vergelt’s Gott“. Die Spirale von Sünde – Spende/Ablaß – Vergebung dreht sich immer schneller. Knallen die Sektkorken zu Silvester, kann wieder ein Jahr gesündigt werden, da ein neuer Spendenrekord im nächsten Jahr die Vergebung, der Spendenablaß, alles vergessen lässt.

 

Jean Baudrillard spricht von einer Reversibilität der Gabe durch die Gegengabe auf der Ebene des Symbolischen, da zur Weihnachtszeit die spektakulär aufgezogenen und medial vermarkteten Spendenshows die Mildtätigkeit manipulieren. Bestimmte Normen und Regeln werden professionell eingesetzt, um noch mehr Geld zu horten. Das reicht, denn über die tatsächliche Verwendung bzw. einen möglichen Mißbrauch will der Spender nichts wissen, könnte er doch, um mit Franz Werfel zu sprechen, seinen Himmel veruntreut sehen. Es genügt, wenn professionell auftretende gütige Menschen beschwichtigen, etwa der Volksschauspieler Harald Krassnitzer. Er wurde abendfüllend gefilmt, wie er ein Auto durch Afrika chauffierte, um es einer wohltätigen Organisation im Urwald zu übergeben. Dafür durfte er im Fernsehen auch einen „Freibrief“ für Asylanten fordern, attestiert von der Gutmenschin Prammer, welche zu Krassnitzers Vorschlag nickte. So gütig ist unsere Präsidentin des Hohen Hauses. Das Sündenregister der Staatsbürger Österreichs ist groß, viel muß noch gebüßt werden, denn die Devise lautet: niemals vergessen. Da darf nicht nur gespendet werden, es muß weiter restituiert, bei Mahnmalen gekniet, in der Schule die bösen Vorfahren angepatzt, eingebürgert, umverteilt, mitgekämpft, ja, wenn es sein muß, sogar gestorben werden. Die Erbsünde läßt sich eben nicht mit ein paar Euros abwischen – es müssen immer wieder ein paar Euros mehr sein, so will es die generationsverhebende Sippenhaftung. Ewiges Heil verlangt ewige Buße.

 

 

 

Wir Schnäppchenjäger (15/08)

 

Immer auf Schnäppchenjagd: Schnell laufen und kaufen, denn der nächste Konsumrausch kommt bestimmt

 

 

 

Der Konsumrausch kennt keine Jahreszeiten. Dem heiligen Geschenkfest Weihnachten folgt alle Jahre wieder der Umtauschrausch zum Jahreswechsel. Es folgt Inventurab- und Winterschlußverkauf, danach die „Weißen Wochen“ und die diversen Frühlingsrabattaktionen. Selbst Ostern ist schon ein „Konsumfest“.

 

Längst vergessen sind die mahnenden Erlöserworte: „Ihr sollt keine Schätze sammeln auf Erden“ (Luk.12,27), stattdessen ziehen Jahr für Jahr größer werdende Autokarawanen in Richtung der Kauftempel am Stadtrand, um die Warengötzen des totalen Materialismus’ anzubeten. Das neuzeitliche Paradies lockt als Einkaufszentrum mit der Verführung: „Kauf´was du nicht brauchst, mit dem Geld, dass du nicht hast, um Leuten zu imponieren, die du nicht magst“.

 

Wer dort nicht seiner Kaufsuchtsucht frönt, wird als „Blödmann“ abgestempelt, da der intellektuell kaum unterbietbare Rattenfängerruf: „Geiz ist geil“ all jene  anlockt, die Waren billig kaufen wollen, die sie ohnehin schon haben oder nicht brauchen. Ursache dieser grenzenlosen materiellen Gier ist die Vertreibung aus dem göttlichen Paradies, da im Garten Eden Adam und Eva alles hatten, was sie brauchten, und trotzdem nach der verbotenen Frucht griffen. Immanuel Kant war bereits von der Maßlosigkeit seiner Mitbürger entsetzt: „Man gebe dem Menschen alles, wonach er sich sehnt, und in dem selben Augenblick, da er es erlangt, wird er empfinden, daß dieses Alles nicht alles ist.“ Der einst stolze Bildungsbürger wurde zum außengeleiteten Konsumbürger umprogrammiert, der sein Kaufverhalten größtenteils unreflektiert und emotional an Schein-Dingen und Lebens-Attrappen ausrichtet, die er sofort haben will und erst später bezahlen muss. Konsumgesellschaften verbrauchen täglich Unmengen an knappen Ressourcen, kein Problem, auch wenn der Ölpreis täglich steigt und immer mehr Autos den Planeten Erde beherrschen. Die Produktion wird gesteigert, schließlich wollen auch jene 200.000 Erdenbürger, die täglich unsere Weltbevölkerung vermehren, einmal mit PC, TV, Handy, KFZ, Internet und all den anderen wunderbaren technischen Krücken der modernen Überflußgesellschaft spielen. Die negativen Seiten unserer Konsumgesellschaft werden verdrängt.

 

Der Anthropologe Arnold Gehlen zu den Ursachen dieser Entwicklung: „Der Mensch ist organisch ein Mängelwesen, er wäre in jeder natürlichen Umwelt lebensunfähig und so muß er sich eine zweite Natur, eine künstlich bearbeitete und passend gemachte Ersatzwelt, die seiner versagenden organischen Ausstattung entgegenkommt, erst schaffen, und er tut dies überall, wo wir ihn sehen.“  Die künstlich geschaffenen Welten werden durch aggressive Werbung der Konzerne bereits gezielt an Kleinkinder herangetragen, um überhaupt neue Bedürfnisse zu schaffen und Markenbindungen aufzubauen. Eltern, selbst abhängige Konsumenten, erleben bei ihren „Kids“ diese Konsumsucht bei jedem Einkauf, da sie immer mehr und am Ende alles haben wollen. Die Reizüberflutung im Sozialisationsprozeß (in Supermärkten gibt es bis zu 30.000 Artikel), läßt die einstmals unbeschwerten Kinderjahre zu künstlich geschaffenen Scheinwelten vor elektronischen Medien verkommen – Klingeltöne statt Bilderbücher, oder McDonald statt gesundem Gemüse und Mausklick statt kreativer Holzbauklötze. Die Vielzahl an Reizen wird durch Neuromarketing gezielt auf bestimmte Gehirngegenden geleitet, PR-Strategien gehen mittels sogenannter „Informationsstraßen“ direkt in unbewußte Abläufe des „Habenwollens“. Deutlich sichtbar an nahezu fünfzig Prozent übergewichtiger Kinder, an physischen und psychischen Problemen sowie Intelligenzmängeln, siehe PISA-Studien. Die Zielgruppe Kind bringt den Konzernen Milliardenumsätze und die Gewißheit, neue und abhängige Verbraucher genormt zu haben. Der Wiener Poet Seethaler bringt es auf den Punkt: „je mehr wir uns zu mehr Konsum verleiten lassen, umso weniger merken wir, wer die sind, die uns leiten“.

 

Was bleibt, sind vergängliche Konsumgüter, sehr oft nicht bezahlbare Schulden. Seneca sah in der Dekadenz den Untergang des Römischen Imperiums heraufdämmern: „Unter Strohdächern wohnten einst freie Männer, unter Marmor und Gold aber weilt die Sklaverei.“ Ist die überall sichtbare Wohlstandsverwahrlosung ein Zeichen des kommenden Unterganges des Abendlandes? Die Antwort lautet: Ich konsumiere, also bin ich!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6.4. Medien- und Informationsgesellschaft

 

 

 

"Mein teurer Freund, ich rat euch drum
Zuerst Collegium logicum.
Da wird der Geist euch wohl dressiert,
In spanische Stiefel eingeschnürt,
Dass er bedächt´ger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa die Kreuz und Quer,
irrlichtere hin und her ...
Der Philosoph, der tritt herein
Und beweist euch, es müsst so sein:
Das Erst´ wär so, das Zweite so,
Und drum das Dritt´ und Vierte so,
Und wenn das Erst´ und Zweit´ nicht wär,
Das Dritt´ und Viert´ wär nimmermehr ...“ (Mephisto in Faust I, J. Wolfgang von Goethe)
 

Der Mensch in der Mediengesellschaft wird von Informationsreizen überflutet. Niemand kann sich der laufenden Berieselung durch selektiv aufbereitete Nachrichten, Werbung und damit versuchter Manipulation und Einflussnahme durch den Medienmarkt entziehen, denn  Gewinnmaximierung stehen im Vordergrund bei allen Print- und elektronischen Medien. Der Mensch wird zum Konsumenten, der über Quoten quantifiziert wird. Je jünger der Konsument kommerzieller Programmangebote und Medienprodukte, desto leichter kann man ihn durch immer flachere Reize ablenken und insofern auch ködern, indem man seine eher oberflächlichen Bedürfnisse und Instinkte anspricht. Die Internationalisierung der Programme und die Globalisierung des Internet kann auch die regionale oder nationale Verwurzelung der Menschen auflösen, so dass das eigene Persönlichkeitsbild in Programmfluten und Datenströmen zu verschwimmen droht. Die Digitale Revolution führt durch die Verschmelzung der Medien Fernsehen und Computer zu einer fortschreitenden Individualisierung der Mediennutzung. Und sie fördert damit eine Tendenz vom einstigen Massenmedium Fernsehen zum Individualmedium "Multimedia" zu werden, als Teil der so genannten "Ego-Gesellschaft". Eine funktionierende Gesamtgesellschaft aber ist nicht die Summe ihrer Egos, ihrer Individuen, denn diese sind nicht lebensfähig ohne andere Individuuen, sei es in der Familie, in der Nachbarschaft, im Beruf oder in der Gesamtgesellschaft. Der Medienkritiker Harry Pross hat eine Publikation aus dem Jahre 1996 mit dem Titel überschrieben: "Der Mensch im Mediennetz". Er meint damit das weltumspannende Netzwerk des Internet, Sat-TV das jeden Einzelnen, aber auch die Gesellschaft insgesamt in einem Maße mit Daten von ungeklärter Herkunft und Qualität überschwemmt, dass durch die Überfülle an Information mehr Verwirrung als Orientierung entsteht, denn der Wahrheitsgehalt des digitalen Inhalts ist kaum überprüfbar.  Sind die Medien also kein Köder, sondern ein Netz? Sind sie ein Netz, das uns fängt oder uns trägt? Sind wir in ihm gefangen wie ein Fisch oder vielleicht frei und aktiv wie die Spinne, die ihr Netz gewoben hat, um es strategisch zu nutzen? Lebt also die geächtete Propaganda und Gehirnwäsche, nur mit anderen Mitteln, noch immer?

 

 

 

Das Kreuz mit der Masse (13/08)

 

Der Mensch ist manipulierbar: Die Ideologien des zwanzigsten Jhts. bestätigt diese These

 

 

 

Die Massenpsychologie, ein Teilgebiet der Sozialpsychologie, beschäftigt sich mit dem Verhalten und Handeln von Menschen, sobald ihre Individualität in Gruppen gleichen Interesses zugunsten von Gruppenzielen reduziert wird. Begründer dieser gruppendynamischen Forschung ist Le Bon, der in seinem Buch „Psychologie der Massen“ behauptet, daß der einzelne in Massensituationen seine Kritikfähigkeit verliert und von charismatischen Führern form- und leitbar wird.

 

Die Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts, speziell Faschismus, Bolschewismus und Islamismus, bestätigten weltweit diese Thesen. Auch Angehörige von Kulturnationen verübten Verbrechen ungeahnten Ausmaßes gegen Angehörige anderer Gruppen. Nur die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, speziell die USA, wollten nicht akzeptiert, daß auch die „Befreier“ in ihren Handlungsmotiven von niederen Instinkten geleitet worden sind. Der Psychologe Stanley Milgram sollte in einem groß angelegtem Experiment testen, ob die Bereitschaft bei durchschnittlichen Personen besteht, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen.

 

Das Milgram-Experiment sollte ursprünglich dazu dienen, Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus’ sozialpsychologisch zu erklären. Dazu sollte die „Germans are different“-These geprüft werden, die davon ausging, daß die Deutschen einen besonders obrigkeitshörigen Charakter haben. Das Ergebnis war schockierend, da ganz normale Amerikaner bereit waren, unter vermeintlicher wissenschaftlicher Anleitung einer ihnen gänzlich unbekannten Person Elektroschocks zu verabreichen, welche tödlich sein konnten. Das Experiment ist in unterschiedlichen Varianten in anderen Ländern wiederholt worden. Die Forschungsergebnisse bestätigten die kulturübergreifende Gültigkeit der Experimentresultate. Das Experiment wurde vielfach als Beleg dafür verstanden, daß fast jeder Mensch unter bestimmten Bedingungen bereit ist, nicht seinem Gewissen zu folgen, sondern einer Autorität. Verfilmt wurde das „Stanford Prison Experiment“ des US-Psychologen Philip Zimbardo, der erkennen mußte, daß in einer Situation, in welcher Macht und Unterwerfung willkürlich verteilt sind, es zu vollkommener Demütigung von per Zufall bestimmten „Gefangenen“ durch ebenfalls zufällig bestimmte „Wärter“ kommt. Die Verfilmung mit Moritz Bleibteu zeigt, daß selbst bestens vorbereitete wissenschaftliche Experimente außer Kontrolle geraten können. Und genau das passierte auch  dem Lehrer Ron Jones 1967 an der kalifornischen Cubberley High School bei seinem als „Die Welle“ bekannten Versuch. Er drillte seine Klasse in Disziplin und Gemeinschaftsgeist und wollte so abschreckend zeigen, wie es im „Nazi-Deutschland“ zugegangen sein mußte. Zu seinem Entsetzen gefiel es den Schülern plötzlich, uniforme Einheitskleidung zu tragen, sich mit einem eigenem Gruß als Gruppenmitglieder zu identifizieren und im Sport und in der Freizeit zusammenzuhalten. Die Schüler gaben an, daß die Kameradschaft mit gemeinsamen Zielen sich angenehm von ihren bisherigen, langweiligen Lebensroutinen unterscheide. Mr. Jones mußte erkennen, daß amerikanische Schüler „gute Nazis abgegeben hätten.“ Dabei sind solche Gruppenbildungen mit eigenen Symbolen und Ritualen in der ganzen Welt und nicht zuletzt bei Fußballanhängern Normalität.

 

Die Neuverfilmung von „Die Welle“ wurde nach Deutschland, also dem Hort der „Hitler-Jugend“ verlegt, vielleicht auch um davon abzulenken, daß all die gescheiterten Experimente in Amerika durchgeführt wurden. Aber selbst Jürgen Vogl, als eingefleischter linker Lehrer, dessen Schüler sich am Autoritäts-Experiment erfreuen, kann den Zuseher nicht davon überzeugen, daß jeder Pimpf ein potentieller Gauner war – ganz im Gegenteil, Kinder brauchen Vorbilder, Ideale und Grenzen in einer scheinbar ziel- und grenzenlosen Welt. Familie und Pädagogen sind daher gefordert, die Jugend sinnvoll zu leiten und nicht den elektronischen Verführern und den wohlstandsverwahrlosenden Konsumwelten preiszugeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der gläserne Kunde (50/05)

 

Die totale Gesellschaft ist ohne Geheimnisse

 

 

 

"Der große Bruder sieht Dich an!"

 

"Big Brother Is Watching You!"

 

Bereits 1984 war Georg Orwells Vision der totalen Überwachung technisch längst machbar und wurde auch eingesetzt. Der große Lauschangriff, Beobachtung aus dem Weltall, Datenvernetzung, ja sogar die Gedankenpolizei des politisch korrekten Systems hat den Einzelnen unter Kontrolle. Aber all diese unsichtbaren Überwachungsmöglichkeiten sind erst der Anfang. Durch bereits ausgereifte Technologien, also keine Phantasien, kann ein Mensch so gläsern werden, wie man sich das in den kühnsten Träumen gar nicht vorstellen mag. Alle Daten von gekauften und benutzten Artikeln, alle Bewegungen, Aktivitäten können mittels Funkübertragung an einen Empfänger gesendet werden. Erleichterung des Alltagslebens meinen seine Erfinder, Aufgabe der Individualität fürchten Zukunftsskeptiker. Die Technologie heißt RFID – „Radio Frequency Identification“

 

Die bisher eingesetzte Barecode Technik muss mittels Lesegerät einzeln identifiziert werden, RFID aber kann hunderte Funkchips gleichzeitig und berührungslos verarbeiten. Die Effizienzsteigerung, etwa in Supermärkten, ist enorm. Die kontaktlose Welt wird alle Menschen und alle Lebensbereiche betreffen. So werden die Eintrittskarten bei Fußballspielen mit elektronischer Zutrittskontrolle für die Stadien versehen sein. Weitere Anwendungen sind: Autoschlüssel, Bibliotheken, Reisepässe, Liefer- und Produktionssysteme, Logistik- und Mautsysteme, ja sogar Tiere haben solche Chips bereits implantiert und speziell der militärische Anwendungsbereich beschleunigt die technologische Entwicklung. Die ersten Anwendungen waren Freund- Feinderkennungssysteme gegen Ende des 2. Weltkrieges und heute sind Funketiketten mit elektronischer Datenspeicherung serienmäßig in Millionenstückzahl kostengünstig produzierbar. Der Handelsriese METRO setzt diese personalsparende Technologie bereits seit 2003 ein. Mit RFID Technologie soll in den nächsten Jahren Umsätze jenseits der Milliarden Euro Grenze erwirtschaftet werden und die nächste Stufe, der sprechende Chip, ist in Entwicklung. Wo die Grenzen der Anwendung sind, wagt niemand vorherzusagen. Warum nicht auch bei Menschen implantieren? Die Gesundheitsdaten wären bei einem Unfall sofort verfügbar. Diebstahl von Geld oder Kreditkarte nicht mehr möglich, da diese Wertgegenstände unter der Haut immer sicher verwahr wären. Doch wer all die persönlichen Daten verarbeiten könnte, wüsste über den Chipträger mehr als der so analysierte Mensch selbst von sich ahnt, denn alle Gewohnheiten ließen ein tiefenpsychologisches Persönlichkeitsprofil erstellen, vor dem selbst Orwells „1984“ verblassen würde.

 

Wird es in Zukunft noch Möglichkeiten für den Individualisten geben, sich diesen Entwicklungen zu verweigern? Wohl kaum, da alle abweichenden Wünsche, etwa Barzahlung, nur mit hohen Zusatzkosten möglich sein werden. Die Technologieexperten verteidigen die Entwicklung damit, dass eben in Zukunft alle Dinge intelligent sein müssen. Verhindert kann die aufgezeigte Entwicklung nicht mehr werden, der “Grosse Bruder“ sieht längst alles, er braucht nicht einmal mehr hinzuschauen.

 

 

 

Das Märchen vom Datenschutz (13/09)

 

Der gläserne Kunde ist längst Realität

 

 

 

Waren das noch alte Zeiten, als die Metternichsche Geheimpolizei schnüffelnd durch finstere Gassen schleichen mußte, um revolutionäre Gespräche zu belauschen. „Undercover“-Agenten würde man heute wohl auf Neudeutsch sagen, wurden in konspirative Zirkel eingeschleust, denn nur die Gedanken durften frei sein. Genützt hat auch das nichts, die Revolution fand dann 1848 trotzdem statt – „ja dürfens´ das?“ Heute darf das Volk alles, denn alles Recht geht vom Volk aus, und der unbescholtene Bürger, also das Volk, hat nichts dagegen, wenn zu seinem Schutz und damit zu seinem Besten möglichst viele Daten gesammelt, verknüpft und ausgetauscht werden, schließlich hat, wer frei von Schuld ist, auch nichts zu verbergen. Zumindest glaubt das der naive Normalverbraucher, hat das Volk doch ein Datenschutzgesetz beschlossen, und wen interessiert schon, welche Sexartikel, Bücher oder Spiele im Internet bestellt werden oder welche „anonyme“ Webseiten aufgerufen, Kreditkartendaten weitergegeben werden oder gar spezielle medizinische Artikel über eine Krankheit Aufschluß geben könnten? Das praktische Funktelephon läßt sich leicht anpeilen und zeigt weltweit den jeweiligen Standort des Benutzers an, und was macht es schon, wenn Videokameras nahezu lückenlos alle öffentlichen Plätze rund um die Uhr beobachten?

 

Jeder einzelne Bürger dieser gläsernen Gesellschaft hinterläßt Spuren, unsichtbare, elektronische und unauslöschliche Spuren. Kein Schritt, kein Einkauf bleibt unbeobachtet, er wird nachvollzogen, gespeichert, und derjenige, der über diese Daten verfügt, kann mittels einfachster Suchparameter in Bruchteilen von Sekunden ein intimes Profil jedes Menschen erstellen. Wissen wird damit zur absoluten Macht über den gläsernen Menschen. Wie mühsam war es seinerzeit für den SPÖ-Intriganten Sinowatz zu eruieren, daß das Pferd von Kurt Waldheim bei der SA war, und zweimal im Monat mußte ein gewisser Herr Holec von Wien nach Prag reisen, um seinem tschechischen Führungsoffizier zu rapportieren und auch um seinen Judaslohn zu kassieren, wie aufwendig. Das moderne vernetzte System von Computer, Handy und weltweiter Möglichkeit, Geld zu transferieren, macht es möglich, von jedem Platz der Erde an Informationen zu gelangen und diese weiterzuleiten. Wer weiß denn schon, wer wann was bei welcher Gelegenheit über wen gespeichert hat? Wer kann sagen, welche persönlichen Daten weitergegeben wurden und vor allem, was mit diesen Daten weiter passiert ist? Nichts bleibt unbemerkt. In unserer heutigen Zeit wird der „Gläserne Mensch“ als Metapher für den durchschaubaren Menschen verwendet, da ihm seine Privatsphäre genommen wird, da eben alle elektronisch gespeicherten Daten, wie Gesundheit, Finanzen, Familie, etc., weitergegeben werden und somit andere Personen leicht zu fremden Daten kommen können. Es ist noch nicht lange her, da weigerte sich das Volk, sich zählen zu lassen oder Fragebögen auszufüllen – und heute? Bis 2010 will die Deutsche Bundesregierung alle wichtigen Daten der Untertanen erneut zentral erfassen lassen – und Umfragen zeigen, daß mittlerweile mehr als drei Viertel der Bundesbürger keine Bedenken gegen einen neuen Zensus haben. „Die Bundesrepublik war nie ein Überwachungsstaat, aber wir entwickeln uns zu einer Gesellschaft, in der immer mehr Überwachung stattfindet“, stellt hingegen der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, nüchtern fest. Seltsamerweise scheint diese Entwicklung die meisten Bürger nicht zu stören; vielleicht blicken auch viele in der vernetzten Welt nicht mehr durch. Ständige Video-Überwachung gilt vielen Bürgern als Schutz. Privatsphäre? Wer im Internet ohne Verschlüsselungstechnik telephoniert, verzichtet freiwillig darauf, auch das Bankgeheimnis ist längst ein Mythos. Die Begründungen der Behörden für das Sammeln und Speichern von Daten wechseln, einmal geht es darum, den sexuellen Mißbrauch von Kindern zu verhindern, dann rückte die Bekämpfung des internationalen Terrorismus´ in den Vordergrund. Aber längst gibt es andere Dimensionen bei der Datenjagd: Adressenhändler und Unternehmen sammeln Informationen über Einkommensverhältnisse, Zahlungsmoral und Konsumverhalten und verknüpfen ihre Erkenntnisse mit Stadtplänen und digitalen Landkarten. „Geomarketing“ heißt das. Straßenabschnitte mit säumigen Zahlern bekommen schlechte Noten; gute Noten erhalten Viertel mit guter Zahlungsmoral. Jedes größere Unternehmen versucht, mittels Rabattstrategie das Kaufverhalten ihrer Kunden mittels eigener Firmenkarten zu analysieren, um ganz individuell zugeschnittene Angebote computergesteuert zu erstellen. Wenn die Kundenkarten in naher Zukunft mit RFID-Chip ausgerüstet werden, dann steht der totalen Manipulation nichts mehr im Wege, denn dann ist es möglich Angebote zu machen, die man nicht ablehnen kann. Der  Einkaufswagen erkennt den Kunden sofort und begrüßt den Benutzer freundlich mit Namen und über dem Griff erscheint die Standardeinkaufsliste der letzten Monate.

 

Noch nie zuvor wurden die Verhaltensweisen des Menschen so extrem technisch unterstützt und konnten technisch so perfekt und eindeutig abgebildet und unbegrenzt aufgezeichnet, abgerufen werden wie heute. Die zukünftigen Möglichkeiten sind überhaupt nicht abschätzbar, ob der Mensch seine gottgleichen Anmaßungen beherrschen kann, bleibt abzuwarten, denn bald wird das menschliche Genom, das Erbgut des Menschen, aus einer riesigen Datenbank im Internet abrufbar sein – für jeden. Und dann…?

 

 

 

6.5. Lebenswelten, Bräuche und Rituale

 

 

 

„Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt,
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder.“ (Aus: „Die Gesänge“ von Johann Gottfried Seume)

 

 

 

Der Alltag in dem jeder Mensch lebt, denkt, handelt, kommuniziert ist eine Kulturwelt. Sinnzusammenhänge und Deutungsmuster in der Welt des „Jedermann“, dort findet das Leben in der natürlichen Einstellung als „commons sense“ statt. Alltag und Lebenswelt werden durch Sozialisation erworben und sind durch Regeln, Normen und Werte gekennzeichnet. Oftmals sind Symbole und eine eigene Sprache Identitätsbildenden, wie etwa die Lebenswelt der Jäger oder Sportler. Ein Individuum kann zu mehreren Lebenswelten Zugang finden. Wer die Codes der jeweilige Gruppe kennt, der gehört dazu, wer das „Jägerlatein“ nicht beherrscht darf den Ritualen und Bräuchen der Jagdgesellschaft nur von außen zuschauen, er ist ein Fremder. Sehr oft müssen Aufnahmsprüfungen, Initiationsrituale absolviert werden, feierliche Handlungen bekräftigen dann die Zugehörigkeit zu der Lebenswelt einer speziellen Gruppe. Bei Religionsgemeinschaften etwa Taufe oder Beschneidung, bei der Mafia der Schwur mit dem Leben bei Missachtung der Regeln zu haften, in der Fliegerei nach dem ersten erfolgreichen Alleinflug der schmerzhafte Schlag auf das Hinterteil, ausgeführt von allen alten Fliegerassen des Fliegerhorsts.

 

Lebenswelt kann somit den Bereich des selbstverständlichen, traditionalen Handelns oder auch eine umfassende historisch gegebene soziokulturelle Umwelt meinen. Ein Brauch, ein Usus ist eine innerhalb solcher festen sozialen Gemeinschaften oder Lebenswelten, gewachsene Gewohnheit, eine Tradition.

 

„Ein tiefer Sinn liegt in den alten Bräuchen, man soll sie ehren“. Wer die alte Lebenswelt und die Bräuche seiner Vorfahren missachtet und verlässt, der ist alleine auf sich zurückgeworfen und einsam. Heute ist dies in vielen zerstörten Familien der Fall. Singlehaushalte nehmen zu, in den Großstädten steigt die Scheidungsrate auf weit über 50% an. Die Individualität führt zu Ziellosigkeit und mit dieser Entwicklung geht für viele Menschen auch der Lebenssinn verloren und die Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens, der Traum vom Glück. Wer zu keiner sozialen Lebenswelt Zugang findet, der vereinsamt. Die Reproduktion von Lebenswelten gehört somit zu den sinngebenden Tätigkeiten des Menschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6.5.1. Soziale Lebenswelten und ihre Gesetzte

 

 

 

„Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ (Aus: Götzen-Dämmerung, F. Nitsche)

 

 

 

Den Kurschatten gibt es nicht auf Kasse (48/04)

 

Baden, eine liebliche Muse- und Kurstadt mit hohem Erholungswert für Körper, Geist u Seele

 

 

 

Seit Wochen freue ich mich auf eine dreiwöchige Kur in Baden bei ­Wien. Und ich werde nicht enttäuscht – dieses wunderbare Biedermeierstädtchen hat für den erholungssuchenden Kurgast alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten parat. Bei einem ersten Spaziergang beobachte ich mit großem Vergnügen die lieblichen Häuser und das bunte Treiben auf dem Markt und im Kurpark.

 

Ich erinnere mich, dass ich mit meinem Vater 1956 hier das erste Mal her kam – zerschossene Fassaden, eingeschlagene Scheiben und wenige, noch verängstigte Bewohner waren ein trauriger Anblick. Hier war tatsächlich die Befreiung erst 1955 erfolgt, denn die russische Besatzung befreite die Bevölkerung höchstens von ihrem Eigentum. Über das traurige Schicksal der Frauen wird schamvoll geschwiegen. Wehe den Besiegten! Baden war Sitz der russischen Kommandantur und auch meinem Vater ist es hier im letzten Augenblick gelungen, nicht verschleppt zu werden. Als fachkundiger Maschinenschlosser an einer Präzisionswerkbank hätte er der geraubten Maschine nach Russland folgen sollen. Diese Gedanken lassen sich nicht verdrängen – wenn heute die Gäste aus Russland ihre Banknotenbündel lässig zeigen und im Thermalbad genauso lässig ins Wasser spucken.

 

Berühmt ist die Schwefel- und Moorbehandlung in der traditionsreichen Badeanstalt, welche modernisiert wurde, aber durchaus ihren Charme erhalten hat. Hier entwickeln sich eingespielte Rituale. Ruhepausen und Behandlungsaktivität wechseln einander wohldurchdacht ab. Auch die Kurgäste wissen, dass Abwechslung zum Kurerfolg beiträgt. Wochentags heben die berüchtigten „Kurschatten“ den psychischen Kurerfolg und am Wochenende wird mit den angereisten Familienmitgliedern die Kalorienersparnis der Kurdiät bei üppigen Mahlzeiten wieder ausgeglichen. Nach einigen Tagen wird der Tagesablauf zur Routine und der Zauber idyllischer Spaziergänge in den Weinbergen mit anschließendem Heurigenbesuch nimmt den Kurgast gefangen. Es bilden sich verschiedenste Interessensgemeinschaften. Einige frequentieren die Konditoreien, andere bevorzugen Kartenspiel und Casinobesuche, wieder andere Kurgäste sind fast nie zu sehen. Aber fast alle pflegen ihre Leiden. Man übertrumpft sich förmlich in Krankheitserzählungen und überbietet einander in der Anzahl von Arztbesuchen und Therapiekenntnissen. Auch die Anzahl der bereits absolvierten Kuraufenthalte trägt zur Erstellung einer Rangordnung der Kurgäste bei.

 

Natürlich verführt die Nähe Wiens zu Theater- und Opernbesuchen. Die gute alte Badenerbahn fährt direkt bis zur Oper und bei dieser Anreise sorgt die Haltestelle Traiskirchen für erlebnisreiche orientalische Abwechslung. Die in Traiskirchen „kurenden“ Asylanten benutzen die Badenerbahn sehr gerne, da dieses öffentliche Verkehrsmittel für sie anscheinend kostenlos verfügbar ist. Keiner unserer multikulturellen Gäste entwertet einen Fahrschein, dafür sind bei den sofort einsetzenden Handygesprächen nahezu alle Dialekte dieser Welt lautstark hörbar. Munter werden in der Bahn, mittels modernster Handys, Geschäfte angebahnt und eine dunkelhäutige Schönheit versucht sogar zwischenmenschliche Kontakte herzustellen. Im Theater allerdings gibt es kein beobachtbares multikulturelles Interesse gemeinsamen Kunstgenusses, hier endet die Integration, da nur Österreicher und Touristen kulturell interessiert sind.

 

Routinierte Kurgäste wissen die unveränderte Zeitlosigkeit des exakten Tagesablaufes zu schätzen. Keine Aufregung unterbricht den Heilerfolg, schon wird der nächste Kuraufenthalt geplant und manche Kurgäste treffen sich regelmäßig alle ein bis zwei Jahre und die Zeit dazwischen ist nur eine lästige Unterbrechung eines morbiden Zustandes der Zufriedenheit und Langeweile. Nur während der Kur fühlt sich der Gast gesund und von allen Pflichten befreit – wie der „Kurgast“ bei Hermann Hesse: „Und ein Mensch gilt für gesund und normal, dem man lange auf die Zehen treten kann, ohne dass er es merkt, der die elendste Musik, die kläglichste Architektur, die verdorbenste Luft klaglos und beschwerdelos erträgt, der aber auf den Tisch haut und den Teufel anruft, sobald er beim Kartenspiel ein bisschen verliert.“

 

Baden – ich komme wieder, denn hier ist die Architektur wunderbar, die Luft rein und die Kurkonzerte entspannend.

 

Vertreibung aus dem Paradies (14/10)

 

Auf den Spuren der einst „edlen Wilden“ in Florida. Die „Rothäute“ wurden zu alkoholabhängigen Sklaven der weißen Kolonialisten

 

 

 

Der Floridareisende, der am nördlichen Rand des Everglades National Park auf der Road 41 fährt, sieht manch skurriles. Da wird vor „Alligator crossing“ gewarnt, lärmende „Airboats“ durchpflügen mit erstaunt, erschreckten Besuchern die moskitoverseuchten Sümpfe auf der Suche nach Alligatoren und  Schlangen. Die „Kings of the Everglades“, die letzten Überlebenden der Seminolen–Indianer, steuern diese Höllenmaschinen in spektakulärer Kunstflugmanier, immer auf der Jagd nach Vögeln, welche im letzten Augenblick vor dem Aufprall mit dem Luftkissenboot gerade noch abtauchen – Touristenspektakel für zahlendes Publikum.

 

Zahlen muss der neugierige Europäer auch, wenn er die Indianerreservate am Tamiami Trail, die Miccosukee Indian Reservation und die Big Cypress Seminole Indian Reservation besuchen will. In diesen Touristenfallen tanzen einige der 3000 noch heute in Florida lebenden Seminole Indians ihre alten Kriegs- und Stammestänze in folkloristischer Selbstaufgabe gegen Geld, sie ziehen Alligatoren am Schwanz durch eine Manege oder sie verkaufen billigen Ramsch, wahrscheinlich „Made in China“, in Massen als „echtes“ Indianertotem. Es ist erbärmlich und erschreckend was aus diesen einst stolzen Ureinwohnern Amerikas gemacht wurde, man hat ihnen großzügig heute Glückspielzulassungen zugebilligt, nachdem sie in den 1970ern beim Obersten Gerichtshof der USA endlich einige Rechte zugebilligt bekommen haben.

 

Heute leben die Seminolen zwischen zwei Welten, denn in ihren Reservaten bemühen sie sich um die Erhaltung ihrer alten Kultur, andererseits wandern einige von ihnen in die Städte ab, um den Anschluss an den American way of life nicht zu verlieren. Eigentlich sind sie immer noch auf dem Kriegspfad, denn ihre Welt ist das „Florida der Weißen“, auch „Wartesaal Gottes“ genannt, und der immer mehr spanisch sprechenden Zuwanderer nicht.

 

Die Miccosokee, ein kleinerer Indianerstamm verbreitet sogar folgendes: „Wir leben mit denen im Krieg. Die sind unsere Feinde“, sie bedienen keine Weißen, dazu sind sie zu stolz. Reine Liebe und aus dem Herzen kommender Friede herrscht nicht zwischen Rot und Weiß, zumindest nicht von Seiten der Indianer. Sie gehen gegen die Bleichgesichter nicht mehr mit Pfeil und Bogen vor, sondern bedienen sich gewiefter Rechtsanwälte und ausgefeilter Public Relation Techniken, um das verlorene Terrain zumindest ansatzweise zurück zu erobern, denn die Diskriminierung von Indianern ist ein schmerzliches Kapitel in der heutigen amerikanischen Gesellschaft.

 

Die Indianer fordern als Entschädigung für erlittenes Unrecht und Enteignung Geld und Land – schließlich sind sie die Ureinwohner Amerikas. Bereits vor 12.000 Jahren bevölkerten sie die mittlere Golfküste, Handels- und Kulturbeziehungen zu den Mayas wurden nachgewiesen. 1492 landete Christoph Kolumbus auf der Karibikinsel Hispaniola, der heutigen Dominikanischen Republik, der Völkermord an den Ureinwohnern der Neuen Welt begann. Bezeichnenderweise trägt die Verfilmung mit Gerald Depardieu dieses Ereignisses den Titel „1492 – Die Eroberung des Paradieses“, denn für die Europäer wurde Amerika zu einem paradiesischen Selbstbedienungsladen, den sie erbarmungslos plünderten, für die Indianer allerdings begann ein Genozid der seinesgleichen sucht und die Vertreibung aus dem Paradies in die Gefängnisse der Reservate.

 

Ab dem 16. Jahrhundert wanderten immer mehr Europäer nach Amerika aus. Alleine zwischen 1620 und 1770 also bis knapp vor der amerikanischen Unabhängigkeit stieg die weiße Bevölkerung in den USA von 2'000 auf über 2,2 Millionen an. Dies führte zu Landstreitigkeiten zwischen Weißen und Indianern.

 

Die Indianer Amerikas wurden von den Europäern die nach Amerika auswanderten in blutigen und grausamen Auseinandersetzungen von ihrem Land verdrängt. Die Indianerpolitik der USA gezeichnet vom Wunsch der weißen Siedler nach Land und der folglichen Unterwerfung der Indianer. Im Jahre 1763 noch vor der Gründung der USA entstand durch den Proclamation Act erstmals ein separates Indianerterritorium. Das Gesetz trennte das Land entlang der Wasserscheide der Appalachen: Der westliche Teil wurde den Indianern zugeschrieben der östliche den Weißen. Verschiedene Faktoren trugen zur Unterwerfung der Indianer bei: Krieg, Umsiedlung übermäßig viele weiße Siedler, gebrochene Verträge und gezielte Ausrottung der Bisons als Lebensgrundlage vieler Indianer und eingeschleppte Krankheiten.

 

Abschreckendes Beispiel: Die Pockenepidemie an der Pazifikküste Nordamerikas von 1862 wurde vom Dampfboot „Brother Jonathan“ von Kalifornien nach Victoria eingeschleppt. Die Pocken waren in San Francisco ausgebrochen und erreichte Victoria im März 1862. Mit dem Entschluss, die um die Stadt lagernden Indianer zu vertreiben, verbreitete sich die Krankheit bis nach Alaska. Damit waren vor allem die Indianerstämme dieser Region betroffen. Ihr fielen von April bis Dezember 1862 wahrscheinlich rund 14.000 Ureinwohner zum Opfer, vielleicht die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Das Massaker von „Wounded Knee“ im Jahre 1890 gilt als „militärische“ Besiegung der Indianer. Am 29. Dezember 1890 massakrierte das 7. US-Kavallerieregiment bei Wounded Knee über 350 Männer, Frauen und Kinder der Lakota-Sioux-Indianer. Dieses Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die Weißen.

 

Fortan lebten die verschiedenen Indianer-Völker in Reservationen und waren von den Lebensmittelrationen der Weißen abhängig. Auch nach der Unterwerfung der Indianer bereiteten diese den Weißen Probleme alleine durch ihre Existenz und durch die Gelder welche die Lebensmittelrationen kosteten. Bis heute ist ihr Existenz nach wie vor geprägt von Rassendiskriminierung und Armut. Die „edlen Wilden“ wurden zu alkoholabhängigen Sklaven der weißen Kolonialisten degradiert und die besiegten Indianer mussten „Wohlverhalten“ und „Gehorsam“ den neuen Herren gegenüber geloben.

 

Auch mit der indigenen Urbevölkerung Floridas ging der weiße Mann nicht anders um: Die Seminolen wurden in Gebieten zwangsumgesiedelt, in denen ihre Todfeinde, die Komantschen und Creeks lebten und sich Sklavenjäger ihrer bemächtigten. Der Widerstandskampf wurde 1835 unter dem edlen Häuptling Osceola wieder aufgenommen und in einem Guerillakrieg kämpften die Indianer um ihre Heimat, denn die Weißen stellten sie vor die Alternative: Abzug oder Tod. Der ungleiche Kampf gegen die moderne amerikanische Armee dauerte dennoch Jahre und als Osceota, dem freies Geleit zu Friedensverhandlungen zugesichert wurde, hinterhältig gefangen wurde, blieben nur 200 Seminolen in den Everglades zurück, 3824 gefangene Indianer wurden nach New Orleans und Oklahoma deportiert, der Rest von etwa 100.000 Ureinwohnern Floridas. Bis heute haben die Rothäute den Weißen diesen Verrat nicht verziehen und erst 1934 wurde offiziell der Kriegszustand beendet.

 

Nicht nur in Florida wurden die Ureinwohnern Amerikas vernichtet. Die stolze indianische Nation wurde fast restlos ausgerottet. Nach wissenschaftlich fundierten Berechnungen fielen den Engländern und anderen Kolonialmächten zwischen 20 – 40 Millionen Ureinwohnern zum Opfer. Der Rest wurde durch Drogen und anderer subtiler Methoden der Deportierung isoliert, völlig legal, denn das Gesetzt „Homestead Act“ förderte die Besetzung indianischen Landes durch Siedler.

 

Die Unterwerfung Amerikas bedeutete die rücksichtslose Zertrümmerung der indianischen Gesellschaft und Kultur, die sinnlose Ermordung von vielen Menschen. An nackter Barbarei und Missachtung des Lebens, an Zerstörung historischer Kostbarkeiten und wertvoller Einrichtungen steht diese Eroberung wohl einzig da in der Geschichte. Sie gehörte zu den schlimmsten der entsetzlichen Blutbäder, die die Geburt und Errichtung des kapitalistischen Weltsystems begleiten, allerdings werden in den Hollywood-Wild-West-Schinken die Indianermörder als Helden und Pioniere für Freiheit und Recht gefeiert, von einer demütigen Aufarbeitung der amerikanischen Geschichte ist nichts zu bemerken. John Wayne und die amerikanische Kavallerie sind immer die Guten, Böse jeweils die Indianer.

 

Ist das vielleicht darauf zurückzuführen dass, wie zu allen Zeiten, die Sieger die Geschichte manipulativ schreiben? Wie schaut das heute in Europa aus? Wandern nicht auch in die Heimat autochthoner Völker landnehmende Eroberer anderer Kulturen zu, um sich hier, im Paradies, niederzulassen? Droht uns und unseren Nachkommen ebenfalls die Vertreibung aus dem Paradies? Es besteht der berechtigte Verdacht, dass sich die Geschichte der Indianer auch in der „Alten Welt“ wiederholen könnte, denn die zuwandernden Völker haben keinesfalls die Absicht sich den heimischen Gehebenheiten anzupassen.

 

Unsere Welt ist verschwunden:

 

„Wir verlangen von den Vereinigten Staaten weder karitative Maßnahmen noch pateranalistische Fürsorge. Wir verlangen nicht einmal guten Willen. Wir verlangen nur, dass der Charakter unseres Problems anerkannt wird und dass diese Erkenntnis den Ausgangspunkt jeder proindianischen Politik, jeder Aktion bildet … Unsere Welt ist verschwunden. Nur die letzten Bruchstücke unseres Landes sind uns noch geblieben. Aber es ist unsere Absicht, auch diese Bruchstücke mit der gleichen Sorge und Achtung zu bewahren und zu entwickeln, wie das jedes andere kleine Volk, jede ethnische Gruppe tut, die sich ihre Identität, ihre nationale Existenz bewahren will.“

 

Schlussdeklaration der Indianer auf der allindianischen Konferenz von Chicago 1961

 

 

 

Die fünfte Jahreszeit (03/05)

 

Wenn das „Faseln“ zur tolerierten Narrenfreiheit wird

 

 

 

Fast jeder und jede tut es, oft mehrmals – sie besuchen in der Faschingszeit einen noblen Ball oder ein närrisches Gschnasfest. Vom „Elften im Elften“, besonders vom Dreikönigstag bis zur Fastnacht, der Vasenacht, dem Vorfrühlings- oder Fruchtbarkeitsfest vor dem Aschermittwoch, sind rauschende Tanzfeste und zügellose Maskeraden gestattet.

 

Diese Bräuche haben weit zurückreichende Wurzeln, etwa die orgiastischen Feiern zu Ehren von Bacchus und Dionysos. Bereits Platon berichtet von vornehmen Festtafeln und Trinkgelagen, dem Symposion. Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und rituelle Ausgelassenheit ist in vielen Kulturen feststellbar. Solche Brauchtumselemente finden sich bereits bei heidnischen, germanischen und keltischen Fruchtbarkeitsritualen. Speziell die römischen Saturnalien boten für kurze Zeit ein Ventil, wenn Herr und Knecht die Rollen tauschten. Saturn wurde im Dezember geehrt, das Christfest ersetzt bis heute diese Feierlichkeiten, da Jesus, laut wissenschaftlichen Berechnungen, angeblich am 14. April sechs Jahre vor unserer Zeitrechnung geboren wurde.

 

Jedes Volk braucht solche Freiräume, damit angestaute revolutionäre Gefühle in einem geordneten Rahmen abgebaut werden können und jeder einzelne hat die Möglichkeit, sich zeitlich begrenzt in seine Traumgestalt zu verwandeln. Bei mittelalterlichen Narrenfesten wurde sogar ein Pseudopapst gekürt, um die christliche Strenge für kurze Zeit zu karikieren. Fastnacht als civitas diaboli, der Teufel regiert, um am Aschermittwoch mit dem Ruf „carne vale“ – Fleisch lebe wohl, wieder für ein Jahr in die Hölle geschickt zu werden.

 

Hunderttausende Touristen ahnen heute beim Karneval in Venedig, wie üppig und zügellos die Dogen den Karneval feiern ließen. Prunkvolle Kostümfeste erlaubten es den maskierten Gästen aller sozialen Schichten, sich unerkannt und damit frei von Hemmungen und Schuldgefühlen, zu paaren. „Fasen“ – zeugen, gedeihen und „faseln“ – Unsinn reden, war durch tolerierte Narrenfreiheit möglich. Ungestraft kritisieren hat Tradition und diesem sadomasochistischen Spiel unterwerfen sich beim Villacher Fasching die Politiker und andere Adabeis heute sehr gerne. Lächelnd ertragen sie die ärgsten kabarettistischen Beschimpfungen, weil sie wissen, dass sie dann selbst wieder ein Jahr Narrenfreiheit haben.

 

Besonders freizügig und hemmungslos wird in jenen Gebieten gefeiert, welche den strengen Auflagen der protestantischen Ethik unterliegen. Im Rheinland zelebrieren Faschingsgilden einen spaßigen Ernst mit eigenem Humor. Streng hierarchisch gegliederte Narren, mit eigener Uniform und vereinsspezifischem Kampfruf sorgen für traditionelle Fastnachtsitzungen. Auch in der sonst so puritanischen Schweiz, etwa in Basel und Luzern, geht es nahezu südamerikanisch zu. Kussfreiheit, Gegenregierungen, Weiberfastnacht, Büttenreden, eingebettet in ausgelassene Feiern bis zum Morgengrauen, lassen die Routine und Langeweile des Arbeitsalltags kurzfristig verdrängen.

 

Höhepunkte in Österreich sind Gschnasfeste mit lockeren Verlockungen, wie etwa „Fastnacht-fastnackt“ oder der noble Kontrast dazu, der nahezu als heilige Handlung zelebrierte Opernball. Alles Walzer! Und die ganze Welt glaubt, der Kongress tanzt noch immer. Diese Seitenblickeveranstaltung ist Anziehungspunkt für Prominenz aller Seriositätsgrade. Der als Ehrengast hofierte, vorbestrafte Ex-Minister wird genauso bewundert wie ein selbstverliebter Pleiteunternehmer oder ein bekannter Bordellbesitzer. Zwischen feinen Leuten und noblen Ganoven ist kein Unterschied feststellbar.

 

Der „Ersatzkaiser“ winkt in der Tradition der Hofbälle gönnerhaft den lieblichen Debütantinnen zu und repräsentiert üppig mit dem Geld des Steueruntertanen. Bälle sind ein Jahrmarkt der Eitelkeit, denn endlich besteht die Möglichkeit Schmuck und edle Garderobe, auch wenn nur geliehen, stolz zu präsentieren. Orden und maßgefertigte Schuhe, vielleicht mit günstigem Rabatt erworben, unterstreichen die Wichtigkeit des Besuchers.

 

Die Spitzen der Gesellschaft vereinbaren augenzwinkernd geschäftliche Abmachungen. Dieser Weg hat Tradition. Feste dienen nicht nur der Unterhaltung, der partnerschaftlichen Kontaktanbahnung, man verbindet gerne das Angenehme mit dem Nützlichen, besonders die fachspezifischen Bälle bilden eine ideale Plattform, Kontakte zu pflegen.

 

Die christliche Fastenzeit, die Einkehr- und Bußezeit, beginnt mit Einladungen zum Heringsschmaus. Man will die Zeit bis Ostern angenehm verbringen, schließlich lieben, laut letzter „Integral“ Erhebung, 94 Prozent der Österreicher die typische Gemütlichkeit. Auch die Ballsaison kennt keine Grenzen, veranstalten doch Homos und Lesben unter dem Ehrenschutz honoriger Persönlichkeiten gerne im Sommer ihre Bälle, da beim Präsentieren von nackter Haut angenehm warme Temperaturen herrschen sollen.

 

Jahresstrukturierungsbräuche und damit verbundene heimatliche Feste werden im Alpenraum gefeiert. Ein wohltuender Kontrast zu den städtischen Gelagen ist etwa der Ausseer Fasching mit seinen „Trommelweibern“, der „Pleß“, den „Flinserln“ und der strengen Ordnung des Ablaufes. „Zuagroaste“ müssen sich der hierarchisch organisierten Tradition unterordnen, ehe sie einen, ihr Sozialprestige erhöhenden Karrieresprung in der Faschingsorganisation machen dürfen. Wäre das nicht ein Modell auch für den normalen Alltag? Ein tiefer Sinn liegt in den alten Bräuchen, man soll sie ehren!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Man ist und isst gemeinsam (46/07)

 

Auch über das Essen drücken sich Menschen aus, denn der Mensch ist, was er ißt: Essen und Trinken als soziales Ritual der Gemeinschaft.

 

 

 

Die Zeit der opulenten Festessen naht. So manches Ganserl wird dem hl. Martin geopfert werden, und zu Ehren Christi beginnt das große Fressen (immerhin wurden letztes Jahr österreichweit rund 280.000 Tiere verspeist) bereits im November. Das Martinsfest läßt zwar Kinderaugen strahlen, aber zugleich auch Gänse zittern – die meisten landen dieser Tage auf heimischen Tellern. „Gemma zum Ganslessen!“, heißt es also in unseren Breiten.  Jeder weiß, daß damit die Martinigans/das Martinigansl gemeint ist, das vorzugsweise ja bekanntlich mit Rotkraut und Kartoffelknödel verzehrt wird. Solche rituellen Mahlzeiten waren immer schon auch Wendezeiten. Das Martini-Gansl läutete früher auch die sechswöchige Advents-Fastenzeit ein. Zu Martini wurden die Tiere von der Weide geholt und der Wintervorrat eingelagert; mit der Martini-Gans wurde quasi der Sommer „geschlachtet“.

 

Der Mensch ist, was er ißt. Diese Feststellung von Feuerbach drückt aus, daß immer bewertet wurde, was mit wem und wie Menschen aßen. Über das Essen werden Urteile und Charakterzuschreibungen vorgenommen, über das Essen drücken sich Menschen auch aus. Menschen ordneten sich stets auch über das gemeinsame Essen einander zu: darüber, daß sie das gleiche aßen und daß sie dies zusammen aßen. Über das gemeinsame Essen wurden große und kleine Gemeinschaften geschaffen und gefestigt.Im allgemeinen werden für Eßkultur drei typische Merkmale herausgehoben: Die Auswahl und Bewertung der Nahrungsmittel, die Regeln der Küche und Speisen, sowie die Mahlzeiten als gemeinschaftstiftende Einrichtung.

 

Alle drei Merkmale, die Nahrungsmittel, die Küche und die Mahlzeiten, haben sowohl integrierende und gemeinschaftsbildende als auch ausgrenzende und ausschließende Funktionen. Mit der Wahl ordnet man sich anderen zu, is(s)t so wie sie. Damit is(s)t man auch gleichzeitig anders als andere, grenzt sich von denen ab: die Vegetarier von den Fleischessern, die „Ökos“ von den McDonald-Fans, die Muslime von den Christen etc. Wie gravierend dies sein kann, wird deutlich, wenn Anhänger strenger Kostformen (z. B. Veganer) kaum eine gemeinsame Eß-Möglichkeit mit anderen zusammen finden.Unterschiedlich sind die Gastrollen bei diversen Weihnachtsfeiern, vom volksverbundenen Politiker bis zum untertänigen Angestellten spannt sich der soziale Bogen. Man zelebriert Gemeinsamkeit, wenn auch oft nur vordergründig einmal pro Jahr. Die wohl schönste Rolle ist jedoch die, Mitglied einer intakten Familie zu sein, welche harmonisch ein traditionelles Essen zusammenführt. Nicht selbstverständlich heute, da die steigende Zahl von Familienauflösungen zu einer Vereinzelung der Individuen führt. Aber ist nicht gerade der Mangel an alltäglichen und festlichen familiären Zusammenkünften beim gemeinsamen Essen und Trinken Auslöser des Auseinanderlebens der Familie?

 

Ursprünglich waren gemeinsam eingenommene Mahlzeiten heilig. Opferrituale ermöglichten eine Kommunion mit den Göttern, sowie die Teilung von Nahrungsmittel bei Festen mit Tanz, Genuß und Sinnlichkeit. Platon berichtet in seinem „Gastmahl“ darüber und die römischen Saturnalien sind Vorläufer des christlichen Weihnachtsfestes. Rituale bilden andererseits auch den Rahmen für die Alltagsmahlzeiten. Das kurze gemeinsame Tischgebet, ein Kreuzzeichen auf dem frisch gebackenem Brot – das gemeinsame Essen bleibt etwas Heiliges, und die Hausfrau, die ihre Familie kulinarisch verwöhnt, hat etwas von einer Hohenpriesterin an sich, schließlich ist der Tisch auch vom Opferaltar zum Möbelstück geworden. Norbert Elias behauptet, der „Prozeß der Zivilisation“ hätte mit normierten Tischsitten begonnen: „Man soll nicht über die Tafel spucken, sich nicht in die Finger schnäuzen, mit denen man in die gemeinsame Platte faßt“. Die Gabel links, das Messer rechts, die Berührung der Nahrung mit den Händen wird untersagt. Sozial steigt nur derjenige auf, der gute Tischmanieren praktiziert, geprägt von der bürgerlichen Kultur des formvollendeten Essens. Die Familie wird zum Inbegriff gesellschaftlicher Ordnung, sozialisiert und konsolidiert beim gemeinsamen Mahl zur täglich gleichbleibenden Stunde. Die Hausfrau wird zum Garant für familiäres Glück, sie stellt Familie her. Tischmanieren bedeuten auch körperliche Disziplin und Strukturierung der Primärgruppe. Familiäre Ordnung bedeutet die Anwesenheit aller Mitglieder, was erlaubt, wichtige Themen und Probleme gemeinsam zu besprechen. Diese Diskussionen bei Tisch verbinden, jeder kann, gemäß seiner Position, mitentscheiden. Die Kinder entdecken ihre soziale und familiäre Identität, Werte, Geborgenheit und Normen werden vermittelt, das gemeinsame Mahl hat soziologisch eine weit höhere Wertigkeit, als nur Rahmen für Nahrungsaufnahme zu sein. Küche und Essen sind Fundgruben der Lust am Genuß und so manche psychischen Neurosen werden kompensiert, ja ein gelungenes Essen ist oft befriedigender als Sex. Nicht umsonst behaupten manche Anthropologen, daß Kochen den Ursprung der Zivilisation markiert.

 

Bedeutet das aber im Umkehrschluß, daß mit dem Zeitalter der Individualisierung der Beginn der Entzivilisierung eingeläutet wurde? Wo gibt es heute noch die Hausfrau, welche ihre Lieben verwöhnt? Längst wurde ihr eingeredet, daß hinter der Supermarktkasse die Selbstverwirklichung beginnt. Kinder abgeben, Fertigpizza im Kühlschrank stapeln, schließlich kann sich jedes Familienmitglied, wann immer es seine Zeit erlaubt, in der Mikrowelle das Junk-Food wärmen, heißt die neue MacIdeologie. Geschmack, Harmonie, gemeinsame Gespräche und teilen, das war gestern.

 

Heute hat jedes Familienmitglied, dank flexibler und mobiler Arbeitswelt, seine eigene Zeiteinteilung. Man sitzt sich am Tisch nicht mehr gegenüber, sondern nebeneinander, nämlich vor dem Fernseher, wo man höchstens noch Snacks miteinander isst. Wenn die quantitative Sozialforschung richtig untersucht hat, spricht das durchschnittliche Paar nur mehr etwa drei Minuten täglich miteinander. Im gemeinsamen Urlaub beginnt das Dilemma des sich gegenseitigen Anschweigens, weil die Familie die Kinder nicht gelehrt hat zu kommunizieren, und das Ende vor dem Scheidungsrichter ist vorprogrammiert. Übrigbleiben frustrierte Patchworkkinder, die ihre Neurosen vor dem Computer mit „second-life“ oder frustfressend bzw. magersüchtig kompensieren. Ein Teufelskreis, dank familienzerstörender linker Emanzen.

 

Das ist der Preis, den eine, dem Primat konsumorientierter Ökonomie verfallene Gesellschaft zu bezahlen hat. Außengesteuert lebt eine Familie nebeneinander, die gemeinsamen Tätigkeiten sind auf ein Minimum reduziert, und die Maßlosigkeit der persönlichen Freiheit führt zu einer Desorientierung und letztlich zur Verzweiflung und Frustration des Einzelnen. Familienmitglieder sind heute hin- und hergerissen, jeder jagt nach seinem ganz persönlichen Glück – nach Selbstverwirklichung – der Traum von der vereinten, liebevoll kommunizierenden Familie ist ausgeträumt.

 

Eine Familie ohne gemeinsames Mahl ist keine homogene Gemeinschaft. Schließlich darf man auch über jemand, mit dem man gefeiert hat, also gegessen und getrunken hat, nichts Schlechtes sagen, er ist ein Kumpan geworden. Weniger ist meistens mehr, zumindest im zwischenmenschlichen Interaktionsprozeß. Nicht die Anzahl der oberflächlichen Feiern, an denen man teilgenommen hat, ist wichtig, sondern die Innigkeit der Beziehungen macht ein gemeinsames Mahl zum Fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6.5.2. Freizeitkultur

 

„Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.“ (Erinnerungen; Johann Wolfgang von Goethe)

 

Lust auf zwei Räder (33/05)

 

Vom Verkehrsmittel zum Objekt einer ruhelosen Freizeitkultur

 

In Österreich war der Besitz eines Motorrades nach 1945 ein großer Luxus. Auf den schlechten Verkehrswegen wurden nicht nur Personen, sondern auch Waren, meist in Beiwagenmaschinen, transportiert. Erst Mitte der sechziger Jahre breitete sich auch in Europa die amerikanische Motorradkultur aus. Vorbild war Marlon Brando, „der Wilde“ – auf seiner Maschin‘. Einer, der in überfüllten Kinosälen die Jugend begeisterte. Schwarze Lederjacken waren das Symbol der aufkommenden „Halbstarkenkultur“, einer gegen die Elterngeneration revoltierenden Jugend. „I was zwar net, wo i hinfahr, dafür bin i schnöller durt“ – sang Helmut Qualtinger und charakterisierte damit die bis heute gültige Freizeitphilosophie einer ruhelosen Wohlstandsgesellschaft. Jahre später faszinierte der Film „Easy Rider“ und die Sehnsucht, auf dem Highway der Route „66“ den bürgerlichen Werten und Normen zu entfliehen.

 

Der „Bikerkult“ ist inzwischen ein gigantischer Käufermarkt geworden. Die ersten drei Harley Davidson Motorräder wurden 1903 produziert. Hundert Jahre später rollen jährlich über 150.000 Maschinen dieser Marke vom Fließband und sichern der Firma einen Umsatz von etwa 2 Milliarden Dollar. Weltweit sind 400.000 Mitglieder im erfolgreichsten Verein von Motorradbesitzern organisiert, der „Harley Owners Group“. Das alljährliche Treffen zehntausender dieser Biker in Kärnten zeigt, welche Symbole und Rituale notwendig sind, um der Gruppe der Harley-Biker zugehörig zu sein. Es ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Chrom blitzt überall und keine Harley ist mit einer anderen identisch. Die Biker selbst sind an den unmöglichsten Körperstellen tätowiert, die Bekleidung, das ganze „Outfit“, signalisiert schon von weitem den „Elitemotorradfahrer“. Ganz in der Tradition der Wildwestreiter zieren Ledersattel und Satteltaschen den Untersatz des Asphaltcowboys. Der durchschnittliche Harley-Davidson-Fetischist ist nicht mehr jung, dafür wohlhabend, freiheitsliebend und abenteuerlustig.

 

Allein in Deutschland sind über 3,5 Millionen Motorräder angemeldet meist in männlichem Besitz, nur 14% werden von weiblicher Hand pilotiert. Der Motorrad-Macho reist meist alleine, wenn nicht, dann immer mit  femininem Aufputz für sich und seine „Pupperlhutsch‘n“.

 

Es ist eine große Gemeinschaft Gleichgesinnter, obwohl es verschiedenste Typen von Zweiradbesitzern gibt. Wie Turnierritter sind die Straßenmaschinenraser oft gekleidet. Sie schließen das Visier ihres Helmes und auf geht es zur Wettfahrt. Ganz auf ihren Maschinen liegend, mit dem Knie in der Kurve am Asphalt streifend, charakterisierte diesen Typ einst Karl Farkas treffend: „wie ein Aff‘ am Schleifstein“. Wesentlich genußvoller rollt der Chooperfahrer gemütlich durch die Gegend, und die Langsamkeit des Motorradreisens zelebrieren Oldtimer- und Beiwagenfahrer.

 

Ihre Kultobjekte heißen Ducati, Royal Enfield, BMW, Puch und Triumph. Über die Kosten solcher Liebhaberstücke wird diskret geschwiegen. Diese Traditionalisten haben meist auch die Abenteuer von Max Reisch und Herbert Tichy gelesen, welche 1933 mit dem Motorrad, einer alten Puch,  auf der unerschlossenen Landroute bis Indien fuhren.

 

Extremere Typen organisieren sich in Motorradgangs. In Skandinavien kämpfen die „Hell´s Angels“ gegen die „Bandidos“. Es geht um die Vorherrschaft bei dunklen Geschäften – über 85 Mordanschläge wurden bisher in diesem Bandenkampf bekannt. Allerdings gibt es angeblich jetzt eine Versöhnung, da angedroht wurde: „wer weiter mordet, muss mit dem Ausschluß aus  unserer Motorrad-Kultur rechnen“.

 

Diesem schlechten Image begegnen andere Motorradclubs mit Sternfahrten für wohltätige Zwecke. Der „Wilde auf seiner Maschin‘“ wird zum edlen Spender. Jeder gefahrene Kilometer zählt. „Charity Tour“ nennt man so ein Event in der Biker-Sprache.

 

Immer größer wird auch die Gruppe der Enduro-Fahrer. Auf ihren geländegängigen Maschinen brausen sie steilste Wiesen empor, bis sich „Herr und Reiter“ mit einem Salto rückwärts wieder am Ausgangspunkt ihrer Bemühungen wiederfinden.

 

Individualisten „motzen“ ein „naked Bike“ auf, optisch gelingen so Kunstwerke, fahrtechnisch wären es für manche dieser Geschosse aber ideal, nur geradeaus zu fahren. Beruflich waren einst Pannenfahrer mit Beiwagengespannen unterwegs. Heute gibt es, in der Tradition der berittenen Polizei und der Kavallerie noch die „weißen Mäuse“, beim Militär „Kradmelder“ und auch die Post rüstet manche Zusteller noch mit Zweirädern aus. Allerdings ist das legendäre „Postlermoped“, die unverwüstliche  Puch MV 50, längst ausgemustert.

 

Generell aber ist „biken“ eine „Outdoor-Freizeitbeschäftigung“ geworden.  Jede Maschine ist für eine bestimmte Zielgruppe charakteristisch und der auch nur etwas erfahrene Menschenkenner kann behaupten: „Sage mir, welches Motorrad du fährst, und ich sage dir, wer du bist“.

 

Besanschot aaaaan! (29/05)

 

Segeln – von rauen Matrosen zum schicken Hobbykapitän

 

 

 

„Besanschot aaaaaan!!“ Nach Ausführung dieses seemännischen Kommandos gab es auf den alten Segelschiffen der Handels- und Kriegsmarine eine Sonderration Rum. Das letzte Segel war mühsam dichtgeholt worden, die Mannschaft vertraute auf Gott und der Erfahrung des auf hoher See absolut herrschenden  Kapitäns. Der Dienst auf solchen nur vom Wind angetriebenen Schiffen, war hart und ein gefährlicher Beruf. Kein vernünftiger Mensch befuhr zu seinem Vergnügen mit schwankenden Booten Seen und Meere. Heute werden die entbehrlichsten Güter mit riesigen motorgetriebenen Containerschiffen auf allen Weltmeeren hin und her transportiert. Segeln ist hingegen ein nobler Freizeitsport geworden. Eine Philosophie des langsamen, ruhigen Gleitens im Gegensatz zu den lauten und stinkenden Motorbootfahrern. Kein See, kein Hafen, keine idyllische Bucht ist von der zahllosen Schar der modernen Hobbyskipper sicher. Der Bootsmarkt ist ein Wirtschaftsfaktor gigantischer Größe geworden.

 

In noblen Yachtclubs sondern sich die Bootseigner und Chartermatrosen von den Nichtseemännern ab. Klubwappen, Klubblazer und andere vornehme Symbole signalisieren, dass man Zeit, Geld und Muße hat, den traditionellen Gebräuchen der Seefahrer zu huldigen. Der erste Yachtclub, der „Corker Waters Club“ wurde in Irland 1720 gegründet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts folgte im deutschsprachigen Raum die erste Clubgründung – in Berlin, also im Binnenland. Diese Clubs hatten mehr gesellschaftlichen Charakter, gesegelt wurde kaum. Vielfach pflegt man diese Tradition auch heute noch, denn selbst bei bestem Segelwetter sind viele Luxusyachten, oft nur Statussymbole und Prestigeobjekte, im Hafen und man pflegt beim Spinnen von Seemannsgarn den alten Brauch des Trinkens. Ohne vorherige Anstrengung erfolgt das alte Kommando „Besanschot aaaaan“.

 

Wie bei allen Subkulturen ist auch der Zugang zur Gruppe der Segler mit Prüfungen, dem Erlernen einer eigenen Sprache und Initiationsritualen verbunden. Da man sich den Gefahren der Natur ausliefert, ist eine gründliche Ausbildung überlebensnotwendig. Die einheitliche Sprache ermöglicht es einer Mannschaft erst koordiniert zu handeln. So gibt es auf Segelbooten kein links oder rechts. Die auch aus Kreuzworträtseln korrekte Bezeichnung lautet „backbord“ und „steuerbord“, immer vom Heck zum Bug, also von hinten nach vorne, gesehen, weil der Steuermann die Pinne in seiner rechten Hand hielt und seinen Rücken der linken Schiffsseite zudrehte. Da auch nachts gesegelt werden kann, sind die Schiffsseiten verschiedenfärbig „befeuert“ – rot zeigt die Backbordseite und grün die Steuerbordseite. Am Bug ist ein weißes Licht und dieses Licht hat bis „zwei Strich achterlicher als dwars“ zu leuchten, aber das geht schon in schwierige Prüfungsmaterie. Da ein Segelboot nicht direkt gegen den Wind fahren kann, muss es aufkreuzen, also in einem bestimmten Winkel „hart an den Wind“ gehen, das sind für Segler die interessantesten „Schläge“, da dabei das Boot „krängt“, also schräg im Wasser liegt. Segelyachten, meist schon sehr imposante Schiffe, auf denen problemlos eine ganze Crew wohnen kann, haben unter Wasser einen schweren Kiel, der wie bei einem Stehaufmännchen das Schiff aufrichtet. Allerdings kann bei Schwerwetter schon einmal so ein tonnenschweres Schiff „durchkentern“, dann allerdings ist es wirklich gefährlich. Damit das nicht passiert, muß der Skipper seine Seemannschaft beherrschen und immer Wettervorhersagen einholen – und opfern! Da Seemänner sehr abergläubisch sind, bekommt den ersten „Manöverschluck“  der Meeresgott Neptun, damit er gütig gestimmt wird, und dem Seemann das Schicksal des Odysseus’ erspart bleibt. Immer freier Seeraum nach Lee, um nicht auf „Legerwall“ zu kommen, also nicht von Wind und Wellen an Land gespült zu werden, darum wird auch Poseidon gebeten. Wichtig bei einem Törn ist auch ein guter Smutje, der in der Kombüse seine Kameraden mit leckerem Essen versorgt. Da meist der Mast unter Deck durch den Salontisch geführt wird, ist die Mannschaft zu belehren, dass am Mast nicht gekratzt werden darf, das bringt Unglück und lockt den Klabautermann an.

 

Fahrtensegler sind gemütliche Genießer, im Gegensatz zu den schnellen Regattateilnehmern. Diese Sportler rasen schnell zu einer Boje, umrunden diese, um dann noch forscher dorthin zurückzufahren, wo sie hergekommen sind. Bei olympischen Spielen sind die Österreicher immer vorne dabei. Ganz extrem ehrgeizig sind sogenannte „Einhandsegler“, nicht weil sie nur eine Hand haben, sie sind nur alleine an Bord. Möglichst schnell versuchen diese Typen, um die Welt zu segeln, ohne irgendwo anzulegen. Der Sinn dieser Start-Ziel Flucht ist für den die Natur genießenden Freizeitsegler nur schwer auszumachen. Wenn schon Flucht, dann von der Hektik des Alltags auf das plätschernde, ruhig meditative Wasser eines Sees oder aufs Meer hinaus.

 

Viel gäbe es noch über Seemannschaft und Seglerlatein zu berichten, aber wer nicht nur passiv in der Sonne liegen will, soll eine der zahlreichen Segelschulen besuchen und den A-Schein machen. Das ist die erste Stufe, um auch im Winter am Stammtisch über abgewetterte Stürme mitreden und in ein zünftiges Shantylied einstimmen zu dürfen. „Seemannsgarn“ nennt man das,  hergeleitet vom alten Ausdruck „Schiemannsgarn“.

 

Das Schiemannsgarn wurde aus alten Tauen gewonnen und von den Seeleuten benutzt, Leinen und Trossen zu umwickeln. Schiemannsgarn drehen oder Schiemannsgarn spinnen war auf Segelschiffen eine untergeordnete Arbeit, die bei Schönwetter erledigt wurde. Weil sie recht langweilig war, erzählten sich die Seeleute unterdessen, was sie erlebt hatten, Sagen, Schwänke und „Döntjes“ gehörten dazu. Auf diese Weise bekam Schiemannsgarn spinnen mit der Zeit eine andere Bedeutung: Das Erzählen wurde Hauptsache, die Arbeit Nebensache, bis man das Erzählen allein so bezeichnete.

 

Wer Eigner einer Yacht ist, braucht übrigens nur mit „Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ zu grüßen, dann kann er, nachdem er „ausgelaufen“ ist, auf hoher See seine Nationale „dippen“ und warten, ob er zurückgegrüßt wird. „Schiff Ahoi“, kann man da nur sagen.

 

 

 

 

 

Der Tanz um die Goldene Kugel (24/08)

 

König Fußball: Zwischen Börseninteressen und Klassenkampf

 

 

 

Daß Fußball heute kein Sport, sondern Religionsersatz ist, wurde hinreichend bewiesen. Daß die Gottheit jedoch weibliche und grün-aktionistische Politikerin ist, erstaunt denn doch. Die „Fußballgöttin“ trägt ein rotes Trikot und weiße Turnschuhe – Eva Glawischnig, die Dritte Nationalratspräsidentin, veranstaltet mit Steuergeld ein Anti-Rassismus-Event-Fußballspiel im Hohen Haus. Dabei sollte die von Österreichern gewählte „Volksvertreterin“ eigentlich wissen, daß gerade die „Euro 2008“ ein idealer Anlaß wäre, die österreichische Identität zu fördern und den rot-weiß-roten Nationalstaat mit seinen verbindenden Werte- und Normengerüst als sprachliche, ethnische und soziale Gemeinschaft zu festigen.

 

Stattdessen trippeln im Österreichischen Parlament eine Migranten-Auswahl und Spieler der New African Football Academy Wien und des Vienna Türkgücu herum. Anscheinend stört das zurzeit nicht, denn Politik und Fußball sind auf die Erreichung kurzfristiger Ziele und seichter Medienpräsenz ausgerichtet. Die Balltreter unterhalten mit ihrem Spektakel das Publikum und wollen das nächste Match gewinnen, Politiker denken nur bis zur nächsten Wahl, die Umsetzung ihrer Wahlversprechen kümmert sie kaum. Einheimische werden weder von ihren Politikern noch von ihren Nationalteams vertreten, eine eindimensionale nationalistische Betrachtungsweise wich längst dem nach kapitalistischen Profitgrundsätzen global orientierten Söldner-Gladiatorenshows, wie die „FAZ“ über die „deutsche“ Nationalelf berichtet: „der in Ghana geborene Asamoah und Owomoyela als Sohn eines Nigerianers bringen afrikanischen Elan in die Elf; Kuranyi stärkt das südamerikanische Element, hat der Sohn einer Panamaerin doch in Brasilien das Kicken gelernt; polnische Power verkörpert Podolski, Klose und Sinkiewicz; der aus der Schweiz stammende Neuville steht für Unaufgeregtheit, und daß Torhüter Kahn einen lettischen Opa hat, verleiht der deutschen Auswahl ebenso ein internationales Flair wie die Tatsache, daß der Bundestrainer in Kalifornien wohnt.“

 

Der klassische Grundsatz „panem et circenses“ hat bis heute seine Gültigkeit bewahrt, vielleicht noch um „Benzin“ zu erweitern. Verfügt der moderne Genuß- und Spaßmensch über ausreichend Unterhaltungsangebote, so kommt er gar nicht in Versuchung nachzudenken und zu revoltieren. Die Überflußgesellschaft ist süchtig nach immer intensiveren Reizen, der Mangel an echten Werten und das Fehlen von bedeutungsvollen Zielen wird kompensiert durch „Wir sind Euro 2008“, und Olympia ist auch nicht mehr weit, denn freie Zeit wird durch kommerzielle Großereignisse reglementiert. Huizinga weiß, was der „homo ludens“ wirklich ist – einer, der so tut als ob – dabei ist sein Handeln eigentlich sinn- und zwecklos: „Wenn man den Gehalt unserer Handlungen bis auf den Grund des Erkennbaren prüft, mag wohl der Gedanke aufkommen, alles menschliche Tun sei nur ein Spiel.“ Sogar der Kriegsbeginn gegen Rußland mußte am 23. Juni 1941 in „Der Montag“ der Schlagzeile „RAPID – Deutscher Fußballmeister. Rapid-Schalke 4:3“ weichen, und am 26. Juni 1969 löste das Länderspiel Honduras gegen El Salvador den „Fußballkrieg“ aus. Nach diesem Spiel wurden „gegnerische“ Fahnen verbrannt und es kam zu Ausschreitungen mit Todesopfern. Daraufhin entschloß sich die salvadorianische Regierung zu einer Militärintervention. Der 100 Stunden dauernde Kampf kostete 3.000 Tote und 6.000 Verletzte.

 

Auch Österreich bereitet sich anläßlich der „Euro 2008“ auf einen Krieg vor, allerdings eher schildbürgerhaft, werden unsere modernen Kampfflugzeuge doch unbewaffnet dem Gegner die Stirn bieten, ganz im Sinne des Zivildienstministers, der gemeinsam mit seinen Regierungskollegen der Welt zeigen will, das wir nicht so böse sind wie dieser Herr aus Amstetten. Gewalt soll zu einem „Räuber- und Gendarmspiel“ werden, Angriff, Abwehr, Flanke, Schuß, Bombe, Granate, Schlachtrufe und Kriegsbemalung will man spielend den Schlachtenbummlern überlassen. Die Politiker schauen als VIP zu, inszenieren sich selbst und nutzen, um ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, den Fußballsport, diese ritualisierte Sonderform des Kampfes, auch zum Ausleben des angestauten Alltagsfrustes. Daß dabei auch die Grenze des Schicklichen überschritten werden kann, betitelte die „Kleine Zeitung“ am 18. Mai 2008: „SPÖ-Politiker als Rowdy im Stadion angezeigt. – Rückblickend bangt der SPÖ-Jugendvertreter, der beruflich im Büro von Landeshauptmann Franz Voves angestellt ist, nun doch um seinen Ruf.“

 

Fußball ist eine milde Form von Massenpsychose, ein kurzfristiger Rausch von Gewalt und Krieg, auch religiös instrumentalisiert. In Istanbul, der „Hölle von Fenerbahce“ im November 2005, wurde die Schweizer Nationalmannschaft brutalst attackiert und gejagt, weil ihr „Schweizer Kreuz“ als Kreuzrittersymbol den Unmut der Moslems erregte: „In Istanbul explodierten Aggression und Haß im sportlichen Frust“. Der türkische Anwalt Baris Kaska verfolgte Inter Mailand sogar strafrechtlich, weil die weißen Trikots mit rotem Kreuz ihn an christliche Templer erinnerten und dadurch seine sensible moslemische Befindlichkeit verletzt wurde. Die Dressen von Eintracht Frankfurt mit weißem Grund und schwarzem Kreuz wurden ebenfalls als christliches Kampfsymbol verortet. Aggressiv wie ein gereizter Stier reagierte der islamische Fußballgladiator Zinedine Yazid Zidane, der zwar seine Millionen bei Real Madrid verdiente, jedoch bei der letzten Weltmeisterschaft als französischer Nationalspieler im Match gegen Italien Marco Materazzi vor laufenden Kameras tätlich attackierte. Angeblich war er vorher ebenfalls religiös beleidigt worden. Heute verdienen die „Helden“ des Balles ihr Geld, egal, ob sie siegen oder verlieren. Das war nicht immer so, denn beim altindianischen Ballspiel der Azteken, Tolteken und Mayas wurde die Verlierermannschaft den Göttern geopfert. Das mit Baumharz-Kautschuk-Bällen gespielte Ullamaliztli war ein gottesdienstähnlicher Kultakt, und die Mannschaften mußten mit Hüftstößen den schweren Ball durch einen Ring am Rande des Spielplatzes schießen. Das Ballspiel als Opferveranstaltung endete mit der „Fütterung der Sonne“ durch das Blut der Verlierermannschaft. Das Menschenopfer war ein Zeichen der Gruppenzusammengehörigkeit, die Identität des Volkes wurde durch dieses religiös motivierte Spiel gefestigt.

 

Längst regiert der schnöde Mammon die Fußballwelt. Milliardenumsätze der Schuh- und Textilfirmen, der Werbeindustrie, die Medien berichten und übertragen live auf Großbildschirme – die letzte Weltmeisterschaft verbuchte 28,8 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen. Bei solchen Summen werden alle Mittel angewandt, um ins Geschäft zu kommen, auch unseriöse. Doping, Betrug und zwielichtige Gestalten tummeln sich im Vereins- und Verbandswesen, nicht selten von Politikern hofiert und geschmiert. So bezeichnete der ehemalige „Anarcho-Putztruppführer“ und Ex-Innenminister der BRD Fußballfunktionäre als: „eine Mischung aus Gebrauchtwagenverkäufern und Figuren aus der Unterwelt“. Faszination Fußball – in kaum einem anderen Bereich gibt es so viele selbsternannte Experten. Davon leben die Wettbüros und das gute alte TOTO.

 

Politiker sitzen oft in parteinahen Vereinen als Präsidenten, können sie doch von der Tribüne herab ihre Volksverbundenheit demonstrieren, wie etwa der linke Ex-Finanzminister Edlinger dies bei Rapid Wien so schichtspezifisch demonstriert, auch im Fernsehen beglückt er proletenhaft Zuseher, ob diese es wollen oder nicht. Bei solchen Fernsehauftritten der oft balkanesischen Trainer, Funktionäre und Spieler ist nicht nur der Dativ der Feind vom Akkusativ, da werden oft Kunstsprechwörter vom Feinsten kreiert, wie etwa „irreregulär“ einer bereits bei Lebzeiten hl. Legende, nämlich der von Cordoba. Da trifft der Urschrei eines Reporters ins Schwarze: „i wer narrisch“. Aber zum Trost gibt es angeblich über dreißig Prozent der österreichischen Population, welche an Fußball kein Interesse hat und daher nicht verblödet – wahrscheinlich mehrheitlich Frauen. St. Veit an der Glan wirbt um nichtfußballsüchtige Gäste bei der „Euro 2008“ mit einer fußballfreien Zone.

 

Es ist jedoch eine Illusion, den Folgen solcher Events entgehen zu wollen. Sie verfolgen den noch so fußballfieberfreien Bürger überall hin. Sogar ein „Kickerburger“ am Flughafen Graz läßt über den Inhalt des Faschierten nachdenken. Waren das noch Zeiten, als nationale Identität im sportlichen Ereignis gefunden werden konnte. „Das Wunder von Bern“, der deutsche Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 wird noch heute als Geburtsstunde der BRD gefeiert. Der erste Sieg nach der Niederlage 1945, „ein Volk, ein Land, ein Fußball“. Der „kollektive Rausch“ schuf Helden, Mythen und Erinnerungsorte, die zum nationalen Selbstverständnis beitrugen. Heute wird ein Fußballsöldner schnell eingebürgert, von nationaler Identität keine Spur mehr. Was bleibt ist ein „Seelenkitt des modernen Kollektivs“. Dazu Renan (1882!): „Was ist eine Nation? Rede am 11. März 1882“ – „Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip, gemeinsamer Ruhm in der Vergangenheit, ein gemeinsames Wollen in der Gegenwart, gemeinsam Großes vollbracht zu haben und es noch vollbringen zu wollen – das sind die wesentlichen Voraussetzungen, um ein Volk zu sein. Das Dasein einer Nation ist – erlauben Sie mir diese Bild – ein tägliches Plebiszit, wie das Dasein des einzelnen eine andauernde Behauptung des Lebens ist. Die Nationen sind nichts Ewiges. Sie haben einmal angefangen, sie werden enden. Die europäische Konföderation wird sie wahrscheinlich ablösen.“

 

Heute regiert König Fußball als Ersatz in allen Lebensbereichen, Fußball ist der Leitstern unserer Kultur – wenn Kultur bedeutet: worüber die meisten reden, worauf die meisten fiebern, was die meisten wichtig finden, in welcher sprachlichen Währung die meisten miteinander verkehren können.

 

Das Stadion ist der letzte Ort, der alle Klassen versammelt: die Spitzen der Politik, die Medienexistenzen des Showgeschäfts, die über ihre Produkte omnipräsente Wirtschaft, die Masse der Angestellten und Arbeitenden, aber auch Leute, die in keiner öffentlichen Debatte mehr vorkommen und um die sich kaum einer kümmert, also Arbeitslose, verwahrloste Jugendliche, Ausländer, Alkoholsüchtige. Nachdem Religionen, Weltanschauungen und Gebräuche in der Erlebnisgesellschaft ihre Verbindlichkeit verloren haben und die Menschen der unterschiedlichen Milieus und Gehaltsklassen in streng voneinander getrennten Lebensbereichen zu Hause sind, eint sie alle – vom Kanzler bis zum Penner – nur mehr der Fußball.

 

 

 

Über die Sinnlosigkeit im Kreise zu fahren (13/09)

 

Von Eros &Tanatos, sterbenden Helden und „Nazi-Sexorgien“ – Die Formel 1 bietet Unterhaltung für die breite Masse

 

 

 

Wenn Herr, weniger Frau, Österreicher mit Kartoffelchips und Dosenbier am Sonntag vor dem Fernseher hockt, war Heinz Prüller in seinem Element, er schwatzte drauf los, über rasende Bolliden und Piloten, die immerzu im Kreise fahren. Er war engagiert, persönlich, manchmal nicht fehlerfrei, aber leidenschaftlich. Manege frei für den Formel-1 Zirkus! Heinz Prüller, der erst vor kurzem vom ORF abgesägte „Mister Formel 1“, der Gigant der heimischen ORF-Moderationsszene schlug beim Formel 1 GP weltweit erbarmungslos zu und zeigte seine glänzend, liebevolle Verwirrung, indem er, wie so oft, mit mehrstündiger Verspätung, Fakten verdreht. Dies führte zu einer erhöhten Aufmerksamkeit der Zuseher, da sie das Gesehene nicht mit der Moderation in Einklang bringen und so selbst Lösungsansätze für die optisch-akustische Divergenz finden. Man sieht, es ist gar nicht so wichtig beim Autorennsportevent, die exakten Abläufe zu verfolgen, es geht primär um die Show, und die schon in der Antike die nach sinnloser Abwechslung lechzenden Massen in ihren Bann. „Zum Kampf der Wagen und Gesänge, der auf Korinthus‘ Landesenge der Griechen Stämme froh vereint, zog Ibykus, der Götterfreund“ berichtete bereits Friederich Schiller über die verbindende Wirkung von Spektakeln auf das Volk. Die Streitwagenkultur der Hethiter, Kassiten, der Steppenvölker und Ägypter entschied Kriege und wurde als Spielespektakel bei den Römern im Circus Maximus vor bis zu 385.000 Zuschauern zelebriert. Wer sah nicht mit angespannten Nerven das Wagenrennen im Film „Ben Hur“, nichts hat sich seit 2000 Jahren an der Spannung solcher Veranstaltungen geändert, nur die Pferdestärken verhundertfachten sich und die Reichen und Schönen, nicht zu verwechseln mit den Glücklichen und Intelligenten, lassen sich immer noch auf den VIP-Tribünen vom einfachen Zusehervolk bewundern und beneiden. Auf die Inszenierung kommt es an und die muß professionell und spannend sein, denn bereits Voltaire stellte fest: „Unser größter Feind ist die Langeweile“. Die „World of Sports“ bietet Sport, Action, Show gepaart mit Nervenkitzel, denn Nichtalltägliches und Außergewöhnliches beinhaltet auch immer das Risiko, das Wagnis schneller zu sein, um bestehende Rekorde zu brechen und Grenzen zu überwinden. Das bei diesen „ritualisierten Sonderformen des Kampfes“, wie Konrad Lorenz definierte, auch immer das Unfallrisiko mitfährt, erhöht die Spannung und bietet ein Ventil, um aufgestaute individuelle und kollektive Aggressionen abzubauen. Autorennsport bewegt sich zwischen Eros und Tanatos, die Faszination um die agierenden Helden und die Bereitschaft dieser modernen Gladiatoren, auch zu sterben und als Legenden weiterzuleben, wie etwa Jochen Rindt. Was da alles um den „Großen Preis von Monaco“ herumschwirrt – sexistische Boxenluder, sich vor Kameras drängende Schicki–Mickys, Seitenblicke-Adabeis, mit ihren Jachten protzende Reiche mitsamt weiblichem Aufputz, sowie skandalumwobene Promis, wie etwa der kleine Bernie Ecclestone mit seiner großen und sexy gestylten Frau, der gegen den Weltverbandspräsidenten Max Mosley wettert. Skandale werden gerne zelebriert, und da Mosley an einer Sexorgie mit Prostituierten in „Nazi“-Uniformen teilgenommen hat, bringen die sensationslüsternen Medien seine Sado-maso-Spiele gleich mit seinem Vater in Verbindung, der irgendwann einmal ein Bewunderer von Adolf Hitler gewesen sein soll – schon ist eine nette Story im Kasten. Im Kreis gefahren wird überall, wo Geld zu holen ist, etwa in den Sümpfen hinter Shanghai. Der Beruf des Autorennfahrers hingegen verlangt nach Höchstleistungen im Gaspedaltreten. Das ermöglicht auch sozial Unterprivilegierten, in die Welt der Bewunderten aufzusteigen, aber nicht alle sind solche Vorbilder wie es den Fans weisgemacht wird. Etwa „Niki Nationale“, längst kein österreichischer Steuerzahler, wird von Ernst Hofbauer in seinem Buch „Ich pfeif‘ auf Österreich“ demaskiert. Wirtschaftliche und politische Zusammenhänge im Gladiatorensport werden aufgezeigt, aber das interessiert die nach Abwechslung lechzenden Mitglieder der Eventgesellschaft nicht. Held bleibt Held und ein Ferrariunterhöschen verleiht, wie der Zaubergürtel bei König Laurin, ungeahnte Potenz, der schöne Schein einer heilen Sportwelt darf nicht beschädigt werden, sonst wandern Sponsoren und Zuseher ab. Die Formel 1 ist ein Wirtschaftsfaktor mit Milliardeneinsätzen.

 

Seit 1950 veranstaltet die FIA „Formula One World Championship“ Weltmeisterschaften mit derzeit achtzehn Einzelrennen jährlich. Trotz steigender Spritpreise und Umweltschädigung, trotz ungehemmter Lärmerzeugung ist das Auto die „Heilige Kuh“ des Wohlstandsbürgers und der Traum des noch nicht Autobesitzers in der Dritten Welt. Der Formel 1-Zirkus hilft mit, das Bedürfnis nach einem Auto zu wecken und die Philosophie des „ich will ein Auto haben – und zwar sofort“ lässt alle damit verbundenen Probleme der nächsten Generation als Lösungsaufgabe zukommen.

 

Weg von der Langeweile, weg von der Routine, dem Alltag und den Sorgen der kleinen Welt, hin zu Scheinwelten, wie etwa den Wagenrennen in der Tradition des Circus Maximus.

 

 

 

6.5.3. Sozialpsychologische Betrachtungen von Arbeits- und anderen Gruppen

 

 

 

„Wohlstand für alle!“

 

forderte der deutsche Wirtschaftspolitiker Ludwig Erhard, der Begründer der Sozialen Marktwirtschaft.

 

Piefke – Saga immer aktuell (37/05)

 

Wenn Realsatiren von der Wirklichkeit eingeholt werden

 

 

 

Als Anfang der 90er Jahre die vierteilige Fernsehserie des Tiroler Autors Felix Mitterer ausgestrahlt wurde, sorgte diese tragikomische Satire für heftige Diskussionen. Der ORF wiederholte nun die Geschichte der teutonischen Touristen und ihre vergebliche Zuneigung zu den alpenländischen Eingeborenen.

 

Die Aufregung hat sich längst geglättet, denn Mitterers ironische, klischeehafte Darstellung der Verhaltensweisen von Einheimischen zu einströmenden Massentouristen hat die wirklichen Zustände bereits überholt.

 

Ob Wiener in Rimini, Engländer in Indien oder Deutsche in Österreich, der „typische“ Tourist verhält sich als fremder Gast seinen einheimischen Gastgebern nahezu weltweit ähnlich. Der „Freizeitpapst“, Professor Horst Opaschowski, bringt es in seiner Studie „Das gekaufte Paradies“ auf den Punkt: Einheimische sind Statisten –„Touristen haben nur ein geringes Interesse an interkulturellen Kontakten und Touristen. Sie haben, wesentlich seltener als angenommen, intensiven Kontakt mit der lokalen Bevölkerung.“

 

Die Tourismus- und Freizeitindustrie sichert Arbeitsplätze, meist saisonbegrenzt, mit unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten. Dienen, bedienen und verdienen, aber der wirtschaftliche Erfolg ist eine Illusion. Die sozialen Schattenseiten werden schamvoll verschwiegen, Mitterer scheute sich nicht, diese zu thematisieren.

 

Auch Schönbergers Analyse „Almrausch – die Alltagstragödie hinter der Freizeitmaschinerie“ zeichnet ein ernüchterndes Bild des österreichischen Fremdenverkehrs: „Die Goldene Ära des Fremdenverkehrs hat die Menschen entwurzelt. Arbeit bis zur Selbstzerstörung, Tablettensucht, Fehlgeburten, der ökonomische Erfolg – ein Nullsummenspiel.“

 

Paßte sich früher der Reisende den Bräuchen seiner Gastgeber an, so änderte sich dieses positive Verhalten nach 1945, mit dem Aufkommen des Massentourismus grundlegend. Großprojekte, meist ortsfremder Investoren, ermöglichten eine rasante touristische Entwicklung der Alpenrepublik. Die Landschaft wurde nach und nach zubetoniert, Verseilbahnungen und Verschiliftisierungen erschlossen unberührte Natur. Dazu der Tiroler Soziologe Max Preglauer: „Kulturelle Überlieferung degeneriert zu deren folkloristischer Fassade, was wir haben, ist Kultur im Ausverkauf.“

 

Bei den Einheimischen entstand Tourismusfeindlichkeit, eine Haßliebe, da man gegen Geld seine Identität verkaufen mußte. „Die Tourismuslawine wirkte sich auf die bäuerlich orientierte Bevölkerung in den Alpentälern wie ein Zeitsprung aus – Kultur und Traditionen wurden verkauft, verkitscht, über Bord geworfen. Die Einheimischen haben sich selbst den Boden unter den Füßen weggezogen“, resümiert Schönberger. Die immer neue Attraktionen fordernden Konsumurlauber sind zu einer Besatzungsmacht geworden. Selbst die Anreise im Autostau, bei Mitterer fünf Tage, hält die Leute nicht ab, jedes Jahr Völkerwanderungen in Gang zu setzen.

 

„Der Tourismus, der größte Arbeitgeber der Welt, kann im 21. Jahrhundert fast alles ertragen – Kriege, Krisen, Katastrophen, nur eines nicht: Langeweile“ zeigt Opaschowski für die Zukunft auf. Die Kernfrage der „Piefke – Saga“ lautet: „Wer braucht die Piefkes?“

 

Nach all den unzähligen komplizierten Tourismuskonzepten für die Zukunft einfach zu beantworten: Die Betreiber von Tourismusbetrieben. Vollbelegung der Bettenburgen,  läßt sich jedoch anscheinend nur mit einer totalen und perfekten Disneyfizierung im Tourismus erreichen.

 

 

 

Reisende Kaufleute (47/04)

 

Gestern noch Hausierer, heute schon „Sales Manager“

 

 

 

Wer aufmerksam die Stellenanzeigen studiert, wird feststellen, dass in allen Branchen „Außendienstmitarbeiter“, „Verkaufsberater“, „Sales-Manager“ oder wie immer bezeichnet dringend gesucht werden. Kein Wunder – die Lager sind voll, die Überkapazitäten der Produktionsbetriebe müssen verkauft werden und die Mitbewerber aus der ganzen Welt wollen ebenfalls ihre Waren an den Konsumenten bringen.

 

Die letzten Wochen haben gezeigt, wie rasch ganze Konzerne durch Absatzprobleme in Existenzkrisen geraten können. Giganten wie Opel, VW, Siemens sind davon nicht ausgenommen. Verkaufen heißt das Zauberwort und Vertreter, Händler, Vertriebsprofis sind die Magier im Wirtschaftssystem. Trotzdem ist das Sozialprestige dieser wichtigen Berufsgruppe äußerst schlecht und nur selten ergreifen gut ausgebildete Berufseinsteiger die lukrative Laufbahn eines reisenden Kaufmannes. Eine IMAS-Umfrage zeigt das Ansehensgefälle in der Bevölkerungsakzeptanz: Arzt (77%), Rechtsanwalt (47%), Polizist (42%), Politiker (20%), Fußballtrainer (13% ) und zuletzt Vertreter/Reisender Kaufmann (4%).

 

Dabei werden die meisten Verkäufer leistungsorientiert entlohnt und tüchtige Vertreter verdienen auch sehr gut. Aber sie sind durch das Vorurteil „Keiler“ oder „Hausierer“ stigmatisiert und viele Konsumenten bedenken nicht, dass Produkte, welche erzeugt werden, auch verkauft und konsumiert werden müssen, denn nur so können Arbeitsplätze gesichert werden. Aber nicht immer hatten Händler ein schlechtes Image. Der Reisende, der mit Waren aus Überschussproduktionen andere Waren eintauschte, war ein Pionier und Entdecker, der räumliche, soziale und kulturelle Grenzen oft mühsam überwand und verschiedenste Völker miteinander verbinden konnte. Dabei wurden die ersten Tausch- und Handelsformen entwickelt, die schließlich durch die Einführung einer allgemein anerkannten Wert- und Recheneinheit, nämlich Geld, den Welthandel im globalen Ausmaß zuließ.

 

Vor über 10.000 Jahren begannen Händler zwischen sesshaften Kulturen Waren auszutauschen und oft waren es bereits damals Luxusgüter, also Statussymbole. Auf der Seiden-, Bernstein- oder Weihrauchstraße waren Karawanen unterwegs, geschützt nur durch das Gastrecht und sie brachten Gewürze, Schmuck, Bekleidung und erhöhten mit diesen Waren das Prestige ihrer Kunden.

 

Das Leben auf den Handelsstraßen war gefährlich und gerne lesen wir heute noch Berichte von den Abenteuern Marco Polos, der Fugger oder des Tiroler Kaufmanns Balthasar Springer, der 1505 nach Indien segelte und als Faktor des Handelshauses der Welser mit 30 Schiffen nicht immer christlichen Grundsätzen huldigte: „… fuhren wir früh am Morgen machtvoll mit acht Schiffen hin zu der Stadt und schossen etliche Heiden tot. Alsbald plünderten wir die Stadt und fanden viel Reichtum an Gold, Silber, Edelsteinen sowie auch kostbarer Kleidung.“

 

Vielleicht haftet dem Händler durch solches Vorgehen, aber auch durch Berichte über Schmuggel und mafiose Schattenstrukturen sowie betrügerische sektenartige Strukturvertriebe das schlechte Image an.

 

Gehandelt wurde und wird mit allen Gütern, denn Waren, zur Befriedigung diverser Bedürfnisse, wollen alle Menschen besitzen. War es früher der Hausierer mit der „Kiepen“ auf dem Buckel, der die herrlichsten Dinge verführerisch anbot: bunt bedruckte Baumwolltücher, Zucker, Kaffee, Tee – so verlocken heute den Konsumenten Werbeversprechen, Produkte als Persönlichkeitsersatz zu kaufen. Der gute Verkäufer erkennt sehr schnell, welchen Kundentyp er vor sich hat. Nicht der Nutzen eines Produktes bestimmt den Kaufentschluss, sondern künstliche, außengesteuerte Kaufmotive.

 

„Verkaufskanonen“ garantieren im beinharten Verdrängungswettbewerb das Bestehen und den Erfolg eines Unternehmens. Reisende Kaufleute sind Vagabunden, aber auch Weltbürger. Sie fügen sich nirgends ein. Ihre Welt sind Jahrmärkte, Hotels, Straße und Meer. Sie entwickeln ein Gespür für die Wünsche und Eitelkeiten der Sesshaften und leben davon.

 

Solch ein unstetes Leben hat seinen Reiz - aber man(n) braucht auch eine gehörige Portion Mut es zu leben.

 

 

 

Warmduscher oder Macho? (32/05)

 

Wann ist ein Mann ein richtiger Mann?

 

 

 

Frauen haben es gut. Sie leben durchschnittlich nicht nur um sieben Jahre länger als Männer, sie ersparen sich auch die stressigen Übergangsrituale ins Erwachsenenleben.

 

Männlichkeit wird, laut den Studien von D. D. Gilmore, nicht als natürlicher Zustand begriffen, der spontan durch biologische Reife eintritt, sondern viel mehr als ein unsicherer und künstlicher Lebensabschnitt, den sich die Knaben gegen mächtige Widerstände erkämpfen müssen. Männlichkeit ist daher kein biologisches Faktum, sondern ist ein kulturelles Produkt. Die Prüfungen und Übergangsrituale variieren zwar von Kultur zu Kultur, gemeinsam ist ihnen jedoch fast überall, dass von Männern Stärke, Tüchtigkeit und Potenz gefordert wird. Erfüllen sie die Gruppennormen nicht, ist soziale Ächtung, ja Ausschluß aus der Gemeinschaft der „wahren“ Männer die strafende Folge unmännlichen Verhaltens. Die abfälligen Bezeichnungen „Schlappschwanz“, „Weichei“, „Warmduscher“ zeigen die Verachtung gegenüber Stubenhockern und Muttersöhnchen.

 

Kulturübergreifend kann also festgestellt werden, dass niemand als Mann geboren wird. Männlichkeit muß errungen werden. Um eine eigenständige Person als Mann zu werden, muß der Junge eine große Tat vollbringen, dann kann er sich von der Mutter lösen und selbst eine Familie gründen.

 

Die vergleichende Kulturforschung, in bezug auf die männliche Rolle in unterschiedlichen Gesellschaften, zeigt auf, dass weltweit leistungsorientierte Grundsätze vertreten werden. Männer müssen, um das Überleben ihrer Gesellschaft zu sichern, eine gewisse Härte beweisen, keine Furcht zeigen, sie müssen sich einem kämpferischen Sich–Messen stellen, denn generell sind die Aufgaben, die sie bewältigen sollen, gefährlich. Die meisten männlichen Kulturmuster beinhalten drei Imperative: „Erzeuger – Beschützer – Versorger“.

 

Falls jetzt ein Aufschrei bei den in unserer abgesicherten Versorgungsgesellschaft lebenden Emanzen erfolgt, ist das nicht verwunderlich. Unsere Kultur hat die individuelle Verantwortung des Mannes für seine Gesellschaft an den anonymen Staat abgetreten und der wohlstandsverwahrloste „Couchpotato“ hat das Kämpfen verlernt. Wie soll das auch funktionieren, wenn bereits jeder dritte Neunjährige fettleibig ist und an Depressionen leidet? Diese Erkenntnisse des Wiener Ernährungsmediziners Kurt Widhalm lassen darauf schließen, dass unser Volk langsam und sicher degeneriert. Wie historisch nachvollziehbar bedeutet das allerdings, dass eine untergehende Hochkultur von noch kämpfenwollenden Fremden abgelöst wird.

 

Die klassische Studie Arnold Van Genneps „Übergangsriten“ gliedert den Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten in drei Teile: Trennung – Umwandlung – Initiation, verbunden mit einem kulturspezifischem Ritual. Genau diesen Übergang würde die staatliche Institution Bundesheer erfüllen. Bedingt durch die Quasi-Auflösung des Heeres aber kann diese Institution eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, nämlich Jugendlich an ihre physischen und psychischen Leistungsgrenzen heranführen, nicht mehr wahrnehmen. Der Autor dieser Zeilen, selbst lange Zeit Ausbildungsoffizier, konnte oftmals erleben, wie Knaben eingerückt sind und als erwachsene Männer gingen. Eine harte Ausbildung ist ein Übergangsritual. In teuren Teamtrainingsseminaren holen ältere „Männer“ ihre versäumten Mannwerdungserlebnisse nach und freuen sich mächtig, wenn sie eine Nacht, in freier Natur verbracht, überlebten. Dieses Abenteuer kann auch noch psychologisch reflektiert werden und eine Urkunde bestätigt das verwegene Erlebnis. Ersatzweise werden vor dem Computer sitzend ebenfalls gefährliche Simulationen bewältigt.

 

Homer erzählte bereits in der Ilias von Achilles, dass er einem langen aber ereignislosen Leben ein kurzes, von Ruhm und Ehre erfülltes, vorzog. Und in der Odysee kämpft der Held Odysseus gegen Gott und die Welt und beschützt am Ende noch seine Familie. Winnetou, Siegfried, König Artus und seine Ritter, Filme, Computer und hehre Erzählungen ersetzen nicht das eigene Erleben und Bestehen und die Anerkennung durch die soziale Gruppe.

 

Stolz, Ehre und Ansehen – honra, onre – ist auch bei unseren südlichen Nachbarn eine Maxime des Macho. Viel Mann – „mucho hombre“ – wird gefordert.  Elizabeth Marshall Thomas berichtet vom Stamm der Dodoth in Norduganda: „ (…) ein Mann muß zuerst seinen Wert als Krieger und Viehdieb beweisen, bevor er Anspruch auf Männlichkeit erheben und eine Frau nehmen kann.“ Diese Forderungen, so erforschte der Soziologe Roland Girtler, wurden auch an die Burschen in den Alpen gestellt.

 

Bevor das Dirndl das Fenster öffnete, mußte der um sie werbende Bursche seine Lederhose selbst geschossen haben, eine Gamslederne mußte es sein. Der „Moar“, der Sieger bei Raufereien, war bei den Mädchen ebenfalls ein umschwärmter Paarungspartner.

 

Es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in unserer Heimat Bräuche und Traditionen die Mannwerdung bestimmten.

 

Eine Rückbesinnung wäre angebracht, die derzeit gültige Maxime, dass ein Mann nach seiner Anhäufung von Konsumgütern und Statussymbolen gemessen wird, ist mehr als kritisch zu hinterfragen.

 

Nunquam perimus!

 

 

 

6.5.4.Deviante Subkulturen und ihre gruppenspezifischen Regeln

 

 

 

„Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: 'Was will eine Frau?“ (Siegmund Freud)

 

 

 

Unter Häf´n brüdern (04/08)

 

Tyrannei und Hackordnung hinter Gefängnismauern: Der Alltag bietet einen brutalen, darwinistischen Kampf

 

 

 

Eine soziale Gemeinschaft kann nur langfristig bestehen, wenn die einzelnen Gruppenmitglieder sich allgemein gültigen und akzeptierten Normen und Werten bei ihrem Handeln unterwerfen. Abweichungen vom gültigen Recht, jedes deviante Verhalten, muß von der staatlich legitimierten Justiz sanktioniert werden und hat in Österreich meist Freiheitsentzug zur Folge.

 

Wenn sich hinter einem Häftling die Gefängnistore schließen, dann befindet er sich in einer anderen Welt, in einer „totalen Institution“, wie der Soziologe Ervin Goffman jene Organisationen nennt, welche eine nahezu vollständige Beschränkung im sozialen Verkehr mit der Außenwelt charakterisieren. Gauner und Kriminelle, also jene Randgruppe, welche gegen geltende Gesetzte verstößt, werden für eine gewisse Zeit von den rechtschaffenen „braven Bürgern“ des Staates isoliert. Alle Angelegenheiten des Lebens, also Arbeit, Freizeit und Privatleben, finden währen der Verwahrung an ein und derselben Stelle, unter Aufsicht von staatlicher Autorität, statt. Der Alltagsablauf ist exakt geplant und fremdgesteuert, die bisher eigenverantwortliche Lebensweise wird mit den im Gefängnis gültigen Traditionen und Regeln vollständig getauscht. Ziel der Haftstrafe ist es, den devianten Charakter von Kriminellen so zu ändern, daß nach Verbüßung des Freiheitsentzuges ein gesetzestreuer Staatsbürger in die soziale Gemeinschaft eingegliedert werden kann.

 

Allerdings sind solche idealtypischen Wunschvorstellungen meist nur Theorie, wie die Statistik der Rückfallsrate bei Vorbestraften zeigt. So schreiben die sozialisationstheoretisch orientierten Autoren McCord/McCord: „Der Psychopath (die typische Persönlichkeitsstruktur von Kriminellen) ist asozial. Sein Verhalten bringt ihn oft in Konflikte mit der Gesellschaft. Einen Psychopathen treiben primitive Wünsche und eine übertriebene Gier nach Erregung. In seiner auf sich selbst bezogenen Suche nach Lust ignoriert er die Einschränkungen seiner Kultur. Der Psychopath ist hochimpulsiv. Er ist ein Mensch, für den der Augenblick ein von allen anderen abgetrennter Zeitabschnitt ist. Seine Handlungen sind ungeplant und von seinen Launen gesteuert. Der Psychopath ist aggressiv. Er hat nur wenige sozialisierte Weisen des Umgangs mit Frustrationen. Der Psychopath empfindet wenig oder überhaupt keine Schuld. Er kann die erschreckendsten Taten begehen und sie ohne Gewissensbisse betrachten. Der Psychopath hat eine verstümmelte Fähigkeit zu lieben. Seine emotionalen Beziehungen sind, soweit es sie gibt, dünn, fließend und nur bestimmt, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Diese beiden letzten Züge, das Fehlen von Schuldgefühlen und von Liebe, kennzeichnen den Psychopathen so auffallend als von anderen Menschen verschieden.“

 

In den letzten Jahren wurde die Möglichkeit, Verhaltensänderungen bei Kriminellen herbeizuführen, noch zusätzlich durch Kommunikationsprobleme erschwert. Speziell die vielen einsitzenden Ausländer können in ihrer Sprachenvielfalt gar nicht resozialisiert werden. Auch die Unterwelt Österreichs wurde unübersichtlich und heterogen, multikulturell und globalisiert. Europol listet jedes Jahr immer brutalere ausländische Mafiagruppen auf, welche in Österreich ihr Unwesen treiben, oft unter dem Deckmantel von armen, verfolgten Asylwerbern. Unter diesem Aspekt der mafiosen ausländischen, bestens organisierten Berufsverbrecher, strahlen die Feldstudien des bekannten Soziologen Roland Girtler über noble Ganoven direkt romantische Gaunervergangenheit aus. So rekrutierten sich in der Nachkriegszeit Ganoven hauptsächlich über Jugendbanden und durch Sozialisation im familiären Umfeld. In unserer „vaterlosen Gesellschaft“ sind diese kriminellen Karriereentwicklungen allerdings wieder vermehrt beobachtbar.

 

Ungeschriebene Gaunergesetze regelten interne Revierkämpfe, und informelle Hierarchien unterschieden ehrenvolle Gauner von unehrenhaften, wie etwa Kinderschänder und Vergewaltiger. Eine gemeinsame Gaunersprache, Rotwelsch genannt, gemeinsame Symbole, wie Tätowierungen und alte Gaunertraditionen, lassen soziologisch eine Randgruppenkultur verorten. Das fahrende Volk, zu dem Bettler, Hausierer und Ganoven zu zählen sind, verständigte sich seiner Gaunersprache, damit der außerhalb dieser Gruppe stehenden Bürger die geheimen Worte nicht verstehen konnte. Im Rotwelsch wurde etwa ein unbescholtener Bürger als „Frankist“ bezeichnet, ein reicher Mann hieß „gstopfter Binkl“, Wirtin bzw. Bordellmutter wurde „Koberin“ gerufen. Roland Girtler, der gerichtlicher Sachverständiger für Gaunersprache ist, verfasste interessante soziologische Werke zu diesem Thema, nämlich „Randkulturen, Theorie der Unanständigkeit“ und „Rotwelsch, die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden“. Auch die Zugehörigkeit zur Gruppe der „Häfenbrüder“ mittels Tätowierung festzustellen, ist heute nicht mehr möglich, da „Tatoos“ ein Modetrend geworden sind. Nur ein „Steher“, also ein Verbrecher, der nicht „gesungen“ hat, der also bei einem Polizeiverhör nichts verraten hat, durfte die drei Punkte am Winkel zwischen Daumen und Zeigefinger tätowiert tragen.

 

Wird ein Häftling ins Gefängnis eingeliefert, so muß er sich gewissen Degradierungsritualen unterwerfen. Initiation ist die „Taufe“, d.h. er wird zwangsweise gebadet und erhält die einheitliche Anstaltskleidung. Dann hat er sich den Hackordnungskämpfen mit seinen Zellengenossen zu stellen. Dostojewski nannte das die „Tyrannei der Kameradschaft“, ein brutaler darwinistischer Kampf der Gruppenhierarchie.

 

Der stärkste Gefangene verfügt über Macht und Prestige, er organisiert auf dem Schwarzmarkt mit dem Zaubermittel Geld alles, was im Gefängnis verboten ist. Banden und brutale Ganoven üben mit Gewalt Macht über ihre Mitgefangenen aus, und das Leben im Häfen ist von dauernden Konflikten unter den Gefangenen und mit den „Kas“, also den Gefängniswärtern, geprägt. Aber am härtesten sind die interindividuellen Konflikte gegen Einsamkeit, ­Sexentzug und Sinnlosigkeit der Alltagsroutine im täglichen Einerlei der Gefängniszelle.

 

Allerdings schreckt heute der so genannte humane Strafvollzug, speziell ausländische Tätergruppen, kaum mehr ab, denn die österreichischen Gefängniszellen bieten mehr Wohnkomfort, als so manche Standardwohnung unserer nichtgeladenen „Kriminaltouristengäste“ in deren Heimatländern.

 

 

 

Dein Nachbar, das unbekannte Monster (21/08)

 

Pro- und asoziales Verhalten in nicht alltäglichen Situationen

 

 

 

Über viele Jahre sehen die Nachbarn den netten Onkel von nebenan – wie charmant er doch immer war. Nein, das Klopfen haben wir nicht gehört, und wenn doch – manchmal – ja was soll man da tun? Und die hübsche Dame ist uns auch nie unangenehm aufgefallen, drei Babyleichen in der Tiefkühltruhe? Unfaßbar, nicht einmal der Ehemann hat bemerkt, daß sie dauernd schwanger war.

 

Solche Aussagen von Anrainern in Amstetten und an anderen Schauplätzen von Verbrechen sind keine Seltenheit. Auch netten, das Blaue vom Himmel versprechenden Politikern hat man nicht angesehen, daß sie eigentlich zur Zunft der Gauner gehören. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, oder warum sehen Menschen oftmals nicht, was passiert oder wollen sie nicht hinsehen? Die Sozialwissenschaften versuchen, diese Phänomene zu erklären. Der wohl spektakulärste Fall von abnormem Zeugenverhalten passierte 1964 im New Yorker Stadtteil Kew Garden, der Mord an Kitty Genovese. Die junge Frau wurde auf offener Straße erstochen, ohne daß einer der mindestens 38 Zeugen eingegriffen hätte. Nicht ein einziger benachrichtigte während des Mordes, der sich über eine halbe Stunde hinzog, die Polizei. Welche Motive veranlassen Menschen, die selbstverständliche soziale Norm der Hilfsbereitschaft zu verletzen? Handelt es sich um einen Verfall der Moral, Gleichgültigkeit, Entmenschlichung oder dominiert die Befürchtung vor einer Konfrontation mit mißliebigen Zeitgenossen und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten vor Polizei und Gerichten bzw. daraus resultierende materielle Kosten und Verluste.

 

Wenn der einzelne in eine Konfliktsituation gerät, die seine Hilfe erfordert, dann will er einerseits eingreifen, andererseits möchte er mit „der Sache“ nichts zu tun haben, ja nicht namentlich bekannt werden. Die Annahme, daß sich andere um ein Opfer kümmern werden, beruhigt das schlechte Gewissen, nichts unternommen zu haben. In sozialpsychologischen Studien wurde diese „diffusion of responsibility“, das Abschieben der Verantwortung auf andere Gruppenmitglieder, nachgewiesen. Die Bereitschaft, aktiv zu werden sinkt, wenn die Notsituation unklar ist, die Zahl möglicher anderer Helfer groß scheint und diese kompetenter wirken. Wenn jedoch vom Opfer selbst Hinweise kommen, wie man helfen könnte, persönliche Beziehungen bestehen und Appelle an soziale Gruppennormen erfolgen, dann steigt die Bereitschaft einzugreifen.

 

Bei politischen Gaunereien ist die Bereitschaft einzugreifen minimal, der Durchschnittsbürger sieht sich in der Rolle des Beobachters, da er meist die Akteure nur aus den Medien kennt und er nicht an seine Macht glaubt, etwas verändern zu können. Diese Anonymität und Entfremdung war jahrelang im Dunstkreis der linken Parvenüs des sozialistisch dominierten „Club 45“ zu registrieren. Udo Proksch wurde sogar von SPÖ-Ministern geschützt, bis ihm nach jahrelang verzögerten Untersuchungen von mutigen Journalisten nicht nur vorsätzlich geplanter Versicherungsbetrug, sonder sogar mehrfacher Mord nachgewiesen werden konnte. Die „Ohne-die-Partei-sind-wir-nichts“ Mentalität der roten Reichshälfte begünstigte die Verschleppung der Aufklärung kriminelle Machenschaften nicht nur, sondern jeder Machtmißbrauch wurde in linken Medien und an roten Stammtischen als Zeichen uneingeschränkter Einflußmöglichkeiten gefeiert. Aufdeckungsjournalisten wurden sogar im Stil Metternichs bedroht und eingeschüchtert. Die Masse der Österreicher schaute zu, wie ihre roten „Eliten“ unbeugsamen Machtmißbrauch, Triebhaftigkeit, Unfähigkeit zum logischen Denken und mangelndes Verantwortungsbewußtsein öffentlich zelebrierten.

 

Die Motive jener, welche Macht als ihr Lebensziel mit allen legalen und illegalen Mitteln anpeilen, sind tiefenpsychologisch betrachtet mit dem Zitat „die Seele ist ein Abgrund, mir schaudert, wenn ich hinunterblicke“ zu qualifizieren. Alfred Adlers „Individualpsychologie“ sieht in solchen Ersatzhandlungen eine Kompensation von Minderwertigkeitskomplexen, haben doch viele Machtpolitiker in ihren privaten Karrieren bescheidene Erfolge vorzuweisen bzw. haben sie, genau betrachtet, versagt. Siegmund Freud diagnostiziert in seiner Psychoanalyse die nach Befriedigung strebenden Triebe im unerfüllten Sexualbereich. Alle Hindernisse auf dem Weg zum Lustgewinn frustrieren und Frust erhöht die Aggressionsbereitschaft. Ein sogenannter „Bemächtigungstrieb“ als Komponente des Sexualtriebes, eine Art Sadismus, der feindliche Objekte mit Zerstörungsabsichten verfolgt, die zur Quelle von Unlustempfindungen werden, muß beseitigt werden.

 

Der Destruktionstrieb läßt die Aggressionsbereitschaft steigen, besonders bei aggressiven Persönlichkeitsstrukturen, das sind Menschen, welche an unverarbeiteten Kindheitsneurosen leiden. Der Kriminalpsychologe Müller stellt dazu fest, daß unbefriedigte Phantasien zu brutalsten Handlungen führen können, nur um diese Phantasien auszuleben.

 

uch rollentheoretisch kann festgestellt werden, daß, wer seine Rolle spielt, durch Erfolg belohnt wird. Wenn jedoch abnormes Verhalten ebenfalls zum Ziele führt, erfolgt eine negative Konditionierung, welche zur Wiederholung des devianten Verhaltens ermutigt, dieses wurde ja positiv honoriert. Die politische Hierarchie belohnt ihre Mitglieder, wenn sie nur eine Machtposition für die Partei erringen, mit welchen Mitteln immer – wie in obigen Fällen gezeigt wurde. Sexualtäter werden ermutigt, weiter ihr Unwesen zu treiben, wenn sie nicht gestoppt werden.

 

Wer also beobachtet, wie Menschen auf Grund ihrer psychischen Labilität, sei es in Politik oder anderen Bereichen, aggressive, nicht den sozialen Normen und Werten ihrer Kultur entsprechende Handlungen setzen und zuschaut, macht sich mitschuldig, auch die Staatsanwaltschaft, wenn sie zwar Kenntnis von Sachverhalten hat, diese jedoch eher oberflächlich bearbeitet. Täter werden dadurch nur ermutigt, weiter abnorm zu handeln, es ist dies das Gesetz des Effektes („law of effect“, nach Edward Lee Thorndike), welches besagt, wenn aggressives Verhalten beim ersten Mal zum Ziel geführt hat, wird es wiederholt, da es instrumentell konditioniert wurde.

 

Friedrich Hacker stellt in seinem Werk „Aggression – die Brutalisierung der Welt“ fest: „Die erschreckendste Dimension der modernen Brutalisierung ist nicht das immer häufiger werdende Aufflackern individueller und kollektiver Gewalt, sondern deren zunehmende Gewöhnlichkeit und Gewohnheit. Gewalt ist zum alltäglichen, natürlichen, trivialen Ereignis, zur banalen Bagatelle geworden und beansprucht in unserem Denken und Fühlen das Gewohnheitsrecht traditioneller Unvermeidbarkeit.

 

Wir sind bereits derart abgestumpft, daß es bedeutender Gewalteskalation oder besonders dramatischer Brutalitätsakte bedarf, um uns aus unserer, der vermeintlichen Ohnmacht entspringenden, dumpfen Gleichgültigkeit aufzuschrecken. Gewöhnung an Gewalt ist das einfache, weil gewaltsam vereinfachte Resultat zwangsmäßiger Eingewöhnungsvorgänge. Das Erlebnis von Alltäglichkeit von Gewalt kommt durch komplizierte Veralltäglichungsprozesse zustande. Die Natürlichkeit von Gewalt ist das Produkt künstlicher Vernatürlichung.“

 

 

 

Nie als „Gewerbe“ anerkannt (24/09)

 

Prostitution war immer sittenwidrig, das Entgelt wurde als „Schandlohn“ bezeichnet

 

 

 

Das angeblich älteste Gewerbe der Welt, die Prostitution, wird von den „normalen“ Spießbürgern moralisch entrüstet stigmatisiert und von selbsternannten Tugend- und Sittenwächtern zwanghaft verfolgt und empört als Teufelswerk verurteilt. Aber kaum ein Thema fasziniert die neugierigen braven Leute so sehr wie Zuhälter und Huren, denn die Phantasie regt an, was, geheimnisvoll in rotes Licht gehüllt, verboten und verborgen praktiziert wird.

 

Es ist heute weltweit ein Geschäft mit Milliardenumsätzen jährlich und wird von diversen Mafiabanden kontrolliert. Asylantinnen müssen jahrelang ihre Schuld an Schlepperorganisationen als Sexarbeiterinnen abdienen, und so manche Osteuropäerin, welche glaubte, im goldenen Westen ihr leichtes Glück zu finden, landet als leichtes Mädchen in einem Bordell oder auf dem Straßenstrich. Dabei sind die Anfänge der Dienerinnen der Lust durchaus nicht im kriminellen Milieu angesiedelt gewesen, sondern waren religiös-rituellen Ursprungs und geheiligt. Die Sakralprostitution entstand vor über 3.000 Jahren in Mesopotamien, dem fruchtbaren Land der Hochkultur zwischen Euphrat und Tigris, dem heutigen Syrien.

 

Das Gilgamesch-Epos berichtet, daß die Prostitution ein fester und respektabler Bestandteil der damaligen Gesellschaft war. Einem Gesetz des Königs Hammurabis (1793– 1750 v. Chr.) zufolge hatte jede Frau einmal im Leben in einem Tempel ihre Liebesdienste gegen Entgelt anzubieten. Der Verkehr sollte die Götter für Ackerbau und Viehzucht günstig stimmen. Tontafeln belegen, daß sich die gastliche Prostitution, also das Zeichen von hoher Gastfreundschaft, mit der religiösen Prostitution verband. Der Melitta-Kult entstand, der sich in den unterschiedlichsten Formen über Kleinasien bis Afrika verbreitete, in manchen Regionen auch Venus-Kult genannt. ­Willi Bauer beschreibt diese sexistischen Kulthandlungen in seiner umfangreichen Dokumentation: „Geschichte und Wesen der Prostitution“: „Bei diesem Kult mußte sich jede Frau einmal in ihrem Leben der Melitta weihen, das heißt, sich für die Göttin einem beliebigen Fremden prostituieren. Vor dem Tempel der Melitta saßen die opferbereiten Frauen und hielten den Leib mit einem Gürtel von Schnüren umschlossen. Dieser sollte dem Fremden mitteilen, daß noch die Schamhaftigkeit den Leib verschloß. Fand nun ein Fremder eine derartige Frau nach seinem Geschmack, nahm er sie an diesem Schnurgürtel und zog die Opferbereite einfach in den Tempel, wo sie dann der Göttin das Lustopfer brachten.“ Der Melitta-Kult fand derartigen Zuspruch, daß die Tempel zu klein für die Opferfreudigen und fremden Männer, die den Frauen das Opfer ermöglichen wollten, wurden. Zu den Tempeln gesellten sich Hütten und Buden, ja selbst in der freien Natur wurden der Göttin Opfer gebracht.

 

Keine Frau war davon ausgenommen und der griechische Geschichtsforscher Herodot beschreibt um 450 v. Chr. diese babylonischen Kulte: „Jede Frau, die in ihrem Lande geboren ist, muß sich einmal in ihrem Leben in den Tempel der Venus begeben und sich daselbst einem Fremden überlassen. Ein Teil von ihnen hält es aber aus Stolz, den ihnen ihr Reichtum einflößt, für unter ihrer Würde, sich mit den anderen auf gleiche Stufe gestellt zu sehen, und diese lassen sich in geschlossenen Wagen vor den Tempel fahren. Dort bleiben sie sitzen, hinter sich eine große Menge von Dienern, die sie begleiten. Es ist ein beständiges Kommen und Gehen. Wenn eine Frau einmal an diesem Orte Platz genommen hat, darf sie nicht eher nach Hause zurückkehren, als bis ihr ein Fremder Geld in den Schoß geworfen und mit ihr außerhalb des geweihten Raumes Umgang gepflogen hat. Diejenigen Weiber, die eine schöne Figur oder ein schönes Angesicht haben, verweilen nicht lange im Tempel, die hässlichen dagegen bleiben länger, weil sie dem Gesetz nicht genügen können; ja, einige bleiben sogar drei oder vier Jahre dort.“ Bald änderten sich die Motive der willigen Damen, und Sexualität wurde zu einem Geschäft mit den üblichen Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage, kein Gottesdienst mehr, sondern einerseits Lustgewinn, andererseits Gelderwerb.

 

Es gab im Laufe der Geschichte Epochen großer Freizügigkeit und Zeiten strenger Sittlichkeit. Unter der Herrschaft von Maria Theresia wurde die käufliche Lustbarkeit verboten, und ertappte Dirnen wurden mittels des sogenannten Wasserschubes nach Siebenbürgen abgeschoben, ebenso die verurteilten Wilderer. Angeblich paarten sich diese interessanten Gruppen und bildeten die Gründergeneration der bis heute vorhandenen deutschen Minderheit in Rumänien. Viele Romane, von Generationen braver Bürgerstöchter heimlich studiert, schildern das Milieu dieser Randkultur, wie etwa „Die Geschichte einer wienerischen Dirne - Josephine Mutzenbacher“, angeblich verfaßt von Felix Salten: „Man sagt, daß aus jungen Huren alte Betschwestern werden.“ Er zeigt die Scheinmoral der guten Gesellschaft auf, zu einer Zeit, da die Ehe den Familienfortbestand sicherte, die sexuelle Lust jedoch außerhalb des Familienverbandes gesucht werden mußte. Der Soziologe Roland Girtler erzählt in seiner Studie „Der Strich“ von den alten, ehrbaren Gaunern, welche das Milieu beherrschten. Diese hielten sich an gewisse Spielregeln, pflegten ihre Rituale, und Abweichler dieser Normen und Werte einer Randkultur wurden von den eigenen Leuten an ihre Gaunerehre erinnert, oft mit Waffengewalt. Doch diese Zeiten sind vorbei, heute ist im Sexgeschäft der erfolgreich, der eine brutale, unmenschliche Organisation hinter sich hat. Zwangsprostitution und Drogenabhängigkeit werden von dieser „ehrenwerten“ Gesellschaft unter der Devise von Gewinnmaximierung betrieben, ein Menschenleben hat keinen Wert in dieser Welt.

 

Eine Ausnahme dieser neuen Form von Sexsklaverei bildet der Sextourismus. Frauen reisen zu diesem Zwecke primär in orientalische Länder wie Tunesien und Türkei, Männer bevorzugen hingegen den Fernen Osten oder Osteuropa. Was sind nun die Motive der Sexarbeiterinnen im wohl bekanntesten Land der asiatischen Prostitution, nämlich Thailand? Um das zu verstehen, muß man die dort etablierte Gesellschaftsstruktur kennen. Da es kaum eine staatliche Kranken- und Altersvorsorge gibt, muß die Großfamilie alle finanziellen Probleme ihrer Gruppenmitglieder lösen. Armut zu zeigen, gilt als Schande, in Asien heißt die Devise: „das Gesicht wahren“, also eine nach außen intakte Fassade erhalten, damit die Familie in der patriarchalischen Gesellschaft ehrenhaft bestehen kann. Speziell außerhalb Bangkoks herrscht eine große  Arbeitslosigkeit, je weiter nördlich man kommt, umso mehr trifft das zu. Die Familien schicken deshalb ihre jungen Töchter in die Sexindustrie und kassieren fast deren ganzen Ertrag. Man scheut auch nicht davor zurück, die Jungfräulichkeit teuer anzupreisen, ja selbst vor Pädophilie schreckt man nicht zurück, wenn harte Dollars gezahlt werden. Die Mädchen müssen Geld verdienen, sie versuchen unter den Touristen einen Freier zu finden, der nicht nur eine Nacht mit ihnen verbringen will, sondern seinen ganzen Urlaub. Die Männer sind mit den westlichen Werten vertraut, nicht mit den asiatischen, und meinen, die Freundlichkeit der Mädchen bedeute Liebe und Zuneigung.

 

Wenn es einem Thai-Mädchen gelingt, daß sich ein Tourist in sie verliebt, dann hat sie gute Chancen, von ihm viel Geld zu bekommen, welches sie direkt an ihre Angehörigen überweist. Es ist ein Teufelskreis, denn auch dieses Mädchen braucht in ihrem Alter wieder eine Geldquelle aus ihrer Familie und wahrscheinlich lernt sie sogar ihre Tochter an, dumme Touristen auszunehmen. Wer glaubt, die asiatische Mentalität im Zeitraum eines Urlaubs verstehen gelernt zu haben, hat gute Chancen solange an sein vermeintlich verliebtes Mädchen bezahlen zu dürfen, bis der nächste Farang, die nächste Langnase, als neues Opfer gemolken wird.

 

Laut der Studie „Umfeld und Ausmaß des Menschenhandels mit ausländischen Mädchen und Frauen“ von Lea Ackermann wird die Anzahl der Prostituierten in Thailand auf 1,5 Millionen geschätzt, welche in ca. 60.000 Bordellen arbeiten. Man kann davon ausgehen, daß dort auch etwa 50.000 Kinder und Jugendliche tätig sind. HIV, Aids und andere Geschlechtskrankheiten sind in Asien und Afrika nach Europa und Amerika eingeschleppte Seuchen mit unbekannter Dunkelziffer an infizierten Personen. Wenig nach außen dringen auch die überaus häufigen Kontakte von Mohammedanern zu Prostituierten. Sie verhüllen zwar ihre Frauen und Töchter bis zur totalen Verschleierung, sind allerdings selbst in allen Bordellen der Welt Stammgäste. Besonders in Saudi Arabien werden am Wochenende ganze Autokolonnen beobachtet, welche in Nachbarstaaten zu willigen Frauen unterwegs sind. Hier ist die Verlogenheit der Scheinmoral besonders evident, denn wenn eine Frau auch nur flirtet, muß sie mit Steinigung und Ehrenmord rechnen, Mädchen werden jedoch bereits mit acht bis zehn Jahren an lüsterne Greise verheiratet, und auch die Prostitution, im Islam als Kurzehe auch mit dem Segen eines Imams möglich, gestattet den Männern, ihre sexuelle Lust hemmungslos auszuleben. Aber im Islam sind Frauen ohnehin nur Menschen zweiter Klasse, da sind solche Vorgehensweisen der Patriarchen übliche Praxis.

 

Das Thema Prostitution ist also ein weites Feld, viel wurde darüber geforscht und veröffentlicht, aber ein Sprichwort soll doch relativiert werden, nämlich die Legende vom „ältesten Gewerbe der Welt“. Prostitution war als Gewerbe nicht anerkannt, es war meist sittenwidrig, und das monetäre Entgelt wurde auch „Schandlohn“ genannt. Prostitution war daher nicht gewerbefähig, aber käufliche Damen der horizontalen Fakultät gab es immer und sie werden sich auch in Zukunft um bedürftige Kunden kümmern, Moral hin oder her – Geld stinkt bekanntlich nicht.

 

 

 

 

 

 

 

Götterzorn und Täterschutz (35/07)

 

Die alten Götter wussten noch, wie Gesetzesbrecher zu bestrafen sind

 

 

 

Ein kluger Richter meinte bei einer Verhandlung einmal kurz und bündig, daß ein aufrichtiger Bürger nur die Zehn Gebote Gottes befolgen müsse, dann würde er ein konfliktfreies und schuldbefreites Leben führen. Im 21. Jahrhundert scheint aber die göttliche Weltordnung längst zusammengebrochen, und der moderne Mensch weiß nicht mehr, was gut und was böse ist.

 

Wachten einst die Götter über die strikte Einhaltung ihrer göttlichen Normen, so scheinen die Gesetzeswächter heute Verständnis für deviantes Verhalten stehlender, vergewaltigender und sonstige Schandtaten vollbringender Zeitgenossen aufzubringen. Wagen wir eine kurze Zeitreise von den einst noch rächenden Gottheiten zu den sozialromantischen Täterschutzbestimmungen.

 

Es sind eben nicht alle Menschen gleich, und es ist eine Utopie zu glauben, daß alle Menschen Brüder seien. Die Geschichte von Kain und Abel steht in der Genesis geschrieben. Dieses Brüderpaar ist die erste nach-paradiesische Generation. Mit ihm beginnt die Weltgeschichte und sie beginnt mit einem Brudermord. Gott sieht die Untat von Kain und fragt: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Kain antwortet: „Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?“ Zu dieser Zeit gab es selbstverständlich noch keine irdische Gerechtigkeit, es galt das Gesetz des Stärkeren auf Erden, aber die Sühne im Jenseits beim jüngsten Gericht gilt bis heute. Die Strafen für Verstöße gegen die Zehn Gebote sind grausam, ewige Höllenqualen für Todsünder und reinigende Bußrituale für kleine Sünder im Fegefeuer sollen die Christen zu einem gottgefälligen Leben auf Erden motivieren, dann winkt ewige Freude im Paradies. Auch andere Götter zwingen mit Brachialgewalt die Menschen überirdische Normen und Werte einzuhalten. Die Weltmythologie ist voll von spannenden Erzählungen, alle Kulturen setzen höhere Mächte als Richter über Gut und Böse ein. Die Strafen für Vergehen sind gnadenlos, Tantalos etwa wurde zu ewiger Qual verurteilt. Er stahl von der Göttertafel Nektar und Ambrosia. Zeus verurteilte ihn, von Hunger und Durst gepeinigt zu werden.

 

Auch Sisyphos, der die Götter verriet, fand keine Ruhe mehr, Homer erzählt: „Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus.“ Sollen heutzutage, in einer „gefängnisfreien Gesellschaft“, unsere Straftäter, statt in einer Strafanstalt zu büßen, in einem Arbeitslager Sisyphosarbeit leisten?

 

In einem sozialen System sind Positionen und Rollen unterschiedlich geschichtet. Jedes Mitglied einer Gesellschaft kann, im Rahmen der gültigen Normen und Werte, seinen Status durch Leistung verändern. Keinesfalls dürfen aber bestehende Gesetze ungestraft gebrochen werden, denn dann würde deviantes Verhalten belohnt werden. Abweichendes Handeln muß immer, zum Schutze jener Bürger, welche ihre Aufgaben und Verpflichtungen erfüllen, bestraft werden. Nicht pro forma, sondern abschreckend! Ganz im Sinne der alten Götter! Alle Personen, welche die bestehende soziale Ordnung gefährden, stellen sich selbst außerhalb dieser Ordnung, und die Gesellschaft hat ein Recht auf Schutz vor der Gefährdung durch solche Subkulturen. Aus der Pflicht, diesen Schutz zu garantieren, kann der Staatsapparat nicht entlassen werden, schließlich liegt dort das Gewaltmonopol.

 

 

 

 

 

 

 

Die Gütigen sind entsetzt! (48/05)

 

Von der einfachen Unmöglichkeit der multikulturellen Harmonievorstellungen

 

 

 

Die „Gütigen“ sind entsetzt. Dabei sind sie doch so lieb, die bunten multikulturellen Parallelgesellschaften - ein kurzer soziologischer Exkurs sei den abgehobenen Entscheidungsträgern gewidmet:

 

In einer Gesellschaft ist der einzelne Mensch Träger sozial vorgeformter Rollen. Er übernimmt, im Laufe seines Lebens, unterschiedlichste Positionen in der Familie, im Beruf, in der Freizeit und im Staate. Das Handeln in den verschiedenen Positionsfeldern wird bestimmt durch die in seiner sozialen Gemeinschaft gültigen Werte und Normen. Im Sozialisationsprozeß erwirbt das einzelne Mitglied einer Gesellschaft das allgemeingültige kulturelle System einerseits und sein personales Subsystem andererseits. Verhält sich das Individuum im gesellschaftlichen Kontext rollenkonform, wird es belohnt, weicht sein Verhalten von den gesellschaftlichen Erwartungen der Mitmenschen ab, wird es von seiner sozialen Umwelt bestraft, bis sich der Rollenträger mit seiner Rolle identifiziert. Diese Übernahme von Normen und Werten einer Gesellschaft erfolgt prägend in der Primärsozialisation, bis zur Einschulung, durch Familienmitglieder. Da das Kleinkind diese Prägung speziell emotional, im Urvertrauen auf die Familie erfährt, ist die Übernahme dieser Erfahrungen für das ganze weitere Leben des Menschen entscheidend. Speziell die Sprache, die Sitten und Gebräuche der Familie werden unreflektiert und unkritisch internalisiert.

 

Es ist daher nahezu unmöglich, bereits dem schulpflichtigen Zuwandererkind Werte der einheimischen Gesellschaft zu vermitteln, wenn seine Familie glaubt, einer anderen Kultur anzugehören. Das Dilemma ist primär die Sprache, aber auch der Wortschatz des jeweiligen sozialen Milieus. Wittgensteins Erkenntnisse gelten heute mehr je: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Fernsehen in allen erdenklichen Sprachen kommen den ganzen Tag über Sat-TV ins Wohnzimmer, an den Kiosken gibt es mehr ausländische Zeitungen als einheimische Blätter und Islamschulen und Kebabbuden verstärken das Zugehörigkeitsgefühl zu fremdländischen, nichteuropäischen Gegengesellschaften. Dass die europäischen Gastländer diese Entwicklung jahrzehntelang toleriert, ja gefördert haben, rächt sich nun. Die Schule soll mit Integrationslehrern einschreiten, dabei wurde bekannt, dass in einem Islamlehrbuch beschrieben wurde, wie man Frauen schlägt und Österreicher Schweine sind, weil sie Schweinefleisch essen.

 

Weltweit gibt es Konflikte, da sich Parallelgesellschaften einen eigenen Dunstkreis aufbauen können, das ist aber bereits in fast allen westeuropäischen Staaten Realität. Das nicht bereits mehr bürgerkriegsähnliche Unruhen ausgebrochen sind, kann darauf zurückgeführt werden, dass der Sozial- und Wohlfahrtsstaat noch gigantische materielle Leistungen ausschüttet. Aber wie lange noch? Dass 42 Prozent der in Berlin lebenden Türken arbeitslos sind, zeigt die Brisanz möglicher Konfliktherde. Sollte das Horrorszenario, dass im Jahre 2050 die österreichische Bevölkerung durch Zuwanderung auf neun Millionen Einwohner anwachsen wird, wahr werden, dann sind alle Eskalationsmöglichkeiten auch bei uns denkbar, denn der Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus. Beschäftigung wäre aber der einzig denkbare Konfliktdämpfungsfaktor.

 

Bereits Johann Wolfgang von Goethe wusste die einzig mögliche Lösung dieses Problems: „Wer Gesetze nicht befolgen will, muss die Gegend verlassen, in denen sie gelten.“ Goethe lässt auch den Mephisto im Faust sagen: "Ich bin die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Ein in die Jahre gekommener Gutmensch könnte schon einmal Zweifel bekommen, ob der Weltverbesserer nicht die Kraft ist, die stets das Gute will und stets das Böse schafft und das ist das Dilemma dieser Möchtegernweltverbesserer.

 

 

 

 

 

 

 

6.6. Soziologischer Ausblick

 

 

 

„Was du ererbt von deinen Vätern hast,
erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last;
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Faust)

 

 

 

Alles fließt, alles hat ein Verfallsdatum – Nihil enim semper floret; aetat – meinte Cicero und sein „Nichts bleibt ewig; ein Zeitalter vergeht, das andere folgt“ hat für gesellschaftlichen Wandel besondere Gültigkeit. Bereits vor einem Jahrhundert war Friedrich Nietzsche vom Verfall des Abendlandes überzeugt; Dekadenz als Sieg der Kranken und Schwachen, der Mittelmäßigen und Müden über die Gesunden und Starken, Hochbegabten und Frischen, der „Sklavenmoral über die Herrenmoral“. Jeder Fortschritt, und nie schritt die technische und wirtschaftliche Entwicklung so rasant voran, wie in den letzten fünf Jahrzehnten, bedeutet zwangsläufig einen Verfall der Sitten und den Niedergang des Überlebenswillen der Volksgemeinschaft. Otto Seeck zeigt in seiner Analyse „Der Untergang der antiken Welt“ die gleichen Ursache auf, welche auch heute beobachtbar sind: Rom wurde von Fremden überflutet, die römischen Intellektuellen und politischen Führer wurden durch schwache, lasterhafte Schmeichler ersetzt. Männer von Ehre und Charakter wichen Sklaven, welche Herrschaftsfunktionen wahrnahmen. Angesichts des schwindenden Staatsbewusstseins gewannen die Ausländer immer mehr an Einfluss und Macht. Die aristokratische Gesellschaft wurde proletarisiert, immer höhere Schulden wurden gemacht, denn Geld, nicht Geist, wurde zum Maß aller Dinge. Der Stimmpöbel bekam großzügige Geldgeschenke, der Müßiggang verführte immer mehr Bürger zur Untätigkeit. Tacitus erkannte, dass den tatendurstigen Germanen die Zukunft gehörte, er mahnte vergebens. Das Schicksal Roms sollte unserer schwachen Gesellschaft eine Mahnung sein, allerdings scheint nicht nur Österreich, sondern alle EU–Länder bereits derart dekadent zu sein, so dass es mehr als fraglich erscheint, ob eine Rettung vor einem Untergang, wie einst in Rom, noch möglich ist. Die Individualisierung ist bereits derart hedonistisch geworden, dass in unserem Wohlfahrtsstaat kaum mehr zum Wohle des Staates und des Volkes gehandelt wird. Alex Carrel beschreibt die Konsumdekadenz in seinem Buch „Der Mensch, das unbekannte Wesen“ wie folgt: „Die meisten Zivilisationsmenschen produzieren, sie konsumieren, sie stillen ihre physiologischen Bedürfnisse. Es bereitet ihnen Vergnügen, in großen Mengen sportlichen Schaustellungen beizuwohnen, kindische, vulgäre Filmstücke anzusehen, ohne Anstrengung schnell von einem Ort zum anderen gebracht zu werden und Gegenstände zu betrachten, die sich schnell bewegen. Sie sind verweichlicht, lüstern und gewalttätig. Moralgefühl, Sinn für Ästhetisches und Religiöses geht ihnen ab.“ Es wiederholt sich in nahezu allen Hochkulturen der gleiche Prozess: dem Aufstieg folgt eine Phase der Stagnation und dann geht es dem Untergang entgegen, unaufhaltsam. John B. Priestley zeichnet ein dramatisches Bild:

 

„Der Mensch von heute ist das dümmste Lebewesen, das die Welt je hervorgebracht hat. Er baut gewaltige Städte, voll von Wohnkäfigen, in denen höchstens Tiere leben könnten. Und er nennt dies Zivilisation. Der Mensch ist ein Schwachsinniger mit Intelligenz. Wir verpesten die Luft, dass wir kaum noch atmen können, wir vergiften unsere Lebensmittel, damit wir uns mit neuen und heftigen Krankheiten abplagen können, und wir vergiften sogar den Ackerboden, damit die kommenden Ernten unseren Körper mit Krebs verseuchen. Das Auto ist der Tod städtischer Kultur und sollte verboten werden. Es macht Krach, stinkt und führt zu Frustration und nervösen Spannungen.“

 

Besitz und Luxus führen, wie sich immer wieder zeigte, Menschen und Völker in die geistige Unfreiheit, denn der überlieferte Spruch des Petronius: „Hast du was, dann bist du was; je mehr du hast, um so mehr bist du was“, zeigt die Selbstversklavung des Menschen ganz deutlich. Status, Prestige und andere scheinbare Lebenssinninhalte führen zu innerer Leere und Flucht in Ablenkungen und Süchte. In Österreich sind derzeit 42% der Erwachsenen übergewichtig, 900.000 sind fettleibig! Folgekrankheiten sind Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Schlaganfall, Thrombosen, das Gesundheitssystem droht unter diesen Folgen zusammenzubrechen. Aber das noch viel schlimmere Problem ist, dass auch bereits ganz junge Kinder überfressen sind, die Zahl der Wehruntauglichen explodiert, in den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der jungen Männer mit mehr als 100 Kilo verdoppelt. In den USA schätzt man die Folgekosten von Fettleibigkeit auf 147 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Andere Süchte sind ebenfalls im Vormarsch, erschreckend dabei, das Einstiegsalter wird immer jünger. In Österreich sind etwa 2,5 Millionen Menschen Nikotinsüchtig, etwa 900.000 Österreicher konsumieren Alkohol in gesundheitsschädigendem Ausmaß. Sieben Prozent der Menschen trinken täglich Alkohol, während 72,8 Prozent gelegentlich zu Bier, Wein oder Sekt greifen. Das geht aus der Auswertung von Fragebögen der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) hervor. Jeder zehnte Österreicher erkrankt im Laufe seines Lebens an Alkoholismus, so die Ergebnisse der ÖGAM-Initiative "Der Österreichische Patient". Alle Süchte, wie auch Drogen-, Mager-, Spiel-, Sexsucht sind Anzeichen dafür, dass es in dieser Gesellschaft nicht zum Besten mit den Menschen bestellt ist. Steigende Arbeitslosigkeit, Überschuldung, die Abwertung von Familie, verbunden mit steigenden Scheidungszahlen, immer mehr Singelhaushalte und Problemkinder, sowie die steigende Anzahl von Lesben und Schwulen, lassen darauf schließen, dass wir uns an einem gesellschaftlichen Abgrund bewegen. Fortschritt wirkt sich, laut Maxime Laguerre, negativ auf das sinngebende, gemeinschaftliche Leben aus. Der Mensch sucht nach rascher Befriedigung seiner Wünsche, sind allerdings diese befriedigt, folgt sofort eine neue, maßlosere Forderung. Glück sieht anders aus. Vielleicht erklärt die Fabel vom freien Wolf und vom dressierten Hund, dass die leichte Wunschbefriedigung kein dauerhaftes Glück darstellt. Noch gibt es in unserer verrotteten Gesellschaft Wölfe, welche die Lebensweise der Hunde mit Abscheu betrachten, sie geben Hoffnung, dass uns das Schicksal des alten Rom erspart bleiben möge.

 

 

 

Der Wolf und der Hund
Jean de la Fontaine

 

Ein Wolf, der nichts als Knochen war und Haut,

 

Dank guter Wacht der Schäferhunde,

 

Traf eine Dogge einst, die stark und wohl gebaut,

 

Glänzenden Fells und feist, just jagte in der Runde.

 

„Ha!“, dachte Meister Isegrim,

 

„Die so zum Frühstück, wär nicht schlimm!“

 

Doch stand bevor ein Kampf, ein heißer,

 

Und unser Hofhund hatte Beißer,

 

Gemacht zu harter Gegenwehr.

 

Drum kommt der Wolf ganz freundlich her

 

Und spricht ihn an, so ganz von ungefähr,

 

Bewundernd seines Leibes Fülle.

 

„Die, lieber Herr, ist’s Euer Wille“,

 

Erwiderte der Hund, „blüht Euch so gut wie mir!

 

Verlasst dies wilde Waldrevier;

 

Seht Eure Vettern, ohne Zweifel

 

Nur dürft’ge Schlucker, arme Teufel,

 

Sie lungern hier umher, verhungern, nackt und bloß!

 

Hier füttert keiner Euch, Ihr lebt nur, mit Verlaub,

 

Vom schlechtesten Geschäft, dem Raub.

 

Drum folgt mir, und Euch winkt, glaubt mir, ein besser Los.“

 

„Was“, sprach der Wolf, „hab ich dafür zu leisten?“

 

„Fast nichts!“, so sagt der Hund. „Man überlässt die Jagd

 

Dem Menschen, denen sie behagt,

 

Schmeichelt der Dienerschaft, doch seinem Herrn am meisten.

 

Dafür erhält die nicht verspeisten

 

Tischreste man zum Lohn, oft Bissen leckrer Art,

 

Hühner- und Taubenknöchlein zart,

 

Manch anderer Wohltat zu geschweigen!“

 

Schon träumt der Wolf gerührt vom Glück der Zukunft, und

 

Ein Tränlein will dem Aug entsteigen;

 

Da plötzlich sieht er, dass am Halse kahl der Hund.

 

„Was ist das?“, fragt er. – „Nichts!“ – „Wie? Nichts?“ – „Hat nichts zu sagen!“

 

„Und doch?“ – „Es drückt wohl das Halsband hier mich wund,

 

Woran die Kette hängt, die wir mitunter tragen.“

 

„Die Kette?“, fragt der Wolf. „ Also bist du nicht frei?“

 

„Nicht immer; doch was ist daran gelegen?“

 

„So viel, dass ich dein Glück, all deine Schwelgerei

 

Verachte! Bötest du meinetwegen

 

Um den Preis mir ’nen Schatz, sieh, ich verschmäht ihn doch!“

 

Sprach’s, lief zum Wald zurück flugs und – läuft heute noch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7. Religiöses -  Die Erlösung allen Leidens im Jenseits. Anfang und Ende sind bei Gott

 

Warum sollte sich Gott für Religion interessieren?

 

 

 

„Mensch, erkenne dich selbst und du erkennst Gott“
Worte über dem Eingang des Pallas Athene-Tempels in Delphi

 

 

 

Ein reicher Mann im Osten besaß einen Ring, der die geheimnisvolle Auswirkung hatte, „vor Gott und Menschen angenehm zu machen, wer ihn mit Zuversicht trug“. Er hatte drei Söhne und vererbte jedem von ihnen einen Ring, der dem echten völlig gleich war, so dass keiner der Söhne wusste, wer den echten Ring besaß. Alle drei wurden von einem weisen Richter schließlich belehrt, jeder sollte so handeln, als wäre der echte Ring sein eigen: „Es eifre jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach!“ Gotthold Ephraim Lessing will mit seiner Ringparabel ausdrücken, dass alle drei Wüsten- oder Offenbarungsreligionen, der Islam, das Judentum und das Christentum, den gleichen Stellenwert für ihre Gläubigen haben. Niemand weiß, welcher Glaube der richtige ist, glauben heißt bekanntlich nicht wissen. Alleine in Indien werden Millionen Götter verehrt, jede Familie hat eigene Gottheiten, von den Dämonen, Geistern und guten oder bösen Ahnen ganz zu schweigen. Im Christentum ist der Himmel von der Dreifaltigkeit, der Mutter Gottes, den Heiligen und Seligen sowie diversen Engel bevölkert. Seit es Menschen gibt, wurden nach ihren Vorstellungen Götter erfunden, ihnen wurden Menschen geopfert und die schönsten Tempel errichtet. Wilde Mythen, erzählt in diversen heiligen Büchern, welche unerklärbaren Naturphänomene überirdischer Willkür menschengleicher Gottheiten zugeschrieben werden, gibt es in allen Kulturkreisen. Bunt ist das griechische und römische Pantheon, Götter kämpfen gegen Götter und Menschen, Götter mischen sich in das Schicksal der Sterblichen überall ein und zeigen menschliche Gefühle. Besonders wild mordeten Menschen im Namen Gottes. Ganze Kontinente wurden durch Gotteskrieger entvölkert so etwa im dreißigjährigen Krieg, la Katholiken auf Protestanten trafen. Aufklärung und Humanismus brachten dem Okzident endlich die Trennung von Staat und Kirche, der Orient jedoch hat noch immer keine, durch menschliche Vernunft herbeigeführte, Säkularisierung erfahren und strebt weiterhin mit seiner Religionsideologie, dem Islam, nach der Weltherrschaft im Namen Allahs. In den kapitalistischen Staaten stellen gerade in unsicheren Zeiten immer mehr Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens. Sekten und Esoterik springen diesen verunsicherten und entwurzelten Menschen bei und so entstand ein religiös verbrämter Millionenmarkt mit zum Teil skurrilen Heilsversprechungen. Die Frage welcher Glaube den richtigen Weg ins Jenseits weist, wird wohl für jeden Gläubigen erst nach seinem Tod beantwortet werden können, denn aus dem Totenreich ist noch niemand zurückgekehrt, der berichten konnte, was dort auf die Menschen wartet. Nur Orpheus konnte einst der Unterwelt entweichen, auf der Suche nach seiner geliebten Eurydike, aber auch diese Expedition in den Hades ging nicht gut zu Ende. Gestritten, gemordet und erobert wird weiterhin im Namen Gottes werden, der naturwissenschaftlich nicht existiert, denn der metaphorische oder pantheistische Gott der Physik hat keine Ähnlichkeit mit jenem eingreifendem, wundertätigen, Gedanken lesenden, Sünden vergebendem Gott der Priester, Mullahs oder Rabbiner. Es ist eine Illusion von tausenden Kulturen, in tausenden Jahren mit tausenden unterschiedlichen mythologischen Entstehungsgeschichten, dass das Lebendige von Ausserirdischen gezielt gestaltet wurde. Die darwinistische, natürliche Selektion weist auf keinen Gestalter hin. Aber tiefgläubige Menschen sind keinen naturwissenschaftlichen Argumenten zugänglich, denn ihre Indoktrinierung geht auf die früheste Kindheit zurück. Die Religion der Eltern wird an die Kinder weitergegeben, ohne dass die Religionssozialisation vom geistig abhängigen Nachwuchs kritisch hinterfragt werden können. Albert Einstein dazu: „Ich glaube nicht an Gott. Wenn in mir etwas ist, das man als religiös bezeichnen kann, so ist es die grenzenlose Bewunderung für den Aufbau der Welt, soweit unsere Wissenschaft ihn offenbaren kann.“ Carl Sagan arbeitet exakt heraus, warum Menschen zu einem von ihnen geschaffenen Gott erzitternd aufblicken wollen und nicht unwissend physikalischen Gesetzen gegenüberstehen möchten: „Wenn man mit „Gott“ die Gesamtheit der physikalischen Gesetze meint, die das Universum beherrschen, dann gibt es natürlich Gott. Doch dieser Gott ist emotional unbefriedigend. Es hat keinen Sinn zum Gravitationsgesetz zu beten.“ Die Folge: eine Welt mit tausenden Religionen, mit Hexenverbrennung, Ehrenmorden, ethnischen Säuberungen, wie im jugoslawischen Religionskrieg zwischen orthodoxen Serben, katholischen Kroaten sowie muslimischen Bosniern. Wer es auch nur wagt zu fragen, warum eine bestimmte Religion alleine selig machend ist, verletzt allerdings bereits die Religionsfreiheit. Besonders Muslime sind leicht, und dann weltweit, zu beleidigen. Als harmlose Zeichnungen, die so genannten Mohammed–Karikaturen in der dänischen Zeitung „Jyllands-Post“ erschienen sind, empörten sich ein halbes Jahr später Millionen Muslime. Sie wussten zwar nicht warum sie beleidigt waren, aber Germain Geer kannte ihre Motive: „Was diese Leute am liebsten mögen und am besten können, ist das Inferno.“ In Großbritannien trug der aufgebrachte muslimische Mob Transparente mit ernst gemeinten Ankündigungen: „Schlachtet die, die den Islam beleidigen“, „Europa, du wirst bezahlen“, „Enthauptet alle, die sagen der Islam sei eine gewalttätige Religion“. Nach dem irischen Religionskrieg Protestanten gegen Katholiken, scheint eine gewaltsame europaweite Konfrontation mit dem Islam immer wahrscheinlicher zu werden. Schnell wird Religion zum Vorwand einer göttlichen Vorsehung, wenn es um die Erreichung von irdischer Macht und Herrschaft geht. Alle persönlichen Gefühle werden einer unbewiesenen Fiktion geopfert, welche in Koranschulen bereits Kleinkindern eingeprügelt werden. Nur so ist folgende Feststellung des „gemäßigten“ Moslems Sir Iqbal Sacranie, der übrigens auch zu Salman Rushdies Todesurteil meinte, dass der Tod noch zu milde für ihn sei, erklärbar: „Die Person des Propheten, Friede sei mit ihm, wird in der muslimischen Welt so tief verehrt, mit einer Liebe und Zuneigung, die man nicht in Worte fassen kann. Sie geht über die Liebe zu den Eltern, den Angehörigen, den Kindern hinaus.“ Sogar das eigene Leben wird geopfert, so tief dringt die Indoktrination ein, denn im Paradies erwarten den Märtyrer Paradies und 72 Jungfrauen“ – hat schon einmal einer dieser verblendeten Gotteskrieger  an diese armen Mädchen gedacht? Aber die nichtbeweisbare Hypothese eines Gottes, ob einer polytheistischen oder monotheistischen Religion, entschuldigt den Bruch aller Gebote, wenn es zur Ehre irgendeiner Gottheit getan wird, Massenmord inklusive. Gottesbeweise, aber auch Gegenbeweise sind ebenfalls eine reine fiktive Glaubensauslegung, füllen aber ganze, eigentlich inhaltsleere, Bibliotheken. Thomas Jefferson meinte deshalb folgerichtig, dass „eine Professur für Theologie in unseren Instituten keinen Platz haben sollte“. Was also soll der sterbliche Mensch tun, wenn er gerne auch nach seinem Tode weiterleben möchte? Der französische Mathematiker Blair Pascal empfiehl an Gott zu glauben, denn seine berühmte Wette besagt, dass: „so unwahrscheinlich es auch sein mag, dass Gott existiert, so groß ist die Asymmetrie in Hinblick auf die Strafe, wenn man das Falsche vermutet hat. Man sollte lieber an Gott glauben, denn wenn man recht hat, wird einem die ewige Gnade zuteil, und wenn man unrecht hat, ist es ohnehin egal.“ Aber, an welchen Gott glauben, denn bringt nicht die unübersehbare Anzahl der Götter wieder Pascals ganze Logik zum Einsturz? Der Naturwissenschaftler Richard Dawkins, ein überzeugter Atheist, begründet seinen Unglauben mit der Magie der großen Zahl an Möglichkeiten. „In unserer Galaxis gibt es nach Schätzung zwischen einer Milliarde und 30 Milliarden Planeten, und das Universum enthält 100 Milliarden Galaxien“, aber Millionen Galaxien sind Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Raum und Zeit sind unfassbar, unendlich, wo bitte wäre denn in dieser Unendlichkeit Gott und warum sollte er ausgerechnet in der Wüste vor 2000 Jahren auf dem winzigen Planeten Erde  seine doch eher inneffizienten Offenbarungen deponiert haben? Unsere völlig unbedeutende Erde entstand vor 13 Milliarden Jahren mit dem Urknall, Arten entstanden und verschwanden, ganz nach dem darwinistischen Modell vom Überleben der Starken, ohne göttlichen Einfluss und ohne Spur von Adam und Eva. Wie lange es noch Menschen auf unserem Planeten geben wird, ist ebenfalls absehbar, nicht mehr sehr lange! Eine der größten Herausforderungen für den menschlichen Geist ist es daher zu begreifen, dass laut Evolutionstheorie keine gezielte göttliche Gestaltung nachweisbar ist, sondern die natürliche Selektion Ursache des Entwicklungsprozesses auf Erden darstellt. Trotzdem wird es weiterhin Religionen und Sekten unterschiedlichster philosophischer Richtungen geben, denn der Glaube spendet Trost, vermittelt Geborgenheit in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter und befriedigt einfach unser Bestreben zu verstehen, warum wir existieren. Allen Religionen gelingt somit die Befriedigung des rational unerklärbaren Wunsches, nach dem Sinn des menschlichen Daseins. Cathy Ladman fasst das einfach und verständlich zusammen: „Alle Religionen sind gleich: Religion, das sind vor allem Schuldgefühle mit unterschiedlichen Feiertagen“.

 

 

 

7.1. Gottessuche

 

 

 

Estragon: „Komm, wir gehen!“

 

Wladimir: „Wir können nicht.“

 

Estragon: „Warum nicht?“

 

Wladimir: „Wir warten auf Godot.“

 

Estragon: „Ach ja.“  (Samuel Becket, 1949: Warten auf Godot)

 

 

 

Der Mensch versucht immer Grenzen zu überschreiten. Diese Suche bringt ihn unweigerlich zur letzen Grenze, den Übergang vom Leben zum Tode. Was kommt im Jenseits auf die arme Seele zu, muss sie Rechenschaft über die auf Erden begangenen guten und bösen Taten vor einem höheren Wesen - Gott, Zeus, Allah, Jesus oder wie immer – ablegen? Diese allerletzte Frage wurde immer und überall gestellt und unterschiedlichst beantwortet. Gerade heute, in einer Zeit, wo für viele Menschen der Sinn des irdischen Lebens nicht sichtbar ist, sucht der Sinnsuchende spirituelle Antworten nach jenseitigen Erfüllungen. Esoterik und Sekten verführen speziell junge Menschen mit scheinbar einfachen Erklärungen, aber auch die missionierenden Weltreligionen versprechen die Alleinseligmachende Erlösung im Paradies, wenn es sein muss auch mit Krieg und Gewalt. Aber nicht immer steht der erlösende-religiöse Glaube dahinter. Sekten bereichern sich auf Kosten ihrer Opfer und radikale, gewaltbereite Prediger ihres scheinbar einzig wahren Glaubens, missbrauchen die Gutgläubigkeit ihrer Jünger für subtile irdische Machtgelüste. Die Wege zu Gott sind nicht einfach zu finden und so mancher geht bei seiner Suche unweigerlich in die Irre, denn das Jenseits ist eine Einbahnstrasse, ohne Rückkehrmöglichkeit.

 

 

 

Die Wege zu Gott (23/04)

 

Kontemplatives Pilgern oder mörderischer Hadsch

 

 

 

Unser christliches Abendland lebt! Mächtig war die Botschaft der Mariazellpilger, welche in der Tradition des Wanderpredigers Jesu und seiner missionierenden Apostel mitgekommen waren, um vor aller Welt die Kraft des christlichen Glaubens zu demonstrieren. Selbstverständlich hat Europa christliche Wurzeln und unsere humanistischen Werte können auch durch eine Invasion von Antichristen aus dem Osten nicht so rasch vernichtet werden. Über ganz Europa sind christliche Kirchen, Klöster u. heilige Orte für Menschen aller Glaubensbekenntnisse frei zugängig und jeder Gläubige oder Tourist kann problemlos Kunstschätze und sakrale Bauwerke besichtigen oder pilgernd besuchen. Touristen fahren in Bussen und sind ein Wirtschaftsfaktor.

 

Der echte Pilger jedoch kommt zu Fuß. Er bewegt sich auf alten Routen aus eigener Körperkraft seinem Ziel entgegen, nutzt Schuhe ab und ist an seiner Kleidung, dem Pilgerstab, der Trinkflasche und dem wichtigsten Pilgersymbol - der Jakobsmuschel - als Wallfahrer („wallen“ für wandern) leicht zu erkennen. Wie bereits vor tausend Jahren ist der Pilger („peregrinus“)  ein Fremder, ein  Vagabund („vagare“), ein suchender Wanderer. Die langen Anmarschwege zum jeweiligen Heiligtum ermöglichen dem Pilger sich für neue Gedanken zu öffnen, sein bisheriges Leben zu überdenken, sich selbst zu finden. Der gläubige Pilger zieht von Ort zu Ort, er kommt als Gast in die Herberge, findet Gleichgesinnte für horizonterweiternde Gespräche und besinnliche, meditative Stunden. Im Mittelalter waren viele Studenten, Händler, Pilger aber  auch Gauner unterwegs. Deshalb wurde dieses fahrende Volk auch „Pilcher“ oder wienerisch „Pülcher“ genannt. Ein eigenes Gesetz „Lex peregrinorum“ diente zur strafrechtlichen Verfolgung von Ganoven, welche sich als Pilger tarnten. Der bekannte Wiener Soziologe Roland Girtler berichtet darüber in seinem lesenswerten Buch „Die Lust des Vagabundierens“.

 

Keinesfalls so tolerant und individuell gestaltbar ist die Pflichtwallfahrt für Moslems nach Mekka. Im Jahre 622 floh Muhammad, der Prophet, von Mekka nach Medina. Es ist dies der Beginn der islamischen Zeitrechnung und der gläubige Moslem muss einmal im Leben eine „Hadsch“ genannte Reise nach Mekka antreten. Diese Pilgerfahrt ist eine der fünf  muslimischen Grundpflichten - neben dem Glaubenszeugnis, den fünf täglichen rituellen Pflichtgebeten, dem Fasten im Monat Ramadan und der  Pflichtabgabe. Millionen Islamiten werden mit Flugzeugen und Bussen nach Saudi Arabien transportiert, um dort in einer gigantischen Massenwallfahrt Mekka pflichtgemäß zu besuchen.

 

Es sterben bei dieser Pilgerreise auch fast jährlich Hunderte Gläubige. Der ganze Ablauf ist rituell genau vorgegeben, und die Mohammedaner werden dabei durch massenpsychologische Vorgänge selbstverständlich in ihrer religiösen Überzeugung gefestigt. Sollte ein „Ungläubiger“ an dieser Massenpilgerfahrt teilnehmen, droht ihm die Todesstrafe! Die Saudische Gesellschaft ist überhaupt radikal eingeengt. Es wird auch in Zukunft keine Trennung von Staat und Religion geben, denn Saudi Arabien ist ein totaler Überwachungsstaat im Namen des Islam! Und diese Zustände sollen, nach Vorstellung der Islamisten, auch unser christliches Weltbild in Europa ersetzen.

 

Dazu kann man nur den großen Soziologen Georg Simmel zitieren: „Nicht der Fremde ist gefährlich, der heute kommt und morgen geht, sondern der, der heute kommt und morgen bleibt!“. Wie gefährlich für Christen eingewanderte Muslime sein könnten, zeigt eine Studie der Bielefelder Universität aus dem Jahre 1997: “Desintegration und islamischer Fundamentalismus“. Eine Befragung unter türkischen Jugendlichen ergab, dass die Aussage: „Gewalt ist gerechtfertigt, wenn es um die Durchsetzung des islamischen Glaubens geht“ bei 28,5 Prozent der türkischen Jugendlichen Zustimmung fand. Und die Kampfansage: „Wenn jemand gegen den Islam kämpft, muss man ihn  töten“ rund 23 Prozent Befürworter fand!

 

Einseitige Toleranz und Dialogbereitschaft kann solche kulturspezifischen Auffassungsunterschiede nicht lösen.

 

Die Traditionspflege des christlichen Pilgerns jedoch demonstriert die Bereitschaft, traditionelle, auch christliche Werte weiterhin als Grundlage eines gemeinsamen Europa zu bewahren.

 

 

Im Garten der Madonna (48/04)

 

Agion Oros: Reise zum Heiligen Berg Athos

 

„Verlaß die Welt und komm zu uns – sagten die Mönche – bei uns findest du dein Glück“, so begann Jakob Philipp Fallmerayer Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Reiseerzählung über den Heiligen Berg Athos. Und diesem Ruf folgen heute wieder vermehrt auch sehr viele junge Mönche. Die zwanzig Klöster, Mönchsdörfer und Einsiedeleien leben in erstarkter Spiritualität auf. 963 n. Chr. wurde das erste Kloster, die Große Lavra, gegründet und die Priestergemeinschaft wuchs auf bis zu 40.000 Mönche an, heute leben ca. 2200 Personen in der Mönchsrepublik. Für den nicht orthodoxen Besucher ist es hingegen nicht leicht in die Mönchsrepublik im Norden Griechenlands einzureisen. Täglich dürfen nur neun männliche Besucher anderer Glaubensangehörigkeit, mit dem Schiff von Uranopolis kommend, zum Hafen Daphni fahren, um das einzigartige Abenteuer Athos zu Fuß, mit Rucksack ausgerüstet, maximal 4 Tage lang zu erleben. Bereits ein Jahr vorher ist es ratsam sich eine Einreisegenehmigung zu sichern und dann muss in Saloniki der Athospass, das Diamonitiron, gelöst werden. Damit genießt man als Gast die Möglichkeit in den Klöstern zu nächtigen und am kargen Mahl der Mönche Teil zu haben. Die langen Reisevorbereitungen ermöglichen es dem Pilger und interessierten Reisenden Abstand von der Erlebnisgesellschaft zu gewinnen und einzutauchen in eine Welt der Askese und totaler Frömmigkeit. Und es ist eine andere Welt. Wer keine Events und Animateure braucht wird hier für kurze Zeit zu sich selbst finden können. Auch die Uhren gehen auf dem Berg Athos anders. 12 Stunden Nacht und 12 Stunden Tag, immer ungleiche Stunden, da die Basis der Zeitberechnung der tägliche Sonnenuntergang und Sonnenaufgang ist. Bei Anbruch der Dunkelheit wird die Klosterpforte geschlossen. Der Gast muss rechtzeitig kommen. Nach dem gemeinsamen Mahl kann er an den langen meditativen Gebeten in den prachtvollen Kirchen teilnehmen, denn in der Nacht kämpfen die Athosmönche mit den Waffen des Glaubens gegen die Dämonen. Durch Liturgie und Ikonenverehrung wird der Mensch mit all seinen Sinnen eins mit der Gemeinschaft, die Mönche kennen weder Herr noch Knecht. Sehr wohl distanzieren sich die orthodoxen Mönche von Andersgläubigen, speziell im Rebellenkloster Esfighmenou. Dort kann man auf einem großen Transparent lesen „Lieber tot als nicht orthodox“. Diese Distanzierung zur Westkirche ist auch nicht ganz unbegründet. Nach der Kirchenspaltung am 16. Juli 1054 durch Papst Leo IX in Ost (Byzanz) und West (Rom) vernichteten die Christlichen Kreuzritter des 4. Kreuzzuges 1204 aus rein materiellen Motiven Byzanz. Vor 800 Jahren begann also der Untergang des Abendlandes. Die orthodoxen Christen von Byzanz erholten sich von diesem Bruderkrieg nie mehr und wurden 1453 eine Beute der eroberungslüsternen Osmanen. Die kulturellen Bruchlinien zwischen römischen Katholiken, orthodoxen Christen und Muselmanen waren damit gezogen. Dabei könnten sich doch alle Angehörigen der verschiedensten Religionen  über die Vergänglichkeit unseres irdischen Daseins ein Beispiel an den Athosmönchen nehmen. Stirbt ein Mönch, wird es drei Jahre sarglos unter der Erde begraben, dann wieder ausgegraben, die Gebeine mit Wein gewaschen und er ruht mit seinen verstobenen Mitbrüdern anonym im Klosterkarner. Die würdevollen, bärtigen Patres zeigen dem Pilger gerne ihre Kunstschätze. So gibt es „Wunder-Ikonen“, wie die Madonna mit den drei Händen im Serbenkloster Chilandar. Zum Glück blieben die wertvollen, unersetzlichen Gemälde vom großen Feuerinferno im Jahre 2003 verschont. Bedeutende Fresken findet man auch im Protaton-Kloster des Hauptortes Kariä. Besonders interessant sind die Paradiesleitern und Himmelsstiegen, die „Klimax“. Sie zeigen den schwierigen Weg ins Paradies. Überall lauern Höllendrachen, welche den Himmelswanderer bedrohen und in die teuflischen Abgründe reißen, wo furchterregende Dämonen den Sünder empfangen. Die Orthodoxie versucht, wie jede andere Religion, ihre Gebote durch Drohung mit Verdammnis bei sündigem Leben durchzusetzen. Der Unterschied zwischen Rom und Byzanz lässt sich theologisch vereinfacht in einen Streit der Gotteserkenntnis erklären. Die Westkirche (kataphatisch) meint bejahend, dass durch die Menschwerdung Christi und durch die Offenbarungen Rückschlüsse auf die Wesenheit Gottes gezogen werden können. Die Ostkirche (apophatisch) hingegen verneint, der Mensch als Geschaffener, kann Gott nicht erkennen. Gott ist unerforschlich. Der Athosmönch selbst ist bescheidener, er will nur die irdische Welt überwinden, um Frieden und Freiheit für sich selbst zu finden. Wenn die Stundentrommel, das Simandron, ruft, eilt er zum gemeinschaftlichen Gebet. Der Heilige Berg Athos, der Garten Mariens, übt in seiner Mystik eine ganz starke spirituelle Wirkung auf den Pilger aus. Die Wanderungen von Kloster zu Kloster, die Begrüßung an der Klosterpforte durch den Gastmönch mit erfrischenden Getränken und Süßigkeiten, die Intensität der Gebete und Gottesdienste, die Betrachtung üppiger Kunstschätze lassen die Hektik des Alttags allmählich verblassen und Ruhe und Gelassenheit einkehren. Es bleibt die Sehnsucht der Wiederkehr, um der weltmüden Seele erneut in der Einsamkeit Entlastung auf Zeit zu gewähren.

 

Endkampf im Jenseits (12/06)

 

Bei Armageddon sehen wir uns wieder

 

 

 

Meine Nachbarn sind äußerst liebenswürdige, nette und friedliche Mitbürger. Nie würden sie mir aggressiv begegnen. Wir grüßen einander höflich, aber seit sie erkannt haben, daß sie mich nicht missionieren können, bleibt es beim formellen Austausch von Höflichkeiten. Sie verkehren nur mit Gleichgesinnten, deshalb ist ihr Zusammenhalt untereinander auch so stark. Sie sind Zeugen Jehovas und sie praktizieren ihren Glauben im Diesseits so, daß ich mich nicht belästigt oder bedroht fühle. Kein akustischer Raummarkierungsruf von einem phallischen Minarett läßt mich erschaudern, kein junger, hormongeladener Gotteskrieger droht mit Selbstsprengung in meinem Garten, um endlich im Paradies von zweiundziebzig Huris verwöhnt zu werden. Es ist ruhig und friedlich in meiner ländlichen Welt.

 

Trotzdem sind meine Nachbarn eigentlich meine Feinde, nicht hier und heute, aber bei Armageddon sehen wir uns wieder! Und dort soll es gar nicht so friedlich zugehen, denn „Har-Magedon“ ist der Name des Schauplatzes der letzten Entscheidungsschlacht der Könige der Erde gegen Gott in der Bibel, furchteinflössend erzählt im Buch der Offenbarung des Johannes 16,16.

 

Mein Schicksal im Jenseits soll sich also im asiatischen Karmelgebirge, dem klassischen Schlachtfeld Kanaans erfüllen. In dieser unwirtlichen Gegend muß ich gegen die 144.000 Auserwählten und ein Engelheer antreten, aber als listiger Jagdkämpfer gebe ich heute diesen Kampf noch nicht verloren. Die Mitglieder der Wachturmgesellschaft sind im Diesseits nett zu mir, im Jenseits jedoch drohen sie mir mit göttlicher Vernichtung. Es wundert mich jedoch nicht, denn seit es menschliche Horden gibt, wurde auch an überirdische Mächte geglaubt, in deren Namen Krieg geführt und unbeschreibliche Grauslichkeiten begangen wurden und werden. Tausende Götter hat der Mensch nach seinen Vorstellungen geschaffen, um unerklärbare Naturphänomene durch übernatürliche Mächte zu erklären.

 

Die Antworten jedoch waren und sind so unzählbar, wie die Götter und Mythen. Menschen und Götter kommen und gehen, wer kennt heute noch etwa „An“, den Himmelsgott der Sumerer, „Marduk“, den Kriegsgott der Babylonier, wer liest heute noch den „Gesang des Ullikummi“, den Mythenzyklus der Hethiter? Selbst unsere Parlamentarier dürften die griechische Weisheitsgöttin Pallas Athene nur vom Hörensagen kennen.

 

Glaube und Religion sind Systeme von Vorstellungen über die Existenz von Gegebenheiten jenseits des sinnlich Erfahrbaren. Als Soziologe muß ich hier Max Webers Aussage aus dem Jahre 1895 zitieren: „Die alten Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf.“

 

Heute sind wir mitten in diesem religiösen Totalitarismuskampf, der die Aufhebung der Trennung von Kirche und Staat anstrebt und somit eine Sakralisierung des politischen Lebens zum Ziele hat.

 

Der Islam, vom Nobelpreisträger Elias Canetti als „Kriegsreligion“ bezeichnet, wird instrumentalisiert, um Raum für fremde Völker zu schaffen. Sie dringen bei uns zuerst friedlich ein, um bei der erstbesten banalen Gelegenheit ihre militanten Ansprüche anzumelden. „Toleranzkonferenzen“ von abgehoben agierenden Politikern bringen keine Lösung, die elitäre Metaebene hat längst den Anschluß zu den Volkmassen verloren. Religion, so meint Ludwig Feuerbach, ist „ein Traum des Menschengeistes“. „Gott, Himmel, Seligkeit sind durch die Macht der Phantasie realisierte Herzenswünsche. Was der Mensch Gott nenne, sei das Wesen des Menschen selbst: Homo Homini Deus est!“ (Der Mensch soll dem Menschen Gott sein). Goethe läßt seinen Faust daran verzweifeln, daß der beschworene, überirdische Geist dem nach Erkenntnis strebenden Menschen die resignierende Antwort gibt: „Du gleichst dem Geist, den Du begreifst, nicht mir“.

 

Gerade die letzten Erfahrungen mit den Islamisten zeigen, daß hier die Projektionstheorie anwendbar ist: Gott ist nur die Summe aller Wünsche jedes Menschen, die dieser aber nicht als Wünsche anerkennt, sondern in einem außenstehenden Gott charakterisiert. Dieser Gott wird benutzt, um den Mitmenschen eine Macht überzuordnen und mit dessen Autorität Gesetze zu erlassen, die von allen Mitgliedern der Gesellschaft eingehalten werden müssen.

 

Mir sind meine Nachbarn sehr angenehm, auch wenn ich in „Har-Magedon“ einst gegen sie antreten muß. Gott möge mich jedoch davor beschützen, mit militanten Islamisten in der U-Bahn konfrontiert zu werden, denn Toleranz im Diesseits kann ich dort nicht erwarten. Immerhin gibt es noch die Möglichkeit der Pascalschen Wette, welche erst im Jenseits aufgelöst werden kann. Die Wette basiert auf der Annahme, dass ein Gott, sofern er existieren würde, diejenigen belohnt, die an ihn glauben, und diejenigen bestraft, die nicht an ihn glauben.

 

Möge jeder für sich seine Wette abschließen und im Diesseits seine Mitwetter in Ruhe lassen, Belohnung oder Bestrafung erfolgt erst im Jenseits.

 

 

 

Der Fromme spricht  (Friedrich Nietsche, Die fröhliche Wissenschaft)

 

„Gott liebt uns, weil er uns erschuf!-

 

Der Mensch schuf Gott – sagt darauf ihr Feinen.

 

Und soll nicht lieben, was er schuf?

 

Solls gar, weil er es schuf, verneinen?

 

Das hinkt, das trägt des Teufels Huf.“

 

 

 

Religion oder Ideologie? (06/08)

 

Die Verführung namens Scientology: Wie man mit einer „Religionsgründung“ Geld scheffelt

 

 

 

Der Gründer der reichen und politisch einflußreichen Sekte „Scientology“, Lafayette Ronald Hubbard, soll einige Jahre vor ihrer Entstehung gesagt haben, die beste Art, Geld zu verdienen, sei eine Religionsgründung.

 

Hubbard, ein ehemaliger Science-Fiction-Autor, verwirklichte seine Geschäftsidee 1953. Als Ideologie lehnte er sich an seine Romanvisionen an und behauptete, daß menschliche Körper Milliarden Jahre alte intergalaktische Geschöpfe seien, so genannte Theta-Wesen oder Thetaner. Obwohl diese Urkörper sehr stark seien, stünden sie doch negativ unter dem Einfluß von Engrammen, die von fernen interstellaren Kriegen herrühren können, wie von rivalisierenden Thetanern. Solche Schwächen, Engramm-Implantationen genannt, führten geistig und körperlich zu Krankheiten und Behinderungen. Aber – welch großes Glück – die Scientology-Missionare stellten mit Hilfe von „Hubbard-Elektopsychomesser“ den Grad der Besessenheit fest, und mittels „Auditing“, einer Mischung aus Beichte und Psychotherapie, könne eine Neutralisierung dieses Milliarden Jahre alten Krankheitsbildes erreicht werden. Sobald ein Opfer diese schwachsinnigen Diagnosen glaubt, kann es, um teures Geld, mittels Seminare eine stufenweise Anhebung seines Persönlichkeitszustandes erreichen. Neben solchen Praktiken der Gehirnwäsche muß der Läuterungswillige auch Geld für das „Dianetik-Buch“ und den berüchtigten „Hubbard-E-Messer“ aufbringen.

 

Sitz der „Mutterkirche“ ist seit 1954 in Los Angeles, die „Church of Scientology“, und weltweit werden, gegen Zahlung, in Form von Franchisesystemen, Lizenzen für weitere Sekten-Zentren verkauft. Diese Kultorganisation liegt überall, wo sie auftritt, mit der Justiz im Streit, entweder liegen Steuerprobleme vor oder Gerichtsverfahren wegen Gegendarstellungen zu behaupteten Menschenrechtsverletzungen. Scientology zeichnet sich als jene Sekte aus, welche die Gerichte am meisten beschäftigt.

 

Derzeit im „öffentlichen Diskurs“ Tom Cruise als Scientology-Prediger. Es kursieren zwei Videos des Schauspielers im Netz, die es in sich haben. Tom Cruise ist auf den Videos während seiner Rede zu sehen. Blinder Fanatismus oder  nur harmlose Worte?

 

Eine riesige Medaille hängt um seinen Hals. Die Friedensmedaille für Mut, die ihm Augenblicke zuvor verliehen wurde. Er blickt starr und energisch ins Publikum. Seine Arme stützen sich breit auf das Rednerpult, das einem Altar gleicht. Neben ihm steht der oberste Führer der Scientologen, David Miscavige, und grinst siegessicher. Tom Cruise wirkt gespannt, seine Hände klopfen bedächtig, aber unaufhörlich auf das Pult. Immer wieder appelliert er an die Zuhörer, sich auf ihre Taten zu besinnen. „Leute, das ist unsere Zeit“, ruft er seinen Anhängern zu, „eine Zeit, an die wir uns alle erinnern werden.“ „Wart Ihr dabei? Was habt Ihr getan?“, fragt Cruise weiter. Stille. „Ich bin sicher, Ihr wisst, ich bin da für Euch. Ich kümmere mich sehr, sehr, sehr um Euch.“ Der Messias einer fragwürdigen Sekte, die sich selbst als „Herrn über den Geist“ bezeichnet und eigentlich „nur“ helfen will. Beklemmender Höhepunkt der Rede ist die Frage des Schauspielers, die er eindringlicher nicht hätte formulieren können: „Sollen wir die Welt säubern?“ Das Publikum springt auf, kreischt, brüllt einhellig „Jaaaaa!“ Cruise blickt triumphierend zu Miscavige. Der Applaus wird frenetischer, wie ein blinder Mob erhebt sich nun die Masse und feiert Cruise für seine Erweckungsrede. Dieser wendet sich zum übergroßen Portrait von Sektengründer Ron L. Hubbard, hebt die Hand zu einem militärischen Gruß und salutiert. Ein Kurzresüme dieses suggestiven Auftritts: „Tom Cruise tritt auf wie Goebbels“, bewertet der TV-Historiker Guido Knopp, Chef der Redaktion Zeitgeschichte des ZDF, das Video gegenüber „Bild am Sonntag“. Knopp vergleicht die Frage nach der Weltsäuberung mit der berüchtigten Sportpalast-Rede von Hitlers Reichspropagandaminister. Die Frage steht im Raum: Ist Tom Cruise nur ein Star, der sich in einer von vielen Glaubensgemeinschaften lächerlich macht oder sind Cruise und Scientology fanatische Verschwörungstheoretiker, die sich als „bessere Rasse“ von Mensch begreifen? Eine Frage, die selbst „offizielle“ Stellen zu beantworten suchen. Schon seit 1997 wird die Scientology-Sekte in Deutschland aufgrund eines Beschlusses der Innenministerkonferenz durch den Verfassungsschutz beobachtet, da mit aggressiven Mitteln Menschen getäuscht würden, denn Scientology sei ein religiös verbrämter Wirtschaftskonzern mit totalitärem Machtanspruch.

 

Nach außen wirbt die Organisation mit Heilsversprechen und Lebenshilfe. Intern jedoch benutzt sie Psychotechniken, um den Einzelnen emotional abhängig zu machen. Mitglieder müssen sich einem rigiden Kontroll- und Strafsystem beugen, „Wissensberichte“ über andere Scientologen abliefern. Ethik-Offiziere und der eigene Geheimdienst OSA überwachen die Einhaltung der Regeln. Kritiker gelten als „geisteskrank“, der Ausstieg aus der Organisation als „Schwerverbrechen“ – in der Scientology-Logik das schlimmste aller Vergehen.  Scientology wird wie ein gewinnorientiertes Unternehmen geführt. Entscheidungen des derzeitigen Vorsitzenden David Miscavige sind bindend.

 

Das „World Institute of Scientology Enterprises“ (WISE) verkauft als Verband scientologischer Unternehmen Kommunikations- und Managementkurse. Die Organisation gibt sich auch ein soziales Gesicht: „NARCONON“ kümmert sich um Drogenabhängige, „Applied Scholastics“ um den Nachwuchs, nämlich lernschwache Schüler. Die Missionare nennen sich „Geistliche“ und rekrutieren „rohes Fleisch“, wie sie sagen, auf der Straße. Scientology-Anhänger werben Mitglieder an Infoständen, im Freundes- oder Familienkreis. Interessenten überreden sie oft zu einem Persönlichkeitstest, der „Oxford Capacity Analyse“. Diese stammt jedoch nicht von der britischen Universität, sondern von L. Ron Hubbard.

 

Aus den Antworten der Aspiranten werden die ersten Seiten einer Psycho-Biographie formuliert, danach wird ein Kommunikationskurs empfohlen – der Einstieg in das nach oben offene und teure Scientology-Training. Nach scientologischer Vorstellung speichert der Mensch alle schmerzhaften Erfahrungen als „Engramme“ ab. Diese seien auch für soziales Fehlverhalten, Krankheiten und Perversionen wie Homosexualität verantwortlich. Im Laufe der scientologischen „Umprogrammierung“ können die Engramme jedoch angeblich „gelöscht“ werden. Im Status „clear“ („geklärt“), so die Behauptung, sind alle Traumata und Verletzungen beseitigt. Nun könne die Seele allmählich in ihren ursprünglichen, freien Zustand zurückkehren. Gegen Geld müssen sich die Mitglieder regelmäßigen „Auditings“ unterziehen. Sie werden an einen „E-Meter“, eine Art Lügendetektor, angeschlossen und über intime Details ausgefragt. Das bayerische Innenministerium warnt, daß sich bei manchen Kandidaten ein „suchtähnliches Verlangen nach weiteren Kursen“ entwickelt.

 

Um Heilsversprechen zu verkaufen, bedient sich Scientology der christlichen Kreuzsymbolik und phantastischer Elemente: Wer der Lehre folge, könne lernen, Materie, Energie, Raum und Zeit („MEST“) zu beherrschen. Wer diesen Level erreicht, hat laut bayerischem Innenministerium möglicherweise mehrere Hunderttausend Euro an Scientology bezahlt. Die Fabrikation der Mensch-Maschine im kybernetischen Lernlabor, diese Form der menschenverachtenden Manipulation, thematisierte auch Ursula Caberta in ihrer kritischen Untersuchung „Schwarzbuch Scientology“ und sie stellt fest, daß diese Sekte mit Religion absolut nichts zu tun hat. Wie naiv muß man sein, so fragt man sich verwundert, um für die im Detail haarsträubende, „menschenverachtende Psycho-Ideologie“ (Günter Beckstein) allen Ernstes „Religionsfreiheit“ zu fordern? Ursula Caberta: Scientology ist keine Sekte. Der Sektenbegriff impliziert ja etwas Religiöses – und Scientology hat nichts Religiöses an sich. Scientology ist eine politische Organisation mit politischer Ideologie und einer subtilen Vorgehensweise, um ihre Ideen in der Gesellschaft zu etablieren – und diese letztlich zum gesellschaftlichen Meinungsbild zu erheben. Wie ist es möglich, daß trotzdem hunderttausende Menschen diesen Sekten-Rattenfängern in die Falle gehen?

 

Es ist das Sinnvakuum unserer gottlosen Gesellschaft, die Menschen glauben läßt, selbst gottähnliche, Milliarden Jahre alte Urmaterie zu sein. Es fehlt an Vorbildern, an patriotischer Gesinnung, und die gewachsene christliche Tradition des Abendlandes ist brüchig geworden. Das hilflose politische Establishment bietet keine Lösungen an, im Gegenteil – an unseren gewachsenen Werten und Normen wird munter weitergesägt, sehr zum Gefallen solcher Sekten und anderer Nutznießer des angestrebten multikulturellen, austauschbaren Einheitsbreis.

 

Oder wie schon der nach Erkenntnis strebende Faust erkennen mußte: „Du gleichst dem Geist, den Du begreifst.“

 

 

 

7.2. Die vielen Gesichter der Religionsideologie Islam

 

 

 

„Auf Dauer ist es unwahrscheinlich, dass man mit islamischen Minderheiten wirklich zusammenleben kann, in einer Gesellschaft, die überwiegend nichtislamisch ist. Der kulturelle Unterschied ist zu groß!“

 

(Helmut Schmidt, ehemaliger Deutscher Bundeskanzler und SPD Vorsitzender im Interview mit dem Wiener Kurier am 1.März 2010)

 

 

 

So stellt sich der Islam selbst vor:

 

„Der Islam ist nach muslimischem Verständnis die wahre Religion Gottes, und alle Propheten seit Adam haben nichts anderes gelehrt, als den Islam. Die Wortwurzel des arabischen Begriffs "Islam" ist die gleiche wie die von Frieden [salam] und Ergebenheit [taslim]. Daher ist folgende Beschreibung ein erster Ansatz zum Verständnis des Islam:

 

Frieden [salam] im Herzen erreicht man nur durch Ergebenheit [taslim] in den Islam (Gottes wahre Religion).

 

Der Islam gilt ausgehend von der Zahl der Muslime als zweitgrößte Religion der Welt. Seine Anhänger werden als Muslime oder auch teilweise als Mohammedaner bezeichnet. Der Islam ist eine absolut monotheistische Religion, die sich deutlich und unmissverständlich vom Polytheismus und auch von der Trinität im Christentum abgrenzt.

 

Wer sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzt, muss selbstverständlich den Koran und alle anderen Grundlagen dieser Wüstenreligion studieren, allerdings klafft zwischen theoretischem „Friedensverständnis“ des Islam und seiner praktischen Ausübung und den Hasspredigten sowie der Rechtssprechung in den moslemisch regierten Sharialändern, eine gewaltige Kluft.

 

Es gibt wesentlich interessantere Religionsphilosophien als den Islam, etwa den Buddhismus, doch da eine Islamisierung Eurabiens droht, ist es notwendig diese Religionsideologie im Detail zu betrachten.

 

Necla Kelek: Himmelsreise – „Der Islam ist Kultur, Politik und Glaube. Der Glaube ist dabei aber so sehr marginalisiert worden, dass man, auch ohne an Allah zu glauben, als Muslim „funktionieren“ kann. Der Islam ist eine Leitkultur mit einer eigenen Wertorientierung, die zu einem anderen als in der deutschen Mehrheitsgesellschaft üblichen Verhalten führt….Man hat auch kein Recht, überhaupt Fragen zu stellen. Kritische Fragen zu stellen bedeutet zu zweifeln. Und Zweifel ist Gotteslästerung. Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan gebrauchte in diesem Sinne in einem Interview die Formel: „Unsere Religion ist ohne Fehler.“ Dass Allah den Moslems alle Schätze der Welt schenkt, auch die hart erarbeiteten Früchte des Abendlandes, beschreibt Kelek im Kapitel – Die Botschaft des Korans:

 

“Alles, was der Mensch hat und was er ist, hat er Gott zu verdanken und nicht eigenem Tun! Der in der arabischen Welt verbreitete Fatalismus und die mangelnde Neugier auf das Diesseits und dessen Erforschung haben in solchen Versen ihr religiöses Fundament.“

 

 

 

7.2.1. Kampf der Kulturen

 

 

 

" Der politische Islam stellt sich in seinem ganzen Wesen als Gegenentwurf zur aufgeklärten Zivilgesellschaft dar. Ohne Säkularisierung wird der Islam fremd in ihr bleiben. Das Beispiel Österreich, wo die Muslime seit 1912 als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, zeigt, dass dies nicht automatisch zu einer gelungenen Integration führt: 45 Prozent der Muslime in Österreich, befand die vormalige Innenministerin Prokop, seien nicht integrationswillig."

 

(Necla  Kelec: „Himmelsreise“, S. 247)

 

 

 

Wir haben uns aufgegeben! (42/06)

 

Über die vorbeugende Kapitulation vor dem nach der Weltherrschaft strebendem Islam

 

 

 

Sol occidens, die untergehende Sonne, macht dem Namen „Okzident“ alle Ehre – der kulturelle Gesamtbereich europäischer Identität geht unter! Der Begriff prägte sich im frühen Mittelalter aus, seit sich – auch aus der Konfrontation und im Austausch mit dem islamischen Orient – Europa als kulturelle und in Ansätzen politische Einheit zu formieren begann. Die Fundamente unseres Abendlandes beruhen auf gewachsenen kulturellen Traditionen und Denksystemen, welche bis in die Antike und das frühe Christentums zurückreichen.

 

Nun unterwirft sich das aufgeklärte und humanistische Europa dem nach der Weltherrschaft strebenden Islam. Alle mühsam erkämpften Freiheitsideale werden in immer kürzer werdenden Abständen geopfert. Es dominiert die unterwürfige Frage, was darf ein Christ, ein Europäer noch tun, damit nicht Millionen Moslems weltweit Tage des Zorns ausrufen? Waren es zuerst harmlose Zeichnungen, dann genügte ein einziger Satz aus einem scholastischen Meisterwerk des Papstes, der die zum chronischen Beleidigtsein neigenden Muslime so erregte, daß Kirchen brannten und Christen getötet wurden. Wäre hier nicht der politisch korrecte Ansatz „Wehret den Anfängen“ anzuwenden, anstatt einen einseitigen Toleranzmonolog zu führen?

 

Der Islam war und ist keine friedfertige Religion. Islamische Geistliche teilten die Welt immer schon in zwei Teile, nämlich in das „Haus des Islam“ und das „Haus des Krieges“. Diese Zweiteilung hängt davon ab, wo der Islam herrscht - in Gestalt der Scharia. Zwischen diesen beiden Teilen der Welt herrscht so lange Krieg, bis das Haus des Krieges nicht mehr existiert und der Islam über die Welt herrscht (Sure 8, 39 und 9, 41).

 

Mit Zorn und Brutalität kompensiert eine von Minderwertigkeitskomplexen erfüllte islamische Weltgemeinschaft ihre kollektiven psychischen Probleme regressiv. Dem Autor dieser Zeilen erklärte vor der internationalen Messe in Damaskus ein Syrer das wirtschaftliche Versagen des Orients. Er bewunderte die ausgestellten westlichen Errungenschaften, wie etwa moderne Autos, elektronische Geräte und alle von intelligenten, abendländischen Wissenschaftlern konstruierte Güter. Dann stellte er die Frage, was denn die Syrer anbieten. Er selbst beantwortete diese Frage: „Die neuesten Modelle unserer Wasserpfeifen!“ Seit 1683 sind die orientalischen Muselmanen wirtschaftlich, politisch, militärisch und kulturell weit hinter den Okzident zurückgefallen. Dieser Rückstand erklärt die Aggression und Gewalt, eine eindeutig Frustrationsreaktion infantilster Art. Diese kollektive Rückentwicklung in eine soziale frühkindliche Phase erzeugt Terror, nämlich den überlegenen Gegner soweit einzuschüchtern, daß er hilflos, zermürbt, handlungs- und reaktionsunfähig wird und widerstandslos die Realisierung der fremden, islamischen Interessen und Herrschaftsansprüche hinnimmt. Diese Anomie wird durch das Auswendiglernen des Korans begünstigt. Unreflektiert wird dieses jahrtausendalte Werk als Erklärung aller Weltereignisse zitiert. Im Jemen konnte der Autor selbst beobachten, wie Imame in einer Koranschule Schüler aller Altersgruppen mit einem Stab schlugen, sobald auch nur eine Silbe einer Sure falsch heruntergebetet wurde. Diese Prügelpädagogikmethode hat zur Folge, daß kein Zweifel an der Gleichmachungslehre aufkommten darf. Das verhindert auch, daß Frustration und Aggression durch Sublimation in andere Ideale, etwa unsere westlichen Kulturwerte, kompensiert werden könnten. Ein besonders tragisches Kapitel spielt dabei die Rolle der Frau in den orientalisch geprägten Sippen. „Frauen sind ein Instrument des Satans“ wird gelehrt und die mutige, türkischstämmige Soziologin Necla Keleg spricht das grausame Schicksal des Sklavendaseins moslemischer Importbräute in ihrem Buch „Himmelsreise“ an: „Fünfzig Prozent ihrer Patientinnen, sagte mir eine türkische Frauenärztin, die in einer deutschen Großstadt praktiziert, „haben Gewalt erlebt“. Körperliche und sexuelle Gewalt auszuüben, so glauben viele Musliminnen, sei ein Recht der Männer. Die Aufklärung und der Schutz dieser Frauen steckt noch in den Anfängen, weil in diesen Gemeinschaften eine „Schweigekultur“ vorherrscht, die nichts nach außen dringen lässt. Eine Frau, die über diese Dinge spricht, bringt sich in Gefahr.

 

Auch bei Missbrauch wird der Mann nicht zur Verantwortung gezogen. Selten erfahren Außenstehende davon, lieber würde sich das Kind das Leben nehmen, als sich jemanden anzuvertrauen. Meist wird ein solcher Missbrauch, so haben mir türkische Ärztinnen berichtet, anal vollzogen, damit die Töchter als „Jungfrauen“ verehelicht werden können. Denn sind sie das nicht mehr, ist der Vater und somit auch die Familie entehrt.“ Selbst wenn ein Mädchen vergewaltigt wird, muß sie ihren Peiniger heiraten, viele dieser gedemütigten und entrechteten Frauen fliehen in den Freitod.

 

Überhaupt ist die Aussage radikaler Moslems „Ihr liebt das Leben, wir den Tod“ kritisch zu hinterfragen. Helden begehen keinen Selbstmord, wohl aber Menschen, welche Aggression gegen sich selbst in Selbstverachtung und Eigenhaß richten. Nach der neopsychoanalytischen Narzißmethode sind speziell Menschen selbstmordgefährdet, deren Selbstwertgefühl gestört ist. Hier spielt natürlich der total unterdrückte Sexualtrieb eine entscheidende Rolle, denn auch die eigene Ehefrau darf niemals entschleiert gesehen, da laut renommierter islamischer Lehre der Al-Azhar-Universität in Kairo völlige Nacktheit beim ehelichen Verkehr die Ehe ungültig macht.

 

Pornographische Ersatzhandlungen bietet nur das Internet. Nach einer „Google-Trend-Analyse“ frequentieren speziell Moslems besonders oft Sex-Seiten im Internet. Wilhelm Reichs „Die Massenpsychologie des Faschismus“ erklärt exakt solche Reiz-Verzweiflungsreaktionen. Diese Situation wird sich in Zukunft noch verschärfen, da junge, sexuell dynamische Männer immer weniger Heiratspartnerinnen in ihrem Kulturkreis vorfinden werden. In manchen Ländern besteht bereits ein Mißverhältnis von 100 Mädchen zu 135 Burschen. Was das an Sexmigration bedeuten könnte, ist kaum auszudenken, besonders da westliche Frauen pauschal als Nutten bezeichnet werden. Ishtiaq Ahmed, Politologe an der Universität Stockholm dazu: „Wenn wir unsere Auffassung von Sexualität modernisieren und humanisieren würden, wären wir in der Lage, unsere Energien produktiv und kreativ einzusetzen. Indem wir es nicht tun, züchten wir Frustration, die sich in Extremismus und Terrorismus entladen. Ja, ich glaube, daß es eine sozio-sexuelle Grundlage für den gegenwärtigen Aufschwung von Extremismus und Terrorismus in der moslemischen Welt gibt.“

 

Solange sich, laut einer Spiegelreportage, 81 Prozent der Muslime zuerst als Muslime und dann erst als Bürger ihres Landes empfinden, ist jeder noch so edel gemeinte Integrationsmonolog zum Scheitern verurteilt. Die Islamisten betrachten Europa inzwischen als Teil des islamischen Reiches und sie wollen, dass sich alle Nicht-Muslime dem islamischen Recht beugen müssen. Anscheinend wird das bereits stillschweigend durch präventive Kapitulation akzeptiert und wir gehen dekadent unter, wie alle Hochkonjukturen, welche nicht mehr die Kraft aufgebracht haben, ihre Werte zu verteidigen. Es gibt nur einen Weg nicht unterzugehen wie das alte Rom – nämlich den Islamisten den Spiegel ihrer Intoleranz und Brutalität vorzuhalten und sie, etwa mit wirtschaftlichen Mitteln, zu zwingen, den Weg der Aufklärung einzuschlagen, wenn sie weiterhin mit dem Westen kooperieren wollen. Ansonsten bieten die Weiten der Wüste genug Lebensraum für alle Moslems, das Haus des Islam dort zu bewohnen und nicht in Eurabia, denn die Folgen für Europa beschreibt Cem Gülay in seiner Autobiographie „Türken-Sam. Eine deutsche Gangster-Karriere“ - „Wir hassen euch, ihr haßt uns. In 20 Jahren werden Migranten in den Großstädten die Mehrheit bilden…, dann werden keine Vorstädte brennen wie in Paris. Nein, brennen werden die Innenstädte.“

 

 

 

Unter dem Schatten des Schwertes (14/07)

 

Eine Reise in die Gedankenwelt islamischer Terroristen

 

 

 

Auf einer ihrer etwa 50.000 Internetseiten haben islamische Extremisten auch Österreich mit Gewalt gedroht. Die Reaktion österreichischer Politiker kann man ruhig als naiv-phlegmatische Gelassenheit bezeichnen. Das Begreifen der religiösen Ideologie der weltweit agierenden Islamisten ist schwierig und mühevoll, vielleicht geht man daher in Österreich den scheinbar einfachen, blauäugigen Weg des passiven Abwartens, anstatt Vorkehrungen mit Antiterrorstrategien zu treffen. Deutschland wird bekanntlich bereits am Hindukusch verteidigt. Auf einen friedlichen Dialog zu hoffen, bleibt eine Illusion, wie Mark A. Gabriel in seiner Analyse „Motive islamischer Terroristen“ umfassend darstellt. Die folgende Zusammenfassung stützt sich auf die Gedanken des zum Christentum konvertierten ehemaligen Islamprofessors.

 

„Der Koran ist unsere Verfassung, und der Prophet ist unser Führer“. Diese Maxime des siebenten Jahrhunderts wird als Grundlage des Islam buchstabengetreu auch noch 1.400 Jahre später verwendet. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Religion, sondern um Gesetze, welche alle Lebensbereiche regeln. Dieses islamische Recht (Scharia) weltweit als Staatsverfassung einzuführen, ist die Grundmotivation, säkulare Regierungen anzugreifen und den Heiligen Krieg (Dschihad) gegen sie auszurufen. Bis 2005 gab es bereits 56 Länder in der islamischen Welt, in der die Sharia Staatsrecht ist (etwa in Saudi-Arabien, Jemen, Iran, Arabische Emirate usw.). Alle radikal-islamistischen Organisationen, von der Muslim-Bruderschaft bis hin zu Al-Qaida, berufen sich auf fünf Säulen, welche ihre Mordtaten rechtfertigen sollen: 1. Gehorche keinem anderen Gesetz als dem islamischen, 2. Man ist umgeben von Ungläubigen, 3.Der Islam muß an die Macht kommen, 4.Dschihad ist der einzige Weg zum Sieg, 5.Der Glaube ist die Antriebskraft. Für einen echten Moslem gibt es keinen Verhandlungsspielraum, was das islamische Recht betrifft, denn „Gottlose Regierungen müssen vernichtet werden“. Der Moslem unterscheidet zwei Weltteile: „Dar-ul-Islam“ – das sind Orte, an dem islamische Staaten bereits errichtet wurden in denen die Scharia als einzige Autorität gilt. Der Rest der Welt ist das Haus der Feindseligkeit – „Dar-ul-Harb“. Ein Muslim darf nur Treue gegenüber dem Dar-ul-Islam schwören, nicht aber gegenüber einer nichtislamischen Nationalität. Die genannten Glaubensgrundlagen berechtigen daher zu hinterfragen, ob der Islam sich nur als Religion tarnt und ob die Staatsbürgerschaft für Muslime nicht vollkommen wertlos ist. Berechtigt diese Religionsideologie ihre Anhänger nicht skrupellos alle Rechte ihrer Gastländer in Anspruch zu nehmen, ohne aber Pflichten eingehen zu müssen? Denn das Ziel ist die Errichtung des Kalifats, eines Gottesstaates unter dem Kampfruf „Islam an die Macht!“ und wenn das nicht friedlich geht, dann ist es Pflicht der Gotteskrieger zu kämpfen: „Tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet“. Sure 47,4 – „Wenn ihr im Kampf die trefft, die ungläubig sind, dann schlagt auf ihren Nacken! (Enthauptung). Wenn ihr sie schließlich niedergekämpft habt, dann schnürt ihnen die Fesseln“.

 

Selbstmordattentäter opfern zu Tausenden ihr Leben für den Dschihad, ohne angegriffen zu werden. Die Belohnung ist der garantierte Eintritt ins Paradies. Aber nicht nur Gewalt gilt als legitim, auch Täuschung ist ein wesentliches Werkzeug des Dschihad. Wenn Muslime noch in der Minderheit in einem nichtmuslimischen Land sind, dann gilt: „wir gebären euch zu Tode!“ Der Kampf um die Machtübernahme beginnt, sobald die Muslime eine große Bevölkerungsgruppe gebildet haben. Dann können die Radikalen mit der duldenden Unterstützung auch ihrer liberaleren Glaubensbrüder rechnen. Weil der Prophet des Islam selbst die Grundlage für dieses Prinzip gelegt hat, sehen die Islamisten die Täuschung als etwas Heiliges an. Es ist daher anzunehmen, daß eine sogenannte Dialogbereitschaft nur auf Zeitgewinn hin arbeitet, bis der Kampf gegen die Ungläubigen und die verhaßte Demokratie Erfolg verspricht. Gabriel stellt dazu fest, daß eine Koraninterpretation für das 21.Jahrhundert längst fällig sei, denn eine Religion, welche auf sozialer Kontrolle durch ein archaisch-patriachalisches Kollektiv beruht, ist mit westlichen-demokratischen werten und Gesetzten nicht vereinbar.

 

„Extremisten sind nicht verrückt. Sie sind intelligente, logisch denkende Menschen, die die Lehren ihres Glaubens in jede Konsequenz hinein befolgen, auch bis in jene Konsequenzen, die die wenigsten Menschen jemals auf sich nehmen würden“, meint Gabriel in seinem aufschlußreichen Buch.

 

Islamistischer Massen-Wahnsinn (08/06)

 

Wer hier allen Ernst von einem möglichen Dialog mit Hasserfüllten Religionsfanatikern träumt, bringt uns an den Rand eines Abgrundes.

 

 

 

Hunderttausende gleichgeschaltete, hysterische Islamisten brüllten weltweit ihre unreflektierte, eingetrichterte, religiös-fanatische Ideologie heraus. Ihre Führer schrien kurze Sätze vor, der Pöbel, mit haßverzerrten Gesichtern, überschlug sich beim Nachbrüllen. Einige Vorbeter hatten Symbole des gemeinsamen Feindes zur Schändung vorbereitet und wenn der, durch Hyperventilation bereits sauerstoffunterversorgte Geist restlos ausgeschaltet wurde, brannten Fahnen, Stoffpuppen und es wurden andere verhaßte Ersatzgegenstände kriegerisch vernichtet. All das geschah und geschieht weltweit, wenn sich Moslems beleidigt fühlen. Die dänische Fahne, mit Kreuz, eignet für diesen Mob hervorragend zur gemeinsamen Triebabfuhr, kann doch damit auch das Christentum generell besudelt werden.

 

In seinem Essay „Massenpsychologie und Ich-Analyse“ aus dem Jahre 1921, stellt Sigmund Freud dar, welche psychologischen Mechanismen innerhalb von Massenbewegungen wirksam sind. Eine Masse ist nach Freud ein „provisorisches Wesen, das aus heterogenen Elementen besteht, die sich für einen Augenblick miteinander verbunden haben.“ Er bezieht sich in seinem Text stark auf die Schriften des Soziologen und Psychologen Gustave Le Bon und er referiert zu Beginn auch im Kapitel „Le Bons Schilderung der Massenseele“ größtenteils dessen Arbeit. Freud erkennt ebenso wie Le Bon, daß in den Massen der Einzelne ein Gefühl unendlicher Macht erlangt, welche es ihm gestattet, Triebe auszuleben, die er als Individuum hätte zügeln müssen. Damit einher geht jedoch ein Schwund der bewußten Persönlichkeit und es entsteht eine Neigung, sich von jedem Affekt innerhalb der Masse anzustecken und diesen wiederum durch „gegenseitige Induktion“ zu verstärken. Insgesamt ist die Masse „impulsiv, wandelbar, reizbar und knetbar“. Das emotional Unbewußte steuert die Handlungen. Individualität und Rationalität werden geopfert. Freud erklärt in seiner Zusammenfassung von Le Bons Massenpsychologie: „In der Masse verwischen sich die individuellen Erwerbungen des einzelnen, und damit verschwindet deren Eigenart. Das rassenmäßige Unbewußte tritt hervor, das Heterogene versinkt im Homogenen.“ Aber die Masse zeigt ja noch andere Eigenschaften, die bei Le Bon ausführlich analysiert wurden: Die Schwächung der intellektuellen Leistung, Ungehemmtheit der Affektivität, Unfähigkeit zur Mäßigung und zum Aufschub, Schwund des Verantwortungsgefühls und Tendenz, die suggerierten Ideen unverzüglich in die Tat umzusetzen, also laut Le Bon eine Regression der seelischen Tätigkeit auf eine frühere Entwicklungsstufe. Verstärkt wird dies im konkreten Fall des Islam dadurch, daß durch unreflektiertes Auswendiglernen des Korans, kein kritisches Gegenpotential verfügbar ist.

 

„Der Islam als Kriegsreligion“ nimmt bei Nobelpreisträger Elias Canetti in seinem Hauptwerk „Masse und Macht“ ein eigenes Kapitel ein und die jüngsten Ereignisse bestätigen leider Canettis treffliche Analyse. Er bezeichnet diese religiöse Masse als „Gebetsmeute“ und da sie sich zum heiligen Krieg versammeln, als Kriegsmeute, welche den  „Ungläubigen“ gegenübersteht: „Ihr Schicksal, das für immer getrennt bleiben wird, ist es, einander zu bekämpfen. Der Glaubenskrieg gilt als heilige Pflicht. Mohammed ist der Prophet des Kampfes und des Krieges.“ Wer hier allen Ernst von einem möglichen Dialog mit diesem Mob träumt, ist nicht nur realitätsfremd, er bringt uns alle an den Rand eines Abgrundes. Die einzige Antwort kann nur lauten – Massendemonstrationen der Islamisten nur in islamischen Staaten, nicht im christlichen Europa. Wir lassen uns von losgehetzten Massen nicht mehr einschüchtern!

 

 

 

6.2.2. Frauen und Islam

 

 

 

Alice Schwarzer, Feministin: „In den muslimisch dominierten Vierteln ist Gewalt das identitätsstiftene Element.“ Dazu Helmut Schmidt – ehemaliger deutscher Bundeskanzler und SPD Vorsitzender:

 

„Wer seinen Lebensraum nicht verteidigt, wird ihn verlieren!“

 

 

 

Die Überlegenheit der Männer über die Frauen. Koran, Sure 4, Vers 34:

 

„Die Männer stehen über den Frauen. Sie führen und beherrschen sie, weil Gott sie mit Vorzügen gegenüber den Frauen ausgestattet hat. Weil diese Vorzüge die Männer befähigt zum Führen des heiligen Krieges, zur Religionslehre und zum Verwalten des Vermögens. Weil die Männer mit ihrem Vermögen für den Lebensunterhalt der Frauen aufkommen. Die rechtschaffenen Frauen sind Gott gegenüber gehorsam und bewahren während der Abwesenheit der Männer ihre Unbeflecktheit und Ehre. Die Frauen aber, die widerspenstig sind – warnt sie, meidet sie im Ehebett und wenn sie dann immer noch nicht gehorchen – schlagt sie!“

 

Das wird auch praktiziert, wie die „Süddeutsche Zeitung“ vom 9.7.2007 meldet „In der Türkei wird laut Polizeistatistik alle drei Minuten eine Frau geschlagen oder misshandelt. Wie türkische Zeitungen berichteten, stieg die Zahl der Frauen, denen Gewalt angetan wurde, im Jahr 2006 um 76 Prozent auf nahezu 73.000. Im Vorjahr waren es 41.000. Gründe für den enormen Anstieg wurden nicht genannt. Insgesamt registrierte die Polizei 2005 und 2006 mehr als 333.000 „mit Gewalt verbundene Straftaten“ gegen Frauen. Dabei wurden allein im vergangenen Jahr 842 Frauen getötet. Stark zugenommen habe auch die Zahl der Suizidversuche, zu denen Frauen in der Türkei häufig aus Gründen der Familienehre gedrängt würden, schrieb das Massenblatt Posta. Mit 5852 Fällen im Jahr 2006 hat sich die Zahl der Selbsttötungsversuche von Frauen und Mädchen im Vergleich zum Vorjahr ungefähr verdoppelt.“

 

Es gibt eine Fatwa zum Schlagen der Ehefrauen vom offiziellen Rechtsgutachter Saudi-Arabiens Abdul-Aziz Ibn Baz: „Schlagen ist erst das letzte Mittel, das gegen die Ehefrau eingesetzt werden darf“ diese und andere barbarische und mehr als skurile Rechtsgutachten sind vom Institut für Islamfragen der evangelischen Allianz publiziert worden.

 

 

 

Eine völlig falsch verstandene Toleranz (15/05)

 

Wenn Gewalt und Unterdrückung zum islamischen Alltag gehören, hört sich die Toleranz auf

 

 

 

In jeder Stadt, in der islamische Zuwanderer leben und nahezu in jeder islamischen Familie wird Zwangsheirat und Gewalt gegen Frauen praktiziert, der österreichische und deutsche Rechtsstaat hat jahrzehntelang bei Rechtsbruch und Menschenrechtsverletzungen weggeschaut. Serap Cileli wurde mit 12 Jahren zwangsverlobt. Sie hilft gedemütigten Leidensgefährtinnen, nachdem die Politik hier versagt und nicht wahrhaben will, dass „hinter der islamischen Religion Menschenrechtsverletzungen stecken.“ In ihrem Buch „Wir sind Eure Töchter, nicht Eure Ehre“ erzählt sie die Leidengeschichten junger islamischer Frauen, etwa wenn ein vergewaltigtes Mädchen gezwungen wird, ihren Schänder zu heiraten, um die Familienehre wiederherzustellen Die Männer sind Richter und Vollstrecker, wenn es um die Sexualität der Frauen geht. Auch die Soziologin Necla Kelek berichtet in ihrem Buch „Die fremde Frau“, dass in der dritten und vierte Einwanderergeneration Zwangsehe und Ehrenmord als selbstverständlicher Teil der islamischen Kultur praktiziert werden. Frauen müssen als Jungfrau in die Zwangsehe gehen, österreichische Frauen werden als Huren bezeichnet und islamische Schulkinder sind so programmiert, dass sie in die Fernsehkamera stolz hineinkotzen: „Sex vor der Ehe ist ein Schlampenhinweis“. Aisha ist vor ihrer Familie geflohen und berichtete anonym im ORF aus Angst vor der eigenen Familie, dass ihr Vater ihren selbsterwählten Freund einfach erstochen hat.

 

Es drängen sich zwangsläufig die Fragen auf, ob man jahrelang aus falsch verstandener Toleranz diese Menschenrechtsverletzungen gebilligt hat und ob die Integration gescheitert ist, wenn dies zutrifft, dann ist die bisherige Zuwandererpolitik bankrott! Dabei hat sich diese Entwicklung  bereits vor Jahrzehnten abgezeichnet, die verantwortlichen Politiker und selbstgefälligen Gutmenschen hätten nur sozialwissenschaftliche Studien richtig interpretieren müssen. So berichteten etwa Farin/Seidel-Pielen bereits 1991 in ihrer Untersuchung „Krieg in den Städten“ über den Männlichkeitswahn bei türkischen Zuwanderern:

 

Die Jungs wachen streng über die Familienehre. Ein Bursche namens „Rocky“ kommt in der Studie zu Wort und lässt keinen Zweifel daran, wie er mit seiner Schwester verfahren würde, falls sie auf die Idee käme, mit einem Jungen herumzuziehen: „Ich würde sie gleich abstechen. Das steht so im Koran. Das würde ich wirklich machen.“ Das Zölibat gilt natürlich nicht für ihn. Rocky nimmt, „was der Markt hergibt, egal ob deutsche, arabische, jugoslawische oder türkische Mädchen“. Sie sind für ihn ohnehin nur „Bettunterlagen“. „Ich schwör`s, Liebe gibt es nicht. Nur vögeln, weiter nichts. Mädchen sind halt Abfallprodukte, die zum Leben dazugehören.“ Liebe, das sei nur ein Bluff, um die Mädchen einzuseifen. „Endstation ist sowieso das Bett oder der Park.“

 

Wenn solche Kompensationen von Minderwertigkeitskomplexen mit brutaler Unterdrückung, Gewalt bis zum tolerierten Mord an Frauen zum kulturellen islamischen Alltag gehören, ist ein sofortiges Einschreiten der Justiz überfällig! In unserem Kulturkreis darf kein Platz für solche abnormen Rechtsbrecher sein. Die Iranerin Sudabeh Mortezal berichtet in einem Pressebericht „Das Sexobjekt im Tschador“, dass islamischen Männern mittels Ehe auf Zeit ganz legal der verbotenen Prostitution fröhnen können. Segnet der Imam diese Zeitehe nicht, wird Sex zwischen Unverheirateten drakonisch bestraft - mit 100 Peitschenhieben für den Mann und Steinigung für die Frau.

 

Auch Hans Magnus Enzensberger stellte bereits 1996 im Buch „Aussichten auf den Bürgerkrieg“ fest: „Das bevorzugte Opfer heutiger Bürgerkriege sind Frauen und Kinder. Es ist eine neue Männlichkeit, die hier zum Vorschein kommt. Man könnte meinen, ihre Ehre heißt Feigheit; aber das wäre eine Überschätzung. Schon die bloße Unterscheidung von Mut und Feigheit ist ihnen unverständlich. Auch das ist ein Zeichen für Autismus und Überzeugungsschwund.“

 

Die Fakten sind erdrückend, nun ist es endlich an der Zeit, diese Unsitten abzustellen. Toleranz ist ja schon längst ein recht zweideutiger Wert.

 

 

 

Gleiches Recht für Allah! (32/06)

 

Die Parallelgesellschaften erzeugen Parallelrechte

 

 

 

Dürfen in Österreich Frauen geschlagen werden? Selbstverständlich nicht! Oder doch? Die Frage wird nämlich kniffliger, wenn man sie vor dem Hintergrund der sich auch in unseren Breiten schon abzeichnenden Parallelgesellschaften beantworten will.

 

Denn Parallelgesellschaften erzeugen auch „Parallelrechte“. Wie Herr und Frau Österreicher regelmäßig in den Lokalteilen der Tageszeitungen zu lesen bekommt, herrschen in der islamischen Parallelgesellschaft andere Gesetze als jene, welche für normale Österreicher gültig sind. In den patriarchalischen Großsippen unserer zugewanderten Neo-Österreicher bemüht man in gewissen Angelegenheiten die offizielle Justiz gar nicht, sondern vollzieht Recht ohne staatliches Gesetz, wie es der traditionelle Brauch, etwa in Anatolien, seit Jahrhunderten vorsieht. So wurde für diese Zuwanderer auch ein Lehrbuch mit Steuermittel gefördert, welches erklärte, wie Frauen zu schlagen sind. Oder denken wir an die Verdinglichung der „Ware“ Frau bei Zwangsehen. Geht die verkuppelte Braut nicht als Jungfrau in die Ehe, besteht Rücktrittsrecht oder gar Umtauschanspruch. Ganz zu schweigen von sogenannten Ehrenmord­ritualen und Genitalverstümmelungen. Langsam sickert der unglaubliche Umfang dieser archaischen Bräuche durch, denn betroffene Frauen publizieren, unter Lebensgefahr, den Leidensweg mancher Gedemütigten. Der Rechtssoziologe Emil Durkheim stellte bereits im vorigen Jahrhundert fest: „Je archaischer die Gesellschaft, desto vorherrschender die außerordentlich strengen und intensiven repressiven Sanktionen.“ Unser Strafvollzug ist human und milde, in islamischen Gesellschaften ist jedoch öffentliches Händeabhacken bei Dieben oder Köpfen, Auspeitschen und Steinigen vor sensationslüsterner Menschenmasse üblich.

 

Recht, so der Jurist und Ethnologe Richard Thurnwald, ist die „Funktion der Lebensbedingungen und Geistesverfassungen einer Gesellschaft, es ist ein Regulativ für das Verhalten der Persönlichkeiten innerhalb einer Gemeinde. Aus diesem Grund hängt alles von der Art der Zusammensetzung, der Tradition und der äußeren und inneren Situation dieser Gemeinde ab.“ Die Rechtssoziologie befasst sich mit den Interdependenzen von Recht und Sozialleben. Die Gesetzgebung und die Jurisprudenz müssen gesellschaftliche Normen und Werte berücksichtigen. Die Soziologie stellt empirisch das „Sein“ dar, die Rechtswissenschaft das normative „Sollen“, heute nicht ohne Unbehagen, da verschiedene Gesellschaften innerhalb eines Staatsganzen ein unterschiedliches Rechtsverständnis zeigen. Die Rechtsnormen sind nicht losgelöst vom gesellschaftlichen Hintergrund, den Sitten und Gebräuchen und den sozialen und kulturellen Systemen zu betrachten, sie typisieren Handlungen und Situationen und entstehen durch ein bestimmtes Beziehungsnetz, welches die Mitglieder einer sozialen Einheit miteinander verbindet. Ludwig Gumplowitz, einer der Begründer der Rechtssoziologie, sieht einen Kampf von Gruppen, welcher nach den „unabänderlichen Gesetzen eines Naturprozesses sich vollzieht“. Sind wir heute in einer Situation, in der gefestigte Staatsstrukturen von Zuwanderern infrage gestellt werden?  Gumplowitz weiter: „Die soziologische Staatsidee leitet das Recht daher weder aus dem Geist des Individuums noch aus einem fiktiven Gesamtwillen ab, sondern aus dem Kampf der sozialen Bestandteile, die den Staat bilden, indem sie die in diesem Kampfe zwischen dem einen Bestandteil und dem oder den anderen jeweilig festgestellten Schranken ihrer Machtausübung als das Recht des Staates auffaßt.“  Die Österreichische Demokratie beruht allerdings bereits auf der Grundlage von Gesetzen, welche das Zusammenleben reguliert, und die Gewaltenteilung sichert die Vollziehung und unabhängige Kontrolle unserer Normen und Werte. Das Parlament ist die Bühne zur Austragung gesellschaftlicher Kämpfe, nicht irgendeine Hinterhofmoschee. Wir brauchen keinen neuerlichen Kampf von Bestandteilen der Gesellschaft mit anderen Rechtsvorstellungen. Alle Menschen, welche sich auf Österreichischem Hoheitsgebiet aufhalten, haben sich diesen Gesetzen zu unterwerfen, ohne Ausnahme! Allerdings stimmen in den Par­allelgesellschaften Gesetzesrecht und Verhaltensregeln vielfach nicht überein, denn sonst käme wohl niemand auf die Idee zu lehren, wie man Frauen schlägt.

 

Integration kann daher nur bedeuten, uneingeschränkt den Erwartungen unseres Sozialsystems, unserer Normen und Werte, Gesetze und Leitideen zu entsprechen und zu folgen. Nicht umsonst lautet ein altes Sprichwort: „Andere Länder, andere Sitten“, in Österreich jedoch sind immer noch österreichische Sitten üblich!

 

 

 

Rätsel hinter dem Schleier (10/08)

 

Ein religionskritischer Versuch

 

 

 

Jeder noch so harmlose Ansatz, die kulturellen Normen und Werte, nach denen immerhin 1,2 Milliarden Muslime weltweit leben, kritisch zu hinterfragen, ist heute lebensgefährlich. Wissenschaftliche Dispute zu islamischen Problemen enden meist, ohne auf die eigentliche These des jeweiligen Autors einzugehen, mit einer so genannten Fatwa, einer Todesdrohung, wie dies etwa seit vielen Jahren Salman Rushdie oder die mutige Hirsi Ali, erleiden müssen. Der Kairoer Literatutprofessor Abu Said wollte die 1 400 Jahr alten Suren des Korans einer wissenschaftlichen Textkritik, dem 21.Jahrhundert entsprechend, unterziehen, er wurde sofort zum Ketzer erklärt und von seiner Frau zwangsgeschieden. Deshalb sei vorab angemerkt, daß alle folgenden Behauptungen durch entsprechend vielfältige und seriöse Literatur abgesichert sind, und der Autor dieses Artikels selbst insgesamt über ein Jahr in islamischen Ländern den sozialen Alltag erforschen konnte – etwa 1974, bei einer dreimonatigen Geschäftsreise in das damals westlich orientierte Persien. Vereinzelt verschleierte Frauen gab es auch damals, allerdings in harmonischem Nebeneinander mit islamischen Mädchen im Minirock. Selbst in den heiligen Pilgerorten Qum oder Maschad war der prowestliche Einfluß des Schahregimes sichtbar. Umso unfaßbarer wurde im Westen die sogenannte Islamische Revolution 1978 durch den aus Frankreich eingeflogenen Ajatollah Chomeini beobachtet, der nicht nur alle wirtschaftlichen Fortschritte von Schah Reza Pahlavi zunichtemachte, sondern auch gesellschaftlich den Iran ins finsterste Mittelalter zurückführte.

 

Speziell die Frauen wurden sofort wieder dem totalen Diktat der patriarchalischen Wertevorstellung der alles beherrschenden Scharia unterworfen. Eine brutal agierende Sittenpolizei überwacht seither die totale Verschleierung der Frauen, wie auch in anderen islamischen Staaten – in Saudi-Arabien ist dies die Religionspolizei Mutawa, die „Organisation zur Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters“. Mit der Machtergreifung der Mullahs erfolgte auch, unterstützt von den Geldern der Erdölförderung, eine militant organisierte Ausbreitung des Islam in den Westen. Die Bäuche der Frauen wurden ganz offen als Invasionswaffe deklariert, abgestützt durch die Sure 4, Vers 34: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie von Natur vor diesen ausgezeichnet hat“. Sicherheitshalber ließ Ayatollah Khomeini zum Sexualverhalten der Frau zusätzliche Gebote veröffentlichen.

 

Die europäische Linke verehrte jenen islamischen Geistlichen sehr, der genaue Richtlinien erließ, wenn Männer neunjährige und jüngere Frauen ehelichten, homosexuell waren, oder der verbot, die Geliebte zu essen, wenn sie ein Schaf war. Die Sure 4 regelt auch die Folgen für Frauen, wenn sie ungehorsam ihrem Herren gegenüber sind: „Und wenn ihr fürchtet, daß Frauen sich auflehnen, dann ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“ Wie man Frauen schlägt, wird genau gelehrt und war auch bis vor kurzem in staatlich subventionierten Schulbüchern für Österreichs angehende Mohammedaner-Patriarchen Lehrstoff: „Einen dünnen, leichten Stock benutzen, der dazu dient, sie auch von weitem zu treffen. Sie nur am Körper, an Händen und Füßen schlagen. Nie ins Gesicht, sonst sieht man die Narben und Blutergüsse. Vergessen Sie nicht, daß die Schläge psychische, nicht nur körperliche Schmerzen verursachen.“

 

Daß Frauen für den islamischen Mann nur ein Sexobjekt zur Triebabfuhr sind, begründet in einem Islam-„Spiegel-spezial“ Scheich Fadlallah ausführlich  folgendermaßen: „…wird der Mann, aufgrund seiner Biologie automatisch zu mehr Frauen hingezogen als Frauen im umgekehrten Fall. Der von Natur aus stärkere Sexualdrang der Männer zwingt sie förmlich, zu mehreren Frauen gleichzeitig Beziehungen aufzunehmen.“ Und dieses Verhalten erlaubt und fördert der Koran! Es gibt verschiedenste Methoden der ganz legalen Bigamie, auch für im Westen lebende islamische Sex-Patriarchen. Da wird „kulturspezifischer“ Familiennachzug toleriert, auch wenn damit demokratische Grundgesetze gebrochen werden. Es gibt zwei Sorten der islamischen Ehe. Eine ist die klassische Ehe, genannt nikah: Sie fällt unter die Kategorie der Kaufverträge und ist, von einer eventuellen Verstoßung abgesehen, unbefristet. Die andere ist die Ehe auf Zeit, genannt mut’a: Sie gehört zur Kategorie der Miet- und Pachtverträge und kann beliebig befristet sein. Sie kann eine Stunde, eine Woche oder einen Monat dauern, wie es die sexuelle Stimmung des Paschas verlangt. Neben all diesen angetrauten Mehrehemöglichkeiten gibt es heute das Internet, und laut Googleanalyse sind es vor allem Angehörige islamischer Staaten, welche auf Sexseiten surfen. Auch die als „ungläubige Huren und Hündinnen“ bezeichneten Westfrauen werden zur Sexbefriedigung gerne benutzt, sind sie doch ach so weltoffen und kommen als Touristinnen gerne nach Tunesien oder in die Türkei oder lassen sich auf Multikultibeziehungen ein, ohne über die Sitten einer islamischen Familie informiert zu sein. Dort bestimmt immer noch der Familienrat über eine Ehepartnerin, denn Jungfräulichkeit ist Pflicht.

 

Wenn nicht, geht die Befleckung der Ehre bis zum Ehrenmord, denn die Ausübung von sexueller Herrschaft des Mannes über die Frau ist ein Machtspiel. Dazu gehört das auch heute noch praktiziertes Kulturritual, die Beschneidung – auch in Europa! Laut „Spiegel-spezial“ sind derzeit weltweit 130 Millionen Frauen dieser blutigen Tradition zum Opfer gefallen. Die ägyptische Ärztin Nawal el-Saadwi behauptet, daß täglich 6.000 Mädchen mit Rasierklingen oder Glasscherben verstümmelt werden, wovon sehr viele diese Höllenprozedur nicht überleben. Aber Scheich Jussuf el-Badri meint im „Spiegel“ dazu: „Gott wolle das so. Die Beschneidung gehört zum gesunden islamischen Empfinden“. Das schaut dann folgendermaßen aus: Den 4 bis 14jährigen Mädchen wird ohne Narkose die Klitorisvorhaut oder die gesamte Klitoris abgeschnitten, werden die kleinen Schamlippen abgetrennt oder sogar die großen Schamlippen ausgeschabt, wird die verbleibende Haut zusammengenäht oder mittels Dornen aneinandergeheftet. Wenn die Wunden vernarbt sind, bleiben oft nur ein maiskorngroßes Loch – und Schmerzen. Vor der Hochzeitsnacht muß die Frau wieder aufgeschnitten werden. Doch Genitalverstümmelung wird auch, laut „Spiegel“, in Europa durchgeführt, für etwa 500,– Euro pro Eingriff. Daß blutige Rituale im Islam üblich sind, zeigt auch die Verdinglichung von Tieren, denn die Halal–Schächtung ist an Gefühllosigkeit gegenüber Gottes Schöpfung kaum zu überbieten, lassen aber den gläubigen Islamisten kalt, werden doch auch verhaßte Ungläubige oftmals geschächtet, wie etwa der Holländer Theo van Goch. All das ist möglich, weil der Islam eine Theokratie ist und die Demokratie ablehnt. Demokratisches Recht wird durch Gottesrecht, die Scharia, ersetzt, und Allah als oberster Gesetzgeber wird weltweit in mehr als fünfzig Staaten anerkannt. Die Scharia erstreckt sich auf alle Beziehungen des religiösen, bürgerlichen und staatlichen Lebens im Islam.

 

Die Scharia beansprucht universale Geltung für alle Menschen. Auch alle Nichtmuslime sollen ihr unterworfen werden. Alle Beziehungen des öffentlichen und privaten Lebens müssen im Sinne des religiösen Gesetzes geregelt werden. Nur Männer können Rechtsgelehrte werden, deshalb werden Frauen im Islam weiterhin nur ihre Pflichten tun müssen, Rechte haben sie nicht. Frauen werden der Ehre halber ermordet, werden verkauft, der Menschenhandel blüht und das alles neben arrangierten Ehen und sexueller Versklavung. Das Abendland inklusive der linken Emanzen und Genderfeministinnen schaut freilich tatenlos zu, wenn Millionen Frauen in Europa als Menschen zweiter Klasse abgestempelt werden. In bezug auf das Drama der muslimischen Frau herrscht gemeinhin das große Schweigen. Es ist ein Schweigen, bei dem die kritischen Stimmen im Namen des liberalen Denkens und des intellektuellen Großmuts regelmäßig verstummen. Henrik Broder nennt dies die Kapitulation des aufgeklärten Westens gegenüber dem im mittelalterlichen Denken verharrenden Islam. Aber die ungezügelte Zuwanderung dieser Glaubensanhänger, die Unterdrückung ihrer Frauen und die arrogante Anmaßung der Unfehlbarkeit ihrer, in Gottesgesetze gegossenen 1400 Jahre alten Wüstengesetze, schreiten unaufhaltsam fort.  Die Islamisten wollen das Weltreich, ihr Kalifat, errichten, sie warten auf ihren militanten Führer, den Mahdi, und nicht auf einen Martin Luther, der ihnen den längst fälligen geistigen Weg zur islamischen Aufklärung weist.

 

Ayatollah Khomeini über die Rechte der Frauen in der Ehe:

 

„Hat  eine Frau fleischliche Beziehungen mit ihrem zukünftigen Ehemann, so hat dieser nach der Hochzeit das Recht, die Annullierung der Ehe zu verlangen. Hat ein Mann sexuelle Beziehungen mit seiner Tante unterhalten, darf er deren Tochter, also seine Cousine nicht heiraten. Die muslimische Frau darf keinen Abtrünnigen heiraten, und der muslimische Mann darf keine Abtrünnige heiraten. Der muslimische Mann darf jedoch im Konkubinat mit jüdischen und christlichen Frauen leben. Heiratet ein Mann eine Minderjährige, die das neunte Lebensjahr erreicht hat, und zerreißt ihr sofort das Jungfernhäutchen, so kann er sie nicht mehr genießen. Hat eine verwitwete oder verstoßene Frau noch nicht das Alter von neun Jahren erreicht, kann sie sofort, nachdem sie Witwe oder verstoßen wurde, wieder heiraten, ohne die vorgeschriebenen vier Monate und zehn Tage abzuwarten. Mutter, Tochter und Schwester eines Mannes, der Analbeziehungen mit einem anderen Mann unterhalten hat, dürfen letzteren nicht heiraten.“

 

 

 

7.3. Vermengung von Politik und Religion

 

 

 

„Wer nicht mit mir ist, der ist wider (gegen) mich.“ (Evangelium nach Matthäus, 12,30)

 

 

 

Die Trennung von Staat und Religion ist in unserer Verfassung verankert. Viele westliche Staaten sind zwar nicht nach ihrer Verfassung explizit laizistisch, praktizieren jedoch in unterschiedlichem Ausmaß die Trennung von Staat und Religion um die Neutralität des Staates in religiösen und weltanschaulichen Belangen sicher zu stellen. In diesem Sinne gelten die meisten westlichen Staaten als säkular. In sechsundfünfzig Staaten der Welt jedoch gilt islamisches Recht, die Scharia und der Islam ist Staatsreligion und Gesetzt zugleich. Alle Beziehungen des öffentlichen und privaten Lebens müssen im Sinne des religiösen Gesetzes geregelt werden. Das ist natürlich für die Integration von muslimischen Zuwanderern ein schwieriges Hindernis. Laut einer GfK Austria Umfrage verlangen mehr als die Hälfte der etwa 220.000 türkisch–stämmigen Migranten vom österreichischen Justizsystem allen Ernstes die Einführung des islamischen Rechtes, also der Scharia. Für fast drei Viertel (72%) ist die Befolgung der Gebote der Religion wichtiger als die Demokratie. Gesetze und Vorschriften der Religion sind für 57% der Türken wichtiger als der österreichische Rechtsstaat. Und fast die Hälfte der Zuwanderer aus der Türkei meint, dass man an den vielen Kriminellen in Österreich sehe, wohin die Demokratie führe. Junge Türken entwickeln einen extrem starken Hang zur Subkultur, sie fühlen sich dem Islam stärker verpflichtet als der Gesellschaft, in der sie leben. So bekennen 45% der Türken ein mangelndes Einverständnis mit der österreichischen Gesellschaft, ihrer Lebensweise und dominierenden Werten. Und rund die Hälfte der türkischstämmigen Bevölkerung fühlt sich dem alten Heimatland mehr verpflichtet als Österreich. 55% lehnen für Sohn und Tochter einen nicht–türkischen Ehepartner ab. Damit noch nicht genug: 57% der Türken möchten keinen Atheisten als Nachbarn, 20% lehnen grundsätzlich Ausländer (also autochthone Österreicher) als Nachbarn ab. Diese Umfrage bezog nur Türken ein, in Österreich leben aber bereits 515.914 Muslime (laut Publikation des Österreichischen Integrationsfonds, 2010). Die Problematik Österreichische Gesetzte durch Muslime nicht anzuerkennen, dürfte weiter verbreitet sein, als angenommen. " Der politische Islam stellt sich in seinem ganzen Wesen als Gegenentwurf zur aufgeklärten Zivilgesellschaft dar. Ohne Säkularisierung wird der Islam fremd in ihr bleiben.....das Beispiel Österreich, wo die Muslime seit 1912 als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, zeigt, dass dies nicht automatisch zu einer gelungenen Integration führt: 45 Prozent der Muslime in Österreich, befand die vormalige Innenministerin Prokop, seien nicht integrationswillig." (Necla Kelek) und auch der ehemalige Deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt glaubt nicht an ein Zusammenleben der einheimischen Bevölkerung mit dem Islam. In einem Kurier – Interview vom 1.3.2010 meint er wörtlich: „Der Unterschied ist zu groß“.

 

 

 

Menschenrechte und Scharia (13/08)

 

Über die Unvereinbarkeit orientalischer und westlicher Rechtsnormen

 

 

 

Die UN-Generalversammlung verabschiedete 1966 den „Internationalen Pakt über Bürgerliche und Politische Rechte“ sowie den „Internationalen Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte“. Für alle zivilisierten Staaten ist, neben der „Erklärung der Menschenrechte“ aus dem Jahre 1948, die „International Bill of Human Rights“ der Vereinten Nationen Grundlage der menschenrechtlich verankerten Gleichberechtigung aller Menschen. Dieser von rechtskundigen Sachverständigen verschiedenster demokratischer Länder erarbeiteten modernen Gesetzesnorm, steht das an die 1500 Jahre alte Gottesgesetz, die Scharia der islamischen Welt, gegenüber. Die „Schari‘a“, eingedeutscht Scharia im Sinne von „Weg zur Tränke“, „deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb schara‘a  den Weg weisen, vorschreiben, ist das religiös legitimierte, unabänderliche Gesetz des Islam. Die Pluralform schara‘i‘ bezeichnet alle einzelnen darin enthaltenen Vorschriften. Seit der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (1990) ist die Scharia wieder Basis der Gesetzgebung in allen islamischen Ländern. Die Menschenrechte, wie sie durch das heutige Völkerrecht bzw. Völkergewohnheitsrecht definiert sind, stehen in einem fundamentalen Gegensatz zur Scharia. Dies wird beispielsweise bei einer Gegenüberstellung der UNO-Deklaration von 1948 mit der Kairoer Erklärung von 1990 deutlich. Die Kairoer Erklärung, formal am Typus der Menschenrechtsdeklaration orientiert, stellt den menschenrechtlichen Gehalt in fast jedem Artikel und darüber hinaus in einer Generalklausel unter den Vorbehalt der Scharia. Nach herrschendem völkerrechtlichem Verständnis müßte es genau umgekehrt sein.

 

Aus westlich-aufgeklärter Sicht ist die Scharia ein zutiefst rückständiges Rechtssystem, weil dazu Verstümmelungen wie das Abhacken von Gliedmaßen und Folterungen bis zum Tode und die Steinigung gehören. Ferner gilt in der Scharia nicht die Gleichheit aller vor dem Gesetz, speziell Frauen und Andersgläubige werden als Menschen zweiter Klasse eingestuft. Aus islamischer Sicht wiederum sind die Menschenrechtsdeklaration der UNO und die entsprechenden Kataloge der Staatsverfassungen, etwa der Grundrechtsteil des Grundgesetzes der BRD, teilweise inakzeptabel, weil sie dem Koran bzw. der Scharia widersprechen. Die Bedeutung der Scharia nimmt seit etwa Mitte der 1970er Jahre in allen islamischen Ländern wieder kontinuierlich zu. Auch in der laizistischen Türkei mehren sich politisch einflußreiche Stimmen, die die Rückkehr zum islamischen Scharia-Recht fordern. So schrieb etwa die islamitisch-nationalistische Tageszeitung „Milli Gezete“ am 16. Oktober 2006: „Es ist unlogisch, widersprüchlich und unsinnig, wenn ein Mensch behauptet, er sei zwar Muslim, aber gegen die Scharia. … Die Scharia ist ein heiliger Begriff. Islam und Scharia sind gleichbedeutend“. In der islamischen Welt ist Religionskritik verboten, daher wird die Scharia auch von keinem Moslem angezweifelt. Schon gar nicht in den mehr als fünfzig islamischen Staaten, in denen es keine Trennung von Staat und Religion gibt, dort ist die Scharia die Staatsverfassung. Sollte doch ein Muslim zaghaften Zweifel äußern, wie unter „Wenn die Politik ein wildes Tier wird“ im „Standard“ am 23. Februar 2008 publiziert, so wird der Kritiker sofort zum Tode verurteilt. Die Anzahl der möglichen Skeptiker ist auch gering, da in den vom Diktat der Scharia regierten Staaten die Geisteshaltung in Koranschulen genormt wird und, laut Oriana Fallaci, die „Analphabetismusrate zwischen 60 und 80 Prozent beträgt“. Dort wird Bildung mit dem Auswendiglernen des Korans gleichgesetzt, eine Art Gehirnwäsche, denn in einige Suren wird ganz deutlich, daß von Menschenrechten keine Rede sein kann: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie bevorzugt hat. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen.“ (4,34) „Männer und Frauen haben als Menschen nicht denselben Wert“ und der berühmte Koranausleger Ibn Kathir erläutert diese Suren: „Männer sind den Frauen überlegen, und ein Mann ist besser als eine Frau“. Frauen und Männern, welche nicht verwandt sind,  ist auch ein gemeinsames öffentliches, noch so unverbindliches Gespräch, verboten, und das im 21. Jahrhundert. Ein Hochschullehrer aus Saudi-Arabien wurde zu 180 Peitschenhieben und acht Monaten Gefängnis verurteilt, weil er sich mit einer Studentin in einem Café getroffen hat.

 

Es gibt keinen „säkularen“, also von der Religion abgetrennten Lebensbereich eines gläubigen Muslims, denn für alles Verhalten und für alle Ebenen existieren religiös reglementierte Vorschriften. Eine Verweigerung, an diesen Normen sein Leben auszurichten, ist tödlich: „Wer seine Religion wechselt, den tötet.“ (16,106 u.a.). Mohammed starb 632 n. Chr. und ein schriftlicher Gesamttext der rechtlichen Bestimmungen des Korans lag nicht vor! Bis etwa 720 wurden die Überlieferungen größtenteils nur mündlich weitergegeben. Necla Kelek vergleicht diese mündliche Überlieferung mit „stiller Post“, daher sind gravierende Textverfälschungen sogar wahrscheinlich. Sie stellt auch fest, dass die Existenz Mohammeds überhaupt nicht sicher bewiesen ist:  „Hat Mohammed überhaupt gelebt? Niemand weiß das, da alle Überlieferungen nur mündlich weitergegeben wurden!“ und weiter schreibt sie: "Niemand weiß heute genau, welche Erzählungen über Mohammed wahr sind und welche als fromme Erfindungen verstanden werden müssen." (Kelek zitiert in „Himmelsreise“ zu dieser Frage den Islamwissenschaftler Hans Jansen aus Utrecht)

 

Die Nachahmung der „vorbildhaften Gewohnheiten“ (sunna) Muhammads scheinen in der Frühzeit des Islam großes Gewicht gehabt zu haben. Bis heute ist Vielweiberei im Islam erlaubt und die Eheschließung religiöse Pflicht (24,32). Mohammed ging selbst, nach frühislamischen Quellen, 9 bis 13 Ehen und unzählige eheähnliche Gemeinschaften mit Nebenfrauen, ein (vgl. Schirrmacher/Spuler-Stegemann). An der Spitze aller Vergehen stehen nicht Verbrechen gegen Menschen, sondern Hadd-Vergehen, also Gotteslästerung. Mit der Begehung dieser Straftat überschreitet der „Täter“ eine Grenze. Mord kann hingegen nachgesehen werden, wenn er die Ehre der Familie herstellen half. Vor Gericht sind vier männliche Zeugen zu benennen, oder drei männliche und zwei weibliche Zeugen, da ein Mann doppelt soviel wert ist wie eine Frau (vgl. Sure 2,282). Der Richter kann Ankläger und Urteilsverkünder gleichzeitig sein, auch kann sein Urteil, von der Ermahnung bis zum Todesurteil, vollkommen seinem Ermessen (tazir) obliegen. Freiheitsstrafen ohne zeitliche Begrenzung („bis er bereut“) sind ebenfalls möglich.

 

Die fehlende Rechtsstaatlichkeit erlaubt sogar, daß eine Familie ungestraft einen Ehrenmord begeht. Die Islamwissenschafterin Schirrmacher berichtet, daß „dem Rechtsmißbrauch Tür und Tor geöffnet sind“. Urteile können auch, je nach Wertigkeit des Verurteilten, abgekauft werden (Blutgeld, vgl. Sure 2,178 oder 4,92), ein Mann etwa mit 100 Kamelen, eine Frau mit 50 und ein unbedeutender Ungläubiger muß nur 30 Kamele an das Gericht bezahlen, um freizukommen. Im Iran beträgt der Blutpreis derzeit für einen muslimischen Mann 100 fehlerlose Kamele, 200 Kühe oder 1.000 Hammel, 200 jemenitische Gewänder und 1.000 Dinar oder 10.000 Silberdirham. Der Aufklärung oder Humanisierung der Scharia sind unter solchen Normen enge Grenzen gesetzt.

 

Da im Arabischen der Terminus „Neuerung“ für Verfälschung und Abweichung vom vorgezeichneten Glaubensweg der frommen Vorväter steht (as-salaf as-salih), also jede Annäherung an westliche Menschenrechte Ketzerei wäre, ist keinesfalls auf eine Änderung der Bestrebungen, auch in Europa einen islamischen Gottesstaat zu errichten, zu hoffen. „Die Scharia ist der Königsweg, die gerade Straße, das ideale Gesetz Gottes, das allen menschlichen Gesetzeswerken überlegen ist, weil sein Urheber Gott selbst ist“ zitiert Schirrmacher diverse Korangelehrte.

 

Unter all den bekannten Mißachtungen der Menschenrechte und demokratischer Verfassungen und Grundrechte seitens islamischer Gläubigen muß die Frage gestattet sein: wurde den nach Europa zugewanderten Muslimen überhaupt zu Recht die Staatsbürgerschaft des jeweiligen Gastlandes verliehen und wäre die Verknüpfung von Religion und Gesetz nicht ein hinreichender Grund diese Privilegien, nämlich alle Rechte eines demokratischen Rechtsstaates in Anspruch zu nehmen, wieder rückgängig zu machen?

 

Leider sind den gutgläubigen und einseitig toleranten Europäern viele Zusammenhänge im Islam gänzlich unbekannt, denn nur so sind unsachliche, ja sogar falsche Aussagen von der Harmlosigkeit der lieben Moslems erklärbar. Eine Säkularisierung der islamischen Gesellschaft ist derzeit mit Sicherheit nicht in Sicht, das bedeutet aber auch, daß in Europa in Zukunft zweierlei, gänzlich unterschiedliche, Rechtsauffassungen gegeneinander stehen. Inwiefern die europäischen Rechtsstaaten dies zulassen werden, bleibt abzuwarten.

 

Der Koran als verbindliche Offenbarungsquelle aller Muslime, weist Aussagen auf, die in grobem Widerspruch zu unseren Grundauffassungen stehen. Fundamentalisten, die eine wortwörtliche Auslegung praktizieren, geraten unweigerlich in Widerspruch zu den Grundlagen unserer Gesellschaft. Dies sehen viele Moslems in Koran Sure 2, 2 begründet. Darin heißt es: „Dies ist das Buch, an dem nicht zu zweifeln ist, geoffenbart als Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“ Wer die folgenden Koran-Aussagen wortwörtlich als Legitimation für sein politisches Handeln heranzieht, gerät zwangsläufig in Konflikt mit unserer Rechtsordnung:

 

Koran Sure 2, 191: Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn die Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.

 

Koran Sure 33, 60: Wenn die Heuchler und diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, und die, welche Gerüchte in der Stadt verbreiten, nicht (von ihrem Tun) ablassen, dann werden wir dich sicher gegen sie anspornen, dann werden sie nur noch für kurze Zeit in ihr deine Nachbarn sein.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mission ohne Wiederkehr (16/07)

 

Selbstmordattentäter: Selbstopfer für das Vaterland, für die Religion oder für eine Ideologie haben mythische Tradition

 

 

 

Der heute weltweit stattfindende Kampf der Kulturen wird spektakulär geprägt vom islamistischen Terror. Tausende Selbstmordattentäter sind bereit, den Märtyrertod im Namen Allahs auf sich zu nehmen. Zwar ist im Islam der Selbstmord verboten, doch die „schihada“, das Märtyrertum, wird als religiöse Pflicht von Predigern wie dem Mufti von Jerusalem gerechtfertigt: „Die Feinde des Islam lieben das Leben, die Muslime aber lieben den Tod.“

 

Diese Bereitschaft zur Opferung des eigenen Lebens ist kein modernes Zeitgeistphänomen, sondern steht in einer langen Tradition von Mythen um Helden, zu allen Zeiten, bei unterschiedlichsten Kulturen, Nationen und Religionen. Bereits im 9. Jahrhundert v. Chr. führte das antike Assyrien religiös motivierte Kriege. Ihr Gott Assur rechtfertigte eine äußerst brutale Kampfmethode – „ad majorem Dei gloriam“ – quasi ein religiöser Gottesdienst. Heldengräber und Kultstätten ehren für ewig Volkshelden, welche selbstlos, den sicheren Tod vor Augen, ihre Pflicht erfüllten. Weltweit ist die Gedenkstätte bei den Thermophylen berühmt. Diese griechische Landenge verteidigten dreihundert Spartaner unter ihrem legendären König Leonidas gegen eine tausendfache Übermacht des persischen Heeres. Der Tod konnte sie nicht schrecken, ihre Motive beschrieb der Dichter Simonides, welche Friedrich Schiller folgendermaßen übersetzte: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dort, du hast uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl!“

 

Auch isländische, germanische und Wikingersagen erzählen von Heldentaten, und die Götter spielen dabei eine bedeutende Rolle. Im Kampf gefallene Heroen wurden nach Asgard, dem Sitz der Götter, in die Ruhmeshalle Wallhall gebracht. Hier bleiben sie, bis sie am Weltenende in die Ragnarök, die letzte Entscheidungsschlacht, ziehen werden. Die Sagen des frühen Mittelalters knüpfen an diese Tradition an.

 

Im „Rolandslied“ wird vom Opfertod der Nachhut der kaiserlichen Armee gegen die überwältigende Übermacht der Sarazenen in der Enge von Roncevaux berichtet, doch geht es primär um den Kampf Christen gegen Heiden - religiöse und nationale Motive vermengen sich miteinander. Diese christlichen Kämpfer waren für die Kirche ebensolche Märtyrer, wie diejenigen, welche wegen ihres Glaubens an Christus verfolgt und getötet worden waren. Den Kreuzrittern wurden die Vergebung ihrer Sünden und der Einzug ins Paradies versprochen. In der Romantik verherrlichten Dichter mit großer Leidenschaft die Taten der Helden. Heldenkult und Märtyrertum wurden etwa von Theodor Körner, dem Dichter der Napoleonischen Befreiungskriege, verklärt: „Nur in dem Opfertod reift uns das Glück“. In dieser Tradition des „Dulce et decorum est pro patria mori“ – süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben – steht das Gedenken an die Helden von Langemarck. Im November 1914 stürmten tausende Studenten und Mitglieder der Jugendbewegung „Wandervögel“ mit dem Deutschlandlied auf den Lippen gegen die feindlichen Stellungen an. Die Gefallenen waren aber nicht wirklich tot, so der Mythos, sondern sie ruhen im Schutze Christi. Ihre Gräber wurden zu Nationalheiligtümern, ihr Tod - ganz im Geiste von Ludwig Uhlands berühmten Gedicht „Der gute Kamerad“ – ist nur ein Übergang ins ewige Leben.

 

Das Dritte Reich kultivierte den Heldenkult, zu dem das Selbstopfer gehört, nahezu zur politischen Religion. So heißt es im Horst-Wessel-Lied: „Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen, marschieren im Geiste in unseren Reihen mit.“ Bei Appellen wurden nicht nur die Namen der Anwesenden verlesen, sondern auch die der gefallenen Kameraden, und stellvertretend rief jeweils einer der lebenden Kameraden bei Aufruf eines Toten: „Hier“.

 

Der letzte Funkspruch der 6. Armee aus Stalingrad erinnert an Leonidas und seine getreuen Spartaner: „Die 6. Armee hat getreu ihrem Fahneneid für Deutschland bis zum letzten Mann und bis zur letzen Patrone die Position bis zuletzt gehalten.“ Ernst Bertram, ein Freund von Thomas Mann, schrieb, daß nur Gräber Heimat schaffen, und die Toten uns Licht geben, erst über Särgen würden die Menschen ein Volk. Aber gerade das will der moderne und beliebige Zeiteist in Österreich verhindern, den toten Helden werden sogar ihre Ehrengräber geschändet. Idealismus wird durch Beliebigkeitskonsumismus ersetzt.

 

Nicht unerwähnt dürfen die japanischen Kamikazeflieger der Jahre 1944 und 1945 bleiben. Die Überlieferung der Samurais und die Religion des Schintoismus‘ spielen eine große Rolle dabei, für den Kaiser, der auch gleichzeitig als Gott verehrt wurde, sein Leben zu opfern. Diese Idealisten, welche es als ihre patriotische Pflicht betrachteten, in einem heiligen Krieg zu sterben, werden heute noch in Yasukuni, einem Heldenhain, nahezu religiös verehrt.

 

Allen Selbstopfermissionen ging die rituelle Aufnahme ihrer Mitglieder voran. Sie wurden in den Kreis einer ausgewählten Elite nur dann aufgenommen, wenn sie Initiationsprüfungen bestanden hatten. Sie waren zu allen Zeiten überzeugt, Kämpfer in einem gerechten Kampf in der besten Tradition ihrer jeweiligen Religion oder Nation zu sein. Außerdem teilten sie die Ansicht, das Kollektiv sei viel mehr wert als das Individuum, sowie die Überzeugung der rassischen oder religiösen Überlegenheit. Ihr bedingungsloser Einsatz versprach nicht nur einen Sieg der Nation oder Religion, sondern versprach auch persönliche Erhöhung, meist durch Belohnung im Jenseits.

 

Den heutigen islamischen Terroristen unterschiedlichster, weltweit operierender Organisationen, wird durch Gehirnwäsche eingetrichtert, daß auf Erden erst nach einem weltweiten Sieg des Islam Frieden und soziale Ordnung herrschen kann, da alle anderen Religionen und Ideologien die wahren Gläubigen verfolgen und den Untergang des Islam zum Ziel hätten. Der Islam lehrt, daß Märtyrer nicht betrauert werden dürfen, da im Paradies ein besseres Sein auf sie wartet. Mit folgenden Versprechen gelingt es den islamischen Fanatikern, auch noch  im 21. Jh. neue Selbstmordattentäter zu ködern: „Im Paradies erwarten den Märtyrer phantastische Gärten, Bäche mit klarem Wasser und über allem eine juwelenbesetzte Kuppel, die sich von Damaskus bis zum Südjemen erstreckt. Die Märtyrer ruhen auf Thronen und essen und trinken in größter Glückseligkeit. 70.000 Diener stehen für sie bereit, und siebzig schwarzäugige Frauen, allesamt noch unberührt, jung und vollbusig, warten nur auf einen Wink von ihnen.“ Vielleicht wirft diese skurrile Jenseitsmotivation ein bezeichnendes Licht auf die islamischen Terroristen des 21. Jahrhundert Eine wissenschaftliche Studie, welche islamische Terroristen psychologisch analysierte, kam zu folgendem Schluß: „Nach kritischen Geistern und unabhängigen Denkern unter ihnen zu suchen, wäre vergebliche Mühe.“

 

In der pazifistischen Tradition stehende christliche Märtyrer sind mit den Anhängern des Dschihad nicht vergleichbar, und historisch betrachtet hat sich der Islam durch seine Kriege verbreitet und nicht durch friedliche Missionierung.

 

Selbstopferung war und ist kein sporadisch auftretendes Phänomen. Nicht nur Menschen, die willens sind, Märtyrer zu werden, sind dafür notwendig, sondern auch Organisation und Koordination, welche schwache Menschen so indoktrinieren, dass sie ihr Leben für jenseitige Heilsversprechen wegwerfen.

 

 

 

Die türkische Gefahr (16/08)

 

Über die tatsächliche Lage in Kleinasien

 

Durch die Ankündigung Frankreichs, keine Volksabstimmung zum geplanten EU-Beitritt der Türkei abzuhalten, bleibt Österreich mit einem geplanten Referendum alleine übrig. Die Franzosen würden sicherlich gegen einen Türkeibeitritt stimmen, Staatspräsident Sarkozy will plötzlich sein Volk bevormunden und alle Macht den Politikern überlassen. Gerade deshalb wird die bei Herbig erschienene Analyse über Risken und Chancen der Türkei als EU-Mitglied, „Die türkische Gefahr“ des Orientalisten Hans-Peter Raddatz, zur Pflichtlektüre jedes politisch interessierten und mündigen Bürgers.

 

Auch die negative Entwicklung des „kranken Mannes am Bosporus“ läßt nichts Gutes für das christliche Abendland erwarten, denn die Armee will mit einem „Justizputsch“ die islamistische Partei Erdogans verbieten und weiter Krieg gegen die Kurden führen. Die Menschenrechte werden weiterhin mißachtet, Christen verfolgt und Systemkritiker wegen „Schmähung des Türkentums“ verurteilt. Das änderte sich auch nicht nach dem erfolglosen Besuch von Außenministerin Plassnik, die in der türkischen Zeitung Milliyet abfällig als „1,90 Meter blonder Eigensinn“ diffamiert wurde. Die Zeichen stehen auf Konfrontation, und Hans-Peter Raddatz analysiert die langfristigen Auswirkungen eines Beitritts der asiatischen Türkei: es droht eine Völkerwanderung, denn bereits für das Jahr 2015 wird mit mindestens zehn Millionen migrationswilligen Türken gerechnet, wobei der Großteil dieser asiatischen Horden in Österreich und Deutschland Zuflucht suchen will. Raddatz’ kulturhistorische und soziologische Analysen schärfen das Bewußtsein für diese Gefahren, welche von willigen Eurokraten nicht wahrgenommen werden wollen, weil primär ökonomische Interessen vertreten werden, mögliche bürgerkriegsähnliche Konflikte nimmt man dabei in Kauf. Die Türkei gehört nicht zu Europa. Das tat sie nie, weder geographisch noch kulturell.

 

Das Erbe der Antike, die jüdisch-christliche Ethik, die Renaissance und die Aufklärung sind an ihr genauso vorübergegangen wie an uns die Kultur des Harems. Zwar standen die Osmanen 1683 vor Wien, Polen und Reichstruppen aber konnten sie glücklicherweise vertreiben. Heute gehört nur noch ein Zipfel der Türkei, Türkisch-Thrakien, zu Europa. Wer ein außereuropäisches Land aufnimmt, muß sich auch Israels und der Maghrebstaaten, der Ukraine, Weißrußlands und Rußlands annehmen. Europa als geographische Einheit, als gemeinsamer Geschichts- und Kulturraum ginge zugrunde. Die Aufnahme der Türkei könnte die Europäische Union jährlich zwischen 17 und 28 Milliarden Euro kosten. Diese Schätzung zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ aus der Studie von EU-Kommissar Günther Verheugen. Der Orientalist warnt aus diesen und anderen Gründen vor unlösbaren finanziellen, kulturellen und demographischen Folgen eines Türkeibeitritts, seine kritische Stimme ist jedoch nicht allen demokratisch gebildeten Menschen willkommen. Zwei Deutschtürken betreiben eines der größten deutschsprachigen Internet-Portale für Muslime, den „Muslim-Markt“. Sie sind bekennende Fundamentalisten, werden vom Verfassungsschutz beobachtet und werben für einen Islam nach Art des iranischen Mullah-Regimes. Yavuz und Gürhan Özoguz wollen – so sagen sie – Brücken bauen zwischen Orient und Okzident, zwischen Muslimen und Christen. Raddatz steht ihnen im Wege, und so haben sie öffentlich aufgerufen: „Lassen Sie uns folgendes Gebet beten: Wenn der Islam so ist, wie Raddatz es immer wieder vorstellt, dann möge der allmächtige Schöpfer alle Anhänger jener Religion vernichten! Und wenn Herr Raddatz ein Haßprediger und Lügner ist, dann möge der allmächtige Schöpfer ihn für seine Verbrechen bestrafen“.

 

Raddatz hält den Islam für gefährlich und expansiv und sieht ihn als eine strukturell gewalttätige Religion, in der eine mehr oder minder gerade Linie von Allah zum Terror führt. Dagegen wird nicht argumentiert, sondern offen zur Bestrafung gehetzt. Kurz nach dem Interneturteil fällten Unbekannte im Garten des Orientalisten einen Baum. Raddatz nannte den Özoguz-Vorschlag einen „geschickt in ein Gebet verpackten Mordaufruf“, gerade das qualifiziert sein Buch zu einer objektiv-kritischen Informationsquelle. Übrigens: Von dereinst 250.000 Griechisch-Orthodoxen in Istanbul sind knapp 2.000 übrig geblieben, von mehr als zwei Millionen christlichen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch ganze 80.000 im Land. Die Ermordung von mehr als 1,5 Millionen christlicher Armenier durch die Jung-Türken gilt unter Historikern als erster Genozid im 20. Jahrhundert. Claude Mutafian (Universität Paris) schilderte die Geschichte der türkischen Verleugnung des Völkermordes. Kemal Atatürk, Gründer der Türkei, verleugnete die Existenz der Armenier, um den Anspruch der Türkvölker aus Mittelasien auf die Türkei zu rechtfertigen. Erst 1965, mit dem Segen der Sowjetunion, „erwachten die Armenier“, um den NATO-Partner Türkei an den Pranger zu stellen. Die Türkei hingegen spricht bis zum heutigen Tag von einem „Aufstand der Armenier“ und „tragischen Kriegsereignissen“.

 

Vergessen ist der zeitgleich stattgefundene Völkermord an über 500.000 christlichen Aramäern. Die Leidensgeschichte der aramäischen Christen ist weitgehend unbekannt; der ottomanisch-türkische Massenmord an über 500.000 von ihnen im Ersten Weltkrieg ist bisher von keinem einzigen Staat offiziell verurteilt worden. In der Türkei, die diese beiden Völkermorde bis zum heutigen Tag vehement bestreitet, steht bereits die öffentliche Erwähnung des Genozids an den Armeniern bis heute unter schwerer Strafe. Derzeit stellen in der Türkei alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, einen Bevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent – Tendenz sinkend. Entgegen den offiziellen türkischen Verlautbarungen führen Christen dort ein Dasein als Bürger zweiter Klasse. Kirchlichen Baumaßnahmen wird mit erheblichen Schikanen begegnet, kirchliche Einrichtungen werden immer wieder enteignet. Selbst kleinste bauliche Änderungen oder Renovierungsmaßnahmen an den Kirchen bedürfen der staatlichen Genehmigung. 1971 wurde die theologische Hochschule der griechisch-orthodoxen Kirche geschlossen, und im Jahre 1997 wurde den syrisch-orthodoxen Klöstern verboten, die aramäische Sprache zu lehren. Gleichzeitig sprießen die türkisch beeinflußten Moscheen in Europa wie Pilze aus dem Boden. In Deutschland etwa gab es im Jahre 1970 gerade mal drei Moscheen. 1997 waren es bereits über 2.700. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte und die evangelische Nachrichtenagentur „idea“ haben den türkischen evangelischen Pastor Ahment Guvener zum „Verfolgten Christen des Jahres 2003“ benannt. Im April 2003 wurde Pater Perre Brunissen bei einer islamistisch motivierten Messerattacke in der südtürkischen Stadt Samsun schwer verletzt. Zweien zum Christentum konvertierten Türken, Hakan Tastan (37) und Turan Topal (46), drohen neun Jahre Gefängnis. Der Vorwurf: Sie hätten den Islam beleidigt (Artikel 216 der türkischen Verfassung) und „vertrauliche Informationen über Staatsbürger gesammelt“ (Artikel 135).

 

In frischer Erinnerung sind die Morde an drei Bibelverlegern im osttürkischen Malatya. Auffallend zurückhaltend war die Reaktion deutschsprachiger Medien auf diese islamistisch motivierten Morde im EU-Bewerberstaat Türkei. Kaum ein deutscher oder österreichischer Politiker, der es wagte, entgegen der „political correctness“ Stellung gegen diese Skandalmorde zu beziehen. Keine österreichische Zeitung wagte es, die Verhöhnung und Beleidigung der Opfer und deren Angehöriger in einigen türkischen Zeitungen als Meldung aufzugreifen. Weder die, wegen radikalislamischer Ansichten ins Kreuzfeuer geratenen, türkischen Politiker Erdogan und Gül, noch der Gouverneur und kein einziger türkischer Bürgermeister waren bei der Beerdigung dabei. Gnade uns Gott, wenn weitere Antichristen die Invasion nach Europa fortsetzten.

 

Christenverfolgung und Islam (17/08)

 

Über die fehlende religiöse Toleranz von Moslems

 

 

 

Ausgerechnet am 1. April publizierte in der „Kleinen Zeitung“ der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Omar Al-Rawi, einen Artikel, in dem er doch tatsächlich Österreich vorwarf, Moscheebauten zu behindern, während in islamischen Staaten neue katholische Kirchen eingeweiht werden, ja sogar in Saudi Arabien gäbe es Hinweise, daß sich die rigide Haltung Andersgläubigen gegenüber langsam aufweicht. Der Artikel erinnert an wunderbare orientalische „Märchen aus 1001 Nacht“ – das böse Österreich „verstößt nicht nur gegen die Freiheit der Religionsausübung, sondern auch gegen den Gleichheitsgrundsatz, das Diskreminierungsverbot sowie gegen den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz“, während die guten Moslems „von der Meinungs- und Religionsfreiheit und der parlamentarischen Demokratie des Westens beeindruckt“ sind. Er lobt speziell die Staaten Syrien, Ägypten, Indonesien und Irak, in denen „es seit jeher Kirchen mit Kreuzen und Glockentürmen“ gab. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – allerdings nicht mehr in einem islamischen Staat, denn den Irak haben 600.000 Christen in den letzten Jahren fluchtartig verlassen, weil sie aus religiösen Gründen gejagt wurden.

 

Die Christenverfolgung in den islamischen Ländern ist also ein von den Medien nur allzu gern verschwiegener Alltag. Anfang April wurden bei der Entführung und Ermordung des chaldäischen Erzbischofs von Mossul, Paulos Faradj Rahho, auch gleich drei weitere Priester getötet. In einem „Presse“-Leserbrief vom 22. März stellte selbst der bekanntlich sehr liberale Grazer Pfarrer Wolfgang Pucher dazu bedauernd fest, daß „die bei uns lebenden muslimischen Mitbürger“ über die Christenverfolgung „beharrlich schweigen“. Pfarrer Pucher hat dann den Mut, endlich zu fragen, warum es Christenverfolgung in so vielen muslimischen Ländern gibt, wenn der Islam eine Religion der Toleranz und des Friedens ist, wie immer wieder betont wird. Darauf antwortet genau jener ehrenwerte Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft ­(IGGiÖ), daß eben die Bürgerkriegssituation im Irak dafür verantwortlich sei. In Österreich sollen hemmungslos Moscheen und Minarette islamisches Gebiet markieren, während in Staaten des Islam hunderttausende Christen vertrieben oder ermordet werden. Dazu der Herr Integrationsbeauftragte: „Wollten wir jede dieser Taten verurteilen, müßten wir fast stündlich solche Meldungen veröffentlichen. Es ist nicht unsere Aufgabe, wöchentlich Aussagen oder Rülpser Bin Ladens oder von wem immer in der Welt zu kommentieren.“

 

Kaum sind Millionen Moslems wegen einer Zeichnung, die sie gar nie gesehen haben, beleidigt und zünden Botschaften christlicher Demokratien an, erklären sich naive „tolerante“ Christen mit dem randalierenden islamischen Pöbel solidarisch. Christenverfolgungen in Staaten der Scharia jedoch werden totgeschwiegen. Wie gewaltig das Ausmaß dieser Verbrechen ist, wurde bereits 1999 in Berlin, anläßlich einer Tagung der Konrad Adenauer Stiftung thematisiert: „200, eher 230 Millionen“ verfolgte Christen wurde genannt und auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1949 verwiesen, nach der jede Person frei ihre Religion wählen darf, ohne dadurch verfolgt zu werden. Die Bischöfe Küng und Fischer widersprachen dem weltfremden Moscheenfreund und Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn bereits und sie widersetzten sich damit der islamischen Markierungsversuche im christlichen Abendland – sehr zum Ärger Al-Rawis: „Es wäre wirklich traurig angesichts solch positiver Entwicklungen in der islamischen Welt, wenn gerade Österreich, das als europäisches Modell im Umgang mit dem Islam gilt, sich von Meinungen durch Populisten oder konservative Bischöfe beeinflussen läßt und daß allgemeine Menschenrecht auf Religionsfreiheit für muslimische Bürger in Österreich einschränken würde.“

 

Zwei Fragen seien an diese Stelle erlaubt: Wie schauen nun diese „positiven“ Entwicklungen in der islamischen Welt tatsächlich aus? Und wie wird das Menschenrecht in islamischen Ländern gehandhabt? Dazu ein Zitat: „Juden und Christen sind dem Schweißgestank von Kamelen und Dreckfressern gleichzusetzen und gehören zum Unreinsten der Welt. Alle nichtmuslimischen Regierungen sind Schöpfungen Satans, die vernichtet werden müssen“ Worte eines Haßpredigers? Nein! Kein Geringerer als Ayatollah Khomeini, höchster schiitischer Geistlicher und in der Hierarchie der Schiiten somit gleichzusetzen mit der Rolle des Papstes im Christentum, qualifizierte mit eben diesen Worten auf zahlreichen seiner öffentlichen und weniger öffentlichen Veranstaltungen pauschal alle Christen, Juden und sonstige „Ungläubige“ der Welt ab.

 

Um es noch einmal deutlich zu sagen: In kaum einer Zeit wurden die Christen so hartnäckig und brutal verfolgt wie in der Gegenwart. Nach Quellen der „Evangelischen Allianz“ wird alle drei Minuten ein Christ wegen seines Glaubens hingerichtet und die „Katholische Kirche Schweiz“ berichtet, daß pro Jahr 100.000 Christen wegen ihres Glaubens von Muslimen ermordet oder zu Tode gefoltert werden. Jeder zehnte Christ ist nach Angaben der „Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“ Opfer von Diskriminierung und Gewalt. Laut dem Weltverfolgungsindex der Menschenrechtsorganisation „OpenDoors“ aus dem Jahre 2006 sind Christen die weltweit meistverfolgte Religion.

 

„Millionen Christen leiden wegen ihres Glaubens unter Benachteiligungen oder Verfolgung – sei es in islamischen Ländern, totalitären Staaten oder in Gebieten, in denen Gewalt herrscht. Sie gelten häufig als Bürger zweiter Klasse, denen selbst humanitäre Grundrechte verwehrt werden“, lautet das vernichtende Urteil von „OpenDoors“ zur Menschenrechtssituation der Christen. „OpenDoors“ hat in seinem „Weltverfolgungsindex“ auch eine Rangliste von 50 Staaten erfaßt, in denen Christenverfolgungen vorkommen. Das Fazit dieser weltumspannenden Studie ist erschreckend und aufschlußreich zugleich. In sechs der zehn Länder mit der schärfsten Christenverfolgung sowie in 37 der 50 erfaßten Länder herrscht der Islam.

 

Der angeblich laizistische Vorzeigestaat Türkei, dereinst von ihrem Gründer Atatürk als moderner, westlich ausgerichteter Staat gedacht, wandelte sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Richtung eines islamischen Fundamentalstaates. Ihr derzeitiger Präsident Erdogan sowie sein Mitstreiter Gül machen aus ihrer islamistischen Einstellung kein Hehl. Haben manche Europapolitiker vergessen, was Erdogan als Mitverfasser eines Manifests seiner Partei 1997 empfahl? - Die Vernichtung aller Juden und den Kampf gegen den Westen, indem man die „Demokratie nicht als Ziel, sondern als Mittel“ begreift. Und bis heute wird Erdogans folgende entlarvende Äußerung (gehalten bei einer Rede als Oberbürgermeister von Istanbul) sowohl seitens der Medien als auch der EU-Politiker entweder verharmlost oder schlichtweg ignoriert: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“

 

Weltweit beteuern islamische Geistliche unentwegt, Islam bedeute Frieden. „Unsinn!“, schreibt hierzu Hans-Peter Raddatz, einer der führenden westlichen Orientalisten und Mitverfasser der „Enzyklopädie des Islam“. Seiner Wortbedeutung nach bedeute „Islam“ nichts anderes als „Unterwerfung“ und „völlige Hingabe“ – und zwar an die Worte Mohammeds und die Glaubensgrundsätze des Koran, so Raddatz. Hauptziel des Islam sei die Unterwerfung aller Ungläubigen und letztendlich die Errichtung einer islamischen Weltherrschaft, des globalen „Dar-al-Islam“. Erst bei einer muslimischen Weltgemeinschaft zieht nach Überzeugung des Islam wahrer Frieden in die Welt ein.

 

Bis dahin gilt es, alle Ungläubigen so lange zu bekämpfen, bis sie sich dem Islam unterworfen haben. Hierzu Bassam Tibi: „Das Wort ‚Frieden‘ impliziert für einen Muslim die Erweiterung des ‚Dar-al-Islam‘ – des ‚Hauses des Islam‘ - auf die ganze Welt. Das unterscheidet sich vollständig von dem aufgeklärten Konzept des ewigen Friedens, welches das westliche Gedankengut beherrscht.“

 

Den Auftrag zur Weltherrschaft erhalten die Muslime von Allah persönlich. Aus dem Munde seines Propheten erfahren die Gläubigen: „Er ist’s (Allah), der seinen Gesandten (Mohammed) mit der Leitung und der Religion der Wahrheit entsandt hat, um sie über jede Religion siegreich zu machen, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist.“ (Heiliger Koran, Sure 61, Vers 9). In Sure 98 Vers 6 läßt Allah keinen Zweifel daran, was von den „Ungläubigen“ zu halten ist: „Siehe, die Ungläubigen vom Volke der Schrift (Anm.: gemeint sind Juden und Christen)…sie sind die schlechtesten aller Geschöpfe!“ Und damit jedermann weiß, wen Allah zu den Ungläubigen zählt, wird dieser Begriff geradezu im Stil einer wissenschaftlich-semantischen Begriffsbestimmung unzweideutig definiert: „Ungläubig sind gewiß diejenigen, die sagen: Christus, der Sohn Marias, ist Gott!“ (Sure 5 Vers 17).

 

Die erwähnte Bemerkung Khomeinis zu Juden und Christen muß vor dem Hintergrund der wahren Lehren des Islam als genau das gesehen werden, was sie ist: Die Äußerung eines gläubigen Muslim, der die Weisungen Allahs wortwörtlich nimmt. Dazu noch einmal der Orientalist Raddatz in einem Interview in der „Welt“ (17. Februar 2002): „Koran und Prophetentradition schreiben für jede islamische Gesellschaft vor, langfristig auch politisch dominant zu werden. Diesen Anspruch müssen die Muslime aufgeben. Diese Zumutung müssen wir den Muslimen abverlangen – oder wir müssen uns die Konsequenzen zumuten.“ Ein Integrationsbeauftragter als orientalischer Märchenerzähler ist eine theoretisch-komödiantische Sache, die brutale praktische Ermordung und Vertreibung von Christen durch Mohammedaner ein tragisches Faktum.

 

 

 

7.4. Religion bleibt das Opium für das Volk

 

 

 

„Wenn Torheit täte weh, o welch erbärmlich Schrein
würd in der ganzen Welt in allen Häusern sein?“

 

(Aus: „Torheit“ des Barock-Dichters Friedrich von Logau)

 

 

 

Den Glaube und die Sehnsucht nach Gott werden auch künftig Milliarden Menschen brauchen. Ob ganz still und alleine meditierend auf Sinnsuche oder in riesigen Massenveranstaltungen als Machtdemonstration zur Propaganda für religiös getarnte politische Ziele, Religionen werden mit der Menschheit immer untrennbar verbunden bleiben.

 

Es stellt sich allerdings bei kritischer Betrachtung der momentanen religiösen Entwicklung, speziell des expandierenden Islam, die Frage: Findet die Endschlacht von Armageddon schon im Diesseits statt? Alfred Ellinger, der Präsident der Vereinigung Österreichischer Kriminalisten in der Zeitschrift „Kriminalpolizei“ vom Februar 2007: „Geben wir uns keinen Illusionen hin. Europa wird das Schlachtfeld für einen großen Kampf zwischen der Ordnung des Islam und ihren Feinden. 40 % der Menschen in den arabischen Ländern sind jünger als 14 Jahre. 15 Mio. Muslime leben heute bereits in der Europäischen Union und die Überalterung Europas ist unübersehbar. Die muslimische Bedrohung wurde in Kastilien, Südfrankreich und letztlich vor Wien zurückgeschlagen. Aber heute ist die Grenze zwischen Europa und der islamischen Welt durchlässig, die Bedrohung Europas evident.
Wenn sich Europa nicht sehr schnell von einer völlig verfehlten Migrationspolitik, der Vision einer „multikulturellen Gesellschaft“ und einer verfehlten Toleranz im Umgang mit verhetzten Islamisten verabschiedet, wird der gebetsmühlenartige Aufruf zu „Dialog“ und „Toleranz“ zu ungeahnten Problemen und zu neuen politisch motivierten Glaubenskriegen in unseren Städten führen…Die Bibel ist in einem Zeitraum von mehr als 1.000 Jahren entstanden. Beim Koran waren es etwa 20 Jahre. Die Aussagen des Korans stammen aus dem Munde eines einzigen Mannes, des Propheten Muhammed. Im Islam ist nicht nur der Koran fundamental, sondern auch die Tradition, die so genannte „Sunna“. Ergänzt wird der Koran durch die Lebensbeschreibung des Propheten (Sira) und durch die Überlieferung der Aussagen Muhammeds (Hadith). Basierend auf diesen drei Quellen ist ein „Gottesgesetz“, die Scharia, entstanden. Es gehört zu den folgenschwersten Prinzipien islamischer Glaubenstradition, das Religionsgesetz, die Scharia, mit dem normativen Recht islamischer Gemeinschaften, der Politik und des Staates, zu identifizieren. Für den Islam ist es undenkbar, dass die Religion nur in einem Teilbereich des gesellschaftlichen Lebens Geltung haben könnte. Die Religion bestimmt und kontrolliert alle Bereiche des Staates. Alle zeitgenössischen islamischen Fundamentalisten bestehen auf der Durchsetzung einer umfassenden Ordnung des politischen, sozialen und individuellen Lebens. Ihrem Religionsverständnis zufolge ist der Islam ein vollkommenes System, das alle Belange des menschlichen Lebens erschöpfend regelt. Von vielen Fundamentalisten wird die Scharia mit dem Islam als solchem gleichgestellt. Der islamische Fundamentalismus bezieht sich daher nicht nur auf das Verständnis des Korans, sondern in gleichem Maße auf die Scharia, des im Frühmittelalter auf der Basis des Korans formulierten Gottesgesetzes. Wer sich der Scharia unterstellt, ist Muslim, wer sie zurückweist, gehört nicht zur Gemeinschaft der Gläubigen. Zum Kodex der Scharia gehören auch die berüchtigten „Hudud-Strafen“, wie Steinigung bei Ehebruch, Hand-Abschneiden für Diebstahl, Auspeitschung und viele andere barbarische Strafen, die selbst hier mitten im toleranten Europa von muslimischen Fundamentalisten gefordert werden. Nicht weniger aktuell ist die Diskussion um den Begriff des „Djihad, des heiligen Krieges“. Der „Djihad“ kann erst dann aufhören, wenn alle Menschen den islamischen Glauben angenommen oder sich dessen Herrschaft gebeugt haben: „Die Grenze des Islam ist die Grenze der Welt“. Gerade in unserer Zeit eines multikulturellen Gesellschaftsverständnisses ist es immer wieder verlockend, das mittelalterliche Spanien vom 10. bis 12. Jahrhundert, als ein islamisches Beispiel der Toleranz zu zitieren.
Dort, so soll vermittelt werden, hätte sich eine ideale multikulturelle und gemischt religiöse Gesellschaft gebildet, in der die christliche, die muslimische und die jüdische Kultur in relativer Harmonie zusammenleben konnten. Befasst man sich näher mit der Geschichte dieser Zeit, so ergibt sich aber ein ganz anderes Bild. Wohl ermöglichte die politische Struktur im muslimischen Spanien es den Christen und Juden, ihre Identität auch unter muslimischer Herrschaft eingeschränkt zu bewahren. Diese Haltung der islamischen Herrscher gegenüber den religiösen Minderheiten basierte auf dem Koran, der Muslimen vorschreibt, die Mitglieder der monotheistischen Religionen zu respektieren. Christen und Juden galten somit als geschützte Minderheiten, als so genannte „Dhimmis“. Die Wirklichkeit des täglichen Lebens war jedoch von Ausgrenzung geprägt. Juden und Christen galten als minderwertig. Entscheidende Positionen im Staat blieben ihnen selbstverständlich verwehrt und insbesondere das Steuerrecht spiegelte die gesellschaftliche Benachteiligung wider: Christen und Juden zahlten spezifische Steuern, eine Individualsteuer, und eine Grundsteuer, die sehr viel drückender waren, als die den Muslimen auferlegten Steuern. Der „Judenstern“ war keine Erfindung Hitler-Deutschlands. Auch im angeblich so toleranten Spanien des Mittelalters gab es Kleidervorschriften für „Dhimmis“. Christen und Juden mussten etwa im 12. Jahrhundert den so genannten „Zunnar“ tragen, die Juden in Granada mussten eine gelbe Mütze oder eine andere gelbe Kennzeichnung an ihrer Kleidung tragen. Einem Juden oder Christen war es verboten Waffen zu tragen oder auf einem Pferd zu reiten.
Ehen zwischen muslimischen Männern und christlichen Frauen waren erlaubt, aber die Kinder dieser Verbindung galten als Muslime. Umgekehrt war die Ehe zwischen einem christlichen Mann und einer muslimischen Frau untersagt. In manchen Gegenden wurden Christen und Juden mit Aussätzigen verglichen. Während der Herrschaft der nordafrikanischen Almoraviden und Almohaden im 11. und 12. Jahrhundert kam es zu Zwangsbekehrungen, Deportationen und zu massenhaften Emigrationen in das christliche Spanien. Das idyllische Bild eines muslimischen Spanien als Treffpunkt dreier Kulturen erscheint sohin völlig unangebracht.

 

Aber kehren wir in unsere Zeit zurück. Die westliche Welt und Europa gefällt sich gerne in der Rolle des toleranten Weltbürgers, der einen „gleichberechtigten Dialog“ mit dem Islam und den Muslimen führt. So wurde auch erst kürzlich in Wien eine „Imame-Konferenz“ abgehalten, in der dem Islam breite Gelegenheit gegeben wurde, seine Friedfertigkeit und Integrationsbereitschaft darzulegen. Von „Djihad“ und „Scharia“ war hier selbstverständlich keine Rede.

 

Soviel zu Toleranz und Friedfertigkeit im Islam. An den meisten Europäern ist bisher vorübergegangen, dass die Überalterung Europas und die gleichzeitige Bevölkerungsexplosion im Nahen Osten und in Nordafrika auf der einen Seite und die Tatsache, dass bereits 15 Mio. Muslime in der Europäischen Union leben andererseits und der Islam daher zu einem durchaus explosiven Importartikel geworden ist, vorübergegangen. Muslime, viele Muslime, auf der Flucht vor den Kriegen und Gräueln in ihren Heimatländern, haben den Islam und überwiegend einen fundamentalistischen, radikalen Islam, in die „bilad al-kufr“, die Länder des Unglaubens, gebracht. Diese neue Gattung von Islamisten fühlt sich nur einem radikalen Islam verpflichtet. Dem neuen Land, so meinen sie, schuldet man keine Loyalität, die Sozialleistungen, das Asylrecht, Internet und Funktelefone allerdings werden durchaus geschätzt. Integration oder gar Assimilation sind Worte, die ihnen unbekannt sind. Die Vorstellung der Europäer, dass der Pluralismus und die Vielfalt der offenen europäischen Welt zu einem anderen Verständnis des Islam führen müssten, hat sich nicht verwirklicht. Vielmehr ist in den „bilad al-kufr“, die Religion zum Instrument des Kampfes geworden. Man vergegenwärtige sich nur, dass etwa Mohammed Atta einer der Todespiloten des 11. September 2001 in Hamburg ausgebildet wurde. Man denke weiter an die Anschläge in Madrid (2004), London (2005) und an die gescheiterten Anschläge auf Züge in der Bundesrepublik Deutschland (2006). Über das Satellitenfernsehen, einem hervorragenden Instrument für die Entstehung des neuen Radikalismus, konnte man hören: „Ein Muslim hat keine Nationalität, außer seinem Glauben“ (Sayyid Qutb, ein Vordenker des radikalen Islamismus, der 1966 in Ägypten hingerichtet wurde).

 

Die islamische Welt hat sich, aufgestachelt durch Provokateure, maßlos über die „Mohammed-Karikaturen“ ereifert. Dass von Muslimen Juden mit Affen, Christen mit Schweinen und Frauen mit Hunden verglichen werden und auf diese Weise derart abgewertet werden, dass die Theologie die rigorose Beschränkung ihrer Lebensbedingungen, ihre permanente Kontrolle und gelegentlich sogar ihre Vernichtung zur natürlichen Pflicht macht, wird hier im toleranten Europa gar nicht zur Kenntnis genommen. Wir stoßen uns auch nicht daran, dass Muslime in ganz Europa Toleranz und eine Fülle von Rechten einfordern, die sie selbst zu gewähren, geschweige denn zu leben, nicht bereit sind. Europa träumt von einer Toleranz, die der Islam nicht kennt, träumt von einer „convivencia“, die es schon aus dem religiösen Verständnis des Islam nicht geben kann. Wir sprechen von einem „Dialog“, der in Wahrheit nicht geführt wird, da der Islam von etwas völlig anderem spricht als die europäischen Eliten. Schon aufgrund der in dieser Arbeit nur eingeschränkt dargestellten Koran-Texte muss es jedem gläubigen Muslim, noch vielmehr den führenden Kräften des Weltislam, geradezu absurd erscheinen, die Lebensformen von Christen, Juden oder anderen außerhalb des Islam stehenden, anzuerkennen, geschweige denn die eigenen koranischen Leitsätze ihres Herrschaftsanspruches außer Kraft zu setzen. Die islamische Ethik beruht auf der Dominanz des islamischen Rechtes, der Scharia. Für Muhammad Tantawi, Großmufti von Ägypten und Azhar-Scheich, ist es heilige Pflicht zu den Lehren des Islam zurückzukehren, um die Feinde Allahs zu bekämpfen und die heilige Erde von den Juden zu reinigen. Er erließ eine Fatwa ein Rechtsgutachten, dem zu entnehmen ist, dass Attentäter gerade dann zu Märtyrern werden, wenn bei ihren Anschlägen jüdische Frauen und Kinder in den Tod gerissen werden. Als Vorbild und Gewehrsmann zitiert er Adolf Hitler, der sich seinerseits auf eine Gewalt vermittelnde Gottheit bezog: „In dem ich mich der Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn“ (siehe Tantawi, Das Volk Israels im Koran und Sunna; Hannover'sche Allgemeine vom 18.04.2002; Jochmann, Adolf Hitler-Monologe im Hauptquartier, 313 f).“

 

In Europa hat man längst die Warnungen der geheimen CIA Studie ernst genommen. Dort wird analytisch dargelegt, dass spätestens um das Jahr 2020 in vielen europäischen Ballungsgebieten Bürgerkriege erwartet werden. CIA Chef Michael Hayden ließ seine Befürchtungen in der Washington Post veröffentlichen. Er folgerte aus diese Bürgerkriegsszenarien anlässlich einer Rede vor der Kansas State University, dass Teile Europas unregierbar sein werden. Die Bürgerkriege sollen als Hintergrund Migrationsbewegungen und mangelnden Integrationswillen haben, wobei sich Zuwanderer auch mit Waffengewalt rechtsfreie Räume erkämpfen. Die CIA geht davon aus, dass Teile Europas in sich zusammenbrechen werden und die EU in ihrer heutigen Form wahrscheinlich auseinander brechen wird. In Europa wurde als Gegenmaßnahme eine Sondereingreiftruppe für zukünftige Bürgerkriegskämpfe, EuroGendFor, gegründet. Die Bedrohungslage wird bereits intensiv von der Österreichischen Bevölkerung wahrgenommen, denn laut einer aktuellen IMAS–Studie sind 59% der Österreicher gegen den Bau von Minaretten. Es besteht eine tiefe Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung, denn 71% der Befragten glauben, dass der Islam mit westlichen Vorstellungen von Demokratie, Freiheit und Toleranz nicht vereinbar sei. Studienauftraggeber Erich Reiter, Chef des Instituts für Liberale Politik, weist darauf hin, dass auch Menschen mit Glaubenszweifeln die Unterschiede zwischen Christentum und Islam ähnlich sehen. 54% der Österreicher glauben, dass der Islam eine „Bedrohung für den Westen“ ist. Die Befragten haben aber zunehmend das Gefühl, über solche Bedrohungen nicht wirklich offen reden zu können. Das ergibt eine große Studie des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS zum Thema „Religion und Freiheit“: 72% der Österreicher kritisieren auch die mangelnde Anpassungsbereitschaft von hier lebenden Muslimen. „Österreich ist ein christliches Land und soll es auch bleiben“ – das sagen 61% der Befragten. 42% sagen auch „Je weniger Ausländer, desto besser“.

 

Aber die Massenzuwanderung und der Kinderreichtum der Migranten lässt das Schlimmste befürchten, werden doch die Muslime finanziell von Saudi Arabien und den reichen Emiraten unterstützt. Besonders der dominierende Moscheebau wird gefördert und dabei wird gar kein Hehl von der landnehmenden Absicht gemacht. „Fatih–Moschee“ heißen sehr viele der moslemischen Gebetshäuser, eine schwere Demütigung für Christen. Mehmet II. Fatih ließ 1453 seine Soldaten bei der Niederwerfung Konstantinopels drei Tage lang die christliche Stadt plündern, er war ein Christenhasser. „Die Straßen und Gassen färbten sich rot von Blut. Die Häuser wurden geplündert, Frauen, Männer und Kinder vergewaltigt. Gepfählt oder auf andere Art umgebracht. Die letzten Einwohner flüchteten sich in die christliche Kirche „Hagia Sophia“. Sie wurden mitsamt ihren Priestern, die die Messe lasen, erschlagen oder in die Sklaverei verschleppt.“ Berichtet die Zeitung „Welt“. In diesen türkischen Fath–Moscheen gibt es Unterricht für türkische Kinder. Dort wird der Stolz auf das Türkentum gelehrt, vom Okzident toleriert, während in der Türkei und anderen islamischen Staaten die brutale Christenverfolgung weitergeht. Nicht nur die Christen werden gezielt verfolgt und getötet, auch zum „Heiligen Krieg“, dem Jihad rufen wahnsinnige Moslemführer auf, zuletzt durch den Lybischen Staatspräsidenten Muammar Gaddafi. Da die Schweizer Bürger in einer Volksabstimmung ein Minarett–Verbot demokratisch beschlossen haben, bezeichnete sie der „Revolutionsführer“ als ungläubig: „Jeder Muslim in der Welt, der mit der Schweiz zusammenarbeitet, ist ein Abtrünniger und gegen den Propheten Mohammed, Gott und den Koran.“

 

Interessant und erwähnenswert sind die prophetischen Worte von Swen Hedin. Vor 70 Jahren geschrieben, heute bittere Realität: „Ein geschlagenes Deutschland bedeutet nach meiner Auffassung die Öffnung der Tore des grenzenlosen Asiens und seiner unübersehbaren Horden, und damit den Untergang der westlichen Kultur.“

 

 

 

Im Namen von Religionen wird auch in Zukunft viel Unheil und Leid über die Menschheit  im Diesseits hereinbrechen. Hoffentlich finden zumindest einige religiöse Gläubige Trost und Hoffnung beim Gedanken an eine Erlösung im Jenseits.

 

 

 

„Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen. Fast schäm‘ ich mich, mit ihnen zu schaffen; zur leckenden Lohe mich wieder zu wandeln, spür‘ ich lockende Lust. Sie aufzuzehren, die einst mich gezähmt, statt mit den Blinden blöd‘ zu vergehen, und wären es göttlichste Götter! Nicht dumm dünkte mich das! Bedenken will ich’s: wer weiß, was ich tu‘!“ Loge der Listige in Richard Wagners Rheingold zum Einzug der Götter in Wallhall, die nahende Götterdämmerung voraussehend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8. Die Zukunft der verrotteten Gesellschaft

 

 

 

„Erst wenn der letzte Fisch gefangen,

 

der letzte Bär getötet,

 

der letzte Baum gefällt ist,

 

werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

 

Botschaft der Hopi-Indianer

 

 

 

Nur Propheten und Astrologen glauben zu wissen, was morgen sein wird. Berthold Brecht meinte: "Wer die Wahrheit kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher."  Der Soziologe kann nur aus dem Ist-Zustand und der langfristigen Entwicklung mögliche gesellschaftliche Trends ableiten und die scheinen doch der Wahrheit zu entsprechen.

 

Nochmals zum Nachdenken: Seit 200 Jahren prägt die Industrialisierung das rasante Wachstum von Bevölkerung und Gütern. Die erzeugte Güter- und Dienstleistungsmenge wurde in diesem Zeitraum pro Kopf verelffacht, die durchschnittliche Lebenserwartung eines Erdenbürgers lag um 1800 bei dreissig Jahren und wird im Jahre 2050 wahrscheinlich auf achtzig Jahre ansteigen, damit einhergehend wird sich die Weltbevölkerung verzehnfacht haben, von 0,9 auf neun Milliarden Menschen. Was diese Belastung für natürliche Ressourcen, Natur und Umwelt bedeutet, ist überhaupt nicht vorstellbar. Der jährliche Rohstoffverbrauch pro Kopf der Bevölkerung in der industrialisierten Welt liegt heute bei sagenhaften 13 Tonnen! Der Wunsch nach gottgleicher Erkenntnis führte nicht nur zur Vertreibung aus dem Paradies, er endet anscheinend damit, dass die Menschheit die Mutter Erde zerstört. Dabei wollen die Menschen doch nur, laut Prof. Miegel: nicht soviel Stress (48%), Spaß haben (49%), Freundschaften pflegen (87%), eine intakte Familie haben (81%) und erst auf Platz 15 meinen 42%, dass sie ein höheres Einkommen wünschen. Doch anscheinend ist ohne Wachstum alles nichts, aber persönliche Zufriedenheit wird nicht erreicht durch die Sucht nach immer mehr Gütern. Grenzen und Tabus werden missachtet, Wachstum wurde zur modernen Religion, jede rationale Bewertung wird durch emotionalen Massenglauben an den Turbokapitalismus verdrängt. Wohin könnte solch eine Reise gehen? Vielleicht ins Nichts, wenn, ja, wenn…oder siegt die Philosophie des „hinter mir die Sintflut“ Denkens?

 

Die Themenschwerpunkte dieses Buches: Konflikte (die Tat) – Politik (die Bürokratie) – Gesellschaft (das Diesseits) – Religion (das Jenseits), werden auch in Zukunft das Schicksal der Menschen entscheidend beeinflussen. Alle Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind nicht mehr rückgängig zu machen, sie werden weitergehen, nur in noch rascherem Tempo. Eine mögliche Veränderung des derzeitigen konsumistischen gesellschaftlichen Weges scheint unwahrscheinlich.  Die meisten Menschen wollen nämlich keine gravierenden Veränderungen, sie hätten gerne ein glückliches Leben, im Grunde genommen genau so, wie sie es gewohnt sind. Sie merken allerdings einen gesellschaftlichen Wandel oft erst dann, wenn sie selbst betroffen sind. Arbeitsertrag soll ihnen Konsum ermöglichen, bei sofortiger Wunschbefriedigung, wenn das Geld nicht reicht muss ein Kredit her, in ihrer Freizeit wollen sie Statussymbole vorzeigen können und eine intakte Familie möge ihnen Glück und Geborgenheit spenden. Nur - immer häufiger brechen solche idealtypische Lebenskonstrukte zusammen, denn Arbeitslosigkeit, Ziellosigkeit, zunehmende Vereinsamung und Fremdheit, im eigenen Land, lassen eine Realität entstehen, welche individualistisch nicht mehr plan- und bewältigbar wird. Parallelen zu spätantiken Krisen zeigen die Grenzen der Wohlstandsgesellschaft auf. Globaler Wettbewerb, ja um mit Huntington zu sprechen, Kampf der Kulturen, wird immer mehr zur Realität.

 

Das Wachstum der Wirtschaft ist zur Ersatzreligion unserer Gesellschaft geworden. Alleine der weltweite Energiebedarf soll bis 2030 um 45% ansteigen. Vielen gilt es als Voraussetzung für Wohlstand, persönliches Glück und ein funktionierendes Gemeinwesen. Doch was ist, wenn es kein Wachstum mehr gibt? Was kann, was sollte an seine Stelle treten, um uns ein erfülltes Leben zu ermöglichen? Die beispiellose Wachstumsepoche, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, geht zu Ende, denn längst mehrt dieses Wachstum nicht unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt die Menschen. Dringend geboten ist ein intelligenterer Umgang mit den Gütern der Erde, die Achtung von Umwelt und Natur, vor allem aber ein grundlegend verändertes Verständnis unserer Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es geht um nichts Geringeres als ein zukunftsfähiges Lebenskonzept. Lange Zeit galt die Gleichsetzung von Wachstum und Wohlstand als die Garantie für die bestmögliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Sie wurde geradezu wie ein Glaubenssatz gehandelt und wer diesen in Frage stellte, wie einige Wissenschaftler schon in den siebziger Jahren im Zuge der beginnenden ökologischen Debatte, war bald ausgegrenzt. Doch die Situation des Planeten, der Klimawandel und die Finanzkrise haben die alten Glaubenssätze dermaßen erschüttert, dass bis in die Kreise der Wachstumsideologen hinein begonnen wird, von einer Entwicklungsstrategie unserer Gesellschaft zu sprechen, die einen qualitativen Wohlstand ohne Wachstum verspricht. Je eher die Individuen in ihrem eigenen Lebensumfeld und Alltag der Qualität vor der Quantität den Vorzug geben, je eher sie sich nicht nur abfinden mit einer nötigen Entwicklung, sondern sie selbst mit gestalten über ihre Arbeit, ihren Konsum und ihr Freizeitverhalten, desto schneller wird sich ein dringend nötiger Paradigmenwechsel auch von unten durchsetzen und nicht nur durch ebenso nötige politische Entscheidungen von oben. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde in Österreich der Wohlstand maximiert, zu Gunsten des wirtschaftlichen Wachstums und zu Lasten des menschlichen Wertesystems. Nun wäre es höchste Zeit diese Entwicklung gezielt zu bremsen. Nur, wer wagt die Umsetzung von theoretischen Erkenntnissen in praktische Programme der Alltagsveränderung? Hoffnung allerdings gibt es, denn die autochthonen Österreicher bewältigten in der Vergangenheit viele Krisen, warum also nicht auch die aufgezeigten Probleme mit Mut und Engagement lösen?

 

Allerdings ohne radikale gesellschaftliche Reformen, verbunden mit grossen persönlichen Veränderungen des Individuums werden die anstehenden Probleme nicht zu lösen sein. Die Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft wird sich zu einer Netzwerkgesellschaft entwickeln. Der Einzelne wird seine individuellen Angelegenheiten mit Freunden im Netzwerk bewältigen müssen, staatliche Überregulierung wird der Verantwortung des Einzelen für die Gestaltung seines Lebens weichen müssen. Nur mehr wirklich Bedürftige werden auf die Solidarität des Souveräns hoffen dürfen, die Vollkaskogesellschaft wird ein unfinanzierbares Relikt des zwanzigsten Jahrhunderts werden. Freiheit als sozialer und politischer Wert ist derzeit gar nicht modern, denn eine Umfrage des deutschen Emnid-Instituts ergab, dass nur 42% der West- und 28% der Ostdeutschen gerne selbständig für ihr Leben verantwortlich sein wollen, die Masse ist lethargisch wie immer. Das aber ist ein Zeichen, wie schwach, ja wie verrottet die Wohlstandsgesellschaft tatsächlich bereits ist. Wieder einmal wird sich auch Darwins Evolutionstheorie vom „Überleben der Stärkeren“ bewahrheiten, das aber heißt, der westliche Mensch des 21sten Jahrhunderts wird sich raschest den sich abzeichnenden Veräderungen stellen müssen, mit allen Chancen und Risken oder von starken Gesellschaften abgelöst werden. Karlheinz Descher formuliert dies in „Alla tedesca“ ganz drastisch: „Vom Krieger zum Arschkriecher – Teutoniens Weg im 21. Jahrhundert“.

 

Mut und Hoffnung lässt sich auch aus dem wohl großartigste Werk der deutschen Dichtkunst schöpfen, aus Goethes Faust: Am Ende der Tragödie ist Faust, hoch betagt und erblindet, sehend geworden. Nach lebenslangem Streben und Irren hat er seinen Egoismus abgelegt und einen Lebenssinn entdeckt: Den Einsatz seiner Fähigkeiten für die Mitwelt. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe:

 

 

 

„Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,

 

Der täglich sie erobern muß.

 

Und so verbringt, umrungen von Gefahr,

 

Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.

 

Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn

 

Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.

 

Es kann die Spur von meinen Erdentagen

 

Nicht in Äonen untergehn

 

Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange

 

Ist sich des rechten Weges wohl bewußt

 

Wer immer strebend sich bemüht,

 

Den können wir erlösen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9. Literaturhinweise und Internetseiten

 

Andreski, Stanislav: Die Hexenmeister der Sozialwissenschaften.

 

Arnim, Hans Herbert von: Vom schönen Schein der Demokratie.; Das System.; Ein fetter Bauch regiert nicht gern.

 

Asad, Muhammad/Ahmad von Denffer/ Yusuf Kuhn: Die Botschaft des Koran - Übersetzung und Kommentar.

 

Baberowski, Jörg: Der rote Terror.

 

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft – auf dem Weg in eine neue Moderne.; Was zur Wahl steht.

 

Beham, Mira: Kriegstrommeln – Medien, Krieg und Politik.

 

Beninger, Werner: Beamtenrepublik Österreich.

 

Benoist, Alain de: Aufstand der Kulturen – Europäisches Manifest für das 21. Jht.

 

Bittrich, Dietmar: Achtung, Gutmenschen.

 

Brettschneider (Hg.): Maß genommen – Österreich in der Meinungsforschung.

 

Broder, Henryk: Hurra, wir kapitulieren – von der Lust am Einknicken.

 

Buchanan, Patrick: Der Tod des Westens.

 

Canetti, Elias: Masse und Macht.

 

Cleary Thomas: das Tao der Politik – Leitlinien für eine neue politische Kultur.

 

Courtois/Werth/Panne´/Paczkowski/Bartosek/Margolin:Das Schwarzbuch des Kommunismus – Unterdrückung, Verbrechen und Terror.

 

Czernin, Rudolf: Das Ende der Tabus – Aufbruch in der Zeitgeschichte.; Wahrheit und Lüge – eine Abrechnung mit dem Sozialismus.; Vom Liberalismus zur Anarchie.

 

Dachs/Gerlich et al.: Handbuch des politischen Systems Österreichs.

 

Dahrendorf, Ralf: Homo Sociologicus.

 

Dickinger, Christian: Die Skandale der Republik.

 

Dinter, Elmar: Held oder Feigling.

 

Dollinger, Hans: Schwarzbuch der Weltgeschichte – 5000 Jahre der Mensch des Menschen Feind.

 

Eibl-Eibesfeldt, Irenäus: der vorprogrammierte Mensch.; Krieg und Frieden – aus der Sicht der Verhaltensforschung.

 

Eichenhain, Max: 2034 Der Abschied vom Abendland.

 

Emmerich, Klaus: Konkurs einer Kaste – vom Elend der Parteien.

 

Fallaci, Oriana : Die Kraft der Vernunft.; Die Wut und der Stolz.

 

Fatima Merussi, Fatima : Der politische Harem. Mohammed und die Frauen.

 

Friesl/Polak/Hamachers-Zuba: Die Österreicherinnen Wertewandel 1990 – 2008.

 

Gabriel, Mark: Terroristen – eine Reise in ihre religiöse Gedankenwelt.

 

Girtler, Roland: Randkulturen.; Der Strich.; Wilderer.; Rotwelsch.; Die Lust des Vagabundierens.; Schmuggler.; Echte Bauern.; Über die Grenzen.; Sommergetreide.; u.a.

 

Goffman, Ervin: Wir alle spielen Theater – die Selbstdarstellung im Alltag.

 

Gronemeyer, Marianne: Die Macht der Bedürfnisse – Überfluss und Knappheit.

 

Gülay, Cem: Türken-Sam, eine deutsche Gangster-Karriere.

 

Gürster, Eugen: Die Macht der Dummheit – verdrängte Probleme der Bildungsgesellschaft.

 

Hereth, Michael: Alexis de Tocqueville – die Gefährdung der Freiheit in der Demokratie.

 

Höbelt, Lothar: 1848 – Österreich und die Deutsche Revolution.

 

Haller/Holm/Müller/Schulz/Cyba: Österreich im Wandel – Werte, Lebensformen und Lebensqualität 1986 – 1993.

 

Huizinga, Johan: Homo Ludens.

 

Huntington, Samuel: Kampf der Kulturen.

 

Joas, Hans: Die kulturellen Werte Europas.

 

Keegan, John: Die Kultur des Krieges.

 

Kennedy, Paul: Aufstieg und Fall der grossen Mächte.

 

Klambauer, Otto: Der Kalte Krieg in Österreich.

 

Klotz, Eva: Georg Klotz – Freiheitskämpfer für die Einheit Tirols.

 

Konzelmann, Gerhard: Wem gehört Mekka – Krisenherd Saudi-Arabien.

 

Kosiek, Rolf: Die Frankfurter Schule und ihre zersetztenden Auswirkungen.

 

Le Bon, Gustave: Psychologie der Massen.

 

Leser, Norbert: …auf halben Wegen und zu halben Taten – politische Auswirkungen einer österreichischen Befindlichkeit.

 

Lorenz, Konrad: Das sogenannte Böse.

 

Löw, Konrad: Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie, Marx & Engels - die Väter des Terrors.

 

Laqueur, Walter: Krieg dem Westen.

 

Lohausen, Heinrich Jordis von: Denken in Völkern – die Kraft von Sprache und Raum in der Kultur- und weltgeschichte.

 

Mai, Mukhar: Die Schuld eine Frau zu sein.

 

Marx, Karl: Das Kapital.; Das kommunistische Manifest.

 

Mertensack, Adelgunde: Muslime erobern Deutschland.

 

Meyer/Kampmann: Politik als Theater – die neue Macht der Selbstdarstellung.

 

Michels, Robert: Soziologie des Parteiwesens.

 

Miegl, Meinhard: EXIT – Wohlstand ohne Wachstum.; Die deformierte Gesellschaft.

 

Mölzer, Andreas: Europa 2084 – Orwell lässt grüssen.

 

Musial, Bogdan: Kampfplatz Deutschland - Stalins Kriegspläne gegen den Westen.

 

Münkler, Herfried: Die neuen Kriege., Imperien.

 

Nawratil, Heinz: Vertreibungsverbrechen an Deutschen.; Der Kult mit der Schuld.; Schwarzbuch der Vertreibung 1945 – 1948 – das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit.

 

Necla Kelek, Necla Kelek: Himmelsreise.; Die fremde Braut.; Bittersüße Heimat.; Die verlorenen Söhne.

 

Opaschowski, Horst: Freizeitökonomie, Marketing von Erlebniswelten.; Erlenbniswelten im Zeitalter der Eventkultur – Kathedralen des 21. Jhts.; Der kalkulierte Wahnsinn – Extremsport als Zeitphänomen.; Was uns zusammenhält.; Das gekaufte Paradies – Tourismus im 21. Jht.

 

Ortega y Gasset, Jose´:Der Aufstand der Massen.

 

Pelinka/Plasser (HG.): Das österreichische Parteiensystem.

 

Platon: Der Staat (Politeia).

 

Popper, Karl: Alles Leben ist Problemlösen.; Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.

 

Portisch, Hugo: Österreich I.; Österreich II.

 

Pretterebner, Hans: Der Fall Lucona.

 

Prisching, Manfred: Die zweidimensionale Gesellschaft.; Die McGesellschaft.; Das Selbst, die Maske, der Bluff.

 

Pust, Ingomar: Titostern über Kärnten 1942 – 1945 – totgeschwiegene Tragödien.; Die steinerne Front.

 

Radatz, Hans-Peter: Die türkische Gefahr.

 

Raspail, Jean: Das Heerlager der Heiligen.

 

Rauchensteiner, Manfred: Der Sonderfall – Die Besatztungszeit in Österreich 1945 bis 1955.; Der Krieg in Österrich `45.

 

Riesman, David: Die einsame Masse.

 

Ritzer, Georg: Die McDonaldisierung der Gesellschaft.

 

Schachinger, Werner: Die Bosniaken kommen – Elitetruppe in der k.u.k. Armee 1879 – 1918.

 

Schirrmacher, Christine: Frauen und die Scharia. Die Menschenrechte der Frauen im Islam.

 

Schmitt, Carl: Der Begriff des Politischen.; Theorie des Partisanen.

 

Scholl-Latour: Kampf dem Terror, Kampf dem Islam?; Allahs Schatten über Atatürk.; Allah ist mit den Standhaften.; Die Angst des weißen Mannes.

 

Schönberger, Alwin: Almrausch – die Alltagstragödie hinter der Freizeitmaschinerie.

 

Schumacher, Ernst Friedrich: Small is Beautiful – die Rückkehr zum menschlichen Maß.

 

Schüssel, Wolfgang: Offengelegt.

 

Simmel, Georg: Philosophie des Geldes.; Der Fremde.; Philosophische Kultur – über das Abenteuer, die Geschlechter und die Krise der Moderne.

 

Sinn, Hans-Werner: Ist Deutschland noch zu retten?

 

Sichelschmidt, Gustav: Wie im alten Rom – Dekadenzerscheinungen damals und heute.; Tollhaus Deutschland – der tägliche Wahnsinn.; Deutschland verblödet – wem nutzt der dumme Deutsche?

 

Sloterdijk, Peter: Die Verachtung der Massen – Versuch über Kulturkämpfe in der modernen Gesellschaft.

 

Spannocchi, Emil: Verteidigung ohne Schlacht.

 

Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes.

 

Spiegel-spezial: Rätsel Islam

 

Stolz, Rolf: Kommt der Islam?; Die Mullahs am Rhein.

 

Sun Tsu: Über die Kriegskunst – wahrhaft siegt, wer nicht kämpft.

 

Tarnas, Richard: Das Wissen des Abendlandes – das europäische Weltbild von der Antike bis zur Moderne.

 

Tibi, Bassam: Im Schatten Allahs – der Islam und die Menschenrechte.

 

Tuchmann, Barbara: Die Torheit der Regierenden.

 

Tworuschka, Monika und Udo: Religionen der Welt in Geschichte und Gegenwart.

 

Uhle-Wettler, Franz: Der Krieg – gestern heute, morgen?

 

Ulfkotte, Udo: SOS Abendland; Vorsicht Bürgerkrieg.; Heiliger Krieg in Europa.; Propheten des Terrors.; Der Krieg in unseren Städten.; Grenzenlos kriminell.

 

Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein.; Wie wirklich ist die Wirklichkeit.; Münchhausens Zopf.

 

Weber, Max: Schriften 1894 – 1922.

 

Winkler, Hermann: Asylconnection.

 

Werfel, Franz: Die vierzig Tage des Musa Dagh.

 

 

 

 

 

http://sosheimat.wordpress.com/

 

http://www.islaminstitut.de/Fatawa-Archiv.39+M5041782b4c3.0.html

 

http://www.akte-islam.de/20.html

 

http://www.igfm.de/fileadmin/igfm.de/pdf/Publikationen/Menschenrechte_2004_1.pdf

 

http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_verfassungsschutz/

 

http://www.bmi.gv.at/cms/BK/publikationen/krim_statistik/start.aspx

 

http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-1127/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-245/i.html

 

http://www.spiegel.de/thema/tuerken_in_deutschland/

 

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